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04 August 2025

Lese-Statistik Juli 2025

Hallo ihr Lieben

Die erste Juliwoche stand ganz im Zeichen der Vor- und Nachbereitungen. Ich habe das vergangene Schuljahr abgeschlossen, neue Unterrichtsmaterialien bestellt, ganz viele Noten gesucht, geordnet und vorbereitet und die grobe Jahresplanung für das kommende Schuljahr erledigt. Auch hatte ich noch einiges an Planung für Projekte mit meinen Ensembles abzuarbeiten, damit ich dann am 8.7. in meinen Urlaub starten konnte. Ab dann war ich viel unterwegs, habe mir insgesamt 19 freie Tage gegönnt, so viel, wie schon sehr, sehr lange nicht mehr. Eigentlich wäre diese Zeit auch als so richtige Leseferien angedacht gewesen, am Ende habe ich aber sehr viel weniger gelesen und aufgrund einer spontanen zweiten Woche im Ausland dafür um so mehr erlebt, als ursprünglich geplant.
Eine Woche lang war ich in Deutschland (Bilder seht ihr HIER) und habe liebe Freundinnen besucht und endlich Jamie vom Blog librovore kennengelernt und dann haben der Liebste und ich noch ganz spontan beschlossen, in sein Geburtsland Bosnien zu reisen und seine Verwandten zu besuchen (Bilder seht ihr HIER). Zwischen den beiden Reisen war ich ein paar Tage zu Hause, habe mich um den Garten meiner Eltern gekümmert, Ausflüge geplant, liebe Menschen getroffen und ausserdem habe ich alles vorbereitet, um am 27.7, wieder mit dem Üben, Planen und den letzten To Do's für das kommende Schuljahr beginnen zu können. 
Das hat hervorragend geklappt und heute startete ich in die letzte unterrichtsfreie Woche, in der ich noch einmal so richtig viel vorbereiten, üben, planen, an der ersten Konferenz fürs kommende Schuljahr teilnehmen und sonst einfach ganz in meinem Tempo arbeiten kann, bis diverse Stundenpläne und Schulen meinen Alltag wieder strukturieren. Ich bin immer so dankbar, dass ich meine selbstständige Tätigkeit und meine Unterrichtstätigkeit so wunderbar kombinieren kann und geniesse es, dass mein Alltag zwar immer sehr arbeitsintensiv, aber stets abwechslungsreich ist.

Buchtechnisch war der Juli, wie schon viele Male zuvor, der erste Monat des Dicke-Bücher-Camps. Insgesamt vier Bücher mit über 500 Seiten möchte ich im Juli/August lesen oder aussortieren. Mit "Goldene Zeiten im Gepäck" von Adriana Popescu habe ich das erste dicke Buch schon beendet und es war - gemeinsam mit "Tauben fliegen auf" von Melinda Nadj Abonji - auch ein Highlight im Juli. Zwei andere meiner Juli-Bücher sind um vier, respektive 20 Seiten gaaaaaaanz knapp an der 500-Seiten-Marke vorbeigeschrammt, also sind im Juli zwar nicht ganz so viele Bücher, wie geplant, aber doch immerhin ein paar Seiten zusammengekommen.

Gelesen im Juli:

Sehr lehrreiche und unterhaltsame Geschichte, leider ein wenig verzettelt


Berührender Roadtrip-Roman über eine lange zurückliegende Liebesgeschichte, HIGHLIGHT


Wichtige Sammlung feministischer Texte, kurzweilig, lehrreich, mit aufschlussreichem Anhang


Dark Fantasy, für einige Lesende zu brutal, für mich vor allem eher unrund erzählt mit nicht passendem Ende


Berührende Geschichte über Herkunft, Familie und das Ankommen in einem fremden Land, HIGHLIGHT

Alle Rezensionen und Seitenzahlen:

Klartext - Sara Nović   (480 Seiten)
Goldene Zeiten im Gepäck - Adriana Popescu   (512 Seiten)
Unlearn Patriarchy - Lisa Jaspers (Hrsg.), Naomi Ryland (Hrsg.), Silvie Horch (Hrsg.)   (320 Seiten)
The Book Eaters - Sunyi Dean   (496 Seiten)
Tauben fliegen auf - Melinda Nadj Abonji   (320 Seiten


Neuzugänge:

Umlaufbahnen - Samantha Harvey   (Geschenk von Jamie)
Leonard und Paul - Rónán Hession   (Geschenk von Jamie)
Am Himmel funkelt ein neuer Tag - Meike Werkmeister   (neu gekauft)
The Book Eaters - Sunyi Dean   (Rezensionsexemplar, Leserundenbuch der Lesejury)
A Mouse Called Mika - Matt Haig   (neu gekauft, Englisch)

Alle Zahlen in der Übersicht:

Gelesene Bücher: 5
Abgebrochene Bücher: -
Ungelesen aussortierte Bücher: -
Gelesene Seiten:  2'128 Seiten
Durchschnittliche Seitenzahl pro Tag: 68.64 Seiten
Bücher von Autorinnen: 5
Bücher von Autoren: -
Autor*innenduos (oder Gruppen): -
Geschenkt bekommene Bücher: 2
Ausgeliehen: -
Buchgewinn: -
Buchprämien: -
Rezensionsexemplare: 1
Neu gekaufte Bücher: 2
Secondhand gekaufte Bücher: -
Eingesammelte Bücher: 1
Bibliotheksbücher: -
Gesamte Neuzugänge: 5
SuB am Monatsbeginn: 69

Aktueller SuB: 68
Differenz: -1 (da stand zuerst 68, dann 69 und jetzt wieder 68....nach mehrmaligem Hin und Her habe ich nämlich zuerst ein Buch gefunden, das ich vergessen hatte, zum SuB zu zählen und dann habe ich am 5.8. sogar doch noch ein Buch gefunden, das ich vergessen hatte, von meiner SuB-Liste zu löschen, also habe ich doch einen Abbau von einem Buch zu vermelden :-D )

31 Juli 2025

Rezension: Tauben fliegen auf

Tauben fliegen auf - Melina Nadj Abonji
Deutscher Buchpreis 2010, Schweizer Buchpreis 2010

Beschreibung:

»Wir haben hier noch kein menschliches Schicksal, wir müssen es uns erst noch erarbeiten«, sagt Ildikós Mutter. Längst ist die Familie eingebürgert und betreibt ein Café in bester Seelage. Doch angekommen sind sie nicht, die beiden Töchter Ildikó und Nomi wachsen zwischen zwei Welten auf, sind hin- und hergerissen zwischen der verlorenen Heimat in der Vojvodina und dem Wunsch, Teil der Schweizer Gesellschaft zu sein. Es dauert lange, bis Ildikó erkennt, dass hinter dem Schweizer Idyll knallharte Fremdenfeindlichkeit lauert. Ein höchst zeitgemäßer Text über Emigration und den Preis der Assimilation.

Inhalt:
Die Schwestern Ildikó und Nomi wachsen in der Vojvodina auf, einer Region, die während ihrer Kindheit auf Jugoslawischem und heute auf Serbischem Boden liegt. Ihre Familie gehört einer ungarischen Minderheit an und ihre Eltern wandern in die Schweiz aus, wo sie sich mit harter Arbeit ein Leben aufbauen und schliesslich ihre Töchter, die in der Zwischenzeit bei deren Oma gelebt haben, zu sich holen. Aus der Perspektive der älteren Tochter Ildikó wird erzählt vom Ankommen in einer fremdenfeindlichen neuen "Heimat", vom Lernen dieser schwierigen Sprache, von der Liebe zur Familie, vielen Besuchen in der "alten" Heimat und von der Angst um die Familienmitglieder, die sich plötzlich mitten in einem Krieg befinden.

Meine Meinung:
Das Buch habe ich von Marija bekommen und ich bin so froh, dass ich endlich wieder ein Buch von Melinda Nadj Abonji gelesen habe. "Schildkrötensoldat" hat mich nämlich vor einigen Jahren auch schon begeistert und berührt und so erging es mir auch mit "Tauben fliegen auf".
Besonders berührt haben mich die Schilderungen der Besuche in der Vojvodina, sind der Liebste und ich doch auch erst gerade wieder von so einem Besuch in seinem Geburtsland Bosnien (damals natürlich ebenfalls Jugoslawien) zurückgekehrt. Viele Gefühle der Protagonistin - die Zerrissenheit, die Freude, die überbordenden Hochzeiten und Feste, das viele Essen und die Sorgen, die man sich immer wieder macht... - kenne ich somit sehr gut. 

"Als wir nun endlich mit unserem amerikanischen Wagen einfahren, einem tiefbraunen Chevrolet, schokoladefarben, könnte man sagen, brennt die Sonne unbarmherzig auf die Kleinstadt, hat die Sonne die Schatten der Häuser und Bäume beinahe restlos aufgefressen, zur Mittagszeit also fahren wir ein, recken unsere Hälse, um zu sehen, ob alles noch da ist, ob alles noch so ist wie im letzten Sommer und all die Jahre zuvor."
- Tauben fliegen auf - Melina Nadj Abonji


Auch die Szenen der schwierigen Ankunft in der Schweiz, der bürokratischen Hürden, der durchgearbeiteten Nächte und der immer wieder auftretenden Hilflosigkeit angesichts der neuen Sprache, der Sorgen um die Verwandten im Krieg und der alltäglichen Fremdenfeindlichkeit, sind in mir auf grosse Resonanz gestossen. Als Schweizerin weiss ich leider nur zu gut, wie rassistisch mein Heimatland ist und wie schwer es Menschen gemacht wird, die versuchen wollen, Teil der Schweizer Gesellschaft zu werden.

Schreibstil und Aufbau:
Das Buch besteht aus vielen lose aneinandergereihten Szenen aus Ildikós Kindheit und Jugend und aus ihrer Zeit der Ankunft und Integration in der Schweiz. Darin versammeln sich bunt gemischt die vermeintliche Bauernhofidylle der Grossmutter, eine erste grosse Liebe und auch Konflikte innerhalb der Familie. Immer wieder wird aber allen Schwierigkeiten zum Trotz Ildikós Liebe zu ihren Eltern und ihr Respekt vor deren harter Arbeit spürbar. Die Grenzen zwischen der Protagonistin Ildikó und der Autorin scheinen zu verschwimmen und auch in diesem Buch kann ich die Sprache nur loben, die es anhand von sprachlichen Bildern und gezielt konstruierten Leersten schafft, deutlich auf Missstände und Grausamkeiten hinzuweisen, und die Gefühle und Stimmungen so wundervoll poetisch beschreibt.
Das Buch ist leider aktueller denn je und vor allem bei untenstehendem Zitat hat mir kurz der Atem gestockt. 

