Kurzrezension: Wenn es nur Licht gäbe, bevor es dunkel wird

Wenn es nur Licht gäbe, bevor es dunkel wird - Iunona Guruli

Beschreibung des Verlages:

Iunona Guruli schafft georgische Geschichten, die wie wundersame Filme sind und immer zu früh enden. Ein flauschig-weicher Vogel, der vergessen in der Manteltasche zum Schutzpatron eines jungen Mädchens wird. Die zauberhaften Märchen des verlorenen Vaters, die der jungen Frau in tiefster Dunkelheit beistehen. Es sind zarte Momente wie diese, voller Schmerz, Liebe und Hoffnung, die Iunona Gurulis Erzählungen einer zerrissenen georgischen Jugend zum Strahlen bringen und sie zu einer der aufregendsten weiblichen Stimmen der georgischen Gegenwartsliteratur machen.

TW: häusliche Gewalt, sexualisierte Gewalt, Gewalt, Sucht, Drogen, Alkohol, Suizidgedanken

Inhalt:
In sechzehn Szenen widmet sich die Wortkünstlerin Iunona Guruli Alltagssituationen, Beziehungen, Familienkonstellationen und Erinnerungen Sie schafft es, ihre Figuren zwar kurz, aber intensiv durch die Texte zu begleiten und dabei Beklemmung, Liebe, Freundschaft und immer wieder einen Silberstreifen am Horizont spüren zu lassen. Umrahmt und unterbrochen werden diese Szenen von berührenden und unterhaltsamen "Kleinanzeigen", die nachhallen.

Meine Meinung:
"Biete:
28 Jahre alte, aber gut erhaltene grüne Augen, verschimmelte Träume und gebrochenes Herz mit interessantem Inhalt.
Preis: Verhandlungsbasis."
So beginnt dieses ungewöhnliche Buch und lässt damit direkt spüren, dass Guruli nicht lange fackelt, sondern mitten ins Geschehen, ins Leben ihrer Figuren springt, die teilweise verzweifelt, hoffend oder von Angst geplagt durch ihren Alltag stolpern. Sie verschont weder sie noch uns und mutet ihren Lesenden heftige Texte mit gewaltvollem Inhalt zu, welche mich oft haben innehalten lassen. Genau so schnell, wie sie uns ihre Figuren vorstellt, verlässt sie diese manchmal auch wieder, lässt sie teilweise erneut vorkommen oder nie mehr und lässt uns mitfiebernd und auf ein gutes Ende hoffend mit offenen Fragen zurück. Nur einige Male hätte ich mir doch noch ein wenig mehr Handlung oder auch Auflösung gewünscht, ansonsten empfand ich dies allerdings als stimmig. Immer wieder nimmt Guruli übrigens Bezug auf ihre Heimat Georgien, auf Krieg und Flucht und Armut und das harte Leben am Rande der Gesellschaft. Und auch wenn ich vom Inhalt manchmal sogar ein wenig abgeschreckt war, wollte ich doch immer weiterlesen, kein Wort dieser grandiosen Erzählerin verpassen, welche dieses Werk direkt selber vom Georgischen ins Deutsche übersetzt hat. 

Meine Empfehlung:
Ich bin ehrlich begeistert und überzeugt und möchte noch viel mehr Texte aus Gurulis Feder lesen. Wenn ihr euch nicht ganz einfache Kost zutraut, seid ihr mit diesem mal zarten, poetischen, mal wuchtig und brutalen Buch bestens beraten.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Wenn es nur Licht gäbe, bevor es dunkel wird
Autorin: Iunona Guruli, 1978 geboren in Tbilisi, Georgien, studierte Schauspiel und Journalistik. Lange Zeit pendelte sie zwischen Wohnungen, Städten, Ländern. Seit 1999 lebt sie in Deutschland. Nach dem Studium der Politik und Geschichte zog sie schließlich nach Berlin, wo sie heute als Übersetzerin für Deutsch und Georgisch lebt. »Wenn es nur Licht gäbe, bevor es dunkel wird« ist ihr Debüt, das sie selbst aus dem Georgischen übertragen hat. Derzeit arbeitet sie an ihrem ersten Roman, den sie auf Deutsch schreibt.
Fester Einband mit Schutzumschlag: 224 Seiten
Sprache: Deutsch
Verlag: btb
Ersterscheinung: 20.08.2018
ISBN: 9783442757992

Rezension: All I Want For Christmas

All I Want For Christmas - Amy Silver

Beschreibung (via Lesejury):

Weiße Weihnachten in London.
Das schwerste Jahr in Beas Leben geht zu Ende. Zum ersten Mal wird sie mit ihrem kleinen Sohn allein Weihnachten feiern. Aus Angst vor dem Alleinsein hat sie eine Menge Leute - Nachbarn, Freunde und Fremde - zum Fest in ihr kleines Café eingeladen. Eigentlich hat sie gar keine Zeit für neue Menschen in ihrem Leben, ganz zu schweigen von einer neuen Liebe. Doch Weihnachten ist die Zeit der Wunder, und in der duftenden Wärme des Honey Pot Cafés werden aus Fremden allmählich Freunde. Kann Bea ihr Herz noch einmal verschenken?

Inhalt:
Bea, die Besitzerin des gemütlichen Honey Pot Cafés in London, möchte für Zusammenhalt und Wärme bei ihren Mitmenschen sorgen. Chloe und Olivia finden eher zufällig den Weg ins Café und obwohl es Anfangs - vor allem bei Chloe - gar nicht so aussieht, als würde sie sich mit Bea anfreunden, schafft Bea doch das scheinbar unmögliche und lernt Chloe immer besser kennen. Vor lauter Fürsorge für ihre Mitmenschen wird erst viel später klar, welche dunklen Stunden Bea überlebt hat. Wird auch sie die weihnachtliche Wärme spüren?

