Kurzrezension: Fallensteller

Fallensteller - Saša Stanišić

Beschreibung des Verlages:

Ein vom Leben nicht sehr verwöhnter alter Mann hat eine Leidenschaft für die Magie. Er bittet um Ruhe für die Große Illusion. Aber die Gemeinde trinkt Kaffee und hält nicht still.
Ein geheimnisvoller schwarzgekleideter Mann taucht in unserem Dorf auf, er behauptet, Fallen herstellen zu können für jeden Zweck, nicht nur für das Tier. Mit dem Fallensteller kehrt Stanišić nach Fürstenfelde zurück, jenes uckermärkische Dorf, das den Lesern aus „Vor dem Fest“ bekannt ist, und in dem alles immer möglich ist, auch Magie.
„Ich finde Bäume nur als Schrank super“, ruft der naturabgeneigte Erzähler der Geschichte „Im Ferienlager im Wald“. Immerhin freundet er sich mit Hirschen an und spielt eine Runde Fifa auf der X-Box mit ihnen.
Ständig auf der Reise sind "der unterhaltsame Gesetzesbrechers Mo und seine wohlstandstrübsinnige Begleiterin“ (Hamburger Abendblatt). Zwei Freunde, die mit Karacho und Geschick ihren Sehnsüchten hinterher jagen, quer durch Europa: einer christlichen Menschenrechtsaktivistin, einer syrischen Surrealistin, einem bedrohten Vogel. Um nur ein paar zu nennen.
Dies sind Geschichten über Menschen, die Fallen stellen, Menschen, die sich locken lassen, Menschen die sich befreien - im Krieg und im Spiel, mit Trug und Tricks und Mut und Witz.

Inhalt:
Zwölf Erzählungen aus der Feder des Wortkünstlers Saša Stanišić, zwölf Szenen aus zwölf Leben, die zwischen Traum und Wirklichkeit, Fantasie und Kühnheit schwanken, die voller List und Erfindergeist und Freundschaft stecken und vom Finden, Locken und Erschaffen berichten.

Meine Meinung:
Nachdem ich Stanišićs neues Buch "Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne" im Mai verschlungen hatte, wollte ich sofort weitere Erzählungen des Autors lesen. Und ich muss ehrlich sagen, dass diese Texte mir ganz unterschiedlich gut gefallen haben. Jedes Mal, wenn der vorwitzige Mo aufgetreten ist (wohl der selbe Mo, der auch in der "Witwe" einige Auftritte hat), war ich begeistert und auch die Geschichten "Die Große Illusion am Säge-, Holz- und Hobelwerk Klingenreiter Import Export" sowie "In diesem Gewässer versinkt alles" haben mich begeistert und vor allem letztere auch tief berührt. Einige andere Erzählungen - unter anderem leider die titelgebende Erzählung "Fallensteller" - haben mich nicht ganz für sich einnehmen können, wenn auch mich alle Figuren, vor allem die Figur des Fallenstellers, wirklich fasziniert haben. Woran es genau lag, kann ich gar nicht genau sagen, irgendwie ist der Funke einfach nicht bei allen Texten auf mich übergesprungen. Dennoch ist diese Sammlung ein ganz grossartiges Stück Literatur, das ich aus meinem Regal nicht mehr wegdenken möchte und das die grosse Qualität und Wandelbarkeit des Autors sehr gut abbildet.

Meine Empfehlung:
Diese Texte haben nicht alle meinen Geschmack getroffen, dafür sind einige davon um so mehr herausgestochen und haben meine Neugier auf weitere Bücher des Autors geweckt. "Vor dem Fest" sowie die Kinder- und Jugendbücher "Wolf", "Hey, hey, hey, Taxi" und "Ava auf einem Bein" warten ja zum Glück noch auf mich und ich vertraue fest darauf, dass Saša Stanišić in den nächsten Jahren weitere Bücher veröffentlichen wird.

Weitere Bücher von Saša Stanišić:
Wie der Soldat das Grammofon repariert
Herkunft

Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne

Zusätzliche Infos:
Titel: Fallensteller
Autor: Saša Stanišić wurde 1978 in Višegrad (Jugoslawien) geboren und lebt seit 1992 in Deutschland. Seine Werke wurden in mehr als vierzig Sprachen übersetzt und viele Male ausgezeichnet. Saša Stanišić lebt und arbeitet in Hamburg. Er ist dort Fußballtrainer einer F-Jugend.
Sprache: Deutsch
Hardcover mit Schutzumschlag: 288 Seiten
Verlag:Luchterhand
Erschienen am: 09.05.2016
ISBN: 978-3-630-87471-5

Kurzrezension: Schutzpatron

Schutzpatron (Kluftinger 6) - Volker Klüpfel, Michael Kobr

Reiheninfos:

  1. Milchgeld
  2. Erntedank
  3. Seegrund
  4. Laienspiel
  5. Rauhnacht
  6. Schutzpatron
  7. Herzblut
  8. Grimmbart
  9. Himmelhorn
  10. Kluftinger
  11. Funkenmord
  12. Affenhitze
Klapptentext:
Eine Arbeitsgruppe für die Sicherung des Altusrieder Burgschatzes, der im Allgäu gefunden wurde und jetzt nach einer weltweiten Ausstellungstour endlich wieder in die Heimat kommt – so ein Schmarrn!, denkt sich Kommissar Kluftinger, der doch gerade den mysteriösen Mord an einer alten Frau aufklären muss. Oder hat das eine gar mit dem anderen zu tun?

Inhalt:
Diesmal hat es Klufti mit ganz grossen Fischen zu tun. Erfahrene Kunstdiebe planen, den berühmten Altusrieder Burgschatz zu stehlen. Bereits vor zwanzig Jahren hatte Kluftinger mit diesem Schatz und berüchtigten Ganoven aus der Region zu tun.
Ausserdem wird bei einer routinemässiger Obduktion einer alten Dame festgestellt, dass sie keines natürlichen Todes gestorben ist und schon bald stellt sich die Frage, wie und ob diese Fälle zusammenhängen. Als auch noch Kluftingers Auto verschwindet und es in seinem Privatleben ebenfalls turbulenter wird, hat er alle Hände voll zu tun.

Meine Meinung:
Einmal mehr hat mich das Autorenduo mit einer äusserst spannenden und unterhaltsamen Geschichte beeindruckt. Besonders gut gefallen haben mir die ausgeklügelten Beschreibungen des im Stile von Ocean’s Eleven konzipierten Coups sowie die Irrungen und Wirrungen um Kluftingers Auto. Auch hat sich einmal mehr gezeigt, dass der Kommissar aller Eigenheiten sowie seiner Abneigung gegen die Errungenschaften der Technik und seiner teilweise sehr konservativen Weltanschauungen zum Trotz ein grandioser Ermittler mit einem hervorragenden sechsten Sinn ist. Ausserdem macht er sich so langsam und wird hoffentlich in den nächsten Bänden noch ein wenig aufgeschlossener und vorurteilsfreier ihm fremden Menschen und Kulturen gegenüber.

Meine Empfehlung:
Die Reihe überrascht mich immer wieder mit einem ganz neuen, aussergewöhnlichen Fall und einem einzigartigen, im schönen Allgäu gelegenen Setting. In diesem Band besonders unterhaltsam gestaltet ist Kluftis geheime Jagd nach dem Dieb seines Autos.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Schutzpatron
Autoren: Volker Klüpfel, geboren 1971 in Kempten, aufgewachsen in Altusried, studierte Politikwissenschaft und Geschichte. Danach arbeitete er bei einer Zeitung in den USA und stellte beim Bayerischen Rundfunk fest, dass ihm doch eher das Schreiben liegt. Seine letzte Station vor dem Dasein als Schriftsteller war die Feuilletonredaktion der Augsburger Allgemeinen. Mit seiner Familie lebt er im Allgäu.
Michael Kobr, geboren 1973 in Kempten, studierte in Erlangen Romanistik und Germanistik, und war danach als Lehrer tätig. Momentan hat er schweren Herzens dem Klassenzimmer den Rücken gekehrt, um sich dem Schreiben, den ausgedehnten Lesetouren und natürlich seiner Familie widmen zu können. Kobr wohnt mit seiner Frau und den beiden Töchtern im Unterallgäu. Die beiden Autoren sind seit ihrer Schulzeit befreundet. Für ihre Werke erhielten Volker Klüpfel und Michael Kobr zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem den Bayerischen Kunstförderpreis 2005, die Corine 2008, die Mimi 2008 und 2009, den Kulturpreis Bayern 2011, den Memminger Kulturpreis 2008, den Hörbuchpreis Osterwold 2012 sowie die Bürgermedaille in Gold der Gemeinde Altusried 2012.
Sprache: Deutsch
Taschenbuch, Broschur: 432 Seiten
Verlag: Disclaimer: sicher habt ihr alle mitbekommen, welch problematisches Buch der Piper-Verlag Ende 2023 veröffentlicht hat. Noch problematischer waren aber das Schweigen und die Nonpology des Verlages, mit dem er sich auf die Seite einer lauten, faschistischen Minderheit gestellt hat. Entsprechend wird der Verlag von mir bei Instagram nicht mehr erwähnt und markiert und hier auf meinem Blog nicht mehr verlinkt. Ich werde die Kluftinger-Reihe, die fast komplett (secondhand gekauft) auf meinem SuB liegt, weiterhin lesen (und auch weiterhin gebraucht kaufen), der Verlag wird aber auf allen meinen Bildern nicht mehr sichtbar sein.
Erschienen: 17.09.2012
EAN: 978-3-492-27483-8

Rezension: Once There Were Wolves

Once There Were Wolves - Charlotte McConaghy

Beschreibung des Verlages:
A wild and gripping novel about one woman's quest to reintroduce wolves to the Scottish Highlands at any cost.
Inti Flynn arrives in the Scottish Highlands with fourteen grey wolves, a traumatised sister and fierce tenacity.
As a biologist, she knows the animals are the best hope for rewilding the ruined landscape and she cares little for local opposition. As a sister, she hopes the remote project will offer her twin, Aggie, a chance to heal after the horrific events that drove them both out of Alaska.
But violence dogs their footsteps and one night Inti stumbles over the body of a farmer. Unable to accept that her wolves could be responsible, she makes a reckless decision to protect them. But if the wolves didn't make the kill, then who did? And can she trust the man she is beginning to love when he becomes the main suspect?
Propulsive and unforgettable, Once There Were Wolves is the spellbinding story of a woman desperate to save her family, the wild animals, and the natural world she loves, at any cost.

