Rezension: Glas

Glas - Stephen King

Reiheninfo:
Schwarz
Drei
Tot
Glas
Wolfsmond
Susannah
Der Turm

Klappentext:
In Glas erzählt Kings Romanheld Roland erstmals aus seiner eigenen Biographie: eine tragische Geschichte von jugendlicher Liebe, Betrug, Intrigen und Mord, in der eine mysteriöse Glaskugel eine verhängnisvolle Rolle spielt...

Inhalt:
Roland und sein Gefährten haben sich um Kopf und Kragen gerätselt und dabei in letzter Sekunde gegen Blaine den Mono gewonnen und somit ihr Leben gerettet. Sie landen in einer verlassenen Gegend in der wohl eine Krankheit alles Leben vernichtet hat. Ihre Reise durch die staubige Landschaft führt sie zu einem Gebäude aus Glas. Bevor sie erkunden, was es damit auf sich hat, erzählt Roland ihnen von seiner ersten grossen Liebe Susan Delgado und der tragischen Geschichte, welche diese jugendliche Erfahrung getrübt hat. Es wird magisch, es wird düster, es wird gefährlich und romantisch.

Meine Meinung:
"Glas" ist der erste Band der Reihe, den ich als Hardcover gelesen habe und die riesigen Seiten und das schwere Buch haben mich wirklich lange beschäftigt. "Glas" ist nämlich auch der erste Teil der Reihe, der vor allem in den Rückblenden in Rolands Jugendjahre - die etwas mehr als zwei Drittel des Buches ausmachen - ein paar Längen aufweist. Zumindest hat es sich für mich so angefühlt und die Geschichte um Susan hat sich immer mal wieder ein wenig gezogen. Insgesamt aber hat mich auch dieser Band wieder begeistern können. Vor allem die ersten 150 Seiten sind unendlich spannend, ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen und habe wirklich mitgefiebert und um die Sicherheit des Ka-tets gebangt. Auch die letzten 120 Seiten haben mir noch einmal aufgezeigt, weshalb ich diese Geschichte so sehr liebe und das Nachwort des Autors hat mir gleich Lust auf den nächsten Band gemacht. Schliesslich soll nicht wieder mehr als ein Jahr vergehen, bis ich weiterlese.
Aber natürlich bin ich auch im Mittelteil auf meine Kosten gekommen, habe mich gegruselt, mitgefiebert und so richtig magische und gefährliche Stunden mit Susan und Roland verbringen dürfen. Auch muss ich einmal mehr die wundervollen Landschaften loben, die Stephen King für seine Welten geschaffen hat und ausserdem finden sich auch in "Glas" äusserst humorvolle Situationen, gepfefferte Dialoge und ziemlich viel Wildwest-Feeling und machen das Buch zu einer sehr unterhaltsamen Lektüre.

Meine Empfehlung:
Ich kann gar nicht anders, als diese Reihe zu empfehlen. Über die Längen im Mittelteil kann man problemlos hinweglesen - und ich sage das wirklich selten, weil mich Längen in der Regel extremst stören - und die Geschichten sowohl in der Gegenwart als auch in der Vergangenheit, die tief in Rolands Gefühlswelt blicken lassen, haben mich wieder komplett für sich eingenommen.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Glas
Originaltitel:
Wizard and Glass - The Dark Tower
Autor:
Stephen King wurde am 21. September 1947 in Portland, Maine, geboren. Er zählt zu den erfolgreichsten Autoren des späten 20. Jahrhunderts. Insgesamt hat der vielfach ausgezeichnete Bestsellerautor über 40 Romane, über 100 Kurzgeschichten, Novellen, Drehbücher, Gedichte, Essays, Kolumnen und Sachbücher veröffentlicht. Ende 2003 erhält Stephen King den »National Book Award« für sein Lebenswerk. Weltweit hat er 400 Millionen Bücher in mehr als 40 Sprachen verkauft. Mit seiner Frau Tabitha lebt er in Bangor, Maine. Stephen King hat eine Tochter und zwei Söhne.
Sprache: Deutsch
Aus dem Amerikanischen von: Joachim Körber
Hardcover mit Schutzumschlag: 992 Seiten
Verlag: Heyne
Erscheinungstermin meiner Ausgabe: 2005
ISBN: 3-453-01217-8

