Neuzugänge Mai 2018

Hallo ihr Lieben

Der Mai hat mich mit fünf Nezugängen beglückt und auch wenn zwei davon einfach gekauft werden mussten ("Das kleine Waldhotel" und "Ayda, Bär und Hase"), weil ich ein wenig Recherchearbeit betreiben musste, waren es doch eher viele Bücher... Vier dieser Neuzugänge habe ich aber bereits gelesen und heute ist dann ein weiterer Neuzugang eingetrudelt, den ich im Juni verschlingen werde und auf den ich mich schon sehr, sehr freue.
Zwei der Bücher, nämlich "Dass man durch Belgien muss auf dem Weg zum Glück" und "Ohne ein einziges Wort" habe ich beim Bloggerportal angefragt und "Der Gedankenspieler" ist ein Rezensionsexemplar aus dem KiWi-Verlag. Herzlichen Dank für diese wundervollen Bücher.

Weil ich aber doch ein wenig mehr Lesezeit hatte (oder sie mir einfach genommen habe) als sonst, durfte der SuB trotzdem schrumpfen. Weitere Infos zu meinem Lesemonat lest ihr dann morgen in der Lese-Statistik, ihr dürft auf meinen Lesestapel gespannt sein.

Und nun zeige ich euch meine Neuzugänge aus dem Mai 2018, für mehr Infos klickt ihr einfach aufs Bild:
https://samtpfotenmitkrallen.blogspot.com/2018/05/kinderbuchrezension-das-kleine.html
https://samtpfotenmitkrallen.blogspot.com/2018/05/rezension-ayda-bar-und-hase.html
https://samtpfotenmitkrallen.blogspot.com/2018/05/rezension-dass-man-durch-belgien-muss.html
https://samtpfotenmitkrallen.blogspot.com/2018/05/rezension-ohne-ein-einziges-wort.html
https://www.kiwi-verlag.de/buch/der-gedankenspieler/978-3-462-05177-3/

Und hier noch alle Zahlen auf einen Blick:
Geschenkt bekommene Bücher: -
Rezensionsexemplare: 3
Gekaufte Bücher: 2
Eingesammelte Bücher: -
Gesamte Neuzugänge: 5
SuB am Monatsbeginn: 155
Aktueller SuB: 152

Rezension: Mister Aufziehvogel

Mister Aufziehvogel - Haruki Murakami

Beschreibung des Verlages:
In Japan nennen ihn konservative Kritiker und Schriftstellerkollegen "batakusai - nach Butter stinkender Wessi", die anderen halten ihn für den Literaturnobelpreisträger der Zukunft. Haruki Murakami polarisiert mit seinen Geschichten und Romanen. Wie seine Helden entzieht er sich der anonymen Masse. Seine Romanfiguren werden in der japanischen Gesellschaft, in der angepasstes Verhalten von existentieller Bedeutung ist, als einsame Wölfe gebrandmarkt. Der 30-jährige Toru Okada in "Mister Aufziehvogel" steigt aus einer Anwaltskanzlei aus und gerät bei der Suche nach seinem Kater mitten in Tokio in eine Traumwelt, in der ihn erotische Verlockungen, aber auch bösartige Intrigen erwarten. Der Brunnen, der Toru den Einstieg in die geheimnisvolle Unterwelt gewährt, ist Zugang zu Vergangenem und Verdrängtem.
 
Meine Meinung:
Wie ihr sicher schon gesehen habt, habe ich "Mister Aufziehvogel" im Rahmen einer Blogleserunde zusammen mit der lieben Janine gelesen. Wir haben uns gemeinsam durch die mehr als 700 Seiten geackert und mit dem Protagonisten Toru die skurrilsten Abenteuer erlebt. Es war sicher eine gute Entscheidung, dieses Buch zusammen zu lesen und dabei sehr langsam vorzugehen. Wenn nämlich "Mister Aufziehvogel" zwei Dinge braucht, dann sind dies Zeit und Ruhe. Murakami geht nämlich mit erzählerischer Raffinesse und viel Langsamkeit, die Platz für eigene Gedanken lässt, ans Werk. Genau deshalb aber ziehen sich einige Szenen doch auch ein wenig in die Länge, was aber mit überraschenden Wendungen und einer spannenden Verschmelzung von Realität und Fiktion geschmückt und somit auch wieder wettgemacht wird.
Ausserdem hat es mir natürlich einfach sehr viel Freude bereitet, nach Hinweisen zu suchen, Symbole zu deuten (oder dies zumindest zu versuchen) und mich mit der wunderbaren Janine auszutauschen. So halt, wie wir dies bereits von zahlreichen gemeinsamen Leserunden kennen. Wir hatten also definitiv einiges zu besprechen, rätseln und diskutieren.
 
 
Schreibstil und Handlung:
Besonders fasziniert hat mich an "Mister Aufziehvogel" die sich während des ganzen Buches nicht veränderde Ausgangssituation: Toru hat keinen Job mehr und verbringt seinen Tag mit dem Warten auf die Heimkehr seiner Frau. Währenddessen bereitet er ihr das Abendessen zu und sucht den Kater, der ihnen entlaufen ist. Die stoische Passivität Torus und die Art, wie er sich auf alle neuen Dinge und alle noch so unwahrscheinlichen Menschen und Situationen einlassen kann, öffnen Tür und Tor für Ereignisse, die so niemand erwartet hätte und die sein Leben von einem Tag auf den anderen komplett auf den Kopf stellen. 
Immer mehr Figuren, die ich zuerst nicht immer einordnen konnte, deren Auftritt aber nach und nach Sinn ergibt und zusammen mit den anderen Figuren und Szenen in einen passenden Kontext gestellt wird, treten auf. Und Toru, der bleibt einfach Toru, nimmt jeden Tag, wie er kommt, überwindet und verwindet Schmerz, Leid, Enttäuschungen und ganz viele Rätsel, übernimmt immer wieder andere Rollen in seiner eigenen Lebensgeschichte und interragiert dabei erfrischend souverän mit seinen vielen Besuchern. Sein Leben entgleitet ihm zwar und trotzdem bleibt er immer im Zentrum des Geschehens, was wirklich grandios erzählt wird.
Einige Protagonisten erzählen Toru einen grossen Teil ihrer berührenden und zuweilen beklemmenden Lebensgeschichte, was mich nicht überrascht hat, ist Toru mit seiner freundlichen und stillen Art doch so etwas wie der perfekte Zuhörer.
 
Meine Empfehlung:
Mystische, übersinnliche und sinnliche Momente, skurrile Figuren, von denen mir einige sehr ans Herz gewachsen sind und ein Schreibstil, der mit vielen Rückblenden erzählt und fliessend von einer Welt in eine andere wechseln kann, machen dieses Buch zu einem sehr besonderen und intensiven Werk, das ich euch gerne weiterempfehle.
 
