Rezension: Ungezähmt

Ungezähmt - Glennon Doyle

Beschreibung des Verlages:

Hör auf, gefallen zu wollen, und fang an zu leben.
Seit ihrem zehnten Lebensjahr strebt Glennon Doyle danach, gut zu sein: eine gute Tochter, eine gute Freundin, eine gute Ehefrau - so wie die meisten Frauen schon als Mädchen lernen, sich anzupassen. Doch statt sie glücklich zu machen, hinterlässt dieses Streben zunehmend ein Gefühl von Müdigkeit, Über- und Unterforderung. Glennon - erfolgreiche Bestsellerautorin, verheiratet, Mutter von drei Kindern - droht, sich selbst zu verlieren. Bis sie sich eines Tages Hals über Kopf in eine Frau verliebt - und endlich beschließt, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. 
Glennon Doyle zeigt uns, was Großes geschieht, wenn Frauen aufhören, sich selbst zu vernachlässigen, um den an sie gestellten Erwartungen gerecht zu werden, und anfangen, auf sich selbst zu vertrauen. Wenn sie auf ihr Leben schauen und erkennen: Das bin ich. Ungezähmt.

"Vielleicht war Eva uns niemals zur Warnung gedacht. Vielleicht war sie uns zum Vorbild gedacht.
Gesteh dir dein Verlangen ein.
Iss den Apfel.
Lass es brennen."
(S. 136)

Meine Meinung:
Die Tatsache, dass dies meine erste Rezension im Mai ist, weil ich so lange gebraucht habe, um dieses Buch zu lesen und dass ich mich auch so lange vor dem Schreiben der Rezension gedrückt habe, sagt eigentlich schon alles...
Das Buch wollte ich unbedingt lesen, weil Maria Christina Piwowarski in der Corona-Zeit oft empfohlen hat und weil ich es mir deshalb vor bald fünf Jahren auf die Wunschliste gepackt habe. Ein feministisches Buch einer Autorin, die selber hart mit sich ins Gericht geht, kritisch mit eigenen Glaubenssätzen umgeht und auch klar benennt, welche strukturellen Probleme oft zu Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten führen? Klingt super. Und der Anfang hat mich auch ehrlich begeistert. Leider folgt nun ein Aber (oder zwei): erstens hat mich gestört, wie repetitiv und abgedroschen viele Überlegungen und Phrasen sind. Vielleicht habe ich auch einfach schon so viele gute, differenzierte, kluge und ehrliche feministische Literatur gelesen, dass mich die "Erkenntnisse", welche Doyle hier präsentiert, nicht vom Hocker gehauen haben. Zweitens stört mich auch, wie sich Doyle oft hinter ihrer Spiritualität versteckt. Nicht, weil mich solche Themen in Büchern stören, sondern weil diese Stellen im Buch so aufgesetzt und pathetisch wirken, dass ich mich beim Lesen unwohl gefühlt habe. Doyle ist sich ihrer Massenwirksamkeit sehr bewusst, sie weiss, dass sie vor allem von (sehr, sehr vielen) weissen, christlichen, mit Männern verheirateten und kinderreichen Amerikanerinnen gelesen wird und diese Zielgruppe spricht sie auch sehr gezielt an. Besonders irritiert haben mich ihre ach so neuen Selbsterkenntnisse in Bezug auf ihre eigenen Privilegien. Ich muss leider zugeben, dass es echt nicht immer einfach war, Empathie für diese Frau zu empfinden, die in der Mitte ihres Lebens plötzlich bemerkt hat, dass beispielsweise Schwarzen Menschen, respektive natürlich allen BiPoC (und auch hier vor allem Frauen) andere Steine in den Weg gelegt werden, als einer weissen Frau...
Ich ziehe aber ehrlich meinen Hut vor der Offenheit, mit der Doyle über ihre Fehler und ihr eigenes Lernen berichtet und mir ist bewusst, dass die Bubble, in der sie aufgewachsen ist, dazu geführt hat, dass sie sich ihrer eigenen Position nicht bewusst war. Auch finde ich es beeindruckend, dass sie ihre Wut und ihre aus ihrem neuen Lebensentwurf gewonnene Kraft dazu genutzt hat, ein grosses gemeinnütziges Netzwerk ins Leben zu rufen, das jährlich unzähligen Menschen, mir Rat, Tat und grossen finanziellen Beträgen unter die Arme greift.

Meine Empfehlung/Fazit:
Ich denke, dass dieses Buch ein sehr guter Einstieg ins Thema sein und vielen Menschen Gedankenanstösse, Hilfestellungen und Hoffnung schenken kann. Mir persönlich ging das Buch zu wenig weit und vor allem habe ich mich mit dem aufgesetzten Pathos sehr schwer getan. Das Buch kommt in einen Bücherschrank und wird hoffentlich in die richtigen Hände fallen, damit es noch viel Gutes bewirken kann.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Ungezähmt
Originaltitel: Untamed
Autorin: Glennon Doyle ist Bestsellerautorin, renommierte Aktivistin sowie Gründerin und Präsidentin von Together Rising, einer von Frauen geführten gemeinnützigen Organisation. Oprah Winfrey gehört zu ihren Unterstützerinnen, genau so wie Elizabeth Gilbert und Reese Witherspoon. Glennon Doyle lebt mit ihrer Familie in Florida.
Sprache: Deutsch
Übersetzt von: Sabine Längsfeld
Paperback: 352 Seiten
Verlag: Rowohlt Taschenbuch
Erscheinungstermin: 17.11.2020
ISBN: 978-3-499-00621-0

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