Meine Meinung:
Das Buch habe ich von Irene von Igelabooks erhalten und es hat bei mir so richtig viel Weihnachtsstimmung hervorgerufen und mich mit seiner schönen Atmosphäre überzeugt. Allerdings habe ich beim Lesen auch sehr ambivalente Gefühle verspürt. Einerseits wimmelt das Buch nur so vor (zumindest auf den ersten Blick) extrem oberflächlichen und vor allem fettfeindlichen Figuren und es überrascht deshalb nicht, dass sowohl eine Essstörung als auch eine Alkoholsucht thematisiert werden. Ausserdem wird einer Figur, die bis dahin gar keine Erfahrung damit hatte, ein Tier zu Weihnachten geschenkt, einfach ein No-Go... Man merkt dem Buch also durchaus sein Alter an und trotzdem hat es auch moderne Ansätze. Es setzt sich zum Beispiel differenziert mit den Themen Ehe und Mutterschaft auseinander und lässt seine Figuren einander immer fürsorglicher und freundlicher begegnen.

Schreibstil und Aufbau:

Bea, Chloe und Olivia stehen abwechslungsweise im Zentrum, wobei Bea die eigentliche Hauptfigur des Buches ist. Sie ist es, welche die Geschichte als Ich-Erzählerin erlebt und Chloes und Olivias Perspektive wird in der dritten Person erzählt. Die drei Frauen stehen an ganz unterschiedlichen Punkten in ihrem Leben und immer wieder kommen sie dabei im Honey Pot Café von Bea zusammen. Zuerst zufällig und dann immer regelmässiger. Dieser Aufbau hat mir sehr gut gefallen und so habe ich die Personen auch immer besser kennengelernt.

Meine Empfehlung:
Allen Kritikpunkten zum Trotz habe ich die Geschichte, die Weihnachtsstimmung, das Londonfeeling und die immer nahbarer werdenden Figuren einfach geliebt und dieses kurzweilige Buch sehr gerne gelesen.

Zusätzliche Infos:
Titel:
All I Want For Christmas
Autorin: Amy Silver ist eine englischsprachige Autorin, die neben der Schriftstellerei auch als Journalistin tätig ist. Ihr großes Debüt feierte sie mit der romantischen Weihnachtsgeschichte "All I want for Christmas". Ihr erstes Werk "Du und ich und all die Jahre" wurde in Deutschland zum Bestseller. Ihr aktueller Roman "Was bleibt, wenn du gehst" wurde 2014 bei Rowohlt veröffentlicht. Amy Silver lebt und arbeitet heute in London (via Lovelybooks).
Sprache: Deutsch
Aus dem Englischen von: Alexandra Hinrichsen
Taschenbuch: 336 Seiten
Verlag: Rowohlt Taschenbuch
Ersterscheinung: 30.10.2015
ISBN: 9783499271915

Mein SuB kommt zu Wort, 20.11.25

Alle Informationen zur Aktion findet ihr bei Melli
Hallo ihr Lieben

Gerade komme ich kaum zum Schreiben von Beiträgen und Kommentare blieben auch schon einige unbeantwortet, aber spätestens am Wochenende werde ich aufholen, versprochen. Zum Lesen komme ich aber gerade sehr viel, weil ich immer unterwegs bin und auch meine Rezensionen sind aktuell. Das hat alles dafür gesorgt, dass SuBrina in den letzten Tagen ziemlich geschrumpft ist. Um wie viel genau, wird sie euch gleich selber erzählen :-D

1. Wie groß bist du aktuell (Du darfst entscheiden, ob du nur Print oder eBook & Print zählst)?
Es freut mich sehr, dass Frauchen mich wieder an de Tastatur lässt und ich möchte euch auch noch sehr herzlich hier begrüssen. Wir sind SuB-technisch gerade bei einem Rekordtief angelangt, was stimmungsmässig natürlich ein Rekordhoch ist. Gerade wiege ich nämlich 58 Bücher und wenn Frauchen ihr Lesetempo beibehält und zu Geburtstag und Weihnachten nicht zuuuuu viele Bücher hier eintreffen (und wenn doch, wäre es definitiv kein Problem, "einem geschenkten Gaul" und so :-D), werde ich sogar bis Ende 2025 weiter schrumpfen.

Die SuB-Entwicklung in der Übersicht:
20.05.2016: 222 Bücher (allererste Teilnahme bei dieser Aktion)
20.02.2017: 243 Bücher (absoluter SuB-Höchststand war im Januar 2017 mit 247 Büchern)
20.05.2017: 184 Bücher (nach der grossen Entrümpelung)
20.01.2018: 166 Bücher
20.12.2018: 145 Bücher (es geht voran)
20.01.2020: 132 Bücher (laaaaangsam, aber stetig)
20.01.2021: 116 Bücher
20.01.2022: 101 Bücher (uHu-Bereich in greifbarer Nähe...)
20.08.2022: 96 Bücher (definitiv im uHu-Bereich angekommen)
20.12.2022: 77 Bücher
20.12.2023: 61 Bücher
20.02.2024: 58 Bücher und 2 Bibliotheksbücher
20.10.2024: 70 Bücher
20.11.2024: 89 Bücher
01.01.2025: 90 Bücher
20.01.2025: 86 Bücher
20.02.2025: 82 Bücher
20.05.2025: 77 Bücher
30.06.2025: 69 Bücher
31.07.2025: 68 Bücher
20.08.2025: 67 Bücher
30.09.2025: 64 Bücher
20.10.2025: 66 Bücher
20.11.2025: 58 Bücher

