Lese-Statistik August 2024

Hallo ihr Lieben

Der August war so ein ereignisreicher Monat, dass ich beim Sichten der Fotos und meiner Notizen richtig ins Staunen gekommen bin. Begonnen hat der Monat sehr ruhig, weil ich mir meine komplett freie Woche in der ersten Augustwoche eingeplant habe. Da bei uns am 1.8. Nationalfeiertag war, wurde direkt eine verlängerte Woche daraus (mit Übernachtung vom 31.7. auf den 1.8. bei schönstem Regenwetter auf der Dachterrasse meiner besten Freundin) und das hat richtig gutgetan. Generell war dieser Sommer - abgesehen von der furchtbaren Hitze, mit der ich jedes Jahr schlechter klarkomme - gut zu mir und hat mich zum ersten Mal seit Jahren so richtig zur Ruhe kommen lassen und dies liegt sicher daran, dass wir nicht wirklich verreist sind und dass ich sehr bewusst Auszeiten eingeplant habe.
Viele Familienbesuche und -feiern standen trotzdem an, ein neues Erdenbürgerlein wurde getauft und wir haben ganz viele liebe Herzensmenschen getroffen und richtig viel Zeit mit ihnen verbrinden dürfen, was ein riesiges Geschenk ist und wovon wir immer noch zehren.
Dann reiste ich für zwei Nächte nach Salzburg und startete anschliessend wieder mit der Schule und einem Stundenplan, der mir sehr entspricht.
Die erste Schulwoche verlief noch ruhig, dann aber ging es so richtig los, ich probte sehr viel und spielte vier Konzerte, bin dabei, zwei Schülerinnen auf einen Wettbewerb und fünf Schülerinnen auf den Auftritt in einem Gottesdienst vorzubereiten und plane mit meiner Praktikantin ihr im Oktober beginnendes Praktikum.
Der Monat endete aber mit einem absoluten Highlight: am 30.8. traf ich Angi und besuchte mit ihr eine Lesung von Saša Stanišić in Basel. HIER könnt ihr ein paar Eindrücke sehen und lesen und ich muss ehrlich sagen...ich schwelge immer noch. Und weil Angi (links im Bild) so mutig war und für uns gefragt hat, konnten wir sogar noch ein Bild mit Saša machen.



Gelesen im August:

Gelesen habe mal viel, mal rastlos, mal kurzatmig, mal hat mich ein Rezensionsexemplar, das mir gar nicht zugesagt hat, sehr gebremst und dann bin ich nur so durch einen Roman geflogen. Bücher durften auch einziehen (offener Bücherschrank und ganz viele volle Schränke bei meinen Eltern, tz, tz...) und einige verliessen mich wieder.

Unterhaltsamer und spannender Krimi und viel Einsicht in Kluftis Privatleben, ein Lesevergnügen


Unterhaltsame, spannende, lehrreiche und einfach absolut lesenswerte feministische Essaysammlung


Berührender, kurzweiliger, überraschender Roman, der zwischen Traum und Wirklichkeit schwankt


Kleine Längen im Mittelteil, aber ansonsten ein packender, moderner Roman über Freundschaft und Gaming


Leider bin ich mit diesem Essay-Band so gar nicht klargekommen, schade, aber das kann passieren


Alle Rezensionen und Seitenzahlen auf einen Blick:

Herzblut, Kluftingers siebter Fall - Volker Klüpfel und Michael Kobr   (400 Seiten)
Die letzten Tage des Patriarchats - Margarete Stokowski   (320 Seiten)
Augustblau - Deborah Levy   (176 Seiten)
Morgen, morgen und wieder morgen - Gabrielle Zevin   (560 Seiten)
Blut, Stolz Fernweh und andere Mysterien - Ellen Kuhn   (200 Seiten)
Death's End - Cixin Liu (abgebrochen nach 178 Seiten, es hat mich leider nur noch gelangweilt...)

