„Ich hätte gerne ein Blumengesteck“, bat Forchel. Es war der zweiundzwanzigste Dezember, ein Mittwoch.
„Sehr gerne. Für heute oder für wann?“, fragte die sympathische Verkäuferin.
„Für morgen.“
„Morgen ist aber noch nicht Weihnachten“, lächelte sie.
„Es soll auch nicht für morgen sein sondern für eine Beerdigung.“
Sie schnappte entsetzt nach Luft.
„So kurz vor Weihnachten? Das tut mir aber leid.“
„Geht das mit dem Gesteck?“
„Haben Sie denn schon eine Vorstellung davon?“
„Nein, Sie können es selber zusammen stellen.“
„Darf ich fragen, für wer es ist?“
„Ich bin Polizist und habe gerade eben in einem Mordfall ermittelt.“
„Sind Sie Forchel? Der Polizist, der immer in allen Zeitungen war?“
„Scheint so.“
„Und Sie gehen an die Beerdigung?“
Er lächelte sie an.
„Selbstverständlich. Ich gehe immer an die Beerdigungen wenn ich ermittelt habe.“
„Aber warum?“
„Meine Liebe. Ich kenne diese Menschen, die so tragisch ums Leben kommen häufig besser, als ihre nächsten Verwandten. Warum also sollte ich nicht an ihre Beerdigungen gehen?“
Sie wirkte sehr traurig und wusste nicht mehr, was sie sagen sollte.
„Darf ich zusehen, wenn Sie die Blumen herrichten?“
Sie nickte nur stumm und wanderte ein wenig in ihrem Geschäft auf und ab.
„Ich werde nur die besten Blumen verwenden“, flüsterte sie leise.
Sie nahm ein paar Rosen in die Hand. Weiss, rot, orange.
„Welche Farbe mögen Sie?“, fragte sie schon gefasster.
„Weiss“, antwortete er, „das ist doch so typisch“.
„Und schön.“
Sie nahm weisse Rosen und sie wickelte feine Drähte mit Perlen um die Stiele.
Die Rosen arrangierte sie in einem kälteresistenten Topf. Diesen umwickelte sie mit vielen Blättern.
„Was meinen Sie dazu?“
„Kann ich mehr Grünzeug haben?“
Sie nahm noch einige Blätter mehr.
Dann fügte sie moosbewachsene Baumrinden dazu und befestigte diese an den Blätterkränzen.
Zum Schluss verschönerte sie das Ganze mit weiteren Perlen, Sternen, einer Weihnachtskugel und ein wenig Lametta.
„Etwas fehlt“, befand sie.
„Ich finde es wunderschön“, erklärte Forchel.
Da ging sie zu den roten Rosen zurück, griff sich eine und drapierte sie inmitten der weissen Rosen hin.
Fragend blickte sie zu Forchel auf.
Er nickte nur und der Hals wurde ihm eng.
„Wie viel macht das?“, fragte er.
„Nehmen Sie nur. So kurz vor Weihnachten eine Beerdigung.“
Er legte ihr trotzdem einen Schein auf den Tresen, bedankte sich und ging.
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