Der Gott am Ende der Straße - Louise Erdrich
Beschreibung des Verlages:
Hat die Menschlichkeit noch eine Chance, wenn die Menschheit am Abgrund steht?
Eine junge Frau kämpft um ihr eigenes Leben und das ihres ungeborenen
Kindes – in einer Welt, in der selbst auf die Naturgesetze kein Verlass
mehr ist und die Angst vor der Katastrophe das Handeln der Menschen
bestimmt. Pulitzer Preisträgerin Louise Erdrich entwirft die furchteinflößende
Vision einer düsteren Zukunft und zugleich eine bewegende, gegenwärtige
Meditation über weibliche Autonomie und die Grundrechte des Menschen.
Inhalt:
Die schwangere Cedar muss sich in einer Welt behaupten, in der schwangere Frauen plötzlich zu Freiwild werden, in der sich die Gene und die Zeitachse verändern und in der sie eigentlich nur nach ihren leiblichen Ojibwa-Eltern suchen wollte, um Antworten auf Fragen zu finden, die ihr ihre Adoptiveltern nicht geben konnten. Am besten ist es aber, wenn ihr gar nicht genau wisst, worum es in diesem Buch geht. Vertraut mir, lasst euch ein auf diesen wilden, apokalyptischen Ritt rund um Selbstbestimmung, Freiheit, Mutterschaft, Rassimus und der Suche nach den eigenen Wurzeln.
Meine Meinung:
Endlich wieder einmal habe ich es geschafft, in Marias Lesekreis mitzulesen und dies sogar überpünktlich, das Buch wird nämlich erst im April abschliessend besprochen. Trotzdem will ich euch meine Rezension nicht vorenthalten. Schliesslich ist es lange her, dass ich beim Lesen eines Buches von der ersten Seite an wusste, ein absolut grossartiges Stück Literatur in Händen zu halten.
Am Anfang dieser Lektüre werden wahrscheinlich ein paar Fragen aufgeworfen, aber ich
verspreche euch, dass ihr zumindest einige Antworten finden werdet und vor allem mit
einer sehr spannenden, düsteren Handlung und einer bildgewaltigen und
fesselnden Sprache belohnt werdet. Cedar behauptet sich, will leben, will frei sein und will ihr Kind um jeden Preis bekommen. Sie schreibt als überzeugte Katholikin und Religionswissenschaftlerin an einem wichtigen Zeitungsartikel und hält ihre Erlebnisse gleichzeitig in einem Tagebuch fest, von dem sie hofft, dass ihr noch ungeborenes Kind dies einmal finden und lesen wird. Einige Katastrophenszenarien wie das Hamstern von Nahrungsmitteln aber auch Waffen fühlen sich nach den Coronajahren unangenehm vertraut an. Ausserdem haben mich die spannenden Diskussionen mit Cedars Elternpaaren sowie deren individuelle Geschichte für sich einnehmen können. Das Buch ist voller Symbole und Andeutungen, niemand weiss so richtig, was geschieht und diese Ungewissheit ist stets greifbar.
Sprache und Aufbau:
Cedar ist äusserst belesen und weiss, dass sie im zweifelsfall nur auf sich selber vertrauen kann. Sie ist sich nicht sicher, wie viel an den Gerüchten über die deportieren Schwangeren und Gebärfreiwilligen wahr ist und kann auch nicht abschätzen, inwiefern sich die Zeit wirklich rückwärts entwickelt, aber sie weiss, dass sie alles tun muss, um ihr ungeborenes Kind gesund zu halten und zur Welt zu bringen.
Der indigene Part ihrer Familie kennt Geschichten und Symbole, die für sie zu Gallionsfiguren und Ratgebern werden, ihre weissen Vorfahren versuchen, mit Ratio und Geschick durch die Krise zu kommen. Besonders gut gefallen haben mir persönlich Cedars Tagebucheinträge, leider ein wenig kritisieren muss ich, dass die Beklemmung gegen Ende des Buches ein wenig abgenommen hat. Obwohl wir in einer dystopischen Welt sind, verschwimmen die Grenzen zwischen unserer Welt und der Dystopie. Die Unterdrückung von Frauen, die Beschneidung der Selbstbestimmungsrechte von Schwangeren und der Zusammenschluss verschiedenster Ideologien fühlen sich unangenehm echt und bedrohlich an, die dystopische Bedrohung dieses erfundenen Amerikas werden aber zu wenig konkret und fassbar. Es kann gut sein, dass die Autorin bewusst diesen Weg gewählt hat, damit wir Leser*innen uns an unseren Alltag und dessen Gefahren erinnert fühlen. Gewollt oder nicht, überzeugend und spannend ist diese Lektüre mit bitterbösschwarzem Humor allemal.
