Rezension: Loyalitäten

Loyalitäten - Delphine de Vigan

Beschreibung des Verlages:
DIE BESCHREIBUNG DES VERLAGES SPOILERT, LESEN AUF EIGENE GEFAHR

Der 12-jährige Théo ist ein stiller, aber guter Schüler. Dennoch glaubt seine Lehrerin Hélène, besorgniserregende Veränderungen an ihm festzustellen. Doch keiner will das hören. Théos Eltern sind geschieden und mit sich selbst beschäftigt. Der Junge funktioniert und kümmert sich um die unglückliche Mutter und den vereinsamten Vater. In ihren Augen ist also so weit alles gut. Doch Théo trinkt heimlich, und nur sein Freund Mathis weiß davon. Der Alkohol wärmt und schützt ihn vor der Welt. Eines Tages wird ihn der Alkohol ganz aufsaugen, das weiß Théo. Doch wer sollte ihm helfen? Hélène, seine Lehrerin, würde es tun, doch wie soll das gehen, ohne dass er die Eltern verrät? Mathis beobachtet das alles voller Angst. Zu gerne würde er sich seiner Mutter anvertrauen, aber Théo ist sein einziger Freund. Und einen Freund verrät man nicht. Außerdem würde er damit auch demjenigen in den Rücken fallen, der den Minderjährigen den Alkohol besorgt. Und der ist es, der das gefährliche Spiel in dem schneebedeckten Park vorschlägt, bei dem Théo bewusst den eigenen Tod in Kauf nimmt.

Inhalt:
Jugendliche, die sich unbeaufsichtigt treffen und dabei riskante Trinkspiele spielen, Erwachsene, die sich nicht um sich selber, geschweige denn um ihre Kinder kümmern, Menschen, die Geheimnisse voreinander haben, Gewalt und Alkoholmissbrauch erlebt haben, Selbstgespräche führen, aber nicht miteinander sprechen... Loyalitäten ist kein Buch für schwache Nerven und erzählt auf wenigen Seiten eine intensive Geschichte voller Traurigkeit und Schmerz.

Meine Meinung:
Daniela vom Blog readeatlive hat mir dieses Buch geschenkt, weil ich nach dem Lesen ihrer Rezension so begeistert war und das Buch unbedingt ebenfalls lesen wollte. Heute Nachmittag habe ich mich auf unser Sofa gekuschelt und mich in diese intensive, manchmal unangenehme und unter die Haut gehende Geschichte verkrochen.
"Loyalitäten" wird einerseits aus der Sicht der Lehrerin Hélène und der Mutter Cécile, die beide keine einfache Kindheit hatten, erzählt und setzt andererseits die Jugendlichen Théo und Mathis ins Zentrum. So entspinnt sich nach und nach eine Geschichte, die ihren ganz eigenen Sog entwickelt und obwohl sie manchmal emotional ein wenig distanziert bleibt, werden doch äusserst intensive, brutale und schmerzhafte Szenen geschildert. Ich war aber beim Lesen äusserst froh, dass nicht auf die Tränendrüse gedrückt wird, sondern dass sich die Handlung auf natürliche Art und Weise nach und nach entblättert und dabei äusserst unschöne Seiten unserer Gesellschaft aufzeigt.
Neben dem kompletten Versagen von Eltern und Paaren hat mich vor allem Hélènes Sicht auf die Dinge fasziniert. Als Lehrerin bemerkt sie früh, dass es Théo nicht gut geht und setzt alle Hebel in Bewegung, um seinem Geheimnis auf die Schliche zu kommen und ihm zu helfen. Sie rennt dabei aber gegen Mauern und ihre Ohnmacht und die unsinnigen Regeln eines die Täter und Untätigen schützendes Systems sind kritisch und realistisch dargestellt.

