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28 September 2018

Rezension: Die schwedischen Gummistiefel

Die schwedischen Gummistiefel - Henning Mankell

Vorsicht Spoiler: Dieses Buch ist eine lose Fortsetzung des Romans "Die italienischen Schuhe".

Beschreibung des Verlages:
Sein letzter großer Roman
Nach dem Brand seines Hauses auf einer einsamen Schäreninsel sind dem ehemaligen Chirurgen Fredrik Welin nur Wohnwagen, Zelt, Boot und zwei ungleiche Gummistiefel geblieben. Und wenige Menschen, die ihm nahestehen: Jansson, der pensionierte Postbote, die Journalistin Lisa Modin und seine Tochter Louise, die schwanger ist und in Paris lebt. Als Louise wegen eines Diebstahls in Untersuchungshaft gerät, ruft sie Fredrik zu Hilfe. Während er in Paris über ihre Freilassung verhandelt, erfährt er, dass auf den Schären schon wieder ein Haus in Flammen steht.
»Ein Mensch, der alles verloren hat, hat nicht viel Zeit. Oder ist es umgekehrt? Ich wusste es nicht.«

Der Vorgänger:
Die Krimis von Henning Mankell sind in der Bücherwelt sehr berühmt aber auch seine Afrika-Romane (vor allem "Der Chronist der Winde") gehören meiner Meinung nach in jedes Bücherregal. Nun aber habe ich das Buch "Die schwedischen Gummistiefel" gelesen, das zwei Jahre nach Mankells Tod erschienen ist und als eine lose Fortsetzung von "Die italienischen Schuhe" verstanden werden kann. In diesem Vorgänger schreibt Mankell aber nicht von Afrika und es wird auch nicht ermittelt (zumindest nicht im eigentlichen Sinn). Vielmehr wird Fredrik Welin, ein ehemaliger Chirurg, der nach einer Tragödie nur doch die Einsamkeit auf seiner Insel sucht, porträtiert. So lange bleibt er aber gar nicht alleine. Nach kurzer Zeit schon taucht ein Mensch aus seinem früheren Leben auf, der dafür sorgt, dass Fredrik Welin sich seiner Vergangenheit stellen muss. Was dann folgt ist eine Reihe von Abenteuern, die in einer melancholischen Sprache erzählt werden.

Die schwedischen Gummistiefel:
Nie hätte ich damit gerechnet, eine Fortsetzung von "Die italienischen Schuhe" lesen zu dürfen (und dann noch eine, die erst wesentlich später erschienen ist), aber natürlich musste ich mir "Die schwedischen Gummistiefel" unbedingt kaufen. Mit viel Action und einem verheerenden Brand beginnt dieses Buch gewohnt intensiv. Und dann folgt eine Sprache, die mit ihrer Wucht noch einmal alles zeigt, was in Mankell steckt. Eine schwere Düsternis legt sich über unseren Protagonisten und die weiteren Figuren, die wir noch aus "Die italienischen Schuhe" kennen. Der Winter naht und bringt Kälte, Schmerz und Tod mit sich. Frederik Welin ist ein richtig alter Mann geworden und genau wie sein Schöpfer gegen Ende seines Lebens ist er noch wach im Kopf. baut aber körperlich immer weiter ab. Wie viel von Mankell steckt in Welin? Wir werden es nie erfahren. Was man aber sagen kann: egal, ob Mankell einen brutalen Krimi, einen Afrikaroman oder einen Roman, der in Schweden spielt, geschrieben hat, er ist sich immer treu geblieben und hat gesellschaftskritische Positionen bezogen, nachdenkliche und tragische Ereignisse thematisiert und vor allem auch für ordentlich Spannung, Schwermut und eine Wortgewalt gesorgt, die ihresgleichen sucht. 