Rezension: Die vier Gezeiten

Dieses Buch aus dem Verlag Bastei Lübbe habe ich in einer Leserunde der Lesejury gelesen und dafür zur Verfügung gestellt bekommen.

Die vier Gezeiten - Anne Prettin

Beschreibung des Verlages:
Die Kießlings gehören zu Juist wie die Gezeiten. Als Patriarch Eduard das Bundesverdienstkreuz erhält, kommen sie alle zusammen: Eduards Frau Adda, die drei Töchter, sowie Großmutter Johanne. Doch in die Generalprobe platzt Helen aus Neuseeland, die behauptet, mit der Sippe verwandt zu sein. Und tatsächlich: Sie ist Adda wie aus dem Gesicht geschnitten. Gemeinsam gehen sie dem Rätsel ihrer Herkunft nach. Denn Adda ahnt: Der Schlüssel zur Wahrheit liegt im familieneigenen Hotel de Tiden, dort, wo vor 75 Jahren alles begann.

Inhalt:
Es wird hektisch auf der sonst eher ruhigen Insel Juist. Euard
Kießling, der Patriarch der Familie, soll das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen. Zu diesem Anlass kommt die ganze Familie zusammen und alle bringen ihr emotionales Päckchen mit. Was wie eine harmonische Zusammenkunft beginnt, wird mit dem plötzlichen Auftauchen von Helen auf einen Schlag zunichtegemacht. Helen behauptet, mit der Familie Kießling verwandt zu sein und ist auf der Suche nach ihren leiblichen Eltern. Sie gleicht nicht nur Adda, Eduards Frau, aufs Haar, sondern lässt mit ihren Nachforschungen auch die brodelnden Emotionen der einzelnen Familienmitglieder ans Tageslicht kommen...

Meine Meinung:
Mir hat es grosse Freude bereitet, dieses Buch in einer Leserunde zu lesen und mich mit meinen Mitleserinnen über den Inhalt auszutauschen. Die Geschichte hat es nämlich wirklich in sich, aber was die grösste Stärke der Autorin ist, ist gleichzeitig auch die grösste Schwäche des Buches. Anne Prettin hat eine blühende Fantasie, ein grosses Interesse an historischen Ereignissen und kann - vor allem Landschaften, die Figuren bleiben nämlich (mit Ausnahme von Adda, Helen und Onno) eher blass - traumhaft schön beschreiben. In ihrem Erstling hat sie es aber vor allem mit ihrer Fantasie ein wenig übertrieben und eine eigentlich spannende Familiengeschichte erstens überladen und zweitens ein wenig gar an den Haaren herbeigezogen konstruiert. Das ist total schade, da sich in ihrem Schreibstil eigentlich grosses Potenzial finden lässt. Mit dieser Geschichte hätte man nämlich genug Stoff für eine ganze Reihe gehabt.