Meine Empfehlung:
Ich bin komplett begeistert und immer noch total glücklich, dieses Buch bekommen zu haben. Es hat mir einen spannenden und intensiven Lesenachmittag beschert und ich lege es euch - inklusive Triggerwarnung - ans Herz.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Loyalitäten
Originaltitel: Les loyautés
Autorin: Delphine de Vigan, geboren 1966, erreichte ihren endgültigen Durchbruch als Schriftstellerin mit dem Roman ›No & ich‹ (2007), für den sie mit dem Prix des Libraires und dem Prix Rotary International 2008 ausgezeichnet wurde. Ihr Roman ›Nach einer wahren Geschichte‹ (DuMont 2016) stand wochenlang auf der Bestsellerliste in Frankreich und erhielt 2015 den Prix Renaudot. Bei DuMont erschien außerdem 2017 ihr Debütroman ›Tage ohne Hunger‹ und 2018 der Roman ›Loyalitäten‹. Die Autorin lebt mit ihren Kindern in Paris.
Taschenbuch: 174 Seiten
Sprache: Deutsch
Aus dem Französischen von: Doris Heinemann
Verlag: DuMont
Erscheinungstag: 11.03.2020
ISBN: 978-3-8321-6503-1

Rezension: Die Verlobten des Winters

Die Verlobten des Winters - Christelle Dabos

Reiheninfo:

1. Die Verlobten des Winters
2. Die Verschwundenen vom Mondscheinpalast
3. Das Gedächtnis von Babel
4. Im Sturm der Echos

Beschreibung des Verlages:
Am liebsten versteckt sie sich hinter ihrer dicken Brille und einem Schal, der ihr bis zu den Füßen reicht. Dabei ist Ophelia eine ganz besondere junge Frau: Sie kann Gegenstände lesen und durch Spiegel reisen. Auf der Arche Anima lebt sie inmitten ihrer riesigen Familie und kümmert sich hingebungsvoll um das Erbe der Ahnen. Bis ihr eines Tages Unheilvolles verkündet wird: Ophelia soll auf die eisige Arche des Pols ziehen und einen Adligen namens Thorn heiraten. Was hat es mit der Verlobung auf sich? Wer ist der Mann, dem sie von nun an folgen soll? Und warum wurde ausgerechnet sie, das zurückhaltende Mädchen mit der leisen Stimme, auserkoren? Ophelia ahnt nicht, welche tödlichen Intrigen sie auf ihrer Reise erwarten, und macht sich auf den Weg in ihr neues, blitzgefährliches Zuhause.

Inhalt:
Die unsichere und unscheinbare Ophelia, die neben ihrer ungeschickten Art vor allem als äusserst begabte Leserin bekannt ist, also Gegenstände und ihre Geschichten und Gefühle lesen und zudem noch durch Spiegel reisen kann, soll mit einem Adligen namens Thorn verheiratet werden. Diese Verbindung soll einen Zweck erfüllen, den Ophelia erst nach und nach aufdeckt und ausserdem werden ihr nicht nur von Thorn und Thorns Familie, sondern auch vom eisigen Wetter am Pol, an dem ihr Verlobter wohnt, ordentlich zugesetzt. Nun muss sich die junge Frau behaupten und lernen, wem sie vertrauen und glauben kann.