Zusätzliche Infos:
Titel: Mister Aufziehvogel
Originaltitel: Nejimaki-dori Kunonikuru
Autor: Haruki Murakami, geboren 1949 in Kyoto, ist der international gefeierte und mit den höchsten japanischen Literaturpreisen ausgezeichnete Autor zahlreicher Romane und Erzählungen. Sein Roman "Gefährliche Geliebte" entzweite das Literarische Quartett, mit "Mister Aufziehvogel" schrieb er das Kultbuch seiner Generation. Ferner hat er die Werke von Raymond Chandler, John Irving, Truman Capote und Raymond Carver ins Japanische übersetzt.
Taschenbuch, Broschur: 768 Seiten
Sprache: Deutsch
Originalsprache: Japanisch
Übersetzt aus dem Amerikanischen: Giovanni Bandini, Ditte Bandini 
Verlag: btb
Erschienen: 01.12.2000
ISBN: 978-3-442-72668-4 

Rezension: Ohne ein einziges Wort

 
Ohne ein einziges Wort - Rosie Walsh
Rezensionsexemplar via Bloggerportal aus dem Goldmannverlag, herzlichen Dank

Beschreibung des Verlages:
Stell dir vor, du begegnest einem Mann, einem wundervollen Mann, und verbringst sieben Tage mit ihm. Am Ende dieser Woche bist du dir sicher: Das ist die große Liebe, und es geht ihm ganz genauso. Zweifellos. Dann muss er verreisen und verspricht dir, er meldet sich auf dem Weg zum Flughafen. Aber er ruft nicht an. Er meldet sich gar nicht mehr. Deine Freunde raten dir, ihn zu vergessen, doch du weißt, sie irren sich. Irgendetwas muss passiert sein, es muss einen Grund für sein Verschwinden geben. Und nun stell dir vor, du hast recht. Es gibt einen Grund, aber du kannst ihn nicht ändern. Denn der Grund bist du.

Meine Meinung:
Auf dieses Buch aufmerksam geworden bin ich aufgrund des schönen Covers, das bei mir Lust auf einen frühlingshaften Liebesroman mit Tiefgang weckte. Ohne mir die Beschreibung durchzulesen fragte ich das Buch an und las es dann am vergangenen Wochenende innerhalb von drei Tagen. Der fesselnde aber ganz flüssige Schreibstil und die spannende, tragische, romantische und überraschende Handlung, haben mich fasziniert. Dachte ich anfangs noch, ich hätte es mit einer doch ziemlich vorhersehbaren Geschichte zu tun, wurde ich ein ums andere Mal eines besseren belehrt. Immer wieder nämlich stellte sich alles als gar nicht so durchsichtig heraus, wie es auf den ersten Blick schien und als sich die Fäden dieses grossen Rätsels langsam aber sicher zusammenfügten, konnte ich über diese stimmige Handlung und die wundervoll verknüpften Handlungsstränge um die authentischen Charaktere Sarah und Eddie nur staunen.

Schreibstil und Handlung:
Rosie Walshs Debüt überzeugt sprachlich mit einem leicht dahinfliessenden und trotzdem enorm fesselnden Schreibstil. Der Wechsel der Erzählperspektiven und die vielen Rückblenden sorgen dafür, dass sich nach und nach ein Gesamtbild ergibt. Immer wieder geht die Geschichte dabei zurück zu der Woche, in der sich Sarah und Eddie trafen und ineinander verliebten. Zuerst wird vor allem aus Sarahs Sicht erzählt. Sarah, die mit ihren besten Freunden Jo und Tommy eine Reise in die Vergangenheit unternimmt und dabei von ihrer grossen Liebe Eddie erzählt. Eddie, in den sie sich in nur einer Woche Hals über Kopf verliebt hat, Eddie, der sich nicht mehr gemeldet, Eddie, der ihr das Herz gebrochen hat. Und erst ganz langsam wird klar, was es mit dieser Geschichte wirklich auf sich hat und wie alles zusammenhängt.
Besonders gut hat mir übrigens neben Sarah und Eddie Rudi, Jos kleiner Sohn gefallen. Sein Witz, seine Klugheit und sein besonderer Charme haben ihn sofort zu einer meiner liebsten Figuren gemacht. Und durch Sarahs allerbeste Freundin Jenni bekommt die Geschichte meiner Meinung nach eine noch ganz andere, tiefgründige Komponente.
So oder so kommen die ganz grossen Gefühle nicht zu kurz und ich spreche aktuell nicht nur von Romantik und Leidenschaft, sondern von Verlust, Einsamkeit und Trauer. Dies hat das Buch erst zu einer Besonderheit gemacht, die mich von der ersten bis zur letzten Seite fesseln und begeistern konnte und nicht selten zum Taschenbuch greifen liess. 

Meine Empfehlung:
"Ohne ein einziges Wort" beschreibt das Horrorszenario einer frisch verliebten Person und als Sarah Eddies Wortlosigkeit auf den Grund geht, bekommt die ganze Geschichte erst richtig tragische Ausmasse. Fehler, Verluste, Familienfehden und ganz viel Enttäuschung, aber auch Liebe, Vertrauen und ganz tiefe und wichtige Freundschaften sorgen für Gefühlsachterbahnen, richtig gute Unterhaltung, Rührung, Ergriffenheit und ganz viel Lesefreude, weshalb ich euch dieses Buch sehr herzlich empfehle.

Zusätzliche Infos:
Titel: Ohne ein einziges Wort
Originaltitel: The Man Who Didn't Call
Autorin: »Ohne ein einziges Wort« ist das Debüt der britischen Autorin Rosie Walsh und wurde über Nacht in 30 Länder verkauft. Wenn sie nicht schreibt, liebt sie es, draußen zu sein, spielt Violine in einem Orchester, kocht und rollt ihre Yogamatte aus, so oft sie kann. Sie lebt mit ihrem Lebensgefährten und ihrem Sohn in Bristol.
Taschenbuch, Klappenbroschur: 528 Seiten
Sprache: Deutsch
Originalsprache: Englisch
Übersetzt von: Stefanie Retterbush 
Verlag: Goldmann
Erschienen: 14.05.2018
ISBN: 978-3-442-48738-7 

Rezension: Dass man durch Belgien muss auf dem Weg zum Glück

Dass man durch Belgien muss auf dem Weg zum Glück - Judith Kuckart
Rezensionsexemplar via Bloggerportal aus dem btb-Verlag, herzlichen Dank

Beschreibung des Verlages:
Manchmal verlangt das Leben, ungestüm gelebt zu werden.
Silvester verbringt der achtzehnjährige Leonhard allein im Haus seiner Eltern. Am Neujahrsmorgen kommt das Leben dann einfach zu ihm: Eine fremde Frau schläft auf dem Boden in der Diele. In der nächsten Nacht schläft Leonhard mit ihr im Gästezimmer. Emilie und Maria hingegen, beide über siebzig, sind unternehmungslustig, wenn auch den Ereignissen auf ihrer Reise in ein tschechisches Kurhotel nicht mehr ganz gewachsen. War es wirklich ein Klavierlehrer, der sie dorthin fuhr, und hat er tatsächlich betrunken die Nacht im Bett zwischen den alten Damen verbracht? In einem Reigen aus elf Episoden erleben Judith Kuckarts Figuren Unerhörtes. Es gibt ihrem Leben eine unerwartete Wendung und dem Leser eine Ahnung, dass alles zusammengehört: Lust und Schrecken, Liebe und Tod, Schuld und Glück.

