Seebeben - Djaimilia Pereira de Almeida
Beschreibung des Verlages:
Der alte Boa Morte zieht durch die
Gassen Lissabons, findet Obdach in verborgenen Winkeln, lauscht dem
Gebimmel erzürnter Straßenbahnen und dem Gesang der Betrunkenen. Früher
hat er in der Kolonialarmee gegen die Unabhängigkeit seiner Landsleute
gekämpft, heute verdient er sich als Parkplatzeinweiser ein paar Münzen
für die nächste Mahlzeit. Zusammen mit seiner Freundin Fatinha erhascht
er Momente der Zufriedenheit, wenn abends zu ihren Füßen die Lichter des
Viertels aufleuchten. Doch seine Erinnerungen fordern ihren Tribut, und
die dunklen Bilder seiner Vergangenheit hüllen die Farben der Stadt in
einen grauen Schleier.
Ohne zu urteilen, erzählt Almeida von einem Gestrandeten, den die
Geschichte vergessen will, der selbst jedoch seine Geschichte nicht
vergessen kann.
Inhalt:
Boa Morte lebt auf den Strassen Lissabons und notiert dabei seine Lebensgeschichte, um diese seiner Tochter Aurora zu vermachen. Er weiss nämlich, dass er nicht mehr lange zu leben hat, ein Nabelbruch, den er nicht behandeln lassen kann, wird ihn bald sterben lassen.
Erinnerungsfetzen aus seiner Zeit in der Armee, das Ausharren in der prallen Sonne, während er die Autos fremder Menschen auf Parkplätzen bewacht und die glücklichen Stunden in einem gemeinschaftlich genutzten Garten vermengen sich in seinen Erzählungen zu poetischen Betrachtungen seines Alltags.
Meine Meinung:
Dieses Buch musste ich mir erarbeiten. Die poetische Sprache zwingt zur Langsamkeit und lässt dafür um so tiefer eintauchen in ein Leben, das von Armut, Schmerzen und Ungewissheit geprägt ist. Boa Morte hat im Laufe der Jahre aber begonnen, seine Umgebung und seine Mitmenschen um so gründlicher zu beobachten, dankbar zu sein für alle Gesten der Nähe und Freundschaft und für alle positiven Überraschungen und Begegnungen, die von der Gleichgültigkeit abweichen, die ihm sonst oft entgegenschlägt. Er nimmt jeden Tag, wie er kommt, versucht, stets optimistisch zu bleiben und lässt sich immer wieder neu auf seine Mitmenschen ein. Er ist ihnen Vaterfigur und Freund zugleich. Da sind Fatinha, die in einer Strassenbahnhaltestelle lebt, der junge Drogensüchtige Vando oder Dona Idalina, die ihnen das Gartengrundstück besorgt hat. Und da ist noch sein vierbeiniger Freund Jardel, ein zugelaufener Hund, der ihm nicht mehr von der Seite weicht, im Nähe und Trost und Lebensfreude schenkt.
Boa Mortes Gedankengänge und Briefe an seine Tochter haben mich tief berührt und mich selber immer wieder innehalten lassen. Sein reflektierter Blick auf das Leben und Sterben, seine eigene Vergangenheit und Familie ist sprachlich einzigartig ausgearbeitet und mit viel Geschick erzählt. Ich bin schon ganz gespannt auf weitere Bücher von Djaimilia Pereira de Almeida.
Meine Empfehlung:
Mit diesem zugleich kraftvoll und behutsam erzählten Roman holt Djaimilia Pereira de Almeida einige Menschen, die sich sonst am Rande der Gesellschaft befinden, in die Mitte ihrer Geschichte. Wer sich darauf einlassen kann, wird mit berührenden Überlegungen und Gedanken belohnt. Ein stiller Roman, der um so länger nachhallt.
Zusätzliche Infos:
Titel: Seebeben
Originaltitel: Maremoto
Autorin: Djaimilia Pereira de Almeida, geboren 1982 in Luanda, Angola, wuchs in
Portugal auf. Sie ist promovierte Literaturtheoretikerin, Autorin und
schreibt für verschiedene Zeitschriften und Magazine. Sie erhielt 2018
ein Stipendium vom portugiesischen Kulturministerium und wurde mit
mehreren Preisen und Auszeichnungen geehrt, u. a. mit dem Prémio
Literário Fundação Inês de Castro 2018, dem Prémio Literário Fundação
Eça de Queiroz 2019 und dem Prémio Oceanos 2019. Almeida lebt in
Setúbal.
Sprache: Deutsch
Aus dem Portugiesischen von: Barbara Mesquita
Gebunden mit Schutzumschlag: 160 Seiten
Erstauflage: 13.2.2023
ISBN: 978-3-293-00595-2
Kurzrezension: Seebeben
Rezension: Himmelsee – Über den Wellen leuchtet das Glück (Himmelsee 1)
Rezensionsexemplar aus dem Verlag Harper Collins via Bloggerportal, vielen Dank!
Beschreibung des Verlages:
Linna Franke kehrt mit ihrem kleinen Sohn von Düsseldorf in ihren Heimatort Himmelsee an der Ostseeküste zurück, als ihre Mutter ins Krankenhaus muss. Linna hatte Himmelsee vergessen wollen, nun holt alles sie wieder ein: dass sie zwischen den Brüdern Nik und Jörn stand und nach einem tragischen Unfall jede Freundschaft zerbrach. Während sie im Familienhotel Kranichglück aushilft, begegnet sie alten Bekannten wieder und kehrt zu ihren Wurzeln zurück. Und plötzlich tun sich neue Wege für sie auf – nicht nur beruflich, besonders emotional. Denn sowohl Jörn als auch Nik sind ebenfalls in Himmelsee, und sie alle drei stehen plötzlich wieder dort, wo alles begann: an der schimmernden Ostsee hinter dem Kiefernwald.
Inhalt:
Linna Franke lebt mit ihrem Partner Ilja und dem gemeinsamen Sohn Miko in Düsseldorf, beginnt aber mehr und mehr an ihrer Beziehung zu Ilja zu zweifeln. Als ein Notfall sie dann auch noch in ihre alte Heimat Himmelsee zwingt, wo im Hotel ihrer Eltern jede helfende Hand gebraucht wird, muss sie sich längst verdrängten Gefühlen stellen. Nach einem verheerenden Unfall hat sie Himmelsee nämlich vor Jahren überstürzt verlassen und dabei gleich zwei Herzen gebrochen...
Meine Meinung:
Ich habe schon einige Nordseebücher von Tanja Janz gelesen und bin immer gerne in ihre gemütlichen Geschichten mit den schönen Beschreibungen eingetaucht. Mit "Über den Wellen leuchtet das Glück" beginnt eine neue Reihe, die diesmal an der Ostsee spielt. Linna hat mir als Protagonistin sehr gut gefallen und ich habe gerne von ihrem Arbeitsalltag im Hotel ihrer Eltern gelesen. Die kleinen und grösseren Herausforderungen für die Hoteliersfamilie Franke waren mitten aus dem Leben gegriffen und auch wenn sich natürlich in diesen Romanen oft alles ein wenig gar einfach fügt, hat diese Geschichte mich sehr gut unterhalten.
Schreibstil und Aufbau:
Tanja Janz schafft es stets, eine Wohlfühlatmosphäre zu schaffen und ihre Figuren und Szenerien mit wunderschönen Beschreibungen zum Leben zu erwecken. Sofort war ich eingehüllt von der Sprache, habe die salzige Luft gerochen, die verschiedenen Köstlichkeiten auf meiner Zunge zergehen lassen und den kühlen Wind auf meiner Haut gespürt.
Einzig die anfängliche Beziehungskrise zwischen Linna und Ilja hat mich stark gestört. Ilja ist nämlich Pilot und sehr viel unterwegs. Als er - einmal mehr - wegen einer Flugverspätung ein Versprechen brechen muss und Miko nicht vom Kindergarten abholen kann, beginnt Linna, an der Beziehung und Iljas Bereitschaft, für sie und Miko dazusein, zu zweifeln. Ich kann allerdings nur sehr bedingt nachvollziehen, dass man mit einem Piloten zusammen ist und ihm dann vorwirft, stets unterwegs zu sein...
Diese Rahmenhandlung hätte es für die ganze Geschichte auch gar nicht gebraucht, schliesslich hätte Linna auch einfach so notfallmässig nach Himmelsee reisen und dort auf ihre Vergangenheit und alte Liebschaften treffen können.
Ansonsten hat mir die Geschichte aber sehr gut gefallen und mir schöne Lesestunden beschert.
Meine Empfehlung:
Ich bin schon sehr gespannt auf die weiteren Bände aus Himmelsee und kann euch diesen Reihenauftakt nur herzlich empfehlen.
Zusätzliche Infos:
Titel: Himmelsee
Autorin: Tanja Janz wollte schon als Kind Bücher schreiben und malte ihre ersten Geschichten auf ein Blatt Papier. Heute ist sie Schriftstellerin und lebt mit ihrer Familie und zwei Katzen im Ruhrgebiet. Neben der Schreiberei und der Liebe zum heimischen Fußballverein schwärmt sie für St. Peter-Ording, den einzigartigen Ort an der Nordseeküste.
Sprache: Deutsch
Taschenbuch: 304 Seiten
Verlag: Harper Collins
Rezension: Die Schwestern
Die Schwestern - Daisy Johnson
Beschreibung des Verlages:
Die Schwestern Juli und September sind unzertrennlich: Sie teilen sich
einen Geburtstag, ein Handy, ein Bett. Doch als Juli sich für einen
Jungen aus der Schule interessiert, gerät die eigene kleine Welt der
Schwestern ins Wanken. Was geschah damals auf dem Tennisplatz der
Schule, im strömenden Regen? Was haben Juli und September getan, dass
ihre Mutter nicht mehr mit ihnen spricht? Juli weiß nur, dass sie
deswegen hier sind, in dem einsamen, verfallenen Cottage an der
englischen Küste. Während das Haus sich unter dem Gewicht von Zorn und
Trauer zunehmend auflöst, erinnert sich Juli plötzlich an ein
schreckliches Versprechen…
Inhalt:
Juli und September, September und Juli. September ist die ältere, dominantere Schwester. Die, vor der man sich manchmal fürchten muss. Und Juli ist sanfter, fügsamer, heftet sich wie ein Schatten an Septembers Fersen und vergisst dabei manchmal, sich selbst zu sein. Doch nach einem Ereignis, das Juli in der Zwischenzeit komplett verdrängt hat, wird die Familie aus ihrem Umfeld gerissen, die Mutter spricht nicht mehr mit den Töchtern und Juli beginnt, seltsame Dinge wahrzunehmen. Wird sie sich erinnern können, was damals in der Schule geschah?
