Rezension: Das Geheimnis der Schokoladenkekse

Das Geheimnis der Schokoladenkekse, Ein Fall für Hannah Swensen - Joanne Fluke

Beschreibung des Verlages:
Erster Band der Cosy-Crime-Serie um die charmante Feinbäckerin und Hobbydetektivin Hannah Swensen: Im idyllischen Lake Eden hat Backfee Hannah Swensen sich mit einem gemütlichen Café einen Traum erfüllt: Ihre Leckereien sind heiß begehrt, und das Cookie Jar ist der Lieblingstreffpunkt der Dorfbewohner. Doch dann wird eines Tages Hannahs Lieferant Ron ermordet aufgefunden. Ron war der liebenswürdigste Mitarbeiter, den man sich wünschen kann, und Hannah hat allen Grund, seinen Mörder möglichst schnell dingfest zu machen. Da sie mit Charme und Spürsinn Neuigkeiten stets aus erster Hand erfährt, ist sie schneller, als die Polizei erlaubt. Ein raffiniert gestrickter Cosy Crime mit liebenswerten Figuren und köstlichen Rezepten.

Inhalt:
Hannah Swensen ist definitiv die Plätzchen-Königin im Dorf und aufgrund der gelungenen Kreationen, die sie in ihrem eigenen Café "Cookie Jar" verkauft, kennt sie jeden Klatsch und Tratsch. Als sie dann zufällig über die Leiche des allseits beliebten Milchlieferanten Ron stolpert, kommt ihr die Fähigkeit, Menschen mit Zucker zum Reden zu bringen, sehr zugute und sie spannt gemeinsam mit ihrem Schwager und örtlichen Polizisten Bill zusammen, um den Mord aufzuklären.

Meine Meinung:
Dieses Buch habe ich mir als Prämienbuch aus der Lesejury gegönnt und jetzt im Juni gelesen, weil ich endlich wieder ein paar Krimis vom SuB befreien möchte und einen leichten Einstieg ins Genre wollte. Das hat super geklappt und war ausserdem die perfekte Lektüre neben meinen eher anspruchsvollen Büchern und nach "Die Glücksschneiderin". Darin geht es, wie ihr euch vielleicht noch erinnert, um ein Nähcafé, nun war ich in einem Plätzchencafé (mit Mord), ein ziemlich "gelungener" Übergang, wenn ihr mich fragt ;-)
Hannah und ihr Kater Moishe haben es mir sofort angetan und ich habe mitgefiebert, bin immer wieder hungrig geworden und kam der Auflösung zwar zu früh auf die Schliche, aber das hat nicht gross gestört, da das Cozy-Crime-Genre nicht sehr grossen Wert auf Spannung legt, sondern vielmehr auf wohlige Unterhaltung, Gaumenfreuden und schrullige Figuren.
Besonders gut gefallen haben mir die im Buch abgedruckten Rezepte und obwohl ich nicht so gerne backe, sollte ich wohl das eine oder andere Rezept einmal ausprobieren.

Schreibstil:
Wie bereits erwähnt legt dieses Genre nicht so grossen Wert auf Spannung, sondern stellt vielmehr die Figuren und Handlungsorte ins Zentrum. Joanne Fluke lässt Hannah als Ich-Erzählerin fungieren und so wird die Geschichte leicht und locker erzählt und enthält viele Details aus Hannahs Backstube und ihren vier Wänden. Die Geschichte streift auch ein wenig anspruchsvollere Themen, wie häusliche Gewalt und familiäre Probleme und beleuchtet ausserdem die Beziehung zwischen Hannah und ihrer Schwester Andrea sehr realistisch, was mir gut gefallen hat. Sie vergreift sich aber ein wenig im Ton, wenn sie Menschen (und vor allem Frauen) beschreibt. Es mag vielleicht in einigen Kreisen witzig sein, mehrgewichtige Menschen permanent auf ihr Äusseres zu reduzieren oder Frauen, die sich gerne bedeckt kleiden, als prüde zu bezeichnen, aber in meinen Augen ist das Bodyshaming. Auch werden die Frauen im Buch stets danach beurteilt, inwiefern sie sich als Heiratskandidatinnen und Mütter eignen, was besonders störend ist, weil sich eigentlich Hannah darüber aufregt, dass ihre eigene Mutter ihr permanent Männer andrehen will und von Enkeln spricht. Selber aber denkt Hannah in den genau gleichen Rastern und beschreibt auch die Figuren im Buch entsprechend.

Fazit:
Ich habe dieses Buch sehr gerne, aber gleichzeitig mit gemischten Gefühlen gelesen. Stereotype Beschreibungen und Übertreibungen können schon einmal unterhaltsam sein und gehören wohl ein Stück weit auch zum Genre. Ebenfalls ist bekannt, dass Hannah eher kein Blatt vor den Mund nimmt, was mir persönlich eigentlich auch gut gefällt. Beleidigungen und vor allem diese antifeministische Grundhaltung gehen mir aber gegen den Strich und so gerne ich das Buch sonst gelesen habe, bin ich mir nicht sicher, ob ich dem zweiten Band der Reihe eine Chance geben möchte.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Das Geheimnis der Schokoladenkekse, Ein Fall für Hannah Swensen
Originaltitel: The Chocolate Chip Cookie Murder
Autorin:
Joanne Fluke ist das Pseudonym einer amerikanischen Bestsellerautorin. Sie wuchs im ländlichen Minnesota auf, studierte Psychologie an der California State University, San Bernardino, und entdeckte früh ihre Passion für die Kunst des Backens und die Welt der Cozy Mysteries und schließlich auch ihr Talent fürs Schreiben. Ihre Cozy-Crime-Serie um die Bäckerin Hannah Swensen ist auf dem englischsprachigen Markt längst Kult, umfasst mittlerweile über 20 Bände, die in 13 Sprachen übersetzt wurden, regelmäßig auf den ersten Plätzen der New York Times Bestsellerliste zu finden sind und eine Gesamtauflage von 5,5 Millionen Exemplaren erreichten. Außerdem wurden fünf ihrer Romane für das Fernsehen verfilmt und unter anderem auf Deutsch synchronisiert. Die Leser:innen lieben die Romane der Queen of Culinary Mystery wegen ihrer lebensechten Figuren und der Wohlfühlatmosphäre rund um Hannah Swensens Café in der fiktiven Kleinstadt Lake Eden. Joanne Fluke lebt mit ihrer Familie in Südkalifornien.
Sprache: Deutsch
Aus dem Englischen von: Angela Koonen
Taschenbuch: 333 Seiten
Verlag: Bastei Lübbe
Ersterscheinung: 30.04.2021
ISBN: 978-3-404-18437-8