Meine Empfehlung:
Braucht ihr noch mehr Argumente? Lest dieses Buch, gebt euch seinem Sog und seiner grossartigen Erzählsprache hin. Von mir gibt es eine sehr herzliche Leseempfehlung für dieses literarische Highlight.
Zusätzliche Infos:
Titel: Der Gott am Ende der Straße
Originaltitel: The Future Home Of The Living God
Autorin: Louise
Erdrich, geboren 1954 als Tochter einer Ojibwe und eines
Deutsch-Amerikaners, ist eine der erfolgreichsten amerikanischen
Gegenwartsautorinnen. Sie erhielt den Pulitzer-Preis, National Book
Award, den PEN/Saul Bellow Award und den Library of Congress Prize.
Louise Erdrich lebt in Minnesota und ist Inhaberin der Buchhandlung
Birchbark Books. Im Aufbau Verlag sind zuletzt ihre Romane »Die Wunder von Little No Horse« und »Der Nachtwächter« erschienen. Im Aufbau Taschenbuch sind ihre Romane »Liebeszauber«, »Die
Rübenkönigin«, »Der Club der singenden Metzger«, »Der Klang der
Trommel«, »Solange du lebst«, »Das Haus des Windes« und »Ein Lied für
die Geister« sowie »Von Büchern und Inseln« lieferbar.
Sprache: Deutsch
Aus dem Englischen von: Gesine Schröder
Taschenbuch: 360 Seiten
Verlag: Aufbau Taschenbuch
Veröffentlichung: 06.12.2022
ISBN: 978-3-7466-3802-7
Rezension: Der Gott am Ende der Straße
Frühlingsglück im kleinen Café an der Mühle
Reiheninfos:
1. Das kleine Café an der Mühle
2. Winterzauber im kleinen Café an der Mühle
3. Frühlingsglück im kleinen Café an der Mühle
4. Glückssterne über dem kleinen Café an der Mühle
5. Weihnachten im kleinen Café an der Mühle
Das kleine Café an der Mühle - Barbara Erlenkamp
Wümmerscheid-Sollensbach ist in heller Aufregung. In dem kleinen Ort zwischen Rhein und Mosel sollen Dreharbeiten für eine Fernsehserie stattfinden, und fast jeder im Dorf träumt vom großen Ruhm. Allein die hochschwangere Sophie bewahrt einen kühlen Kopf. Schließlich muss sie sich auf ihre Hochzeit vorbereiten. Doch dann droht ein Geist aus der Vergangenheit alles zu zerstören, was Sophie sich aufgebaut hat. Wird sie gemeinsam mit ihren Freunden das Bistro retten können?
Inhalt:
In Wümmerscheid-Sollensbach geht es wieder einmal rund. Nicht nur stehen Sophies und Peters standesamtliche und kirchliche Hochzeit bevor, auch Sophies Schwangerschaft schreitet munter voran, Peter überrascht sie mit einem riesigen Geschenk und in den beiden Dörfern werden nicht nur weitere grosse Feste geplant, sondern Gerüchte um eine Serie, die in der Region gedreht werden soll, sowie einige Pfeile aus Amors Köcher bringen zahlreiche Gemüter in Wallung.
Meine Meinung:
Hier wechseln sich Regen und Schnee mit Sonne ab und da ich gerade viel zu viel unterwegs bin, um mich in die - aktuell spärlich scheinende - Sonne zu setzen, erlese ich mir halt den Frühling und dies klappt mit einem weiteren Band aus der Feder des Autorenduos "Barbara Erlenkamp" hervorragend. Dotties Bistro ist stets eine literarische Reise wert und ich habe mich sehr gefreut, altbekannte und liebgewonnene Figuren wieder anzutreffen. Von Sophies Schwangerschaft habe ich ja schon in den Vorgängerbänden erfahren und leider hat mich diese Entwicklung in diesem dritten Band ein wenig gestört, weil dadurch und durch die zahlreichen Nebenfiguren, welche zwar sehr charmant sind, aber auch viele Seiten für sich in Anspruch nehmen, das Leben und die Arbeit im Café in den Hintergrund rücken. Sogar die zahlreichen Feierlichkeiten werden nicht im Detail beschrieben, die kulinarischen Genüsse werden lediglich kurz gestreift und auch die Arbeit in der Küche wird kaum erwähnt. Ich hoffe in den kommenden Bänden wieder auf mehr Einblicke in diese spannende Welt, schliesslich habe ich Sophies Küchenteam sehr ins Herz geschlossen.
