Rezension: Denn wir werden Schwestern bleiben

Dieses Buch habe ich in einer Lesrunde der Lesejury lesen dürfen, vielen Dank für das Rezensionsexemplar.

Denn wir werden Schwestern bleiben - Patricia Küll

Beschreibung des Verlages:

Caroline, Jule und Marlene stehen am Grab ihrer jüngsten Schwester. Vivienne ist mit 44 Jahren bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen. Bei der Beerdigung machen sie sich gegenseitig Vorwürfe, sie hätten Vivi im Jahr zuvor zu sehr vernachlässigt. Hätten sie den Unfall verhindern können, wenn sie mehr füreinander da gewesen wären? Plötzlich tritt ein alter Mann hinzu und bietet ihnen eine unglaubliche Möglichkeit: Sie können das letzte Jahr erneut erleben. Die Frauen nehmen die zweite Chance an und stürzen sich in ein gemeinsames, intensives Jahr, das sie als Schwestern auf viele Proben stellt. Schaffen sie es, das Schicksal zu ändern?

Inhalt:
Nach dem plötzlichen und tragischen Tod ihrer jüngsten Schwester Vivi erhalten Caroline, Jule und Marlene eine zweite Chance und dürfen/müssen das vergangene Jahr ein zweites Mal erleben. Dabei bemerken sie, wie sehr sie sich in den letzten Jahren voneinander entfernt haben. Zögerliche Annäherungsversuche aber auch die Beschäftigung mit ihrem eigenen Leben ermöglichten jeder Schwester den Versuch, dem Schicksal ein Schnippchen zu schlagen.

Meine Meinung:
Für diese Leserunde habe ich mich beworben, weil mich der überraschend humorvolle Einstieg für sich einnehmen konnte. Angesichts des plötzlichen und tragischen Todes einer jungen Frau wirken deren Schwestern mit allen Wassenr gewaschen und ich habe mich auf ein irgendwie traurig-schönes und skurriles Buch eingestellt und wollte unbedingt wissen, wie die drei Schwestern mit ihrer "zweiten Chance" umgehen. Leider aber hat sich dieses Buch in eine ganz andere Richtung entwickelt, die mir nicht gefallen hat. Mehr und mehr wurden zahlreiche lose Fäden gesponnen, äusserst tragische Themen gestreift, ohne je in die Tiefe zu gehen und vor allem hat sich das Buch zu einem eher mässig ausgereift wirkenden Selbsthilferatgeber mit irgendwie nicht sehr überzeugendem Fazit entwickelt. Erst nach der Lektüre habe ich erfahren, dass die Autorin unter anderem als Coach arbeitet, habe mich aber gefragt, inwiefern sie wirklich ihre zweifellos grosse Erfahrung in die gefühlt sehr kurze Geschichte einbringen konnte. Das Buch wirkt leider schriftstellerisch alles andere als ausgereift, die vier Schwestern sind äusserst unsympathische, selbstbezogene Figuren, bei denen ich mich gefragt habe, warum ausgerechnet sie, die ihr Leben stets an sich haben vorbeiziehenlassen und bestenfalls Statistinnen in ihrer eigenen Geschichte gewesen sind, eine zweite Chance verdient haben sollen.

Erzählsprache:
Auch sprachlich hat das Buch mich nicht immer überzeugen können. Einerseits ist bei einer Weihnachtsszene richtig viel und wunderschöne Weihnachtsstimmung gezaubert worden, andererseits frage ich mich, wieso so viele Themen überhaupt in der Geschichte haben vorkommen müssen. Weniger wäre mehr gewesen, dann hätte man auch mehr Tiefgang erreichen können. Offensichtlich kann Patricia Küll (siehe Weihnachtsszene) beschreiben, aber sie kratzt leider trotzdem immer nur an der Oberfläche, lässt keine Gefühle entstehen und ausserdem weiss ich nach wie vor weder, in welcher Region wir uns befinden, noch wie die Figuren aussehen. Dinge, die mir beim Lesen einfach wichtig sind.
Was mir aber gut gefallen hat, sind die sehr vielen und sehr kurzen Kapitel, welche das Buch kurzweilig machen und stets aus der Sicht einer anderen Figur erzählen. So erfahren wir, was jede Figur denkt und fühlt und welche Beweggründe zu bestimmten Handlungen führen. Auch hier muss ich aber bemängeln, dass die Erzählsprache sich nicht unterscheidet, auch wenn unterschiedliche Figuren zu Wort kommen. Alle Figuren "klingen" gleich und austauschbar, was auch hier verhindert, dass Tiefgang erzeugt wird.

