Rezension: Augustblau

Augustblau - Deborah Levy

Beschreibung des Verlages:

Elsa M. Anderson ist eine berühmte Konzertpianistin. Doch als sie in Wien Rachmaninows »Piano Concerto Nr. 2« spielen soll, vermasselt sie es. Sie verlässt die Bühne, und ihre Identität als Wunderkind wird auf einen Schlag unstet.
Drei Wochen später beobachtet sie auf einem Flohmarkt in Athen eine Frau, die zwei mechanische Tanzpferde kauft. Elsa fühlt sich auf sonderbare Weise mit der Unbekannten verbunden und hält sie für ihre Doppelgängerin. Sie beginnt die Frau zu suchen, mit ihr in Gedanken zu kommunizieren. Doch die Frau, nicht gewillt, sich widerstandslos zum Alter Ego machen zu lassen, läuft Elsa in den Straßen von Paris davon.
Und so versucht Elsa mithilfe und trotz ihres Doubles, ihrer Mütter, ihres Adoptivvater-Klavierlehrers, ihrer Liebsten und Schüler*innen ein neues Ich zu komponieren, ihre eigene Geschichte zu spinnen.

Inhalt:
Dieses Buch wirkt auf den ersten Blick, wie die Geschichte einer Musikerin, die nach einem Konzertabbruch nicht mehr spielen kann oder will. Zuerst dachte ich, dass ich nun tief in Elsas Leben als Künstlerin eintauchen und mit ihr auf die Suche nach den Ursachen ihres vermeintlichen Versagens gehen würde. Dieses Buch ist aber so viel mehr. Es erzählt eine komplizierte Adoptionsgeschichte und vom nicht ganz einfachen Verhältnis zwischen Elsa und ihrem Adoptivvater. Es erzählt von Liebe und Leidenschaft, von Krankheit und Schmerz. Vor allem aber erzählt es von vielen in aller Fülle gelebten Leben, von alles überdauernden Freundschaften, von einem schwülen Sommer und der neugierigen und ungezwungenen Suche nach sich selbst.

Meine Meinung:

Ich habe "Augustblau" mit immer grösserem Vergnügen gelesen. Die Protagonistin und auch die anderen Figuren haben es mir angetan. Sie blicken mit einem nicht ganz ernsten Blick auf sich und ihr Leben, achten aufeinander und sind bereit, sich in immer wieder neue Lebenssituationen zu begeben. Elsa wirkt frei und gefangen zugleich und geniesst die Menschen, das Essen und die Musik in ihrem Leben, sucht aber auch immer nach ihren Wurzeln und ihrer Bestimmung. Sie ist sich ihrer Privilegien bewusst und schöpft dankbar aus dem Vollen. Ausserdem ist sie in meinen Augen eine grandiose Lehrerin und wohl die erste in einem Roman beschriebene Starmusikerin, die ein authentisch beschriebenes Musikerinnenleben führt.

Sprache und Aufbau:

Levy schafft es, die Sommerhitze, den Geruch des Meeres, die Gedanken ihrer Figuren und ganz viele unterschiedliche Szenen, Schauplätze und Jahreszeiten auf diesen wenigen Seiten zum Leben zu erwecken. Ihre Sprache macht süchtig und Lust auf mehr. Die kurzen Kapitel springen schnell von Figur zu Figur, von Szene zu Szene und gehen dennoch in die Tiefe, berühren und unterhalten. Ausserdem spielt dieses Buch in der Zeit von Corona und des Lockdowns, was ich vorher nicht wusste, was mich aber aufgrund der nur kurzen Erwähnung in einigen Kapiteln auch nicht gestört hat.

Meine Empfehlung:
"Augustblau" hat mich mit immer neuen Wendungen und Gedanken überrascht, meine Sehnsucht nach dem Meer geweckt und mich bestens unterhalten. Ich freue mich schon sehr darauf, weitere Bücher der Autorin zu entdecken.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Augustblau
Originaltitel: August Blue
Autorin: Deborah Levy, geboren 1959 in Südafrika, ist Romanautorin, Dramatikerin und Lyrikerin. 1968 emigrierte ihre Familie nach Großbritannien. Levy besuchte bis 1981 das Dartington College of Arts und begann, Theaterstücke zu schreiben. In Cardiff leitete sie die Manact Theatre Company. Sie verfasste neben einer großen Anzahl von Theaterstücken und Beiträgen für Radio und Fernsehen Erzählungen und Romane. Ihre Stücke werden u. a. von der Royal Shakespeare Company aufgeführt. Ihre Romane Heim schwimmen und Heiße Milch standen auf der Shortlist für den Man Booker Prize. Deborah Levy lebt und arbeitet in London.
Sprache: Deutsch
Aus dem Englischen von: Marion Hertle
Taschenbuch: 176 Seiten
Verlag: Kampa Verlag
Erschienen:
11.07.2024  (Taschenbuch)
ISBN: 978 3 311 15108 1

2 Kommentare:

  1. Hallo Livia,

    das klingt nach einem interessanten Buch. Vor allem sprachlich hört es sich für mich jetzt - nach deiner Rezension - vielversprechend an. Ich werde es mir einmal näher ansehen. :)

    Liebe Grüße

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    1. Oh ja, das Buch lohnt sich sehr und hat mich wirklich begeistert. Ich hoffe, dass es dir auch gefallen wird und grüsse dich sehr herzlich.

      Ganz liebe Grüsse
      Livia

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