Upcycling & nachhaltige Kleidung

 

Hallo ihr Lieben

Schon geht es weiter mit einem nächsten Beitrag im Rahmen unserer Blogtour zum Buch "Die Glücksschneiderin" von Ulrike Sosnitza. Nachdem Kathi gestern erschreckende und vor allem auch alarmierende Zahlen und Hintergründe zum Thema Fast Fashion geliefert hat (HIER kommt ihr zum Beitrag), möchte ich heute einige Erfahrungen und Tricks mit euch teilen, die euren Kleiderschrank in Zukunft nachhaltiger werden lassen und auch noch richtig viel und lange Freude bereiten. Weitere Beiträge im Rahmen dieser Blogtour findet ihr bis Freitag auf unseren Blogs und bei Instagram. Hier noch einmal alle Aktionen im Überblick:

Ablauf der Blogtour:
21.6.21: Rezensionen bei allen auf ihren Blogs: Zwerghuhn 🐔 Livia 🐲 Nina 😻
22.6.21: Fast Fashion (bei Lesendes Federvieh)
23.6.21: Upcycling & nachhaltige Kleidung (bei mir :-) )
24.6.21: Interview (bei Book-addicted)
25.6.21: Rezepte auf all unseren Blogs und/oder bei uns auf Instagram, nach Lust und Laune ;-)


Schritt für Schritt zu einem nachhaltigeren Kleiderschrank


1. Überblick verschaffen

"Jeder kennt das Gefühl, vor dem gefüllten Kleiderschrank zu stehen und partout nichts zum Anziehen zu finden. Dabei trägt man 40% davon gar nicht oder nur sehr selten."

Dies hat Kathi gestern in ihrem Beitrag geschrieben und genau damit sind wir auch schon beim Kern des Problems angelangt: die meisten von uns wissen gar nicht, was sie in ihrem Kleiderschrank horten. Also macht es, wie wenn ihr führenden Aufräumexpert*innen zuhört: räumt einmal alles aus und sortiert eure Kleidung neu. Ich empfehle dabei folgende Kategorien:

  1. Trage ich regelmässig und ist in einwandfreiem Zustand
  2. Trage ich regelmässig, hat aber lose Nähte/Knöpfe oder einzelne kleinere Löcher
  3. Trage ich nicht mehr, weil mir die Kleidung nicht mehr passt (obwohl ich sie sehr gerne mag)
  4. Trage ich nicht mehr, weil mir die Kleidung nicht mehr gefällt
  5. Habe ich nur selten/noch nie getragen

2. Einräumen

Alles, was ihr in der ersten Kategorie zusammengestapelt habt, könnt ihr nun neu in den Schrank einräumen und euch weiterhin daran erfreuen :-)

3. Reparieren und Umnähen

Alle Kleidungsstücke, die in die zweite Kategorie fallen, könnt ihr nun Stück für Stück reparieren. Liegt euch dies nicht, findet sich sicher eine Person in eurem Umfeld, die mit Nadel und Faden umgehen kann. Alles, was in die dritte Kategorie fällt, könnt ihr umnähen oder euch professionell umschneidern lassen. Ja, dies kostet manchmal nicht wenig Geld. Aber was nützt euch euer Lieblingskleid, wenn ihr es nicht mehr tragen könnt? Ausserdem können Röcke, Hosen und Kleider oft gekürzt werden, um sie an eure Körpergrösse anzupassen, Säume können ausgelassen oder enger gesteckt werden und Träger oder Ärmel lassen sich ebenfalls beliebig an euren Körper anpassen und ihr werdet sofort wieder richtig viel Freude mit euren Lieblingsteilen haben und diese noch lange tragen, was letztendlich wieder Geld spart. Sollte dies alles nicht in Frage kommen, werdet ihr vielleicht bei Schritt 4 und 5 fündig.

4. Upcyceln

Vielleicht könnt ihr ein langes Kleid halbieren und aus dem oberen Teil eine Bluse, aus dem unteren einen Rock nähen, Ärmel annähen oder abtrennen, Stoffe hinzufügen oder entfernen (lassen), vielleicht näht ihr euch eine tolle Neuschöpfung aus euren ehemaligen Lieblingsteilen oder probiert einen dieser Tipps aus:
- Tasche aus einer alten Jeans (klappt auch von Hand, habe ich schon einige Male ausprobiert)
- Lavendelsäckchen aus Stoffresten (macht Clara aus "Die Glücksschneiderin" andauernd und ich auch)
- Kinderkleidung aus aussortierter Kleidung
- Patchworkdecke aus Stoffresten
- Decko/Spielzeug aus Socken
Sicher findet auch ihr noch zahlreiche weitere Anleitungen, die wirklich einfach umzusetzen sind und viel Freude bereiten.

5. Verschenken, verkaufen und spenden

Diese Teile, die ihr nicht verarbeiten könnt/wollt (vor allem wohl Teile aus der vierten Kategorie), könnt ihr verschenken, verkaufen (beispielsweise online oder auf Flohmärkten) oder spenden. Überlegt euch gut, wohin ihr aussortierte Kleidung bringt. Recherchiert dazu in eurer Region. Evtl. gibt es gemeinnützige Organisationen oder auch Secondhandshops, die eure aussortierte Kleidung gerne annehmen.

6. Hinterfragen

Weshalb trage ich die Kleidung aus der 5. Kategorie nicht? Gefällt sie mir nicht? Fühle ich mich nicht wohl darin? Habe ich sie in einer falschen Grösse gekauft, in die ich vielleicht nie hineinpassen werde? Seid ehrlich mit euch und überlegt euch gut, welche der bereits geschilderten Schritte zu eurer verbliebenen Kleidung passen könnten.

7. Entsorgen

Ja, manchmal fällt Kleidung wirklich auseinander, ist mottenzerfressen oder so oft repariert worden, dass sie offensichtlich nicht mehr tragbar ist und was ihr nicht mehr tragen könnt, solltet ihr auch sonst niemandem zumuten. Entsorgt diese Kleidung bitte sachgerecht.