Meine Meinung:
Das Buch ist mir schon einige Male begegnet und empfohlen worden und dann habe ich es mir ausgerechnet von meiner Schwester leihen dürfen. Von Anfang an herrscht eine bedrohliche Stimmung und bedrohlich ist auch September, die immer wieder zu weit geht, Grenzen überschreitet, Juli und sich selber in Gefahr bringt und ihre Mitmenschen ihre Kraft und ihre Wut spüren lässt. Doch warum ist sie so wütend? Und was verbirgt sich in den Schatten des einsamen Hauses, in dem die Familie Zuflucht findet?
Obwohl ich von Anfang an ahnte, wie alles zusammenhängen würde, hat mich die Art und Weise, wie diese Geschichte erzählt ist, überzeugt. Allerdings muss ich ehrlich sagen, dass ich aufgrund der Beschreibungen einen blutrünstigen Thriller oder zumindest Hochspannung erwartet habe. Spannung kam aber nicht wirklich auf und gegruselt habe ich mich auch überhaupt nicht, vielmehr ist Johnson eine Meisterin der leisen Töne. Sie schafft es, eine geheimnisvolle Atmosphäre zu schaffen, die stets ins Übernatürliche zu kippen droht. Trotzdem war mir die Geschichte insgesamt zu wenig intensiv und ich denke, dass eine andere Beschreibung besser zum Buch gepasst und auch andere Erwartungen geweckt hätte.
Meine Empfehlung:
"Die Schwestern" ist eine atmosphärische Erzählung, die mich gut unterhalten hat und die auch in jedem der drei Teile neue Überraschungen bereithält. Durch viele Leerstellen wird eine klug aufgebaute Geschichte erzählt, die es in sich hat. Mir persönlich hat Spannung gefehlt und für mich waren viele Ereignisse zu vorhersehbar, aber ich werde mir auf jeden Fall weitere Bücher der Autorin ansehen.
Zusätzliche Infos:
Titel: Die Schwestern
Originaltitel: Sisters
Autorin: Daisy Johnson, geboren 1990, war mit ihrem ersten Roman »Untertauchen«
die jüngste Autorin, die jemals Finalistin des Booker Prize war. Ihr
zweiter Roman »Die Schwestern« stand auf der Shortlist für die
Initiative »Futures« des Women's Prize for Fiction, welche die
talentiertesten britischen Nachwuchsautor*innen auszeichnet, und wurde
unter dem Titel »September & July« von Ariane Labed verfilmt. »Das
Hotel« ist ihr zweiter Erzählband; für ihre Kurzgeschichten erhielt sie
den Harper’s Bazaar Short Story Prize, den A. M. Heath Prize und den
Edge Hill Short Story Prize. Ihr immersives Theaterstück »Viola's Room«
hatte 2024 mit Helena Bonham Carter als Erzählerin Premiere. Daisy
Johnson lebt mit ihrer Familie in Oxford.
Sprache: Deutsch
Aus dem Englischen von: Birgit Maria Pfaffinger
Taschenbuch, Broschur: 192 Seiten
Verlag: btb
Erschienen am: 10.07.2024
ISBN: 978-3-442-77439-5
Rezension: Das letzte Viertel des Mondes
Dieses Rezensionsexemplar aus dem Blessing Verlag habe ich via Bloggerportal erhalten |
Das letzte Viertel des Mondes - Chi Zijian
Beschreibung des Verlages:
Eine alte Frau blickt auf ihr Leben: Sie ist die Witwe des letzten
Häuptlings der Ewenken, eines Nomadenvolkes an der russisch-chinesischen
Grenze. Ihre Existenz und die ihres Stammes sind bestimmt von den
klaren Regeln der Gemeinschaft, der engen Symbiose mit der Natur, den
Rentieren, der Jagd, den Wäldern. Doch im China des 20. Jahrhunderts
machen die politischen Umwälzungen auch vor der Welt der Nomaden nicht
halt. Die japanische Besetzung der Mandschurei zwingt die Männer in den
Krieg, der Sozialismus der Mao-Zeit die Familien in die Städte und in
geschlossene Häuser. Nur die alte Frau und ihre Sippe halten unbeirrt an
ihrer traditionellen Lebensweise fest.
Inhalt:
Innerhalb eines einzigen Tages erzählt die über neunzigjährige namenlose Erzählerin, die Witwe des letzten Häuptling der Ewenken - ihre Lebensgeschichte und die Geschichte ihres Volkes. Detailliert wird das Leben im Einklang mit der Natur, den Rentieren und den verschiedenen Geistwesen beschrieben. Mehr und mehr wird das Fortbestehen des Nomadenvolkes allerdings bedroht, Japanische Besatzer, die Sowjetunion sowie die Umbrüche der Moderne gefährden ihre Wälder, ihre Nahrung und ihren Frieden.
Meine Meinung:
Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich vor dem Lesen dieses Buches noch nie vom Volk der Ewenken gehört hatte und dies, obwohl dieses aus zahlreichen regionalen Clans bestehende Volk Nordasiens über ein Gebiet verstreut lebt, das grösser ist, als Europa. Chi Zijian hat es aber geschafft, dass ich mich mit der Geschichte der Ewenken auseinandergesetzt habe. Die chinesische Autorin liess sich vom Schicksal der ewenkischen Malerin Liu Ba zu diesem Roman inspirieren. Sie hat einige Monate bei einer Gruppe Ewenken gelebt, jahrelang recherchiert sowie sich mit dem ewenkischen Schriftsteller Ureltu ausgetauscht. Diese grandiosen Recherchen geben dem Roman eine besondere Tiefe und aus jedem Satz ist spürbar, mit welch grossem Respekt und Feingefühl sich Zijian der ewenkischen Kultur und Lebensweise angenähert hat. Dies hat mich tief beeindruckt.
Schreibstil und Aufbau:
Durch die sehr detaillierten, manchmal verzettelt wirkenden Beschreibungen und die vielen Namen ist mir der Einstieg ins Buch - trotz Personenverzeichnis im Anhang - nicht so gut gelungen. Auch hat mir zwar gefallen, dass die Erzählerin ihre ganze Familiengeschichte erzählt, diese wirkte allerdings teilweise wie eine Aufzählung. Die vielen Geschichten, Anekdoten und Märchen der Ewenken haben ein stimmiges Bild ihrer Kultur und ihres Glaubens vermittelt, der Roman plätscherte dadurch aber auch ein wenig vor sich hin.
In vier sehr ungleich langen Teilen wird ein Bogen von der Kindheit der Erzählerin bis in ihr hohes Alter geschlagen und die Bedrohung des Volkes wird dabei immer deutlicher, die Geschichte dadurch gegen Ende immer intensiver, was das ganze Können der Autorin zeigt.
Meine Empfehlung:
Dieses Buch benötigt ein wenig Zeit und Sitzfleisch. Es hat mich nicht ganz einfach in den Lesemonat Juni starten lassen, mir aber tiefe und sehr berührende Einblicke in das Leben und Schicksal eines bedrohten Volkes gewährt. Wer gerne etwas lernen und sich auf eine sehr ausufernde Geschichte einlassen will, ist mit dem Roman bestens beraten.
Zusätzliche Infos:
Titel: Das letzte Viertel des Mondes
Originaltitel: 额尔古纳河右岸
Autorin: Chi Zijian wurde 1964 in Chinas nördlichstem Dorf, Mohe, an der
russisch-chinesischen Grenze geboren. Seit ihrem literarischen Debüt
»Unter den Bäumen« 1983 hat sie mehr als vierzig Einzelwerke
veröffentlicht und gehört zu den erfolgreichsten Autorinnen Chinas. Ihr
Werk wurde dreimal mit dem Lu Xun-Literaturpreis ausgezeichnet. 2008
erhielt sie u.a. für ihr Werk »Landschaft im See« mit dem Mao Dun-Preis
die höchste Auszeichnung für Belletristik in China. 2004 erhielt sie das
Suspence-Sentence Fellowship der australischen James Joyce-Foundation.
Ihre Romane wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt, auf Deutsch ist
dies die erste Übersetzung.
Sprache: Deutsch
Aus dem Chinesischen von: Karin Betz
Hardcover mit Schutzumschlag: 416 Seiten
Verlag: Blessing Verlag
Erschienen am: 28.05.2025
ISBN: 978-3-89667-759-4
Lese-Statistik Mai 2025
Hallo ihr Lieben
Mit grosser Freude blicke ich auf einen wundervollen Mai zurück. Beruflich brachte er fünf Konzerte vor ausverkauften Rängen in Lausanne und Luzern sowie viele Proben und Auftritte mit meinen Schülerinnen mit sich und ich war viel unterwegs, habe viel am Schreibtisch gesessen, aber auch selber Konzerte besucht, meine Familie und viele Herzensmenschen getroffen, lecker gebruncht, gegessen und die neue Wohnung einer Freundin gefeiert.
Nur gelesen habe ich nicht so viel, wie geplant. Die vielen Zugstunden haben zwar Lesezeit gebracht, aber ansonsten hatte ich - vor allem bis zur Mitte des Monats - fast nie ein Buch in der Hand. Das ist aber ganz in Ordnung und sollte spätestens im Juli schon ein wenig anders aussehen. Übrigens: ich habe mir die Statistiken der letzten Jahre angesehen. Entweder April, Mai und/oder Juni waren - wohl aufgrund der vielen Arbeit, der Hitze, des nahenden Ende des Schuljahrs - immer meine schwächsten Lesemonate. Der April war in diesem Jahr zwar grandios, dafür kommt der Durchhänger jetzt im Mai. Mal sehen, was der Juni bringt ;-)
Im Juni folgen nun nämlich viele weitere administrative Aufgaben. Der Stundenplan für das kommende Semester macht sich schliesslich nicht von selbst und wie in den vergangenen Jahren möchte ich im Juni und Juli auch meine komplette Jahresgrobplanung abschliessen, damit ich mich während des Schuljahres nur noch um alles kümmern muss, was spontan anfällt und gerade "brennt".