Neuzugänge:

Ich habe soooo viele Bücher hier einziehen lassen und bereue nichts (aber so langsam sollte ich mir doch wieder Gedanken um einen kleinen Abbau machen...):

  1. Tode, die wir sterben - Roman Voosen, Kerstin Signe Danielsson (überraschend erhaltenes Reziexemplar)
  2. Das Winterhotel - Sarah Morgan (angefragtes Reziexemplar)
  3. Blut, Stolz, Fernweh und andere Mysterien (angefragtes Reziexemplar, Enttäuschung des Jahres...)
  4. Die Geschichte des Wassers - Maja Lunde (Jahreszeitenquartett 2), im Bücherschrank gefunden und mich sooooo gefreut, es stand eeeeewig auf der Wunschliste)
  5. Die Unschärfe der Welt - Iris Wolff (von meinen Eltern geliehen)
  6. Zur See - Dörte Hansen (von meinen Eltern geliehen)
  7. Wachstumsschmerz - Sarah Kuttner (von meinen Eltern geliehen)
  8.  Hallo du Schöne - Ann Napolitano (Bücherschrankfund)
  9. Zum Glück ein Jahr - Sophia Bergmann (Bücherschrankfund) 

Alle Zahlen in der Übersicht:

Gelesene Bücher: 5
Abgebrochene Bücher: 1
Ungelesen aussortierte Bücher: -

Gelesene Seiten: 1'834 Seiten
Durchschnittliche Seitenzahl pro Tag: 59 Seiten
Bücher von Autorinnen: 4
Bücher von Autoren: -
Autor*innenduos (oder Gruppen): 1
Geschenkt bekommene Bücher: -
Ausgeliehen: 3
Buchgewinn: -
Buchprämien: -
Rezensionsexemplare: 3
Gekaufte Bücher: -
Eingesammelte Bücher: 3
Bibliotheksbücher: -
Gesamte Neuzugänge: 9
SuB am Monatsbeginn:
71
Aktueller SuB: 73
Differenz: +2, geht ja irgendwie noch...

Rezension: Blut, Stolz, Fernweh und andere Mysterien

Blut, Stolz, Fernweh und andere Mysterien - Ellen Kuhn

Beschreibung der Autorin:

Bereits in ihren ersten beiden Büchern hat sich Ellen Kuhn als scharfsinnige Beobachterin mit breit gefächerten Interessen gezeigt. Ihre Fähigkeit zu oft etwas anderen Gedanken mit philosophischem und psychologischem Tiefgang fusioniert in diesem Essayband zu einem bunten Potpourri an Themen, über die wir alle sicher schon einmal nachgedacht haben, aber sicher nicht in dieser Tiefe und unter diesen Blickwinkeln. Falls wir es nicht getan haben, ist es höchste Zeit, es zu tun. Ellen Kuhn kann Wissen vermitteln, Denkanstöße geben und gleichzeitig unterhalten. Von ihren Reflexionen über ihr bald zehnjähriges Leben als digitale Nomadin und der immer aktuellen Selbstwertfrage über die vielfältigen Facetten von Stolz, die besonderen Beweggründe für das Lesen und das Universum der weiblichen Menstruation bis hin zur Problematik, ob wir in diese sich so dramatisch verändernde Welt ein Kind setzten sollten. Klug, analytisch, emotional und inspirierend.

Inhalt:
"Blut, Stolz, Fernweh und andere Mysterien" beinhaltet ein Vorwort und neun sehr persönliche Essays zu ganz unterschiedlichen Themen. Ausserdem ist jedem Essay ein ausführliches Quellenverzeichnis angehängt, was das weitere Stöbern und Nachforschen erleichtert.