"Du glaubst zumindest, ich wüsste Bescheid, über den Krieg, aber ich weiss nur, dass dieser Krieg, wie jeder andere auch, so schnell wie möglich beendet werden müsste, statt dass wir dauernd darüber debattieren, was für eine Art Krieg der Krieg auf dem Balkan ist. Wenn nicht andauernd alle Politiker darüber reden würden, wie kompliziert die Situation auf dem Balkon ist, dann könnte jetzt das Schlimmste noch vermieden werden."
Tauben fliegen auf - Melinda Nadj Abonji


Meine Empfehlung:
Ich empfehle euch diesen berührenden, wunderschön erzählten und leider hochaktuellen Roman von Herzen gerne weiter. Und ich wünsche euch viel Freude beim Entdecken dieser grandiosen und viel zu wenig bekannten Autorin.

Zusätzliche Infos zu meiner Ausgabe:
Titel:
Tauben fliegen auf
Autorin: Melinda Nadj Abonji, geboren 1968 in Becsej, Serbien, zog 1973 mit ihrer Familie aus dem ehemaligen Jugoslawien in die Schweiz. Sie studierte an der Züricher Universität und ist seit vielen Jahren als Schriftstellerin und Musikerin tätig. Ihr 2010 erschienener Roman ›Tauben fliegen auf‹ wurde sowohl mit dem Deutschen als auch dem Schweizer Buchpreis ausgezeichnet. Melinda Nadj Abonji lebt in Zürich.  
Sprache: Deutsch
Taschenbuch: 320 Seiten
Verlag: dtv (wird aber nicht mehr im dtv Verlag verlegt)
Erschienen: 2010
ISBN: 9783423140782

29 Juli 2025

Rezension: The Book Eaters

Leserundenbuch der Lesejury von Bastei Lübbe, vielen Dank für das Rezensionsexemplar

The Book Eaters - Sunyi Dean

Beschreibung des Verlages:

Wie viele Menschen würdest du opfern, um dein Kind zu retten? Ein düsterer Fantasy-Roman
In den Mooren Yorkshires lebt eine geheime Gruppe von Menschen, für die Bücher Nahrung sind, die alles verschlingen, was darin steht. Devon gehört dazu - bis ihr Sohn mit einer dunkleren Art von Hunger geboren wird: nicht nach den Geschichten in Büchern, sondern nach denen in den Köpfen der Menschen. Er ist ein 'Seelenfresser', eine 'Abart', die meist schon bei der Geburt gnadenlos getötet wird. Doch Devon schwört ihn zu retten und flieht mit ihm in die Welt der Menschen, verfolgt vom eigenen Clan und seinen schrecklichen Handlangern, den ‘Rittern’. Um zu überleben, ist sie gezwungen, schlimme Dinge zu tun. Hoffnung verspricht nur ein mysteriöser zweiter Clan. Doch die Hoffnung trügt...

Inhalt:
In dieser Welt gibt es neben Menschen auch noch diverse Clans von Buchessern und Gedankenessern. Devon ist eine Buchesserin und ernährt sich von Büchern. Ihr Sohn Cai allerdings ist ein Gedankenesser und ernährt sich von den Seelen und Erinnerungen von Menschen, denen er ihre Gehirne mit seiner röhrenförmigen Zunge durchs Ohr aussaugt. Devon macht alles, um ihren Sohn in Sicherheit zu bringen und zu ernähren, Gedankenesser sind nämlich bedroht. Ein künstlich hergestelltes Medikament verspricht Hoffnung, doch um an diese sogenannte "Erlösung" zu gelangen, muss Devon enorme Risiken eingehen.

Meine Meinung:
Die ersten 150 Seiten dieses Buches habe ich verschlungen, so fasziniert war ich von der düsteren Welt, die darin beschrieben wird. Dann hat sich die Geschichte ein wenig in die Länge gezogen und gegen Ende hatte ich ein wenig damit zu kämpfen, wie übertrieben und hastig das Ende der Geschichte erzählt wurde. Auch hat mich eine unglaubwürdig religiöse Szene/Rahmenhandlung nicht überzeugen können.

Schreibstil und Aufbau:
Die Welt, die Dean schildert, ist äusserst brutal und sehr, sehr düster. Einige Teilnehmende der Leserunde haben sich Triggerwarnungen gewünscht. Aber ganz ehrlich, der Untertitel sagt doch schon alles. Ausserdem bleiben die Figuren leider eher distanziert, was aber dazu führt, dass mich die intensiveren Elemente gar nicht berührt haben. Und auch wenn einige Grausamkeiten geschehen, so werden die Szenen lediglich angedeutet und nicht im Detail "ausgeschlachtet" (im wahrsten Sinne des Wortes), ich habe schon einige Thriller gelesen, die um Längen brutaler waren. Auch werden Frauen unterdrückt und wie Sklavinnen gehalten. Devon begehrt aber dagegen auf und emanzipiert sich von ihrer Familie und es ist erstaunlich, wie modern dieses Buch daherkommt. Kritik an Rassismus, Ableismus und Sexismus sind deutlich zu spüren, ausserdem kommt ein Hauch Queerness vor, was mit gut gefallen hat. Weniger gut gefallen haben mir die oft sehr holprigen Sätze, was eventuell der Übersetzung geschuldet ist. Leider fehlen auch einzelne Buchstaben und ganze Wörter, das Lektorat war alles andere als gründlich, was den Lesefluss deutlich stört.

Meine Empfehlung:
Diese Welt und diese Geschichte hat richtiges Potenzial, das aber leider durch die Längen, nicht ganz glaubwürdige Entwicklungen und die unnahbaren Figuren ein wenig zunichte gemacht wird. Auch die Übersetzung und das Lektorat überzeugen nicht. Allerdings haben mich die Protagonistin, die feministische Grundhaltung und einige sehr moderne Elemente neugierig gemacht und ich werde mir die anderen Bücher der Autorin auch noch ansehen.

Zusätzliche Infos:
Titel:
The Book Eaters
Originaltitel: The Book Eaters
Autorin: Sunyi Dean (sun-yee deen) ist eine mehrfach preisgekrönte Autorin, die im ländlichen Texas geboren wurde, in Hongkong aufwuchs und heute in Nordengland lebt. Sunyi schreibt genreübergreifende spekulative Fiktion mit einer ganz eigenen Note, und ihr Debütroman Die Bücherverschlinger war sofort ein #2-Bestseller der Sunday Times. Einige ihrer Kurzgeschichten sind in Zeitschriften wie Interzone, Grimdark Magazine, BBC Radio Leeds und Tor Dot Com erschienen. In ihrer Freizeit kauft sie gerne Whisky, sammelt Hanteln und stirbt theatralisch beim Jiu-Jitsu. Außerhalb des eigentlichen Schreibens ist sie vielleicht am besten dafür bekannt, dass sie zusammen mit ihrem Tor-Autorenkollegen Scott Drakeford den Publishing Rodeo Podcast gegründet und moderiert hat, in dem sie offen über die traditionelle Pub-Szene in England sprechen.
Sprache: Deutsch
Aus dem Englischen von: Axel Franken
Paperback: 496 Seiten
Verlag: Bastei Lübbe
Erscheinungsdatum: 25.07.2025
ISBN: 978-3-7577-0128-4

28 Juli 2025

Rezension: Unlearn Patriarchy

Unlearn Patriarchy - Lisa Jaspers (Hrsg.), Naomi Ryland (Hrsg.), Silvie Horch (Hrsg.)

Beschreibung des Verlages:
Obwohl wir inzwischen im 21. Jahrhundert leben, herrscht noch immer das Patriarchat.
Warum zur Hölle ist das so? Und was kann jede:r persönlich dazu beitragen, die häufig unbewussten toxischen Strukturen zu erkennen und aufzulösen? Dieser Sammelband mit bekannten Autor:innen bietet Hilfestellung. Sich gegen das Patriarchat zur Wehr zu setzen, ist besonders im Alltag schwierig. Denn Vieles ist uns so vertraut, dass wir es gar nicht hinterfragen. Sogar bekennende Feminist:innen tappen immer wieder in die gleichen Fallen. Wir schließen Frauen durch Sprache aus, folgen veralteten Vorstellungen von einer glücklichen Kleinfamilie inklusive traditionellen Rollenbildern. Oder wir passen uns männergemachten und kapitalistischen Strukturen an, wenn wir im Beruf erfolgreich sein wollen. Die Beitragenden der Anthologie UNLEARN PATRIARCHY berichten von ihren Erfahrungen und spüren eigenen fatalen Denkmustern nach. Sie zeigen, wie über alle Gesellschaftsbereiche hinweg von Sprache und Liebe über Arbeit bis hin zu Politik, Bildung oder Identität die patriarchalen Handlungsmuster gebrochen werden können und ein besseres Leben für alle möglich wird. 
»Große strukturelle Denkhindernisse werden in diesem Buch von klugen Köpfen analysiert. Sie helfen zu verlernen, was Gegenwart und Zukunft zerstört!« Luisa Neubauer

Inhalt:
Diese Sammlung beinhaltet 15 Texte von 17 Autor*innen und in allen Texten setzen sich die Schreibenden mit ihrem Verhältnis zum Patriarchat, ihren Erfahrungen, Erkenntnissen und Wünschen auseinander. Sie zeigen persönliche und gesellschaftliche Schwachstellen aber auch Verbesserungsvorschläge auf, laden zum Nachdenken und Überdenken ein und setzen Schwerpunkte in ihrem Fachbereich. Dadurch lesen wir Erfahrungen aus der Politik und der Bildung, lesen von Rassismuserfahrungen und kapitalistischen Zusammenhängen, von Rollenbildern und von Beziehungen.

Meine Meinung:
Das Buch ist mir schon einige Male begegnet. Vor allem Ronja von oceanloveR hat das Buch (und auch die "Fortsetzung") schon oft empfohlen und ich bin froh, dass ich es mir nun endlich gekauft habe. Obwohl ich schon sehr viele feministische (Sach-)Bücher gelesen habe, lerne ich nie aus und während einige der Texte und Themen mir so oder ähnlich schon einige Male begegnet sind, so haben andere Perspektiven mich komplett überrascht und zum Nachdenken angeregt. Auch war ich nicht immer einverstanden mit allen Überlegungen und habe mir selber noch einmal ganz neu eine Meinung bilden können. Das einzige, was mich gestört hat, waren die vielen Repetitionen. Es werden sehr oft ähnliche Floskeln verwendet, es wird fast in jedem Text geschrieben, dass wir uns nun einmal in einem patriarchalen System befinden (was irgendwie nicht in jedem Text erwähnt werden muss, da dies wohl allen klar ist, die dieses Buch lesen) und einige Kernaussagen sind mir persönlich auch zu ähnlich gestaltet. Da hätte ich mir von den Herausgeberinnen gewünscht, dass sie darauf achten, dass sich die Texte mehr unterscheiden und dass gewisse Formulierungen nicht in jedem Text vorkommen, auch wenn sie natürlich in jedem Text stimmen.