Aufbau und Handlung:
Die Grundidee von "Die vier Gezeiten" ist aber sehr überzeugend und besonders gut gefallen hat mir, wie das Buch beginnt und daraufhin ein spannendes Handlungsgeflecht aufgebaut ist. Ein kraftvoller Tagebuchtext beschreibt die geplante Selbsttötung einer anfangs noch unbekannten Frau im Detail. Nach diesem Prolog springt die Erzählung mitten in die Hauptprobe der Rede von Eduard
Kießling. Dabei werden alle Figuren kurz vorgestellt und auch das Inselflair kommt nicht zu kurz. Nach Helens plötzlichem Auftauchen beginnt die Stimmung zu kippen. Abgründe tun sich auf und aus verschiedenen Perspektiven erzählte Erinnerungen und Erlebnisse setzen nach und nach eine Geschichte zusammen, die von Freundschaft, Liebe, von Intrigen, Verrat, Verletzungen und Verantwortungslosigkeit erzählt.
Diese Stimmungswechsel haben mir persönlich sehr gut gefallen und ich hatte auch keinerlei Probleme mit den unterschiedlichen Erzählstimmen. Schliesslich steht immer, wer gerade erzählt und in welchem Jahr wir uns beim Lesen befinden. Mir reicht das, um den Überblick zu behalten. Einzelne Teilnehmerinnen der Leserunde haben sich damit aber schwergetan. Solltet ihr ebenfalls Mühe mit solchen Sprüngen haben, ist dieses Buch vielleicht nichts für euch.


Schreibstil:

Wie bereits erwähnt, hat mir die Erzählsprache der Autorin sehr gefallen. Leider gelingt es ihr zwar nicht, dass alle Figuren zum Leben erwachen, aber dafür sind die Schilderungen der Landschaft der Insel und der Stimmungen und Emotionen um so realistischer und überzeugender beschrieben. Auch werden zahlreiche nicht ganz einfache Themen wie Suizid, ungewollte Schwangerschaft, Verlust und die eigene nationalsozialistische Vergangenheit einzelner Figuren und generell der Region mit dem nötigen Feingefühl und historischen Bewusstsein in die Geschichte eingearbeitet, wenn auch einzelne Themen unschön oft vorkommen und dabei - wie anfangs geschildert - ein wenig zu konstruiert wirken.

Fazit:
"Die vier Gezeiten" von Anne Prettin lässt mich ein wenig ratlos zurück, da ich einerseits den Schreibstil und die Idee, sowie das ganze Grundsetting dieser Geschichte sehr gemocht habe, aber andererseits einzelne Elemente der Handlung als stark übertrieben empfinde. Wer aber Inselflair und verstrickte Familiengeschichten mit vielen Rückblenden und ein wenig Spannung mag, sich aber am Hang zur Übertreibung nicht stört, wird mit diesem Buch schöne und unterhaltsame Lesestunden verbringen, da bin ich überzeugt.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Die vier Gezeiten
Autorin:
Anne Prettin ist eine Hamburger Autorin und schreibt Reden für Auftraggeber aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Sie studierte Politikwissenschaften und Soziologie in Freiburg, Hamburg und Bordeaux und arbeitete als freie Journalistin für verschiedene Tageszeitungen. Sie ist verheiratet und lebte mit ihrer Familie in Neuseeland, als dieser Roman entstand.
Hardcover mit Schutzumschlag: 480 Seiten
Verlag: Bastei Lübbe
Ersterscheinung: 26.02.2021
ISBN: 978-3-7857-2731-7

Rezension: Der Blumenladen der guten Wünsche


Dieses Rezensionsexemplar ist mir vom Verlag Harper Collins zur Verfügung gestellt worden, vielen herzlichen Dank dafür.

Der Blumenladen der guten Wünsche - Lena Hofmeister

Beschreibung des Verlages:

Der Duft von Rosen und Lavendel, das üppige Grün der Efeutute und darüber das vertraute Aroma von Großmutters Lieblingstee. Der Blumenladen war Charlotte früher ein zweites Zuhause und ihr geheimer Zufluchtsort. Jetzt ist sie nach Sommerbach heimgekehrt, um das Geschäft zu übernehmen und den alten Zauber in den Blumenladen zurückzuführen.
Der kauzige Gärtner Knut und die unzuverlässige Verkäuferin Sheela machen es Charlotte leider mehr als schwer. Aber als sie das alte Buch ihrer Großmutter findet und beginnt, Sträuße mit Botschaften in der Sprache der Blumen zu verkaufen, wendet sich das Blatt.
Wer die Sprache der Blumen versteht, hat auch den Blick für die kleinen Dinge, die wirklich zählen