Mein Fazit:
Es tut mir wirklich leid, aber dieses Buch hat mich mehr und mehr enttäuscht, obwohl der Anfang so vielversprechend gewirkt hat. Auch hätte man aus dieser was-wäre-wenn-Grundidee sicher eine tolle Geschichte zaubern können. Vielleicht hätte Patricia Küll einfach in der sehr humorvollen und irgendwie abgedrehten Richtung bleiben und auf zu viele erhobene Zeigefinger und Lebensweisheiten sowie Themen verzichten sollen.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Denn wir werden Schwestern bleiben
Autorin: Patricia Küll arbeitet beim Südwestrundfunk und moderiert das Flaggschiff des SWR, die Landesschau Rheinland-Pfalz, sowie die Kultursendung LandesArt. Zudem ist sie diplomierte systemische Coach und zertifizierte Beraterin für Persönlichkeitsentwicklung. Sie schreibt Fachbücher und hält Vorträge zu dem Thema „gelingendes Leben“.
Patricia Küll hat selbst drei Schwestern. Ihr Romandebüt trägt autobiografische Züge. Sie lebt mit Mann und zwei Kindern in Mainz. Mehr über die Autorin finden Sie unter: www.patricia-kuell.de
Sprache: Deutsch
Paperback: 301 Seiten
Verlag: Bastei Lübbe
Ersterscheinung: 27.05.2022
ISBN: 978-3-404-18577-1

Rezension: Der Fall der roten Libelle (Rory Shy 2)

Rory Shy, der schüchterne Detektiv/Der Fall der roten Libelle - Oliver Schlick

Reiheninfos:
1. Rory Shy, der schüchterne Detektiv (erschienen im August 2020)
2. Der Fall der roten Libelle (erschienen im Juli 2021)
3. Das Rätsel um Schloss Eichhorn (erschienen im Februar 2022)
4. Das Verschwinden der Amanda Kent (erscheint am 20.0.2022)

Beschreibung des Verlages:
Die 12-jährige Matilda führt ein geheimes Doppelleben – als Assistentin eines waschechten Detektivs! Und nicht irgendeines Detektivs, sondern Rory Shy, der für seine Schüchternheit und seine Erfolge weltberühmt ist. Im neuen Fall wird eine Schauspielerin verdächtigt, einen Anschlag auf ihren Mann geplant zu haben. Dabei ist auch ein wertvolles Gemälde namens Rote Libelle spurlos verschwunden. Mit tatkräftiger Unterstützung des hasenfüßigen Cockerspaniel Dr. Herkenrath nimmt das Detektivduo die Ermittlungen auf.

Inhalt:
Matilda ist gar nicht mal so traurig darüber, dass ihre Eltern über die Osterferien verreist sind. So kann sie nämlich - lediglich von ihrer Nachbarin Frau Zeigler mit köstlichem Essen und spannenden TV-Abenden versorgt - gemeinsam mit Rory Shy in einem neuen, brisanten Fall, einem Kunstdiebstahl mit schwerer Körperverletzung, ermitteln. Einmal mehr sind ihre gesellige Art und ihr Mut genau die Faktoren, welche Licht ins Dunkel bringen.