2. Wie ist die SuB-Pflege bisher gelaufen – zeig mir deine drei neuesten Schätze auf deinem Stapel!
Gerade hat sich Frauchen zwei Bücher von ihrem Patenonkel geliehen und zwar:
Alle Toten fliegen hoch - Amerika (Alle Toten fliegen hoch 1) - Joachim Meyerhoff
Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war (Alle Toten fliegen hoch 2) - Joachim Meyerhoff 


3. Welches Buch hat dich als letztes verlassen, weil es gelesen wurde? War es eine SuB-Leiche, ein Reihen-Teil, ein neues Buch oder ein Rezi-Exemplar und wie hat es deiner Besitzerin gefallen (gerne mit Rezensionslink)?
Gestern hat Frauchen "Melody" von Martin Suter beendet und rezensiert und das Buch hat ihr sehr gut gefallen. Sie hat es sich im September von einer Freundin geliehen, so lange lag es also gar nicht bei mir. Zur Rezension geht es HIER.


4. Liebe:r SuB, in der kälteren Jahreszeit lässt es sich prima mit längeren Geschichten einkuscheln. Welche Bücher mit über 400 Seiten hast Du auf Deinen Stapeln?

Hmmm.....ganz ehrlich, hier liegen noch ein paar nicht zu dünne Bücher. ABER: für die Wochen bis Ende Jahr hat Frauchen sich einen Stapel Bücher rausgesucht, ohne zu schauen, wie dick die sind und sie soll einfach so viele wie möglich davon lesen und die Seitenzahlen komplett ignorieren :-D

Und nun wünschen wir euch ganz eine gute Zeit und ein frohes Stöbern. Hinterlasst doch gerne den Link zu eurem Beitrag in den Kommentaren, dann kommen wir auf einen Gegenbesuch vorbei und zwar hoffentlich schon ganz bald...

Alles Liebe
SuBrina (und Livia)

Rezension: Melody

Melody - Martin Suter

Beschreibung des Verlages:

In einer Villa am Zürichberg wohnt Alt-Nationalrat Dr. Stotz, umgeben von Porträts einer jungen Frau. Melody war einst seine Verlobte, doch kurz vor der Hochzeit – vor über 40 Jahren – ist sie verschwunden. Bis heute kommt Stotz nicht darüber hinweg. Davon erzählt er dem jungen Tom Elmer, der seinen Nachlass ordnen soll. Nach und nach stellt sich Tom die Frage, ob sein Chef wirklich ist, wer er vorgibt zu sein. Zusammen mit Stotz’ Großnichte Laura beginnt er, Nachforschungen zu betreiben, die an ferne Orte führen – und in eine Vergangenheit, wo Wahrheit und Fiktion gefährlich nahe beieinanderliegen.

Inhalt:
Tom Elmer tritt eine neue Stelle als Nachlassverwalter bei Dr. Stotz an. Dieser sehr wohlhabende Alt-Nationalrat hat nicht mehr lange zu leben und erzählt Tom in langen Sitzungen vor seinem Kamin von seiner grossen Liebe und damaligen Verlobten Melody, die kurz vor der Hochzeit spurlos verschwand. Gemeinsam mit den anderen Angestellten von Dr. Stotz und mit dessen Grossnichte Laura macht sich Tom daran, die unzähligen Dokumente aus Dr Stotz' Vergangenheit zu ordnen und beginnt dabei auch, nach Melody zu suchen. Schnell wird klar, dass nicht alle Kaminerzählungen der Wahrheit entsprochen haben können und dass sich die Geschichte doch ganz anders zugetragen haben könnte, als vermutet.

Meine Meinung:
Wenn ich mich richtig erinnere, ist dies mein erster Roman von Martin Suter und als Schweizerin ist dieser Autor natürlich Pflicht für mich. Ich muss ehrlich sagen, dass ich anfangs skeptisch war, weil ich bereits sehr unterschiedlichen Meinungen zu Suters Werk begegnet bin. Eine Freundin hat mir aber dieses Buch empfohlen und geliehen und die spannende Geschichte hat mich sofort begeistert.
Von Anfang an habe ich mitgefiebert und gerätselt und wollte unbedingt wissen, ob und wie die Geschichte aufgelöst wird. Dabei haben mir vor allem die fein gezeichneten Figuren überzeugt (allen voran Dr. Stotz' Köchin Mariella, die mich mit ihren grandiosen Rezepten verzaubert und Laura, welche stets voller Liebe mit und über ihren Grossonkel gesprochen hat) und mit ihren Ecken und Kanten für diverse unterhaltsame und auch berührende Szenen gesorgt.

Schreibstil und Aufbau:
Die Hauptfigur ist eigentlich Tom Elmer, der sich komplett ahnungslos, was dieser Job für ihn überhaupt bedeuten wird, die Arbeit bei Dr. Stotz antritt. Aber der gute Lohn und die geheimnisvolle Geschichte haben ihn das Angebot einfach nicht ablehnen lassen. Nach und nach erfahren wir mit ihm gemeinsam, welche Dimensionen die Geschichte um Melody eigentlich hat. In drei Abschnitten wird beschrieben, wie Toms Alltag aussieht und dabei reisen wir durch die Geschichten von Dr. Stotz auch immer wieder in die Vergangenheit. Dies hat mir sehr gut gefallen.