Meine Meinung:
In wenigen Minuten komme ich in Brüssel an - bin also bereits in Belgien - und schreibe diese Zeilen aus dem Zug. Das Buch wollte ich unbdingt auf meiner Reise lesen, weil ich vermutete, dass das darin enthaltene Gefühl sich dadurch noch besser auf mich übertragen liesse. Und ich hatte recht.
Anfangs war ich jedoch durch sehr laute Mitreisende noch ein wenig abgelenkt, was aber nicht verwundert, ist der btb-Verlag doch bekannt dafür, nicht nur an der Oberfläche zu kratzen, sondern ganz weit in die manchmal auch unangenehmen Tiefen des Menschseins zu gehen, weshalb man schon ein wenig Ruhe benötigt, sich mit dem Buch zu befassen. Dann konnte ich aber immer tiefer in die Geschichte eintauchen und wurde sofort zutiefst berührt.
Mit "Dass man durch Belgien muss auf dem Weg zum Glück" hatte ich es nämlich mit einem Buch zu tun, das sich mit den grossen Themen der Menschheit beschäftigt. Mit dem Sterben, dem Tod, der Verlassenheit, den Zufällen und den Schicksalen und damit, dass sich letztendlich jedes Puzzleteil, jede Bekanntschaft und jede Lebenssituation zu einem grossen Ganzen zusammenfügt. Und dass man im Leben manchmal mutig sein und etwas riskieren muss, auch wenn man dann am Ende vielleicht verliert.

Schreibstil und Handlung:
In elf Episoden aus elf Blickwinkeln erzählt Kuckart von den fast schon an Träumerei erinnernden Erlebnissen ihrer Figuren. Wer sich aber auf diese Erzählweise einlässt und auf das enorme Glück und Unglück, das Leid und die Liebe, wird mit einer Geschichte belohnt, die an feinen Silberfäden aufgezogen wird, zuerst noch zögerlich und dann immer konkreter, sich langsam verdichtet und gegen Ende ein schier unglaubliches Gesamtbild ergibt. Immer wieder ergänzen sich somit die einzelnen Episoden und obwohl dieser Geschichte ein höchst intelligentes Konstrukt zugrunde liegt, wirken die Sprache nie bemüht, die Situationen nie an den Haaren herbeigezogen. Und diese Dichte der Erzählung, die unerwarteten Wendungen und die sprachliche Feinheit, die tief in das Wesen der Charaktere blicken lässt, machen dieses Buch zu einem aussergewöhnlichen Leseerlebnis.

Meine Empfehlung:
Dieses Buch empfehle ich für melancholische Momente und Reisestunden, als Anregung zum Nachdenken über die wirklich intensiven Themen des Lebens und als unterhaltsame, tragische und auch amüsante Lektüre sehr gerne weiter. 

Zusätzliche Infos:
Titel: Dass man durch Belgien muss auf dem WEg zum Glück
Autorin: Judith Kuckart, geboren 1959 in Schwelm/Westfalen, absolvierte eine Tanzausbildung an der Folkwang-Schule in Essen und studierte Literatur- und Theaterwissenschaften in Köln und Berlin. 1986 gründete sie das Tanztheater Skoronel in Berlin, mit dem sie bis 1998 an verschiedenen deutschen und internationalen Bühnen Stücke aufführte, an denen sie als Autorin, Tänzerin, Choreografin und Regisseurin mitwirkte. Für ihr Werk wurde Judith Kuckart vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis 2012, dem Margarete-Schrader-Preis für Literatur der Universität Paderborn 2006 und dem Deutscher Kritikerpreis 2004. Ihr Roman "Wünsche" stand 2013 auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis.
Taschenbuch: 224 Seiten
Sprache: Deutsch
Verlag: btb
Erschienen:  13.11.2017 
ISBN: 978-3-442-71555-8

Rezension: Dunkelgrün fast schwarz

 
Dunkelgrün fast schwarz - Mareike Fallwickl

Beschreibung des Verlages:
Raffael, der Selbstbewusste mit dem entwaffnenden Lächeln, und Moritz, der Bumerang in Raffaels Hand: Seit ihrer ersten Begegnung als Kinder sind sie unzertrennlich, Raffael geht voran, Moritz folgt. Moritz und seine Mutter Marie sind Zugezogene in dem einsamen Bergdorf, über die Freundschaft der beiden sollte Marie sich eigentlich freuen. Doch sie erkennt das Zerstörerische, das hinter Raffaels stahlblauen Augen lauert. Als Moritz eines Tages aufgeregt von der Neuen in der Schule berichtet, passiert es: Johanna weitet das Band zwischen Moritz und Raffael zu einem fatalen Dreieck, dessen scharfe Kanten keinen unverwundet lassen. Sechzehn Jahre später hat die Vergangenheit die drei plötzlich wieder im Griff, und alles, was so lange ungesagt war, bricht sich Bahn – mit unberechenbarer Wucht. Mareike Fallwickl erzählt von Schatten und Licht, Verzweiflung und Sehnsucht, Verrat und Vergebung. Ihr packendes Debüt bringt alle Facetten der Freundschaft zum Leuchten, die Leidenschaft, die Sanftheit – und die Liebe, in ihrer heilsamen, aber auch funkelnd grausamen Pracht.

Meine Meinung:
Normalerweise lasse ich die Hände von Büchern, die einen Hype auslösen. So lange, bis sich der Hype beruhigt hat. Bei diesem Buch konnte ich mich nicht zurückhalten und ich wurde belohnt. Denn alles, was über dieses Buch gesagt und geschrieben wurde, ist wahr (mit Ausnahme der Aussage, dass das Ende nicht passen würde, das stimmt überhaupt nicht, das Ende passt perfekt, es ist sogar so, dass ich mir für dieses Buch gar kein anderes Ende hätte vorstellen können).
"Dunkelgrün fast schwarz" ist fordernd, laut, schmerzhaft, manchmal unangenehm. Und die Gefühle und Abgründe sind so unbarmherzig direkt und mitten ins Herz hinein beschrieben, dass man gar nicht anders kann, als berührt zu werden. 
In schillernden, sanften, schrillen und schmerzenden Farben sieht Motz die Menschen und erkennt ihr Innerstes manchmal besser, als sie selber. Seine sensible und auch ein wenig naive Art lassen ihn aber so sehr an das Gute im Menschen glauben, dass er nur mit einem Kohlestift auf Papier erfassen kann, was er wirklich fühlt. Klar, dass dies ausgenutzt wird, von Raf, einer Figur, für die man nur Abscheu und Faszination zugleich empfinden kann und weil Jo das Duo zu einem Trio macht, weil alle älter werden und die Verletzungen damit auch grösser und tiefer und weil es Marie nicht mehr immer gelingt, die Fäden zusammenzuhalten, wird das Chaos perfekt.