Meine Meinung:
Der Zeit, zu der diese Rezension online geht, seht ihr an, wie sehr ich um Worte gerungen habe. Nicht nur, weil dieses Buch mir als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt worden ist und weil die Autorin Ellen Kuhn es mir in einem sehr angenehmen Austausch erst angeboten hatte, wollte ich unbedingt ein paar Worte dazu verlieren. Vielmehr ist es mir wichtig, die Lektüre und die Gründe, weshalb sie mir eben nicht wie erwartet zugesagt hat, einzuordnen, damit ihr euch ein eigenes Bild davon machen könnt.
Gleich im Vorwort lädt Kuhn dazu ein, sich den Texten neugierig und offen zu nähern, diese aber auch nach Lust und Laune selektiv zu lesen. Eine schöne Bitte einerseits, aber auch eine Art Disclaimer für alles, was folgt. Schliesslich muss niemand diese Essays lesen und schon gar nicht, wenn sie nicht gefallen. So einfach ist es aber dann doch nicht. Schliesslich wird gleich im ersten Essay ("Die Frage nach dem „Warum lese ich?“ nochmals neu gestellt") darauf eingegangen, wie durchaus lohnenswert und befriedigend es sein kann, ein Buch auch komplett anspruchslos zu lesen, sich durchzubeissen oder es immer wieder neu mit einem Buch zu probieren, wenn es beim ersten Aufschlagen nicht gleich funkt.
Das habe ich mir sehr zu Herzen genommen, musste aber einige der Texte querlesen und immer mal wieder sowohl den Kopf schütteln, als auch Seiten überspringen.
Dies lag ein wenig am Schreibstil und auch an der Haltung der Autorin selber. Schon in ihrer Beschreibung erwähnt Kuhn, wie sie sich ihren Themen mit philosophischem und psychologischen Tiefgang nähert und verwendet eine vermeintlich sehr akademische und hochstehende Sprache. Nach jedem Essay finden sich die entsprechenden Quellenverzeichnisse, was mir sehr gut gefallen hat, da ich so nicht immer an den Schluss des Buches blättern wollte, wenn ich mir die Liste der weiterführenden Literatur ansehen wollte. Ich bin es mir gewohnt, wissenschaftliche Texte aus den unterschiedlichen Sparten zu erarbeiten, somit war diese Herangehensweise kein Stolpersein für mich. Vielmehr hat mich gestört, dass Kuhn allen Ausführungen zum Trotz nie zum Punkt kommt und kein einziges Thema wirklich tiefsinnig aufschlüsselt. Beispielsweise wird im Essay "Evolution (m)eines Zyklus" in einem Nebensatz Menstruationshütten in Nepal (zu recht) kritisiert, ohne aber darauf einzugehen, dass solche in vielen indigenen Kulturen gang und gäbe sind und waren und dort eine sehr wichtige spirituelle Rolle innehatten, deren Ursprünge man sich durchaus einmal anschauen könnte. Auch wird die Waschtemperatur von Periodenunterwäsche im selben Artikel nicht ganz korrekt angegeben. Gerade weil "Periode ist politisch" von Franka Frei so oft zitiert wird, empfehle ich euch so oder so, Franka Freis Buch zu lesen, wenn ihr euch mit der Menstruation auseinandersetzen wollte. Ihr lernt mehr und werdet dabei auch noch wunderbar unterhalten.
Auch in anderen längeren Essays werden wahllos Themen durcheinandergewürfelt und dies geschieht - womit wir beim zweiten mich störenden Punkt angelangt wären - aus einer massiv privilegierten und nicht wirklich reflektierten Perspektive heraus. Beispiel gefällig? Im Essay "Klima und Kinder – eine hoffnungslose Kombination?", der eigentlich sehr viele gute Gedanken und sogar Entscheidungshilfen beinhaltet und einfühlsam darauf hinweist, dass letztendlich alle Entscheidungen ihre Berechtigung haben, sinniert Kuhn über Frauen, die sich schon immer unter den widrigsten Umständen entschieden haben, Kinder zu bekommen. Es habe also schon immer Frauen gegeben, die sich trotz scheinbar ausweglosen Situationen für Kinder, für die Hoffnung, für die Zukunft entschieden haben und Kuhn schliesst diesen Gedankengang ernsthaft damit ab, dass schon Frauen im Mittelalter oder während und zwischen Kriegen bereit gewesen wären, Kinder zu bekommen, ohne auch nur annähernd zu bedenken, dass das Konzept der Wahlfreiheit in Bezug auf Kinderfragen leider sehr, sehr neu und immer noch nicht überall gegeben ist, was der jahrtausendelangen Unterdrückung der Frau und den schlicht nicht funktionalen Verhütungsmitteln der alten und sogar jüngeren Vergangenheit geschuldet ist und somit ist eine Frau im Mittelalter wohl die letzte Person gewesen, die immer komplett freiwillig und gewünscht schwanger geworden ist und geboren hat. Vielmehr sind wohl die meisten Frauen/Menschen damals gar nicht in der Lage gewesen, zu verhüten oder sicher abzutreiben, geschweige denn persönliche Wünsche und Lebensentwürfe zu verwirklichen. Und wie viele Frauen im Krieg schwanger werden, darüber wollen wir alle uns am liebsten gar nicht zu viele Gedanken machen, weil die Wahrheit zu grausam ist. Dass dann die meisten Schwangerschaften auch noch ausgetragen werden müssen ist nur ein weiterer furchtbarer Aspekt dieses abscheulichen Kriegsverbrechens und gehört definitiv - auch mit den besten Absichten und auch wenn es natürlich trotzdem immer Menschen gibt, die auch unter widrigen Umständen eine Familie gründen wollen - nicht glorifiziert.
Auch irritieren mich binäre Systeme in Büchern, die von vermeintlichen Feministinnen geschrieben worden sind, immer sehr. Wenn von weiblicher und männlicher Energie die Rede ist, stelle ich innerlich auf Durchzug, entsprechend habe ich wohl nicht alles mitbekommen, was Kuhn noch ausgeführt hat...
Sie selbst bezeichnet sich übrigens als digitale Nomadin und reist seit über zehn Jahren um die Welt um mal hier, mal da zu leben. Dabei hat sie schon einiges erlebt, betrachtet ihren Lebensstil in Bezug auf die Zukunft des Planeten nicht wirklich kritisch. Dafür hat sie dank ihren Reiseerfahrungen im Essay "Obdachlosigkeit – eine existentielle Begegnung" etwas geschafft, was ich gegen Ende dieses Buches nicht mehr erwartet hätte: sie hat mich mit ihren einfühlsamen Schilderungen und ihrer aufrechten Anteilnahme am Schicksal obdachloser Menschen tief berührt und sogar ein wenig mit diesem Buch versöhnt.

