Schwesterherz, vierter Teil

"Gemütlich hier", bemerkte Jacqueline und schwieg dann ein wenig. Andrina war froh, dass sich ihre Schwester wenigstens in diesem Restaurant ruhig verhielt.
"Wie lange bleibst du?", fragte sie lauernd.
"Ich bin für zwei Monate hier in Berlin eingeteilt und dann muss ich weiter nach Wien."
"Ich möchte nicht, dass du bei mir in der Wohnung bleibst, du engst mich zu stark ein. Du engst uns alle ein."
Jacqueline riss den Mund und ihre braunen Augen weit auf.
"Warum denn?", fragte sie leise und ihre vollen Lippen begannen zu zittern.
"Wir sind doch die Zwillinge", fuhr sie fort, "weisst du nicht mehr? Die alte Frau Meier hat uns doch immer so genannt. Sie wollte nie begreifen, dass wir einfach Schwestern waren, nie."
Andrina hielt den Stiel ihres Weinglases mit ihrer schlanken und kräftigen Hand umklammert und dachte an die alte Meier. Sie erinnerte sich noch gut an den Apfelbaum in ihrem Garten und wie sie immer darauf herumgeklettert waren.
"Jackie..."
"Nenn mich bitte nicht Jackie, ich bin kein Mann oder so was", fiel ihr Jacqueline ins Wort.
"Jackie, wenn das alles heisst, dass du mir nicht mehr von der Pelle rückst, dann will ich nicht dein Zwilling sein."
Sie stand auf und verliess das Lokal.

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