Die liebevollen Beschreibungen, die frühlingshafte Stimmung und auch Sophies bestimmte aber sehr herzliche Art haben mir aber sehr zugesagt. Zwischen den beiden ehemalg konkurrierenden Dörfern wird es immer harmonischer, wenn auch die alten Zwiste nicht komplett vergessen sind, was mir persönlich gut gefällt, da es einfach realistischer wirkt als stets eitel Sonnenschein. Ich hoffe auf sehr viele weitere Bände dieser Reihe und freue mich auch darauf, die weiteren Reihen und Bücher des Autorenduos zu entdecken.
Meine Empfehlung:
Einmal mehr habe ich einen gemütlichen Ausflug in Dottis Bistro unternommen und durfte gemeinsam mit Sophie und ihrem hilfsbereiten Umfeld unterhaltsame und ereignisreiche Momente erleben. Ein wenig gefehlt haben mir die bisher so schön erzählten Einblicke in die Küche und die Arbeit im Bistro. Die vielen kleinen und grossen Dramen und Geplänkel haben ein wenig von den schönen Speisen und dem Leben im Café abgelenkt, ansonsten hat mir aber auch dieser Band wieder sehr gut gefallen.
Zusätzliche Infos:
Titel: Frühlingsglück im kleinen Café an der Mühle
Autorin: Hinter dem Pseudonym Barbara Erlenkamp steht das Ehepaar Christine und Andreas J. Schulte. Er ist Journalist und Krimiautor. Sie hat bereits in ihrer Schulzeit zusammen mit einer Freundin ihren ersten Roman geschrieben und arbeitet heute als technische Redakteurin. Das Ehepaar Schulte lebt mit seinen beiden Söhnen seit mehr als 25 Jahren auf dem Land, in der Nähe von Andernach am Rhein. Unter dem Pseudonym Barbara Erlenkamp schreiben sie zusammen moderne, humorvolle Frauen- und Unterhaltungsromane.
Taschenbuch: 272 Seiten
Sprache: Deutsch
Verlag:Bastei Lübbe
Ersterscheinung: 26.02.2021
ISBN:978-3-404-18441-5
Lese-Statistik Februar 2023
Nun ist auch der Februar bereits Geschichte und das ist gut so. Der Monat hat mich vor viele berufliche Herausforderungen gestellt und mich mit vier tollen Konzerten, einigen neu angedachten Projekten und vielen spannenden Zukunftsvisionen belohnt. Die viel zu warmen und trockenen Tage haben mich sehr müde gemacht und ich freue mich schon auf den bald angekündigten Niederschlag.
Buchtechnisch bin ich durch ganz unterschiedliche Welten gereits und habe die Leserunde zu "Das Herz ihrer Tochter" beendet. Das Buch war leider ein absoluter Flop... Aber ansonsten habe ich ich viele unterhaltsame und spannende Bücher gelesen und vor allem auch ein paar SuB-Leichen vom SuB befreit.
Meine gelesenen Bücher im Februar:





Alle Rezensionen und Seitenzahlen auf einem Blick:
Das Herz ihrer Tochter - Jodi Picoult (460 Seiten)Karolinas Töchter - Ronald H. Balson (448 Seiten)
Welt der Wunder, Über Glühwürmchen, Walhaie und andere Erstaunlichkeiten - Aimee Nezhukumatathil (208 Seiten)
Aleksandra - Lisa Weeda (288 Seiten)
Sanft entschlafen - Donna Leon (352 Seiten)
Die kürzeste Geschichte allen Lebens - Harald Lesch, Harald Zaun (224 Seiten)
Frauen in der Schweiz (250 Seiten, keine Rezension)
Neuzugänge
Welt der Wunder - Aimee Nezhukumatathil
Aleksandra - Lisa Weeda
Selbstgekauft:
Dževad Karahasan
Bücherschrankfund:
Die Wolkenfischerin - Claudia Winter
Alle Zahlen in der Übersicht:
Abgebrochene Bücher: -
Aussortierte Bücher: -
Bücher von Autoren: 1
Autor*innenduos (oder mehr): 1
Ausgeliehen:
Buchgewinn: -
Rezensionsexemplare: 2
Gekaufte Bücher: 1
Eingesammelte Bücher: 1
Gesamte Neuzugänge: 4
SuB am Monatsbeginn: 74
Aktueller SuB: 72
Kurzrezension: Die kürzeste Geschichte allen Lebens
Die kürzeste Geschichte allen Lebens - Harald Lesch und Harald Zaun
Beschreibung des Verlages:
Vom Urknall bis zum Homo sapiens sapiens: In einer rasanten Zeitreise
erzählen Harald Lesch und Harald Zaun die großen Momente der
13,7 Milliarden Jahre alten Geschichte allen Lebens. Sie führen durch
die Entstehung von Galaxien, Sternen und Planeten, zur Entfaltung des
Lebens und schließlich zur Ausbildung des menschlichen Bewusstseins.