Fazit:
Leider bin ich mit diesem Buch nicht warm geworden, obwohl mich Inas Rezension so neugierig gemacht hat und obwohl mich jedes einzelne Thema dieser Essays sehr interessiert. Es wird nicht bei mir bleiben und andere Lesende dürfen hoffentlich davon profitieren, sich in den Texten wiederfinden oder zum Weiterdenken angeregt werden.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Blut, Stolz, Fernweh und andere Mysterien
Autorin: Ellen Kuhn
Sprache: Deutsch
Taschenbuch: 200
Verlag: tredition
Erscheinungsdatum: 02.03.2024
ISBN: 978-3-384-16237-3

Rezension: Morgen, morgen und wieder morgen

Morgen, morgen und wieder morgen - Gabrielle Zevin

Beschreibung des Verlages:

Mitte der 90er-Jahre in Massachusetts: An einer U-Bahn-Station trifft Sadie, hochbegabte Informatikstudentin und angehende Designerin von Computerspielen, ihren früheren Super-Mario-Partner Sam wieder. Die beiden beginnen, gemeinsam an einem Spiel zu arbeiten, und schnell zeigt sich, dass sie nicht nur auf freundschaftlicher, sondern auch auf kreativer Ebene ein gutes Team sind. Doch als ihr erstes gemeinsames Computerspiel zum Hit wird, brechen sich Rivalitäten Bahn, die ihre Verbundenheit zu bedrohen scheinen.
Ein Jahrzehnte umspannender Roman über Popkultur und Kreativität, Wagnis und Scheitern, über Verlust und über die Magie der Freundschaft.

Inhalt:
Als junge Menschen lernen sich Sadie und Sam - sie als Angehörige ihrer kranken Schwester, er als Patient - im Spielzimmer eines Krankenhauses kennen und verbringen Stunde um Stunde mit Videospielen und Gesprächen. Als sie sich später im Leben wieder begegnen, beschliessen sie, zusammenzuarbeiten und ein einzigartiges Spiel zu entwickeln. Ihre Zusammenarbeit ist von Kreativität, Höchstleistungen aber auch von Eifersucht geprägt. Wie das Leben so spielt, drängen sich andere Personen, Schicksalsschläge und Missverständnisse in ihre Freundschaft...