8. Entscheiden, was noch fehlt

Natürlich kann es immer sein, dass einzelne Stücke in eurem Kleiderschrank ersetzt oder auch ergänzt werden müssen, damit sie vielseitig kombinierbar sind und euch lange Freude bereiten.
Dazu hilft es, folgendes im Hinterkopf zu behalten:

  • Kombinationen, was nützt die tollste Bluse ohne den passenden Rock/die passende Jeans? Lassen sich eure Kleider miteinander kombinieren? Einzelne Basics und zusätzliche Jacken, Schals und weitere Akzente lassen sich einfacher kombinieren, als zahlreiche Einzelstücke
  • Habt ihr (genügend) Kleidung für alle Situationen in eurem Leben, für eure Arbeit, eure Freizeitaktivitäten und euer persönliches Wohlbefinden?

9. Ergänzen

Nun darf eingekauft werden. Aber auch hier geht es darum, zu überlegen, was ihr überhaupt benötigt und wie ihr möglichst nachhaltig entscheiden könnt. Achtet also auch in Secondhandshops und auf Flohmärkten auf Naturmaterialien wie Baumwolle, Leinen, Hanf, und andere. Diese lassen sich leichter recyceln und sind weniger schädlich für Gewässer und Böden, sowie eure Gesundheit.

Hier kaufe ich Secondhand ein:
  • Bärner Brocki ein Fachgeschäft der GEWA, schafft Arbeitsplätze und Perspektive für Menschen auf ihrem Weg zurück in die Berufswelt
  • Secondhandbrigitte Brigitte ist gelernte Haut Couture-Schneiderin und hat sich vor allem auf Abend- und Brautmode spezialisiert. Sie verkauft gerade mein Brautkleid weiter und ich kaufe meine Konzertkleider secondhand bei ihr und/oder lasse diese auf mich anpassen, sofern nötig
Wenn ihr Kleidung neu kauft, dann empfehle ich eine gründliche Recherche. Persönlich kaufe ich zum Beispiel Unterwäsche, Socken oder auch einmal einzelne Kleider und Röcke hier ein: Naturfaser mir ist aber bewusst, dass meine Tipps vor allem für die Schweiz sinnvoll sind, sicher findet ihr in eurer Region auch gute Geschäftsmodelle. Ich würde mich freuen, wenn ihr die Kommentarspalte mit Tipps und Tricks füllen würdet.

10. Pflegen

Tut eurer Kleidung und somit auch der Umwelt und eurer Brieftasche etwas Gutes und pflegt eure Kleidung. Hängt sie mit genug Platz auf, oder faltet sie übersichtlich und verwendet Lavendelsäckchen gegen Motten und Milben. Beachtet beim Waschen die Waschhinweise, verzichtet auf hohe Waschtemperaturen und Weichspüler und trocknet eure Kleidung nicht im Tumbler, sondern an der frischen Luft. Macht euer Waschmittel selber (beispielsweise nach diesem Rezept, das ich auch oft nutze) oder setzt auf umweltverträglichere Alternativen.


Einige weitere Gedanken zum Thema "nachhaltige Kleidung"


Wirklich nachhaltiger Konsum ist kein Konsum...
  • Wie wäre es beispielsweise, das Hochzeitskleid nicht zu kaufen, sondern zu mieten? Oder es nachher nicht zu behalten, sondern umnähen zu lassen oder weiterzuverkaufen? Genau so habe ich es gemacht. Mein Hochzeitskleid wird aktuell weiterverkauft. Behalten habe ich mein Kleid, das ich in Irland getragen habe. Vielleicht werde ich es färben und zu einem Abendkleid umarbeiten lassen. Behalten habe ich den Schleier und die Brautschuhe. Wer weiss, vielleicht darf bald eine Freundin von mir meinen Schleier oder meine Schuhe als "etwas geliehenes" tragen ;-)
  • Wie wäre es, für diesen einen Anlass im Jahr, an dem man Abendgarderobe tragen muss, ein Kleid/einen Anzug zu leihen/mieten? Viele Geschäfte vermieten ihre Ware mittlerweile, aber mit ziemlicher Sicherheit werdet ihr auch in eurem Umfeld fündig.
  • Wie wäre es, sich regelmässig mit Freund*innen zu Kleidertauschpartys zu treffen und dabei aussortierte Kleider weiterzugeben und selber auch das eine oder andere Schätzchen für sich zu entdecken?
  • Vielleicht strickt/häkelt ihr ab jetzt eure Socken und Pullover einfach gleich selber aus Biowolle?

Sicher fallen euch noch ganz viele weitere Punkte ein und dieses Thema ist auch endlos und leider nach wie vor sehr schwierig zu durchschauen. Ich würde mich freuen, wenn ihr eure Tipps und Tricks mit mir und allen meinen Leser*innen teilen würdet. Hinterlasst mir gerne einen Kommentar mit euren Anregungen, damit wir alle noch viel mehr voneinander und miteinander lernen könnt.

Auf ganz bald und ich freue mich auf einen regen Austausch
Livia

Blogtour und Rezension: Die Glücksschneiderin

Hallo ihr Lieben

Vielleicht habt ihr unsere Ankündigung bei Instagram bereits gesehen, vielleicht lest ihr es auch erst hier: ich darf gemeinsam mit Angelika und Kathi vom Blog Lesendes Federvieh und mit Nina von Book-addicted eine Blogtour zum Buch "Die Glücksschneiderin" von Ulrike Sosnitza veranstalten. Die wunderschönen Banner/Header und Storyhintergründe, die ihr auf unseren Blogs und bei Instagram finden könnt, sowie die Blogtourankündigung als Bewegtbild, hat übrigens Kathi erstellt. Traumhaft schön, findet ihr nicht auch? Ausserdem bedanken wir uns sehr herzlich bei der Autorin für dieses Rezensionsexemplar, das sie auch noch liebevoll signiert hat.