Es geht dem Ende zu:
Was bleibt, wenn nichts mehr bleibt? Wenn man alles verloren hat, wenn es Winter wird und wenn mysteriöse Ereignisse dafür sorgen, dass eine ganze Schärenlandschaft in Angst und Schrecken versetzt wird? 
Das Alter, das Sterben, Verluste, Schmerz und Trauer nehmen in diesem Buch sehr viel Platz ein. Trotzdem bleibt auch Raum für zarten Humor, eine Prise Liebe und eine Art Versöhnung mit dem Leben. Es scheint, als würden die letzten Dinge geregelt und somit bleibt mir nur noch zu sagen, dass Mankell uns mit diesem Vermächtnis ein grosses Stück Literatur hinterlassen hat, das definitiv mehr Aufmerksamkeit verdient.

Meine Empfehlung:
Wie könnte es auch anders sein, selbstverständlich möchte ich euch auch diesen Mankell ans Herz legen und bin davon überzeugt, dass es definitiv Sinn macht, vorher das Buch "Die italienischen Schuhe" zu lesen. Grundsätzlich ist es nicht zwingend notwendig, passt meiner Meinung aber einfach besser zusammen.
Lasst euch mitnehmen in einen kalten Winter, in dem menschliche Nähe das Herz erwärmt, in dem aber auch eine rätselhafte Brandserie die Schärenbewohner in zwei Lager teilt. Wer trägt die Verantwortung? Und wird ein neuer Frühling kommen? Und dann ein neuer Sommer, Herbst und Winter?

Zusätzliche Infos:
Titel: Die schwedischen Gummistiefel
Originaltitel: Svenska gummistövlar
Autor: Henning Mankell, geboren 1948 in Härjedalen, war einer der großen schwedischen Gegenwartsautoren, von Lesern rund um die Welt geschätzt. Sein Werk wurde in über vierzig Sprachen übersetzt, es umfasst etwa vierzig Romane und zahlreiche Theaterstücke. Nicht nur sein Werk, sondern auch sein persönliches Engagement stand im Zeichen der Solidarität. Henning Mankell lebte abwechselnd in Schweden und Mosambik, wo er künstlerischer Leiter des Teatro Avenida in Maputo war. Er starb am 5. Oktober 2015 in Göteborg. Seine Taschenbücher erscheinen bei dtv.
Sprache: Deutsch
Originalsprache: Schwedisch
Übersetzt von: Verena Reichel
Taschenbuch: 480 Seiten
Verlag: dtv 
Erschienen am:

25 September 2018

Kurzrezension: Das siebte Kreuz

 
Das siebte Kreuz - Anna Seghers

Klappentext:
Aus sieben gekuppten Platanen wurden im Konzentrationslager Westhofen Folterkreuze für sieben geflohene Häftlinge vorbereitet. Sechs der Männer müssen ihren Fluchtversuch mit dem Leben bezahlen. Das siebte Kreuz aber bleibt frei.

Meine Meinung:
In einer Leserunde, in der leider die Beteiligung immer weniger wurde, weil das Buch nicht den Geschmack aller Leserinnen getroffen hat, habe ich den Klassiker der Exilliteratur, "Das siebte Kreuz" von Anna Seghers gelesen. Mir persönlich hat das Buch sehr gut gefallen, wenn man denn bei diesem Thema überhaupt von "gefallen" sprechen kann.
Anna Seghers hat es geschafft, ein Stück Literatur zu schreiben, das eine ganz eigene Geschichte von Angst, Gewalt, Verfolgung, Widerstand und blindem Gehorsam erzählt. Manchmal ist "Das siebte Kreuz" brutal und obwohl nur selten ins Detail gegangen wird, sind auch die Andeutungen schon genug. Feinsinnig wird ein Gespinst aus verschiedenen Emotionen gewoben. Und was die Autorin da an Gesellschaftskritik, an emotionalen Achterbahnfahrten und Beschreibungen kleinster Hilfsangebote aus der Bevölkerung in diesem Buch unterbringt, das ist zwar keine leichte Kost, aber grandios erzählt. Besonders interessant ist dabei natürlich auch die Tatsache, dass Anna Seghers dieses Buch aus dem Exil in Südfrankreich geschrieben hat und lediglich auf Berichte und Erinnerungen zurückgreifen konnte.
Obwohl Brutalität und Verfolgung zum Alltag der entflohenen Häftlinge gehört, zeigt Seghers Bericht hoffnungsvoll auf, dass es allen Widrigkeiten zum Trotz möglich ist, den Faschisten ein Schnippchen zu schlagen und dass Hilfe aus der Bevölkerung auch unter schwersten Umständen möglich ist, wenn nur ein Zusammenhalt da ist.
Wenn der Schreibstil auch für unsere Zeit eher ein wenig langsam und überladen wirkt, so ist "Das siebte Kreuz" doch aktueller denn je und zeigt auf, was von Menschen, die hilfsbereit sind und zusammenhalten, geleistet werden kann.