Meine Empfehlung:
Dieser Roman steckt voller Überraschungen und kulinarischen Entdeckungen und ich empfehle euch die Geschichte mit Sogwirkung sehr gerne weiter.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Melody
Autor: Martin Suter wurde 1948 in Zürich geboren. Seine Romane (darunter ›Wut und Liebe‹ und ›Melody‹) und die ›Business Class‹-Geschichten sind auch international große Erfolge. Seit 2011 löst außerdem der Gentleman-Gauner Allmen in einer eigenen Krimiserie seine Fälle, derzeit liegen sieben Bände vor. Er lebt mit seiner Tochter in Zürich.
Sprache: Deutsch
Taschenbuch: 336 Seiten
Verlag: Diogenes
Erschienen am: 26. März 2025 
ISBN: 978-3-257-24788-6

Rezension: Winter in Bloomsbury

Winter in Bloomsbury - Annie Darling

Beschreibung des Verlages:
Die himmlischen selbstgebackenen Köstlichkeiten, die Mattie im Tearoom der kleinen Buchhandlung in Bloomsbury serviert, sind weit über die Grenzen des Londoner Stadtteils bekannt. Eigentlich müsste der Dezember mit seinen leuchtend geschmückten Straßen und duftenden Weihnachtsplätzchen für Mattie die schönste Zeit des Jahres sein – wenn ihr vor Jahren nicht ausgerechnet an Heiligabend das Herz gebrochen worden wäre. Es gibt nur eins, was Mattie noch schlimmer findet als die Feiertage: ihren unverschämten, aber gleichzeitig ziemlich attraktiven Kollegen Tom. Doch als mitten im Weihnachtstrubel die gesamte Belegschaft ausfällt, müssen Mattie und Tom den Laden plötzlich ganz allein führen ...

Inhalt:
Mattie ist ein absoluter Weihnachtsmuffel und dennoch ist sie als Inhaberin des Tearooms der Buchhandlung "Happy Ends" gezwungen, zumindest ein wenig Weihnachtsstimmung aufkommen zu lassen. Als erfolgreiche Geschäftsfrau weiss sie nämlich, was ihre Kundschaft wünscht. Allerdings wird sie immer wieder durch privates Hin und Her von ihrer Arbeit abgelenkt. Zuerst muss sie um eine Wohnung buhlen, dann machen personelle Engpässe und das Wetter ihr das Leben schwer und ausserdem sorgen gleich zwei Männer für ordentliches Gefühlschaos.

Meine Meinung:
Das Buch liest sich wirklich am besten an gemütlichen (Winter-)Tagen, ich habe es während herbstlicher Zugfahrten durchs Nebelmeer und mit Raureif geschmückte Felder gelesen. Es kommt so richtige Winterstimmung auf und gleichzeitig hat Mattie es geschafft, mich neugierig auf ihre gebackenen Kreationen zu machen, die ich am liebsten gekostet hätte.
Dies ist der vierte und letzte Band der lose zusammenhängenden Bloomsbury-Reihe, allerdings kann man die Bände auch einzeln lesen. Die Figuren kommen wohl in allen Büchern vor und in jedem Band wird eine andere Figur ins Zentrum gerückt.

Schreibstil und Aufbau:
Die Geschichte ist kurzweilig und auch vorhersehbar erzählt, aber sie überzeugt mit viel Charme, weihnachtlicher Atmosphäre und einer guten Prise Humor. Die wunderschön beschriebene Buchhandlung hat mich neugierig gemacht und am liebsten hätte ich Matties Tearoom besucht. Auch die Figuren sind sehr unterschiedlich ausgearbeitet, allerdings nervten mich vor allem Posy, die Chefin des "Happy End" und Nora, eine Mitarbeiterin des "Happy End" mit ihrer übertriebenen Art sehr.
Was mir allerdings sehr gut gefallen hat, war die äusserst realistisch beschriebene Arbeit im Einzelhandel zur Weihnachtszeit, der Ansturm, die ungeduldige und manchmal unhöfliche Kundschaft, die Überstunden und trotzdem auch die Freude, Menschen mit schönen Geschenken glücklich zu machen.

Meine Empfehlung:
Das Buch garantiert euch gemütliche Lesestunden, auch wenn mir einzelne Figuren so gar nicht zugesagt haben. Dafür haben mir die Protagonistin und ihre köstlichen Kreationen und die wunderschöne Atmosphäre um so besser gefallen.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Winter in Bloomsbury
Originaltitel: A Winter Kiss In Rochester Mews
Autorin: Annie Darling lebt in einer winzigen Londoner Wohnung, in der man vor lauter Bücherstapeln kaum laufen kann. Ihre großen Leidenschaften sind Liebesromane und ihre Katze. »Der kleine Laden in Bloomsbury« ist Annie Darlings Debüt in deutscher Sprache und der Beginn einer Reihe um eine wunderbare kleine Buchhandlung in Bloomsbury.
Sprache: Deutsch
Aus dem Englischen von: Ivana Marinović
Taschenbuch, Broschur: 480 Seiten
Verlag: Penguin
Erschienen am: 28.09.2020
ISBN: 978-3-328-10607-4

Rezension: Memphis

Memphis - Tara M. Stringfellow

TW:
Häusliche Gewalt, sexualisierte Gewalt (auch an Kindern), Gewalt, Mord

Beschreibung des Verlages:
Auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Ehemann kehrt Miriam mit ihren Kindern zurück nach Memphis in das Elternhaus, das ihr Vater in den Vierzigerjahren selbst gebaut hat. Beim letzten Besuch war ihre Tochter Joan noch ein kleines Kind, sie erinnert sich weder an die Geschäftigkeit der Beale Street an einem lauen Sommerabend noch an den Geruch der Blumen vor der Veranda. Doch als sich nun die Tür zum Haus öffnet, stürzen tief verdrängte Ereignisse auf Joan ein – dunkle, abgründige Erinnerungen an ihren Cousin Derek.
Das alte Haus hält zahlreiche Geschichten bereit, von denen niemand mehr spricht – und auch Memphis hat sich seit der Zeit von Joans Großeltern verändert: lebhafte Straßen, die einst Heimat von Bluesmusik waren, gelten nun als gefährlich.
Tara M. Stringfellow erzählt in einem vielstimmigen Porträt von drei Generationen einer Schwarzen Familie im legendären Memphis und von einer jungen Frau, die das Vermächtnis ihrer Familie ändern kann.