Meine Meinung:
Eigentlich habe ich mit der Lektüre dieses Buches im Juli begonnen und wollte es im Rahmen des dicke-Bücher-Camps von Marina lesen. Marina selber hat die Reihe bereits gelesen und empfohlen, ausserdem habe ich bei Daniela und diversen anderen Blogger:innen ebenfalls viele begeisterte Rezensionen und erst in den letzten Monaten auch ein paar kritische Stimmen gelesen, weshalb ich mir selber ein Bild machen und die Reihe für mich entdecken wollte. Ihr seht schon, es ist Ende September und ich habe mich nun drei Monate lang mit dem Buch befasst und mich streckenweise auch damit gequält und muss ganz ehrlich gestehen, dass ich den Hype um die Reihe so überhaupt rein gar nicht nachvollziehen kann. Nicht nur wird die Protagonistin Ophelia als unterwürfige, tollpatschige Person dargestellt und permanent bestraft, geschlagen und herabgewürdigt (und nicht zu vergessen zwangsverheiratet), was zwar im mittelalterlich anmutenden Setting durchaus passen würde, aber für eine Fantasywelt einfach nicht mehr zeitgemäss ist, sondern es kommt auch gar keine Spannung auf. Ganz, ganz, ganz am Schluss wird endlich ein wenig Tempo in die Geschichte gebracht, aber das ist bei mehr als 500 Seiten definitiv eine zu lange Durststrecke obwohl einzelne Szenen durchaus unterhaltsam erzählt und die zahlreichen Figuren äusserst anschaulich beschrieben sind. Ausserdem schlummert in der Grundidee einiges an Potenzial, das aber im verlauf der zäh dahinplätschernden Erzählung leider komplett verpufft und zwar spätestens bei der lahmen Beschreibung der Welt, in welcher die Figuren leben und agieren. Vor allem auf diese Welt war ich sehr gespannt, schliesslich schien sie etwas nie dagewesenes zu sein. Dem ist zwar so und die physikalischen Gesetze und auch die Gepflogenheiten innerhalb dieser Welt sind durchaus intelligent zusammengestellt, aber die Beschreibungen bleiben leider bis zum Schluss oberflächlich und aller Kreativität zum Trotz ein wenig nichtssagend. Ein grosser Wow-Effekt bleibt aus und stattdessen kommt Enttäuschung auf. Schade, schade, schade...

Fazit:
Wer mir sagen kann, was an diesem Buch und der Reihe zu finden ist, soll das gerne tun. Nach dem erneuten Lesen einiger Rezensionen habe ich das Gefühl, ein anderes Buch gelesen zu haben, als andere Rezensentinnen. Also macht euch gerne ein eigenes Bild und lest euch vor dem Buchkauf doch einfach eine Leseprobe durch.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Die Verlobten des Winters (Die Spiegelreisende 1)
Originaltitel: Les Fiancés de l´hiver (La Passe-miroir 1)
Autorin: Christelle Dabos wurde 1980 an der Côte d’azur geboren. Nach ihrem Studium zog sie nach Belgien und arbeitete als Bibliothekarin. als sie 2007 an Krebs erkrankte, begann sie zu schreiben. zunächst veröff entlichte sie auszüge aus Die Spiegelreisende im Internet. Nachdem sie den Jugendbuchwettbewerb von Gallimard Jeunesse gewann, wurde der erste Band der Serie, Die Verlobten des Winters, publiziert und entwickelte sich rasch zu einem Bestseller. Die ersten drei Bände sind auch in Deutschland Bestseller geworden.
Fester Einband: 535 Seiten
Sprache: Deutsch
Aus dem Französischen: Amelie Thoma
Verlag: Insel
Ersterscheinungstermin: 10.03.2019
ISBN: 978-3-458-17792-0

Rezension: Frauen Literatur

Dieses Buch ist ein Rezensionsexemplar aus dem Verlag Kiepenheuer&Witsch, vielen Dank

Frauen Literatur, Abgewertet, vergessen, wiederentdeckt - Nicole Seifert

Beschreibung des Verlages:
Banal, kitschig, trivial – drei Adjektive, mit denen das literarische Schaffen von Frauen seit Jahrhunderten abgewertet wird. Während Autoren tausende von Seiten mit Alltagsbeschreibungen füllen und dafür gefeiert werden, wird Schriftstellerinnen, die Ähnliches unternehmen, Befindlichkeitsprosa vorgeworfen. Nicole Seifert ist angetreten, die frauenfeindlichen Strukturen im Literaturbetrieb aufzuzeigen. Denn von vielen von Frauen verfassten Büchern hören wir erst gar nicht, weil Zeitungs-, Radio- und Fernsehredaktionen und noch davor Buchverlage eine entsprechende Vorauswahl treffen. Vom Deutschunterricht bis zum Germanistikstudium ist der Autorinnenanteil noch immer verschwindend gering, und so lernen wir von Anfang an: Was literarisch wertvoll ist, stammt von Männern. Nachdem Nicole Seifert drei Jahre lang ausschließlich Literatur von Frauen – Klassiker wie Zeitgenössisches, Bekanntes wie Unbekannteres – gelesen hat, ist klar: Die vielbeschworene »Qualität« ist nicht das Problem. Im Gegenteil: Wir verpassen das Beste, wenn wir in unseren Bücherregalen nicht endlich eine Frauenquote einführen.