Inhalt:
Charlotte hat sich ihr Leben eigentlich anders vorgestellt und von Vernissagen an der Seite ihres Partners und einem Leben in der Grossstadt geträumt. Nun ist sie zurück in ihrer Heimat und steht vor dem Scherbenhaufen, den ihre Oma ihr hinterlassen hat. Der Blumenladen, den Charlotte bunt, duftend und einladend in Erinnerung hatte, ist komplett heruntergekommen, der Gärtner Knut wirkt abweisend und die Verkäuferin Sheela taucht gar nicht erst auf. Soll sich Charlotte wirklich in dieses Abenteuer stürzen und das Geschäft übernehmen oder doch lieber verkaufen? Zum Glück kann sie auf die Hilfe ihrer besten Freundin Sarah, auf alte Kontakte und die Bücher ihrer Grossmutter zählen. Darin finden sich wertvolle Hinweise zur Deutung der Sprache der Blumen, mit deren Hilfe Charlotte lernt, an sich selber zu glauben und spannende und romantische Verkaufskonzepte entwickelt.

Meine Meinung:
Gerade bin ich wieder sehr viel unterwegs und lese ziemlich anspruchsvolle Literatur, habe aber nicht immer den Kopf und die Energie dafür und wollte deshalb ein paar Frühlingsgefühle hier einziehen lassen. Auf das Buch "Der Blumenladen der guten Wünsche" bin ich bei Martina vom Blog Martinas Buchwelten entdeckt. Martina stellt für jeden Monat einen tollen und ausführlichen Neuerscheinungs-Post zusammen und ich stöbere so gerne bei ihr, lasse mich inspirieren und merke mir das eine oder andere Buch vor. "Der Blumenladen der guten Wünsche" hat mich von der ersten Seite an für sich eingenommen. Ich liebe Blumenläden und Bücher darüber (und Buchhandlungen und Bücher darüber) und tauche so gerne in die Welt einer Ladenbesitzerin ein, die sich ihr eigenes Geschäft/Geschäftsmodell aufgebaut hat. Charlotte war mir von Anfang an total sympathisch und es hat mich sehr gefreut, dass auch ihre Zweifel und Ängste stimmig eingebunden werden und dass ihre Freundin Sarah ihr so wundervoll zur Seite steht und dass das Auftauchen eines alten Bekannten für Schmetterlinge im Bauch sorgt...

Schreibstil:
Dieses Buch hat richtig Lust darauf gemacht, durch Frühlingswiesen zu streifen, zu gärtnern, in Blumenläden zu stöbern und mit lieben Freunden ein gutes Glas Wein zu geniessen. Es hat für Wärme, Sonne und ein wenig Romantik gesorgt und ich habe es innerhalb eines einzigen Tages verschlungen und es hat mich anschliessend einen ganzen Vormittag lang meinen Balkongarten auf- und umräumen und putzen, meine Pflanzenplanung machen und ein paar Schützlinge umtopfen und vorziehen lassen. Der Frühling kann kommen und dieses Buch hat auch in mir für ein wenig Frühling gesorgt.
Für diese Gefühle ist der liebevoll erzählende, einfühlsame und auch sehr detaillierte Schreibstil verantwortlich. Es gelingt der Autorin Lena Hofmeister wissenswerte und spannende Details zu den beschriebenen Pflanzen und herzerwärmende, skurrile Begegnungen im Blumenladen mit Kundinnen und Kunden, sowie mit Sheela und Knut zu einer unterhaltsamen und leichten Geschichte zu verknüpfen und ich hätte gerne noch lange weitergelesen. Trotzdem schimmert auch durch, wie schwer Charlotte dieser Neuanfang fällt und wie sehr ihr ihre Oma fehlt.

