Rezension: Meinen Hass bekommt ihr nicht

Meinen Hass bekommt ihr nichtDieses beeindruckende und berührende Buch wurde mir vom Bloggerportal zur Verfügung gestellt. Es ist im Verlag Blanvalet erschienen.

Meinen Hass bekommt ihr nicht - Antoine Leiris 
„Freitag Abend habt ihr das Leben eines außerordentlichen Wesens geraubt, das der Liebe meines Lebens, der Mutter meines Sohnes, aber meinen Hass bekommt ihr nicht.“

Beschreibung des Verlages:
Der bewegende Bericht eines Mannes, der am 13. November 2015 während der Terroranschläge in Paris die Liebe seines Lebens verlor und mit einem einzigen Post die ganze Welt bewegte. 
Am 13. November 2015 sah Antoine Leiris seine Frau Hélène zum letzten Mal – sie wurde an diesem Tag mit neunundachtzig weiteren Personen im Konzertsaal Le Bataclan Opfer der Terroranschläge in Paris. Während die Welt geschockt und in tiefer Trauer versuchte, eine Erklärung für das Unfassbare zu finden, postete der vierunddreißigjährige Journalist auf Facebook einen offenen Brief. In bewegenden Worten wandte er sich darin an die Attentäter und verweigerte „den toten Seelen“ seinen Hass – und den seines siebzehn Monate alten Sohnes Melvil. Die Botschaft ging um die Welt. Er, der an jenem Tag die Liebe seines Lebens verlor, hatte nur eine Waffe: seine Worte. Das Grauen, der Verlust und die Trauer haben Antoine Leiris‘ Leben erschüttert. Ehrlich und ergreifend schildert er Momente aus einem zerstörten und doch so zärtlichen Alltag zwischen Vater und Sohn – und sagt damals wie heute, dass das Leben trotzdem weitergehen soll. Antoine Leiris trotzt dem Terror und der Gewalt mit einer bewegenden und hoffnungsvollen Botschaft: „Meinen Hass bekommt ihr nicht“.

Meine Meinung:
Noch nie in meinem ganzen Leben habe ich ein Buch so schnell verschlungen. Noch nie war ich so gebannt, klebte förmlich an den Seiten, Worten, Erinnerungen und konnte meine Lektüre nicht mehr aus der Hand legen. 
Ich habe "Meinen Hass bekommt ihr nicht" heute auf einer Zugfahrt gelesen und wohl alle Mitreisenden mit meinem Mienenspiel unterhalten. Ihr seht, es ist jetzt mitten in der Nacht, ich kann nicht schlafen, habe einige Kapitel des Buches wieder und wieder gelesen und überlege mir, was ich nun schreiben soll. Dieses Buch wird mich nie mehr loslassen. Und es ist nicht nur die besondere Tragik, es sind nicht die Ereignisse in Paris, die dafür sorgten, dass dieses Buch so berühmt wurde. Es sind nicht die berühmt gewordene Fotografie der wunderschönen Frau mit dem Baby auf dem Arm, Hélène, nicht der nachdenklich blickende, attraktive Autor, der uns an seiner, Leiris, Geschichte teilhaben lässt. Es ist ganz alleine der erzählerischen Gewalt, der Offenheit, der wunderschönen Sprache und der wichtigen Botschaft des Autors geschuldet, dass dieses Buch so viel - wohlverdiente - Aufmerksamkeit erhalten hat und weiterhin erhält. Paris ist bei uns vielleicht nicht mehr täglich ein Thema, aber für Leiris und seine Angehörigen und für viele weitere Menschen in Paris ist immer noch jeder neue Morgen mit Kummer, Trauer und einer zartbitteren Erinnerung an einen verlorenen, geliebten Menschen verbunden.

Schreibstil und Handlung:
Antoine Leiris beschreibt in Tagebuchform den heilen Alltag, bevor alles zerbrach. Er schreibt vom Warten und Hoffen auf Nachrichten nach den Attentaten in Paris, von seinem neuen Alltag ohne Hélène und als alleinerziehender Vater. Von Schritten in ein neues, anderes, zerstörtes Leben voller Erinnerungen, Trauer, Schmerz, Kummer und einer neuen Zukunft zu zweit, nur er mit seinem Sohn.
Was mich an diesem Buch so berührt hat, sind nicht in erster Linie die Botschaft, die Leiris den Attentätern entgegensetzt, seine Kraft, seinen Mut und seine Offenheit im Umgang mit dem Schmerz. Was mich nämlich hier sitzen und weinend diese Rezension tippen lässt, ist die Liebe, die aus jedem von Leiris Worten spricht. Die unendliche, zärtliche, leidenschaftliche, vertraute Liebe zu seiner Frau Hélène, zu ihrem miteinander gelebten und aufgebauten Leben, zu ihrem gemeinsamen Sohn, zu jeder Sekunde, jedem Moment, die sie miteinander verbracht haben. Diese so zerbrechliche und doch so starke Liebe ist es, die Leiris seine Worte wählen und in die Welt "hinausschreiben" lässt. Diese Liebe ist es, welche seine Botschaft um so stärker macht, um so hoffnungsvoller, um so trauriger. Darum berührt er, berührt ihre gemeinsame Geschichte, die mit Hélènes Tod kein Ende, sondern nur eine andere Form gefunden hat und darum müsst ihr dieses Buch einfach lesen. Ich kann keine Worte mehr finden für dieses Buch und wenn ich sie doch finde, dann melde ich mich wieder mit neuen Eindrücken, Gedanken, Ideen. Antoine Leiris har ein eindringliches, berührendes, schonungslos offenes Werk geschaffen, hat sich seinen Schmerz, seine Wut, seine Angst, seine Verlorenheit, seinen Kummer von der Seele geschrieben und gleichzeitig an die Menschlichkeit in uns allen appelliert. Und einmal mehr möchte ich euch in diesem Moment einladen, ein Licht für den Frieden zu entfachen, zu teilen, mitzunehmen in euren Alltag.