Inhalt:
Die Biologin Inti reist mit ihrer schwer traumatisierten Schwester nach Schottland. Dieser neue Ort soll ihnen beiden ein wenig Linderung verschaffen. Ausserdem hat sie es sich gemeinsam mit ihrem Team zur Aufgabe gemacht, wieder Wölfe in den Highlands anzusiedeln. Diese sollen den Wildbestand kontrollieren und somit indirekt zur Aufforstung sowie zur Vergrösserung der Artenvielfalt beitragen.
Doch vor allem bei den Schafzüchtern stösst sie auf Widerstand und Vorurteile und der Konflikt fordert sogar einen Toten. Doch wer hat den gewalttätigen Stuart auf dem Gewissen?
Und welche Rolle spielt der Polizist Duncan in der Dorfgemeinschaft?

"And when you open your heart to rewilding a landscape, the truth is, you're opening your heart to rewilding yourself."

Meine Meinung:
Im Juni habe ich gemeinsam mit Martina vom Blog Martinas Buchwelten "Zugvögel" von Charlotte McConaghy gelesen und mich sofort in dieses kraftvoll erzählte Buch verliebt. Nun haben wir auch "Wo die Wölfe sind" gemeinsam gelesen und ich habe mich an die englische Originalausgabe gewagt. Das ging erstaunlich gut, ich habe nur einzelne Worte nachschlagen müssen und war begeistert vom Schreibstil. Als riesiger Wolfsfan (oben seht ihr mich mit meinem liebsten und ältesten Wolfsshirt) war ich natürlich begeistert von Intis Plan und habe mit ihren Tieren und Ideen mitgelitten und mitgefiebert.
Weniger gut gefallen hat mir eine persönliche Entwicklung der Autorin, die gegen Ende aber stimmig in die Geschichte integriert worden ist.
Der Erzählstrang um Intis Zwillingsschwester Aggie hingegen hat mich tief erschüttert und ich konnte Intis Verhalten ihr gegenüber sehr gut verstehen.

Sprache und Aufbau:
Auch in diesem Buch haben mir die Liebe der Protagonistin zur Natur sowie ihr scheinbar auswegloser Kampf das Herz gebrochen. Die Naturschilderungen vor allem am Anfang und Ende des Buches haben mich begeistert. McConaghy schafft es, mit wenigen Worten Stimmungen und Szenerien zum Leben zu erwecken.
Kapitel für Kapitel entblättert sich Schicht um Schicht dieses intensiven Romans und lässt dabei tief in Intis Vergangenheit, die Geschichte ihrer Familie und auch in ihre Arbeit und vor allem die Liebe zu den Wölfen blicken. Von dieser Dichte, die doch nie überladen wirkt, bin ich tief beeindruckt.

Meine Empfehlung:
Auch dieses Buch von Charlotte McConaghy wird lange bei mir nachhallen und auch wenn mir "Zugvögel" ein wenig besser gefallen hat, so hat mich "Once There Were Wolves" hungrig gemacht auf weitere Geschichten der Autorin. Einzelnen kleinen Kritikpunkten zum Trotz - die aber Geschmacksache sind - empfehle ich euch dieses Buch sehr, sehr gerne weiter.

Zusätzliche Infos:
Titel: Once There Were Wolves
Autorin: Charlotte McConaghy is the author of the international bestseller Migrations, a TIME Best Book of the Year and Amazon.com's Best Fiction Book of the Year for 2020, which is being translated into over twenty languages. She has both a Graduate Degree in Screenwriting and a Masters Degree in Screen Arts, and lives in Sydney, Australia.
Sprache: Englisch
Taschenbuch: 272
Verlag: Chatto & Windus
Veröffentlicht: 20.01.2022
ISBN: 978-1-784-74440-3

Lese-Statistik Juni 2024

Hallo ihr Lieben

Der Juni ist auch schon wieder Geschichte und ich stecke mitten in einer intensiven letzten Schulwoche voller Abschlusskonzerte, Verabschiedungen und Stundenplanung, bevor ich mich dann in der unterrichtsfreien Zeit um die Jahresplanung, die Vorbereitung des kommenden Schuljahres sowie einige ganz tolle Projekte im Herbst und Winter kümmern darf. Der Juni ist gegen Ende noch unterwartet turbulent geworden, ich bin für eine Kollegin eingesprungen und habe zwei Konzerte für sie gespielt. Ausserdem hatte ich (und habe ich immer noch) einige organisatorische Hürden zu bewältigen. Bis Ende Woche sollte sich dann aber hoffentlich alles irgendwie in Wohlgefallen aufgelöst haben.
Ich habe im Juni ein gemütliches Lese-Miteinander veranstaltet, im ganzen Monat fünf Bücher gelesen und drei Bücher gekauft, viele Fussballspiele gesehen und das durchwachsene Wetter genossen. Ja, die Hitze liegt mir nicht, ja, das ist kein Geheimnis, ja, ich bin dankbar, dass wir von schlimmen Unwettern verschont worden sind, ja, ich liebe den Regen.

Gelesen im Juni:

Überraschend berührendes und tiefgründiges Buch mit einem vorwitzigen Kater in der Hauptrolle


Eine alte Dame mit einem eigenwilligen Sinn für Gerechtigkeit, einige Kurzgeschichten und viel Humor


Unglaublich berührendes Highlight voller Liebe, Schmerz und grandiosen Naturschilderungen


Intelligent aufgebauter aber langsam erzählter erster Band einer Dilogie, ich freue mich auf die Fortsetzung


Schöne Idee, tolle Beschreibungen und sympathische Figuren, leider bleiben die Emotionen auf der Strecke


Alle Rezensionen:

Frankie - Jochen Gutsch und Maxim Leo   (192 Seiten)
Morden mit Maud - Helene Tursten   (208 Seiten)
Zugvögel - Charlotte McConaghy   (400 Seiten)
Kaiserwald - Anja Jonuleit   (400 Seiten)
Wo ich dich finde - Amanda Brooke   (448 Seiten)


Neuzugänge:

Im Juni habe ich mir zwei Bücher gekauft, die schon lange auf meiner Wunschliste standen und von denen ich weiss, dass sie mir schöne, erholsame und spannende Lesestunden bescheren. Genau das also, was ich in dieser immer noch turbulenten Zeit brauche. Zusätzlich ist "Once There Were Wolves" nach meiner Begeisterung für "Zugvögel" spontan in den Warenkorb gehüpft.
Das Lügenhaus - Anne B. Ragde (Das Lügenhaus 1)
Fallensteller - Saša Stanišić
Once There Were Wolves - Charlotte McConaghy (Englisch)


Alle Zahlen in der Übersicht:

Gelesene Bücher: 5
Abgebrochene Bücher: -
Aussortierte Bücher: -
Gelesene Seiten: 1'648 Seiten
Durchschnittliche Seitenzahl pro Tag: 54.93 Seiten
Bücher von Autorinnen: 4
Bücher von Autoren: 1
Autor*innenduos (oder Gruppen): -
Geschenkt bekommene Bücher: -
Ausgeliehen: 1
Buchgewinn: -
Buchprämien: -
Rezensionsexemplare: -
Gekaufte Bücher: 3
Eingesammelte Bücher: -
Bibliotheksbücher: -
Gesamte Neuzugänge: 3
SuB am Monatsbeginn:
69 (+1)
Aktueller SuB: 68
Differenz: - 2

Rezension: Wo ich dich finde

Wo ich dich finde - Amanda Brooke

Klappentext:

Maggie ist blind – und wann immer ihr die Welt zu laut und chaotisch wird, zieht sie sich auf ihre Lieblingsparkbank zurück. Doch in letzter Zeit hängt sie dort vor allem ihren eigenen widersprüchlichen Gedanken nach. Denn sie erwartet ein Kind, und nun nagen Zweifel an der eigentlich so selbstbewussten Frau. Eines Tages lernt sie Elsa kennen, die behauptet, ebenfalls schwanger zu sein. Aber Elsa ist eine alte Frau! Maggie beschließt herauszufinden, welches Geheimnis hinter Elsas Geschichte steckt. Und tritt damit eine Reise in die Vergangenheit an, an deren Ende ein kleines Wunder steht. Ein Wunder, das nicht nur Elsa ihren Frieden, sondern auch Maggie neue Zuversicht schenken wird.

Inhalt:
Nach dem Verlust ihrer Mutter verbringt Maggie viel Zeit auf ihrer Lieblingsbank im Park vor ihrer Haustür. Dort erinnert sie sich, denkt nach und führt innere Zwiegespräche mit ihrer Mutter. Und dort begegnet sie auch Elsa, die voller Überraschungen steckt und Maggie von ihrer Schwangerschaft und ihrer grossen Liebe erzählt. Maggie ist selber schwanger und zudem blind und erkennt deshalb anfangs nicht, dass Elsa eigentlich über achtzig ist und Hilfe dabei braucht, ein grosses Geheimnis aus der Vergangenheit zu lüften.