Meine Empfehlung:
Meiner kleinen Kritik zum Trotz empfinde ich diese Sammlung als grosse Bereicherung. Sie zeigt ganz verschiedene Perspektiven auf und lässt diverse Stimmen zu Wort kommen, die sich intensiv und gründlich mit ihrem jeweiligen Fachgebiet auseinandergesetzt haben. Ein langer Anhang mit allen Kurzbiografien und einem ausführlichen, zahlreiche Literaturtipps enthaltenden Quellenverzeichnis, machen das Buch zu einem ansprechenden Nachschlagewerk.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Unlearn Patriarchy 
Autor*innen: Mit Beiträgen von Madeleine Alizadeh, Teresa Bücker, Kübra Gümüşay, Emilia Roig, Kristina Lunz, Linus Giese u.v.a.
Sprache: Deutsch
Taschenbuch, Broschur: 320 Seiten
Verlag: Ullstein Taschenbuch
Erschienen: 27.06.2024
ISBN: 9783548068602

11 Juli 2025

Rezension: Goldene Zeiten im Gepäck

Goldene Zeiten im Gepäck - Adriana Popescu

Beschreibung des Verlages:

Eine große Liebe, die nicht sein durfte, und eine Freundschaft, die mit jedem Kilometer wächst.
Eine rüstige alte Dame begibt sich mit ihrer jungen Pflegerin auf eine Reise quer durch Osteuropa, um die Liebe ihres Lebens wiederzusehen. Ein warmherziger Frauenroman mit viel Herz und Humor von Erfolgsautorin Adriana Popescu!
Die rüstige Altenheimbewohnerin Frau Kaiser weiß etwas über Karla, das sie nicht wissen sollte. Sie erpresst die junge Pflegehelferin damit, um von ihr in einem alten Renault quer durch Europa kutschiert zu werden. Wohin? Das wird Karla schon noch sehen. Warum? Das geht sie nichts an. Karla soll einfach nur fahren – möglichst schnell, denn viel Zeit bleibt ihnen nicht. Aus Kaisers Koffer blitzt eine goldene Medaille. Eine Erinnerung an längst vergangene Tage, als sich zwei junge Schwimmer bei den Olympischen Sommerspielen 1956 in Melbourne fanden, aber nicht lieben durften ...

Inhalt:
Die rüstige Rentnerin und ehemalige Olympiaschwimmerin Elli erpresst Karla, die in einem Altenheim als Pflegehelferin arbeitet, mit einem Geheimnis. Karla, die so oder so gerade auf einer Sinnsuche ist, bleibt nichts anderes übrig, als Elli bei einer Nacht- und Nebelaktion zu unterstützen und diese auf den Spuren ihrer Vergangenheit quer durch Europa und mitten in die Geschichte einer verbotenen Liebe und einer starken Freundschaft zu begleiten.

Meine Meinung:
Mit grosser Begeisterung habe ich die Geschichte dieses gewagten Roadtrips gelesen und mich dabei immer wieder von Karlas Pragmatismus und Ellis Lebensmut anstecken und unterhalten lassen. Überraschende Wendungen, bereichernde Begegnungen, wahnwitzige Rettungsaktionen und ganz viel Herz und Zusammenhalt haben dieses Buch zu einem wahren Lesevergnügen gemacht.

Schreibstil und Aufbau:
Auf zwei Zeitebenen wird die Geschichte der 1956 in Melbourne stattfindenden Olympiade und einer verbotenen Liebesgeschichte sowie die in der Gegenwart stattfindenden Suche nach einer Versöhnung, Antworten und einen Abschluss erzählt, wobei ich Seite um Seite mit viel Spannung, und einem Lächeln auf den Lippen umgeblättert habe. Der Schluss hat mich enorm berührt und einige Tränen weinen lassen. Popescu schafft es mit diesem Roman, ihre rumänischen Wurzeln einzubringen und gleichzeitig mit liebevollen Beschreibungen und klugen Dialogen diese herzerwärmende Geschichte von verpassten Chancen, einer unsterblichen Liebe und unglücklichlichem Timing zu erzählen. Dass dieses Buch als "Frauenroman" bezeichnet wird, ist sicher nicht auf Popescus Mist gewachsen, aber ich finde es wichtig zu erwähnen, dass dieser unnötige und in der Regel abwertend gemeinte Zusatz (weil Frauen im Auge vieler konservativer Betrachter ja keine richtigen Bücher schreiben können und "Frauenromane" dadurch so oder so als oberflächlich, minderwertig und halt einfach ein wenig gefühlsdusselig empfunden und dadurch nicht ernst genommen werden) in der heutigen Zeit nichts mehr auf einem Einband zu suchen hat.

Meine Empfehlung:
Ein berührender Roman, der sich wunderbar in Urlaub lesen lässt, mit Witz und Charme eine ausgeklügelte und spannende Geschichte erzählt und grosse Emotionen weckt.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Goldene Zeiten im Gepäck
Autorin: Adriana Popescu, 1980 in München geboren, arbeitete als Drehbuchautorin für das Deutsche Fernsehen, bevor sie als freie Redakteurin für verschiedene Zeitschriften und schließlich als Autorin für mehrere renommierte Buchverlage Romane schrieb. Sie lebt mit großer Begeisterung in Stuttgart. Über „Goldene Zeiten im Gepäck“ sagt sie: „Mein Herzensprojekt und ein Ende, bei dem ich geweint habe. Wer da übrigens nicht weint, hat sich ein Betonherz gießen lassen! Dazwischen muss man aber, wie ich hoffe, ganz viel und herzhaft lachen.“
Paperback, Klappenbroschur: 512 Seiten
Sprache: Deutsch
Verlag: wird nicht genannt und verlinkt, weil er eine Autorin rassistisch beleidigt hat
Erschienen am: 05.08.2019
ISBN: 978-3-492-06084-4

08 Juli 2025

Rezension: Klartext

Rezensionsexemplar aus dem btb-Verlag (via Bloggerportal von Randomhouse)

Klartext - Sara Nović

Beschreibung des Verlages:

In einem Internat für Gehörlose kreuzen sich schicksalhaft die Wege einer Lehrerin und dreier Jugendlicher.
Charlie, die rebellische Neue an der River Valley School, kämpft mit ihren Gefühlen und damit, sich verständlich zu machen, denn bisher hatte sie keinen Kontakt zur Gemeinschaft der Gehörlosen. Austin gilt als Überflieger, doch seine Welt gerät ins Wanken, als seine kleine Schwester hörend geboren wird. Und Schulleiterin February Waters weigert sich zu akzeptieren, dass ihre Schule schließen muss – und ihre Ehe womöglich vor dem Aus steht. Als Charlie und Austin zusammen mit einem weiteren Schüler aus dem Internat verschwinden, beginnt für February ein Wettlauf gegen die Zeit.
Dies ist eine Geschichte über Gebärdensprache und Lippenlesen, erste Liebe und Herzschmerz und vor allem über große Beharrlichkeit, Wagemut und Lebensfreude. Eine unvergessliche Reise in die Gemeinschaft der Gehörlosen und ein Fest der menschlichen Verbundenheit.
Der neue Roman von Sara Nović, die selbst gehörlos ist, entführt Leser*innen in die ebenso spannende wie zerbrechliche und widersprüchliche Welt der Gehörlosen, in der vieles auch nicht anders ist als unter Hörenden und die dennoch ganz eigenen Regeln unterliegt.

Inhalt:
Die gehörlose Protagonistin Charlie muss sich in eine Schule für gehörlose Kinder und Jugendliche integrieren, obwohl sie kaum Gebärdensprache spricht, die Schulleiterin February kämpft für das Überleben der Schule, für Gelder, für die Gehörlosenkultur und für ihre Schützlinge und stellt Charlie den Musterschüler Austin zur Seite, damit ihr die Eingliederung besser gelingt. Zwischen den beiden entwickeln sich Gefühle, aber Charlie muss sich vor allem auf ihren Kampf für körperliche Selbstbestimmung konzentrieren, der bald zu einem Kampf ums Überleben wird.

Meine Meinung:
Aufgrund einer begeisterten Rezension habe ich das Buch beim Verlag angefragt und mich sofort in die Geschichte gestürzt, die mit dem Verschwinden dreier Teenager beginnt. Durch die vielen zusätzlichen Infos, die von der selbst gehörlosen Autorin sehr fundiert zusammengestellt worden sind, erhält das Buch eine zusätzliche Tiefe. Allerdings versucht die Autorin so viele Stimmen, Perspektiven und Überzeugen zu Wort kommen zu lassen, dass das Buch zuweilen überladen wirkt und dass dabei der eigentliche Inhalt, nämlich die Gründe, die zum Verschwinden der Teenager geführt haben, abgelenkt wird.

Schreibstil und Aufbau:
Aus verschiedenen Perspektiven werden Meinungen und Erlebnisse aus der Welt von gehörlosen und hörenden Menschen dargestellt und Spannungen innerhalb von Familien und Beziehungen einfühlsam beleuchtet. Nach vielen Kapiteln gibt es einen kurzen Crash-Kurs in Gebärdensprache (allerdings in der Amerikanischen Gebärdensprache, die in meinen Augen hätte in die Deutsche Gebärdensprache übersetzt werden müssen) und wissenswerte Infos rund um die Gehörlosenkultur. Dabei geht es unter anderem um Rassismus innerhalb der verschiedenen Gebärdensprache, um wichtige politische Figuren und medizinische Errungenschaften, die oft zugleich Fluch und Segen darstellen.