Da sind also zuerst Motz und Raf, Anhängsel und Anführer, da sind Gewalt, Freundschaft, Familienzwiste und ein Gefühl von Macht und Ohnmacht. Immer wieder erfahren wir auch die Sicht von Marie, der Mutter von Motz, die so lange schon wusste, wie alles enden würde, aber immer weggeschaut hat. Ausserdem springt die Geschichte zwischen den einzelnen Figuren und Jahren hin und her. Und dann kommt Jo ins Spiel und die Geschichte wird komplizierter. Denn jetzt geht es auch um Liebe, um Verrat, um Selbstzerstörung. Vielleicht um Hass.
Und auch wenn es immer wieder um Schuld geht und um Unschuld, um die Tatsache, dass ein Hinsehen vielleicht besser gewesen wäre als ein Wegschauen, so geht es doch am Ende immer um die Kraft, die fehlt, damit sich wirklich etwas ändern kann. Die Kraft, sich von jemandem loszusagen, die Kraft, treu zu bleiben oder sich ganz zu trennen, die Kraft, gar nicht erst anzufangen mit dem Betrug, dem Verrat, mit den Lügen und die Kraft, den Mund aufzumachen, bevor alles zu spät ist. Und warum fehlt diese Kraft? Weil alle Figuren, auch die, welche eher glücklich sind und sich auf eine eigensinnige Art und Weise mit ihrem Leben arrangiert haben, gelähmt sind von einer Dunkelheit, von einer Angst und von einem erstickten Zorn auf die eigene Situation und die Macht der anderen und auf diesen verdammten Ort, an dem alle über alle sprechen und an dem alles seinen Anfang nimmt.

Meine Empfehlung:
Die Kunst der Autorin Mareike Fallwickl besteht nicht in erster Linie darin, eine Geschichte aus mehreren Perspektiven, mit Rückblenden und Zeitsprüngen, so zu erzählen, dass plötzlich alles zusammenpasst, dass alles Sinn macht. Und dass man sich auf den letzten Seiten an die ersten Seiten erinnert und ein Lächeln im Gesicht hat. Und die Kunst besteht auch nicht in erster Linie darin, dass jede Figur für sich so einen eigenen Charakter hat, dass Jo, Motz und Raf so verschieden denken und fühlen, als wären sie von unterschiedlichen Autoren geschaffen worden. Obwohl das schon so viel ist, mehr als andere Bücher zuweilen bieten können (leider), dass dies allein vielleicht sogar schon ausreichen würde. Aber nein, Fallwickl toppt dies noch. Sie schreibt nicht nur eine grandiose und mitreissende Geschichte voller Figuren, von denen man ausgehen muss, dass es sie gibt (wie sonst hätten sie so fesselnd beschrieben werden können). Nein, sie erzählt dies alles und auch alles, was zwischen den Zeilen steht, in einer Sprache, für die es keine Worte gibt. Es gibt darum keine Worte, weil Mareike Fallwickl alle Worte, denen eine aussergewöhnliche Kraft und Härte und Derbheit und Verletzlichkeit und Ästhetik innewohnt, schon verwendet hat, sie stehen alle in diesem Buch. Lest es. 

Zusätzliche Infos:
Titel: Dunkelgrün fast schwarz
Autorin: Mareike Fallwickl, 1983 in Hallein bei Salzburg geboren, arbeitet als freie Texterin und Lektorin, schreibt für eine Salzburger Zeitung eine wöchentliche Kolumne und betreibt seit 2009 einen Literaturblog.
Für ihr literarisches Debüt »Dunkelgrün fast schwarz« erhielt sie ein Arbeitsstipendium des Bundeskanzleramts Österreich. Mareike Fallwickl lebt im Salzburger Land.
Fester Einband mit Schutzumschlag: 480 Seiten
Sprache: Deutsch
Erscheinungstermin: 2018
ISBN: 9783627002480

Rezension: Ayda, Bär und Hase

 
Ayda, Bär und Hase - Navid Kermani

Beschreibung des Verlages:
Navid Kermani erzählt in seinem ersten Kinderbuch von Toleranz und der Überwindung von Vorurteilen?– aber vor allem von echter Freundschaft!
Ayda ist erst fünf, aber sie kann schon eine ganze Menge: Gedichte aufsagen, sich alleine anziehen, Persisch und Deutsch sprechen, ohne Stützräder Fahrrad fahren. Trotzdem nehmen Lisa und Paul aus dem Kindergarten sie nie mit, wenn sie unterwegs sind. „Knirps“ nennen sie Ayda, weil sie so klein ist. Also zieht Ayda eines Tages allein los und trifft auf den Hasen und den großen Bären. Die beiden haben Angst vor den Menschen, weil man sie nicht ernst nimmt oder sogar fürchtet. Doch auf Ayda lassen sie sich ein. Gemeinsam entdecken die drei, wie aufregend die Welt ist, und schon bald verbindet sie eine tiefe Freundschaft. Da sind sie nur noch selten „üzüntülü“ – traurig. 

Meine Meinung:
Wie bereits HIER geschrieben, sind Kinderbücher bei mir gerade hoch im Kurs. Aus diesem Grund wollte ich neben einer zeitlosen Tiergeschichte auch noch unbedingt ein Kinderbuch lesen, das Integration, Respekt und Einsamkeit zum Thema hat. Klar, diese Themen sind omnipräsent und - ganz ehrlich - auch schon ein wenig zu oft im Fokus, aber man will ja schliesslich wissen, was der aktuelle Trend ist, damit man sich damit arrangieren kann.
Mit "Ayda, Bär und Hase" habe ich ein Buch gefunden, das sich aber mit genau diesen Themen nicht einfach befasst, sondern sie so natürlich einfliessen lässt, dass sie keineswegs plakativ und aufgesetzt wirken. Genau so also, wie ich das mag. Und alleine schon dafür haben der Autor und der Illustratur ein grosses Lob verdient.
Ebenfalls sehr gut gefallen haben mir die in sich logischen Verknüpfungen der einzelnen Figuren. Nur ein kleines Beispiel: Wenn Hasen Bären zum Essen einladen wollen (in ihre kleine Höhle), gibt es zwangsläufig einige Probleme... Darauf und auf die unterschiedlichen Bedürfnisse und Charakterzüge der Menschen und Tiere haben Navid Kermani und Karsten Teich grosse Rücksicht genommen. Dass der Autor Kermani auch noch seine grosse Liebe zum Fussball eingeflochten hat, war für mich besonders unterhaltsam und äusserst charmant.