Inhalt:
Drei Generationen der Schwarzen Familie North; Hazel und ihre Töchter August und Miriam sowie Miriams Kinder Joan, Mya und Augusts Sohn Derek kämpfen um Anerkennung, Respekt und manchmal das blanke (Über-)Leben in Memphis. Erzählt werden ganz grosse Liebesgeschichten, aber auch die Geschichte von Gewalt, Missbrauch und Rassismus. Und letztendlich geht es immer wieder um Miriams Tochter Joan, die versucht, neue Wege zu gehen.

Meine Meinung:

Vor allem der Anfang und das Ende der Geschichte haben mich begeistert. Voller Anteilnahme, Wut und Neugier habe ich dieses Buch gelesen und dabei enorm viel über das Leben Schwarzer Menschen in den USA und vor allem in Memphis von 1935 bis heute erfahren. Die Geschichte steckt voller persönlicher Erfahrungen der Autorin und ist deshalb um so wichtiger und wertvoller.
Gefallen hat mir, wie die unterschiedlichen Kapitel aufgebaut sind und sich nach und nach zu einer nicht chronologisch erzählten Geschichte zusammenfügen. Weniger gefallen hat mir, dass die Figuren so ähnlich erzählt sind, dass ich ohne die Kapitelüberschriften manchmal kaum gemerkt hätte, wer gerade "erzählt".
Hier hätte ich mir mehr Differenzierung gewünscht, mehr Beschreibungen und einfach eine vielschichtigere Erzählweise. Gleichzeitig werden dadurch die Frauen der Familie North und ihr von Rassismus und Sexismus geprägter Alltag zu jeder Schwarzen Frau und zum Alltag jeder Schwarzen Frau, was betroffen macht und ein grossartiger Aufruf zu antirassistischem Handeln und zur Schwesternschaft aller Frauen ist.

Meine Empfehlung:
In der Mitte hatte ich ein wenig mit den nicht zu zugänglichen Figuren zu kämpfen, die ansonsten grossartig und eindringlich erzählte Geschichte der Familie North hat mich aber tief beeindruckt und ich würde gerne weitere Bücher der Autorin lesen.

Zusätzliche Infos:
Titel: Memphis
Autorin: Tara M. Stringfellow ist ehemalige Anwältin, Master-Absolventin der Northwestern University und Halbfinalistin für das Fulbright-Stipendium. Sie schrieb unter anderem für Collective Unrest, Minerva Rising und das WomensArts Quarterly Journal. Nach Stationen in Okinawa, Ghana, Chicago, Kuba, Spanien, Italien und Washington D.C. zog sie zurück nach Memphis, wo sie nun jeden Abend mit ihrem Hund Huckleberry auf ihrer Veranda sitzt, Platten hört und mit Nachbarn plaudert.
Sprache: Deutsch
Aus dem amerikanischen Englischen von: Marion Kraft
Hardcover mit Lesebändchen: 336 Seiten
Verlag: Ecco Verlag
Veröffentlichung: 23.05.2023
ISBN: 9783753000800

Rezension: Überwintern. Wenn das Leben innehält

Überwintern. Wenn das Leben innehält - Katherine May

Beschreibung des Verlages:
Es gibt Zeiten, da liegt unser Leben »auf Eis« und wir fühlen uns wie aus der Welt gefallen. Durch eine Krankheit oder den Verlust eines geliebten Menschen, durch Arbeitslosigkeit. Auch ein freudiges Ereignis wie die Geburt eines Kindes kann uns aus dem Gleichgewicht bringen. Katherine May nennt diese Zeiten des Rückzugs, die ihr selbst nur allzu vertraut sind, »Winter«. Und wie auch in der winterlichen Kälte alles ruht, um Kraft für den Frühling zu sammeln, so gibt May sich dem »Überwintern« hin. Sie reist nach Tromsø zu den Polarlichtern, schwimmt im eisigen Meer, schwitzt in der Sauna und feiert das Winterfest Santa Lucia. Sie besinnt sich auf das Wesentliche und gibt sich der Ruhe und inneren Einkehr hin – bis sie sich wieder bereit fühlt, mit neuer Energie weiterzumachen.

Inhalt:
Der Winter in der Natur dient oft dem Innehalten, der Ruhe aber auch dem Überleben von dunklen Zeiten. Katherine May nennt die Phasen im Leben, in denen wir Dunkelheit und Langsamkeit überwinden müssen "Winter" und fügt persönliche Erlebnisse, Wintertraditionen und Lichtblicke am Horizont der Trauer und Hoffnungslosigkeit zu einem ruhigen Buch zusammen, in dem das persönliche Überwintern und das Überwintern der Flora und Fauna parallel voranschreiten.