Ablauf der Blogtour:
21.6.21: Rezensionen zum Buch auf all unseren Blogs
22.6.21: Fast Fashion (bei Lesendes Federvieh)
23.6.21: Upcycling & nachhaltige Kleidung (bei mir :-) )
24.6.21: Interview (bei Book-addicted)
25.6.21: Rezepte auf all unseren Blogs und/oder bei uns auf Instagram, nach Lust und Laune ;-)

Heute also sind alle unsere Rezensionen online gegangen, respektive geht meine Rezension hiermit online und ich denke, ich kann für alle sprechen, wenn ich schreibe, dass uns dieses Buch wirklich sehr gut unterhalten hat, uns Wohlfühlmomente mit Kaffee und Kuchen geschenkt, aber auch zum Nachdenken und Mitfiebern gebracht hat. Und nun präsentiere ich euch feierlich meine Rezension zum Buch:


Die Glücksschneiderin - Ulrike Sosnitza

Beschreibung des Verlages:

Der Stoff, aus dem die Liebe ist
Clara hat sich ihren Traum erfüllt und in Würzburg ein Nähcafé eröffnet. Dort gibt sie Nähkurse, verwandelt alte Kleidungsstücke in neue und macht die Menschen mit maßgeschneiderten Röcken, Jacken und Hosen glücklich. Auf einem Flohmarkt findet sie eines Tages ein ganz besonderes Vintage-Kleid aus den Zwanzigerjahren. Als sie es anprobiert, steht plötzlich Finn, ihre erste große Liebe, vor ihr und behauptet, dass dieses Kleid ein Familienerbstück von ihm sei. Mit einem Schlag kehrt das Gefühlschaos von damals wieder. Was will er mit diesem Kleid? Und warum hat er sie vor vielen Jahren ohne ein Wort verlassen? Fragen, die Claras Leben vonn Jetzt auf Gleich völlig durcheinanderwirbeln.

Inhalt:
Die Leidenschaft zum Beruf machen und den ganzen Tag von Kaffee und Kuchen umgeben Kleider umnähen und massschneidern, sowie Nähkurse veranstalten? Clara hat sich dies gemeinsam mit ihrer Tante Sonja erfüllt und ein Nähcafé eröffnet. Während Sonja vor allem für das leibliche Wohl der Kundschaft verantwortlich ist, kümmert sich die gelernte Schneiderin Clara um die Änderungswünsche, die Nähkurse und das Schneidern von Kleidung. Ein traumhaft schönes Seidenkleid, das Clara als Rarität auf einem Flohmarkt aufgestöbert hat, und ihr Exfreund Finn, dessen Familie das Kleid gehört, lassen sie sich nicht nur auf eine historische Spurensuche rund um die Herkunft des Kleides begeben, sondern wecken in ihr auch alte Gefühle.

Meine Meinung:
Schon als Kind habe ich meinen Plüschtieren und auch mir selber Kleidung genäht/gehäkelt/gestrickt und obwohl sich in den letzten Jahren nur wenige Gelegenheiten ergeben haben, um wieder einmal länger und intensiver an der Nähmaschine zu sitzen, so geniesse ich es immer wieder, wenn Säume geflickt, oder Kleider und Hosen gekürzt oder umgenäht werden müssen, was sicher ein wenig in meinen Genen liegt. Schliesslich war eine meiner Omas Schneiderin.
Ausserdem liegt mir das Thema Nachhaltigkeit sehr, sehr am Herzen und zudem geniesse ich es, wenn ich mich in ein absolutes Wohlfühlbuch fallenlassen und dabei meine Seele ein wenig streicheln lassen kann. Alle diese Elemente hat Ulrike Sosnitza in "Die Glücksschneiderin" vereinen und mich damit auf sehr vielen unterschiedlichen Ebenen ansprechen können.

Schreibstil und Figuren:
Eingekuschelt in eine Decke bei einem intensiven Gewitter oder auch mit warmer Sommersonne im Gesicht lässt sich dieses Buch besonders gut lesen. Es lädt zum Stöbern in bunten Stoffbahnen ein und macht neugierig auf die Leckereien, die sich im Nähcafé entdecken lassen. Ausserdem werden zahlreiche wichtige Themen, wie der nachhaltige Konsum und der Klimawandel, aber auch die psychische Gesundheit oder die nicht immer ganz einfache Situation von Kindern getrennt lebender Eltern thematisiert. Somit wird das Buch - aller Romantik zum Trotz, die zuckersüss aber zugleich sehr realistisch daherkommt - sofort sehr tiefgründig und wirkt mitten aus dem Leben gegriffen, was mir persönlich immer sehr gut gefällt.
Clara hat mich begeistert, sind ihre Weltanschauungen doch wirklich deckungsgleich mit meinen. Und um ihren liebevollen Blick auf alle Menschen, unabhängig von Alter, Geschlecht, Form und Aussehen beneide ich sie sogar fast ein wenig, da kann ich mir definitiv noch eine Scheibe abschneiden. Claras fürsorgliche Tante Sonja, sowie Claras Mitbewohnerin Hella und die Mitbewohner Georg und Kilian habe ich ebenfalls in mein Herz geschlossen. Einzig Sonjas Tochter Merle hat es mir anfangs ein wenig schwerer gemacht, sie zu mögen, aber auch das hat sich im Verlauf der Geschichte gelegt.

Nachhaltigkeit:
Dieses Thema Nachhaltigkeit ist absolut omnipräsent, ohne belehrend zu werden. Vielmehr lebt Clara uns vor, was wir gerade im Bereich Bekleidung alles unternehmen können, um nachhaltiger zu leben. Der Vezicht auf Fast Fashion ist dabei ein wichtiger Part, aber es geht auch darum, Dinge zu reparieren und ändern, statt sie neu zu kaufen oder zu tauschen und verschenken, statt sie einfach zu entsorgen. Dazu habe ich mir in den letzten paar Jahren auch sehr viele Gedanken gemacht und ich freue mich darauf, diese in meinem Blogtour-Beitrag vom 23.6.21 mit euch zu teilen.
Was Clara aber sehr wichtig ist und was ich ebenfalls für wirklich wichtig halte: es geht nicht darum, komplett CO2-neutral zu leben und das ist natürlich auch gar nicht möglich. Es geht vielmehr darum, dass wir alle unser möglichstes tun, uns stets informieren und offen für Ideen sind sowie mit gutem Beispiel vorangehen, statt andere zu belehren und kritisieren.

