Rezension: Mars

Mars - Asja Bakić

Beschreibung des Verlages:
In »Mars« zeigt Asja Bakić eine Reihe einzigartiger Universen, in deren Mittelpunkt Frauen stehen, die vor die Aufgabe gestellt sind, der seltsamen Realität, die sie erleben, einen Sinn zu geben. Eine Frau wird von Tristessa und Zubrovka aus einer Art Vorhölle befreit, sobald sie eine Aufgabe erfüllt. Eine Meisterin der Täuschung wird mit jemandem konfrontiert, der ihr Geheimnis kennt. Eine Schriftstellerin soll einen Bestseller unter Pseudonym geschrieben haben, woran sie sich jedoch nicht erinnern kann. Abby scheint ihr Gedächtnis verloren zu haben, und doch weiß sie, dass mit ihrem misstrauischen Ehemann etwas nicht stimmt. Eine weitere muss auf dem Mars über ihr Verbrechen reflektieren, Autorin zu sein.
Nicht nur das inhaltliche Konzept der Erzählungen ist beeindruckend, sondern auch die Methode: Gekonnt verwebt sie in das klassische Erzählmuster Elemente aus der Genre-Literatur – Horror, Science-Fiction und Fantasy. Entstanden sind so spannende, oft humorvolle Geschichten, die emanzipierend sind, ohne in politische Agitation zu verfallen. Publishers Weekly kürte die amerikanische Ausgabe von »Mars« 2019 zu einem der 25 besten Büchern des Jahres in den USA der Kategorie Belletristik.
Die Herausgabe dieses Werks wurde durch das Literaturnetzwerk TRADUKI gefördert.

Inhalt:
In zehn Erzählungen schildert Asja Bakić die befremdlich und zugleich seltsam vertraut anmutenden Lebensrealitäten von zehn Protagonistinnen. In allen Erzählungen stossen die Hauptfiguren an die Grenzen ihrer Welt und ihres Verstandes, werden eingeschränkt und schaffen es, sich zu befreien, zu sich selber zu finden, oder gehen in ihrer eigenen Welt verloren. Dabei begegnen sie Schwierigkeiten, welche wir alle aus unserer eigenen Welt auch kennen, haben aber zugleich Fähigkeiten oder machen Erfahrungen, die fremder und aussergewöhnlicher nicht sein könnten.

Meine Meinung:
Bereits die erste Erzählung hat mich komplett für sich eingenommen. Asja Bakić spielt dabei mit einer kafkaesk anmutenden Verwirrung der Sinne und obwohl ich Kafkas Literatur sehr gerne mag, kann ich sagen, dass Bakić viel eindringlicher, modernder, unverblümter und definitiv auch unheimlicher schreibt. Bereits die zweite Erzählung hat mich aber wieder in eine ganz andere Realität entführt und so hat sich schnell herausgestellt, dass jede der zehn Erzählungen über eine sehr eigene Grundstimmung und Wirklichkeit verfügt. Alle diese Wirklichkeiten existieren scheinbar nebeneinanderher und oft ist die Atmosphäre der Erzählungen dabei sehr melancholisch oder sogar düster. Einige wirken eher aussichtslos, andere enden positiver als sie beginnen oder sorgen zumindest dafür, dass die Protagonistin ein wenig mehr über sich selbst herausfinden kann.
Besonders begeistert hat mich, wie es Bakić gelungen ist, jede einzelne Erzählung so zu gestalten, dass ich das Gefühl hatte, nur schnell durch ein kleines Fenster in das Leben eines Menschen zu blicken und dieses Fenster auch kurz danach wieder zu schliessen. Manchmal bin ich ratlos zurückgeblieben, manchmal erleichtert und manchmal versöhnt.

Meine Empfehlung:
Von mir gibt es eine sehr herzliche Empfehlung für diese schöne, spannende und auch ein wenig unheimliche Sammlung von Erzählungen.

Zusätzliche Infos:
Titel: Mars
Originaltitel: Mars
Autorin: ASJA BAKIĆ, geboren 1982, ist eine bosnischkroatische Autorin und Kulturkritikerin. Sie hat bisher einen Gedichtband mit dem Titel »Es kann ein Kaktus sein, solange er sticht« (2009) sowie zwei Kurzgeschichtensammlungen, »Mars« (2015) und »Sweetlust« (2020), veröffentlicht. Ihr viertes Buch »Komm, ich sitze auf deinem Gesicht« (2020) ist eine Sammlung von Essays über Popkultur. Bakić wurde als eine der New Voices from Europe 2017 von Literary Europe Live ausgewählt. Sie lebt in Zagreb.
Sprache: Deutsch
Aus dem Kroatischen von: Alida Bremer
Hardcover: 160 Seiten
Verlag: Verbrecher Verlag
Ersterscheinung:
08.03.2021
ISBN:
9783957324740

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