Meine Empfehlung:
Ich empfehle "Der Blumenladen der guten Wünsche" sehr gerne an alle weiter, die auch ein wenig Leichtigkeit, Sonne und Frühling im Kopf und Herzen gebrauchen können und auf der Suche nach einer liebenswert und einfühlsam erzählten Geschichte mit Tiefgang sind.

Zusätzliche Infos:
Titel: Der Blumenladen der guten Wünsche
Autorin: Lena Hofmeister wurde 1985 geboren und lebt in Frankfurt. Neben ihrer Arbeit als Lektorin und Autorin hat sie jahrelang einen ganzen Wald an Zimmerpflanzen großgezogen - bis sie beschlossen hat, fünf buddelwütigen Katzen ein Zuhause zu geben.
Taschenbuch: 320 Seiten
Sprache: Deutsch
Ersterscheinung:
16.02.2021
ISBN:
9783749900060

Rezension: Die Frauen von Salaga

Die Frauen von Salaga - Ayesha Harruna Attah

Beschreibung des Verlages:
Westafrika, Ende des 19. Jahrhunderts. Aminah, ein verträumtes junges Mädchen, wird brutal aus ihrem Zuhause gerissen und als Sklavin verkauft. Wurche ist eine privilegierte Frau, doch ihr Vater zwingt sie, eine ungewollte Ehe einzugehen. Als Aminah und Wurche sich auf dem Sklavenmarkt von Salaga begegnen, verbinden sich ihre Schicksale unwiderruflich miteinander. Beide hadern mit den Grenzen, die ihnen Zeit und Gesellschaft auferlegen. Beide riskieren ihr Leben. Und beide verlieben sich in denselben Mann.

Inhalt:
Im heutigen Ghana treffen zwei Welten aufeinander: die Welt von Wurche, der Königstochter, die aus politischen Gründen verheiratet wird und die Welt von Aminah, einer pflichtbewussten jungen Frau, die beim Überfall auf ihr Dorf versklavt wird. Mitten in einer Zeit des Umbruchs, in der weisse Männer immer mehr Einfluss in zahlreichen Regionen Afrikas gewinnen und sich als Erlöser und Erretter aufspielen, dabei aber ganze Dörfer gegeneinander aufhetzen und damit für noch mehr Leid und Ungleichheit sorgen, kämpfen die beiden Frauen um ihr nacktes Überleben und nähern sich beim Versuch, ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen, einander an.

Meine Meinung:
Dieses Buch hat mir Jamie vom Blog librovore geschenkt und ich habe mich riesig darüber gefreut. Jamie ist mit dem Buch nicht so ganz warm geworden und dies ist einigen Leserinnen und Lesern vor mir auch so ergangen und ich kann sehr gut nachvollziehen, woran dies gelegen haben könnte. Einerseits tauchen sehr viele Personen auf, deren Namen sich nicht immer ganz einfach merken lassen und andererseits werden auch zahlreiche Sitten und Gebräuche erwähnt, die für westeuropäische Leserinnen und Leser durchaus nicht ganz einfach nachzuvollziehen sind.
Ich selber kann nur von mir sprechen: meine beste Freundin aus Jugendzeiten hat als Kind vier Jahre lang in Ghana gelebt, weshalb ich immer wieder versucht habe, Bücher aus dieser Region und generell aus Afrika zu lesen (war mir natürlich nur ungenügend gelungen ist, die Wände unserer persönlichen Bubble sind oft nicht aus Glas, sondern aus Stahl). Deshalb war "Die Frauen von Salaga" auch schon länger auf meiner Wunschliste und ich wollte unbedingt erfahren, was das Schicksal noch mit Aminah und Wurche vorhatte. Deshalb lag es vielleicht an meinem grossen Interesse oder auch daran, dass ich oft Bücher lese, die viele Personen und deren Geschichte beinhalten und deren Strukturen auf den ersten Blick nicht immer einfach zu verstehen sind, aber ich bin nur so durch die Seiten geflogen und habe das Buch förmlich inhaliert. Ja, einzelne Figuren sind ein wenig blass geblieben und ja, der Klappentext (den ich erst jetzt beim Tippen der Rezension komplett gelesen habe) ist irreführend, aber dieses Buch hat mich mit seiner ganz eigenen, langsamen und beständigen Erzählweise für sich eingenommen.
Bezüglich Klappentext: Im Buch geht es nicht um eine grosse Freundschaft und auch nicht um eine romantische Liebesgeschichte. Es geht um zwei Frauen, die mitten zu einer Zeit des Umbruchs aufeinandertreffen, die auch aneinandergeraten und sich ihren eigenen, neuen Platz in der Gesellschaft suchen müssen. Zwei Frauen, die gegen rassistische und patriarchale Strukturen aufbegehren und dabei zusätzlich mit ungewollten Schwangerschaften, gebrochenen Herzen, homosexuellen (und somit von der Gesellschaft verteufelten) Fantasien und den Erwartungen ihrer Familien jonglieren müssen. Zwei Frauen, die "das Richtige" tun wollen, die aber auch einfach zuerst einmal herausfinden müssen, was das ist.