Schreibstil und Handlung:
"Ayda, Bär und Hase" ist ein Buch, das für Toleranz plädiert, die Familie und die Freundschaft ins Zentrum stellt und von mutigen Menschen, ängstlichen Bären und "alten" Hasen erzählt. Der Erzähler richtet sich dabei immer wieder an die (jungen) Leser und dies geschieht sehr einfühlsam und mit ganz viel Humor. Trotzdem werden auch die Wehmut, die Angst und die Einsamkeit thematisiert und danach ebenfalls sehr eindrücklich aufgezeigt, wie die unterschiedlichen Protagonisten miteinander und mit den gegebenen Umständen umgehen.
Besonders herausheben will ich dabei die Gespräche zwischen Ayda und ihrem Vater. Die sind einfach nur herzergreifend schön zu lesen und erinnern an meine Kindheit, in denen auch jeweils mein Vater für die Gutenachtgeschichte und das Gutenachtritual zuständig war.
Von der Handlung her steht zwar die sehr kleine Ayda im Zentrum. Dadurch aber, dass ganz verschiedene Themen, Lebenssituationen und eben auch Tiere vorkommen, ist dieses  Buch keinesfalls ein Buch nur für Mädchen (oder auch nur für Jungs, es ist einfach komplett neutral). Dies finde ich persönlich immer sehr wichtig, kommen die Kinder doch jeweils früh genug mit dem klassischen - und veralteten - Rollendenken in Berührung.

Meine Empfehlung:
Ich empfehle dieses wunderschöne und auch ein wenig bittersüsse Kinderbuch von Herzen an Kinder und Erwachsene weiter, die auf die Abenteuer von drei unterschiedlichen Freunden gespannt sind, gerne ein wenig Persisch (und Türkisch) lernen wollen, deren Herz für Fussball schlägt und die ab und an ein wenig  „üzüntülü“ – traurig sind.

Zusätzliche Infos:
Titel: Ayda, Bär und Hase
Autor: Navid Kermani, geboren 1967 in Siegen, lebt in Köln. Für sein literarisches und essayistisches Werk erhielt er unter anderem den Kleist-Preis, den Joseph-Breitbach-Preis, 2015 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels und zuletzt den ECF Princess Margriet Award for Culture 2017. Außerdem wurde er mit dem Staatspreis des Landes NRW 2017 ausgezeichnet. Zuletzt erschienen bei Hanser Dein Name (Roman, 2011), Über den Zufall (Edition Akzente, 2012), Große Liebe (Roman, 2014), Album (Das Buch der von Neil Young Getöteten / Vierzig Leben / Du sollst / Kurzmitteilung, 2014) und Sozusagen Paris (Roman, 2016). Ayda, Bär und Hase (2017) ist sein erstes Buch für Kinder. Mehr unter: www.navidkermani.de 
Illustriert von: Karsten Teich
Sprache: Deutsch
Fester Einband: 152 Seiten 
Verlag: Hanser Verlag
Erscheinungsdatum: 30.01.2017
ISBN: 978-3-446-25481-7

Kinderbuchrezension: Das kleine Waldhotel Band 01

Das kleine Waldhotel, ein Zuhause für Mona Maus - Kallie George

Beschreibung des Verlages:
Mitten im schlimmsten Sturm stolpert Mona, die Maus, in die wunderbare Welt des kleinen Waldhotels. Sie hat großes Glück und kann als Zimmermädchen anfangen – und bleiben! Doch das Leben besteht nicht nur aus Eichelsoufflé und moosweichen Betten: Das Hotel und seine Bewohner sind in größter Gefahr! Bären und Wölfe haben das geheime Hotel entdeckt. Mona muss all ihren Einfallsreichtum beweisen, um den Ort zu beschützen, den sie liebt. Denn das Hotel ist mehr als eine warme Unterkunft für die Nacht: Es ist ein Zuhause.
Ein herzerwärmendes Abenteuer um Freundschaft, Mut und das Glück, seinen Platz im Leben zu finden!

Meine Meinung:
Wie schön es doch ist, wenn man für seinen Beruf in Kinderbuchläden gehen darf. Mit unserem Trio planen wir drei jungen Musikerinnen nämlich ein grosses Konzertprojekt für Kinder und Familien und da musste (und muss noch) Literatur her. Obwohl wir uns mit grosser Sicherheit für einen Klassiker entscheiden werden, weil der einfach mehr Publikum, Aufmerksamkeit und Untersützung generiert, wollten wir uns trotzdem unbedingt die aktuellen Kinderbücher ansehen, die gerade als Geheimtipps gehandelt werden. Wir marschierten also in den Kinderbuchladen unseres Vertrauens und ich schnappte mir zwei kleine Schätze unter anderem eben auch "Das kleine Waldhotel".
Besonders gut gefallen hat mir bei diesem Buch die zauberhaft schöne Aufmachung mit dem bunten und eine gemütliche Atmosphäre ausstrahlenden Schutzumschlag und den vielen liebevollen Illustrationen, die sich auf fast jeder Seite des Buches finden. Neben der Autorin Kallie George hat nämlich auch Stephanie Graegin ganze Arbeit geleistet und die Figuren so wundervoll erfasst, dass sie mit dem Text zusammen ein schönes Gesamtpaket ergeben.
Auch inhaltlich konnte mich das Buch restlos überzeugen. Die vielen Figuren sind mir schon auf den ersten paar Seiten Seiten total ans Herz gewachsen und ich kann mir sehr gut vorstellen, die nächsten Bände der Reihe auch zu kaufen, wenn sie denn übersetzt werden.

Schreibstil und Handlung:
Ganz besonders gut gefallen haben mir die klar verständlichen Sätze und die wohlige Atmosphäre, die Kallie George mit wenigen Worten geschaffen hat. Nicht nur Mona Maus fühlt sich in dem kleinen Waldhotel sofort wohl, auch ich wäre am liebsten gleich eingezogen. 
Von der Handlung her wird auf wenigen Seiten alles geboten, was eine gute Geschichte ausmacht. Es entstehen Konflikte und Freundschaften werden geschlossen, Spannung und ein wenig Angst kommen auf, aber es wird auch ausgelassen gefeiert. Ausserdem sind die vielen Tiere, die als Hotelangestellte oder Gäste agieren, sehr authentisch beschrieben und erfüllen ihre Rolle perfekt. Deshalb habe ich für dieses Buch auch nichts anderes als ganz viel Liebe und Wärme übrig.

Meine Empfehlung:
Mit "Das kleine Waldhotel" habe ich komplett ins Schwarze getroffen. Dieses Herzensbuch, in dem die Waldtiere und die zwar kleine, aber sehr kluge und mutige Mona Maus ins Zentrum gerück werden, ist liebevoll erzählt, illustriert und wunderschön aufgemacht. Ich kann dieses Buch zum Vorlesen und ersten Selberlesen nur wärmstens empfehlen.