Meine Empfehlung: 
Meiner Meinung nach ist "Das siebte Kreuz" ein wichtiges Buch, ein aktuelles Buch, ein Buch, das wirklich jede und jeder gelesen haben sollte. Das Buch rüttelt auf und ist sicher auch nicht für alle ganz einfach, weshalb es sinnvoll sein kann, es gemeinsam zu lesen und so einen ganz anderen Zugang zur Lektüre zu finden.

Zusätzliche Infos:
Titel: Das siebte Kreuz
Autorin: Anna Seghers
Sprache: Deutsch
Taschenbuch: 416 Seiten
Verlag: Aufbau-Verlag
ISBN: 978-3-7466-5151-4

20 September 2018

Rezension: Harry Potter und der Stein der Weisen (Reread)

Harry Potter und der Stein der Weisen - Joanne K. Rowling

Alle Bände der Serie:
Harry Potter und der Stein der Weisen
Harry Potter und die Kammer des Schreckens
Harry Potter und der Gefangene von Askaban
Harry Potter und der Feuerkelch
Harry Potter und der Orden des Phönix
Harry Potter und der Halbblutprinz
Harry Potter und die Heiligtümer des Todes

Beschreibung des Verlages:
Bis zu seinem elften Geburtstag glaubt Harry, er sei ein ganz normaler Junge. Doch dann erfährt er, dass er sich an der Schule für Hexerei und Zauberei einfinden soll – denn er ist ein Zauberer! In Hogwarts stürzt Harry von einem Abenteuer ins nächste und muss gegen Bestien, Mitschüler und Fabelwesen kämpfen. Da ist es gut, dass er schon Freunde gefunden hat, die ihm im Kampf gegen die dunklen Mächte zur Seite stehen.
Dies ist der erste Band der international erfolgreichen Harry-Potter-Serie, die Generationen geprägt hat.

Die Vorgeschichte:
Muss ich euch etwas erzählen von einer Faszination, die mich als Kind befiel und nicht mehr losliess? Von fiebrig glänzenden Augen, zitternden Händen und dem Eintauchen in eine nie dagewesene Welt, die mein ganzes Universum verändert hat?
Ich habe Woodstock und die Queen verpasst, aber ich hatte das Glück, mit Harry Potter aufzuwachsen und nicht nur das: ich gehörte zu einem dieser Jahrgänge, die mit Harry grösser, älter und erwachsener geworden sind.
Ungefähr in den Jahren 1999/2000/2001 las ich nämlich die ersten vier Bände im Alter von sieben, acht und neun Jahren (den vierten Band bekam ich zum neunten Geburtstag) und musste mich nachher jeweils ganze!!! zwei!!! Jahre!!! gedulden, bis ich 2003/2005/2007 den nächsten Band ergattern konnte. Ja, auch ich habe um Mitternacht die Buchhandlungen gestürmt und dann gelesen, bis mir die Augen zugefallen sind. Und dann ging das grosse Warten los, endlos lange, bis der nächste Band endlich da war... Wenigstens war es dazwischen möglich, die Filme anzusehen und so immerhin noch ab und zu in die Potterwelt einzutauchen und nicht komplett die Geduld zu verlieren. Vor allem die ersten drei Filme mit ihrer grandiosen Filmmusik konnten mich überzeugen. Ab dann ging es abwärts, den siebten/achten Film wollte ich mir gar nicht mehr ansehen (und habe dies erst vor zwei Jahren nachgeholt und tatsächlich: die Musik ist eine Katastrophe) und ich hielt mehr und mehr an der Potterwelt fest, die sich mir beim Lesen der Bücher eröffnet hatte.
Aus Angst, im Erwachsenenalter nicht mehr die gleiche Faszination und Liebe für meine Helden und ihre Geschichte aufbringen zu können, verzichtete ich auf einen Reread und verliess mich auf meine positiven Erinnerungen. Aber eigentlich wollte ich schon lange wieder einmal zu den Büchern greifen und in der Nacht vom 1. zum 2. September (mit der Fahrt des Hogwarts-Express beginnt das Schuljahr in Hogwarts am 1.9.) war es dann endlich so weit und ich griff erneut zum ersten Band, nach fast zwanzig Jahren...