Meine Empfehlung:
Sara Nović macht mit diesem Roman auf die permanente Bedrohung der Gehörlosenkultur aufmerksam und verpackt ihre Botschaft in einen spannenden aber manchmal ein wenig verzettelten Roman. Dennoch finde ich dieses Buch sehr wichtig und habe die Geschichte um die facettenreiche Charlie gerne gelesen.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Klartext
Originaltitel: True Biz
Autorin: Sara Nović, geboren 1987, studierte an der Columbia University Literatur und Übersetzung. Sie arbeitet als Dozentin für Deaf Studies und kreatives Schreiben. Ihre Essays erscheinen unter anderem in The New York Times, The Guardian, CNN, LitHub. Ihre Romane »Das Echo der Bäume« und »Klartext« standen auf Anhieb auf der New-York-Times-Bestsellerliste. Sara Nović lebt mit ihrer Familie in Philadelphia.
Sprache: Deutsch
Aus dem Amerikanischen von: Judith Schwaab
Hardcover mit Schutzumschlag: 480 Seiten
Verlag: btb
Erschienen am:
23.04.2025
ISBN: 978-3-442-76249-1

02 Juli 2025

Lese-Statistik Juni 2025

Hallo ihr Lieben

Jetzt liegt bereits die Hälfte von 2025 hinter uns und ich freue mich auf ein wenig Ruhe im Sommer. Leider komme ich aber gerade mit der Hitze so gar nicht klar. Mittlerweile leiden wir seit fast drei Wochen unter Temperaturen von über 30 Grad und - abgesehen von einzelnen Gewitterabenden mit ein wenig Regen - fällt kaum Niederschlag. Überall ist flirrende Hitze, Dürre und Waldbrandgefahr und am meisten gelitten habe ich beim Unterrichten in meinem kleinen (bei normalem Wetter sehr gemütlichen) Kämmerchen im Dachstuhl... Das liegt nun aber endlich hinter mir. Am Montagabend habe ich nämlich mein Schuljahr mit einem Semesterabschlusskonzert beendet und diese letzte Schulwoche werde ich jetzt nur noch für meine Vorbereitungen für das nächste Schuljahr nutzen.
Eine Woche Urlaub und Freundinnenbesuch in Deutschland ist Mitte Juli geplant, einzelne Ausflüge und Treffen stehen an und neben den Vorbereitungen für die Schule sind auch wieder viele Konzertprojekte in Planung. Trotzdem komme ich in diesen unterrichtsfreien Wochen immer ziemlich zur Ruhe und liebe es, meine Arbeit und meinen Alltag ganz in meinem Tempo anzugehen, am Schreibtisch sitzen zu bleiben, so lange ich mag, wenn ich gerade motiviert bin und lange Spaziergänge machen oder liebe Menschen zum Kaffee oder zum Essen zu treffen, wenn ich den Kopf frei kriegen will.
Zu meiner Überraschung habe ich trotz grossem Stress mit der Stundenplanung, zwei Auftritten und meiner hitzebedingten Erschöpfung ein paar Bücher gelesen und vor allem auch einige Bücher aussortiert, was die vielen Neuzugänge verkraften und meinen SuB sogar deutlich schrumpfen liess ;-)

Gelesen im Juni:

Benötigt Zeit und Sitzfleisch, gewährt aber berührende Einblicke in das Leben eines bedrohten Volkes


Langsam erzählter, gesellschaftskritischer Krimi aus Venedig, schon 25 Jahre alt, aber leider hochaktuell


Spannend und düster, aber ein wenig vorhersehbar und in meinen Augen nicht gruselig genug


Zugleich kraftvoll und behutsam erzählt, sehr poetisch, sehr berührend, sehr leise und laut zugleich


Einfach ein schöner, leichter Ostseeroman, ein Reihenauftakt, der unterhält und Lust auf mehr macht


Ruhiger, berührender und überraschender Roman über die Kraft der Freundschaft und der Liebe



Alle Rezensionen und Seitenzahlen:

Tanz mit dem Engel - Åke Edwardson   (abgebrochen nach 53 Seiten)
Die Reinheit des Mörders - Emélie Nothomb   (abgebrochen nach 110 Seiten)
Das letzte Viertel des Mondes - Chi Zijian   (416 Seiten)
Blutige Steine - Donna Leon   (368 Seiten)
Die Schwestern - Daisy Johnson   (192 Seiten)
Seebeben - Djaimilia Pereira de Almeida   (160 Seiten)
Himmelsee: "Über den Wellen leuchtet das Glück" - Tanja Janz   (304 Seiten)
Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry - Rachel Joyce   (382 Seiten)

Abgebrochen/Aussortiert:

Åke Edwardson - Tanz mit dem Engel (abgebrochen)
Åke Edwardson - Die Schattenfrau (ungelesen aussortiert)
Åke Edwardson - Das vertauschte Gesicht (ungelesen aussortiert)
Åke Edwardson - In alle Ewigkeit (ungelesen aussortiert)
Åke Edwardson - Der Himmel auf Erden (ungelesen aussortiert)
Åke Edwardson - Segel aus Stein (ungelesen aussortiert)
Die Reinheit des Mörders - Amélie Nothomb (abgebrochen)

Neuzugänge:

Himmelsee - Tanja Janz   (Rezensionsexemplar, bereits gelesen)
Klartext - Sara Nović   (Rezensionsexemplar, lese ich aktuell)
Unlearn Patriarchy - Herausgegeben von Lisa Jaspers und Naomi Ryland (neu gekauft, lese ich aktuell)
The Truth Pixie - Matt Haig (neu gekauft)
Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry - Rachel Joyce (Bücherschrankfund, bereits gelesen)

Alle Zahlen in der Übersicht:

Gelesene Bücher: 6
Abgebrochene Bücher: 2
Ungelesen aussortierte Bücher: 5
Gelesene Seiten:  1'985 Seiten
Durchschnittliche Seitenzahl pro Tag: 66.17 Seiten
Bücher von Autorinnen: 6
Bücher von Autoren: -
Autor*innenduos (oder Gruppen): -
Geschenkt bekommene Bücher: -
Ausgeliehen: -
Buchgewinn: -
Buchprämien: -
Rezensionsexemplare: 2
Neu gekaufte Bücher: 2
Secondhand gekaufte Bücher: -
Eingesammelte Bücher: 1
Bibliotheksbücher: -
Gesamte Neuzugänge: 5
SuB am Monatsbeginn:
76
Aktueller SuB: 69
Differenz: - 7

29 Juni 2025

Rezension: Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry

Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry - Rachel Joyce

Klappentext:

Eigentlich wollte er nur zum Briefkasten, um einen Brief an seine frühere Kollegin Queenie einzuwerfen, die im Sterben liegt. Dann geht er 1000 Kilometer zu Fuss. Von Südengland bis an die schottische Grenze - eine Reise fürs Leben, eine Geschichte von Tapferkeit, Betrug, Liebe, Loyalität und einem ganz unscheinbaren Paar Segelschuhen.

Inhalt:
Harold bestreitet mit seiner Frau Maureen einen einsamen und auch ein wenig traurigen Alltag. Schon seit Jahrzehnten sprechen die beiden nur noch das Nötigste miteinander und existieren still nebeneinander her. War es das schon mit dem Leben? Als Harold einen Brief von einer ehemaligen Arbeitskollegin erhält, dessen Inhalt ihn tief erschüttert, will er eine Antwort verfassen und diese zum Briefkasten bringen. Aber er geht einfach weiter. Ohne Gepäck, ohne Handy, mit unpassendem Schuhwerk aber einem Herz voller Hoffnung.

Meine Meinung:
Die Geschichte hatte ich schon länger auf meiner Wunschliste und als ich sie in einem offenen Bücherschrank entdeckte, musste das Buch einfach mit. Ich wusste überhaupt nicht, worauf ich mich einlassen würde und wurde immer wieder überrascht von der Tiefe und Traurigkeit des Inhalts, aber auch von der Hoffnung und Liebe zum Leben, die sie immer wieder vermittelt.
Mir hat gefallen, wie Harold einen Fuss vor den anderen setzt, sich auf das Gehen und die Begegnungen unterwegs einlässt, wie er die Menschen nimmt, wie sie sind und wie er dabei auch im wahrsten Sinne des Wortes Schritt für Schritt lernt, seine eigene Vergangenheit zu akzeptieren.

Schreibstil und Aufbau:

"Die Menschen, denen er begegnete, die Orte, die er durchquerte, waren Schritte auf seiner Reise, und jedem einzelnen von ihnen räumte er einen Platz in seinem Herzen ein."

Mir hat sehr gut gefallen, wie ich durch Harolds innere Monologe immer besser verstanden habe, was Queenie ihm bedeutet hat und in welch tragischer Situation Maureen und Harold gefangen waren. Zwischen ihnen hat sich die Verbitterung breit gemacht und es ihnen verunmöglicht, liebevoll miteinander umzugehen. Dies war sehr realistisch und einfühlsam erzählt. Und ausserdem hat mir die Gesellschaftskritik gefallen, die im Buch versteckt ist. Es geht nämlich auch um Menschen, die sich den Ruhm und die Ideen anderer Menschen krallen, um Menschen, die vorschnell urteilen und um Menschen, die anderen nur Böses wollen.

Meine Empfehlung:
Diese langsam erzählte Geschichte überzeugt mit seinem sehr berührenden Inhalt und den liebevollen Beschreibungen der Figuren und der Landschaften, denen Harold begegnet. Zufällig habe ich gerade gesehen, dass es noch zwei Fortsetzungen gibt, die ich mir einmal vormerken werde. Auf jeden Fall empfehle ich euch das Buch sehr gerne weiter und die Autorin werde ich mir merken.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry
Originaltitel: The Unlikely Pilgrimage of Harold Fry
Autorin: Rachel Joyce nimmt uns in ihren Romanen immer wieder mit auf besondere Lebensreisen. Mit ihren liebenswerten Figuren, ihrem Humor und ihrer feinfühligen Sprache bewegt sie Millionen Leserinnen und Leser. Für ihre Werke, darunter »Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry«, wurde sie vielfach ausgezeichnet. Rachel Joyce war Bühnenschauspielerin u.a. bei der Royal Shakespeare Company und ist Autorin zahlreicher Hörspiele für die BBC. Sie lebt mit ihrer Familie auf dem Land in Gloucestershire. (via)
Sprache: Deutsch
Aus dem Englischen von: Maria Andreas
Paperback: 382 Seiten
Verlag: Weltbild
Ersterscheinung: 2012
ISBN: 978-3-86365-527-3

24 Juni 2025

Rezension: Blutige Steine

Blutige Steine - Donna Leon

Reiheninfos:

  1. Venezianisches Finale (1992)
  2. Endstation Venedig (1993)
  3. Venezianische Scharade (1994)
  4. Vendetta (1995)
  5. Acqua alta (1996)
  6. Sanft entschlafen (1997)
  7. Nobiltà (1998)
  8. In Sachen Signora Brunetti (1999)
  9. Feine Freunde (2000)
  10. Das Gesetz der Lagune (2001)
  11. Die dunkle Stunde der Serenissima (2002)
  12. Verschwiegene Kanäle (2003)
  13. Beweise, daß es böse ist (2004)
  14. Blutige Steine (2005)
  15. Wie durch ein dunkles Glas (2006)
  16. Lasset die Kinder zu mir kommen (2007)
  17. Das Mädchen seiner Träume (2008)
  18. Schöner Schein (2009)
  19. Auf Treu und Glauben (2010)
  20. Reiches Erbe (2011)
  21. Tierische Profite (2012)
  22. Das goldene Ei (2013)
  23. Tod zwischen den Zeilen (2014)
  24. Endlich mein (2015)
  25. Ewige Jugend (2016)
  26. Stille Wasser (2017)
  27. Heimliche Versuchung (2018)
  28. Ein Sohn ist uns gegeben (2019)
  29. Geheime Quellen (2020)
  30. Flüchtiges Begehren (2021)
  31. Milde Gaben (2022)
  32. Wie die Saat, so die Ernte (2023)
  33. Feuerprobe (2024) 