Und....der SuB soll zwar unbedingt schrumpfen, aber ausgerechnet im Mai sind viele Bücher bei mir eingezogen und nur zwei nehme ich definitiv auf meine Kappe. Aber ja, das soll in den kommenden Monaten wieder besser werden :-D
Gelesen im Mai:
Guter Einstieg ins Thema Feminismus, allerdings sehr pathetisch geschrieben und ein wenig einfach gestrickt
Beeindruckendes und sehr berührendes Buch mit einer Protagonistin, die ich sofort ins Herz geschlossen habe
Gesellschaftskritische Geschichte aus einer Kleinstadt voller Geheimnisse
Geschickt und klug erzählte Geschichte, liebevoll beschriebene Figuren, Märchen und Sagen
Alle Rezensionen und Seitenzahlen:
Haha Heartbreak - Olivia Kuderewski (abgebrochen nach 42 Seiten)
Die Sache mit Rachel - Caroline O’Donoghue (abgebrochen nach 51 Seiten)
Ungezähmt - Glennon Doyle (352 Seiten)
Ich, Eleanor Oliphant - Gail Honeyman (528 Seiten)
The Mothers - Brit Bennett (englisch, 280 Seiten)
Vor dem Fest - Saša Stanišić (320 Seiten)
Neuzugänge:
A Year at Castle Court - Holly Hepburn (neu gekauft)
Über den Wolken wohnen die Träume - Meike Werkmeister (Geschenk von Katy)
Stromlinien - Rebekka Frank (Geschenk von Katy)
Das Damengambit - Walter Trevis (hat mir eine Bekannte geliehen)
Die Safranfrau - Christine Ferrari (hat mir eine Freundin geschenkt)
Das Land der Anderen - Leïla Slimani (hat meine Schwester aussortiert und mir gegeben)
Das letzte Viertel des Mondes - Chi Zijian (Rezensionsexemplar)
Alle Zahlen in der Übersicht:
Abgebrochene Bücher: 2
Ungelesen aussortierte Bücher: -
Bücher von Autoren:
Autor*innenduos (oder Gruppen): -
Ausgeliehen: 1
Buchgewinn: -
Rezensionsexemplare: 1
Neu gekaufte Bücher: 1
Secondhand gekaufte Bücher: -
Eingesammelte Bücher: -
Bibliotheksbücher: -
Gesamte Neuzugänge: 7
SuB am Monatsbeginn: 75
Aktueller SuB: 76
Rezension: Vor dem Fest
Vor dem Fest - Saša Stanišić
Beschreibung des Verlages:
Es ist die Nacht vor dem Fest im uckermärkischen Fürstenfelde. Das Dorf
schläft. Bis auf den Fährmann – der ist tot. Und Frau Kranz, die
nachtblinde Malerin, die ihr Dorf zum ersten Mal bei Nacht zeigen will.
Ein Glöckner und sein Lehrling wollen die Glocken läuten, das Problem
ist bloß: die Glocken sind weg. Eine Füchsin sucht nach Eiern für ihre
Jungen, und Herr Schramm, ein ehemaliger Oberst der NVA, findet mehr
Gründe gegen das Leben als gegen das Rauchen.
Niemand will den
Einbruch ins Haus der Heimat beobachtet haben. Das Dorfarchiv steht aber
offen. Doch nicht das, was gestohlen wurde, sondern das, was entkommen
ist, treibt die Schlaflosen um. Alte Geschichten, Sagen und Märchen
ziehen mit den Menschen um die Häuser. Sie fügen sich zum Roman einer
langen Nacht, zu einem Mosaik des Dorflebens, in dem Alteingesessene und
Zugezogene, Verstorbene und Lebende, Handwerker, Rentner und edle
Räuber in Fußballtrikots aufeinandertreffen. Sie alle möchten etwas zu
Ende bringen, in der Nacht vor dem Fest.
Inhalt:
Im Dorf Fürstenfelde spuken alte Geschichten, verbotene Gedanken und rätselhafte Gestalten durch die Nacht vor dem alljährlichen Annenfest. Die Menschen besinnen sich, erinnern sich, wägen ihre Lebensentscheide und Werte gegeneinander ab. Der Fährmann ist tot, die anderen schlafen. Und die, die wach sind, führen etwas im Schilde. Sie müssen etwas erzählen, loswerden, beenden, richtigstellen. Aber ihnen bleibt nur diese eine Nacht, in der sich Traum und Wirklichkeit vermischen, bevor sie sich am nächsten Tag zum Feiern und gemeinsamen Erinnern treffen.
Meine Meinung:
Einmal mehr durfte ich mich in einem Buch von Saša Stanišić verlieren und diesmal habe ich mich einem Frühwerk (erschienen 2014) gewidmet. Ich habe das Buch sehr gerne gelesen und dabei vor allem die Beschreibungen der Figuren sehr gerne gemocht. Auch haben mir die eher düstere Grundstimmung und die vielen verschiedenen Perspektiven gefallen. Stanišićs zweiter Roman liest sich nicht ganz so leicht wie "Wie der Soldat das Grammofon repariert" oder "Herkunft", aber er ist mindestens genau so kunstvoll und ausgeklügelt und einfach ein wahres - durchaus ein wenig anspruchsvolles - Lesevergnügen.
Schreibstil und Aufbau:
In der nächtlichen Dunkelheit kommen verschiedene Figuren aus Fürstenfelde zu Wort. Herr Schramm möchte sein Leben beenden, trifft aber bei diesem Unterfangen auf einige rätselhafte Gestalten, Frau Schwermuth kann kaum mehr zwischen Erinnerungen und Wirklichkeit unterscheiden, eine Fähe schleicht durchs Dorf, auf der Suche nach Hühnern und Eiern, um ihre Jungen und sich selbst zu ernähren, der Nachwuchsglöckner steht kurz vor seiner Abschlussprüfung und in Ullis Garagenbar werden Pläne geschmiedet, während Ditzsche sich dazu bereit macht, seine Hühner zu präsentieren. Alle diese Szenen, Schicksale, Erinnerungen und auch Leerstellen verbindet Stanišić gekonnt zu einer ein wenig unheimlichen, spannenden Geschichte, die manchmal wie ein Märchen und dann aber auch wieder wie eine Anekdote aus einem beliebigen Dorf anmutet. Seine Liebe zum Erzählen und zu den Figuren ist dabei stets spürbar und sein kluger Humor und Sprachwitz sorgen immer wieder dafür, dass die Nacht ihren Schrecken verliert.
Meine Empfehlung:
Es bleibt mir nur mehr, eine sehr herzliche Empfehlung für dieses spannende, beeindruckende und vor allem auch sehr unterhaltsame Buch auszusprechen.
Zusätzliche Infos:
Titel: Vor dem Fest
Autor: Saša Stanišić wurde 1978 in Višegrad (Jugoslawien) geboren und lebt seit
1992 in Deutschland. Seine Werke wurden in mehr als vierzig Sprachen
übersetzt und viele Male ausgezeichnet. Saša Stanišić lebt und arbeitet
in Hamburg. Er ist dort Fußballtrainer einer F-Jugend.
Sprache: Deutsch
Hardcover mit Schutzumschlag: 320 Seiten
Verlag: Luchterhand
Erschienen am: 10.03.2014
ISBN: 978-3-630-87243-8
Kurzrezension: The Mothers
The Mothers - Brit Bennett
Beschreibung des Verlages:
The Mothers is a dazzling debut about young love, a big secret in a small community and the moments that haunt us most.
All good secrets have a taste before you tell them, and if we’d taken
a moment to swish this one around our mouths, we might have noticed the
sourness of an unripe secret, plucked too soon, stolen and passed
around before its season.
It’s the last season of high school life for Nadia Turner, a rebellious,
grief-stricken, seventeen-year-old beauty. Mourning her own mother’s
recent suicide, she takes up with the local pastor’s son. Luke Sheppard
is twenty-one, a former football star whose injury has reduced him to
waiting tables at a diner. They are young; it’s not serious. But the
pregnancy that results from this teen romance – and the subsequent
cover-up – will have an impact that goes far beyond their youth. As
Nadia hides her secret from everyone, including Aubrey, her God-fearing
best friend, the years move quickly. Soon, Nadia, Luke and Aubrey are
full-fledged adults and still living in debt to the choices they made
that one seaside summer, caught in a love triangle they must carefully
manoeuvre and dogged by the constant, nagging question: what if they had
chosen differently?
In entrancing, lyrical prose, THE MOTHERS asks whether a ‘what if’ can be more powerful than an experience itself.
Inhalt:
"Die Mütter", so werden die älteren Frauen in der kleinen kalifornischen Gemeinde Oceanside genannt. Und neben Rassismus und tiefen Einblicken in eine immer wieder von Tragödien erschütterte Gemeinde sind sie auch ein wichtiges Leitmotiv dieses Debütromans. Mütter, die keine Mütter sein wollen, Mütter, die hart arbeiten, Mütter, die fast zu präsent sind, Frauen, welche keine Kinder geboren haben, aber eine Mutterrolle einnehmen und immer, immer wieder Mütter, die schmerzlich vermisst werden.