Zusätzliche Infos:
Titel: Das kleine Walthotel, ein Zuhause für Mona Maus
Originaltitel: Heartwood Hotel - A True Home
Autorin: Kallie George
Illustratorin: Stephanie Graegin
Gebundene Ausgabe: 192 Seiten
Sprache: Deutsch
Originalsprache: Englisch
Übersetzt von: Karolin Viseneber
Verlag: Schneiderbuch
Erschienen am: 01.03.2018
ISBN: 978-3-505-14149-2

Rezension: Das Gefühl von Sommerblau

 
Das Gefühl von Sommerblau - Hannah Tunnicliffe

Beschreibung des Verlages:
Max wird vierzig und lädt seine Freunde in sein Haus in der Bretagne ein. Mit ihnen möchte er ein Wochenende lang tanzen, trinken und lachen. Und er will ihnen sein Geheimnis verraten … Juliette hat für ihre pflegebedürftigen Eltern ihr gefeiertes Restaurant in Paris aufgegeben. Ihre große Leidenschaft ist das Kochen und Backen. Zurück in der bretonischen Heimat braucht sie einen Neuanfang – und Max eine Köchin für seinen Geburtstag. Sie ahnen beide nicht, was das Schicksal an diesem Wochenende für sie bereithält.

Meine Meinung:
"Das Gefühl von Sommerblau" habe ich beim Bloggerporal von Randomhouse angefragt und auch bekommen. Das Cover war der Grund dafür, dass ich es sehr gerne lesen wollte.
Zuerst dachte ich mir vor der Lektüre noch, dass sich hinter diesem Titel und Cover ein leichter Sommerroman verbergen könnte. Vom Diana Verlag lasse ich mich aber immer gerne überraschen und weiss mittlerweile, dass es in den Büchern auch sehr schnell einmal dramatisch werden kann. Grundsätzlich blieb das Buch aber schön leicht und unterhaltsam und dennoch ist "Das Gefühl von Sommerblau" bittersüss, wie die Liebe und das Leben. Es lädt ein, in vergangenen Zeiten zu schwelgen und erzählt von Freundschaften, die sich mit den Jahren veränderten.
Zudem ist dieses Buch eine Ode an die französische Küche und während Juliette Gang um Gang auftischt, läuft sogar einer Vegetarierin wie mir das Wasser im Mund zusammen. Vielleicht hätte man das Buch noch mit einem zusätzlichen Kapitel und "Juliettes Empfehlungen aus der Küche" ausstatten können? Das wäre wundervoll gewesen.
Grundsätzlich habe ich "Das Gefühl von Sommerblau" sehr gerne gemocht. Leider nur war mir das Ende ein wenig zu optimistisch und zudem haben sich beim Lesen einige Längen ergeben. Wenn auch eine eher überraschende Wendung in den letzten Kapiteln die Sicht auf Helen noch einmal verändert, so war diese Wendung doch ein wenig zu angekündigt und für mich leider nicht komplett überraschend. Dennoch überwiegt die melancholische Stimmung, die so gut zu Frankreich passt und mich dieses Buch kaum mehr aus der Hand legen liess.

Schreibstil und Handlung:
Wenn sich alte Freunde zu einem gemeinsamen Wochenende treffen, wird es sentimental, tragisch, und feuchtfröhlich. Ausserdem kann die Stimmung innerhalb von Sekunden von ausgelassen zu angespannt umschlagen (und wieder zurück).
Erzählt wird von diesem Wochenende in chronologischer Reihenfolge mit Rückblenden in die weitere Vergangenheit. Dabei wechselt die Perspektive zwischen den Figuren hin und her und vor allem Juliette und Max nehmen eine wichtige Rolle in der Erzählung ein. Beide haben schwere Schicksalsschläge erlebt und während Juliette sich bereits sehr gut erholt und ein neues Leben aufgebaut hat, trauert ihr Arbeitgeber Max immer noch den alten Zeiten nach und möchte endlich aufräumen damit, was ihm aber aufgrund von seinem übertriebenen Konsum legaler und illegaler Substanzen nicht ganz so leicht gelingt.
Die Sprache hat einen wundervoll melancholischen Unterton. Es ist von Anfang an klar, dass es an diesem Wochenende nicht nur heitere Stunden geben wird und dies wird meiner Meinung nach stimmig und sehr realistisch erzählt. Kennen wir doch alle diese Situationen, wenn wir auf alte Freunde treffen: einerseits hat man noch so viel gemeinsam, vor allem natürlich die gemeinsame Vergangenheit, andererseits ist man sich auch ein wenig fremd geworden mit den Jahren, was aber nicht heissen muss, dass man an einem Ende der Freundschaft angelangt ist, sondern vielmehr an einer Entwicklung oder einem Wendepunkt.

Zwei Worte zum Lektorat:
1. In diese deutsche Erstausgabe haben sich sehr viele Fehler - namentlich Wortwiederholungen in Form von doppelten (oder komplett vergessenen) Verben im ersten und zweiten Satzteil - eingeschlichen, die ich mir nur mit vielen umgestellten und dann nicht mehr komplett korrigierten Sätzen erklären kann. Diese stören den Lesefluss immer mal wieder und passen nicht zum sonst sehr überzeugenden Lektorat des Verlages.
2. Ich wusste nicht, dass man den Gebrauch des Wortes "sanft" übertreiben kann. Kann man aber sehr wohl. Juliettes Hände sind "sanft", Nina spricht mit "sanfter" Stimme zu ihrer Tochter und "sanft" wird Rosies Gesicht, als sie den schlafenden Hugo betrachtet. "Sanft" kommt so unsanft daher, dass es auffällt, schade.
Meine Empfehlung:
Trotz einigen Längen und einem zu versöhnlichen Ende hat mir dieses Buch sehr gut gefallen, weshalb ich es gerne weiterempfehle. Wer lediglich einen luftig-leichten Sommerroman erwartet, dem wird das Buch nicht zusagen. Wenn ihr aber offen seid für ernstere Themen, dann passt dieses Buch perfekt in den Sommer.

Zusätzliche Infos:
Titel: Das Gefühl von Sommberblau
Originaltitel: A French Wedding
Autorin: Hannah Tunnicliffe wurde in Neuseeland geboren. Sie studierte Sozialwissenschaften und lebte danach in Australien, England, Macao und Kanada. Sie arbeitete einige Zeit in der Personalwirtschaft und als Karriere-Coach und wandte sich dann ihrem Traum, dem Schreiben, zu. Mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern lebt sie heute in Sydney, Australien.
Taschenbuch, Broschur: 336 Seiten
Verlag: Diana
Erschienen: 10.04.2018
ISBN: 978-3-453-35954-3 

Rezension: Alles begehren

 
Alles begehren - Ruth Jones

Beschreibung des Verlages:
Jeder kennt diesen einen Moment, der die Weichen neu stellt und alles verändert. Und wenn man das Leben zurückspulen könnte, dann würde man auf diesen Moment spulen – um sich anders zu entscheiden.
1985: Callum ist ein glücklich verheirateter Familienvater. Die Studentin Kate ist bildschön und gewohnt, sich das zu nehmen, was sie braucht. Sie begegnen sich – und begehren einander mit solch einer Macht, dass es ihrer beider Leben beinahe zerstört. Aber nur beinahe.
17 Jahre später treffen sie sich wieder. Das Leben hat auf den Moment der Entscheidung zurückgespult. Sie können noch einmal wählen. Doch das Leben verfolgt einen eigenen Plan.