Beschreibung des Verlages:
Ein kalter Winterabend. Auf dem Weihnachtsmarkt am Campo Santo Stefano duftet es nach Spezialitäten, und es ist kalt. So fallen die beiden Herren mit den ins Gesicht gezogenen Kopfbedeckungen, mit Schal und hochgeklapptem Kragen nicht weiter auf. Bunt ist es rund um sie her auf den Decken der Afrikaner, die im Herzen von Venedig ihre falschen Gucci-, Prada- und Missoni-Taschen feilbieten. Doch mit der friedlich-fröhlichen Vorweihnachtsstimmung ist es schon bald vorbei. Es fallen fünf Schüsse. Einer der fliegenden Händler ist auf offener Straße ermordet worden. Den Tod eines Illegalen aufzuklären hat niemand großes Interesse – außer Brunetti. Hinter den vertrauten Kulissen von Venedig entdeckt der Commissario eine Welt mit eigenen Gesetzen. Und als man ihm das Ermitteln von höchster Stelle aus verbieten will, ahnt er, dass er einen besonders spannenden Fall vor sich hat …

Inhalt:
Nachdem ein afrikanischer Strassenhändler mitten im vorweihnachtlichen Trubel aus nächster Nähe erschossen wird, deutet alles auf eine rassistisch motivierte Tat hin. Bald aber zeigt sich, dass Brunetti bei den Ermittlungen Steine in den Weg gelegt werden. Akten verschwinden und Computer werden gehackt und als Brunetti den Verantwortlichen nachgeht, führen ihre Spuren ins Innen- und Aussenministerium. Es wird brandgefährlich in der winterlichen Serenissima.

Meine Meinung:
Im Januar noch bin ich durch die gleichen Strassen geschlendert, wie Commissario Brunetti und weil "Blutige Steine" zufällig im Winter spielt - allerdings kurz vor Weihnachten -  habe ich mich beim Lesen um so mehr an die schöne Zeit in Venedig erinnert.
Dieser vierzehnte Band der Reihe ist vor 20 Jahren in englischer Sprache erschienen und auch wenn ich einigen Rollenbildern und technischen Möglichkeiten im Buch das Alter wirklich angemerkt habe, wirken die Themen der Ermittlungen leider aktueller denn je. Ein Mensch, der sich illegal in Italien aufhält, wird ermordet und Brunetti kämpft zwar gegen ganz hohe Mächte, aber auch gegen den alltäglichen Rassismus der Bevölkerung und der Polizei. Er geht kritisch mit sich und seinem Umfeld ins Gericht und es zeigt sich dabei immer wieder, dass er seiner Zeit voraus ist. Das sinnlose Töten und die ausgebeuteten Opfer erschüttern nicht nur Brunetti, auch mir ging der Fall sehr nahe.
Brunettis Ermittlungsmethoden in diesem Fall umgehen den Dienstweg fast immer und zeigen Korruption und Vetternwirtschaft in der Polizei und Politik auf. Dies geschieht zwar in meinen Augen ein wenig plakativ, ist aber leider wohl nicht so weit hergeholt.
Besonders gut haben mir dafür einmal mehr die kulinarischen Exkurse und die in diesem Band besonders liebevoll dargestellte winterliche, kalte, regnerische und trotzdem unglaublich elegante Stadt Venedig gefallen. Die Beschreibungen haben Fernweh geweckt und ich würde am liebsten einmal in der Adventszeit nach Venedig reisen.

Meine Empfehlung:
Ein Muss für alle Fans der Reihe, wenn auch die Handlung ein wenig vor sich hin plätschert. Dafür kann man um so besser in die wunderschönen Beschreibungen eintauchen und der Fall hat es definitiv in sich. Ich freue mich schon auf die weiteren Bände.

Zusätzliche Infos:
Titel: Blutige Steine
Originaltitel: Blood from a Stone
Autorin: Donna Leon, geboren 1942 in New Jersey, arbeitete als Reiseleiterin in Rom und als Werbetexterin in London sowie als Lehrerin und Dozentin im Iran, in China und Saudi-Arabien. Die ›Brunetti‹-Romane machten sie weltberühmt. Donna Leon lebte viele Jahre in Italien und wohnt heute in der Schweiz. In Venedig ist sie nach wie vor häufig zu Gast.
Sprache: Deutsch
Aus dem Amerikanischen von: Christa E. Seibicke
Taschenbuch: 368 Seiten 
Verlag:Diogenes
Erschienen am: 25. September 2007 
ISBN: 978-3-257-23665-1

18 Juni 2025

Kurzrezension: Seebeben

Seebeben - Djaimilia Pereira de Almeida

Beschreibung des Verlages:

Der alte Boa Morte zieht durch die Gassen Lissabons, findet Obdach in verborgenen Winkeln, lauscht dem Gebimmel erzürnter Straßenbahnen und dem Gesang der Betrunkenen. Früher hat er in der Kolonialarmee gegen die Unabhängigkeit seiner Landsleute gekämpft, heute verdient er sich als Parkplatzeinweiser ein paar Münzen für die nächste Mahlzeit. Zusammen mit seiner Freundin Fatinha erhascht er Momente der Zufriedenheit, wenn abends zu ihren Füßen die Lichter des Viertels aufleuchten. Doch seine Erinnerungen fordern ihren Tribut, und die dunklen Bilder seiner Vergangenheit hüllen die Farben der Stadt in einen grauen Schleier.
Ohne zu urteilen, erzählt Almeida von einem Gestrandeten, den die Geschichte vergessen will, der selbst jedoch seine Geschichte nicht vergessen kann.

Inhalt:
Boa Morte lebt auf den Strassen Lissabons und notiert dabei seine Lebensgeschichte, um diese seiner Tochter Aurora zu vermachen. Er weiss nämlich, dass er nicht mehr lange zu leben hat, ein Nabelbruch, den er nicht behandeln lassen kann, wird ihn bald sterben lassen.
Erinnerungsfetzen aus seiner Zeit in der Armee, das Ausharren in der prallen Sonne, während er die Autos fremder Menschen auf Parkplätzen bewacht und die glücklichen Stunden in einem gemeinschaftlich genutzten Garten vermengen sich in seinen Erzählungen zu poetischen Betrachtungen seines Alltags.

Meine Meinung:
Dieses Buch musste ich mir erarbeiten. Die poetische Sprache zwingt zur Langsamkeit und lässt dafür um so tiefer eintauchen in ein Leben, das von Armut, Schmerzen und Ungewissheit geprägt ist. Boa Morte hat im Laufe der Jahre aber begonnen, seine Umgebung und seine Mitmenschen um so gründlicher zu beobachten, dankbar zu sein für alle Gesten der Nähe und Freundschaft und für alle positiven Überraschungen und Begegnungen, die von der Gleichgültigkeit abweichen, die ihm sonst oft entgegenschlägt. Er nimmt jeden Tag, wie er kommt, versucht, stets optimistisch zu bleiben und lässt sich immer wieder neu auf seine Mitmenschen ein. Er ist ihnen Vaterfigur und Freund zugleich. Da sind Fatinha, die in einer Strassenbahnhaltestelle lebt, der junge Drogensüchtige Vando oder Dona Idalina, die ihnen das Gartengrundstück besorgt hat. Und da ist noch sein vierbeiniger Freund Jardel, ein zugelaufener Hund, der ihm nicht mehr von der Seite weicht, im Nähe und Trost und Lebensfreude schenkt. 
Boa Mortes Gedankengänge und Briefe an seine Tochter haben mich tief berührt und mich selber immer wieder innehalten lassen. Sein reflektierter Blick auf das Leben und Sterben, seine eigene Vergangenheit und Familie ist sprachlich einzigartig ausgearbeitet und mit viel Geschick erzählt. Ich bin schon ganz gespannt auf weitere Bücher von Djaimilia Pereira de Almeida.

Meine Empfehlung:
Mit diesem zugleich kraftvoll und behutsam erzählten Roman holt Djaimilia Pereira de Almeida einige Menschen, die sich sonst am Rande der Gesellschaft befinden, in die Mitte ihrer Geschichte. Wer sich darauf einlassen kann, wird mit berührenden Überlegungen und Gedanken belohnt. Ein stiller Roman, der um so länger nachhallt.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Seebeben
Originaltitel: Maremoto
Autorin: Djaimilia Pereira de Almeida, geboren 1982 in Luanda, Angola, wuchs in Portugal auf. Sie ist promovierte Literaturtheoretikerin, Autorin und schreibt für verschiedene Zeitschriften und Magazine. Sie erhielt 2018 ein Stipendium vom portugiesischen Kulturministerium und wurde mit mehreren Preisen und Auszeichnungen geehrt, u. a. mit dem Prémio Literário Fundação Inês de Castro 2018, dem Prémio Literário Fundação Eça de Queiroz 2019 und dem Prémio Oceanos 2019. Almeida lebt in Setúbal.
Sprache: Deutsch
Aus dem Portugiesischen von: Barbara Mesquita
Gebunden mit Schutzumschlag: 160 Seiten
Erstauflage: 13.2.2023
ISBN: 978-3-293-00595-2

15 Juni 2025

Rezension: Himmelsee – Über den Wellen leuchtet das Glück (Himmelsee 1)

Rezensionsexemplar aus dem Verlag Harper Collins via Bloggerportal, vielen Dank!

Himmelsee – Über den Wellen leuchtet das Glück (Himmelsee 1) - Tanja Janz

Beschreibung des Verlages:

Linna Franke kehrt mit ihrem kleinen Sohn von Düsseldorf in ihren Heimatort Himmelsee an der Ostseeküste zurück, als ihre Mutter ins Krankenhaus muss. Linna hatte Himmelsee vergessen wollen, nun holt alles sie wieder ein: dass sie zwischen den Brüdern Nik und Jörn stand und nach einem tragischen Unfall jede Freundschaft zerbrach. Während sie im Familienhotel Kranichglück aushilft, begegnet sie alten Bekannten wieder und kehrt zu ihren Wurzeln zurück. Und plötzlich tun sich neue Wege für sie auf – nicht nur beruflich, besonders emotional. Denn sowohl Jörn als auch Nik sind ebenfalls in Himmelsee, und sie alle drei stehen plötzlich wieder dort, wo alles begann: an der schimmernden Ostsee hinter dem Kiefernwald.