Meine Empfehlung:
Sicher überrascht es euch nicht: dieses Buch hat mich wirklich begeistert und mich noch intensiver über meinen Konsum nachdenken lassen. Es hat mich mit einer Wohlfühlgeschichte und ganz viel Romantik, Freundschaft, Tiefgang und zahlreichen Einblicken in ein spannendes Geschäftskonzept, sowie kulinarischen Leckerbissen verwöhnt und ich werde sicher sehr bald wieder einmal ein Buch von Ulrike Sosnitza lesen. Von mir gibt es deshalb natürlich eine sehr herzliche Leseempfehlung.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Die Glücksschneiderin
Autorin: Ulrike Sosnitza, 1965 in Darmstadt geboren, durchstreifte als junge Frau gerne den Wald, um alte Bäume zu fotografieren. Heute liebt sie ihren Garten, auch wenn die Blumen dort meist nicht so wachsen, wie sie sich das vorstellt. Die frühere Bibliothekarin lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Würzburg. »Sternenblütenträume« ist ihr vierter Roman bei Heyne. www.ulrike-sosnitza.de
Taschenbuch, Klappenbroschur: 384 Seiten
Sprache: Deutsch
Verlag: Heyne
Erschienen am: 14. Juni 2021
ISBN: 978-3-453-42489-0

Rezension: Die verschwundene Schwester

Reiheninfos: Die sieben Schwestern
6. Die Sonnenschwester 
7. Die verschwundene Schwester

Die verschwundene Schwester - Lucinda Riley

Beschreibung des Verlages:
Wer ist die geheimnisvolle verschwundene Schwester?
Sieben Sterne umfasst das Sternbild der Plejaden, und die Schwestern d’Aplièse tragen ihre Namen. Stets war ihre siebte Schwester aber ein Rätsel für sie, denn Merope ist verschwunden, seit sie denken können. Eines Tages überbringt der Anwalt der Familie die verblüffende Nachricht, dass er eine Spur entdeckt hat: Ein Weingut in Neuseeland und die Zeichnung eines sternförmigen Rings weisen den Weg. Es beginnt eine Jagd quer über den Globus, denn Mary McDougal – die Frau, die als Einzige bestätigen kann, ob ihre Tochter Mary-Kate die verschwundene Schwester ist – befindet sich auf einer Weltreise. Während die Schwestern ihre Suche nach Neuseeland, Kanada, England, Frankreich und Irland führt, schlüpft ihnen Mary immer wieder durch die Finger. Und es scheint, als wolle sie unbedingt verhindern, gefunden zu werden ...

Meine Meinung:

Ganz ehrlich...so viel kann ich zu diesem siebten Band der Reihe gar nicht sagen. Nur, dass ich ihn bei Andrea vom Blog LeseBlick (ausserdem dabei waren Martina und Nicole) gelesen und diskutiert habe und dass mitten in dieser gemütlichen und auch kritischen Leserunde die Autorin Lucinda Riley nach langer Krankheit verstorben ist, was uns alle natürlich tief erschüttert hat und kein wirklich objektives Urteil auf den neuesten Band der Reihe erlaubt (mir zumindest nicht).
Gerade von diesem siebten Band waren wir innerhalb unseres kleinen Lesegrüppchens aufgrund einiger Längen nicht komplett angetan. Auch haben diverse unlogische Wendungen, wie das unüberlegte Handeln der Schwestern auf der Suche nach ihrer siebten Schwester, uns einige Male zum Diskutieren gebracht. Alles in allem senden wir - wie sicher alle Fans rund um den Globus - ganz viele gute Gedanken und viel Kraft an das Umfeld von Lucinda Riley und hoffen trotz allem sehr, dass die grandiose und sympathische Autorin evtl. ihre Liebsten in die Geheimnisse um Pa Salt eingeweiht hat und dass diese Geheimnisse, die im achten Band der Reihe aufgelöst worden wären (angekündigter Erscheinungstermin wäre der Herbst 2022 gewesen), vielleicht trotzdem aufgelöst werden können.

Neuseeland und Irland:
Ja, zuerst einmal reisen wir auf ein Weingut in Neuseeland und lernen Mary-Kate und später auch ihre Mutter Mary (genannt Merry) kennen. Schnell aber merken wir, dass Merry nicht gefunden werden will und reisen ihr trotzdem einmal um die halbe Welt hinterher. Dies machen wir fast immer mit einer anderen Schwester, die sechs bisher gefundenen Plejadenschwestern sind praktischerweise ja so wunderbar über den Globs verteilt. Dabei erfahren wir auch, wie es allen Schwestern geht, sie reisen nämlich auch nach und nach zurück nach Atlantis, um die geplante Gedenkfeier für Pa Salt gemeinsam zu gestalten. Die siebte Schwester fehlt aber immer noch und muss sich selber auch noch über einige Dinge in ihrem Leben klar werden, weshalb der Vergangenheitsstrang uns nach Irland führt. Ach, Irland...was habe ich mich bei der Entdeckung DIESES Videos gefreut. Dass Lucinda Riley uns nach Irland reisen lässt, hat mich begeistert und persönlich konnte ich gar nicht genug bekommen, von ihrem Vergangenheitsstrang. Darin erfahren wir vor allem einiges über den irischen Unabhängigkeitskrieg, das Karfreitagsabkommen von 1998 und die Rolle der IRA (Irish Republican Army), sowie der Cumann na mBan, den weiblichen Widerstandskämpferinnen der IRA. Einmal mehr hat Riley grandios und sogar vor Ort recherchiert und mit der grossartigen Unterstützung von Zeitzeugen aufzeigen können, wie das harte Leben in Irland vor und nach den Weltkriegen sich vor allem auf die Rolle der Frau und die ganze Situation von Familien und Beziehungen ausgewirkt hat.

Längen und Einteilung der Abschnitte:
Wie auch schon im sechsten Band der Reihe ("Die Sonnenschwester") hatte ich aber das Gefühl, dass die Autorin sich zeitweise ein wenig verzettelt hat. Ich habe ihr sogar ein wenig unterstellt, die einzelnen Abschnitte bewusst zu strecken, was leider zu zahlreichen Längen und Wiederholungen in der Mitte des Buches geführt hat, die man wirklich hätte kürzen können. Die ansonsten aber wirklich überzeugend gestaltete Handlung, sowie einige auch am Schluss noch überraschende Wendungen haben mich den letzten Abschnitt wieder mit viel Genuss lesen lassen.