Meine Meinung:
Dieses Buch hat mich anfangs sehr gefesselt, die Geschichte entwickelt sich nämlich eher überraschend und die Figuren - allen voran die Protagonistin Maggie und natürlich ihr Blindenführhund Harvey - habe ich sofort ins Herz geschlossen (respektive im Falle von Maggies Schwiegermutter leidenschaftlich verabscheut). Vor allem am Anfang erfahren wir viel über Maggies Alltag mit ihrer Behinderung und dürfen einiges über ihre Arbeit, ihr Leben, ihre Beziehung und ihre Sorgen und Ängste erfahren. Dann aber, wenn es eigentlich spannend und dramatisch werden sollte, plätschert die Geschiche immer langsamer dahin und es kommen leider kaum Emotionen auf, obwohl die Autorin einige sehr belastende und schwierige Themen in ihre Geschichte einbaut. Dies geschieht mit viel Respekt und eigentlich auch gekonnt, bleibt aber sehr distanziert, was natürlich schade ist.

Fazit:

Dieses Buch hat mich stets im Zug begleitet und ich wollte ja in dieser intensiven Woche auch leichte Lektüre lesen, nur leider war mir diese Geschichte dann doch zu oberflächlich erzählt, wenn auch die Grundidee und die Auflösung am Ende mir sehr gut gefallen haben. Ein Buch für Zeiten, in denen man sich nicht auf komplexe Geschichten einlassen möchte, mehr aber leider nicht. Weitere Bücher der Autorin würde ich aber bei Gelegenheit trotzdem lesen, weil mir ihre Ideen und Beschreibungen sehr gut gefallen haben.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Wo ich dich finde
Originaltitel: Where I Found You
Autorin:
Amanda Brooke lebt mit ihrer Tochter in Liverpool, England. Der Ursprung ihrer Schriftstellerkarriere liegt in einer persönlichen Tragödie: Als bei ihrem kleinen Sohn Krebs diagnostiziert wurde und er schließlich mit nur drei Jahren starb, stand für Amanda Brooke fest, dass diese schmerzliche Erfahrung eine Quelle der Inspiration, nicht der Verzweiflung, sein sollte. So erzählt sie in ihren Romanen berührende, aufrichtige Geschichten von der Liebe, dem Leben und der Kraft der Hoffnung, die stärker ist als der Tod (Quelle: Verlag / vlb)
Sprache: Deutsch
Aus dem Englischen von: Karin Diemerling
Taschenbuch: 448 Seiten
Verlag: Goldmann
Ersterscheinung: 14.03.2016
ISBN: 9783442483754

Rezension: Kaiserwald

Dieses Rezensionsexemplar (erschienen im Penguin Verlag) hat mir die Autorin zusenden lassen.

Kaiserwald - Anja Jonuleit

Beschreibung des Verlages:
Eine Suche. Eine Liebe. Ein Verbrechen.
»Deine Mutter ist verschwunden.« Eine Abfolge von Gefühlen zog über sein Gesicht: Ungläubigkeit, Entsetzen und schließlich diese Angst, die nun in der Welt war wie ein Geist, den man aus der Flasche gelassen hat.
Riga, Ostern 1998. Rebecca Maywald verschwindet spurlos. Sie hinterlässt eine achtjährige Tochter. Viele Jahre später setzt ein anonymer Brief Ereignisse in Gang, die das Leben zweier Familien für immer verändern sollen.
Berlin, 2023. Mathilda, Ex-Gebirgsjägerin, provoziert einen Autounfall, um mit Falk von Prokhoff, dem Sohn einer angesehenen Diplomatenfamilie, in Kontakt zu kommen. Der Grund bleibt zunächst unklar. Womit sie nicht gerechnet hat: Dass sie sich in ihn verliebt. Ein gefährliches Spiel um falsche Identitäten, unentdeckte Verbrechen und dubiose Machenschaften der Familienstiftung »Drei Linden« beginnt

Inhalt:
Riga 1997: Rebecca, Allgäu 1998: Penelope, Berlin 2023: Mathilda. Drei Erzählperspektiven, drei Regionen und Schicksale, die enger verbunden sind, als der erste Eindruck vermuten lässt. Im Jahr 1997 verschwindet die Lehrerin Rebecca Maywald spurlos, ihre Tochter Penelope erlebt dieses Verschwinden und die Reaktionen darauf besonders intensiv. Über 20 Jahre später begleiten wir die ehemalige Berufssoldatin Mathilda durch ihren Alltag in Berlin. Sie befindet sich auf einer geheimnisvollen Mission, während der sie ihre Gefühle plötzlich nicht mehr unter Kontrolle hat.

Meine Meinung:
Sicher habt ihr bereits meine begeisterte Rezension zum Buch "Das Nachtfräuleinspiel" der Autorin Anja Jonuleit gesehen. Dieses Buch durfte ich mir auswählen und Jonuleit hat mir zusätzlich auch noch ihren neuesten Roman "Kaiserwald", den ersten Teil einer Dilogie, zukommen lassen. Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht und so stand ich dem nicht angefragten Buch zuerst ein wenig skeptisch gegenüber, war ich mir doch aufgrund der Beschreibung nicht sicher, ob es mir zusagen würde. Die liebe Martina vom Blog Martinas Buchwelten hat aber meine Zweifel zerstreut und mich mit ihrer sehr positiven Rezension neugierig gemacht auf diese Geschichte.
Anfangs hatte ich sehr grosse Mühe, ins Buch zu kommen, was nicht an der komplex aufgebauten Geschichte und den drei Erzählperspektiven sondern am verzettelten Schreibstil lag, der leider sehr unausgereift wirkte. Doch nach ca. 50 Seiten stieg die Qualität merklich, ich erkannte Jonuleits Sprache wieder und war gefesselt von der Handlung, die laaaangsam Tempo aufnimmt und trotz vorhersehbaren Entwicklungen auch einige Überraschungen bereithält.
Vor allem am Anfang dieses eher anspruchsvollen Romans lohnt es sich, stets gut bei der Sache zu sein. Dann aber sind die in unterschiedlicher Schrift und stets mit dem Namen der Protagonistin überschriebenen Kapitel/Erzählperspektiven (abgesehen von einem Fehler, der dem Verlag unterlaufen ist) gut zu unterscheiden. Die immer spannendere Geschichte endet sehr offen, der zweite und abschliessende Teil erscheint aber bereits im Oktober 2024.

Meine Empfehlung:
Nach anfänglicher Skepsis war ich nach 50 Seiten überzeugt und kann nun den zweiten und abschliessenden Teil der Reihe gar nicht mehr erwarten. Jonuleit baut ihre Geschichten sehr geschickt und klug auf und sorgt immer wieder für überraschende Wendungen. Von mir gibt es eine Empfehlung für den Auftakt dieser Dilogie.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Kaiserwald
Autorin: Anja Jonuleit, 1965 in Bonn geboren und am Bodensee aufgewachsen, arbeitete einige Jahre für die Deutsche Botschaft in Rom. Nach einer Abordnung an die Botschaft Damaskus studierte sie am Sprachen- und Dolmetscherinstitut in München Italienisch und Englisch. Zurück am Bodensee machte sie sich als Übersetzerin und Gerichtsdolmetscherin selbstständig, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Ihre seit 2007 erscheinenden Romane erreichen eine große Leserschaft und stehen regelmäßig auf der SPIEGEL-Bestsellerliste. Behutsam und kenntnisreich nimmt sie sich der großen Stoffe unserer Zeit an. Sie erzählt von dysfunktionalen Familien und Beziehungen, von lebensfeindlichen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und von Bedrohungen, in denen es schwer ist, sich selbst und andere zu beschützen. Ihren Romanen – darunter »Herbstvergessene«, »Der Apfelsammler«, »Rabenfrauen« und »Das letzte Bild« – folgt mit ihrer Dilogie »Kaiserwald« (Frühjahr 2024) und »Sonnenwende« (Herbst 2024) ein breit angelegtes Familiendrama.
Sprache: Deutsch
Paperback, Klappenbroschur: 400 Seiten
Verlag: Penguin
Erschienen am: 28. Februar 2024
ISBN: 978-3-328-60333-7

Rezension: Zugvögel

Zugvögel - Charlotte McConaghy

Beschreibung des Verlages:

Franny hat ihr ganzes Leben am Meer verbracht, die wilden Strömungen und gefiederten Gefährten den Menschen vorgezogen. Als die Vögel zu verschwinden beginnen, beschließt die Ornithologin den letzten Küstenseeschwalben zu folgen. Auf einem der letzten Fischerboote macht sie sich auf den Weg in die Antarktis. Schutzlos ist die junge Frau den Naturgewalten des Atlantiks ausgeliefert, allein die Vögel sind ihr Kompass. Doch wohin die Tiere sie auch führen, ihrer Vergangenheit kann Franny nicht entfliehen. Schon bald wird die Reise zu einem lebensbedrohlichen Abenteuer.
Eine Ode an die bedrohten Geschöpfe dieser Erde. Eine Geschichte über die Wege, die wir gehen für die Menschen, die wir lieben. Und sei es bis zum äußersten Rand der Welt.

Inhalt:
Das Artensterben schreitet voran, es gibt immer weniger Vögel und die Ornithologin Franny tritt an Bord eines Fischkutters eine gefährliche Reise an. Nicht nur muss sie sich gegen das Misstrauen der Besatzung und des Kapitäns behaupten, auch möchte sie den letzten Küstenseeschwalben folgen. Diese kleinen aber zähen Vögel, welche jedes Jahr den Weg von der Arktis zur Antarktis zurücklegen, sollen ihr nämlich dabei helfen, eine wichtige Aufgabe zu erfüllen.
Unterwegs muss sich Franny ihrer eigenen Vergangenheit stellen, muss in lebensbedrohlichen Sturmnächten ihren grössten Ängsten ins Gesicht schauen und Erinnerungen zulassen, welche sie über Jahre hinweg verdrängt hat.