Meine Meinung:
Von diesem Buch habe ich mir sehr viel erhofft, weil es mir schon einige Male empfohlen worden ist. Als Fan der dunklen Jahreszeit und mit grossem Interesse für winterliche Bräuche und Experimente habe ich mich voller Neugier in die Lektüre gestürzt. Die Jahreszeit hat ja ebenfalls zum Lesen eingeladen. Nur leider hat sich mir der Reiz des Buches nicht so sehr erschlossen. Vielmehr hat es mich immer wieder zutiefst gelangweilt und ich hatte das Gefühl, einfach nicht zur Zielgruppe zu gehören. Ich musste nicht erst enorme persönliche Krisen überwinden, um zu wissen, dass Pausen wichtig sind, die Wintermonate sind zwar auch bei mir oft mit Arbeit gefüllt, aber in unserem Zuhause sind Ruhe und Gemütlichkeit das oberste Gebot. Auch Langsamkeit, Rituale und gezielte Phasen der Erholung gehören seit jeher zu meinem Alltag, den ich sonst mit meinem Pensum gar nicht gesund bewältigen könnte.
Spannend fand ich aber die vielen geschilderten Bräuche, die grandiosen Recherchen zum Überwintern der Pflanzen- und Tierwelt und die Experimente der Autorin, die ich mit grossem Interesse und oft auch einem Schmunzeln im Gesicht gelesen habe.

Schreibstil und Aufbau:
Das Buch ist in acht Abschnitte aufgeteilt und bewegt sich anhand der Monate September bis März durch den Herbst, Winter und den beginnenden Frühling. In den ersten Kapiteln geht es um die Vorbereitungen für das Überwintern, dann werden die tiefe Dunkelheit des Winters und gegen Ende auch wieder das Aufwachen aus der winterlichen Starre beschrieben.
Neben zahlreichen wissenswerten Dingen rund um den Winter und das Überwintern verarbeitet die Autorin auch persönliche Krisen und Erkenntnisse im Buch. Ich habe davor stets den grössten Respekt, empfand aber ausgerechnet diese Szenen als sehr anstrengend und ein wenig zu hoffnungslos und Mitleid heischend erzählt.

Fazit:
Dieses Buch ist eine ideale Lektüre für Menschen, welche gerade Krisen überwinden, auf der Suche sind oder mehr über winterliche Gebräuche erfahren wollen. Mir persönlich waren die Texte zu langatmig und wehleidig erzählt.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Überwintern. Wenn das Leben innehält
Originaltitel: Wintering. The power of rest and retreat in difficult times
Autorin: Katherine May schreibt Romane und Sachbücher, u. a. über Autismus. Sie verfasste zahlreiche Artikel für u. a. die Times und unterrichtete Creative Writing an der Christ Church University in Canterbury. Sie lebt am Meer im englischen Whitstable und liebt es, draußen zu sein. Mays Bücher erscheinen in 26 Sprachen. Ihr Buch Überwintern. Wenn das Leben innehält war ein internationaler Erfolg und stand monatelang auf der Spiegel-Bestsellerliste.
Sprache: Deutsch
Aus dem Englischen von: Marieke Heimburger
Taschenbuch: 272 Seiten
Verlag: Insel Verlag
Ersterscheinungstermin: 10.10.2022
ISBN: 
978-3-458-68243-1

Rezension: Wackelkontakt

Wackelkontakt - Wolf Haas

Beschreibung des Verlages:

Franz Escher wartet auf den Elektriker. Seine Steckdose hat einen Wackelkontakt. Um sich die Zeit zu vertreiben, liest er ein Buch über den Mafia-Kronzeugen Elio Russo. Elio sitzt im Gefängnis und wartet auf die Entlassung. Er hat so viele Leute verraten, dass er um sein Leben fürchtet. Aus Angst liegt er nachts wach und liest ein Buch. Es handelt von Franz Escher. Der wartet auf den Elektriker. Seine Steckdose hat einen Wackelkontakt.
Wolf Haas' neuer Roman zündet ein erzählerisches Feuerwerk: Was beginnt wie zwei halbwegs übersichtliche Lebensgeschichten, verwirbelt sich zu einem schwindelerregenden Tanz - mit einem toten Handwerker, familiären Verstrickungen und vielen ungelösten Geheimnissen, funkenschlagend und spannend bis zum finalen Kurzschluss.

Inhalt:
Franz Escher liebt Puzzles und Mafiageschichten, führt aber sonst ein eher langweiliges und geordnetes Leben als Trauerredner. Während er auf den Elektriker wartet, liest er eine Geschichte über Elio Russo, der die Mafia dank eines Zeugenschutzprogramms verlassen und sich ein neues Leben aufbauen kann.
Elio Russo ist Kronzeuge in einem millionenschweren Mafiaprozess und wartet darauf, das Land und sein aktuelles Leben verlassen zu können. Er liest ein Buch über Franz Escher, der auf den Elektriker wartet. Was wie eine harmlose Erzählung zweier zufällig verbundener Leben beginnt, wird zu einem mitreissenden Strom, der sich wie Eschers Puzzles zusammenzufügen beginnt.

Meine Meinung:
Wie so viele von euch hat auch mich das Cover zuerst abgeschreckt und ich denke, dass ich nie zu dieser kurzen Geschichte gegriffen hätte, wenn ich das Buch nicht von einer Bekannten geliehen bekommen hätte. Ohne grosse Erwartungen - und ohne zu wissen, wovon die Geschichte handelt - stürzte ich mich ins Leseabenteuer und war innerhalb von kürzester Zeit komplett begeistert und überzeugt.
Mir hat gefallen, wie sich die Figuren Franz Escher und Elio Russo auf wenigen Seiten entwickeln, wie Nebenfiguren und Schauplätze mit einer grossen Leichtigkeit eingeflochten werden und wie sich nach und nach ein packender Sog entwickelt.