Leseeindrücke:
Nicht einmal eine Seite habe ich gebraucht und schon war ich wieder im Ligusterweg 4 und konnte auch nach so vielen Jahren kaum glauben, welche neue Welt sich mit jedem gelesenen Satz, jeder weiteren Figur, die ich wiedererkannte, vor mir auftat. Wie nur kann eine einzelne Autorin so ein komplettes, durchdachtes und in sich logisches Universum aufbauen? Wohl wirklich nur mit Magie...
Ich fasse euch keine Handlung zusammen, ich erzähle jetzt nichts zum Schreibstil und den Figuren, aber etwas erwähne ich wirklich sehr gerne:
Ich hätte nicht gedacht, dass mich diese Geschichte auch Mitte Zwanzig und nach so vielen anderen gelesenen Büchern und so vielen geschauten Filmen noch genau gleich mit ihrem Setting, den Figuren, der ganzen Handlung, der Erzählsprache, den Emotionen und Beschreibungen überzeugen kann, wie vor achtzehn Jahren. Versteht mich nicht falsch: ich habe an den ungebrochenen Zauber dieser Geschichte geglaubt und auch daran, dass keine auf sich aufbauende und siebenteilige Jugendbuchreihe vorher und nachher je wieder so zeitlos, stets aktuell und publikumswirksam sein würde, wie "Harry Potter", aber ich habe nicht damit gerechnet, dass ich die Geschichte auch wirklich immer noch als SOOOO gut und vor allem noch besser empfinde, als damals. Nun nämlich, wo ich weiss, wohin das Ganze führt/führen wird/führen kann, ist der Zauber des ersten Lesens verflogen klar, aber ich bewundere die wunscherschönen Beschreibungen, das ausgereifte Handlungskonstrukt, die grandios skizzierten Figuren, die Recherchearbeit und die der Geschichte eigene (magische) Logik und erzählerische Schönheit noch mehr.

Meine Empfehlung:
Nach so vielen technischen Details und Infos bleibt mir nur zu sagen, dass ich "Harry Potter" ungebrochen empfehle und dass es eigentlich gar keine Worte gibt, um dies zu begründen. Ich bin unendlich dankbar, mit diesen Büchern und Figuren aufgewachsen zu sein und wer diese Emotionen damals nicht durchlebt hat, das Warten auf den nächsten Band, die Spannung, bis um Mitternacht endlich die Türen der Buchhandlung öffneten, der ist erstens zu bedauern und der wird zweitens wohl nie ganz verstehen können, was "Harry Potter" für eine ganze Generation war. Verzichtet aber bitte trotzdem nicht (und NIE) darauf, euch nach Hogwarts zu begeben und die Geschichten nicht nur selber immer wieder zu lesen, sondern diese Bücher auch euren Kindern und Kindeskindern vorzulesen, zu kaufen, zu leihen und ihnen vorzuleben, dass es sich immer wieder lohnt, für seine Überzeugungen zu kämpfen und den Glauben an das Gute nicht zu verlieren. Denn wenn uns Harry und seine Geschichte etwas gelehrt haben, dann dass: auch in Kinder- und Jugendbüchern hat es Platz für Politik und es ist nie zu früh, mit seinen Kindern über Werte, Mitgefühl, Respekt und Toleranz zu sprechen.