Meine Meinung:
In diesem eindringlich erzählten Roman nimmt Bennett sich der tragischen Geschichte einer jungen Frau an, die ihre Mutter verloren hat und die selber ungewollt schwanger ist. Und dies auch noch ausgerechnet vom Sohn des Priesters. Aber auch andere Skandale Geschlechterklischees, Rassismuskritik und ein sehr kritischer Umgang mit der Kirche und ihren Vertretern sind wichtige Bestandteile dieses Romans und gleichzeitig schafft es Bennett, mit einer einfühlsamen Leichtigkeit die Themen Freundschaft und erste Liebe zu verarbeiten. Was wäre, wenn? In "The Mothers" werden die grossen und kleinen Meilenstein und Wendepunkte in einem Leben beleuchtet und dies hat mich persönlich sehr berührt, wenn auch ich anfangs Mühe hatte, in die eher langsam erzählte Geschichte hineinzufinden.
Meine Empfehlung:
"The Mothers" ist ein nicht ganz einfacher Roman, welcher den Finger immer wieder schmerzlich in die Wunden unserer Gesellschaft legt, Privilegien konkret benennt und die Rolle von Frauen in einem schwierigen Umfeld aber auch die Themen Freundschaft, Familie und Hoffnung gekonnt zu einer packenden Geschichte verwebt.
Zusätzliche Infos:
Titel: The Mothers
Autorin: Born and raised in Southern California, Brit Bennett graduated from
Stanford University and later earned her MFA in fiction at the
University of Michigan, where she won a Hopwood Award in Graduate Short
Fiction as well as the 2014 Hurston/Wright Award for College Writers.
Her work is featured in The New Yorker, The New York Times Magazine, The Paris Review, and Jezebel. She is one of the National Book Foundation’s 2016 5 Under 35 honorees.
Sprache: Englisch
Paperback: 280 Seiten
Verlag: Dialogue Books
Erschienen: 16th July 2020
ISBN: 978-0-349-70149-3
Mein SuB kommt zu Wort, 20.05.25
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Alle Informationen zur Aktion findet ihr bei Melli |
Hallo ihr Lieben
Mellis Aktion kommt gerade wie gerufen. Seit der Aktion im Februar habe ich nämlich meine SuBrina nicht an die Tastatur gelassen und dabei beschäftige ich mich doch gerade so intensiv mit ihr, wie schon lange nicht mehr. Wie so viele von euch baue ich seit Jahren ab und seit dem absoluten Höchststand im Januar 2017 (247 Bücher) und einem ersten richtig grossen Entrümpeln im Mai 2017 geht es hier auch in eine gute Richtung. Aber leider zu langsam. Zu viele tolle Neuerscheinungen und Bücherschrankfunde locken und sooo schnell wie früher lese ich halt wirklich auch nicht mehr. Ausserdem ist meine SuBrina hoffnungslos überaltert (sorry, du Liebe...) und ich würde ihr gerne einen schönen Platz im Regal geben und sie noch viel mehr schätzen. Ich dachte immer, dass ein SuB-Stand zwischen 30 und 50 Büchern mich sehr glücklich machen würde. Aber seit einigen Wochen bin ich überzeugt, dass hier maximal 5 bis 10 ungelesene Bücher herumstehen sollten. Ich möchte nämlich jederzeit in der Lage sein, ein Buch zu kaufen/aus dem Bücherschrank oder der Bibliothek zu holen und direkt zu lesen, wenn ich Lust darauf habe. Und ich möchte gleichzeitig weniger und weniger Dinge besitzen, die keinen Zweck erfüllen und die mich nicht glücklich machen. Es ist natürlich ein enormer Unterschied auf 30 bis 50 oder auf 5 bis 10 Bücher zu kommen und mit dem aktuellen Abbau-Tempo würde ich ein solches Ziel wohl erst in Jaaaahren erreichen, was ich aber nicht will. Also wird jetzt abgebaut und aussortiert. Ohne klar definierte Regeln und ohne Zeitrahmen, weil das nur Druck erzeugt, aber mit dem Willen, bald mehr Leichtigkeit zu haben.
Und wie es der Zufall will - manchmal sind wir wirklich Seelenschwestern - hat Melli vor einigen Tagen einen Post veröffentlicht, der mir direkt aus dem Herz spricht und hat mich damit noch einmal mehr dazu angespornt, meine SuBrina sanft aber bestimmt in ihre Schranken zu weisen.
Es freut mich, dass Frauchen mich mal wieder an die Tastatur lässt und obwohl mich ihre Pläne zuerst nicht wirklich begeistert haben (I mean....5-10 Bücher???!!!), kann ich ihr in einem Punkt schon zustimmen: es ist wirklich schön, mehr Platz im Regal zu haben. Und ja, ich muss ehrlich zugeben, dass ich es auch mag, wenn ich viel Aufmerksamkeit bekomme und gerne gehegt und gepflegt werde und nicht einfach nur ein schlechtes Gewissen verursache :-D
Aktuell wiege ich 77 Bücher und nun schauen wir, wie lange es dauert, bis ich im einstelligen Bereich bin. Wow, einstellig....mal sehen, ob sie das überhaupt jemals hinkriegt ;-)
Die SuB-Entwicklung in der Übersicht:
20.05.2016: 222 Bücher (allererste Teilnahme bei dieser Aktion)
20.02.2017: 243 Bücher (absoluter SuB-Höchststand war im Januar 2017 mit 247 Büchern)
20.05.2017: 184 Bücher (nach der grossen Entrümpelung)
20.01.2018: 166 Bücher
20.12.2018: 145 Bücher (es geht voran)
20.01.2020: 132 Bücher (laaaaangsam, aber stetig)
20.01.2021: 116 Bücher
20.01.2022: 101 Bücher (uHu-Bereich in greifbarer Nähe...)
20.08.2022: 96 Bücher (definitiv im uHu-Bereich angekommen)
20.12.2022: 77 Bücher
20.02.2024: 58 Bücher und 2 Bibliotheksbücher
20.10.2024: 70 Bücher
20.11.2024: 89 Bücher
01.01.2025: 90 Bücher
20.01.2025: 86 Bücher
20.02.2025: 82 Bücher
20.05.2025: 77 Bücher
Ausserdem hat Katy uns mit einem Paket überrascht und den SuB grosszügig mit zwei Büchern gefüttert. Das waren:
"Stromlinien" von Rebekka Frank und "Über den Wolken wohnen die Träume" von Meike Werkmeister.
3. Welches Buch hat dich als letztes verlassen, weil es gelesen wurde? War es eine SuB-Leiche, ein Reihen-Teil, ein neues Buch oder ein Rezi-Exemplar und wie hat es deiner Besitzerin gefallen (gerne mit Rezensionslink)?
Gestern hat Livia "Ich, Eleanor Oliphant" von Gail Honeyman beendet. Das Buch hat sie nach Weihnachten von einer Tante bekommen, die ihre gelesenen Bücher gerne weitergibt. Mein Frauchen war begeistert und berührt. Hier kommt ihr zur REZENSION
4. Liebe:r SuB, gibt es Buchtitel auf Deinen Stapeln, die (teilweise) auf Englisch sind (unabhängig von der Sprache, in der das Buch verfasst wurde)?
Englische Titel und englische Bücher liegen einige hier. Aktuell liest Frauchen "Haha Heartbreak" (Deutsch) von Olivia Kuderewski und "The Mothers" (Englisch) von Brit Bennet. Die beiden Bücher sollte sie bis zur nächsten Aktion schon gelesen haben, denke ich :-D
Und nun wünschen wir euch ganz eine gute Zeit und ein frohes Stöbern. Hinterlasst doch gerne den Link zu eurem Beitrag in den Kommentaren, dann kommen wir auf einen Gegenbesuch vorbei.
Alles Liebe
SuBrina (und Livia)
Rezension: Ich, Eleanor Oliphant
Ich, Eleanor Oliphant - Gail Honeyman
Beschreibung des Verlages (der Link führt zur Taschenbuchausgabe):
Ich wusste nicht, wann ich mich zuletzt so gut gefühlt hatte - so leicht, so wach, so lebendig. Vielleicht fühlte Glück sich so an?
Eleanor Oliphant ist anders als andere Menschen. Auf Äußerlichkeiten legt sie wenig Wert, erledigt seit Jahren klaglos einen einfachen Verwaltungsjob und verbringt ihre Freizeit grundsätzlich allein. Ein Leben ohne soziale Kontakte oder nennenswerte Höhepunkte - Eleanor kennt es nicht anders.
Doch das ändert sich schlagartig, als Eleanor sich verliebt. Veränderungen müssen her! Nur wie? Der neue Kollege Raymond erweist sich als unerwartete Hilfe ... und plötzlich findet sich Eleanor mittendrin im Leben.
TW: Alkohol/Alkoholmissbrauch/Sucht, Kindeswohlgefährdung/Gewalt an Kindern, Mord, Suizidversuch, Depression
Inhalt:
Eleanor Oliphant geht einer geregelten Arbeit in einem Grossraumbüro nach. Abends isst sie jeden Tag Pasta mit Pesto, kauft einmal in der Woche ein und verbringt das Wochenende mit zwei Flaschen Wodka auf dem Sofa. Sie ist einsam, weiss aber gar nicht, was es bedeutet, gerne unter Menschen zu sein. Eines Tages aber weckt ein Mann ihr Interesse und sie nimmt sich vor, ihr Leben umzukrempeln, nichtsahnend, was schon kleinste Veränderungen für riesige Auswirkungen haben können...
Meine Meinung:
Von der ersten Seite an habe ich Eleanor Oliphant in mein Herz geschlossen. Sie hat mich von der Art her ein wenig an die Protagonistin aus "Seltsame Sally Diamond" von Liz Nugent erinnert, sind doch beide Frauen so aufgewachsen, dass sie viele soziale Gepflogenheiten nicht verstehen können, dafür aber besondere Interessen haben. Eleanor Oliphant beispielsweise spricht Latein und löst gerne komplexe Kreuzworträtsel. Bei ihrer Arbeit wird sie ignoriert oder belächelt und aller Ablehnung zum Trotz geht sie immer ihren eigenen Weg. Eine grosse Hilfe ist ihr Arbeitskollege Raymond, der ihr nach einem Zwischenfall, bei dem sie beide erste Hilfe geleistet haben, stets zur Seite steht.