Meine Meinung:
Dieses Buch durfte ich mir von einer Cousine leihen und ich wusste zwar, dass es beim Erscheinen kurz in aller Munde war und dass es Spielentwicklung und Freundschaft thematisiert, das war es aber auch schon. Mit einem Bruder, der Game Designer ist, interessierte mich das Thema aber sehr und schnell war ich mitten in dieser spannenden, rasant und unterhaltsam erzählten Geschichte angekommen. Lediglich nach etwa einem Drittel des Buches hatte ich so meine liebe Mühe mit Sam, der nach einem schweren Unfall und mehreren Operationen unter starken Schmerzen leidet, dies aber vor seinen Herzensmenschen verbergen möchte. Sein Leiden zelebriert er trotzdem ausgiebig und an wen erinnert uns das? Natürlich, an Jude aus "Ein wenig Leben", den ich ja so gar nicht gemocht habe. Einige Parallelen sind verdächtig ähnlich, allerdings schafft es Gabrielle Zevin, dass ihre Figuren immer mal wieder zur Einsicht und persönlichen Entwicklung neigen und ist somit - zumindest was ihre Figuren anbelangt - eine um Welten bessere Erzählerin als Hanya Yanagihara,

Schreibstil und Aufbau:
Grundsätzlich entwickelt sich die Geschichte eher schnell und es wundert nicht, dass die Filmrechte bereits verkauft sind. Das Buch schreit förmlich danach, ein Blockbuster zu werden. Allerdings stockt die Handlung in der Mitte des Romans deutlich, dies ist aber auch schon mein letzter Kritikpunkt: einzelne Längen sorgen nämlich dafür, dass die Spannung und der Sog ein wenig abflachen. Gegen Ende nimmt die Handlung aber noch einmal Fahrt auf. Sehr beeindruckt bin ich von der passenden Unterteilung in verschiedene Abschnitte und Zeitstränge und der engen "Begleitung" der Figuren über so viele Jahre und durch verschiedenste Lebensphasen. Besonders schön erzählt sind die Gefühle und Veränderungen innerhalb von Freundschaften. Dies ist Zevin wirklich hervorragend, authentisch und sehr berührend gelungen.

Meine Empfehlung:
"Morgen, morgen und wieder morgen" streift ganz mühelos und realistisch die Themen Gamedesign, Shakespeare, Freundschaft, Beziehungen, Krankheit, Schmerz, Verlust und Vergebung und ist ein ganz grosser und sehr unterhaltsamer Roman, dessen Sogwirkung lediglich von einzelnen Längen in der Mitte ein wenig aufgebrochen wird. Nichtsdestotrotz hat mich dieses Buch sehr, sehr gut unterhalten und ich bin schon gespannt auf die Verfilmung.

Zusätzlich Infos:
Titel:
Morgen, morgen und wieder morgen
Originaltitel: Tomorrow, and Tomorrow, and Tomorrow
Autorin: Gabrielle Zevin ist Autorin diverser international gefeierter Bestseller, die in viele Sprachen übersetzt wurden. Eine Hollywood-Verfilmung ihres Weltbestsellers MORGEN, MORGEN UND WIEDER MORGEN ist in Planung. Zevin wurde in New York als Tochter einer koreanischen Mutter und eines jüdisch-amerikanischen Vaters geboren. Sie ist Drehbuchautorin, Gelegenheitsfeuilletonistin und hat in Harvard studiert. Sie lebt in Los Angeles.
Sprache: Deutsch
Aus dem Amerikanischen von: Sonia Bonné
Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen: 560 Seiten
Verlag: Eichborn Verlag
Ersterscheinung: 24.02.2023
ISBN: 978-3-8479-0129-7

Rezension: Augustblau

Augustblau - Deborah Levy

Beschreibung des Verlages:

Elsa M. Anderson ist eine berühmte Konzertpianistin. Doch als sie in Wien Rachmaninows »Piano Concerto Nr. 2« spielen soll, vermasselt sie es. Sie verlässt die Bühne, und ihre Identität als Wunderkind wird auf einen Schlag unstet.
Drei Wochen später beobachtet sie auf einem Flohmarkt in Athen eine Frau, die zwei mechanische Tanzpferde kauft. Elsa fühlt sich auf sonderbare Weise mit der Unbekannten verbunden und hält sie für ihre Doppelgängerin. Sie beginnt die Frau zu suchen, mit ihr in Gedanken zu kommunizieren. Doch die Frau, nicht gewillt, sich widerstandslos zum Alter Ego machen zu lassen, läuft Elsa in den Straßen von Paris davon.
Und so versucht Elsa mithilfe und trotz ihres Doubles, ihrer Mütter, ihres Adoptivvater-Klavierlehrers, ihrer Liebsten und Schüler*innen ein neues Ich zu komponieren, ihre eigene Geschichte zu spinnen.