Meine Meinung:
Sicher erinnert ihr euch an meine begeisterte REZENSION zum ersten Band der Rory-Shy-Reihe. Den zweiten Band habe ich mir vom Liebsten (aka "Osterhasen") zu Ostern gewünscht und habe ihn mehrheitlich zu Hause auf Balkonien gelesen. Das Buch ist nämlich so schön gestaltet, dass ich es nitgendwohin mitnehmen wollte. Entsprechend lange habe ich für die Lektüre gebraucht, aber ich habe jede Seite geniessen können.
Die eigentliche Hauptfigur Matilda ermittelt erneut in einem abenteuerlichen und gefährlichen Fall und ist nicht selten mit ihrer unkomplizierten, offenen Art genau die Hilfe, die Rory Shy, der zu schüchtern ist, um Befragungen durchzuführen oder zu telefonieren, für seine Arbeit braucht.
Der Fall führt Matilda ans Filmset ihrer Lieblingsserie "Mörderische Ehefrauen", welche sie sich täglich mit Frau Zeigler ansieht. Und Rory Shy kommt sogar zu einem Gastauftritt in der Serie, den er aufgrund seiner Schüchternheit nur mit einem kleinen Schwips bewältigen kann.
Einzig die vielen Lügen, welche Matilda der gutgläubigen Frau Zeigler auftischt/auftischen muss, um tagelang wegzubleiben, finde ich ein wenig gar dreist, schliesslich könnte Matilda ihr einfach sagen, dass sie auf eigene Faust ermittelt und Rory Shy komplett aus dem Spiel lassen. Ansonsten hat mir das Buch aber sehr gut gefallen und mich mit seinem Witz bestens unterhalten. Die wundervollen Figuren (unter anderem Matildas änglicher Hund Dr. Herkenrath oder Rorys charmante und ebenfalls sehr schüchterne Liebste Charlotte) haben es mir wieder angetan und ich freue mich schon riesig auf den nächsten Band der Reihe.


Meine Empfehlung:
"Der Fall der roten Libelle" ist wunderbar unterhaltsam und spannend erzählt, führt ganz viele weitere Figuren mit tollen Hintergrundgeschichten ein und macht einen Abstecher in die Kunstwelt und ans Set der Serie "Mörderische Ehefrauen". Von mir gibt es eine sehr, sehr herzliche Empfehlung.

Zusätzliche Infos:
Tiel: Rory Shy, der schüchterne Detektiv - Der Fall der roten Libelle
Autor: Oliver Schlick wurde 1964 in Neuwied/Rhein geboren. Nach Abitur und Zivildienst studierte er Sozialarbeit an der FH Düsseldorf. Seit mehreren Jahren ist er in der stationären Jugendhilfe und der Flüchtlingsarbeit tätig. Oliver Schlick lebt in Düsseldorf, und wenn er nicht schreibt, verbringt er die Zeit mit dem Sammeln von Schneekugeln und Blechspielzeug sowie dem exzessiven Hören von »The Cure«.
Hardcover: 352 Seiten
Sprache: Deutsch
Verlag: Ueberreuter
Erschienen: 19.7.2021
ISBN: 978-3-7641-7124-7

Rezension: Der dunkle Wald

Der dunkle Wald - Cixin Liu

Die Trisolaris-Trilogie:
1. Die drei Sonnen
2. Der dunkle Wald
3. Jenseits der Zeit

Beschreibung des Verlages:
Der erste Kontakt mit einer außerirdischen Spezies hat die Menschheit in eine Krise gestürzt, denn die fremde Zivilisation hat sich Zugang zu jeglicher menschlicher Informationstechnologie verschafft. Der einzige Informationsspeicher, der noch vor den Aliens geschützt ist, ist das menschliche Gehirn, weshalb das Wallfacer- Projekt ins Leben gerufen wird: Vier Wissenschaftler sollen die ultimative Verteidigungsstrategie gegen die Aliens ausarbeiten - doch können sie einander trauen?

Inhalt:
Nachdem die Trisolarier den Menschen immer näher gekommen sind, haben die Menschen entschieden, vier Wandschauer zu erwählen, welche im Geheimen und mit sämtlichen der Menschheit zur Verfügung stehenden Mitteln an Plänen arbeiten, welche das Fortbestehen der Menschheit sichern können. Doch die ungewohnte Macht steigt den Wandschauern zu Kopf, eine Krise nach der anderen bahnt sich an und selbst der Kälteschlaf und das Erwachen in ferner Zukunft scheinen nicht zum siegreichen oder friedenbringenden Ziel zu führen.