Meine Empfehlung:
Obwohl ich arg mit den Längen zu kämpfen hatte, überzeugen die intelligente Gestaltung der Handlung und dabei vor allem der Vergangenheitsstrang, sowie der letzte Abschnitt, der auf Atlantis in Genf spielt. Es wäre schön gewesen, die Reihe mit diesem Band oder zumindest mit einer baldigen und stimmigen Auflösung abschliessen zu können, aber nun bleibt das Warten auf einen eventuellen achten Band, auf den wir alle natürlich von Herzen hoffen, schliesslich würden wir nur zu gerne erfahren, wie Lucinda Riley dieses monumentale Werk beendet hätte... Von mir gibt es - trotz grosser Ungewissheit - eine Empfehlung für die ganze Reihe.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Die verschwundene Schwester
Originaltitel: The Lost Sister
Autorin: Lucinda Riley wurde in Irland geboren und verbrachte als Kind mehrere Jahre in Fernost. Sie liebte es zu reisen und war nach wie vor den Orten ihrer Kindheit sehr verbunden. Nach einer Karriere als Theater- und Fernsehschauspielerin konzentrierte sich Lucinda Riley ganz auf das Schreiben – und das mit sensationellem Erfolg: Seit ihrem gefeierten Roman »Das Orchideenhaus« stand jedes ihrer Bücher an der Spitze der internationalen Bestsellerlisten. Lucinda Riley lebte mit ihrem Mann und ihren vier Kindern im englischen Norfolk und in West Cork, Irland. Sie verstarb im Juni 2021.
Sprache: Deutsch
Aus dem Englischen von: Sonja Hauser, Karin Dufner, Sibylle Schmidt, Ursula Wulfekamp
Hardcover mit Schutzumschlag: 832 Seiten
Verlag: Goldmann
Erschienen am: 24. Mai 2021
ISBN: 978-3-442-31448-5

Rezension: Radikale Zärtlichkeit


Dieses Rezensionsexemplar hat mich via Bloggerportal von HarperCollins erreicht. Vielen herzlichen Dank.

Radikale Zärtlichkeit, warum Liebe politisch ist - Şeyda Kurt

Beschreibung des Verlages:

What is love? Ist die Liebe Sinn des Lebens, eine politische Allianz, Illusion oder Selbstzweck? Oder ist sie gar unmöglich, weil wir uns zwischen Zukunftsängsten, überhöhten Ansprüchen und diskriminierenden Strukturen völlig zerreiben?
Şeyda Kurt nimmt unsere allzu vertrauten Liebesnormen im Kraftfeld von Patriarchat, Rassismus und Kapitalismus auseinander – und erforscht am Beispiel ihrer eigenen Biografie, wie traditionelle Beziehungsmodelle in die Schieflage geraten, sobald sicher geglaubte Familienbande zerbrechen und hergebrachte Wahrheiten in Zweifel geraten. Denn Liebe existiert nicht im luftleeren Raum. Sie ist ein Spiegel unserer Gesellschaft. Und sie ist politisch.
Wie also wollen wir wirklich lieben? Wen und wie viele? Wie kann er aussehen, ein radikaler Neuentwurf der Liebe? Und wie können Menschen sich gemeinsam gegen die Ismen unserer Gesellschaft behaupten – als Partner*innen, Familie und Freund*innen?  Scharfsinnig, witzig und mit einem feinen Gespür für die zahlreichen Fallstricke und Dimensionen der Liebe erzählt Şeyda Kurt von ihrer Suche nach neuen Narrativen –  und einer uns eigenen Sprache der Zärtlichkeit, in der wir mit überkommenden Beziehungsmodellen brechen und ein gerechteres Miteinander wagen können.

Meine Meinung:
Was ich genau von diesem Buch erwartet habe, kann ich gar nicht sagen, dass ich es aber nicht wirklich bekommen habe, das schon. Eigentlich wollte ich etwas lernen. Neue Perspektiven, neue Ideen, Anregungen, intersektionaler Feminismus und, und, und. Ich habe einen wilden Mix verschiedenster Themen angetroffen, die mich allesamt nicht überrascht haben und die zudem nicht wirklich packend erzählt waren. Mir hat der Biss gefehlt, eine handfeste, entlarvende Kritik, eine flüssige Erzählsprache...einfach etwas, das mich an dieses Buch gefesselt hätte.

Was Kurt schreibt, stimmt oft oder zumindest kommen spannende Ansätze darin vor. Gleichzeitig kann ich ihr nicht bei allem zustimmen, was aber so sein soll, schliesslich soll dieses Buch kontrovers diskutiert werden. Kurt wehrt sich gegen Schubladisierungen, spricht aber gleichzeitig davon, dass es eine romantische Liebe und generell "Liebe" gar nicht gibt und spielt - wie von solchen Büchern bereits gewohnt - Monogamie gegen Polygamie aus, was in meinen Augen komplett unnötig ist. In meinem Umfeld finden sich die unterschiedlichsten Beziehungsformen und nie würde es mir in den Sinn kommen, einzelne davon abzuwerten. Wo Menschen zueinander in einer Beziehung stehen (egal, welcher Art), können ausserdem die Parameter dieser Beziehungen stets neu definiert werden. Denn damit hat Kurt auf jeden Fall komplett recht: Kommunikation und Offenheit sind das A und O einer jeden Beziehung.

Berührt hat mich "Das alternative Alphabet der Zärtlichkeit" und spannend fand ich auch, wie verschiedenste strukturelle Probleme - wie die grundsätzliche Diskriminierung der Frau, aber auch der omnipräsente Rassismus und die nach wie vor existierende irrwitzige Idee der traditionellen Familie als Grundpfeiler einer Gesellschaft - unsere Beziehungen, Zärtlichkeiten und unser Miteinander bis weit in unser Privatleben hinein prägen. Nur leider fehlte mir da immer wieder ein wenig die Struktur. Zitat wird an Zitat gereiht (übrigens, nur schon ein Blick in die vor Buchtipps strotzenden Anmerkungen lohnt sich) und oft liest sich das Buch in meinen Augen eher wie eine nicht so spannende Masterarbeit.

Weniger begeistert war ich ebenfalls von Kurts Idee einer "Linken", die sich sehr intolerant und pseudo-emanzipiert präsentiert. Da Kurt sich nicht auf die Äste herauslässt und stets nur von dieser "Linken" spricht, aber keine konkrete Beispiele bringt, wird auch nicht klar (oder wurde mir zumindest nicht klar), ob Kurt aus ihrer persönlichen Bubble, ihrer politischen Erfahrung oder einem politischem System in Deutschland (das mir zu wenig bekannt ist) spricht. Auch hier hätte ich mir mehr Klarheit gewünscht. Wenn man schon durch den Kakao zieht, dann bitte richtig.

Immer wieder ist mir beim Lesen dieses Buches aber klar geworden, wie zerrissen Şeyda Kurt ist, wie sensibel, einfühlsam und verletzlich sie sich mit ihren Worten gibt und wie sehr sie versucht "das Richtige" zu tun und dabei ihr eigenes Glück und ihre eigenen Empfindungen hintenanstellt. Ich denke, dass sie eigentlich eine herzensgute, wundervolle Person ist, dass aber die Erzählsprache dieses Buches ein zu starker und gewollt wirkender Kompromiss zwischen Bissigkeit (die nicht durchgezogen wird und deshalb aufgesetzt wirkt) und ernsthafter Besorgnis und Unsicherheit über die aktuelle Weltsituation ist, der die Autorin nicht wirklich gut aussehen lässt.