Zusätzliche Infos:
Titel: Harry Potter und der Stein der Weisen
Originaltitel: Harry Potter and the Philosopher’s Stone
Autorin: J.K. Rowlings Harry-Potter-Romane haben weltweit Rekorde gebrochen und sind vielfach ausgezeichnet worden. Sie wurden über 500 Millionen Mal verkauft, in 80 Sprachen übersetzt und haben auch im Kino Fans auf der ganzen Welt begeistert. Es gibt drei Begleitbände zur Serie, die J.K. Rowling für wohltätige Zwecke geschrieben hat: Quidditch im Wandel der Zeiten und Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind zugunsten von Comic Relief und Lumos, Die Märchen von Beedle dem Barden zugunsten von Lumos. J.K. Rowling hat außerdem das Drehbuch zu Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind verfasst, dem Auftakt einer fünfteiligen Filmreihe. Gemeinsam mit Drehbuchautor Jack Thorne und Regisseur John Tiffany entwickelte sie das Theaterstück Harry Potter und das verwunschene Kind. Teil eins und zwei, das seit 2016 im Londoner West End aufgeführt wird und 2018 am Broadway Premiere feierte. 2012 gründete sie Pottermore, ein Onlineportal, auf dem Fans Neuigkeiten, Artikel und Beiträge von J.K. Rowling finden können. Sie hat auch einen Roman für Erwachsene geschrieben, Ein plötzlicher Todesfall, und unter dem Pseudonym Robert Galbraith Kriminalgeschichten rund um den Privatdetektiv Cormoran Strike verfasst. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem den Order of the British Empire, den Companion of Honour, den Légion d’honneur und den Hans Christian Andersen Preis.
Fester Einband: 336 Seiten
Sprache: Deutsch
Orignialsprache: Englisch
Übersetzt von: Klaus Fritz
Verlag: Carlsen
Erschienen: 1998
ISBN: 3551551677

07 September 2018

Rezension: Anna Forster erinnert sich an die Liebe

 
"Anna Forster erinnert sich an die Liebe" habe ich via Bloggerportal beim Blanvalet-Verlag angefragt und im August als Rezensionsexemplar zugestellt bekommen, herzlichen Dank.

Anna Forster erinnert sich an die Liebe - Sally Hepworth

Beschreibung des Verlages:
Auch wenn du deine Erinnerung verlierst, wirst du doch nie die Liebe vergessen …
Anna Forster ist erst achtunddreißig, als sie die erschütternde Diagnose Alzheimer erhält. Sie weiß, dass ihr Zwillingsbruder Jack nur ihr Bestes will, und dennoch tut es weh, als er ihr vorschlägt, in ein betreutes Wohnheim zu ziehen. Sie weiß außerdem, dass in der Einrichtung nur eine weitere Person in ihrem Alter lebt – Luke, mit dem sie so viel mehr verbindet als mit allen anderen Menschen, die sie kennt. Anna und Luke verlieben sich ineinander, doch nach einem tragischen Vorfall setzen ihre Familien alles daran, die beiden zu trennen. Nur eine Person kann dem Liebespaar helfen: die Köchin Eve, die selbst einen schweren Schicksalsschlag verkraften musste. Doch ist sie bereit, alles für Anna und Luke aufs Spiel zu setzen?

Meine Meinung:
Ende August habe ich mich nach einem Buch fürs Herz, einer Familiengeschichte und spannenden, vielschichtigen Figuren gesehnt und deshalb zum Buch "Anna Forster erinnert sich an die Liebe" gegriffen. Bereits am 1. September habe ich das Buch dann beendet und kann nur bestätigen, was ich vermutet habe: hinter dem zauberhaften Cover verbirgt sich eine berührende Geschichte rund um die Themen Liebe, Familie, Verlust und Vergessen.