Meine Meinung:
Mit grosser Spannung habe ich dieses Buch von Nicole Seifert (der ich seit Jahren bei Instagram folge) erwartet und nach den vielen positiven Rezensionen ist meine Vorfreude noch grösser geworden. Ich wurde definitiv nicht enttäuscht und habe neben zahlreichen Argumenten für das diverse Lesen auch einige historische und gesellschaftliche Exkurse sowie Einblicke in das Verlagswesen und die Welt der Literaturkritik gewinnen können.

Dabei wird vor allem geschildert, wie es dazu gekommen ist, dass über Jahrzente Frauen, Autorinnen, gezielt von (meist männlichen) Kritikern, Verlegern und anderen Autoren missachtet und unterdrückt worden sind. Misogynie, aber auch Rassismus und Queerfeindlichkeit haben dazu geführt, dass viele Werke von Autorinnen in Vergessenheit geraten oder absichtlich klein gemacht worden sind. Wie dies - leider - in unserer Kultur verankert ist und was wir aktiv dafür tun können, unser Lesen diverser zu gestalten, dazu schreibt Nicole Seifert informiert, mit Quellen belegt und äusserst kritisch. Und dies auf knapp zweihundert Seiten. Die letzten dreissig Seiten dieses Buches sind nämlich ein wohlsortierter und aufschlussreicher Anhang, der diverse Zitate in ihren Kontext setzt und vor allem noch einmal alle im Buch erwähnten literarischen Werke zahlreicher Autorinnen detailliert auflistet.

Es klingt mittlerweile wie ein Klischee, weil es schon so oft erwähnt worden ist, aber meine Wunschliste ist wirklich sehr viel länger geworden und obwohl ich zeitenweise fast ausschliesslich Literatur von Frauen lese und generell sehr viel Wert auf Diversität lege (und dabei noch lange nicht an meinem Ziel angekommen bin), habe ich vor allem im Klassiker-Bereich zahlreiche blinde Flecken. Nicole Seifert hat auch diesbezüglich sehr viele Bücher entdeckt und zur Lektüre vorgeschlagen und ich freue mich schon auf meine literarischen Erkundungsreisen und darauf, mir bisher unbekannte Autorinnen kennenzulernen und mir selber eine Meinung zu ihren Werken zu bilden, die bereits zu oft absichtlich ignoriert worden sind.

Meine Empfehlung:
Ich kann euch allen dieses Buch nur mit vollster Überzeugung ans Herz legen. Es dient als Nachschlagewerk, als kleine Kulturgeschichte der Misogynie im Literaturzirkus (und unserer ganzen Gesellschaft) und als Plädoyer für das diverse Lesen und ist zudem sehr spannend und fundiert recherchiert geschrieben.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Frauen Literatur

Autorin: Nicole Seifert ist promovierte Literaturwissenschaftlerin und gelernte Verlagsbuchhändlerin und arbeitet in Hamburg als Übersetzerin und Autorin. Ihr Blog »NachtundTag«, der sich ausschließlich mit Schriftstellerinnen beschäftigt, wurde 2019 mit dem Buchblog Award von Netgalley und dem Börsenverein des deutschen Buchhandels ausgezeichnet.
Sprache: Deutsch
Fester Einband: 224 Seiten
Verlag: Kiepenheuer&Witsch
Erscheinungstermin: 09.09.2021
ISBN: 978-3-462-00236-2

Rezension: Juja

TW: Suizid, sexualisierte Gewalt

Juja - Nino Haratischwili

Beschreibung des Verlages:

Eine junge Frau ersteht in einem Pariser Antiquariat ein schmales Büchlein einer ihr unbekannten Autorin, »Die Eiszeit« von Jeanne Saré. Sie liest es in wenigen Stunden aus und fühlt sich danach um Jahre gealtert und auf verstörende Weise fundamental verändert. Wie sich herausstellt, ist sie nicht die Einzige, deren Leben nach der Lektüre ein anderes ist. Kurz nach seinem Erscheinen in den 70er Jahren hatte das Buch für Furore gesorgt, seine Autorin wurde zum Mythos: eine 17-jährige Selbstmörderin voller Hass und Sehnsucht, die die Veröffentlichung ihrer Texte nicht mehr erlebt hat. Die feministische Linke feiert sie als Märtyrerin, doch ein düsterer Sog scheint von den Worten Sarés auszugehen: 14 junge Frauen folgen der Autorin in den Freitod. Jahrzehnte später machen sich im Paris der Gegenwart ein paar Menschen auf, das düstere Geheimnis des Textes und seiner Wirkung zu ergründen. In ihrem fulminanten Debüt zeigt Nino Haratischwili auf kluge und schwindelerregende Weise die Kraft der Sprache und erzählt von der manchmal lebensverändernden Wirkung von Literatur.

Inhalt:
Die Texte von Jeanne Saré (angelehnt an die fiktive Dichterin Danielle Sarréra), einer jungen Frau, deren Weltschmerz und Lebensumstände sie schliesslich zum Suizid getrieben haben, haben das Leben so vieler Menschen verändert und beendet. Während Forschende, Liebende und Hinterbliebene sich den Texten annehmen und beginnen, an der Existenz von Saré zu zweifeln, nähern sie sich einander und ihrer eigenen Geschichte an und die Kraft der Literatur entfaltet ihre Wirkung.

Meine Meinung:
Von Nino Haratischwili habe ich vor zwei Jahren "Das achte Leben (für Brilka)" gelesen und geliebt. "Juja", Haratischwilis Debütroman, ist mir erst gerade secondhand begegnet und weil mir das Buch vorher kein Begriff war, ich aber so oder so schon lange einmal weitere Werke der Autorin lesen wollte, habe ich es mitgenommen.
Die letzten paar Tage hat es mich durch den Alltag begleitet und ich war fasziniert von der zuerst sehr verwirrenden, dann aber immer klareren Gestaltung, von den vielen Perspektiven und Figuren, die schliesslich ineinander übergehen, von den Fragen, die aufgeworfen werden und nach und nach zu einer Antwort führen und von der Sprache, die so packend, kraftvoll und zart zugleich erzählt.
Für mein persönliches Empfinden sind aller Spannung und Dramatik zum Trotz die Emotionen und die Faszination, die Sarés Texte und ihr Suizid auf zahlreiche Menschen ausgeübt hat sowie der Bezug zum Titel ein wenig zu kurz gekommen. Dennoch lässt sich in diesem Erstling die grosse literarische Qualität der Autorin erkennen und ein Eintauchen in diese einzigartige Geschichte und ihre packende Sprache lohnt sich sehr.

Meine Empfehlung:
"Juja" ist ein eher anspruchsvolles, aber um so packenderes Buch, das mich emotional nicht ganz abholen konnte, das durch den geschickt konstruierten Aufbau und die faszinierenden Perspektiven aber trotzdem äusserst lesenswert und beeindruckend erzählt ist. Von mir gibt es eine herzliche Leseempfehlung.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Juja
Autorin:
Nino Haratischwili, geboren 1983 in Tbilissi, ist preisgekrönte Theaterautorin und -regisseurin. Ihr Romandebüt "Juja" (2010) war auf der Longlist des Deutschen Buchpreises sowie auf der Shortlist des ZDF-aspekte-Literaturpreises und gewann 2011 den Debütpreis des Buddenbrookhauses Lübeck. Im selben Jahr wurde sie für ihren zweiten Roman "Mein sanfter Zwilling" mit dem Preis der Hotlist der unabhängigen Verlage ausgezeichnet. Für ihren jüngsten Roman "Das achte Leben (Für Brilka)" erhielt sie den Literaturpreis des Kulturkreises der Deutschen Wirtschaft und den Anna Seghers-Preis. Zudem erfährt sie große Beachtung für ihre Übersetzungen aus dem Georgischen. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Hamburg.
Sprache: Deutsch
Taschenbuch, Broschur: 288 Seiten
Verlag: Ullstein Taschenbuch
Erschienen: 13.05.2016
ISBN: 9783548287928