Meine Meinung:
Nachdem ich im Oktober/November 2021 "Die drei Sonnen" förmlich inhaliert habe, durfte ich mir von einem guten Freund auch noch den zweiten Band der Trisolaris-Trilogie ausleihen und freute mich schon sehr auf diese Fortsetzung. Leider hat mich "Der dunkle Wald" über lange Strecken so gar nicht packen können und ich habe nur weitergelesen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie das Buch ausgeht. Das Computerspiel 3body, das im ersten Band für einige Erkenntnisse und Spannung gesorgt hat, die Geschichte Chinas, welche im ersten Band noch eine grosse und wichtige Rolle gespielt hatte sowie die Figuren aus dem ersten Band kommen nicht oder nur ganz kurz in Nebensätzen vor. Der starke (pseudo-)wissenschaftliche Aufbau, die Berechnungen, die historischen Hintergründe und auch einiges an Humor, Spannung, Drama und Brutalität aus dem ersten Band, sind im zweiten Band fast gar nicht mehr relevant. Die ersten knapp 200 Seiten haben mich zwar noch sehr für mich eingenommen. Die Idee mit den Wandschauern, welche nur in ihren Köpfen Theorien zur Rettung der Menschheit ausarbeiten und diese sogar vor ihren Liebsten geheimhalten sollten, fand ich brillant. Auch die Kälteschlaftechnologie, welche es den Figuren erlaubt, sich über hunderte von Jahren einfrieren und in die Zukunft versetzen zu lassen, empfand ich als wirklich ausgereift dargestellt. Von der Handlung her war dann aber alles äusserst zäh, nicht wirklich spannend erzählt und vor allem gar nicht mehr so sehr mit dem ersten Band zusammenhängend. Die letzten 200 Seiten hindurch wurde noch einmal Fahrt aufgenommen, eine Weltraumschlacht und einige interessante Entwicklungen haben mich noch einmal fesseln können, aber gerade überlege ich wirklich, ob ich den dritten Band überhaupt lesen möchte...

Fazit:
Der Anfang und der Schluss sowie einige der Grundideen haben mir sehr gut gefallen, insgesamt ist dieser zweite Band aber wesentlich schwächer, weniger spannend, weniger anspruchsvoll und vor allem langwieriger erzählt als der packende Auftakt der Reihe. Schade.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Der dunkle Wald
Originaltitel: 三部曲 《黑暗森林》(The Three Body Problem Book 2 - Heian Shenlin)
Autor: Cixin Liu ist der erfolgreichste chinesische Science-Fiction-Autor. Er hat lange Zeit als Ingenieur in einem Kraftwerk gearbeitet, bevor er sich ganz seiner Schriftstellerkarriere widmen konnte. Seine Romane und Erzählungen wurden bereits viele Male mit dem Galaxy Award prämiert. Cixin Lius Roman »Die drei Sonnen« wurde 2015 als erster chinesischer Roman überhaupt mit dem Hugo Award ausgezeichnet und wird international als ein Meilenstein der Science-Fiction gefeiert.
Sprache: Deutsch
Aus dem Chinesischen von: Karin Betz
Paperback, Klappenbroschur: 816 Seiten
Verlag: Heyne
Erschienen am: 12. März 2018
ISBN:
978-3-453-31765-9

Rezension: Das unglaubliche Leben des Wallace Price

Dieses Buch ist ein Rezensionsexemplar aus dem HEYNE-Verlag, das mich via Bloggerporal erreicht hat.

Das unglaubliche Leben des Wallace Price

Beschreibung des Verlages:
Der erfolgsverwöhnte Anwalt Wallace Price kennt nur drei Dinge: Arbeit, Arbeit und noch mal Arbeit. Es kommt ihm daher äußerst ungelegen, als er eines Tages tot umfällt und in der Zwischenwelt landet. Dort erwartet ihn der Wächter Hugo, der Wallace auf seine Reise ins Jenseits vorbereiten soll. Doch Wallace ist noch nicht bereit, und so wird ihm Zeit gewährt, um seine Angelegenheiten zu ordnen. Zeit, in der Wallace den wahren Sinn des Lebens entdeckt. Und die Liebe findet ...

TW: Tod, Verlust, Suizid

Inhalt:
Wallace Price ist als Mensch und Anwalt ein richtiges Ekel. Als er unerwartet an einem Herzinfarkt verstirbt, findet er sich an seiner eigenen Beerdigung wieder, wo er Mei trifft, welche sich ihm als persönlicher "Sensemann" vorstellt. Sie bringt ihn in eine eigenartige Teestube, welche zugleich als Zwischenwelt fungiert. Dort begegnet Wallace dem Fährmann Hugo, der ihm helfen soll, seine Angelegenheiten zu ordnen und in die Ewigkeit überzusetzen. Nun sieht sich Wallace plötzlich mit seinen persönlichsten Ängsten, Sorgen und Gefühlen konfrontiert und empfindet Liebe und Schmerz und sogar ein wenig Versöhnung mit dem Leben.