Anna Forster:
Gerade weil Anna Forster noch so jung ist, als sie die Diagnose Alzheimer erhält, fällt sie durch alle Raster und muss aus Mangel an Alternativen in ein betreutes Heim ziehen, in dem vor allem ältere Menschen wohnen. Da ich einmal eine Dokumentation über junge Menschen in betreuten Heimen gesehen habe, hat mich dies besonders berührt. Es gibt nämlich viel zu wenig Möglichkeiten für junge Menschen, die nach Unfällen oder durch eine Krankheit eingeschränkt sind. Gerade, wenn diese Menschen keine Vollzeitpflege, sondern lediglich ein wenig Hilfe in ihrem Alltag benötigen, werden sie oft mit alten Menschen zusammen in Heimen und betreuten Wohneinrichtungen untergebracht, was ihnen eigentlich überhaupt nicht entspricht, aber oft die einzige Lösung ist.
Und Anna ist ja noch nicht komplett dement, sie realisiert, dass sie fast ganz alleine ist mit ihrer Situation und diese Zerrissenheit, aber auch die berührenden Begegnungen mit Luke, der ebenfalls an einer Form von Alzheimer leidet, sind differenziert dargestellt. Auch Situationen mit ihrer Familie, die hadert und zugleich hilflos, aber auch erleichtert über die akzeptable Lösung ist, sind sehr differenziert ausgeleuchtet und eingebunden. Ausserdem fliessen verschiedene medizinische Hintergründe und Erfahrungen ganz selbstverständlich in dieses Buch mit ein und die einzelnen Etappen des Vergessens werden nachvollziehbar geschildert und so auch für Leser, die bisher keine Berührung mit dem Thema hatten, fassbar gemacht.

Eve und ihre Aussensicht:
Dieses Buch wäre aber nur halb so gehaltvoll ohne die Aussensicht von Eve. Nachdem ihr Leben komplett in die Brüche gegangen ist, muss sich Eve gemeinsam mit iher Tochter ganz neu orientieren. Was vorher Privatschulen, Dekoelemente, Weinbars und oberflächliche Freundinnen waren, sind nun die täglichen Hänseleien an der Schule, das Zerbrechen von alten Freundschaften und der finanzielle Ruin. Und so muss sich die gelernte Köchin Eve, die eigentlich grosse Karriere hätte machen können, ganz neu orientieren und sich in einer Einrichtung für betreutes Wohnen bewerben.
Dort trifft sie nicht nur auf Anna Forster, sondern auch auf einen überforderten Heimleiter, und mittelalterliche Strukturen und wird zudem nicht nur mit der Küche, sondern auch mit allerlei Reininungsarbeiten und der Betreuung der Bewohner betraut. Heillos überfordert aber froh um die Anstellung, die ihrer Tochter Clem den Platz in der bevorzugten Schule sichert, verbringt Eve mehr und mehr Zeit mit Anna und erkennt schon bald, dass da etwas ganz und gar nicht stimmt...
Eve gibt uns ganz andere Einblicke in den Alltag der Bewohnerinnen und Bewohner der Einrichtung und den Problemen, die solche Institutionen haben können. Ausserdem ist sie eine warmherzige Person, die man einfach mögen muss. Besonders gut hat mir übrigens ihre Tochter Clem gefallen, die ebenfalls ganz viel zur positiven Atmosphäre dieses Buches beiträgt.

Schreibstil:
Nachdem ich nun die zwei wichtigsten Figuren und ihre Geschichten ein wenig vorgestellt habe, möchte ich doch noch ein paar Worte zum Schreibstil verlieren. Das Schöne dabei ist nämlich, dass "Anna Forster erinnert sich an die Liebe" von drei verschiedenen Personen erzählt wird. Von Anna selber, von Eve und von Clem. Die drei Figuren berichten in Ich-Form aus ihrem Leben und lassen so die geschilderten Ereignisse noch lebensechter werden. Vor allem Clems kindliche und doch schon so erwachsene Sicht hat mir sehr gut gefallen, aber auch Eves einfühlsame Haltung zu ihrem Leben und den Bewohnern des Rosalind House und Annas teilweise klare, manchmal aber auch verschwommene und immer verschwommenere Gedankenwelt, haben mich sehr berührt.