Schreibstil und Aufbau:
Das Buch ist in die drei Abschnitte "Gute Tage", "Schlechte Tage" und "Bessere Tage" eingeteilt und wie diese Titel bereits suggerieren, erleben wir mit unserer Protagonistin eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Viele Missverständnisse, die aufgrund von Oliphants sehr wortwörtlicher Auslegung von Redewendungen oder anderen Aussagen entstehen, sind zum Schreien komisch. Die Geschichten aus ihrer Kindheit aber haben mich sehr bewegt und die Hindernisse, die sie dadurch in ihrem Alltag zu überwinden hat, haben mich daran erinnert, dass wir oft nicht wissen, welche Päckchen unsere Mitmenschen zu tragen haben.
Allem Schweren zum Trotz konzentriert sich dieses grossartig geschriebene Buch auf die schönen Kleinigkeiten, an denen Eleanor Oliphant sich erfreut und auf die Entwicklung, welche sie zurücklegt.
Meine Empfehlung:
Dieses einzigartige Buch hat mich tief berührt und wird noch lange nachhallen. Es beinhaltet nicht ganz einfache Themen, geht aber sehr einfühlsam und mit einer beeindruckenden Leichtigkeit damit um. Von mir gibt es eine sehr herzliche Leseempfehlung.
Zusätzliche Infos:
Titel: Ich, Eleanor Oliphant
Originaltitel: Eleanor Oliphant is completely fine
Autorin: Gail Honeyman lebt und arbeitet in Glasgow. Sie bekam bereits mehrere
Preise für ihr Schreiben. Ich, Eleanor Oliphant ist ihr erster Roman.
Sprache: Deutsch
Aus dem Englischen von: Alexandra Kranefeld
Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen: 528 Seiten
Verlag: Bastei Lübbe (Ehrenwirth)
Ersterscheinung:
24.04.2017
ISBN:
9783431039788
Rezension: Ungezähmt
Ungezähmt - Glennon Doyle
Beschreibung des Verlages:
Hör auf, gefallen zu wollen, und fang an zu leben.
Seit
ihrem zehnten Lebensjahr strebt Glennon Doyle danach, gut zu sein: eine
gute Tochter, eine gute Freundin, eine gute Ehefrau - so wie die
meisten Frauen schon als Mädchen lernen, sich anzupassen. Doch statt sie
glücklich zu machen, hinterlässt dieses Streben zunehmend ein Gefühl
von Müdigkeit, Über- und Unterforderung. Glennon - erfolgreiche
Bestsellerautorin, verheiratet, Mutter von drei Kindern - droht, sich
selbst zu verlieren. Bis sie sich eines Tages Hals über Kopf in eine
Frau verliebt - und endlich beschließt, ihr Leben selbst in die Hand zu
nehmen.
Glennon Doyle zeigt uns, was Großes geschieht, wenn Frauen
aufhören, sich selbst zu vernachlässigen, um den an sie gestellten
Erwartungen gerecht zu werden, und anfangen, auf sich selbst zu
vertrauen. Wenn sie auf ihr Leben schauen und erkennen: Das bin ich.
Ungezähmt.
"Vielleicht war Eva uns niemals zur Warnung gedacht. Vielleicht war sie uns zum Vorbild gedacht.
Gesteh dir dein Verlangen ein.
Iss den Apfel.
Lass es brennen."
(S. 136)
Meine Meinung:
Die Tatsache, dass dies meine erste Rezension im Mai ist, weil ich so lange gebraucht habe, um dieses Buch zu lesen und dass ich mich auch so lange vor dem Schreiben der Rezension gedrückt habe, sagt eigentlich schon alles...
Das Buch wollte ich unbedingt lesen, weil Maria Christina Piwowarski in der Corona-Zeit oft empfohlen hat und weil ich es mir deshalb vor bald fünf Jahren auf die Wunschliste gepackt habe. Ein feministisches Buch einer Autorin, die selber hart mit sich ins Gericht geht, kritisch mit eigenen Glaubenssätzen umgeht und auch klar benennt, welche strukturellen Probleme oft zu Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten führen? Klingt super. Und der Anfang hat mich auch ehrlich begeistert. Leider folgt nun ein Aber (oder zwei): erstens hat mich gestört, wie repetitiv und abgedroschen viele Überlegungen und Phrasen sind. Vielleicht habe ich auch einfach schon so viele gute, differenzierte, kluge und ehrliche feministische Literatur gelesen, dass mich die "Erkenntnisse", welche Doyle hier präsentiert, nicht vom Hocker gehauen haben. Zweitens stört mich auch, wie sich Doyle oft hinter ihrer Spiritualität versteckt. Nicht, weil mich solche Themen in Büchern stören, sondern weil diese Stellen im Buch so aufgesetzt und pathetisch wirken, dass ich mich beim Lesen unwohl gefühlt habe. Doyle ist sich ihrer Massenwirksamkeit sehr bewusst, sie weiss, dass sie vor allem von (sehr, sehr vielen) weissen, christlichen, mit Männern verheirateten und kinderreichen Amerikanerinnen gelesen wird und diese Zielgruppe spricht sie auch sehr gezielt an. Besonders irritiert haben mich ihre ach so neuen Selbsterkenntnisse in Bezug auf ihre eigenen Privilegien. Ich muss leider zugeben, dass es echt nicht immer einfach war, Empathie für diese Frau zu empfinden, die in der Mitte ihres Lebens plötzlich bemerkt hat, dass beispielsweise Schwarzen Menschen, respektive natürlich allen BiPoC (und auch hier vor allem Frauen) andere Steine in den Weg gelegt werden, als einer weissen Frau...
Ich ziehe aber ehrlich meinen Hut vor der Offenheit, mit der Doyle über ihre Fehler und ihr eigenes Lernen berichtet und mir ist bewusst, dass die Bubble, in der sie aufgewachsen ist, dazu geführt hat, dass sie sich ihrer eigenen Position nicht bewusst war. Auch finde ich es beeindruckend, dass sie ihre Wut und ihre aus ihrem neuen Lebensentwurf gewonnene Kraft dazu genutzt hat, ein grosses gemeinnütziges Netzwerk ins Leben zu rufen, das jährlich unzähligen Menschen, mir Rat, Tat und grossen finanziellen Beträgen unter die Arme greift.
Meine Empfehlung/Fazit:
Ich denke, dass dieses Buch ein sehr guter Einstieg ins Thema sein und vielen Menschen Gedankenanstösse, Hilfestellungen und Hoffnung schenken kann. Mir persönlich ging das Buch zu wenig weit und vor allem habe ich mich mit dem aufgesetzten Pathos sehr schwer getan. Das Buch kommt in einen Bücherschrank und wird hoffentlich in die richtigen Hände fallen, damit es noch viel Gutes bewirken kann.
Zusätzliche Infos:
Titel: Ungezähmt
Originaltitel: Untamed
Autorin: Glennon Doyle ist Bestsellerautorin, renommierte Aktivistin
sowie Gründerin und Präsidentin von Together Rising, einer von Frauen
geführten gemeinnützigen Organisation. Oprah Winfrey gehört zu ihren
Unterstützerinnen, genau so wie Elizabeth Gilbert und Reese Witherspoon.
Glennon Doyle lebt mit ihrer Familie in Florida.
Sprache: Deutsch
Übersetzt von: Sabine Längsfeld
Paperback: 352 Seiten
Verlag: Rowohlt Taschenbuch
Erscheinungstermin: 17.11.2020
ISBN: 978-3-499-00621-0
Lese-Statistik April 2025
Was für ein Monat, der April hatte es richtig in sich und hat mir so viele wundervolle Momente mitgebracht. Direkt am Anfang des Monats hatte ich noch zwei Konzerte und eine ziemlich volle Woche, dann aber standen zwei Wochen Schulferien an, die ich richtig gut nutzen, ein wenig Pause machen und liebe Menschen treffen, aber auch viel arbeiten konnte. In der ersten unterrichtsfreien Woche habe ich nämlich meine ganzen Vorbereitungen erledigt, die für die Musikschule für die Monate April und Mai anstanden, setzte meinen Computer neu auf und kümmerte mich um die Planung einiger Projekte. In der zweiten Woche habe ich dann wie wahnsinnig für ein grosses Projekt geübt, im Rahmen dessen ich im Mai fünf grosse Konzerte in Lausanne und Luzern spiele (respektive spielte, Lausanne liegt schon hinter mir). Ostern verbrachten wir mit ganz vielen lieben Menschen, enorm viel Schokolade und wunderschönem Frühlingswetter. Ende April bis Anfang Mai reiste ich dann für ein paar Tage nach Luzern, um für die Mai-Konzerte zu proben.
Wie immer zeigt sich: wenn ich viel arbeite, sitze ich viel im Zug und entsprechend lese ich mehr, als sonst. Das zeigte sich auch im April und die meisten Bücher waren auch noch grandios. Nur "Was wiegt ein Schatten" hat mich ein wenig ausgebremst, am Ende des Monats habe ich dann aber noch einmal so richtig viele Seiten inhaliert. Und jetzt genug geplaudert, die Bücher zeige ich euch natürlich auch noch alle im Detail.