Rezension: Die Rückkehr der Apfelfrauen

Die Rückkehr der Apfelfrauen - Tania Krätschmar

Reiheninfos:
1. Eva und die Apfelfrauen
2. Die Rückkehr der Apfelfrauen

Beschreibung des Verlages:
Wenn die Bäume Äpfel tragen, ist es Zeit zurückzukehren …
Land unter im Apfelgarten: Die Äste biegen sich vor Früchten – aber Dani, die in dem alten Haus mit dem weitläufigen Obstgarten wohnt, muss verreisen! Wer kümmert sich um die Ernte? Kurzerhand fahren ihre Freundinnen Eva, Nele, Julika, Marion und Dorothee in die brandenburgische Provinz. Für die fünf beginnt ein wunderbarer Altweibersommer auf dem Lande. Aber leider gibt es ein Problem. Denn ein korrupter Kerl im Dorf gefährdet Danis Traum, ein Baumblütenhotel zu eröffnen. Doch köstliche Apfelrezepte machen stark, und die Freundinnen haben nicht nur männliche Unterstützer, sondern auch eine großartige Verbündete – die Natur …

Inhalt:
Bei einem gemeinsamen Wochenende in Venedig bemerken die fünf Apfelfrauen, dass sie zwar in Kontakt geblieben sind, sich aber dennoch ein wenig aus den Augen verloren haben. Da kommt es gerade wie gerufen, dass Eva auf ihrem Biohof in Arbeit ertrinkt und ganz nach dem Motto "Alle für eine, eine für alle" die Unterstützung ihrer vier Freundinnen erbittet. Die Arbeit auf dem Hof, den Kampf gegen ihren korrupten Nachbarn und die langen Abende mit Wein und gutem Essen bringen die Frauen einander wieder näher und lassen sie einen farbenfrohen und ereignisreichen Herbst erleben.

Meine Meinung:
2014 habe ich "Eva und die Apfelfrauen" gelesen (seid beim Lesen meiner REZENSION bitte gnädig) und als 2018 die Fortsetzung erschien, wollte ich das Buch ebenfalls unbedingt lesen. Jetzt endlich habe ich es geschafft, nach Wannsee zurückzukehren und wieder in den Alltag dieser vier Frauen und vor allem von Eva, die mittlerweile mit ihrem Mann einen Biohof bewirtschaftet und von einem Baumblütenhotel träumt, das in den hochstämmigen Apfelbäumen errichtet werden soll, einzutauchen.
"Die Rückkehr der Apfelfrauen" hat mich wunderbar auf den Herbst eingestimmt, mich in Tania Krätschmars schöne Beschreibungen der Natur versinken lassen und mich einige Male so richtig hungrig gemacht. Zum Glück finden sich im Anhang ein paar Apfelrezepte, die förmlich danach schreien, ausprobiert zu werden.

Was mir aufgefallen ist und was mich vermehrt in Büchern stört, sind einzelne Formulierungen, die einfach ein wenig aus der Zeit gefallen wirken. Beispielsweise wird durchgehend fatshaming betrieben und die mehrgewichtige Tochter der Apfelfrau Dorothee wird als unattraktiv bezeichnet und permanent auf ihr Gewicht reduziert. Ausserdem werten sich die fünf Apfelfrauen als Frauen selber ab "Wir Frauen brauchen halt ein wenig länger", "Du weisst ja, wie wir Frauen sind" und ähnliche Formulierungen tauchen regelmässig auf und passen sicher in die Altersklasse, schliesslich sind die Apfelfrauen nicht mehr die Jüngsten, aber ich finde trotzdem, dass solche Formulierungen ein wenig gar oft vorgekommen sind und nicht ausschliesslich scherzhaft, sondern effektiv abwertend verwendet werden.