Meine Meinung:
Dieses Buch kam im Dezember ganz unerwartet bei mir an und als ich das Rezensionsexemplar aus dem Verlag Harper Collins zum ersten mal in den Händen hielt, erwartete ich aufgrund der Beschreibung eine tiefgründige Story über Menschen, die sich der Liebe aussetzen, sich dadurch verletzlich machen und alles riskieren, was ihnen sonst noch im Leben wichtig ist. In den letzten Tagen habe ich mich intensiv mit den Figuren auseinandergesetzt und war positiv überrascht vom flüssigen und sehr fesselnden Schreibstil, der Lust auf mehr macht und mich wirklich hoffen lässt, dass die Autorin sehr bald ein weiteres Buch schreibt, das inhaltlich überzeugt. Denn da waren Anklänge von Feinsinn, von grossem Verständnis der menschlichen Gefühle, von Einfallsreichtum. Nur leider war das zu wenig ausgereift. Zu oberflächlich war mir die Handlung, zu unreflektiert blieben die Charaktere und ihre jeweiligen Rollen in der Geschichte. Und das Ende dieses Buches, das hat mich dann einfach nur noch enttäuscht. Und ohne gross etwas zu verraten möchte ich doch sagen, dass die Geschichte insgesamt vielleicht besser bei mir abgeschnitten hätte, wenn sie mit einem bissigeren Humor ausgestattet worden und mit einem pastellpinken Cover, und einem gewissen Hang zum seichten Liebesroman vermarktet worden wäre.

Handlung und Schreibstil:
Das Buch weckt Sehnsüchte. Sehnsüchte nach der grossen Liebe, nach dem überwältigenden Gefühl, das einen nicht mehr atmen, nicht mehr klar denken lässt. Das einen alles vergessen lässt. Und genau hier beginnt das Problem: Untreue, Lügen und der Missbrauch des Vertrauens so vieler Menschen - gepaart mit einer grossen Portion Naivität und Egoismus - lassen dieses Buch flach wirken. Es ist alles irgendwie zu einfach gestrickt, die schwerwiegenden Folgen gewisser Fehltritte lassen zu lange auf sich warten und die Akteure Kate und Callum (vor allem aber Callum, dem man auch noch ein wenig Intelligenz zutrauen könnte) handeln zu unreflektiert und inkonsequent.
Callums Frau Belinda aber hat mir als Figur sehr gut gefallen. Obwohl man auch aus ihr noch wesentlich mehr hätte machen können, war sie die einzige Person, die nahezu "fertig" wirkte, während die anderen Figuren komplett austauschbar und oberflächlich blieben.
Leider kann da auch ein Schreibstil, der wirklich seinesgleichen sucht, nicht mehr viel retten. Ich habe dieses Buch so gerne gelesen und trotzdem hat es mich so sehr genervt. Aus dieser Idee hätte viel mehr entstehen können und dies ist sehr, sehr schade. Es fehlt nämlich Tiefe, es fehlt ein Auge für die Details, es fehlen die angekündigten ganz grossen Gefühle, es fehlt so unendlich viel Schmerz und Leid und das Flehen um Erlösung und Vergebung. Und das tut mir wirklich einfach nur leid, denn da ist noch dieses Ende...und dieses Ende, das rettet dann leider wirklich gar nichts mehr.

Mein Fazit:
Vorhersehbare Handlungen, einfallslose Wendungen und Figuren, die an Oberflächlichkeit nicht zu überbieten sind, lassen mich mit einem unguten Gefühl zurück. Was im Chaos enden sollte, in der Zerstörung von Familien und Freundschaften, löst sich dann aber so unrealistisch auf, dass "Alles begehren" jegliche Glaubwürdigkeit verliert. Und trotz flüssigem und mitreissendem Schreibstil, trotz Belinda, die mir wirklich sehr gut gefallen hat, bleibt am Ende noch mehr Sehnsucht übrig: die Sehnsucht nach Tiefgang, Ehrlichkeit und einer überzeugenden Handlung.

Zusätzliche Infos:
Titel: Alles begehren
Originaltitel: Never Greener
Autorin: Ruth Jones, geboren 1966 in Bridgend, Südwales, ist eine walisische Schauspielerin und Drehbuchautorin. Sie lebt mit ihrem Ehemann in Cardiff. »Alles Begehren« ist ihr Debütroman. 
Fester Einband mit Schutzumschlag (Leseexemplar): 480 Seiten 
Sprache: Deutsch
Originalsprache: Englisch
Übersetzt von: Julia Walther
Erscheinungstag: Mi, 02.05.2018
ISBN: 9783959672023

Lese-Statistik April 2018

 
Liebe Mitsüchtigen

Der April ist für mich wie im Flug vergangen und langsam aber sicher wird mir bewusst, dass ich noch ziemlich genau einen Monat lang Studentin und dann nach meiner grossen Abschlussprüfung ganz auf mich alleine gestellt bin. Einerseits freue ich mich sehr auf diese Zeit, weil es so viele Projekte zu planen und verwirklichen gibt und weil meine Schülerzahl - mit grosser Wahrscheinlichkeit und wenn alles klappt - ansteigen wird. Gleichzeitig habe ich aber auch ein wenig Respekt vor dieser Zeit. Davor, die wohlbehütete Hochschule zu verlassen, komplett selber für mein ganzes Leben verantwortlich zu sein und natürlich auch vor der Prüfung selber. Aber klar, bald ist es geschafft und wenn mich die Panik übermannt, dann greife ich einfach zu einem Buch, das mich ablenken wird und hoffe deshalb darauf, im Mai ein wenig mehr zum Lesen zu kommen :-)

Der April hat nämlich sehr gut gestartet, aber dann verflogen die Tage nur so und trotz kurzen Nächten und wenig Zeit mit Freunden und dem Liebsten kam ich kaum dazu, zu einem Buch zu greifen. Ein Wunder, dass ich trotzdem fünf Bücher geschafft habe und noch schöner, dass zwar nicht alle komplett überzeugend waren, dass aber kein wirklich schwaches Buch dabei war.

Diese Bücher habe ich im April gelesen (Klick aufs Bild für mehr Infos):
https://www.randomhouse.de/Taschenbuch/Stille-Wasser/Angelique-Mundt/btb-Taschenbuch/e523279.rhd#biblios
https://www.randomhouse.de/Taschenbuch/Gefaehrliche-Geliebte/Haruki-Murakami/btb-Taschenbuch/e282084.rhd#biblios 
  https://www.dtv.de/buch/john-green-eine-wie-alaska-62403/ http://www.aufbau-verlag.de/index.php/die-papstin.html

Alle Rezensionen auf einen Blick:

Alle Zahlen auf einen Blick:
Gelesene Bücher: 5
Somit in die Leseeule: 5 Franken
Gelesene Seiten: 1858 Seiten
Durchschnittliche Seitenzahl pro Tag: 61.9 Seiten
SuB am Monatsbeginn: 156
Aktueller SuB: 155
Differenz: -1

Neuzugänge April 2018

Hallo ihr Lieben

Die zeit rast nur so dahin und wir sind bereits im Wonnemonat Mai angekommen, unglaublich, oder nicht? Obwohl ich aber nicht sio viel zum Lesen gekommen bin, kann ich wenigstens einen kleinen Rückgang im SuB feststellen und dies vor allem darum, weil lediglich drei Neuzugänge bei mir eingetroffen sind.