Gelesen im April
Sommer, Sonne, Portugal, Romanze, Freundschaft und ganz viel Meer, amüsant, aber nicht so realistisch erzählt
Brutalie Geschichte vom Aufwachsen eines Jugendlichen aus dem Iran in einem Quartier in Deutschland
Spannendes Lesevergnügen aus Japan mit eher offenem Ende, das ganz viel Lust nach mehr geweckt hat
Meine Begeisterung für die Reihe ist ungebrochen, ein weiteres spannendes Abenteuer mit Matilda und Rory
Das Buch hat mich begeistert und tief berührt sowie immer wieder zum Lachen und Nachdenken gebracht
Ein Buch der leisen Töne, das doch so eine grosse Geschichte erzählt, ein riesiges Lesevergnügen
Ihr benötigt Sitzfleisch, bekommt aber eine berührende Familiengeschichte und eine abenteuerliche Romanze
Eine von hinten nach vorne erzählte Geschichte über Rumänien, das Leben, die Liebe und Freundschaft
Mein vielleicht bisher liebster Band der Reihe, extrem unterhaltsam und sehr, sehr klug und spannend erzählt
Alle Rezensionen und Seitenzahlen
Tödliches Vermächtnis - Linda Fairstein (abgebrochen nach 46 Seiten)
Am Horizont wartet die Sonne - Meike Werkmeister (432 Seiten)
Als wir Schwäne waren - Behzad Karim Khani (192 Seiten)
Die Frau im lila Rock - Natsuko Imamura (128 Seiten)
Die Erpressung des Soßen-Königs (Rory Shy 6) - Oliver Schlick (320 Seiten)
Man kann auch in die Höhe fallen - Joachim Meyerhoff (368 Seiten)
Prima Aussicht - Judith Poznan (192 Seiten)
Wie schwer wiegt ein Schatten - Christiane Wirtz (288 Seiten)
Lichtungen - Iris Wolff (256 Seiten)
Der verratene Ganove (Rory Shy 7) - Oliver Schlick (308 Seiten)
Neuzugänge
Sonntags in Trondheim - Anne B. Ragde (neu gekauft)
I Capture the Castle - Dodie Smith (neu gekauft)
Ungezähmt - Glennon Doyle (neu gekauft)
Die Anatomie der Einsamkeit - Louise Pelt (Buchprämie aus der Lesejury)
Alle Zahlen in der Übersicht:
Abgebrochene Bücher: 1
Ungelesen aussortierte Bücher: -
Bücher von Autoren: 4
Autor*innenduos (oder Gruppen): -
Ausgeliehen: -
Buchgewinn: -
Rezensionsexemplare: -
Neu gekaufte Bücher: 3
Secondhand gekaufte Bücher: -
Eingesammelte Bücher: 1
Bibliotheksbücher: -
Gesamte Neuzugänge: 5
SuB am Monatsbeginn: 80
Aktueller SuB: 75
Rezension: Der verratene Ganove (Rory Shy, der schüchterne Detektiv, Bd. 7)
Der verratene Ganove - Oliver Schlick
Beschreibung des Verlages:
Ein neuer Fall für den berühmten schüchternen Detektiv und seine
13-jährige Assistentin Matilda: Diesmal braucht Polizeiwachtmeister
Schnitzel die Hilfe des Ermittler-Duos. Ein Unbekannter hat unter
falschem Namen im Gasthaus des Ortes eingecheckt und ist kurz darauf
spurlos verschwunden. Die Indizien führen zu einem Juwelenraub vor fünf
Jahren, bei dem ein Dieb geschnappt wurde und zwei Mittätern mitsamt der
Beute die Flucht gelang! Stecken die beiden hinter der Entführung? Und
unter welcher geheimen Identität haben sich die Komplizen im Auental
versteckt? Rory Shy muss alles geben und dafür sogar in einem
Lifecoaching-Seminar über seinen Schatten sprinen.
Inhalt:
In der schönen Region Auental verschwindet ein Mann spurlos und Polizeiwachtmeister Schnitzel benötigt definitiv Unterstützung bei den Ermittlungen, die alles andere als ungefährlich sind. Ausserdem werden ihnen einige Steine in den Weg gelegt und vor allem Rory wird bei den Ermittlungen nicht wenige Male so richtig auf die Probe gestellt. Stromschnellen, starker Kaffee mit überraschenden Folgen, ein Seminar und ganz viele Lügen halten ihn so gut beschäftigt, dass er vor lauter Verdächtigen den Wald kaum noch sieht. Zum Glück bringt ihn Matilda ihn aber immer wieder auf Kurs.
Meine Meinung:
Was für ein würdiger Abschluss für diesen schönen Lesemonat: ein weiterer Band der Rory Shy-Reihe, mit einem Ermittlerduo, das zwar eigentlich einen Fall aufklären soll, aber gleich so vielen Geheimnissen und Geheimniskrämereien auf die Schliche kommt (oder zu kommen glaubt...). Es wird geschossen, geraubt und betrogen, dass man sich in einem Actionfilm wähnen könnte, aber Matilda und Rory Shy können noch viel mehr, als tief ins Gaunermilieu abtauchen und sich rechtzeitig aus der Schusslinie zu bringen (in diesem Band wortwörtlich). Sie verfügen nämlich über eine geheime Ermittlungsmethode sowie einen (hasenfüssigen) Spürhund und überzeugen mit ihrem Grips und Humor.
Schreibstil und Aufbau:
Was habe ich mich mit diesem wunderbaren Buch amüsiert und nach zwei Dritteln wusste ich immer noch nicht, worauf alles hinauslaufen würde, so wunderbar verstrickt und spannend aufgebaut war dieser Jugendkrimi. Sind Matildas und Rorys Methoden sowie sehr viele Vorkommnisse in dieser Reihe bei Lichte betrachtet unrealistisch? Auf jeden Fall. Wäre es absolut verantwortungslos, eine Dreizehnjährige in einer so gefährlichen Mission ermitteln zu lassen? Natürlich. Schreibt aber Oliver Schlick so klug, mit (schüchternem) Charme und viel Witz, dass die immer skurrileren Fälle und Entwicklungen einfach nur Spass machen? Ja, ja, ja.
Meine Empfehlung:
Ganz ehrlich, ich bin begeistert und muss einmal mehr die Beschreibungen
der Figuren und Orte und den Einfallsreichtum dieser Serie loben. Ich
hoffe auf ganz viele weitere Fälle mit Matilda und Rory Shy und empfehle euch auch diesen Band der Reihe unbedingt weiter.
Zusätzliche Infos:
Titel: Der verratene Ganove
Autor: Oliver Schlick wurde 1964 in Neuwied/Rhein geboren. Nach Abitur und
Zivildienst studierte er Sozialarbeit an der FH Düsseldorf. Seit
mehreren Jahren ist er in der stationären Jugendhilfe und der
Flüchtlingsarbeit tätig. Oliver Schlick lebt in Düsseldorf, und wenn er
nicht schreibt, verbringt er die Zeit mit dem Sammeln von Schneekugeln
und Blechspielzeug sowie dem exzessiven Hören von »The Cure«.
Sprache: Deutsch
Hardcover: 308 Seiten (nicht 320 Seiten, wie es auf der Website steht)
Verlag: Ueberreuter Verlag
Ersterscheinung:
12.02.2025
ISBN: 9783764152918
Rezension: Lichtungen
Lichtungen - Iris Wolff
Beschreibung des Verlages:
Als der elfjährige Lev über Wochen ans Bett gefesselt ist, wird
ausgerechnet die gescheite, aber von allen gemiedene Kato zu ihm ans
Krankenbett geschickt, um ihm die Hausaufgaben zu bringen. Zwischen dem
ungleichen Paar entsteht eine unverbrüchliche Verbindung, die Lev aus
seiner Versteinerung löst und den beiden Heranwachsenden im
kommunistischen Vielvölkerstaat Rumänien einen Halt bietet. Ein halbes
Leben später läuft Lev noch immer die Pfade ihrer Kindheit ab, während
Kato schon vor Jahren in den Westen aufgebrochen ist. Geblieben sind Lev
nur ihre gezeichneten Postkarten aus ganz Europa. Bis ihn eines Tages
eine Karte aus Zürich erreicht, darauf nur ein einziger Satz: »Wann
kommst du?« Kunstvoll und poetisch verwandelt Iris Wolff jenen Moment in
Sprache, wenn ein Leben ans andere rührt, und zeichnet in ihrem großen
europäischen Roman das Porträt einer berührenden Freundschaft, die sich
als Reise in die Vergangenheit offenbart und deren Leuchten noch lange
nachklingt.
Inhalt:
In diesem für den Deutschen Buchpreis 2024 nominierten Roman zäumt Iris Wolff ein Leben von hinten auf. Sie beginnt in der Gegenwart mit Kapitel neun und der gemeinsamen Heimreise von Kato und Lev, welche aus dem rumänischen Siebenbürgen stammen und seit ihrer Kindheit befreundet sind. Dann reist sie Kapitel für Kapitel der Geschichte Rumäniens entlang zurück in die Vergangenheit und in verschiedene Episoden aus Levs Leben und seiner Freundschaft mit Kato.
Meine Meinung:
Schon "Die Unschärfe der Welt" hat mich begeistert, was vor allem an Wolffs einzigartigem Schreibstil liegt, auf den man sich aber einlassen muss. Auch bei "Lichtungen" habe ich ein wenig Zeit gebraucht, um im Roman und bei den Figuren anzukommen, habe mich dann aber in einer beeindruckenden und spannenden Geschichte wiedergefunden. Dennoch hat mir "Die Unschärfe der Welt" fast noch ein wenig besser gefallen, weil es mich emotional einfach besser abholen konnte, während "Lichtungen" - vielleicht gewollt, vielleicht auch nicht - diesbezüglich eher ein wenig kühl bleibt.
Schreibstil und Aufbau:
Eine von hinten nach vorne erzählte Geschichte ist definitiv eine aussergewöhnliche Idee und von Wolff sehr geschickt umgesetzt. Sie springt zwar - auch wenn sie grundsätzlich chronologisch erzählt - trotzdem immer wieder umher, flicht Rückblenden ein und hinterlässt kleine Hinweise auf Ereignisse, die noch kommen könnten oder bereits geschehen sind, dies geschieht aber alles mit einer enormen Leichtigkeit und Finesse. Dadurch wirkt die Geschichte, als würde sie an einem grossen Tisch bei einem Familientreffen erzählt. Alle steuern noch ihre Erinnerungen und Anekdoten bei und unterbrechen sich gegenseitig mit ihren Einwürfen.
Meine Empfehlung:
Wolffs Schreibstil, die geschickte und kluge Verknüpfung ihrer Figuren mit der Geschichte Rumäniens und ganz Europa sowie ihre schriftstellerischen Kniffe und Ideen haben es in sich. Ich freue mich auf weitere Bücher dieser beeindruckenden Autorin.
