Die schwedischen Gummistiefel - Henning Mankell
Vorsicht Spoiler: Dieses Buch ist eine lose Fortsetzung des Romans "Die italienischen Schuhe".
Beschreibung des Verlages:
Sein letzter großer Roman
Nach dem Brand seines Hauses auf einer einsamen Schäreninsel sind dem
ehemaligen Chirurgen Fredrik Welin nur Wohnwagen, Zelt, Boot und zwei
ungleiche Gummistiefel geblieben. Und wenige Menschen, die ihm
nahestehen: Jansson, der pensionierte Postbote, die Journalistin Lisa
Modin und seine Tochter Louise, die schwanger ist und in Paris lebt. Als
Louise wegen eines Diebstahls in Untersuchungshaft gerät, ruft sie
Fredrik zu Hilfe. Während er in Paris über ihre Freilassung verhandelt,
erfährt er, dass auf den Schären schon wieder ein Haus in Flammen steht.
»Ein Mensch, der alles verloren hat, hat nicht viel Zeit. Oder ist es umgekehrt? Ich wusste es nicht.«
Der Vorgänger:
Die Krimis von Henning Mankell sind in der Bücherwelt sehr berühmt aber auch seine Afrika-Romane (vor allem "Der Chronist der Winde") gehören meiner Meinung nach in jedes Bücherregal. Nun aber habe ich das Buch "Die schwedischen Gummistiefel" gelesen, das zwei Jahre nach Mankells Tod erschienen ist und als eine lose Fortsetzung von "Die italienischen Schuhe" verstanden werden kann. In diesem Vorgänger schreibt Mankell aber nicht von Afrika und es wird auch nicht ermittelt (zumindest nicht im eigentlichen Sinn). Vielmehr wird Fredrik Welin, ein ehemaliger Chirurg, der nach einer Tragödie nur doch die Einsamkeit auf seiner Insel sucht, porträtiert. So lange bleibt er aber gar nicht alleine. Nach kurzer Zeit schon taucht ein Mensch aus seinem früheren Leben auf, der dafür sorgt, dass Fredrik Welin sich seiner Vergangenheit stellen muss. Was dann folgt ist eine Reihe von Abenteuern, die in einer melancholischen Sprache erzählt werden.
Die schwedischen Gummistiefel:
Nie hätte ich damit gerechnet, eine Fortsetzung von "Die italienischen Schuhe" lesen zu dürfen (und dann noch eine, die erst wesentlich später erschienen ist), aber natürlich musste ich mir "Die schwedischen Gummistiefel" unbedingt kaufen. Mit viel Action und einem verheerenden Brand beginnt dieses Buch gewohnt intensiv. Und dann folgt eine Sprache, die mit ihrer Wucht noch einmal alles zeigt, was in Mankell steckt. Eine schwere Düsternis legt sich über unseren Protagonisten und die
weiteren Figuren, die wir noch aus "Die italienischen Schuhe" kennen.
Der Winter naht und bringt Kälte, Schmerz und Tod mit sich. Frederik
Welin ist ein richtig alter Mann geworden und genau wie sein Schöpfer gegen Ende seines Lebens ist
er noch wach im Kopf. baut aber körperlich immer weiter ab. Wie viel von
Mankell steckt in Welin? Wir werden es nie erfahren. Was man aber sagen
kann: egal, ob Mankell einen brutalen Krimi, einen Afrikaroman oder
einen Roman, der in Schweden spielt, geschrieben hat, er ist sich immer
treu geblieben und hat gesellschaftskritische Positionen bezogen,
nachdenkliche und tragische Ereignisse thematisiert und vor allem auch
für ordentlich Spannung, Schwermut und eine Wortgewalt gesorgt, die
ihresgleichen sucht.
Es geht dem Ende zu:
Was bleibt, wenn nichts mehr bleibt? Wenn man alles verloren hat, wenn es Winter wird und wenn mysteriöse Ereignisse dafür sorgen, dass eine ganze Schärenlandschaft in Angst und Schrecken versetzt wird?
Das Alter, das Sterben, Verluste, Schmerz und Trauer nehmen in diesem Buch sehr viel Platz ein. Trotzdem bleibt auch Raum für zarten Humor, eine Prise Liebe und eine Art Versöhnung mit dem Leben. Es scheint, als würden die letzten Dinge geregelt und somit bleibt mir nur noch zu sagen, dass Mankell uns mit diesem Vermächtnis ein grosses Stück Literatur hinterlassen hat, das definitiv mehr Aufmerksamkeit verdient.
Meine Empfehlung:
Wie könnte es auch anders sein, selbstverständlich möchte ich euch auch diesen Mankell ans Herz legen und bin davon überzeugt, dass es definitiv Sinn macht, vorher das Buch "Die italienischen Schuhe" zu lesen. Grundsätzlich ist es nicht zwingend notwendig, passt meiner Meinung aber einfach besser zusammen.
Lasst euch mitnehmen in einen kalten Winter, in dem menschliche Nähe das Herz erwärmt, in dem aber auch eine rätselhafte Brandserie die Schärenbewohner in zwei Lager teilt. Wer trägt die Verantwortung? Und wird ein neuer Frühling kommen? Und dann ein neuer Sommer, Herbst und Winter?
Zusätzliche Infos:
Titel: Die schwedischen Gummistiefel
Originaltitel: Svenska gummistövlar
Autor: Henning Mankell, geboren 1948 in Härjedalen, war einer der
großen schwedischen Gegenwartsautoren, von Lesern rund um die Welt
geschätzt. Sein Werk wurde in über vierzig Sprachen übersetzt, es
umfasst etwa vierzig Romane und zahlreiche Theaterstücke. Nicht nur sein
Werk, sondern auch sein persönliches Engagement stand im Zeichen der
Solidarität. Henning Mankell lebte abwechselnd in Schweden und Mosambik,
wo er künstlerischer Leiter des Teatro Avenida in Maputo war. Er starb
am 5. Oktober 2015 in Göteborg. Seine Taschenbücher erscheinen bei dtv.
Sprache: Deutsch
Originalsprache: Schwedisch
Übersetzt von: Verena Reichel
Taschenbuch: 480 Seiten
Verlag: dtv
Erschienen am: 8. Dezember 2017
ISBN: 978-3-423-21705-7