Und zwar sind diese drei Bücher im April bei mir eingezogen (für mehr Infos: klick aufs Bild):
https://www.randomhouse.de/Taschenbuch/Das-Gefuehl-von-Sommerblau/Hannah-Tunnicliffe/Diana/e519459.rhd https://www.fva.de/Buecher/Neuerscheinungen/Dunkelgruen-fast-schwarz.html
https://www.randomhouse.de/Taschenbuch/Stille-Wasser/Angelique-Mundt/btb-Taschenbuch/e523279.rhd

"Dunkelgrün fast schwarz" habe ich mir selber gekauft, weil ich einfach schon so viel Gutes gehört und gesehen und gelesen habe und mir unbedingt selber ein Bild machen wollte. Ich hoffe, dass ich das Buch im Mai lesen kann.
"Das Gefühl von Sommerblau" und "Stille Wasser" habe ich beim Bloggerportal von Randomhouse angefragt und freue mich sehr, dass die Bücher dann auch den Weg zu mir gefunden haben. "Stille Wasser" habe ich bereits gelesen und rezensiert und kann das Buch von Herzen empfehlen.

Und hier noch alle Zahlen auf einen Blick:
Geschenkt bekommene Bücher: -
Rezensionsexemplare: 2
Gekaufte Bücher: 1
Eingesammelte Bücher: -
Gesamte Neuzugänge: 3
SuB am Monatsbeginn: 156
Aktueller SuB: 155

Rezension: Stille Wasser

Stille Wasser - Angélique Mundt

Beschreibung des Verlages:
Eine schöne Unbekannte wird tot auf einem Schiff gefunden, ein junger Mann kämpft verzweifelt um die Liebe seines Lebens, und im Hamburger Hafen droht eine Bombe zu explodieren: Psychotherapeutin Tessa Ravens ist in einen neuen Fall involviert, der in die dunkelsten Tiefen der menschlichen Seele führt, sie immer weiter hinab zieht in einen Strudel aus Zweifel, Angst und Wahnsinn. Als es auch für Tessa um Leben und Tod geht, muss sie sich die Frage stellen: Wie weit geht ein Mensch, um seine Liebe zu retten?  

Meine Meinung:
"Stille Wasser" von Angélique Mundt habe ich beim Bloggerportal von Randomhouse angefragt, herzlichen Dank dafür. Dieses Buch war mein erstes Buch um Psychotherapeutin Tessa Ravens und ich bin mir ziemlich sicher, dass es nicht das letzte dieser Reihe sein wird, das bei mir einziehen darf. Vielleicht werde ich sogar einmal von vorne beginnen, obwohl mir das bei Krimireihen sonst nicht so wichtig ist.
Persönlich mag ich es sehr gerne, wenn das Ermittlerschema bei einem Krimi ein wenig aufgebrochen wird, wenn also plötzlich Anwälte oder Psychologen ermitteln und so gleichzeitig tief in ihre Berufswelt einblicken lassen und einen Fall lösen. Tessa ist eine sehr sympathische Frau, die ihren Beruf zu lieben scheint und grundsätzlich nicht selber ermittelt, sondern Opfern und Menschen in Krisensituationen beisteht und so immer genau da ist, wo die Musik spielt und darum auch eng mit der Polizei zusammenarbeiten kann, was für beide Seiten eine Bereicherung darstellt.
Obwohl die Handlung meiner Meinung nach sehr vorhersehbar ist und bis auf einige Elemente am Ende keine grossen Überraschungen beinhaltet, hat mich dieses Buch in seinen Bann gezogen. "Stille Wasser" ist wohl kein Krimi, in dem in erster Linie Spannung aufkommt (oder auch aufkommen soll), sondern einen, der tiefe Einblicke in die Arbeit einer Psychotherapeutin bringt und so ganz eine neue und andere Seite an der Ermittlungsarbeit und des ganzen Einsatzteams, viel Menschlichkeit und starke Gefühle zeigt.

Schreibstil und Handlung:
Vom Schreibstil her hat sich dieses Buch für mich nicht wirklich wie ein Krimi angefühlt. Beim Lesen kommt keine düstere Stimmung auf, obwohl der Inhalt durchaus sehr grosse menschliche Abgründe thematisiert. Vielmehr liest sich "Stille Wasser" wie ein Wohlfühlroman und dies ist gar nicht negativ gemeint, weil ich mich im Kreise der Ermittler stets gut aufgehoben gefühlt habe und einfach schnell herausfinden wollte, ob alle meine Vermutungen sich bewahrheiten würden und nur so durch die Seiten flog.
Was an dieser Lektüre ebenfalls sehr charmant daherkommt ist die unangestrengte Tollpatschigkeit der Kommissare Torben Koster und Michael Liebetrau, welche Ermittlungsfehler an Ermittlungsfehler reihen und trotzdem stets Fortschritte machen. Ich meine, eine Frau wird tot auf einem Schiff aufgefunden und drei junge Frauen verschwinden, wer denkt da nicht sofort an Menschenhandel? Nur Koster und Liebetreu schaffen dies zum ersten Mal auf Seite 242, aber die tappen ja auch noch in anderen Lebensbereichen total im Dunkeln. Auch dass die Ermittler und Tessa offensichtliche Zusammenhänge zwischen den Ereignissen nicht erkennen und klare Aussagen als Wahn abtun, obwohl schon lange klar ist, wer der Täter sein muss, wirkt eher menschlich, als verstörend und weil auch noch grosse Gefühle und enge Freundschaften im Spiel sind, sowie Gaumenfreuden und ein wenig Hamburg-Feeling, kann man einfach niemandem böse sein.

Meine Empfehlung:
Dieser unterhaltsame und aus einer sehr spannenden Perspektive geschriebene Kriminalroman liest sich nur so weg und macht definitiv Lust auf mehr, was mich zu einer herzlichen Empfehlung an euch alle verleitet.

Zusätzliche Infos:
Titel: Stille Wasser
Autorin: Angélique Mundt wurde 1966 in Hamburg geboren. Nach ihrem Studium der Psychologie arbeitete sie lange in der Psychiatrie, bevor sie sich 2005 als Psychotherapeutin mit einer eigenen Praxis selbstständig machte. Sie arbeitet ehrenamtlich im Kriseninterventionsteam des Deutschen Roten Kreuzes, das Menschen bei potentiell traumatisierenden Ereignissen "Erste Hilfe für die Seele" leistet. Stille Wasser ist nach Denn es wird kein Morgen geben und Nacht ohne Angst ihr dritter Roman in der Serie um die Psychotherapeutin Tessa Ravens und Hauptkommissar Torben Koster. Angélique Mundt lebt in Hamburg.
Taschenbuch: 352 Seiten
Verlag: btb
Erschienen: 09.10.2017 
ISBN: 978-3-442-71578-7