Meine Meinung:
Sicher erinnert ihr euch noch an meine absolut begeisterte Rezension zu "Mr. Parnassus' Heim für magisch Begabte" von T. J. Klune. Entsprechend hoch waren meine Erwartungen zum kürzlich erschienenen "Das unglaubliche Leben des Wallace Price". Nur leider sind diese nicht komplett erfüllt worden. Ich weiss sogar nicht einmal, ob ich das Buch beendet hätte, wenn es kein Rezensionsexemplar gewesen wäre, so zäh war der Mittelteil. Aber ich bin froh, dass ich das Buch beendet habe. So bin ich mit einem wundervollen, bewegenden, tränenreichen und mich zumindest ein wenig mit der Geschichte versöhnenden Schluss belohnt worden.

Handlung und Sprache:
Die Grundidee hat mich begeistert, was für ein grandioses Setting, welch toller Plot. Ausserdem haben die wunderschönen Beschreibungen vor allem der Teestube und der Liebe Hugos zu seinen Teepflanzen für sehr stimmige Szenen gesorgt und immer wieder haben mich einige besonders poetische Sätze den Atem anhalten lassen, so schön waren sie geschrieben.
Leider aber wirken vor allem die Dialoge sehr gestelzt. Die Lebensweisheiten werden definitiv zu sehr mit dem erhobenen Zeigefinger erzählt und auch wenn ich die beiden Bücher eigentlich nicht vergleichen wollte, hatte ich mehr und mehr das Gefühl, gerade Parnassus 2.0 gelesen zu haben.

Die Figuren:
Auch die Figuren haben diesen Verdacht bestärkt. Wallace war eigentlich genau wie Linus, Hugo war wie Mr. Parnassus und auch die sich sehr offensichtlich anbahnenden romantischen Gefühle waren schon irgendwie ein wenig gar konstruiert.
Ausserdem kommt die Läuterung des einstmals so ekligen, gemeinen Anwalts Wallace viel zu plötzlich, er ist von einer Sekunde auf die andere gefühlt lammfromm und das war einfach nicht stimmig für mich.
Die Nebenfiguren sind aber unglaublich gut skizziert. Mei ist der perfekte, feinfühlige Sensemann (Sensefrauen gibt es wohl nicht). Sie hat Humor, ist temperamentvoll und hat ein Herz aus Gold. Auch Hugos Opa Nelson, der mit seinem Schabernack für einige witzige Situationen sorgt und Wallace das beste Geistervorbild ist, das Wallace sich nur hätte wünschen können, habe ich sofort ins Herz geschlossen. Mein persönlicher Star ist aber der Geisterhund Apollo, der wirklich eine unendlich treue Seele ist und der Geschichte sehr, sehr viel Charme verpasst.

Fazit:
Wer "Mr. Parnassus' Heim für magisch Begabte" noch nicht gelesen hat, wird trotz einiger Längen in der Mitte sicher Freude am Buch haben und sehr schöne, bewegende, einzigartige Lesestunden mit der Geschichte erleben. Allen Fans von Mr. Parnassus empfehle ich das Buch nicht unbedingt.
Obwohl mich vor allem der Schluss richtig intensiv berührt und mich sogar ein wenig mit der ganzen Geschichte versöhnt hat, war mir das  alles insgesamt zu ausufernd und zu plakativ erzählt war. Ich würdige die grandiose Grundidee sehr, die vom persönlichen Schmerz und Erleben des Autors geprägt ist. Ich weiss aber noch nicht, ob das Buch bei mir bleiben wird. Vorerst steht es noch ein wenig im Regal, die Aufmachung und vor allem das Cover sind nämlich wunderschön, gekonnt, passend und liebevoll. Das muss ja schliesslich auch einmal erwähnt werden (ausserem habe ich erst nach mehrmaligem Betrachten den Hirsch auf dem Cover gesehen, das passt einfach soooo gut und hat mich von der Gestaltung her total umgehauen) ;-)