Schreibstil und Aufbau:
Die beiden Erzählstränge gehen stetig ineinander über. Greift Escher zum Buch, springt die Handlung sofort zu Russo und umgekehrt. Keine Kapitel, Überschriften und Absätze trennen die anfangs längeren und dann immer kürzer werdenden Szenen voneinander und trotzdem ist es problemlos möglich, den gekonnten Verstrickungen zu folgen.
Wolf Haas schreibt mit einer grossen Lust am Erzählen und Fantasieren und es ist ein riesiges Vergnügen, sich diesem atemlosen Schauspiel hinzugeben. Bis zum Ende habe ich mitgefiebert und auch wenn die Figuren durchaus ein wenig skurril daherkommen, habe ich sie gerne durch die Geschichte begleitet.

Meine Empfehlung:
"Wackelkontakt" ist mein erstes Buch von Wolf Haas, aber ich möchte definitiv noch mehr von ihm lesen und möchte euch diese durchdachte, gekonnt erzählte und spannende Geschichte unbedingt ans Herz legen.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Wackelkontakt
Autor: Wolf Haas wurde 1960 in Maria Alm am Steinernen Meer geboren. Für sein Werk erhielt er u. a. den Bremer Literaturpreis, den Wilhelm-Raabe-Preis und den Jonathan-Swift-Preis. Er veröffentlichte die Romane »Das Wetter vor 15 Jahren« (2006), »Verteidigung der Missionarsstellung« (2012) und »Junger Mann« (2017) sowie neun Brenner-Krimis, zuletzt »Müll (2022). Bei Hanser erschien zuletzt der Roman »Eigentum (2023), der mit dem Erich Kästner Preis 2024 ausgezeichnet wurde. Wolf Haas lebt in Wien.
Sprache: Deutsch
Hardcover mit Schutzumschlag: 240 Seiten
Verlag: Hanser Verlag
Erscheinungsdatum: 09.01.2025
ISBN: 978-3-446-28272-8

Rezension: Mein Unglück beginnt damit, dass der Stromkreis als Rechteck abgebildet wird

Mein Unglück beginnt damit, dass der Stromkreis als Rechteck abgebildet wird - Saša Stanišić

Beschreibung des Verlages:
Reden gegen das Nichtstun. Gehaltene und ungehaltene.
Hilft ja nix: Wir müssen den Härten und dem Leid der Menschen etwas entgegensetzen. Krieg, Armut, Faschismus, was alles noch. Jeder kann was tun, jeder. Was geben, wo helfen, so was. Verantwortung übernehmen. Wenn schon alles den Bach runtergeht, dann wenigstens in Würde, verdammte Axt.
Auf Literatur setzt kaum noch jemand ernsthaft und das nicht erst, seit Handys. Trotzdem hast du grad ein Buch in der Hand und überlegst, ob du es kaufen sollst. Es sind Reden drin. Findest du bescheuert, weil Reden hält man und basta.

Inhalt:

Stanišić versammelt in diesem Buch gehaltene und ungehaltene Reden, die er für diese Veröffentlichung leicht überarbeitet hat. Es sind Dankesreden für Preise, Festreden und Vorlesungen. Oft widmet er sich beim Erzählen einer politischen und/oder gesellschaftlichen Thematik, erinnert sich an eine geschätzte Person oder an einschneidende Erlebnisse und bastelt sich dabei oft einen (mehr oder weniger autofiktional angehauchten) Ich-Erzähler. Und dann beginnt die Wortmagie.

Meine Meinung:
Einmal Fan, immer Fan...Stanišić schafft es wirklich jedes Mal, mich zu überraschen. Der Wortkünstler ist wohl der einzige Mensch, der es auf so charmante und humorvolle Art und Weise schafft, eine Dankesrede zu halten und gleichzeitig auf politische und gesellschaftliche Missstände hinzuweisen, Kriegserinnerungen zu Mahnmalen zu flechten, seiner ehemaligen Mathelehrerin eine wertschätzende Hymne zu texten, um eine Ringeltaube zu trauern oder der Herkunft eines Bandnamens auf den Grund zu gehen.
Er verurteilt in seinen Reden Faschismus aufs Schärfste, plädiert für ein buntes Miteinander aller Menschen, schweift auf kunstvollste Art und Weise ab und träumt dabei von einer perfekten Schule oder einer Weinprobe mit Grössen der Literaturszene. Dabei lässt er immer wieder tief in den Prozess des Schreibens blicken und geht auch mit seinen bisherigen Texten kritisch ins Gericht.

"Krise als Stoff erfordert Texte mit tragfähigem faktischem Fundament, gerade auch deswegen, weil sich vieles auf der Notlagenseite der Gedankenstriche unserem eigenen postfaktischen Verhalten verdankt."

Besonders gut gefallen hat mir der Text "Was musiziert ein Literaturhaus" und zwar nicht nur, weil ich als Musikerin natürlich stets für transdisziplinäre Zusammenarbeiten zu haben bin, sondern auch, weil ich den Gedanken einfach schön finde, dass jeder Ort seinen passenden Soundtrack hat.
Am meisten berührt hat mich der Text über seine ehemalige Mathelehrerin Genossin Rozalija Mimić, die während und nach des Kriegs in Bosnien bewiesen hat, dass Menschlichkeit immer über Nationalität stehen soll, Zusammenhalt über Formellehre, Fürsorge über Lehrplan.

In den vorliegenden autofiktionalen Texten plädiert Stanišić für ein friedliches, offenes, unterstützendes Miteinander und dafür, dass unsere Stromkreise alle miteinander gekoppelt sind, dass wir unseren Mitmenschen in Krisen eine Hand reichen, Hilfe leisten und gegen Ungerechtigkeiten aufbegehren. Seine Texte wirken persönlicher denn je und zeigen eindringlich auf, was kleine Gesten des Miteinanders für ein ganzes Leben verändern können.