Inhalt:
Linna Franke lebt mit ihrem Partner Ilja und dem gemeinsamen Sohn Miko in Düsseldorf, beginnt aber mehr und mehr an ihrer Beziehung zu Ilja zu zweifeln. Als ein Notfall sie dann auch noch in ihre alte Heimat Himmelsee zwingt, wo im Hotel ihrer Eltern jede helfende Hand gebraucht wird, muss sie sich längst verdrängten Gefühlen stellen. Nach einem verheerenden Unfall hat sie Himmelsee nämlich vor Jahren überstürzt verlassen und dabei gleich zwei Herzen gebrochen...

Meine Meinung:
Ich habe schon einige Nordseebücher von Tanja Janz gelesen und bin immer gerne in ihre gemütlichen Geschichten mit den schönen Beschreibungen eingetaucht. Mit "Über den Wellen leuchtet das Glück" beginnt eine neue Reihe, die diesmal an der Ostsee spielt. Linna hat mir als Protagonistin sehr gut gefallen und ich habe gerne von ihrem Arbeitsalltag im Hotel ihrer Eltern gelesen. Die kleinen und grösseren Herausforderungen für die Hoteliersfamilie Franke waren mitten aus dem Leben gegriffen und auch wenn sich natürlich in diesen Romanen oft alles ein wenig gar einfach fügt, hat diese Geschichte mich sehr gut unterhalten.

Schreibstil und Aufbau:
Tanja Janz schafft es stets, eine Wohlfühlatmosphäre zu schaffen und ihre Figuren und Szenerien mit wunderschönen Beschreibungen zum Leben zu erwecken. Sofort war ich eingehüllt von der Sprache, habe die salzige Luft gerochen, die verschiedenen Köstlichkeiten auf meiner Zunge zergehen lassen und den kühlen Wind auf meiner Haut gespürt.
Einzig die anfängliche Beziehungskrise zwischen Linna und Ilja hat mich stark gestört. Ilja ist nämlich Pilot und sehr viel unterwegs. Als er - einmal mehr - wegen einer Flugverspätung ein Versprechen brechen muss und Miko nicht vom Kindergarten abholen kann, beginnt Linna, an der Beziehung und Iljas Bereitschaft, für sie und Miko dazusein, zu zweifeln. Ich kann allerdings nur sehr bedingt nachvollziehen, dass man mit einem Piloten zusammen ist und ihm dann vorwirft, stets unterwegs zu sein...
Diese Rahmenhandlung hätte es für die ganze Geschichte auch gar nicht gebraucht, schliesslich hätte Linna auch einfach so notfallmässig nach Himmelsee reisen und dort auf ihre Vergangenheit und alte Liebschaften treffen können.
Ansonsten hat mir die Geschichte aber sehr gut gefallen und mir schöne Lesestunden beschert.

Meine Empfehlung:
Ich bin schon sehr gespannt auf die weiteren Bände aus Himmelsee und kann euch diesen Reihenauftakt nur herzlich empfehlen.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Himmelsee
Autorin: Tanja Janz wollte schon als Kind Bücher schreiben und malte ihre ersten Geschichten auf ein Blatt Papier. Heute ist sie Schriftstellerin und lebt mit ihrer Familie und zwei Katzen im Ruhrgebiet. Neben der Schreiberei und der Liebe zum heimischen Fußballverein schwärmt sie für St. Peter-Ording, den einzigartigen Ort an der Nordseeküste.
Sprache: Deutsch
Taschenbuch: 304 Seiten
Verlag: Harper Collins
Erscheinungstag: 15.04.2025
ISBN: 9783365009017

11 Juni 2025

Rezension: Die Schwestern

Die Schwestern - Daisy Johnson

Beschreibung des Verlages:

Die Schwestern Juli und September sind unzertrennlich: Sie teilen sich einen Geburtstag, ein Handy, ein Bett. Doch als Juli sich für einen Jungen aus der Schule interessiert, gerät die eigene kleine Welt der Schwestern ins Wanken. Was geschah damals auf dem Tennisplatz der Schule, im strömenden Regen? Was haben Juli und September getan, dass ihre Mutter nicht mehr mit ihnen spricht? Juli weiß nur, dass sie deswegen hier sind, in dem einsamen, verfallenen Cottage an der englischen Küste. Während das Haus sich unter dem Gewicht von Zorn und Trauer zunehmend auflöst, erinnert sich Juli plötzlich an ein schreckliches Versprechen…

Inhalt:
Juli und September, September und Juli. September ist die ältere, dominantere Schwester. Die, vor der man sich manchmal fürchten muss. Und Juli ist sanfter, fügsamer, heftet sich wie ein Schatten an Septembers Fersen und vergisst dabei manchmal, sich selbst zu sein. Doch nach einem Ereignis, das Juli in der Zwischenzeit komplett verdrängt hat, wird die Familie aus ihrem Umfeld gerissen, die Mutter spricht nicht mehr mit den Töchtern und Juli beginnt, seltsame Dinge wahrzunehmen. Wird sie sich erinnern können, was damals in der Schule geschah?

Meine Meinung:
Das Buch ist mir schon einige Male begegnet und empfohlen worden und dann habe ich es mir ausgerechnet von meiner Schwester leihen dürfen. Von Anfang an herrscht eine bedrohliche Stimmung und bedrohlich ist auch September, die immer wieder zu weit geht, Grenzen überschreitet, Juli und sich selber in Gefahr bringt und ihre Mitmenschen ihre Kraft und ihre Wut spüren lässt. Doch warum ist sie so wütend? Und was verbirgt sich in den Schatten des einsamen Hauses, in dem die Familie Zuflucht findet?
Obwohl ich von Anfang an ahnte, wie alles zusammenhängen würde, hat mich die Art und Weise, wie diese Geschichte erzählt ist, überzeugt. Allerdings muss ich ehrlich sagen, dass ich aufgrund der Beschreibungen einen blutrünstigen Thriller oder zumindest Hochspannung erwartet habe. Spannung kam aber nicht wirklich auf und gegruselt habe ich mich auch überhaupt nicht, vielmehr ist Johnson eine Meisterin der leisen Töne. Sie schafft es, eine geheimnisvolle Atmosphäre zu schaffen, die stets ins Übernatürliche zu kippen droht. Trotzdem war mir die Geschichte insgesamt zu wenig intensiv und ich denke, dass eine andere Beschreibung besser zum Buch gepasst und auch andere Erwartungen geweckt hätte.

Meine Empfehlung:
"Die Schwestern" ist eine atmosphärische Erzählung, die mich gut unterhalten hat und die auch in jedem der drei Teile neue Überraschungen bereithält. Durch viele Leerstellen wird eine klug aufgebaute Geschichte erzählt, die es in sich hat. Mir persönlich hat Spannung gefehlt und für mich waren viele Ereignisse zu vorhersehbar, aber ich werde mir auf jeden Fall weitere Bücher der Autorin ansehen.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Die Schwestern
Originaltitel: Sisters
Autorin: Daisy Johnson, geboren 1990, war mit ihrem ersten Roman »Untertauchen« die jüngste Autorin, die jemals Finalistin des Booker Prize war. Ihr zweiter Roman »Die Schwestern« stand auf der Shortlist für die Initiative »Futures« des Women's Prize for Fiction, welche die talentiertesten britischen Nachwuchsautor*innen auszeichnet, und wurde unter dem Titel »September & July« von Ariane Labed verfilmt. »Das Hotel« ist ihr zweiter Erzählband; für ihre Kurzgeschichten erhielt sie den Harper’s Bazaar Short Story Prize, den A. M. Heath Prize und den Edge Hill Short Story Prize. Ihr immersives Theaterstück »Viola's Room« hatte 2024 mit Helena Bonham Carter als Erzählerin Premiere. Daisy Johnson lebt mit ihrer Familie in Oxford.
Sprache: Deutsch
Aus dem Englischen von: Birgit Maria Pfaffinger 
Taschenbuch, Broschur: 192 Seiten
Verlag: btb
Erschienen am: 10.07.2024
ISBN: 978-3-442-77439-5

09 Juni 2025

Rezension: Das letzte Viertel des Mondes

Dieses Rezensionsexemplar aus dem Blessing Verlag habe ich via Bloggerportal erhalten

Das letzte Viertel des Mondes - Chi Zijian

Beschreibung des Verlages:

Eine alte Frau blickt auf ihr Leben: Sie ist die Witwe des letzten Häuptlings der Ewenken, eines Nomadenvolkes an der russisch-chinesischen Grenze. Ihre Existenz und die ihres Stammes sind bestimmt von den klaren Regeln der Gemeinschaft, der engen Symbiose mit der Natur, den Rentieren, der Jagd, den Wäldern. Doch im China des 20. Jahrhunderts machen die politischen Umwälzungen auch vor der Welt der Nomaden nicht halt. Die japanische Besetzung der Mandschurei zwingt die Männer in den Krieg, der Sozialismus der Mao-Zeit die Familien in die Städte und in geschlossene Häuser. Nur die alte Frau und ihre Sippe halten unbeirrt an ihrer traditionellen Lebensweise fest.

Inhalt:
Innerhalb eines einzigen Tages erzählt die über neunzigjährige namenlose Erzählerin, die Witwe des letzten Häuptling der Ewenken - ihre Lebensgeschichte und die Geschichte ihres Volkes. Detailliert wird das Leben im Einklang mit der Natur, den Rentieren und den verschiedenen Geistwesen beschrieben. Mehr und mehr wird das Fortbestehen des Nomadenvolkes allerdings bedroht, Japanische Besatzer, die Sowjetunion sowie die Umbrüche der Moderne gefährden ihre Wälder, ihre Nahrung und ihren Frieden.

Meine Meinung:
Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich vor dem Lesen dieses Buches noch nie vom Volk der Ewenken gehört hatte und dies, obwohl dieses aus zahlreichen regionalen Clans bestehende Volk Nordasiens über ein Gebiet verstreut lebt, das grösser ist, als Europa. Chi Zijian hat es aber geschafft, dass ich mich mit der Geschichte der Ewenken auseinandergesetzt habe. Die chinesische Autorin liess sich vom Schicksal der ewenkischen Malerin Liu Ba zu diesem Roman inspirieren. Sie hat einige Monate bei einer Gruppe Ewenken gelebt, jahrelang recherchiert sowie sich mit dem ewenkischen Schriftsteller Ureltu ausgetauscht. Diese grandiosen Recherchen geben dem Roman eine besondere Tiefe und aus jedem Satz ist spürbar, mit welch grossem Respekt und Feingefühl sich Zijian der ewenkischen Kultur und Lebensweise angenähert hat. Dies hat mich tief beeindruckt.