Meine Meinung:
Gemeinsam mit Martina vom Blog Martinas Buchwelten habe ich dieses Buch gelesen. Es stand seit seinem Erscheinen auf meiner Wunschliste und ich bin froh, es in der Bibliothek gefunden und für mich entdeckt zu haben. Von Anfang an habe ich mich sehr stark mit der Protagonistin identifizieren können. Ihre bedingungslose Hingabe zum Meer, ihrer grossen Liebe und den letzten Vögeln der Welt, ihre Härte und zugleich auch ihre Verletzlichkeit haben mich sofort für sie eingenommen.

Schreibstil und Aufbau:
Tief beeindruckt war ich von den Beschreibungen der Natur und der Wildheit des Meeres, ich habe das Salu auf meiner Haut gespürt und mich mit Franny in die Wellen gestürzt.
Schon nach den ersten hundert Seiten habe ich einige Tränen geweint und im weiteren Verlauf der Geschichte hat mir dieses Buch das Herz gebrochen. Frannys Schmerz, ihre Liebe, ihre Verzweiflung und ihr Mut waren so bewegend beschrieben, dass alle Dämme brachen. Selten habe ich mich einer Figur so verbunden gefühlt, selten hat mich eine Handlung so tief berührt. Franny ist alles Unrecht dieser Welt geschehen, sie kämpft auf verlorenem Posten um eine aussterbende Tierart, sie will immer noch nicht verstehen, was mit ihrer Familie geschehen ist und trotzdem gibt sie nie auf. Aller Tragik zum Trotz verströmte das Ende sogar ein kleines Bisschen Hoffnung und es wird sicher nicht mein letztes Buch der Autorin gewesen sein.

Meine Empfehlung:
Ihr liebt die Natur und ihre Geschöpfe und möchtet euch auf ein einzigartiges Abenteuer auf hoher See einlassen, seid aber auch bereit, euch dabei das Herz brechen zu lassen? Dieses Buch ist für euch! Lest es unbedingt.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Zugvögel
Originaltitel: Migrations
Autorin: Charlotte McConaghy, Jahrgang 1988, hat irisch-schottische Wurzeln und wuchs in Australien auf. Ihre Passion für die Natur und Tierwelt und ihre Erschütterung über die Auswirkungen des Klimawandels inspirierten sie zu »Zugvögel«, ihrem literarischen Debütroman, mit dem sie den internationalen Durchbruch erreichte. Sie hat einen Abschluss als Drehbuchautorin der Australian Film Television and Radio School. McConaghy lebt heute in Sydney.
Sprache: Deutsch
Aus dem Englischen von: Tanja Handels
Fester Einband: 400 Seiten
Verlag: S. Fischer Verlag
Erscheinungsdatum: 26.08.2020 (4. Auflage)
IBAN: 978-3-10-397470-6

Kurzrezension: Morden mit Maud

Morden mit Maud - Helene Tursten

Beschreibund des Verlages:
Sie geht auf die Neunzig zu, und niemand ist vor ihr sicher – »Helene Tursten macht süchtig.« ZDF
Mord ist ihr ganz persönliches Hobby: Fünf neue, spannende und unterhaltsame Geschichten rund um die fast 90-jährige Maud, die in Göteborg in einer mittlerweile museumsgleichen Altbauwohnung lebt, immer noch gern Fernreisen unternimmt und einige Leichen im Keller hat. Wir erfahren vom unglücklichen Tod ihrer Schwester, dem Ableben des unfähigen, egoistischen Sohnes einer Nachbarin; zudem berichtet Maud über prägende Ereignisse in ihrem Leben. Es stellt sich heraus, dass sie bereits in jungen Jahren mit allen Wassern gewaschen war. Zuletzt bricht Maud zu einer langen, ereignisreichen Reise nach Südfrika auf.

Inhalt:
Dieser lose an die Kurzgeschichtensammlung "Alter schützt vor Morden nicht" anschliessende Erzählband lässt die neunundachtzigjährige Schwedin Maud in sechs aufeinander aufbauenden Geschichten auf ihr bewegtes Leben zurückblicken. Schnell wird klar, dass unsere Protagonistin zwar alt, aber noch lange nicht senil ist. Vielmehr nimmt sie ihr Leben (und das Leben und Sterben anderer Menschen manchmal auch) selbst in die Hand und reist im abschliessenden und längsten Text nach Südafrika, wo sie ein wenig zufällig und unfreiwillig in eine Ermittlung gerät, mit der sie ausnahmsweise einmal (fast) nichts zu tun hat.

Meine Meinung:
Auch dieses Buch habe ich von der lieber Irene vom Blog Igelabooks erhalten und mit sehr viel Vergnügen gelesen. Es ist definitiv ein ganz aussergewöhnlicher Krimi mit einer sympathischen Protagonistin, die es faustdick hinter den Ohren hat. Und ja, auch wenn Maud immer mal wieder ein Verbrechen begeht, so tut sie dies doch immer irgendwie einem ganz strengen moralischen Kompass folgend.
Den ersten Band - von dem ich lange gar nichts wuste - habe ich nicht gelesen, das ist aber sicher auch gar nicht nötig, da darin wohl nicht nur Geschichten mit Maud, sondern auch mit anderen Figuren vorkommen. Ich habe ihn mir aber bereits auf die Wunschliste gepackt, da ich die kurzweilig erzählende Sprache von Helene Tursten sowie ihre genau beobachtenden Beschreibungen - unter anderem der Landschaft und Tierwelt Südafrikas - sehr mochte.

Meine Empfehlung:
Dieser Krimi ist wirklich einmal ganz etwas anderes und die unterhaltsamen und teilweise auch spannenden und kritischen Geschichten lassen sich sehr gut nebenher lesen. Von mir gibt es eine herzliche Empfehlung, ich werde auf jeden Fall weitere Bücher der Autorin lesen.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Morden mit Maud
Originaltitel: ÄLDRE DAM MED MÖRKA HEMLIGHETER
Autorin: Helene Tursten, geboren 1954 in Göteborg, ist eine der beliebtesten schwedischen Kriminalautorinnen. Ihre Serie um die Göteborger Kriminalinspektorin Irene Huss hat nicht nur viele Fans, sondern wurde auch erfolgreich verfilmt. Neben neuen Fällen für die junge Polizistin Embla Nyström veröffentlicht Helene Tursten auch sehr erfolgreich Bände mit Krimigeschichten.
Sprache: Deutsch
Aus dem Schwedischen von: Antje Rieck-Blankenburg
Taschenbuch, Broschur: 208 Seiten
Verlag: btb Verlag
Erschienen am: 13. Dezember 2023
ISBN: 978-3-442-77208-7

39. gemütliches Lese-Miteinander

Das traumhaft schöne Banner wurde erstellt von Ascari vom Blog Der Leseratz

Hallo ihr Lieben

Heute geht es endlich wieder los und wir lesen zum Thema "Sommer". Ein Ein- und Aussteigen ist wie immer jederzeit möglich und ich freue mich schon sehr auf einen schönen Austausch und einen gemütlichen Abend.

Die letzten Male habe ich den Ablauf ein wenig angepasst, verschiebe nun aber den Beginn ein wenig nach vorne, da ich weiss, dass es bei einigen nicht zu spät werden wird.

Meldet euch direkt unter diesem Post mit dem Link zu eurem Post an, eine Teilnahme in den Kommentaren ist natürlich ebenfalls möglich

Ich freue mich auf euch und bis später
Livia


Ablauf:
18.30 Uhr: Beginn, Vorstellungsrunde
20.00 Uhr: 1. Update
21.00 Uhr: 2. Update
22.00 Uhr: 3. Update
23.00 Uhr: 4. Update, Fazit, Ende, gemütlicher Ausklang für alle, die noch wach sind

Wer ist heute mit dabei?


18.30 Uhr: Beginn, Vorstellungsrunde
Es freut mich riesig, dass wir wieder zum gemütlichen Lese-Miteinander zusammenfinden und nach einem sehr arbeitsintensiven Tag bin ich nun um so bereiter für einen entspannten Abend. Wir starten gleich mit den ersten Fragen und ich bin schon sehr gespannt auf eure Lektüren und auf den Austausch mit euch.

1. Was liest du heute und passt dein Buch vielleicht sogar zum heutigen Thema?
2. Wo liest du? Vielleicht magst du uns sogar deinen Leseplatz zeigen.
3. Hast du dir evtl. einen kleinen Snack, ein Abendessen oder ein Getränk bereitgestellt?

1.
Ich habe es mir heute sehr, sehr einfach gemacht und lese ein Buch mit einem blauen Cover. Warum? Weil bei uns in den Sommermonaten die ganze Deko im Wohnbereich blau ist. Dies geschieht in der Hoffnung, durch kühle Farben auch für kühle Temperaturen zu sorgen (im Herbst dominieren dann bunte Naturfarben, im Winter wird alles rot und im Frühling rosa). Auch auf dem Balkon dominiert blau, was sich neben den vielen grünen Pflanzen sehr gut macht. Mein Buch ist ist ein Rezensionsexemplar von Anja Jonuleit und zwar "Kaiserwald" und ich beginne heute ganz vorne und bin schon seeeehr gespannt auf die Geschichte.

2. Aktuell lese ich auf dem Balkon. Unsere Nachbarn haben zwar heute leider mehr als drei Stunden lang sehr viel Lärm gemacht, gerade ist es aber ruhig und das muss ich ausnutzen.