Ihre Naturgeschichte ist spektakulär und doch das Gegenteil eines
Schöpfungsmärchens: die kürzeste wissenschaftliche Reportage unserer
Entwicklung.
Inhalt:
In diesem Buch findet sich die Geschichte unseres Universum, der Entstehung der Erde und des Lebens. Und wie genau war das noch einmal mit der Rotationsenergie, der Entstehung der Einzeller, den Neandertalern und den ersten Wandmalereien? Das Duo Lesch-Zaun oriertiert sich an den aktuellsten wissenschaftlichen Erkenntnissen (stand 2009) und gibt kurzweilig wieder, was der Wissenschaft bereits mit grosser Sicherheit bekannt ist und zeigt auch auf, welche Fragen wohl für immer offen bleiben werden.
Meine Meinung:
Vor allem durch den Anfang dieses Buches habe ich mich gequält, weil der Ausflug in die Astrophysik mir ein wenig zu hochstehend war. Dieses anfänglich riesig grosse Feld, die Details rund um die Entstehung unseres Universums und Planetensystems, wird zuerst ganz ausschweifend ausgeführt und dann in kurzen Abschnitten noch einmal zusammengefasst. Es wurde also nach und nach einfacher, das Buch zu verstehen und vor allem wurde es für mich persönlich immer unterhaltsamer. Wie sich das Leben aus dem Wasser entwickelt hat, finde ich generell sehr spannend und je mehr Wesen thematisiert worden sind, desto mehr hat mich das Buch gepackt.
Besonders gut gefallen hat mir die Leidenschaft der Autoren zur Wissenschaft und unserer Entstehungsgeschichte sowie der Wille, ihr Wissen kompakt und mitreissend zu vermitteln, was ihnen in meinen Augen - abgesehen vom Anfang des Buches - auch durchgehend gelungen ist.
Meine Empfehlung:
Das Buch empfehle ich allen weiter, welche sich mit der Entstehung des Lebens und unserer Erde befassen und sich auf ein sehr wissenschaftliches aber spannendes Buch einlassen wollen.
Zusätzliche Infos:
Titel: Die kürzeste Geschichte allen Lebens
Autoren: Harald Lesch wurde am 28. Juli 1960 in Gießen geboren, studierte von
1979 bis 1984 Physik in Gießen und Bonn, promovierte 1987. Von 1988 bis
1992 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Landessternwarte in
Heidelberg, am Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn und an
der University of Toronto. Zwischen 1992 und 1995 arbeitete er wieder am
MPI für Radioastronomie in Bonn. Seit 1995 ist er Professor für
theoretische Astrophysik an der Universität München, seit 2002 lehrt er
auch an der Hochschule für Philosophie (SJ) in München. Er wurde 1989
mit der Otto-Hahn-Medaille der Max-Planck-Gesellschaft und 1994 mit dem
Bennigsen-Foerder-Preis des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet.
Seit 1998 macht er die Sendung alpha-centauri beim Bayerischen Fernsehen
und künftig das bekannte ZDF-Magazin „Abenteuer Forschung“. Zusammen
mit dem QUOT-Team (das sind 15 Physik-Studentinnen und -Studenten)
veröffentlichte er im Piper Verlag 2003 „Physik für die Westentasche“
und 2006 „Quantenmechanik für die Westentasche“.
Harald Zaun, geboren 1962 in Köln, ist promovierter Historiker und
freiberuflicher Wissenschafts-journalist unter anderem für Die Welt und
Telepolis mit den Schwerpunkten Kosmologie, Astrobiologie und
Paläontologie.
