Freitag, 13.3.15, ca. 18.45 Uhr in einem kleinen Kuhdorf in der Schweiz.
Ich unterrichtete gerade die letzte Schülerin des Abends und die aufgeweckte und quirlige Achtjährige war noch hibbeliger als sonst. Immer wieder wanderten ihre Augen zur Fensterfront und in den langsam dunkler werdenden Himmel hinaus. Suchend und rastlos. Als sie mit ihren Gedanken gar nicht mehr bei mir schien, fragte ich nach:
"V., siehst du da draussen etwas?"
"Wissen Sie, wir lernen in der Schule gerade die Planeten und unser Lehrer sagte, dass man, wenn man von hier zum Dorf W. hinüberblicke, die Venus sehen könne."
"Die Venus?"
"Die Venus scheint am hellsten von allen Sternen und sie ist vor allen anderen am Nachthimmel zu sehen. Schon in der Dämmerung. Also jetzt."
Ich verstand und erinnerte mich sogleich an das Teleskop, das ich mir als Kind gewünscht und auch bekommen, aber leider viel zu wenig oft benutzt hatte.
"Weisst du was? Wir drehen uns mit dem Rücken zum Fenster, spielen noch dieses Stück zu Ende und schauen dann nach, ob wir sie sehen können."
Sie nickte. Und sie spielte geduldig und fast fehlerfrei. Und dann legten wir unsere Instrumente zur Seite und rannten beide an eines der riesigen Fenster im Schulzimmer, drückten unsere Gesichter an die Scheibe und starrten gebannt nach draussen in die beginnende Dunkelheit. Und noch jetzt fröstelt es mich, wenn ich an den Moment denke, in dem wir sie beide gesehen haben, die Venus, beide "da" gerufen haben und unsere Augen kaum mehr abwenden konnten von der Schönheit dieses hellen, strahlenden Punktes in scheinbar unendlich weiter Ferne.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Ich freue mich über jeden lieben Kommentar, über Anregungen und konstruktive Kritik. Ausserdem möchte ich darauf hinweisen, dass ihr mit Absenden eines Kommentars zur Kenntnis nehmt und zustimmt, dass dabei personenbezogene Daten gespeichert werden.