3. Um den Sommer einzuläuten, kaufen wir seit dieser Woche wieder Tomaten und die neue Tomatensaison feiern wir immer mit einem sehr, sehr simplen Gericht: frische Tomaten würfeln, mit Salz und Kräutern würzen, mit einer Burrata toppen und mit frischem Basilikum bestreuen, mit Olivenöl beträufeln und fertig. Dazu gibt es frisches Brot und vielleicht später auch noch ein Glas Wein. Mein Abendessen verleibe ich mir jetzt erst mal ein und lese dazu die ersten Seiten von Kaiserwald.

20.00 Uhr
Schon sind 90 Minuten vorbei und ich habe mich sattgefuttert und - inspiriert von euch - auch noch ein wenig Schokolade genascht ;-) Es freut mich übrigens sehr, dass unsere gemütliche Runde aus einigen alten Häsinnen besteht und dass der Austausch so gut funktioniert.
Und noch zu meinem Buch....phuuuuu.....ich bin echt nicht gut reingekommen. Die Geschichte wird - wenn ich alles richtig verstanden habe - aus vier Perspektiven erzählt. Die spielen alle zu einer unterschiedlichen Zeit und nicht immer steht Jahreszahl dabei, dafür ist jede Perspektive in einer anderen Schrift gehalten, was alles auch optisch eher unruhig wirken lässt...mal sehen, ob ich noch besser ins Buch finde, sonst werde ich es abbrechen.

4. Welche Sommerlektüren empfehlt ihr gerne weiter?

4. Es war eine grosse Qual der Wahl, da ich wirklich schon sehr viele tolle Sommerbücher gelesen habe. Einige sehr ernst und anspruchsvoll, andere sehr spannend und wieder andere einfach fürs Herz. Folgende drei Bücher kann ich euch wärmstens empfehlen (ein Klick aufs Bild führt euch direkt zur Rezension):



Und nun bin ich schon ganz gespannt auf eure Tipps :-D


21.00 Uhr
Eine weitere Stunde ist um und ich werde mich wohl bald ins Wohnzimmer auf unser gemütliches Sofa setzen. Das Gewitter lässt zwar immer noch auf sich warten, es dunkelt aber langsam ein und das Deckenlicht auf dem Balkon ist mir einfach zu hell. Ich habe weitergelesen und hatte nach ca. 20 - 30 Seiten den Dreh raus, wie alle Ebenen zusammenhängen, fand dann aber einfach alles sehr, sehr schlecht und maximal holprig geschrieben. Nach 60 Seiten beginnt mir die Geschichte aber zu gefallen und ich spüre so langsam den typischen "Jonuleit-Sog", den ich auch von "Das Nachtfräuleinspiel" kenne. Einige von euch haben die 5. Frage schon ein wenig vorweggenommen, aber trotzdem möchte ich folgedes von euch wissen:

5. Wählt ihr eure Bücher nach der Jahreszeit aus, oder ist euch die Jahreszeit im Buch ganz egal?

5. Weihnachtsbücher lese ich so vielleicht von Oktober bis maximal Januar, Sommerromane dürfen gerne im Sommer sein und ja, manchmal mag ich es wirklich, wenn das Buch zur aktuellen Jahreszeit spielt. "Alte Sorten" von Ewald empfehle ich zum Beispiel immer für den Herbst, es wäre schade, dieses Buch im Frühling zu lesen, finde ich. Grundsätzlich ist mir die Jahreszeit im Buch aber egal. Dass ich im Frühling eher zu Pastellfarben und im Herbst zu Spannung greife, ist aber definitiv kein Geheimnis ;-)


22.00 Uhr
Seid ihr noch wach? Meine Erdbeeren haben fantastisch geschmeckt und mir gleich noch ein wenig mehr Sommer beschert. Ich werde tatsächlich so langsam müde, der intensive Arbeitstag macht sich wohl bemerkbar. Ich halte aber natürlich noch durch, weiss aber nicht, wie konzentriert ich noch zum Lesen komme, die letzte Stunde wird wohl eher eine ausgiebige Stöberrunde ;-)

6. Wie sieht euer perfekter Sommerleseplatz aus?

6. Also ein Buch wäre super ;-) Und dann Schatten, sehr, sehr viel Schatten. Die Sonne ist gar nichts für mich und meine Haut. Gemütlich sitzen ist auch super, vielleicht auf einer Decke an einen Baumstamm gelehnt? Lärm macht mir nichts, solange er eher gleichmässig ist, im Freibad kann ich beispielsweise oft viel besser lesen als auf dem Balkon. Das reicht mir eigentlich schon. Aber ein kühles Getränk und ein paar Snacks, die sich gut einhändig essen lassen (aufgeschnittes Obst oder Gemüse, Schokolade, Nüsse....) sind natürlich ebenfalls toll.


23.00 Uhr
Und schon ist auch das 39. GLM vorbei und es freut mich riesig, dass ihr dabeigewesen seid. Ich habe insgesamt 96 Seiten gelesen, mich nun schon sehr gut mit meinem Buch angefreundet und vor allem den Austausch mit euch wirklich genossen. Danke!!! Bald steht also ein kleines Jubiläum an...habt ihr dazu vielleicht Ideen/Wünsche/Vorschläge?

Nun lasse ich den Abend mit einer letzten Stöberrunde bei euch ausklingen und lese im Bett noch ein wenig. Vielleicht mögt ihr euch ja anschliessen und eine letzte Runde drehen, vielleicht seid ihr schon lange im Land der Träume. So oder so wünsche ich euch von Herzen ganz eine gute Nacht und freue mich auf ein nächstes Mal.

Bis bald wieder
Livia

Kurzrezension: Frankie

Frankie - Jochen Gutsch, Maxim Leo

TW:
Tod, Verlust, Trauer, Depression, Suizidversuch, Suizidalität

Beschreibung des Verlages, TW beachten!!!:
Richard Gold hat alles vorbereitet. Heute ist der Tag, an dem er sich das Leben nehmen wird. Der Strick liegt schon um seinen Hals, als sich ein dürrer Kater vor das Fenster setzt, interessiert glotzt – und Gold komplett aus dem Konzept bringt. Als dann der Kater auch noch bei Gold einzieht, weil der einen großen Fernseher hat, ein „extremst“ weiches Bett und pünktlich Essen serviert, beginnt die skurrile Freundschaft zwischen zwei Außenseitern, von denen zumindest einer ganz fest an ein Happy End im Leben glaubt.
Ein Mann, der sterben will. Ein Kater, der ein Zuhause sucht. Eine berührende und zugleich urkomische Geschichte über eine außergewöhnliche Freundschaft und den Weg zurück ins Leben.

Inhalt:
Frankie ist ein halbwilder Kater, der eines Tages eine eher ungemütliche Begegnung mit dem Menschen Richard Gold hat. Weil Gold sich danach widerwillig für Frankie verantwortlich fühlt, lässt er ihn in sein Haus, wo es sich der kleine Kater so richtig gemütlich macht. Er beginnt, "seinen" neuen Menschen genau zu beobachten und dabei fallen ihm einige sehr komische Dinge auf. Warum machen Menschen sich so viele Gedanken um etwas, das sie Lebenssinn nennen? Warum sind sie traurig, wenn sie doch einfach ein wenig mehr schlafen sollten? Langsam entwickelt sich eine zerbrechliche Freundschaft zwischen Frankie und Gold.

Meine Meinung:
Das Buch kursiert aktuell unter Schweizer Bücherfreund*innen und ich bin ganz froh, dass ich es lesen durfte. Ganz spontan habe ich Interesse für das Buch bekundet und es dann im April von Esther - Enif - bei einem gemütlichen Treffen in unserer Stadtbibliothek erhalten und nun darf ich es auch schon weitersenden.
Ich muss ehrlich sagen, dass ich nie erwartet hätte, was für eine zarte, tragische und tiefsinnige Geschichte sich in der auf den ersten Blick sehr humorvoll wirkenden Handlung verbirgt und ich bin beeindruckt vom einfühlsamen Umgang der Autoren mit sehr schwierigen Themen.
Die Idee, die Geschichte aus der Sicht eines Katers names Frankie erzählen zu lassen, der die Menschenwelt oft so herrlich missversteht und auch deshalb als letzte Figur realisiert, was mit seinem neuen Menschenfreund Richard Gold eigentlich los ist, ist definitiv sehr gelungen.

Meine Empfehlung:
Diese Geschichte stimmt nachdenklich und erzählt mit feinem Humor und viel Einfühlungsvermögen die Geschichte eines Lebens voller Liebe und Trauer, Verlust und Neuanfängen und einer ganz aussergewöhnlichen Freundschaft zwischen einem sehr traurigen Mann und einem sprechenden Kater. Von mir gibt es eine sehr herzliche Leseempfehlung.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Frankie
Autoren: Jochen Gutsch, geboren 1971 in Berlin, ist Journalist beim SPIEGEL. Für seine Arbeiten wurde er mit dem Theodor-Wolff-Preis und dem Henri-Nannen-Preis ausgezeichnet. Zusammen mit Maxim Leo verfasste er mehrere Bestseller, darunter Es ist nur eine Phase, Hase. Das Buch stand über ein Jahr lang auf der SPIEGEL-Bestsellerliste und wurde für das Kino verfilmt.
Maxim Leo, Jahrgang 1970, ist Reporter bei der Berliner Zeitung. 2006 erhielt er den Theodor Wolff-Preis, 2011 wurde er für seine Familiengeschichte Haltet euer Herz bereit mit dem Europäischen Buchpreis ausgezeichnet.Maxim Leo lebt mit Frau und zwei Kindern in Berlin.
Sprache: Deutsch
Hardcover, Pappband: 192 Seiten
Verlag: Penguin Verlag
Erschienen am: 01. März 2023
ISBN: 978-3-328-60183-8

Ankündigung: 39. gemütliches Lese-Miteinander

Das traumhaft schöne Banner wurde erstellt von Ascari vom Blog Der Leseratz

Hallo ihr Lieben

Ein wenig kurzfristig und ein wenig spontan möchte ich ein weiteres GLM ankündigen, es wird einfach wieder einmal Zeit dafür. Am Samstag, 8.6.24, ab 18.00 Uhr lesen wir miteinander und es dürfen ganz viele bunte Bücher zum Thema "Sommer" gelesen werden. Was nicht auf den ersten Blick zum Thema passt, wird einfach passend gemacht und so oder so seid ihr mit jedem Genre und jedem Thema herzlich willkommen.