Inhalt:
Dieses Buch wirkt auf den ersten Blick, wie die Geschichte einer Musikerin, die nach einem Konzertabbruch nicht mehr spielen kann oder will. Zuerst dachte ich, dass ich nun tief in Elsas Leben als Künstlerin eintauchen und mit ihr auf die Suche nach den Ursachen ihres vermeintlichen Versagens gehen würde. Dieses Buch ist aber so viel mehr. Es erzählt eine komplizierte Adoptionsgeschichte und vom nicht ganz einfachen Verhältnis zwischen Elsa und ihrem Adoptivvater. Es erzählt von Liebe und Leidenschaft, von Krankheit und Schmerz. Vor allem aber erzählt es von vielen in aller Fülle gelebten Leben, von alles überdauernden Freundschaften, von einem schwülen Sommer und der neugierigen und ungezwungenen Suche nach sich selbst.

Meine Meinung:

Ich habe "Augustblau" mit immer grösserem Vergnügen gelesen. Die Protagonistin und auch die anderen Figuren haben es mir angetan. Sie blicken mit einem nicht ganz ernsten Blick auf sich und ihr Leben, achten aufeinander und sind bereit, sich in immer wieder neue Lebenssituationen zu begeben. Elsa wirkt frei und gefangen zugleich und geniesst die Menschen, das Essen und die Musik in ihrem Leben, sucht aber auch immer nach ihren Wurzeln und ihrer Bestimmung. Sie ist sich ihrer Privilegien bewusst und schöpft dankbar aus dem Vollen. Ausserdem ist sie in meinen Augen eine grandiose Lehrerin und wohl die erste in einem Roman beschriebene Starmusikerin, die ein authentisch beschriebenes Musikerinnenleben führt.

Sprache und Aufbau:

Levy schafft es, die Sommerhitze, den Geruch des Meeres, die Gedanken ihrer Figuren und ganz viele unterschiedliche Szenen, Schauplätze und Jahreszeiten auf diesen wenigen Seiten zum Leben zu erwecken. Ihre Sprache macht süchtig und Lust auf mehr. Die kurzen Kapitel springen schnell von Figur zu Figur, von Szene zu Szene und gehen dennoch in die Tiefe, berühren und unterhalten. Ausserdem spielt dieses Buch in der Zeit von Corona und des Lockdowns, was ich vorher nicht wusste, was mich aber aufgrund der nur kurzen Erwähnung in einigen Kapiteln auch nicht gestört hat.

Meine Empfehlung:
"Augustblau" hat mich mit immer neuen Wendungen und Gedanken überrascht, meine Sehnsucht nach dem Meer geweckt und mich bestens unterhalten. Ich freue mich schon sehr darauf, weitere Bücher der Autorin zu entdecken.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Augustblau
Originaltitel: August Blue
Autorin: Deborah Levy, geboren 1959 in Südafrika, ist Romanautorin, Dramatikerin und Lyrikerin. 1968 emigrierte ihre Familie nach Großbritannien. Levy besuchte bis 1981 das Dartington College of Arts und begann, Theaterstücke zu schreiben. In Cardiff leitete sie die Manact Theatre Company. Sie verfasste neben einer großen Anzahl von Theaterstücken und Beiträgen für Radio und Fernsehen Erzählungen und Romane. Ihre Stücke werden u. a. von der Royal Shakespeare Company aufgeführt. Ihre Romane Heim schwimmen und Heiße Milch standen auf der Shortlist für den Man Booker Prize. Deborah Levy lebt und arbeitet in London.
Sprache: Deutsch
Aus dem Englischen von: Marion Hertle
Taschenbuch: 176 Seiten
Verlag: Kampa Verlag
Erschienen:
11.07.2024  (Taschenbuch)
ISBN: 978 3 311 15108 1

Rezension: Die letzten Tage des Patriarchats

Die letzten Tage des Patriarchats - Margarete Stokowski

Beschreibung des Verlages:

Seit 2011 schreibt die Spiegel-Online-Kolumnistin Margarete Stokowski Essays, Kolumnen und Debattenbeiträge. Die besten und wichtigsten Texte versammelt dieses Buch, leicht überarbeitet und kommentiert. Die Autorin analysiert den Umgang mit Macht, Sex und Körpern, die #metoo-Debatte und Rechtspopulismus, sie schreibt über Feminismus, Frauenkörper und wie sie kommentiert werden, über Pornos, Gender Studies, sogenannte Political Correctness, Unisextoiletten und die Frage, warum sich Feminismus und Rassismus ausschließen.
Stokowskis Texte machen Mut, helfen, wütend zu bleiben, Haltung zu zeigen und doch den Humor nicht zu verlieren und sie zeigen, dass es noch einiges zu tun gibt auf dem Weg zu einer gleichberechtigen Gesellschaft. Wer fragt, ob wir den Feminismus noch brauchen oder ob die Revolution bereits geschafft ist, dem liefert Margarete Stokowski eindeutige Antworten.

Inhalt:
In zehn Kapiteln versammelt Margarete Stokowski zahlreiche ihrer in der taz und im Spiegel Online erschienenen Kolumnen und versieht einige davon mit Anmerkungen, was das Gelesene noch besser einordnen lässt. Grosse gesellschaftliche und politische Themen der heutigen Zeit finden sich genauso in diesem Buch, wie sehr humorvolle Alltagsbeobachtungen.

Meine Meinung:
Vor vier Jahren habe ich "Untenrum frei" gelesen und geliebt und hätte dieses grandiose Buch am liebsten schon als Teenagerin gelesen. "Die letzten Tage des Patriarchats" ist sofort auf meine Wunschliste gewandert, nun hat es aber leider doch ein paar Jahre gedauert, bis es endlich hier eingezogen ist.
Stokowski nimmt auch in ihren Kolumnen kein Blatt vor den Mund und schreibt schonungslos gegen Rassisten, Sexisten und Verschwörungstheoretiker an. Dies geschieht stets sehr scharfsinnig und zeigt auch immer auf, dass die Autorin einer Diskussion auf Augenhöhe nicht abgeneigt ist. Die leicht überarbeiteten und teilweise kommentierten Texte lassen aber darauf schliessen, dass sich in der Kommentarspalte von Stokowskis Kolumne oft vor allem Menschen tummeln, die kein Problem damit haben einer Frau den Tod zu wünschen und sie auch aktiv zu bedrohen. Und doch lässt sie sich nicht beirren und nutzt ihre Kolumne nicht selten dazu, um diesen Menschen die Konsequenzen ihrer Handlungen aufzuzeigen oder auch um Kollegen eine Stellungsnahme entgegenzuschmettern, die sich gewaschen hat.
Es liegt in der Natur der Sache, dass mich nicht alle Texte gleich gut unterhalten und/oder zum Nachdenken gebracht haben, die Sammlung ist aber äusserst kurzweilig, spannend und gesellschaftskritisch und lädt zum weiteren Diskutieren und Sinnieren ein.

Meine Empfehlung:
"Die letzten Tage des Patriarchats" lässt sich nicht nur ideal nebenher lesen, es regt auch zum Nachdenken an und hat mir einige Male ein Schmunzeln entlockt. Die Sammlung zeigt das ganze Können der Philosophin und Sozialwissenschaftlerin Margarete Stokowski auf und ich hoffe sehr, bald wieder Texte aus ihrer Feder lesen zu dürfen.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Die letzten Tage des Patriarchats
Autorin: Margarete Stokowski, geboren 1986 in Polen, lebt seit 1988 in Berlin. Sie studierte Philosophie und Sozialwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin und arbeitet als freie Autorin. Ihre Kolumne «Oben und unten» erscheint seit 2015 bei Spiegel Online. 2019 wurde sie für ihre Texte mit dem Kurt-Tucholsky-Preis ausgezeichnet. «Untenrum frei», ihr Debüt, avancierte zu einem Standardwerk des modernen Feminismus.
Sprache: Deutsch
Taschenbuch: 320 Seiten
Verlag: Rowohlt Taschenbuch
Erscheinungstermin: 17.12.2019
ISBN: 978-3-499-60669-4