Nichtsdestotrotz habe ich mich in der Welt und auf dem Hof der Apfelfrauen wohlgefühlt und hätte mich am liebsten zu ihnen gesellt, mich mit ihnen ausgetauscht, ihre Gerichte gekostet (und selber ab und zu für sie gekocht) und mit ihnen lange, weinselige, Abende verbracht.

Meine Empfehlung:
Dieses Buch gehört einfach in den Herbst und ich bin froh, es im September gelesen zu haben. Greift gerne zuerst zu "Eva und die Apfelfrauen" und lasst es euch inmitten der bunten Apfelsorten und der fröhlichen Frauenrunde gut gehen.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Die Rückkehr der Apfelfrauen
Autorin: Tania Krätschmar wurde 1960 in Berlin geboren. Nach ihrem Germanistikstudium in Berlin, Florida und New York arbeitete sie als Bookscout in Manhattan. Heute ist sie als Texterin, Übersetzerin, Rezensentin und Autorin tätig. Sie hat einen Sohn und lebt in Berlin.
Sprache: Deutsch
Taschenbuch: 352 Seiten
Verlag: blanvalet
Erschienen am: 17. September 2018
ISBN: 978-3-7341-0628-6

1. Gemeinsamer Leseabend ~ 04.09.2021, ab 18:00 Uhr

 

Hallo ihr Lieben

19.26 Uhr
Eigentlich hatten wir heute einen kleinen Grill geplant, aber die Pläne haben sich wieder geändert, weshalb ich heute mit SuBy und Horst bei Melli und Vanessa lesen darf. Vielleicht mag noch jemand einsteigen? Der Leseabend läuft seit 18.00 Uhr, aber ich war noch mitten in der Arbeit und habe gerade auch noch etwas kleines gegessen, bin aber jetzt startklar und werde jetzt zuerst einmal ein paar Seiten lesen und dann die ersten (und zweiten) Fragen beantworten.


19.58 Uhr
Ich habe gerade noch ein kleines Projekt beendet und - wen wunderts - keine Seite gelesen, aber ich werde jetzt einmal die ersten Fragen beantworten und beim nächsten Update verraten, wie mir das Buch gefällt. Bis dann sollte ich dies dann hoffentlich wissen ;-)

Was liest Du heute Abend? Ist es ein Buch aus Frage 4. der Aktion "Mein SuB kommt zu Wort" oder hast Du Dir etwas anderes herausgesucht?
Ich lese heute "Die Rückkehr der Apfelfrauen" von Tania Krätschmar. Das Buch "Eva und die Apfelfrauen" hat mich 2014 begeistert (HIER meine Rezension, seid gnädig...) und nun wollte ich die Fortsetzung auch endlich lesen und habe mir das Buch vor einigen Tagen bestellt und gestern aus der Buchhandlung abgeholt. Und nein, mit der vierten Frage hat es nichts zu tun ;-)


Würdest Du der Einladung Deiner Protagonist:innen zu einer Einstandsparty folgen und was liefe dabei wohl für Musik?
Ich bin zwar eher introvertiert, aber wenn ich jemanden mag, dann sage ich selten nein zu einer Party dieser Person ;-) Die Protagonistinnen kenne ich ja noch, mochte ich sehr gerne und möchte ich nun wieder sehen, also ja, ich bin sehr gerne bei dieser Party dabei. Ich erinnere mich noch ganz schwammig, dass "Der Herr der Ringe" im ersten Band eine unterhaltsame Rolle gespielt hat, sofern ich gerade das Buch nicht verwechsle... Also könnte ein wenig Filmmusik laufen? Sicher aber im Hintergrund. Und wahrscheinlich würden wir so oder so unter den Apfelbäumen am Lagerfeuer sitzen und vielleicht gar keine Musik hören, sondern stundenlang plaudern, das mag ich auch ganz gerne.