Die letzten Male habe ich den Ablauf ein wenig angepasst, verschiebe nun aber den Beginn ein wenig nach vorne, da ich weiss, dass es bei einigen nicht zu spät werden wird.

Ablauf:
18.30 Uhr: Beginn, Vorstellungsrunde
20.00 Uhr: 1. Update
21.00 Uhr: 2. Update
22.00 Uhr: 3. Update
23.00 Uhr: 4. Update, Fazit, Ende, gemütlicher Ausklang für alle, die noch wach sind.

Das Ein- und Aussteigen sowie eine Teilnahme nur in den Kommentaren sind wie immer möglich. Mit einem Kommentar unter diesem Post oder unter dem Startpost am Samstag könnt ihr euch unkompliziert anmelden. Teilen/Werbung ist selbstverständlich erlaubt und gerne gesehen.

Ich freue mich auf euch und grüsse euch herzlich
Livia

Leseliste Juni 2024

Hallo ihr Lieben

Weil das mit den Listen gerade so gut läuft, habe ich mir auch für den Juni eine Leseliste zusammengestellt. Um mir keinen Druck zu machen, habe ich die Liste bewusst schlank gehalten, auf dem SuB findet sich ja so oder so noch das eine oder andere zusätzliche Buch ;-)

Zugvögel - Charlotte McConaghy
Das Buch steht schon lange auf meiner Wunschliste und letzte Woche bin ich in der Bibliothek darüber gestolpert, also musste es unbedingt mit. Ich werde es ab dem 10.6. gemeinsam mit Martina von Martinas Buchwelten lesen und freue mich schon riesig darauf.

Morden mit Maud - Helene Tursten
Das Buch habe ich im März von Irene vom Blog Igelabooks bekommen und gestern begonnen. Bisher gefällt mir die unterhaltsame Geschichte sehr gut und ich bin schon gespannt, wie es weitergehen wird.

Frankie - Jochen Gutsch, Maxim Leo
Dieses Wanderbuch habe ich im April von Esther - Enif - bekommen und werde es auch weitergeben, nachdem ich es gelesen habe. Es kursiert in der Schweizer Bookstagramcommunity und die bisher sehr kurzweilige Geschichte ist nicht nur sehr humorvoll aus der Sicht einer Katze erzählt, sie schlägt auch ernste Töne an.

Kaiserwald - Anja Jonuleit
Im März habe ich eine sehr nette Mail von Anja Jonuleit bekommen und ich durfte mir eines ihrer Bücher auswählen. Ich habe mich für "Das Nachtfräuleinspiel" entschieden und sie hat mir "Kaiserwald" auch noch senden lassen. Im April hat es mich dann erreicht und nach dem mir "Das Nachtfräuleinspiel" so gut gefallen hat, bin ich nun sehr neugierig auf Jonuleits aktuellsten Roman.

Der Derwisch und der Tod - Meša Selimović
Schon länger möchte ich mich wieder einmal nach Bosnien lesen und diese SuB-Leiche bietet sich da wirklich an. Ausgerechnet von Meša Selimović habe ich bisher noch kein Buch gelesen und es wird im Juni Zeit, dies zu ändern.

Habt ihr euch für den Juni Bücher vorgenommen? Und welche meiner geplanten Lektüren kennt ihr bereits?

Lese-Statistik Mai 2024

Hey ihr Lieben

Ok, wer kneift mich mal kurz? Der Mai liegt schon wieder hinter uns? Ich wiederhole mich und werde definitiv alt, aber ja, die Zeit fliegt gefühlt mit jedem Monat schneller und ich komme kaum hinterher. Im Mai waren wir über Christi Himmelfahrt in Bologna (mit meiner besten Freundin und ihrem Liebsten) und es gab Stufentests an meiner Musikschule (alle Schülerinnen haben hervorragend bestanden) ausserdem konnte ich eine sehr anspruchsvolle Stellvertretung, die mich seit Mitte Februar sehr ausgelastet hatte, gut abschliessen.

Nun habe ich nur noch einen einigermassen gut gefüllten Monat vor mir, der grosse Stundenplanstress steht an und im Juli endet bereits das aktuelle Schuljahr. Wir verreisen im Sommer nicht, weil wir im Herbst eine längere Reise geplant haben und deshalb nehme ich mir im Juli dann wieder Zeit, um das kommende Schuljahr vorzubereiten und mein Arbeitszimmer und meine Ablagesysteme komplett zu überarbeiten. Ihr könnt nicht glauben, wie sehr ich mich auf diese Zeit freue, in der ich nur vorbereite, aus- und umräume und dabei die nächsten Konzertprogramme für August und September übe :-D
Es gilt also noch, etwa einen Monat lang in einem kleinen bis mittleren Chaos sowie mit der Planung der Umräumaktion zu überbrücken. Da aber neben einem Gottesdienst und zwei Konzerten im Juni nur einige Proben anstehen und abgesehen vom Stundenplan nicht mehr allzu viele administrative Aufgaben an der Musikschule zu bewältigen sind (klopf auf Holz), sollte ich bereits im Juni ein wenig mehr Luft haben um zu lesen, Fussball zu schauen, mich auf eine neue Nichte zu freuen und, und, und.

Der Mai war ein guter Lesemonat voller Highlights und ich bin erstaunt, wie viele Bücher ich trotz wenig Lesezeit geschafft habe. Der SuB ist einmal nicht angestiegen, sondern stagniert ein wenig vor sich hin, weil ich gebrauchte Bücher gekauft, Bücher geliehen und ein (sehnsüchtig erwartetes) Rezensionsexemplar erhalten habe.

Meine gelesenen Bücher im Mai:

Tragische Familiengeschichte mit vielen Rückblicken und immer stärker werdenden Spannung


Das feministische Buch der Stunde! Viele Perspektiven, Spannung, Tragik, aber zu wenig Schlagkraft


Herausragendes Debüt, lose zusammenhängende Szenen, Berichte aus einer Pychatrie, berührend


Mitten aus dem (Frauen-)Leben gegriffene feministische Kurzgeschichten, pointiert, klug, bitte mehr!!!


Berührende und sehr unterhaltsame Familiengeschichte, intime und intelligente Charakterskizzen, toll!


Ein wenig Miss Marple, ein wenig Freundschaft und ganz viel Liebe, leider aber auch einige Längen


Absoluter Lesegenuss mit humorvollen, berührenden, persönlichen Kurzgeschichten, unbedingt lesen!


Alle Rezensionen und Seitenzahlen:

Leuchtturmnächte - Debbie Macomber (abgebrochen nach 54 Seiten)
Das Nachtfräuleinspiel - Anja Jonuleit   (496 Seiten)
Und alle so still - Mareike Fallwickl   (368 Seiten)
Welches Königreich - Fine Gråbøl   (176 Seiten)
Send Nudes - Saba Sams (224 Seiten, bereits wieder in der Bibliothek, darum nicht auf dem obigen Bild)
Der Zopf meiner Großmutter - Alina Bronsky   (224 Seiten)
Florence Butterfield und die Nachtschwalbe - Susan Fletcher   (496 Seiten)
Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne - Saša Stanišić   (256 Seiten)

Neuzugänge:

Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorneSaša Stanišić (Rezensionsexemplar)
Sterne sieht man nur im Dunkeln - Meike Werkmeister (secondhand gekauft)
Über dem Meer tanzt das Licht - Meike Werkmeister (secondhand gekauft)
Der Wind singt unser Lied - Meike Werkmeister (secondhand gekauft)
Das Glück riecht nach Sommer - Meike Werkmeister (secondhand gekauft)
Am Horizont wartet die Sonne - Meike Werkmeister (secondhand gekauft)
Death's End - Cixin Liu (englisch, ausgeliehen)
Zugvögel -
Charlotte McConaghy (Bibliotheksbuch)

Abgebrochen:

Leuchtturmnächte - Debbie Macomber

Alle Zahlen in der Übersicht:

Gelesene Bücher: 7
Abgebrochene Bücher: 1
Aussortierte Bücher: -
Gelesene Seiten: 2'294 Seiten
Durchschnittliche Seitenzahl pro Tag: 74 Seiten
Bücher von Autorinnen: 6
Bücher von Autoren: 1
Autor*innenduos (oder Gruppen): -
Geschenkt bekommene Bücher: -
Ausgeliehen: 1
Buchgewinn: -
Buchprämien: -
Rezensionsexemplare: 1
Gekaufte Bücher: 5
Eingesammelte Bücher: 3
Bibliotheksbücher: 1
Gesamte Neuzugänge: 8
SuB am Monatsbeginn:
69 (+1)
Aktueller SuB: 69 (+1)
Differenz: -

Rezension: Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne

Dieses Rezensionsexemplar aus dem Luchterhand Literaturverlag hat mich via Bloggerportal errreicht.

Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne - Saša Stanišić

Beschreibung des Verlages:
Was wäre, wenn man nicht diese eine Entscheidung getroffen hätte, sondern jene andere? Was wäre, hätte man der Erwartung getrotzt? Und dann ist da trotzdem die Furcht, feige gewesen zu sein, zu lange gezögert und etwas verpasst zu haben, ein besseres Ich, ein größeres Glück, die lustigeren Haustiere und Partner.
Saša Stanišić führt uns an Orte, an denen das auf einmal möglich ist: den schwierigeren Weg zu gehen, eine unübliche Wahl zu treffen oder die eine gute Lüge auszusprechen.
So wie die Reinigungskraft, die beschließt, mit einer Bürste aus Ziegenhaar in der Hand, endlich auch das Leben in die eigenen Hände zu nehmen. So wie der Justiziar, der bereit ist zu betrügen, um endlich gegen seinen achtjährigen Sohn im Memory zu gewinnen. Und so wie der deutsch-bosnische Schriftsteller, der zum ersten Mal nach Helgoland reist, nur um dort festzustellen, dass er schon einmal auf Helgoland gewesen ist.
Am besten wäre ja, man könnte ein Leben probeweise erfahren, bevor man es wirklich lebt.

Inhalt:
In diesem Erzählband finden sich Kurzgeschichten, in denen hingebungsvoll Doppelkopf gespielt und zukunftgeträumt, fatasiert, geliebt und vermisst wird und in denen ganz kleine Ziegen eine grosse Rolle spielen. Wir begleiten viele charakterstarke Figuren in unterschiedlichen (manchmal mehr als einer) Phasen ihres Lebens und schliessen sie mit jeder Szene, jedem Satz mehr und mehr ins Herz. Das Was-wäre-wenn ihres Lebens stimmt nachdenklich und zuversichtlich und lässt uns das Buch am Ende mit einem Lächeln im Gesicht schliessen.

Meine Meinung:
Es ist kein Geheimnis, dass sich Stanišić schon vor Jahren in mein Herz geschrieben hat und dass ich seiner zugleich zart und leidenschaftlich beschreibenden Sprache, seinen Wortbildern sowie seinen liebevoll und mit einem Augenzwinkern beschriebenen Figuren einfach nicht widerstehen kann.
Vor allem die titelgebende Geschichte, die von einer Witwe handelt, welche der Liebe vielleicht doch noch einmal eine Chance geben möchte, hat mich tief berührt.

"Es ist wichtig zu wissen, warum man geliebt hat"
(S. 192)

Aber auch die Gedanken eines nach Deutschland geflüchteten ich-Erzählers namens Saša (Parallelen zum Autor sind natürlich vorgesehen) haben mich einige Male zum Schmunzeln und Träumen gebracht. Sein persönliches Was-wäre-wenn ist von einer Flucht aus einem Krieg, von neuen Freundschaften und der Liebe zum Erzählen geprägt.

"Ich mochte nicht, dass wir die Anwesenheit unserer Körper in diesem Land permanent erklären mussten. Ich mochte nicht, dass ich wegen einer Sprache, die ich unvollständig sprach, behandelt wurde, als wäre ich unvollständig."
(S. 206)


Jede dieser Geschichten habe ich aufgesogen, sie sind so tröstlich und humorvoll, sie zeigen die verschiedensten Schattierungen von Beziehungen und Freundschaften auf. Ausserdem wecken sie die Sehnsucht nach Helgoland, nach dem Reisen, dem sich Verlieben und dem Ankommen.

Meine Empfehlung:
Ich kann es kaum erwarten, weitere Texte des Autors zu entdecken und bin einmal mehr begeistert von seiner Erzählkunst. Lest dieses herzerwärmende, sehnsüchtig und zugleich positiv stimmende Buch!

Zusätzliche Infos:
Titel:
Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne
Autor: Saša Stanišić wurde 1978 in Višegrad (Jugoslawien) geboren und lebt seit 1992 in Deutschland. Seine Werke wurden in mehr als vierzig Sprachen übersetzt und viele Male ausgezeichnet. Saša Stanišić lebt und arbeitet in Hamburg. Er ist dort Fußballtrainer einer F-Jugend.
Sprache: Deutsch
Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen: 256 Seiten
Verlag: Luchterhand
Erschienen am: 30. Mai 2024
ISBN: 978-3-630-87768-6

Rezension: Florence Butterfield und die Nachtschwalbe

Florence Butterfield und die Nachtschwalbe - Susan Fletcher

Beschreibung des Verlages:
Pleased to meet you, Mrs Butterfield!
Ein altes Herrenhaus mit einem großen Garten, in dem Lavendel, Mohn und Kornblumen blühen. Morgens singt der Zaunkönig in den Büschen, abends lässt man den Tag bei einem Gin Tonic unter den Apfelbäumen ausklingen. Florence Butterfield, lebenserfahren, weit gereist und ausgestattet mit unerschütterlichem Optimismus, kann sich keinen schöneren Ort für den Lebensabend vorstellen als die Seniorenresidenz Babbington Hall. Bis Heimleiterin Renata in der Mittsommernacht aus dem Fenster springt. Nur einen Tag nachdem sie Florrie anvertraute, sie sei frisch verliebt und träume von einer Reise nach Paris. Je mehr Florrie über ihr eigenes bewegtes Leben nachdenkt, desto überzeugter ist sie, dass Renata Opfer eines Verbrechens wurde …

Inhalt:
Florence Butterfield - Florrie - blickt zurück auf ein bewegtes Leben, auf die Geschichte ihrer Familie, ihrer Freundschaften und ihrer Beziehungen. Dies tut sie mit siebenundachtzig Jahren in einer wunderschönen Altersresidenz. Ein tragischer Unfall, der Fenstersturz ihrer geschätzen Heimleiterin in einer Gewitternacht, erschüttert die Bewohnenden und lässt Florrie und ihren guten Freund Stanhope nicht mehr los. War es doch kein Unfall? Und wer hatte seine Hände im Spiel?

Meine Meinung:
Dieses Buch habe ich von der lieben Irene vom Blog Igelabooks erhalten. Danke Irene!!
Vor allem der Anfang dieses Buches hat mich begeistert, die spannende Lebensgeschichte von Florrie hat mich unterhalten und beeindruckt und obwohl diese Geschichte fiktiv ist, schwingt beim Lesen immer auch der Gedanke mit, dass Menschen, die auf das Ende ihres Lebens zugehen, ja so viel zu erzählen hätten, wenn man ihnen nur zuhören würde.
Ein paar Längen haben mich gelangweilt, aber die Auflösung hat mich dann wieder mit dem Buch versöhnt und ich werde die Autorin auf jeden Fall im Auge behalten.

Schreibstil und Aufbau:
Einige Ereignisse in Florries Alltag lassen sie in die Vergangenheit schweifen und sie an ihre grosse Liebe, Schwärmereien, Träume, ihre beste Freundin und ihre Familie denken und so erfahren wir, welche düsteren Geheimnisse unsere Protagonistin mit sich herumträgt, welche Tragödien sie überlebt hat und welchen Menschen sie begegnet ist.
Dieser Vergangenheitsstrang hat mir persönlich sehr viel besser gefallen, als der ein wenig träge dahinfliessende Gegenwartsstrang. Auch wenn Fletcher die Figuren in der Residenz mit viel Charme, Humor und Wohlwollen beschreibt.

Meine Empfehlung:
Obwohl sich die Handlung eher gemächlich entwickelt und einem Durchhänger in der Mitte, habe ich die bewegte Lebensgeschichte von Florrie sehr gerne gelesen und war gespannt auf die intelligent verpackte Auflösung der Geschichte. Trotzdem hätte ich mir den Gegenwartsstrang ein wenig spannender und ereignisreicher gewünscht, der Vergangenheitsstrang hatte es nämlich durchaus in sich. Wer in Florries Welt eintauchen will und ein wenig Geduld hat, ist mit dieser Geschichte aber sehr gut beraten.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Florence Butterfield und die Nachtschwalbe
Originaltitel: The Night in Question
Autorin: Susan Fletcher, geboren in Birmingham, studierte Literaturwissenschaften in York und Kreatives Schreiben an der University of East Anglia. Sie hat mehrere preisgekrönte Romane geschrieben. Bereits für ihren Debütroman «Eve Green» erhielt sie 2004 den Whitbread First Novel Award, den Betty Trask Prize und den Author’s Club Best First Novel Award. Susan Fletcher lebt in Warwickshire. 
Sprache: Deutsch
Aus dem Englischen von: Silke Jellinghaus und Katharina Naumann
Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen: 496 Seiten
Verlag: Kindler Verlag
Erscheinungstermin: 14.11.2023
ISBN: 978-3-463-00052-7

Rezension: Der Zopf meiner Großmutter

Der Zopf meiner Großmutter - Alina Bronsky

Beschreibung des Verlages:

Eine Großmutter, die in einer Gesellschaft Fuß zu fassen versucht, die ihr entgleitet. Ein Großvater, der alles kontrollieren kann außer seine Gefühle. Ein Enkel, der durch den Wahnsinn der Erwachsenen navigiert und zwischen den Welten vermittelt. – Kaum jemand kann so böse, so witzig und rasant von eigenwilligen und doch so liebenswerten Charakteren erzählen wie Alina Bronsky.

Inhalt:
Der kleine Max kommt mit seinen Großeltern von Russland nach Deutschland. Er wird von seiner Großmutter als krank und unterentwickelt angesehen und dargestellt und deshalb stets von ihr umsorgt, behütet, gepflegt und gefüttert. Er ist ihre einzige Aufgabe und während sie sich mit dieser intensiven (aber eigentlich komplett unnötigen) Pflege ihres Enkels vor dem Frust über die neue Lebenssituation drückt, wird der Großvater still und stiller und verliebt sich neu, was die Situation aller verändert. Als alles aus den Fugen gerät, ist es ausgerechnet Max, der die Familie mit Sanftheit und Verständnis zusammenhält.