Meine Empfehlung:
Ich bitte euch von ganzem Herzen, dieses Buch zu lesen. Es wird mich mein Leben lang begleiten, es wird immer wieder von mir gelesen werden. Weil ich seine poetische Sprache, seinen hoffnungsvollen Inhalt schätze, weil die Liebe, die Antoine Leiris beschreibt und aus jedem seiner Worte sprechen lässt, so gross ist, dass sie für uns alle reicht. Weil seine Botschaft so stark ist, dass wir uns alle an ihr ein Beispiel nehmen können.

Zusätzliche Infos:
Titel: Meinen Hass bekommt ihr nicht
Originaltitel: Vous n'aurez pas ma haine
Autor: Antoine Leiris (geb. 1981) war Kulturredakteur bei den französischen Radiosendern France Info und France bleu. Heute arbeitet er als freier Journalist in Paris.
Sprache: Deutsch
Originalsprache: Französisch
Übersetzt von: Doris Heinemann
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag: 144 Seiten
Verlag: Blanvalet
Erschienen: 09.05.2016
ISBN: 978-3-7645-0602-5 

11 Kommentare:

  1. Wow! Mehr kann ich zu deiner Rezension eigentlich gar nicht sagen. Ich bin über deinen SUB-Beitrag hier gelandet und hab mich zur Rezension weitergeklickt, weil du mich neugierig gemacht hast. Und jetzt sitz ich hier mit Tränen in den Augen und bestell gleich das Buch. Vielen Dank für die tolle Rezension!

    Liebe Grüße
    Sarah

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    1. Liebe Sarah

      Vielen Dank für deine Worte. Es lohnt sich wirklich, dieses Buch zu lesen. Melde dich doch bitte, wenn du das Buch gelesen hast.

      Alles Liebe
      Livia

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    2. Hallo Livia,

      ich habe das Buch gestern gelesen und kann deiner Rezension in jedem Wort hundertprozentig zustimmen. Ich habe selten ein so sprachgewaltiges, bewegendes Buch gelesen. Es wird mich sicher lange begleiten und ich danke dir vielmals, dass du mich mit deiner Rezension darauf aufmerksam gemacht hast.

      Liebe Grüße
      Sarah

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    3. Liebe Sarah

      Ich freue mich so, dass dich das Buch so begeistert hat und dass es fortan dein Leben lang bereichern wird.

      Alles Liebe
      Livia

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  2. Das Buch ist mir üb erhaupt noch nicht über den Weg gelaufen und nun nach deiner Rezi...puh! Was für ein Thema! Würde auch sehr gut zu meiner heutigen post "Gedankensplitter....lesen bildet" passen, wo es auch um die Grausamkeiten geht, die Menschen anderen zufügen! Das Buch kommt gleich auf meine Wunschliste!
    Liebe Grüße
    Martina

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    1. Liebe Martina

      Es ist auch erst gerade vor wenigen Tagen auf Deutsch erschienen. Ich habe mir deinen Post gestern angesehen und genau das Gleiche gedacht. Das passt wirklich gut zusammen. Gänsehaut pur.
      Die Lektüre lohnt sich wirklich. Vor allem auch wegen der versöhnlichen und liebevollen Botschaft.

      Ganz liebe Grüsse
      Livia

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  3. Hey,
    wow, was für eine Rezension. Ich liebe Rezis, bei denen spürbar wird, was der Leser während der Lektüre empfunden hat. Das hast du hier definitiv geschafft. Ich werde das Buch sicherlich lesen, die Wort des Autors auf Facebook haben mich damals schon berührt.
    lg. Tine =)

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    1. Liebe Tine

      Vielen lieben Dank. Es hat mich auch schon sehr lange kein Buch mehr so berührt und zum Nachdenken gebracht.

      Auch dir alles Liebe
      Livia

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  4. Hallo Livia ♥
    Ich schon wieder :) Bin gerade sprachlos... was für eine wunderbare und mitreißende Rezension. Das Buch war mir bislang - ehrlich gesagt - noch gar kein Begriff. Natürlich habe ich damals im Fernsehen die schrecklichen Bilder aus Paris verfolgen können, aber das daraus dieses Buch, diese Erinnerung entstanden ist, habe ich gar nicht mitbekommen.
    Deine Rezension sagt wirklich alles aus und ich werde mir das Buch auf jeden Fall kaufen.
    Man mag sich gar nicht ausmalen, was diese Menschen in Paris erlebt haben und immer noch erleben. Jetzt zur EM wächst die Angst wieder. Und das sich dieser Mann offen hinstellt und sagt "Meinen Hass bekommt ihr nicht" - bewunderswert! Der Titel allein sagt schon so viel aus.

    Danke für die mitreißende Rezension!
    Liebe Grüße
    Jacky ♥
    Mein Blog

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    1. Hallo meine liebe Jacky

      Vielen, vielen lieben Dank für deine schönen Worte. Es freut mich sehr, dass ich dich für das Buch einnehmen konnte und hoffe, dass du in der Lektüre einen ähnlichen Schatz entdecken kannst, wie ich ihn gefunden habe.

      Alles Liebe
      Livia

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