Meine Empfehlung:
Wie ihr euch unschwer denken könnt, empfehle ich euch dieses Buch, das auf den ersten Blick so leicht wirkt und doch so viele traurige und bewegende, aber auch wunderschöne Lesemomente beinhaltet, sehr gerne und von Herzen weiter.

Zusätzliche Infos:
Titel: Anna Forster erinnert sich an die Liebe
Originaltitel: The Things We Keep
Autorin: Sally Hepworth ist gebürtige Australierin, verbrachte jedoch viel Zeit damit, um die Welt zu reisen. Sie lebte in Singapur, Großbritannien und Kanada, wo sie als Eventmanagerin und im Personalwesen arbeitete. 2009 kehrte sie zurück nach Australien und wandte sich ganz ihrer großen Leidenschaft, dem Schreiben, zu. Sally Hepworth lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in Melbourne.
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag: 384 Seiten
Sprache: Deutsch 
Originalsprache: Englisch
Übersetzt von: Gabriele Werbeck
Verlag: Blanvalet
Erschienen: 25.06.2018
ISBN: 978-3-7645-0640-7

02 September 2018

Lese-Statistik August 2018

 
Aktuell klappt meine Zeiteinteilung gut, ich komme viel zum Lesen, liebe meine Arbeit und habe zusätzlich zu der Planung zweier Projekte und meinen fünfzehn Schülerinnen und Schülern noch zwei Stellvertretungen übernommen, weshalb ich aktuell drei Tage pro Woche unterrichte und deshalb - und auch sonst - ziemlich viel im Zug unterwegs bin. Also noch mehr Lesezeit :-)
Ausserdem führe ich für fünf Wochen (noch bis Ende September) ein Strohwitwendasein; der Liebste ist in Deutschland und absolviert seine Prüfungen, weshalb ich viel eher mal zu einem Buch greife, als mir einen Film anzusehen. Dies erklärt die vielen gelesenen Bücher in den letzten Tagen und ich hoffe, dass ich im September endlich einen sehr, sehr deutlichen SuB-Abbau verkünden darf, der SuB schwindet zwar seit Mai 2017, aber doch ein wenig langsam.

Und das habe ich im August gelesen:
Ein Monat (fast) voller "Tops" liegt hinter mir. Gleich vier meiner Bücher haben mich ohne Abzüge verzaubert und jeweils einen Tag lang komplett aus meinem Alltag entführt, nur so lange hat es nämlich gedauert, sie zu lesen. Diese vier Bücher  also haben mich im August begeistert (klickt aufs Bild für mehr Infos):
https://www.randomhouse.de/Buch/Das-rote-Adressbuch/Sofia-Lundberg/Goldmann/e544332.rhd
https://www.rowohlt.de/hardcover/wolfgang-herrndorf-tschick.html
https://www.kiwi-verlag.de/buch/guten-morgen-genosse-elefant/978-3-462-05076-9/
http://www.ammannverlag.ch/?id=331&k=4&sk=86&tb=bio&bioid=162

Und dann habe ich zwei Bücher gelesen (eines davon, das ich auch nicht rezensieren werde, für ein Konzertprojekt), die mir sehr gut gefallen haben und die mich trotz kleinster Kritikpunkte wunderbar unterhalten und für ein entspanntes und aussergewöhnliches Lesevergnügen gesorgt haben:
http://www.dumont-buchverlag.de/buch/hartlieb-meine-wundervolle-buchhandlung-9783832197438/
https://anacondaverlag.de/produkt/pinocchio-vollstaendige-ausgabe