Fazit:
Ihr seht, dieses Buch hat es mir nicht einfach gemacht und mich länger beschäftigt. Auch möchte ich es eigentlich gar nicht schlecht machen, weil ich denke, dass es ein wichtiges Buch ist. Es hat mir aber nur nichts gesagt, was ich nicht schon wusste und ich denke, dass es deshalb viel eher eine Lektüre für alle diese Menschen ist, welche sich erst beginnen, mit ihrer Beziehungsform, ihrem eigenen Feminismus und ihrer Stellung innerhalb der Gesellschaft zu beschäftigen. "Radikale Zärtlichkeit" bietet nämlich einen guten Einblick in diverse Themen, macht neugierig und beinhaltet eine ausgewogene Liste an weiterführender Literatur.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Radikale Zärtlichkeit - warum Liebe politisch ist
Autorin: Şeyda Kurt, geboren 1992 in Köln, studierte Philosophie, Romanistik und Kulturjournalismus in Köln, Bordeaux und Berlin und ist Journalistin und Moderatorin. Sie schreibt unter anderem für taz. Die Tageszeitung und ZEIT ONLINE. In der Kolumne Utopia bespricht sie für das Theater-Onlinemagazin nachtkritik.de kulturelle Repräsentationen von Liebe und Zärtlichkeit auf Theaterbühnen. Auf Twitter schreibt sie unter @kurtsarbeit über politische und soziologische Belange.
Sprache: Deutsch
Taschenbuch: 224 Seiten
Verlag: HarperCollins
Erscheinungstag: 20.04.2021
ISBN/Artikelnummer: 9783749901142

Rezension: Diese eine Lüge

Diese eine Lüge - Dante Medema

Beschreibung des Verlages:
ACHTUNG, DIESE BESCHREIBUNG SPOILERT, LESEN AUF EIGENE GEFAHR
Eine Lüge! Delias ganzes Leben basiert auf einer Lüge. Ihr Vater ist nicht ihr leiblicher Vater. Und Delia wurde nicht etwa adoptiert, nein, ihre Mutter hatte eine Affäre! Diese Erkenntnis verändert alles für das junge Mädchen. Nichts ist mehr, wie es vorher war. Da fasst Delia einen Entschluss: Zurück zu ihren Wurzeln, sie muss ihren leiblichen Vater kennenlernen! Bei der Suche hilft ihr ausgerechnet der Bad Boy der Stadt, Kodiak. Während die beiden sich näher kommen, entfernt sich Delia immer mehr von ihrer Familie ...

Inhalt:
NACH BESTEM WISSEN UND GEWISSEN SO SPOILERFREI WIE MÖGLICH ;-)
Delia weiss schon lange, dass sie nicht so ganz in ihre Familie passt und dass ihre Mutter ihr etwas verheimlicht. Durch Delias Begeisterung für Gedichte und ihr Interesse an ihrer Familienkonstellation entscheidet sie sich, für ihre Abschlussarbeit mittels DNA-Tests mehr über ihre Familie erfahren und ihre Erlebnisse und Gefühle während ihrer Nachforschungen in Gedichtform festhalten. Nie hätte sie allerdings gedacht, dass die gewonnenen Erkenntnisse ihr Leben und das Leben ihrer Familie komplett auf den Kopf stellen werden.

Meine Meinung:
Im Oktober 2020 hat mich Tanja vom Blog Der Duft von Büchern und Kaffee mit ihrer begeisterten REZENSION zu diesem Buch sehr, sehr neugierig gemacht und ich habe es mir bald darauf gekauft und jetzt im Juni endlich gelesen. Besonders gut gefallen hat mir die Form. Das Buch besteht nämlich ausschliesslich aus Chatverläufen (SMS und Mail) und Gedichten. Dadurch bin ich nur so durch die Seiten geflogen und habe mich beim Lesen ein wenig geärgert, mir das Buch nicht einfach direkt in englischer Sprache bestellt zu haben. Irgendwie denke ich meistens gar nicht daran, da ich oft Übersetzungen lese. Ich sollte mir das vermehrt vornehmen und die Bücher im Original lesen. Gerade bei diesem Buch merkt man, dass den Gedichten manchmal die Aussagekraft fehlt, sie hätten im Original sicher poetischer gewirkt, obwohl die Übersetzung insgesamt vollständig und gelungen wirkt und dies Jammern auf hohem Niveau ist, da mir das Buch sehr zugesagt hat.

Cordelia:
Sehr gut gefallen hat mir, wie Delia (Cordelia) mit den Erkenntnissen, die sie gewonnen hat, umgeht. Sie hat nicht nur einen Abgabetermin einzuhalten, sondern ist auch zum ersten Mal verliebt, in stetige Streitigkeiten mit ihrer Mutter verwickelt und auf der Suche nach sich selber. Trotzdem verliert sie nicht den Kopf. Sehr enttäuscht hat mich Cordelias Mutter, die mit der Situation gnadenlos überfordert und in meinen Augen auch komplett unfähig ist, was erst dazu führt, dass Cordelias Leben fast auseinanderfällt. Aber leider gibt es genau solche Eltern, die in erster Linie an sich und ihren Ruf denken und dabei ihre Familie komplett vergessen. Das zu lesen kann sicher für viele Jugendliche auch befreiend und tröstlich sein. Eltern sind auch nur Menschen, machen manchmal riesige Fehler und scheitern auch, das wird in diesem Buch sehr differenziert dargestellt.

Aufbau:
"Diese eine Lüge" ist Poesie, Liebesroman, Abenteuerroman und Selbstfindungstrip zugleich. Mir hat der - ein wenig gar vorhersehbare - Aufbau sehr gut gefallen, das Ende war stimmig, versöhnlich und ich bin mir sicher, dass dieses Buch noch ganz viele Jugendliche und Erwachsene für sich einnehmen wird. Es ist mitten aus dem Leben gegriffen und zeigt auf, was es für junge Menschen bedeuten kann, sich und ihre Familie genauer kennenzulernen, schmerzhafte Dinge über die eigenen Eltern zu erfahren, Eltern, Lehrpersonen, Erwachsene zweifeln und scheitern zu sehen und trotzdem aufrecht durchs Leben zu gehen.