Zusätzliche Infos:
Titel:
Das unglaubliche Leben des Wallace Price
Originaltitel: Under the Whispering Door
Autor: Im Alter von sechs Jahren griff T. J. Klune zu Stift und Papier und schrieb seine erste Geschichte – eine mitreißende Variante des Videospiels »Super Metroid«. Zu seinem Verdruss meldete sich die Videospiel-Company nie zu seiner verbesserten Variante der Handlung zurück. Doch die Begeisterung für Geschichten hat T. J. Klune auch über dreißig Jahre nach seinem ersten Versuch nicht verlassen. Nachdem er einige Zeit als Schadensregulierer bei einer Versicherung gearbeitet hat, widmet er sich inzwischen ganz dem Schreiben. Für die herausragende Darstellung queerer Figuren in seinen Romanen wurde er mit dem Lambda Literary Award ausgezeichnet. Sein Roman »Mr. Parnassus' Heim für magisch Begabte« ist ein internationaler Bestseller.
Sprache: Deutsch
Aus dem Amerikanischen von: Michael Pfingstl
Paperback, Klappenbroschur: 480 Seiten
Verlag: HEYNE
Erschienen am: 11. April 2022
ISBN: 978-3-453-32146-5

Lese-Statistik April 2022

Auf dem Bild fehlt "Hagebuttenblut", das wird gerade von meinem Vater gelesen :-)

Hallo ihr Lieben

Nun ist der April und somit auch ein sehr arbeitsintensiver Monat bereits wieder vorbei. Meine Leseziele habe ich nicht ganz erreicht und der SuB ist leider wieder angestiegen, dafür sind aber sehr viele Bücher hier eingezogen, die ich mir schon länger gewünscht habe und/oder die mir geschenkt worden sind. Darüber freue ich mich sehr und während der Anfang des Lesemonats noch eher zäh war, hat mich am Ende des Aprils dann wieder richtig grosse Leselust gepackt, weshalb ich mich schon auf meine - hoffentlich - sehr vielen Lektüren im Mai freue.

Im April gelesen habe ich:

Packende Fortsetzung von "Löwenzahnkind", düster und spannend erzählt und äusserst klug konstruiert

Ein wenig ausschweifend erzählter zweiter Teil der Kristina-Mahlo-Reihe mit überzeugenden Ende

Monumentale Erzählung über Freundschaft, Liebe, Vertrauen und Verrat sowie die turbulente Geschichte Georgiens

Feministische Kampfschrift gegen das Patriarchat, eindringliche Familiengeschichte, kraftvoll erzählt

Alle Rezensionen und Seitenzahlen:

Hagebuttenblut - Lina Bengtsdotter   (496 Seiten)
Die Stimme des Vergessens - Sabine Kornbichler   (416 Seiten)
Das mangelnde Licht - Nino Haratischwili   (832 Seiten)
Die Wut die bleibt - Mareike Fallwickl   (384 Seiten)
Die Stunde der Lerche - Willi Fährmann   (101 von 400 Seiten)

Abgebrochen:

Willi Fährmann - Die Stunde der Lerche   (nach 101 von 400 Seiten)

Neuzugänge:

Rezensionsexemplar:
Das unglaubliche Leben des Wallace Price - T. J. Klune

Geschenkt bekommen von Martina:
Die Uhrmacherin - Claudia Dahinden

Von einer lieben Freundin bekommen (ihre Eltern haben die Bücherregale aus- und umgeräumt):

Die Frau, die Töne sehen konnte - V.S. Ramachandran
Kamala Harris - Dan Morain
Verschwiegene Kanäle - Donna Leon
Lasset die Kinder zu mir kommen - Donna Leon
Tod zwischen den Zeilen - Donna Leon

Vom Osterhasen bekommen:
Rory Shy, der Fall der roten Libelle - Oliver Schlick

Gekauft:
Die Stimme des Vergessens - Sabine Kornbichler

Alle Zahlen in der Übersicht:

Gelesene Bücher: 4
Abgebrochene Bücher: 1
Aussortierte Bücher: -
Somit in die Leseeule: 5 Franken
Gelesene Seiten: 2'229 Seiten
Durchschnittliche Seitenzahl pro Tag: 74.3 Seiten
Bücher von Autorinnen: 4
Bücher von Autoren: -
Gemischte Autorenduos (oder mehr): -
Geschenkt bekommene Bücher: 7
Ausgeliehen: -
Buchgewinn: -
Buchprämien: -
Rezensionsexemplare: 1
Gekaufte Bücher: 1
Eingesammelte Bücher: -
Gesamte Neuzugänge: 9
SuB am Monatsbeginn: 98
Aktueller SuB: 100
Differenz: +2