Meine Empfehlung:
Stanišićs Bücher kaufe ich mir unbesehen und werde beim Lesen stets überrascht, begeistert, zum Nachdenken angeregt und berührt. Das ist auch mit diesem wunderbaren Büchlein passiert und ich hoffe sehr, dass Stanišić noch viele Preise erhalten wird, damit die Welt mit weiteren grandios aufgebauten, kritischen und humorvollen Dankesreden beschenkt wird.

Zusätzliche Infos:
Titel: 
Mein Unglück beginnt damit, dass der Stromkreis als Rechteck abgebildet wird
Autor: Saša Stanišić wurde 1978 in Višegrad (Jugoslawien) geboren und lebt seit 1992 in Deutschland. Seine Werke wurden in mehr als vierzig Sprachen übersetzt und viele Male ausgezeichnet. Saša Stanišić lebt und arbeitet in Hamburg. Er ist dort Fußballtrainer einer F-Jugend.
Sprache: Deutsch
Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen: 160 Seiten
Verlag: Luchterhand
Erschienen am: 29.10.2025
ISBN: 978-3-630-87840-9

Lese-Statistik Oktober 2025

Hallo ihr Lieben

Der Oktober hat viele wunderschön verregnete Herbsttage, ein freies verlängertes Wochenende (mit drei freien Tagen in den Bergen), einen Kindergeburtstag, eine Familienfeier, viele Proben, Vorfreude auf die Adventszeit, Vorbereitungen für die Weihnachtszeit und einige Weihnachtskonzerte mit sich gebracht. Aber es hält mich auch ein hartnäckiger Husten gut beschäftigt und dies ausgerechnet an diesem vollen Konzertwochenende.
Gelesen habe ich ganz viele leichte und unterhaltsame Bücher und dies wie immer vor allem unterwegs im Zug, aber manchmal auch an einem freien Vormittag (natürlich schön eingekuschelt). Die gemütliche Zeit hat hier nämlich richtig Einzug gehalten und auch wenn beruflich viele Dinge los sind, ist unser Zuhause ein ruhiger Ort für mich und ich freue mich auf ganz viele tolle Bücher, die mich durch den November begleiten werden. Es sind übrigens seeeehr viele Neuzugänge eingezogen, aber ich freue mich schon sehr auf die Geschichten, die ich bald entdecken darf.

Gelesen im Oktober:

Zwei Zeitebenen, zweiter Weltkrieg, Familiengeschichte und Spannung aber leider ein plötzliches Ende


Leicht und vorhersehbar, aber sehr unterhaltsam, charmant und mit viel Hamburg-Liebe erzählt


Schöne, liebevoll erzählte Geschichte mit Pflanzenmagie, ganz viel London-Liebe, und Fernweh-Garantie


Kalifornische Sonne, Figuren, die ans Herz wachsen, Tiefgang, wichtige Fragen und einfach grandios erzählt


Spannende und eindringliche Fortsetzung, beeindruckende Protagonistin, kalte, winterliche Stimmung


Weihnachten in Lappland, Freundschaft, Liebe und leider nicht so überzeugende Weihnachtsstimmung


Ein leiser, beobachtender Roman mit sanftem Sog, sechs Menschen im All betrachten die Erde und das Leben

Alle Rezensionen und Seitenzahlen:

Stromlinien - Rebekka Frank   (abgebrochen nach 171 Seiten)
Die Anatomie der Einsamkeit - Louise Pelt   (447 Seiten)
Wenn Schmetterling Loopings fliegen - Petra Hülsmann   (416 Seiten)
Am Himmel funkelt ein neuer Tag - Meike Werkmeister   (512 Seiten)
Über den Wolken wohnen die Träume - Meike Werkmeister   (672 Seiten)
Eisiger Dienstag - Nicci French   (526 Seiten)
The Christmas Escape - Sarah Morgan   (384 Seiten)
Umlaufbahnen - Samantha Harvey   (224 Seiten)

Neuzugänge:

Endlich mein - Donna Leon (Brunetti 24, gebraucht gekauft)
Christmas in My Heart (neu gekauft)
Rückkehr - Anne B. Ragde (neu gekauft)
Wenn Schmetterlinge Loopings fliegen - Petra Hülsmann (neu gekauft)
Glück ist, wenn man trotzdem liebt - Petra Hülsmann (neu gekauft)
Eisiger Dienstag - Nicci French (neu gekauft)
The Truth Pixie Goes to School - Matt Haig (neu gekauft)
Mein Unglück beginnt damit, dass der Stromkreis als Rechteck abgebildet wird - Saša Stanišić (neu gekauft)

Alle Zahlen in der Übersicht:

Gelesene Bücher: 7
Abgebrochene Bücher: 1
Ungelesen aussortierte Bücher: -
Gelesene Seiten: 3'352 Seiten
Durchschnittliche Seitenzahl pro Tag: 108.13 Seiten
Bücher von Autorinnen: 7
Bücher von Autoren: -
Autor*innenduos (oder Gruppen): 1
Geschenkt bekommene Bücher: -
Ausgeliehen: -
Buchgewinn: -
Buchprämien: -
Rezensionsexemplare: -
Neu gekaufte Bücher: 7
Secondhand gekaufte Bücher: 1
Eingesammelte Bücher: 
Bibliotheksbücher: -
Gesamte Neuzugänge: 8
SuB am Monatsbeginn: 64
Aktueller SuB: 64
Differenz: -