Meine Empfehlung:
"Diese eine Lüge" handelt von der Unfähigkeit von Eltern, von der Verlorenheit von Teenagern, von Lyrik und Liebe und ist eine berührende Mischung aus Chatverläufen und einer ganz eigenen Gedichtform, die süchtig macht. Mir hat das Buch sehr zugesagt und ich kann es euch und den Teenagern in eurem Umfeld nur sehr ans Herz legen.

Zusätzliche Infos:
Titel: Diese eine Lüge
Originaltitel: The Truth Project
Autorin: Dante Medema schreibt Bücher für junge Leser. Sie lebt in Anchorage, Alaska, mit ihrem Ehemann, vier Töchtern und einem Raum voller außerirdischer Fanartikeln - und natürlich Büchern. Wenn sie nicht schreibt, versucht sie sich im Backen, Dekorieren, Nähen und Malen. Außerdem interessiert sie sich für Enneagramm-Persönlichkeitstypen.
Sprache: Deutsch
Aus dem Englischen von:Bettina Obrecht
Hardcover: 384 Seiten
Erschienen am: 15.10.2020
ISBN: 978-3-522-62180-9

Lese-Statistik Mai 2021


Ihr Lieben

Ein grandioser Lesemonat Mai ist vorbei und ich kann es kaum erwarten, euch alle meine gelesenen Bücher auf einen Blick zu zeigen und mit Zahlen um mich zu schmeissen. Ich habe mir die Statistiken der letzten Jahre angesehen und der Mai war neben dem Januar oft der lesereichste Monat des Jahres. Dies liegt wohl vor allem daran, dass ich im Mai bisher immer sehr viel gearbeitet habe und das ist kein Widerspruch: viel Arbeit bedeutet auch, dass ich viele Stunden im Zug unterwegs bin. Das war auch im vergangenen Mai der Fall, ich habe einige Konzerte gespielt, viele Proben geleitet und selber geprobt, Schülerinnen zu Stufentests (musikalische Standortbestimmungen) und Wettbewerben begleiten dürfen und, und, und. Ausserdem macht sich weiterhin bemerkbar, dass ich meinen Handykonsum stark eingeschränkt habe und aktuell auch kaum Serien suchte. Wie viel ich aber wirklich geschafft habe, hat mich trotzdem überrascht. Zuletzt so viele Bücher gelesen habe ich nämlich im Oktober 2013...

Ausserdem habe ich endlich wieder einmal gemeinsam mit euch einen tollen Leseabend im Rahmen eines gemütlichen Lese-Miteinanders verbringen dürfen und ich hoffe, dass wir das sehr bald wiederholen können. Nun aber möchte ich euch nicht länger auf die Folter spannen und zeige euch endlich, was ich alles gelesen habe. Viel Spass beim Stöbern :-)


Gelesene Bücher im Mai:


Modernes Märchen für Erwachsene, das berührt und für Toleranz und Liebe plädiert, HIGHLIGHT


Ein romantischer Reihenauftakt mit Luft nach oben, grandios recherchiert und auf zwei Ebenen erzählt


Ein tragisches Buch über den Tod eines Superhelden, Krebs, Comics und Filme, absolut beeindruckend



Bewegende Erzählung, die Rassismus, (sexuelle) Gewalt, Familienbeziehungen und Liebe thematisiert




Brutale, packende und atemlos erzählte Liebesgeschichte aus Finnland zur Zeit des zweiten Weltkriegs


Unterhaltsame, philosophische und spannende Erzählung aus der Sicht eines Kindes im Mutterleib


Leider sehr langatmige und ziellose Geschichte, die bereits nicht mehr in meinem Bücherregal steht


Fesselnde Kurzgeschichten, Gedankenspiele und feministische Weltanschauungen


Positiv überraschende Erzählung aus einer Parallelwelt, berührend und bis zum Ende spannend


Liebevolle Erzählung für alle Katzenfreund*innen, leicht, romantisch und wunderschön gestaltet


Laute, kritische, grossartige Erzählung über das Erwachsenwerden, das Frausein, Freundschaften und die Liebe



Alle Rezensionen und Seitenzahlen:

Mr. Parnassus' Heim für magisch Begabte - TJ Klune    (480 Seiten)
Die Frauen von der Purpurküste, Isabelles Geheimnis - Silke Ziegler   (400 Seiten)
Superhero - Anthony McCarten   (304 Seiten)
Gott, hilf dem Kind - Toni Morrison   (208 Seiten)
Wildauge - Katja Kettu   (416 Seiten)
Nussschale - Ian McEwan   (288 Seiten)
Das Flüstern der Bienen - Sofia Segovia   (480 Seiten)
Mars - Asja
Bakić    (160 Seiten)
Was Preema nicht weiß - Sameena Jehanzeb   (360 Seiten)
Das Café der weisen Katzen - Anna Solyom   (160 Seiten)
Wie die Gorillas - Esther Becker   (160 Seiten)
Kaleidra - Kira Licht   (nach 92 Seiten abgebrochen)

Neuzugänge

Der Mai war ein extrem neuzugängereicher Monat, aber ich habe nicht alle aufs Bild gekriegt und immer wieder ein Buch vergessen oder mich vertan. Ausserdem habe ich die meisten Neuzugänge bereits gelesen (alle ungelesenen markiere ich bunt), weshalb hier nun einfach eine Auflistung folgt:

Rezensionsexemplare:
Das Café der weisen Katzen
Radikale Zärtlichkeit - Seyda Kurt

Selbst gekauft:
Mr. Parnassus' Heim für magisch Begabte
Die Frauen von der Purpurküste, Isabelles Geheimnis
Gott, hilf dem Kind
Mars
Was Preema nicht wei
ß
Wie die Gorillas
Die Spiegelreisende, die Verlobte des Winters - Christelle Dabos
Die verschwundene Schwester - Lucinda Riley
Die Unbezwingbare - Katja Kettu

Aus dem Bücherschrank:
Alles, was wir geben mussten - Kazuo Ishiguro


Alle Zahlen auf einen Blick:

Gelesene Bücher: 11
Abgebrochene Bücher: 1
Somit in die Leseeule: 12 Franken
Gelesene Seiten: 3.508 Seiten
Durchschnittliche Seitenzahl pro Tag: 113.16 Seiten
Geschenkt bekommene Bücher: -
Buchgewinn: -
Buchprämien: -
Rezensionsexemplare: 1
Gekaufte Bücher: 1
Eingesammelte Bücher: -
Gesamte Neuzugänge: 2
SuB am Monatsbeginn: 107
Aktueller SuB:107
Differenz: -