Rezension: Die Uhrmacherin, im Sturm der Zeit

Die Uhrmacherin, im Sturm der Zeit - Claudie Dahinden

Beschreibung des Verlages (in meinen Augen äusserst irreführend):

Schweiz, 1873: Neu anfangen – das ist es, was sich die junge, aus gutem Hause stammende Sarah sehnlichst wünscht. Entschlossen nimmt sie kurzerhand eine Stelle als Hauslehrerin an, doch kaum ist sie im aufstrebenden Uhrendorf Grenchen angekommen, überschlagen sich die Ereignisse. Als ein Dienstmädchen zu Tode kommt, weckt der mysteriöse Unfall Sarahs Neugier. Dabei kommt sie Paul, dem ältesten Sohn ihres Dienstherrn, näher und lernt durch ihn die Kunst der Uhrmacherei kennen. Fasziniert von dem filigranen Handwerk, verspürt sie den brennenden Wunsch, Uhrmacherin zu werden. Doch mit ihrem Traum stellt sie sich gegen die Konventionen ihrer Zeit ...

Inhalt:
Nach einem tragischen Schicksalsschlag verlässt Sarah ihr Elternhaus und beginnt in Grenchen ein neues Leben als Hauslehrerin der angesehenen Familie Schneider. Als das Dienstmädchen der Familie Schneider zu Tode kommt, glaubt Sarah nicht an einen Unfall und beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln. Es kommt zu weiteren Todesfällen und Personen in Sarahs nächstem Umfeld geraten unter Verdacht. Ihre Ermittlungen führen sie in ein Bordell in der Region und lassen sowohl einige Vertreter der Oberschicht als auch der regionalen Polizei um ihre Posten zittern.

Titel und Klappentext:

Zuerst möchte ich mich noch einmal sehr herzlich bei Martina für dieses Buch bedanken. Sie hat es mir ganz überraschend geschenkt und ich habe mich riesig darüber gefreut. Martinas Rezension findet ihr HIER.
Weil ich Martinas Rezension bereits kannte, war mir vor dem Lesen bewusst, dass der Inhalt des Buches nur sehr wenig mit dem Titel und Klappentext zu tun hat. Ich möchte dies aber hier noch einmal erwähnen. Wer sich nämlich vor allem für den Ort Grenchen und das Handwerk der Uhrmacherei interessiert, ist mit diesem Buch nicht richtig beraten. Wer aber einen historischen Krimi mit ein wenig Lokalkolorit lesen möchte, könnte mit diesem Buch sehr glücklich werden.

Meine Meinung:
Der Einstieg in die Geschichte fiel mir leicht. Die Orte, in denen die Geschichte spielt sind mir zwar nicht sehr vertraut, aber natürlich kenne ich die Region trotzdem ein wenig. Sarah war mir von der ersten Seite an sehr sympathisch und ich habe mich über ihre neugierige Art gefreut und sie gerne durch die Ermittlungen begleitet. Nach knapp 200 Seiten ist das Buch aber ziemlich zäh geworden. Der eine Polizist rennt eigentlich nur zwischen einem Bordell und den Volksaufständen hin und her und die Ermittlungen gehen nicht mehr voran. Mir ist natürlich bewusst, dass dies in der normalen Ermittlungsarbeit genau so vorkommt, aber das möchte ich in einem Krimi einfach nicht lesen. Der soll gerne spannend sein und mich an die Geschichte fesseln. Ich war also nicht mehr sehr aufmerksam dabei, habe aber trotzdem weitergelesen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie alles zusammenhängt.
Ich bin mit dem Aufkeimen einer sanften Romanze, sehr unvorhersehbaren Zusammenhängen und einer überraschenden Auflösung belohnt worden.
Neben der Länge hat mich aber die sehr starke Fixierung auf die Religion gestört. Natürlich hat mich die Abspaltung der Christkatholiken von den Katholiken interessiert, das meine ich mit meiner Kritik auch gar nicht, schliesslich sind das sehr wichtige Ereignisse dieser Zeit. Mich haben die permanenten Berufungen der Figuren auf ihre Gebete, ihren Gott, ihre Psalme usw. gestört. Anschliessend an die Lektüre habe ich gelesen, dass die Autorin selber auch sehr religiös ist, deshalb war mir schnell klar, weshalb die Figuren genau so und nicht anders gedacht und gehandelt haben. Religion wird aber im Buch irgendwie nicht als etwas individuelles, grundsätzlich positives, sondern irgendwie aufgesetzt und teilweise einschränkend dargestellt.
Wieder sehr gut gefallen haben mir die ausführlichen Verzeichnisse der historischen und fiktiven Figuren, der historischen Ereignisse, Begriffe des Uhrmacherhandwerks sowie der Glossar. Wer möchte, kann sich hier also durchaus noch mit den historischen und sprachlichen Hintergründe des Buches befassen, was mir persönlich immer sehr gut gefällt.