Zusätzliche Infos:
Titel: Lichtungen
Autorin: Iris Wolff, geboren in Hermannstadt, Siebenbürgen. Die Autorin wurde für
ihr literarisches Schaffen mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt,
darunter mit dem Marieluise-Fleißer-Preis und dem Marie Luise
Kaschnitz-Preis für ihr Gesamtwerk. Zuletzt erschien 2020 der Roman »Die
Unschärfe der Welt«, der mit dem Evangelischen Buchpreis, dem
Eichendorff-Literaturpreis, dem Preis der LiteraTour Nord und
dem Solothurner Literaturpreis ausgezeichnet sowie unter die fünf
Lieblingsbücher des Deutschen als auch des Deutschschweizer Buchhandels
gewählt wurde. Die Autorin lebt in Freiburg im Breisgau.
Sprache: Deutsch
Gebunden mit Schutzumschlag: 256 Seiten
Verlag: Klett-Cotta
Erscheinungstermin: 13.01.2024
ISBN: 978-3-608-98770-6
Rezension: Wie schwer wiegt ein Schatten
Rezensionsexemplar aus dem Dumont Verlag |
Wie schwer wiegt ein Schatten - Christiane Wirtz
Beschreibung des Verlages:
Tel Aviv 2008. Nach dem Tod ihrer Großmutter steht die junge
Radiojournalistin Mia vor einem Wendepunkt. Von ihrem Sender wird sie
nach Tel Aviv geschickt. Hier lernt sie den Kameramann David kennen,
Sohn polnisch-bulgarischer Juden. Es ist Liebe auf den ersten Blick.
Doch David ist verheiratet und er hat eine Tochter, die er kurz zuvor
adoptiert hat.
Mit David stellt sich Mia langsam ihrer eigenen
Familiengeschichte, vor allem dem Verlust ihrer Mutter, der ihr als
Siebenjährige widerfuhr. Fernab der Heimat sucht Mia Antworten auf
Fragen, die sie seit ihrer Kindheit begleiten, hofft auf eine Versöhnung
mit der Vergangenheit. In dem stets bedrohten Land Israel und in der
Liebe zu einem Mann sucht sie nach ihrem Platz, um die Leerstelle, die
die Mutter hinterlassen hatte, zu schließen.
Inhalt:
In der geschichtsträchtigen und bedrohten Stadt Tel Aviv entflammt eine verbotene Liebe zwischen der aus Deutschland angereisten Journalistin Mia und dem einheimischen David. Denn David ist verheiratet und Vater einer Adoptivtochter. Als Mia Ruth ausfindig macht, eine damalige Freundin ihrer verstorbenen Mutter, wird sie mit Wahrheiten und Schicksalen aus ihrer Familiengeschichte konfrontiert, denen sie bisher ausgewichen ist.
Meine Meinung:
Zum ersten Mal seit vielen Jahren habe ich mich mit einem Buch aus einem meiner liebsten Verlage schwer getan. Die ersten paar Kapitel wirken durch den überladenen Schreibstil, der innerhalb von kürzester Zeit enorm viele Personen, Schicksale, Orte, Beschreibungen und historische Hintergründe kombiniert, sehr, sehr zäh. Ich weiss nicht, ob ich weitergelesen hätte, wenn dieses Buch kein Rezensionsexemplar gewesen wäre.
Doch dann trifft die Protagonistin Mia auf Ruth, welche sie sofort herzlich bei sich aufnimmt und bereit ist, mit ihr gemeinsam in viele schöne aber auch sehr schmerzliche Kapitel ihrer Vergangenheit zu reisen. In Ruth findet sie eine mütterliche Freundin und beginnt, viele Erinnerungen und Geschichten aus ihrer Kindheit zu verstehen.
Gleichzeitig wird die ausweglos wirkende Liebesgeschichte zwischen Mia und David sehr realistisch beschrieben und es hat mir sehr gut gefallen, wie zwiegespalten Mia sich gegenüber dieser komplizierten Affäre verhält.
Auch habe ich nach einigen Kapiteln begonnen, mich vor allem auf Mias Familiengeschichte und ihre Liebe zu konzentrieren und habe dabei eine immer grössere Sogwirkung erlebt. Denn auch wenn dieses Buch vor allem am Anfang so wirkt, als würde es dabei helfen wollen, den Nahost-Konflikt besser zu verstehen, so bietet es vielmehr einen einfühlsamen Einblick in das Leben israelischer Juden. In ihre Ängste und Sorgen, ihr Freud und Leid. Und nicht zuletzt deshalb ist das Buch einfach ein ehrlicher Bericht über diese gebeutelte Region. Es weiss nämlich, dass es nicht mit Hetze oder Parolen lösen kann, was seit so vielen Jahrzehnten im Argen liegt, es zeigt einfach auf, wie ein Alltag in einem bedrohten Land aussehen kann.
Fazit:
"Wie schwer wiegt ein Schatten" hat es mir vor allem am Anfang nicht einfach gemacht. Wer aber über ein wenig Sitzfleisch und vor allem Offenheit für menschliche Schicksale verfügt, findet in diesem Buch eine berührende Familiengeschichte und eine abenteuerliche Romanze.
Zusätzliche Infos:
Titel: Wie schwer wiegt ein Schatten
Autorin: CHRISTIANE WIRTZ, 1970 geboren, studierte Rechtswissenschaften in
Berlin. Sie arbeitete als Journalistin für die Süddeutsche Zeitung und
den Deutschlandfunk. Als freie Journalistin war sie ein Jahr in Tel Aviv
tätig. 2014–2016 war sie stellvertretende Sprecherin der
Bundesregierung. Danach wechselte sie als Staatssekretärin ins
Bundesjustizministerium. Seit 2020 ist sie wieder freie Journalistin und
Autorin. Christiane Wirtz lebt in Berlin. www.christiane-wirtz.de
Sprache: Deutsch
Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen: 288 Seiten
Verlag: Dumont
Erscheinungstag: 11.03.2025
ISBN: 978-3-7558-0021-7
Rezension: Prima Aussicht
Prima Aussicht - Judith Poznan
Beschreibung des Verlages:
Als ihr Freund Judith eröffnet, kein zweites Kind zu wollen, ist das ein
Schock. Müssen sie nicht zu viert sein, um eine »richtige« Familie
abzugeben? Die Entscheidung ihres Freundes stürzt Judith in eine
Lebenskrise. Doch Rettung naht: Eine Freundin erzählt ihr von einem
Campingplatz in Brandenburg; ein ehemaliger Kiestagebau, der in der DDR
als Feriendomizil von Bauarbeitern genutzt wurde und heute eine Idylle
mit viel Grün drum herum und See in der Nähe ist. Was könnte besser
sein, um ihren Sohn doch noch vor einer traumatischen Kindheit zu
bewahren? Sie müssen spießig werden! Also kauft Judith kurzerhand einen
Wohnwagen, und die Campinganlage bekommt drei neue Bewohner …
Mit
Sinn für Komik, voller Gefühl und auch Schmerz erzählt Judith Poznan von
einem Sommer zwischen Beziehungsproblemen und Farbeimern. Sie
reflektiert das Fragile und zugleich Fordernde, das Familie ausmacht.
Ihre Sorgen und Ängste als junge Mutter sind dabei ebenso Thema wie ihr
Wunsch, Schriftstellerin zu sein, und die Frage, was eigentlich ihre
Herkunft aus dem Ostberlin der Vor- und Nachwendezeit mit ihrer oftmals
zerrissenen Gegenwart zu tun hat.
Inhalt:
Auf nicht einmal zweihundert Seiten erzählt Judith Poznan vom Wunsch nach einem zweiten Kind, der von ihrem Partner nicht erwidert wird, vom Plan, endlich ein Buch zu veröffentlichen und vom Sommer auf einem Campingplatz in einem verdächtig riechenden, definitiv nicht mehr ganz neuen Wohnwagen. Schonungslos ehrlich erzählt sie aus dem Leben, vom Träumen und Lieben und sich Verlieren.
Meine Meinung:
Seit Jahren folge ich Judith Poznan bei Instagram, lese ihre Texte und Artikel und habe mich riesig auf dieses Buch gefreut. Ich bin begeistert und sinniere immer noch der Geschichte nach, die so tragisch-komisch und traurig-schön daherkommt und auf wenigen Seiten ganz viel Leben erzählt. Poznans Sprache war mir schon ganz vertraut und hat mich sofort an die Hand genommen und durch die unterschiedlichen Facetten ihrer Geschichte geführt. Und ich bin selber auch ein wenig in Erinnerungen geschwelgt, hatten meine Eltern doch früher auch einen Wohnwagen, mit dem wir vor allem (aber nicht nur) Italien bereist haben.
Schreibstil und Aufbau:
Poznan schafft es, den Schmerz, in der Liebe enttäuscht zu werden, das Gefühl, vor lauter unerfüllten Wünschen nicht mehr zu wissen, wohin mit sich und auch die Freude über kleine Errungenschaften, Begegnungen und Menschlichkeiten wunderbar zart und berührend in Worte zu fassen. Ihr erstes Buch ist eine Gefühlsachterbahn, aber dabei sehr unaufgeregt und es hat mir sehr gut gefallen, wie Poznan in ihrer Geschichte auch immer wieder Raum lässt für musikalische Grössen, bekannte Schriftstellerinnen und historische Figuren, die es ihr angetan haben.
Meine Empfehlung:
"Prima Aussicht" ist ein Buch der leisen Töne und erzählt doch so eine grosse Geschichte. Es ist ein wahres Lesevergnügen, das sich nur ungern wieder aus der Hand legen lässt.
Zusätzliche Infos:
Titel: Prima Aussicht
Autorin: JUDITH POZNAN wurde 1986 in Berlin-Lichtenberg geboren. Nach ihrer
Ausbildung zur Buchhändlerin studierte sie an der Freien Universität
Berlin Literaturwissenschaften und Publizistik. Sie schreibt regelmäßig
für ZEIT ONLINE, die BERLINER ZEITUNG und SPIEGEL ONLINE. Mit ihrem
Instagram-Account (@judith_poznan) erreicht sie täglich Tausende
Follower. Bei DuMont erschien 2021 ihr Debüt ›Prima Aussicht‹.