Schreibstil und Aufbau:
Durch die sehr detaillierten, manchmal verzettelt wirkenden Beschreibungen und die vielen Namen ist mir der Einstieg ins Buch - trotz Personenverzeichnis im Anhang - nicht so gut gelungen. Auch hat mir zwar gefallen, dass die Erzählerin ihre ganze Familiengeschichte erzählt, diese wirkte allerdings teilweise wie eine Aufzählung. Die vielen Geschichten, Anekdoten und Märchen der Ewenken haben ein stimmiges Bild ihrer Kultur und ihres Glaubens vermittelt, der Roman plätscherte dadurch aber auch ein wenig vor sich hin.
In vier sehr ungleich langen Teilen wird ein Bogen von der Kindheit der Erzählerin bis in ihr hohes Alter geschlagen und die Bedrohung des Volkes wird dabei immer deutlicher, die Geschichte dadurch gegen Ende immer intensiver, was das ganze Können der Autorin zeigt.

Meine Empfehlung:
Dieses Buch benötigt ein wenig Zeit und Sitzfleisch. Es hat mich nicht ganz einfach in den Lesemonat Juni starten lassen, mir aber tiefe und sehr berührende Einblicke in das Leben und Schicksal eines bedrohten Volkes gewährt. Wer gerne etwas lernen und sich auf eine sehr ausufernde Geschichte einlassen will, ist mit dem Roman bestens beraten.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Das letzte Viertel des Mondes
Originaltitel: 额尔古纳河右岸
Autorin: Chi Zijian wurde 1964 in Chinas nördlichstem Dorf, Mohe, an der russisch-chinesischen Grenze geboren. Seit ihrem literarischen Debüt »Unter den Bäumen« 1983 hat sie mehr als vierzig Einzelwerke veröffentlicht und gehört zu den erfolgreichsten Autorinnen Chinas. Ihr Werk wurde dreimal mit dem Lu Xun-Literaturpreis ausgezeichnet. 2008 erhielt sie u.a. für ihr Werk »Landschaft im See« mit dem Mao Dun-Preis die höchste Auszeichnung für Belletristik in China. 2004 erhielt sie das Suspence-Sentence Fellowship der australischen James Joyce-Foundation. Ihre Romane wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt, auf Deutsch ist dies die erste Übersetzung.
Sprache: Deutsch
Aus dem Chinesischen von: Karin Betz
Hardcover mit Schutzumschlag: 416 Seiten
Verlag: Blessing Verlag
Erschienen am: 28.05.2025
ISBN: 978-3-89667-759-4

31 Mai 2025

Lese-Statistik Mai 2025

Hallo ihr Lieben

Mit grosser Freude blicke ich auf einen wundervollen Mai zurück. Beruflich brachte er fünf Konzerte vor ausverkauften Rängen in Lausanne und Luzern sowie viele Proben und Auftritte mit meinen Schülerinnen mit sich und ich war viel unterwegs, habe viel am Schreibtisch gesessen, aber auch selber Konzerte besucht, meine Familie und viele Herzensmenschen getroffen, lecker gebruncht, gegessen und die neue Wohnung einer Freundin gefeiert.
Nur gelesen habe ich nicht so viel, wie geplant. Die vielen Zugstunden haben zwar Lesezeit gebracht, aber ansonsten hatte ich - vor allem bis zur Mitte des Monats - fast nie ein Buch in der Hand. Das ist aber ganz in Ordnung und sollte spätestens im Juli schon ein wenig anders aussehen. Übrigens: ich habe mir die Statistiken der letzten Jahre angesehen. Entweder April, Mai und/oder Juni waren - wohl aufgrund der vielen Arbeit, der Hitze, des nahenden Ende des Schuljahrs - immer meine schwächsten Lesemonate. Der April war in diesem Jahr zwar grandios, dafür kommt der Durchhänger jetzt im Mai. Mal sehen, was der Juni bringt ;-)
Im Juni folgen nun nämlich viele weitere administrative Aufgaben. Der Stundenplan für das kommende Semester macht sich schliesslich nicht von selbst und wie in den vergangenen Jahren möchte ich im Juni und Juli auch meine komplette Jahresgrobplanung abschliessen, damit ich mich während des Schuljahres nur noch um alles kümmern muss, was spontan anfällt und gerade "brennt".
Und....der SuB soll zwar unbedingt schrumpfen, aber ausgerechnet im Mai sind viele Bücher bei mir eingezogen und nur zwei nehme ich definitiv auf meine Kappe. Aber ja, das soll in den kommenden Monaten wieder besser werden :-D

Gelesen im Mai:

Guter Einstieg ins Thema Feminismus, allerdings sehr pathetisch geschrieben und ein wenig einfach gestrickt

Beeindruckendes und sehr berührendes Buch mit einer Protagonistin, die ich sofort ins Herz geschlossen habe

Gesellschaftskritische Geschichte aus einer Kleinstadt voller Geheimnisse

Geschickt und klug erzählte Geschichte, liebevoll beschriebene Figuren, Märchen und Sagen



Alle Rezensionen und Seitenzahlen:
Haha Heartbreak - Olivia Kuderewski   (abgebrochen nach 42 Seiten)
Die Sache mit Rachel - Caroline O’Donoghue   (abgebrochen nach 51 Seiten)
Ungezähmt - Glennon Doyle   (352 Seiten)
Ich, Eleanor Oliphant - Gail Honeyman  (528 Seiten)
The Mothers - Brit Bennett   (englisch, 280 Seiten)
Vor dem Fest - Saša Stanišić   (320 Seiten)


Neuzugänge:
A Year at Castle Court - Holly Hepburn (neu gekauft)
Über den Wolken wohnen die Träume - Meike Werkmeister (Geschenk von Katy)
Stromlinien - Rebekka Frank (Geschenk von Katy)
Das Damengambit - Walter Trevis (hat mir eine Bekannte geliehen)
Die Safranfrau - Christine Ferrari (hat mir eine Freundin geschenkt)
Das Land der Anderen - Leïla Slimani (hat meine Schwester aussortiert und mir gegeben)
Das letzte Viertel des Mondes - Chi Zijian (Rezensionsexemplar)

Alle Zahlen in der Übersicht:

Gelesene Bücher: 4
Abgebrochene Bücher: 2
Ungelesen aussortierte Bücher: -

Gelesene Seiten: 1'573 Seiten
Durchschnittliche Seitenzahl pro Tag: 50.74 Seiten
Bücher von Autorinnen:
Bücher von Autoren:
Autor*innenduos (oder Gruppen): -
Geschenkt bekommene Bücher: 4
Ausgeliehen: 1
Buchgewinn: -
Buchprämien:
Rezensionsexemplare: 1
Neu gekaufte Bücher: 1
Secondhand gekaufte Bücher: -
Eingesammelte Bücher: -
Bibliotheksbücher: -
Gesamte Neuzugänge: 7
SuB am Monatsbeginn:
75
Aktueller SuB: 76
Differenz: +1

30 Mai 2025

Rezension: Vor dem Fest

Vor dem Fest - Saša Stanišić

Beschreibung des Verlages:

Es ist die Nacht vor dem Fest im uckermärkischen Fürstenfelde. Das Dorf schläft. Bis auf den Fährmann – der ist tot. Und Frau Kranz, die nachtblinde Malerin, die ihr Dorf zum ersten Mal bei Nacht zeigen will. Ein Glöckner und sein Lehrling wollen die Glocken läuten, das Problem ist bloß: die Glocken sind weg. Eine Füchsin sucht nach Eiern für ihre Jungen, und Herr Schramm, ein ehemaliger Oberst der NVA, findet mehr Gründe gegen das Leben als gegen das Rauchen.
Niemand will den Einbruch ins Haus der Heimat beobachtet haben. Das Dorfarchiv steht aber offen. Doch nicht das, was gestohlen wurde, sondern das, was entkommen ist, treibt die Schlaflosen um. Alte Geschichten, Sagen und Märchen ziehen mit den Menschen um die Häuser. Sie fügen sich zum Roman einer langen Nacht, zu einem Mosaik des Dorflebens, in dem Alteingesessene und Zugezogene, Verstorbene und Lebende, Handwerker, Rentner und edle Räuber in Fußballtrikots aufeinandertreffen. Sie alle möchten etwas zu Ende bringen, in der Nacht vor dem Fest.

Inhalt:
Im Dorf Fürstenfelde spuken alte Geschichten, verbotene Gedanken und rätselhafte Gestalten durch die Nacht vor dem alljährlichen Annenfest. Die Menschen besinnen sich, erinnern sich, wägen ihre Lebensentscheide und Werte gegeneinander ab. Der Fährmann ist tot, die anderen schlafen. Und die, die wach sind, führen etwas im Schilde. Sie müssen etwas erzählen, loswerden, beenden, richtigstellen. Aber ihnen bleibt nur diese eine Nacht, in der sich Traum und Wirklichkeit vermischen, bevor sie sich am nächsten Tag zum Feiern und gemeinsamen Erinnern treffen.

Meine Meinung:
Einmal mehr durfte ich mich in einem Buch von Saša Stanišić verlieren und diesmal habe ich mich einem Frühwerk (erschienen 2014) gewidmet. Ich habe das Buch sehr gerne gelesen und dabei vor allem die Beschreibungen der Figuren sehr gerne gemocht. Auch haben mir die eher düstere Grundstimmung und die vielen verschiedenen Perspektiven gefallen. Stanišićs zweiter Roman liest sich nicht ganz so leicht wie "Wie der Soldat das Grammofon repariert" oder "Herkunft", aber er ist mindestens genau so kunstvoll und ausgeklügelt und einfach ein wahres - durchaus ein wenig anspruchsvolles - Lesevergnügen.

Schreibstil und Aufbau:
In der nächtlichen Dunkelheit kommen verschiedene Figuren aus Fürstenfelde zu Wort. Herr Schramm möchte sein Leben beenden, trifft aber bei diesem Unterfangen auf einige rätselhafte Gestalten, Frau Schwermuth kann kaum mehr zwischen Erinnerungen und Wirklichkeit unterscheiden, eine Fähe schleicht durchs Dorf, auf der Suche nach Hühnern und Eiern, um ihre Jungen und sich selbst zu ernähren, der Nachwuchsglöckner steht kurz vor seiner Abschlussprüfung und in Ullis Garagenbar werden Pläne geschmiedet, während Ditzsche sich dazu bereit macht, seine Hühner zu präsentieren. Alle diese Szenen, Schicksale, Erinnerungen und auch Leerstellen verbindet Stanišić gekonnt zu einer ein wenig unheimlichen, spannenden Geschichte, die manchmal wie ein Märchen und dann aber auch wieder wie eine Anekdote aus einem beliebigen Dorf anmutet. Seine Liebe zum Erzählen und zu den Figuren ist dabei stets spürbar und sein kluger Humor und Sprachwitz sorgen immer wieder dafür, dass die Nacht ihren Schrecken verliert.