Sprache: Deutsch
Taschenbuch: 224 Seiten
Verlag: Piper
Erschienen am:
01.10.2009
EAN: 978-3-492-25714-5
Rezension: Sanft entschlafen
Sanft entschlafen - Donna Leon
Reiheninfos:
- Venezianisches Finale (1992)
- Endstation Venedig (1993)
- Venezianische Scharade (1994)
- Vendetta (1995)
- Acqua alta (1996)
- Sanft entschlafen (1997)
- Nobilta (1998)
- In Sachen Signora Brunetti (1999)
- Feine Freunde (2000)
- Das Gesetz der Lagune (2001)
- Die dunkle Stunde der Serenissima (2002)
- Verschwiegene Kanäle (2003)
- Beweise, daß es böse ist (2004)
- Blutige Steine (2005)
- Wie durch ein dunkles Glas (2006)
- Lasset die Kinder zu mir kommen (2007)
- Das Mädchen seiner Träume (2008)
- Schöner Schein (2009)
- Auf Treu und Glauben (2010)
- Reiches Erbe (2011)
- Tierische Profite (2012)
- Das goldene Ei (2013)
- Tod zwischen den Zeilen (2014)
- Endlich mein (2015)
- Ewige Jugend (2016)
- Stille Wasser (2017)
- Heimliche Versuchung (2018)
- Ein Sohn ist uns gegeben (2019)
- Geheime Quellen (2020)
- Flüchtiges Begehren (2021)
- Milde Gaben (2022
Inhalt:
Es wird so langsam Frühling in der noch trägen Stadt Venedig und Commissario Brunetti wird von einer ehemaligen Ordensschwester kontaktiert, die seltsame Todesfälle im Zusammenhang mit Geldspenden in einem Pflegeheim beobachtet haben will. Brunetti wird hellhörig, weilt doch seine Mutter in ebendiesem Pflegeheim. Die Spuren aber verlaufen im Sand und erst ein dramatischer Tötungsversuch sorgt für weitere Ermittlungen, welche Brunetti tief in die Abgründe kirchlicher Organisationen und menschlicher Seelen führen.
Meine Meinung:
Dieses Buch passte nicht nur perfekt in die Jahreszeit, es überrascht auch einfach einmal mehr mit der Aktualität und der spannenden Handlung. Die Reihe nimmt mich immer mehr für sich ein und auch wenn ich nicht ganz chronologisch lese - einige der Bücher habe ich vor vielen Jahren bereits gelesen und werde sie nicht erneut lesen (es kann aber sein, dass ich trotzdem Bücher rereade, weil ich mir nicht bei allen sicher bin, ob ich sie bereits gelesen habe...) - ist die Entwicklung der Figuren sehr gelungen erzählt. Auch Brunettis Fälle sind mitten aus dem Leben gegriffen und äusserst gesellschaftskritisch. Er klärt diese zwar in der Regel auf, es gibt aber ganz oft (Mit-)Täter:innen, die einer Strafe entgehen, weil die Mühlen der Justiz zu langsam mahlen oder weil die entscheidenden Beweise fehlen, um sie hinter Gitter zu bringen. Mir gefallen diese vielen Grauzonen, die Einblicke in Brunettis Familienleben und die liebevoll mahnende Sicht auf Venedig sehr gut, weshalb ich mich mirklich freue, die weiteren Bände der Reihe zu lesen.
Schreibstil und Aufbau:
Brunetti muss nicht nur am Familientisch Diskussionen über die Kirche und einzelne Kirchenvertreter führen, er wird auch in seinem Beruf brutal mit den Machenschaften religiöser Organisationen konfrontiert. Geschickt, einfühlsam und klug schafft er es, sich Zutritt zu wichtigen Hintergrundinformationen zu verschaffen und das kurrupte System Venedigs sowie seine Kontakte für die Gerechtigkeit zu nutzen und nicht lockerzulassen, bis er eine Lösung für seinen Fall gefunden hat.
Die Sprache führt leicht und mit viel Spannung durch diese vielschichtige Geschichte und lässt viel Platz für moralische Fragen und Überlegungen.
Meine Empfehlung:
Das Buch ist mein bisher liebster Brunetti-Krimi und ich kann es kaum erwarten, die weiteren Bände zu lesen. Von mir gibt es eine sehr herzliche Empfehlung.
Zusätzliche Infos:
Titel: Sanft entschlafen
Originaltitel: Quietly in Their Sleep
Autorin: Donna Leon, geboren 1942 in New Jersey, arbeitete als Reiseleiterin in Rom und als Werbetexterin in London sowie als Lehrerin und Dozentin im Iran, in China und Saudi-Arabien. Die ›Brunetti‹-Romane machten sie weltberühmt. Donna Leon lebte viele Jahre in Italien und wohnt heute in der Schweiz. In Venedig ist sie nach wie vor häufig zu Gast.
Sprache: Deutsch
Aus dem Amerikanischen von: Monika Elwenspoek
Taschenbuch: 352 Seiten
Verlag:Diogenes
Erschienen am: 26. Januar 2000
ISBN: 978-3-257-23139-7