Sprache: Deutsch
Taschenbuch: 192 Seiten
Verlag: Dumont
Erscheinungstag: 19.07.2022
ISBN: 978-3-8321-6658-8
Rezension: Man kann auch in die Höhe fallen
Man kann auch in die Höhe fallen - Joachim Meyerhoff
Beschreibung des Verlages:
Nachdem er in Wien von einem Schlaganfall aus der Bahn geworfen
wurde, hofft Joachim Meyerhoff, durch einen Neuanfang in Berlin wieder
Fuß zu fassen. Doch alles kommt anders als gedacht. Die neue Stadt zerrt
an den Nerven und die künstlerische Arbeit als Schriftsteller und
Schauspieler fällt ihm von Tag zu Tag schwerer.
Auf der
Geburtstagsfeier seines kleinen Sohnes ereignet sich ein Zwischenfall,
der keinen Zweifel daran lässt, dass es so nicht weitergehen kann. Der
Erzähler verlässt Berlin und zieht zu seiner Mutter aufs Land, die auf
einem herrlichen Grundstück unweit vom Meer ein sehr selbstbestimmtes
Leben führt. Mutter und Sohn sind sich immer schon sehr nah gewesen,
aber diese gemeinsamen Wochen werden zu einer besonderen Zeit. Der Sohn
klinkt sich ein in den Tagesablauf der Mutter, beginnt seinen
Theaterroman und andere Geschichten zu schreiben und findet allmählich
heraus aus Zorn und Nervosität, die ihn sein ganzes Leben begleitet
haben.
Inhalt:
Der Schock nach seinem Schlaganfall sitzt immer noch tief und gleichzeitig erholt sich Joachim Meyerhoff auch nur schwer von einem anstrengenden Umzug und hadert mit seiner Arbeit als Schauspieler und Autor. Als ausgerechnet bei der Geburtstagsfeier seines Sohnes alle Dämme brechen, muss er Abstand zwischen sich und seinen Alltag bringen und zieht zu seiner Mutter aufs Land.
Meine Meinung:
Dieser Roman war mein erstes Buch von Joachim Meyerhoff, obwohl ich eigentlich schon so lange einmal etwas von ihm lesen wollte und ich habe mich sofort in der mitten aus dem Leben gegriffenen Sprache verloren. Die humorvollen, berührenden und oft überraschenden Texte erweckten dein Eindruck, als würde der Autor neben mir sitzen und mir bei einem guten Glas Wein aus seinem Leben erzählen und seinen Geschichten habe ich von Herzen gerne "gelauscht", auch wenn sich darin immer wieder kleinere Längen finden.
Das Buch ist zwar eine Art loser Abschluss seiner "Alle Toten fliegen hoch"-Reihe, aber dieser persönliche Einblick in sein Leben, der wohl ein wenig auch abschliesst, mit vielem, was er hinter sich lassen will und muss und hoffentlich endlich auch kann, funktioniert ganz sicher auch unabhängig. Dennoch freue ich mich schon auf die ersten fünf Bände, die ich mir bald ausleihen und lesen darf.
Schreibstil und Aufbau:
In kurzen Kapiteln schreibt Meyerhoff vom Ankommen und zur Ruhe kommen auf
dem Land. Von der täglichen harten Arbeit in ihrem riesigen Garten am Meer, von
langen Gesprächen mit Whisky am Strand, von Erinnerungen, von Lesungen,
vom Leben am Theater und immer wieder vom Alltag mit seiner Mutter. Es
sind Geschichten aus ihrem gemeinsamen Leben, aus seiner Kindheit und
Jugend, die ihn stets liebevoll auf seine selbstständige, unbeirrbare Mutter,
auf seine aufbrausende, anpackende Mutter, auf seine verletzliche und eigensinnige Mutter blicken lassen. Mit jeder Geschichte wird eine neue
Facette seines Lebens und Werdens beleuchtet.
Die autobiografischen Texte werden zu Hommagen an längst verstorbene Theaterkollegen, humorvolle Abenteuer am Rande des eigenen Wahnsinns, nachdenkliche Rückblicke auf ein nicht immer einfaches Leben, auf tragische Verluste und herausfordernde Familiensituationen und zu sehr berührenden, zärtlichen Blicken auf die älter werdende Mutter, die immer wieder zum sicheren Hafen des Erzählers wird.
Meine Empfehlung:
Das Buch hat mich begeistert und tief berührt und ich bin froh, dass noch viele weitere Texte des Autors darauf warten, von mir entdeckt zu werden.
Zusätzliche Infos:
Titel: Man kann auch in die Höhe fallen
Autor: Joachim Meyerhoff, geboren 1967 in Homburg/Saar,
aufgewachsen in Schleswig, hat als Schauspieler an verschiedenen
Theatern gespielt, unter anderem am Burgtheater in Wien, am
Schauspielhaus in Hamburg, an der Berliner Schaubühne und den Münchner
Kammerspielen. Dreimal wurde er für seine Arbeit zum Schauspieler des
Jahres gewählt. 2011 begann er mit der Veröffentlichung seines
mehrteiligen Zyklus »Alle Toten fliegen hoch«. Seine Romane wurden mit
zahlreichen Preisen ausgezeichnet, zuletzt 2024 mit dem Kasseler
Literaturpreis für grotesken Humor.
Sprache: Deutsch
Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen: 368 Seiten
Verlag: Kiepenheuer&Witsch
Erscheinungstermin: 07.11.2024
ISBN: 978-3-462-00699-5
Rezension: Die Erpressung des Soßen-Königs (Rory Shy, der schüchterne Detektiv, Bd. 6)
Die Erpressung des Soßen-Königs (Rory Shy 6) - Oliver Schlick
Reiheninfos:
1. Rory Shy, der schüchterne Detektiv (erschienen im August 2020)
2. Der Fall der roten Libelle (erschienen im Juli 2021)
3. Das Rätsel um Schloss Eichhorn (erschienen im Februar 2022)
4. Das Verschwinden der Amanda Kent (erschienen am 20.09.2022)
5. Ein Clown unter Verdacht (erschienen am 14.03.2023)
6. Die Erpressung des Soßen-Königs (erschienen am 14.03.2024)
7. Der verratene Ganove (erschienen am 12.02.2025)
Band 8. erscheint im Frühjahr 2026 :-D
Beschreibung des Verlages:
Ein neuer Fall für den berühmten schüchternen Detektiv und seine
13-jährige Assistentin Matilda: Während der Musical-Aufführung von
„Mörderische Ehefrauen“ wird Matilda Zeugin eines Verbrechens, als eine
Darstellerin von der Bühne entführt wird. Die Schauspielerin entpuppt
sich als Tochter des Millionärs Gisbert König – auch genannt der
„Soßen-König“ –, der mit dem Verkauf von Fertigsoßen reich wurde. Wer
steckt hinter der Entführung? Unterstützt werden Rory und Matilda wie
immer von dem hasenfüßigen Cockerspaniel Dr. Herkenrath.
Inhalt:
Matilda hat eigentlich genug von "Mörderische Ehefrauen", so oft hat sie die True-Crime-Serie bereits gesehen. Da wird sie ausgerechnet von Danny zu "Mörderische Ehefrauen, das Musical" eingeladen. Noch vor der Pause allerdings ereignet sich auf der Bühne eine echte Entführung und Matilda heftet sich gemeinsam mit Rory Shy an die Fersen des Verbrechers. Sie lesen Erpresserbriefe und kümmern sich um den Vater der Entführten, den legendären Soßen-König. Schnell wird allerdings klar, dass nichts ist, wie es scheint und dass mindestens ein Zeuge lügt...
Meine Meinung:
Bereits zum sechsten Mal durfte ich gemeinsam mit Matilda und Rory Shy an einem Fall herumrätseln und diesmal hatte ich von Anfang an den richtigen Riecher, was die Lösung des Falles anbelangt. Dreimal habe ich meine Meinung zwar noch geändert, weil so viele verschiedene Irrungen und Wirrungen mich stets aufs Neue auf eine falsche Fährte gebracht haben, aber am Ende war mein erster Gedanke der richtige. Dies hat meinem Lesevergnügen keinen Abbruch getan, ganz im Gegenteil. Es war mir einmal mehr ein grosses Fest, die junge Matilda und ihren schüchternen Vorgesetzen bei den spannenden Ermittlungen zu begleiten.
Schreibstil und Aufbau:
Seit einem Jahr schon ermittelt Matilda gemeinsam mit Rory Shy und so langsam beginnen gewisse Jungs ihr Interesse zu wecken. Matildas Entwicklung zur Teenagerin ist äusserst liebevoll und mit viel Humor beschrieben. So ist beispielsweise der Musicalbesuch mit Danny auf KEINEN Fall ein Date...
Generell sind die Figuren das absolute Herzstück dieser Reihe. Immer wieder tauchen liebgewonnene alte Bekannte wie Charlotte Sprudel, Frau Ziegler und natürlich Matildas ängstlicher Hund Dr. Herkenrath auf und bei jedem Band lernen wir diese besser kennen. Aber auch Figuren, die nur einmal auftreten sind detailliert und grandios beschrieben und sorgen für ein grosses, abwechslungsreiches Lesevergnügen.
Meine Empfehlung:
Diese Reihe hat es mir einfach angetan, die schrägen Figuren und witzigen Dialoge, die klug konstruierten Fälle und der sehr warmherzige und liebenswerte Schreibstil. Auch für diesen Band gibt es von mir eine herzliche Empfehlung.
Zusätzliche Infos:
Titel: Die Erpressung des Soßen-Königs
Autor: Oliver Schlick wurde 1964 in Neuwied/Rhein geboren. Nach Abitur und
Zivildienst studierte er Sozialarbeit an der FH Düsseldorf. Seit
mehreren Jahren ist er in der stationären Jugendhilfe und der
Flüchtlingsarbeit tätig. Oliver Schlick lebt in Düsseldorf, und wenn er
nicht schreibt, verbringt er die Zeit mit dem Sammeln von Schneekugeln
und Blechspielzeug sowie dem exzessiven Hören von »The Cure«.
Sprache: Deutsch
Hardcover: 320 Seiten
Verlag: Ueberreuter Verlag
Erschienen am: 14.03.2024
ISBN: 978-3-7641-5258-1