Meine Empfehlung:
Es bleibt mir nur mehr, eine sehr herzliche Empfehlung für dieses spannende, beeindruckende und vor allem auch sehr unterhaltsame Buch auszusprechen.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Vor dem Fest
Autor: Saša Stanišić wurde 1978 in Višegrad (Jugoslawien) geboren und lebt seit 1992 in Deutschland. Seine Werke wurden in mehr als vierzig Sprachen übersetzt und viele Male ausgezeichnet. Saša Stanišić lebt und arbeitet in Hamburg. Er ist dort Fußballtrainer einer F-Jugend.
Sprache: Deutsch
Hardcover mit Schutzumschlag: 320 Seiten
Verlag: Luchterhand
Erschienen am: 10.03.2014
ISBN: 978-3-630-87243-8

28 Mai 2025

Kurzrezension: The Mothers

The Mothers - Brit Bennett

Beschreibung des Verlages:

The Mothers is a dazzling debut about young love, a big secret in a small community and the moments that haunt us most.
All good secrets have a taste before you tell them, and if we’d taken a moment to swish this one around our mouths, we might have noticed the sourness of an unripe secret, plucked too soon, stolen and passed around before its season.
It’s the last season of high school life for Nadia Turner, a rebellious, grief-stricken, seventeen-year-old beauty. Mourning her own mother’s recent suicide, she takes up with the local pastor’s son. Luke Sheppard is twenty-one, a former football star whose injury has reduced him to waiting tables at a diner. They are young; it’s not serious. But the pregnancy that results from this teen romance – and the subsequent cover-up – will have an impact that goes far beyond their youth. As Nadia hides her secret from everyone, including Aubrey, her God-fearing best friend, the years move quickly. Soon, Nadia, Luke and Aubrey are full-fledged adults and still living in debt to the choices they made that one seaside summer, caught in a love triangle they must carefully manoeuvre and dogged by the constant, nagging question: what if they had chosen differently?
In entrancing, lyrical prose, THE MOTHERS asks whether a ‘what if’ can be more powerful than an experience itself.

Inhalt:
"Die Mütter", so werden die älteren Frauen in der kleinen kalifornischen Gemeinde Oceanside genannt. Und neben Rassismus und tiefen Einblicken in eine immer wieder von Tragödien erschütterte Gemeinde sind sie auch ein wichtiges Leitmotiv dieses Debütromans. Mütter, die keine Mütter sein wollen, Mütter, die hart arbeiten, Mütter, die fast zu präsent sind, Frauen, welche keine Kinder geboren haben, aber eine Mutterrolle einnehmen und immer, immer wieder Mütter, die schmerzlich vermisst werden.

Meine Meinung:
In diesem eindringlich erzählten Roman nimmt Bennett sich der tragischen Geschichte einer jungen Frau an, die ihre Mutter verloren hat und die selber ungewollt schwanger ist. Und dies auch noch ausgerechnet vom Sohn des Priesters. Aber auch andere Skandale Geschlechterklischees, Rassismuskritik und ein sehr kritischer Umgang mit der Kirche und ihren Vertretern sind wichtige Bestandteile dieses Romans und gleichzeitig schafft es Bennett, mit einer einfühlsamen Leichtigkeit die Themen Freundschaft und erste Liebe zu verarbeiten. Was wäre, wenn? In "The Mothers" werden die grossen und kleinen Meilenstein und Wendepunkte in einem Leben beleuchtet und dies hat mich persönlich sehr berührt, wenn auch ich anfangs Mühe hatte, in die eher langsam erzählte Geschichte hineinzufinden.

Meine Empfehlung:
"The Mothers" ist ein nicht ganz einfacher Roman, welcher den Finger immer wieder schmerzlich in die Wunden unserer Gesellschaft legt, Privilegien konkret benennt und die Rolle von Frauen in einem schwierigen Umfeld aber auch die Themen Freundschaft, Familie und Hoffnung gekonnt zu einer packenden Geschichte verwebt.

Zusätzliche Infos:
Titel:
The Mothers
Autorin: Born and raised in Southern California, Brit Bennett graduated from Stanford University and later earned her MFA in fiction at the University of Michigan, where she won a Hopwood Award in Graduate Short Fiction as well as the 2014 Hurston/Wright Award for College Writers. Her work is featured in The New Yorker, The New York Times Magazine, The Paris Review, and Jezebel. She is one of the National Book Foundation’s 2016 5 Under 35 honorees.
Sprache: Englisch
Paperback: 280 Seiten
Verlag: Dialogue Books
Erschienen: 16th July 2020
ISBN: 978-0-349-70149-3

20 Mai 2025

Mein SuB kommt zu Wort, 20.05.25

Alle Informationen zur Aktion findet ihr bei Melli

Hallo ihr Lieben

Mellis Aktion kommt gerade wie gerufen. Seit der Aktion im Februar habe ich nämlich meine SuBrina nicht an die Tastatur gelassen und dabei beschäftige ich mich doch gerade so intensiv mit ihr, wie schon lange nicht mehr. Wie so viele von euch baue ich seit Jahren ab und seit dem absoluten Höchststand im Januar 2017 (247 Bücher) und einem ersten richtig grossen Entrümpeln im Mai 2017 geht es hier auch in eine gute Richtung. Aber leider zu langsam. Zu viele tolle Neuerscheinungen und Bücherschrankfunde locken und sooo schnell wie früher lese ich halt wirklich auch nicht mehr. Ausserdem ist meine SuBrina hoffnungslos überaltert (sorry, du Liebe...) und ich würde ihr gerne einen schönen Platz im Regal geben und sie noch viel mehr schätzen. Ich dachte immer, dass ein SuB-Stand zwischen 30 und 50 Büchern mich sehr glücklich machen würde. Aber seit einigen Wochen bin ich überzeugt, dass hier maximal 5 bis 10 ungelesene Bücher herumstehen sollten. Ich möchte nämlich jederzeit in der Lage sein, ein Buch zu kaufen/aus dem Bücherschrank oder der Bibliothek zu holen und direkt zu lesen, wenn ich Lust darauf habe. Und ich möchte gleichzeitig weniger und weniger Dinge besitzen, die keinen Zweck erfüllen und die mich nicht glücklich machen. Es ist natürlich ein enormer Unterschied auf 30 bis 50 oder auf 5 bis 10 Bücher zu kommen und mit dem aktuellen Abbau-Tempo würde ich ein solches Ziel wohl erst in Jaaaahren erreichen, was ich aber nicht will. Also wird jetzt abgebaut und aussortiert. Ohne klar definierte Regeln und ohne Zeitrahmen, weil das nur Druck erzeugt, aber mit dem Willen, bald mehr Leichtigkeit zu haben.
Und wie es der Zufall will - manchmal sind wir wirklich Seelenschwestern - hat Melli vor einigen Tagen einen Post veröffentlicht, der mir direkt aus dem Herz spricht und hat mich damit noch einmal mehr dazu angespornt, meine SuBrina sanft aber bestimmt in ihre Schranken zu weisen.

1. Wie groß bist du aktuell (Du darfst entscheiden, ob du nur Print oder eBook & Print zählst)?
Hallo ihr Lieben
Es freut mich, dass Frauchen mich mal wieder an die Tastatur lässt und obwohl mich ihre Pläne zuerst nicht wirklich begeistert haben (I mean....5-10 Bücher???!!!), kann ich ihr in einem Punkt schon zustimmen: es ist wirklich schön, mehr Platz im Regal zu haben. Und ja, ich muss ehrlich zugeben, dass ich es auch mag, wenn ich viel Aufmerksamkeit bekomme und gerne gehegt und gepflegt werde und nicht einfach nur ein schlechtes Gewissen verursache :-D
Aktuell wiege ich 77 Bücher und nun schauen wir, wie lange es dauert, bis ich im einstelligen Bereich bin. Wow, einstellig....mal sehen, ob sie das überhaupt jemals hinkriegt ;-)

Die SuB-Entwicklung in der Übersicht:
20.05.2016: 222 Bücher (allererste Teilnahme bei dieser Aktion)
20.02.2017: 243 Bücher (absoluter SuB-Höchststand war im Januar 2017 mit 247 Büchern)
20.05.2017: 184 Bücher (nach der grossen Entrümpelung)
20.01.2018: 166 Bücher
20.12.2018: 145 Bücher (es geht voran)
20.01.2020: 132 Bücher (laaaaangsam, aber stetig)
20.01.2021: 116 Bücher
20.01.2022: 101 Bücher (uHu-Bereich in greifbarer Nähe...)
20.08.2022: 96 Bücher (definitiv im uHu-Bereich angekommen)
20.12.2022: 77 Bücher
2. Wie ist die SuB-Pflege bisher gelaufen – zeig mir deine drei neuesten Schätze auf deinem Stapel!
Vor einigen Tagen ist "A Year at Castle Court" von Holly Hepburn hier angekommen. Das hat Livia im April bestellt, aber bei englischen Büchern dauert die Lieferung halt manchmal länger.
Ausserdem hat Katy uns mit einem Paket überrascht und den SuB grosszügig mit zwei Büchern gefüttert. Das waren:
"Stromlinien" von Rebekka Frank und "Über den Wolken wohnen die Träume" von Meike Werkmeister.

3. Welches Buch hat dich als letztes verlassen, weil es gelesen wurde? War es eine SuB-Leiche, ein Reihen-Teil, ein neues Buch oder ein Rezi-Exemplar und wie hat es deiner Besitzerin gefallen (gerne mit Rezensionslink)?
Gestern hat Livia "Ich, Eleanor Oliphant" von Gail Honeyman beendet. Das Buch hat sie nach Weihnachten von einer Tante bekommen, die ihre gelesenen Bücher gerne weitergibt. Mein Frauchen war begeistert und berührt. Hier kommt ihr zur REZENSION

4.
Liebe:r SuB, gibt es Buchtitel auf Deinen Stapeln, die (teilweise) auf Englisch sind (unabhängig von der Sprache, in der das Buch verfasst wurde)?
Englische Titel und englische Bücher liegen einige hier. Aktuell liest Frauchen "Haha Heartbreak" (Deutsch) von Olivia Kuderewski und "The Mothers" (Englisch) von Brit Bennet. Die beiden Bücher sollte sie bis zur nächsten Aktion schon gelesen haben, denke ich :-D

Und nun wünschen wir euch ganz eine gute Zeit und ein frohes Stöbern. Hinterlasst doch gerne den Link zu eurem Beitrag in den Kommentaren, dann kommen wir auf einen Gegenbesuch vorbei.

Alles Liebe
SuBrina (und Livia)