Meine Meinung:
"Baba Dunjas letzte Liebe" von Alina Bronsky hat mich vor ein wenig mehr als zwei Jahren bestens unterhalten und tief berührt und deshalb war ich ganz glücklich, ein weiteres Buch der Autorin lesen zu dürfen. Ich habe es im offenen Bücherschrank gefunden und jetzt innerhalb von wenigen Tagen verschlungen.
Besonders gut gefallen hat mir der leichte, unterhaltsame Stil, der aber immer wieder bitterböse beschreibt und spüren lässt, weshalb es Max in seiner Familie so schwer hat. Die Großmutter definiert sich nämlich ausschliesslich über ihn und seine scheinbare Schwäche, sie macht ihn zu ihrem Projekt, sie stellt sich als seine einzige Rettung dar und schränkt ihn ein, wo sie nur kann. Und trotzdem hat sie mein Mitleid geweckt, weil sich zwischen den Zeilen noch ganz eine andere Geschichte entwickelt. Eine Geschichte von einem grossen Verlust, vom Verlassen der Heimat, vom Vermissen und der Einsamkeit.
Max, der in seiner unschuldigen Sprache erzählt, wie sein Alltag aussieht und wie die Dinge sich um ihn herum entwickeln, hat es mir angetan und seine pragmatische Art passt einfach so gut in diese Geschichte. Obwohl er nicht immer versteht, was um ihn herum geschieht und was die Erwachsenen alles mit sich herumtragen, so ist er in den wichtigen Momenten für sie da und geht doch auch mehr und mehr seinen eigenen Weg.

Meine Empfehlung:
Bronsky versteht es auch in diesem Roman meisterhaft, ihre Charaktere ganz einzigartig, schrullig und anstrengend aber dennoch auch liebenswert zu skizzieren. Sie übertreibt masslos, schreibt mit Witz und Charme und lässt zugleich viel Verständnis für die kleinen und grossen Dramen im Leben ihrer Figuren aufkommen. Das kleine Büchlein empfehle ich euch sehr herzlich weiter und freue mich schon sehr auf weitere Texte der Autorin.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Der Zopf meiner Großmutter
Autorin: Alina Bronsky, geboren 1978, lebt in Berlin. Ihr Debütroman »Scherbenpark« wurde zum Bestseller und fürs Kino verfilmt. »Baba Dunjas letzte Liebe« wurde für den Deutschen Buchpreis 2015 nominiert und ein großer Publikumserfolg. 2019 und 2021 erschienen ihre Bestseller »Der Zopf meiner Großmutter« und »Barbara stirbt nicht«.
Sprache: Deutsch
Fester Einband mit Schutzumschlag und Lesebändchen: 224 Seiten
Verlag: KiWi
Erscheinungstermin: 09.03.2023
ISBN: 978-3-462-00456-4

Kurzrezension: Send Nudes

Send Nudes - Saba Sams

Beschreibung des Verlages:

In ten dazzling stories, Saba Sams dives into the world of girlhood and immerses us in its contradictions and complexities: growing up too quickly, yet not quickly enough; taking possession of what one can, while being taken possession of; succumbing to societal pressure but also orchestrating that pressure. These young women are feral yet attentive, fierce yet vulnerable, exploited yet exploitative.
Threading between clubs at closing time, pub toilets, drenched music festivals and beach holidays, these unforgettable short stories deftly chart the treacherous terrain of growing up – of intense friendships, of ambivalent mothers, of uneasily blended families, and of learning to truly live in your own body.
With striking wit, originality and tenderness, Send Nudes celebrates the small victories in a world that tries to claim each young woman as its own.

Inhalt:
Zehn Kurzgeschichten, zehn Protagonistinnen, die sich verlieben, erwachsen werden, lügen, Mutter werden, abtreiben und feiern. Jede einzelne Kurzgeschichte springt mitten ins Geschehen, mitten in ein anderes Leben hinein und beleuchtet das Leben eines Mädchens oder einer jungen Frau und die Umstände und Menschen, welche in ihrer jeweiligen Lebensphase gerade prägend sind.

Meine Meinung:
Ich bin erstaunt, wie mühelos ich diese zehn Kurzgeschichten gelesen habe, obwohl mein letztes englisches Buch ein Kinderbuch war und ich schon länger keine "erwachsenen" englischen Texte mehr gelesen habe. Und Sams Sprache ist alles andere als simpel, ganz im Gegenteil. Äusserst humorvoll, klug und nuanciert schreibt die Autorin von grossen und kleineren Lebensthemen. Ihre Figuren zeigen verletzliche aber auch sehr mutige Seiten und sie kämpfen täglich für sich und ihren Platz in dieser Welt, welche es Frauen oft alles andere als einfach macht. Indem sie sich aber verschwestern, wehren, neu orientieren, ablösen oder einen Neuanfang wagen, erobern sie sich ein Stück ihrer Unabhängigkeit und Freiheit zurück, weshalb ich mich wohl mit fast jeder von Sams skizzierten Figur bis zu einem gewissen Punkt identifizieren konnte.

Meine Empfehlung:
Die Autorin behalte ich auf jeden Fall im Auge und die zehn berührenden, unterhaltsamen und eindringlich erzählten Geschichten möchte ich euch sehr herzlich empfehlen. Das Buch ist auch ein hervorragendes Geschenk für die wichtigen Frauen in eurem Leben, die sich sicher ebenfalls gesehen und repräsentiert fühlen von diesen Texten.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Send Nudes
Autorin: Saba Sams was named as one of Granta’s Best of Young British Novelists in 2023. Her debut collection Send Nudes won the Edge Hill Short Story Prize 2022 and was shortlisted for the Dylan Thomas Prize 2023; her story ‘Blue 4eva’ won the BBC National Short Story Award 2022. She was shortlisted for the White Review Short Story Prize in 2019 and her work has been featured in publications including Granta, Stinging Fly and Five Dials. She is from Brighton and lives in London.
Sprache: Englisch
Taschenbuch: 224 Seiten
Verlag: Bloomsbury Publishing
Erschienen: 19.1.2023
ISBN: 9781526621795

Rezension: Welches Königreich

Dieses Rezensionsexemplar aus dem ECCO Verlag hat mich via Bloggerportal von Harper Collins erreicht.

Welches Königreich - Fine Gråbøl

TW:
Selbstverletzendes Verhalten, Suizid/Suizidversuch, Medikamente, Alkohol

Beschreibung des Verlages:

Kopenhagen, Hochsommer: Fünf Jugendliche und die namenlose Erzählerin leben nach längeren Aufenthalten in der Psychiatrie in einem betreuten Wohnheim, das ihnen den Weg zurück in den Alltag erleichtern soll. Die Abläufe sind einfach, aber nicht selbstverständlich: Kochendes Wasser ist für Tee, nicht zur Selbstverletzung gedacht, und ein offenes Fenster ist keine Einladung zum Sprung. Während des fliegenden Wechsels aus Diagnosen und Bezugspersonen formiert sich eine fragile, aber zutiefst berührende Wohngemeinschaft. Kann es eine hinreichende Sprache für die Erkrankungen der Psyche geben, und weiter, Fahrpläne für das Gewöhnliche?
Fine Gråbøls Blick für die Widersprüche innerhalb des psychiatrischen Systems und die Versehrtheit der Menschen darin ist nuanciert und zeugt von feinstem literarischem Fingerspitzengefühl.

Inhalt:
Ein drückend heisser Sommer, von der Hitze und von Medikamenten aufgedunsene Körper, träge Routinen, langsam verstreichende Tage und sechs in einer Psychiatrie lebende junge Menschen. Für sie ist jeder Tag ein Neuanfang, eine neue Chance, ein neuer Versuch. Der Schwere ihres Alltags werden zuweilen äusserst humorvolle Unterhaltungen und Gedankengänge gegenübergestellt, mitten aus dem Leben gegriffen und äusserst sensibel erzählt.

Meine Meinung:
Eigentlich wollte ich mich mit Rezensionsexemplaren zurückhalten, aber die Beschreibung sowie die äusserst kluge und ansprechende Gestaltung haben mein Interesse geweckt. Auf wenigen Seiten lässt Gråbøl ihre namenlose Erzählerin zu Wort kommen, ganz tief in die Gedanken einer Gruppe von in einer Psychiatrie lebenden Menschen blicken. Probleme beim Einschlafen aber auch die Schwierigkeit, an jedem Morgen wieder aufzustehen und neu zu beginnen, sich selber am Leben zu halten und in einen geordneten Alltag und eine Gruppe einzufügen werden eindringlich erzählt. Gråbøl springt mitten in die Szene, es gibt keine Vorgeschichte.

Aufbau und Sprache:
Gråbøls Sätze wirken wie feine, schnell dahinskizzierte Pinselstriche, die langsam ein buntes Bild erahnen lassen. Ihr Buch ist wie eine Momentaufnahme, nur wenige Tage aber ganz viele lose zusammenhängende Szenen aus einem ganzen Leben und doch stecken so viel Leben, Liebe, Schmerz, so viele Schichten und Gefühle in diesem kurzen Text. Ich bin begeistert und möchte mehr von diesem Stil, dieser Sanftheit und diesem grossen erzählerischen Geschick.

Meine Empfehlung:
"Welches Königreich" ist nicht nur äusserst klug und eindringlich erzählt, die Autorin hat auch eine feinfühlige Sprache gefunden, welche ihre Figuren begleitet, statt sie zur Schau zu stellen. Sie springt in die Szene hinein und verlässt sie ganz lautlos wieder, lässt uns nachdenklich und berührt zurück und weckt Lust auf mehr.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Welches Königreich
Originaltitel: Ungeenheden
Autorin: Fine Gråbøl (1992) studierte Vergleichende Literaturwissenschaften an der Universität Kopenhagen und debütierte 2021 mit Welches Königreich. Ihr Roman wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem wichtigsten dänischen Literaturpreis für Debüts.
Sprache: Deutsch
Aus dem Dänischen von: Hanna Granz
Gebunden mit Lesebändchen: 176 Seiten
Verlag: ECCO Verlag
Erscheinungstermin: 19. März 2024
ISBN: 978-3-7530-0095-4