Bei einer Einstandsparty dürfen Snacks und Getränke natürlich nicht fehlen. Was steht bei Dir heute bereit?
Zum Abendessen gab es frische Tomaten mit Burrata und Oliven und selbstgebackenem Brot, jetzt gerade steht ein Früchteteller bereit, den ich nebenher vernichte. Ausserdem habe ich mir ein Glas Rotwein gegönnt :-)

Und nun wird gelesen und ich melde mich 21.00 Uhr wieder :-)


21.03 Uhr
Ich habe ein wenig gestöbert und die ersten 30 Seiten meines Buches gelesen und beantworte jetzt noch schnell die 19.30-Uhr-Frage:

Wie gefällt Dir Dein Buch bisher? Ist es von Deinen Lieblingsautor:innen oder hast Du zuvor noch nichts von diesem Autor/dieser Autorin gelesen?
Mein Buch gefällt mir bisher ganz gut, ich bin bereits nach Venedig gereist, Burrata und Rotwein passten also sehr gut, als hätte ich es geahnt ;-) Wie bereits erwähnt habe ich schon ein Buch der Autorin gelesen und gerne gemocht, ich würde Tania Krätschmar aber nicht als eine Lieblingsautorin bezeichnen.

Und nun zur aktuellen Frage:
Meteorologisch hat bereits der Herbst begonnen. Freust Du Dich schon auf die gemütliche Jahreszeit mit Tee, Kuscheldecke und einem guten Buch?
Oh ja, klar. Ich bin ein absolutes Herbst- und Winterkind und freue mich jeweils schon nach dem Osterfest bereits auf den Herbst und vor allem auch auf Weihnachten (wenn es nach mir ginge, könnte ich auf den Sommer gut verzichten). Tee trinke ich zwar immer weniger, aber Glühwein und Kastanien und gebrannte Mandeln....hmmm, perfekt :-)


22.09 Uhr
Die Zeit vergeht unendlich schnell, ich habe nun bereits die ersten 70 Seiten des Buches verschlungen und tauche immer mehr in die Geschichte ab, das mag ich immer total gerne.

Wir befinden uns schon in der zweiten Jahreshälfte! Welche Reihe möchtest Du in diesem Jahr gerne noch beenden?
Ach, gar keine. Ich lese nicht viele Reihen und bin erst so langsam dabei, einige umfangreichere Krimireihen zu komplettieren, weshalb ich wohl noch ziemlich lange brauchen werde, um diese dann auch noch zu lesen und beenden. Da mache ich mir gar keinen Stress :-)


23.01 Uhr
Wo ging jetzt diese Stunde hin? Ein paar Kommentare und ein paar Seiten und langsam werden die Augenlider schwer. Morgen geht es wieder früh los, deshalb kommt mir das Ende des Leseabends (auch wenn es sehr schön war mit euch) schon auch entgegen. Im Bett werde ich noch ein paar Seiten lesen und dann geht es sicher bald ins Traumland ;-)

Fazit - Irgendwann ist leider auch die schönste Party zu Ende. Wie viel hast Du heute Abend gelesen? Hast Du Anmerkungen zu unserem ersten gemeinsamen Leseabend? Was hat Dir gefallen, was würdest Du Dir für den nächsten Leseabend wünschen?
Ich bin ziemlich überrascht, ich habe nämlich 107 Seiten in meinem Buch gelesen und dies, obwohl ich so spät eingestiegen, viel gestöbert und gesnackt habe ;-) Es war ein sehr schöenr und gemütlicher Leseabend in kleiner Runde und ich hoffe, dass wir den bald wiederholen können.

Schlaft ganz gut und wir lesen uns. Alles Liebe und vielen Dank für die Organisation und das Veranstalten des Abends
Livia