Leider gibt es auch einen Flop zu vermelden und zwar handelt es sich dabei ausgerechnet um ein Buch, das ich mit Daniela vom Blog Livricieux in einer Blogleserunde gelesen und diskutiert habe und das mich fast zwei Monate lang begleitet hat. Aber wie ihr auch bei Insta und in meiner Rezension gesehen habt, habe ich mit diesem Buch nicht nur gute Stunden verbracht...
https://www.hanser-literaturverlage.de/themen/ein-wenig-leben

Meine Rezensionen im Überblick:
Das rote Adressbuch - Sofia Lundberg   (352 Seiten)
Tschick - Wolfgang Herrndorf  (256 Seiten)
Guten Morgen, Genosse Elefant - Christopher Wilson   (272 Seiten)
Pinocchio - Carlo Collodi, nicht rezensiert   (288 Seiten)
Alle Zahlen auf einen Blick:
Gelesene Bücher: 7
Somit in die Leseeule: 8 Franken (aussortierte Bücher zählen auch)
Gelesene Seiten: 2448 Seiten
Durchschnittliche Seitenzahl pro Tag: 78.97 Seiten
SuB am Monatsbeginn: 148
Aktueller SuB: 144
Differenz: - 4 (ein Buch habe ich aussortiert)

01 September 2018

Neuzugänge August 2018

 
Ich kann es aktuell wirklich nicht glauben: die Tage, Wochen und Monate fliegen nur so dahin und ich frage mich, wo all meine Zeit geblieben ist... Vor allem aber bin ich so glücklich, dass nun endlich der Herbst Einzug hält und bald ist Weihnachten, die Vorfreude wächst :-)

Und da dürfen natürlich ein paar neue Bücher für die zusätzlichen Lesestunden nicht fehlen. Ein Buch habe ich gekauft, ein Buch habe ich angefragt und für die anderen zwei Bücher habe ich eine gute Entschuldigung. Wirklich...

Und diese Bücher sind im August bei mir eingezogen:
https://www.randomhouse.de/Buch/Das-rote-Adressbuch/Sofia-Lundberg/Goldmann/e544332.rhd
"Das rote Adressbuch" von Sofia Lundberg habe ich via Bloggerportal beim Goldmann-Verlag angefragt, weil es mir das Cover so angetan hat und ich mir sehr viel von der Thematik versprochen habe. Meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht und ich habe das Buch am Sonntag innerhalb von wenigen Stunden gelesen und rezensiert. Zur Rezension kommt ihr HIER

https://www.rowohlt.de/hardcover/wolfgang-herrndorf-tschick.html
"Tschick" von Wolfgang Herrndorf stand schon sehr lange auf meiner Wunschliste. Dieses bekannte Jugendbuch habe ich mir dann einfach selber gekauft, weil ich es unbedingt lesen und nicht mehr warten wollte. Ich habe es dann ebenfalls innerhalb eines Tages beendet. HIER findet ihr die Rezension.

https://www.kiwi-verlag.de/buch/guten-morgen-genosse-elefant/978-3-462-05076-9/
Und dann hat mich der KiWi-Verlag überrascht und mit einem komplett unerwarteten Exemplar von "Guten Morgen, Genosse Elefant" aus der Feder von Christopher Wilson direkt ins Schwarze getroffen. Auch dieses Buch habe ich verschlungen und geliebt und die Rezension dazu findet ihr HIER

https://www.diogenes.ch/leser/titel/jane-austen/emma-9783257608540.html
Und dann bin ich noch an einem öffentlichen Bücherschrank vorbeispaziert und habe darin "Emma" von Jane Austen gefunden. Dieses Buch muss man doch einfach gelesen haben und deshalb habe ich einfach zugegriffen, klar, oder? :-) Aber dieses Buch ist noch nicht gelesen und das kommt dann vielleicht bald schon auf die Leseliste.

Kennt ihr einen meiner Neuzugänge schon? Wie haben euch die Bücher gefallen?

Die Zahlen im Überblick:
Geschenkt bekommene Bücher: 1
Rezensionsexemplare: 1
Gekaufte Bücher: 1
Eingesammelte Bücher: 1
Gesamte Neuzugänge: 4
SuB am Monatsbeginn: 148
Aktueller SuB: 144