Meine Empfehlung:
Ich denke, dass dieses Buch mit einem anderen Titel und einem anderen Klappentext als leichter, unterhaltsamer historischer Krimi erscheinen könnte, der zwar noch Luft nach oben hat, aber auch mit einer einnehmenden Protagonistin und gründlicher Recherchearbeit zu überzeugen vermag.
Wer sich für das Uhrmacherhandwerk interessiert, wird vom Buch sicher eher enttäuscht werden und ich bin mir selber nicht sicher, ob ich die weiteren Bände lesen möchte. Ich werde wohl zuerst einmal ein paar Rezensionen abwarten :-) Wer aber gerne historische Krimis liest und dabei auch ein paar Längen verkraften kann, wird dieses Buch mögen.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Die Uhrmacherin, im Sturm der Zeit
Autorin: Claudia Dahinden lebt gemeinsam mit ihrem Mann in der Kleinstadt Grenchen in der Nordwestschweiz, in der sie auch aufgewachsen ist. Sie studierte Zeitgeschichte und arbeitet heute als freischaffende Autorin, Sängerin und Songwriterin. Wenn sie nicht gerade schreibt, singt oder liest, engagiert sie sich in der städtischen Literarischen Gesellschaft und in ihrer Kirche. Ihr erster Roman »Die Uhrmacherin – Im Sturm der Zeit« stand auf Platz 1 der Schweizer Bestsellerliste.
Sprache: Deutsch
Taschenbuch, Klappenbroschur: 480 Seiten
Verlag: Penguin Verlag
Erschienen am: 13. Dezember 2021
ISBN: 978-3-328-10563-3

6 Kommentare:

  1. Hallo Livia, die Cover dieser Bücher finde ich oft sehr ansprechend. Inhaltlich wäre es eher nichts für mich, dennoch mag ich historische Romane sehr gerne. Danke für die ausführliche Rezension!

    Zeilentänzerin

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    1. Liebe Zeilentänzerin

      Ja, irgendwie war das nicht so rund. Die Protagonistin und der eher leichte Schreibstil haben zwar vieles gerettet, aber so ganz überzeugt von der Geschichte war ich nicht. Mal sehen, welche Reaktionen der zweite Teil hervorrufen wird, dann werde ich entscheiden, ob ich die Reihe weiterverfolge oder nicht :-)

      Alles Liebe an dich
      Livia

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  2. HI Livia, ich glaub Claudia Dahinten hat schon andere Bücher veröffentlicht, jedoch auch im Selfpuplishing :) Toll das dir das Buch so gefallen hat. Liebe Grüße

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    1. Liebe Nicole

      Das kann sein, weiss ich aber nicht genau.

      Das Buch hat mir leider nicht so gut gefallen, nur das Ende hat es noch gerettet und die Protagonistin war mir grundsätzlich sympathisch. Mal sehen, ob ich den zweiten Band lesen werde...

      Aber ich warte da erst einmal ein paar Rezensionen ab ;-)

      Alles Liebe
      Livia

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  3. Liebe Livia,
    hach, dabei hätte mich das jetzt so interessiert! Aber mit deiner Beschreibung der religiösen Abschnitte ist mir die Lust darauf vergangen. und dann ist es auch wieder einmal kein Einzelband - schade. So kommt er dann doch nicht auf die Wunschliste.
    Hab eine schöne Rest-Woche
    Anett

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    1. Liebe Anett

      Du kannst dir ja einmal eine Leseprobe ansehen. Mir war das insgesamt zu viel und ich warte jetzt auch noch die Rezensionen zu den weiteren Teilen ab, bis ich entscheide, wie und ob es mit der Reihe weitergeht.

      Alles Liebe und das wünsche ich dir auch
      Livia

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