Schreibstil:
Das Buch liest sich sehr flüssig, was auch daran liegt, dass immer mal wieder scheinbar nüchtern beschrieben wird, was geschieht. Wenn man aber ein wenig zwischen den Zeilen liest, erkennt man sofort die Gräuel der Sklavenmärkte, die Ängste der verschleppten und versklavten Männer und die Unsicherheiten der Frauen, die sich wildfremden Männern ausgeliefert fühlen. Trotzdem lässt sich auch ab und an ein feinsinniger Humor erkennen, der den zwischenmenschlichen Umgang begleitet und mich sehr gut unterhalten hat.
Auch werden zahlreiche Bräuche und Gerichte erwähnt, die mir allesamt fremd waren. Mir persönlich hat es gut gefallen, dass alle diese Details nicht noch ausführlicher erklärt und auseinanderdividiert worden sind. Wenn mich ein Gericht interessiert, oder wenn ich wissen will, was es mit historischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten auf sich hat, bin ich als Leserin in der Pflicht, mich zu informieren, schliesslich will ich ein Buch lesen, das in einer mir komplett unbekannten Region spielt, also kann ich dabei auch durchaus etwas lernen und "Die Frauen von Salaga" lädt wirklich dazu ein. Auch werden die Landschaften mit einer grossen Sprachschönheit beschrieben und ich habe die Liebe der Autorin zu ihrer Heimat förmlich gespürt.

Meine Empfehlung:
Dieses Buch hat mich in ein warmes, staubiges Ghana entführt, mir die Schönheiten der Lnadschaften und die Gräuel der Sklaverei aufgezeigt und mich zwei Frauen näher gebracht, deren Ausgangslage nicht unterschiedlicher sein könnte, deren Schicksal sie aber zusammenführt. Einige Figuren bleiben blass, manchmal fällt es nicht leicht, den Überblick zu behalten und die im Klappentext angetönten Szenen finden so nie statt (was aber der Fehler des Verlages und definitiv nicht der Autorin ist, was aber verstehen lässt, weshalb einige Leserinnen und Leser wohl nicht so ganz warm geworden sind mit dem Buch), aber der leichte und manchmal aller Gräuel zum Trotz humorvoller Schreibstil sprechen für sich. Ich merke mir die Autorin auf jeden Fall vor und werde gerne wieder etwas von Ayesha Harruna Attah lesen.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Die Frauen von Salaga
Originaltitel: The Hundred Wells Of Salaga
Autorin: Ayesha Harruna Attah wurde in Ghana geboren, studierte in den USA u.a. an der Columbia University und der NYU und lebt heute mit ihrer Familie im Senegal. Ihr Roman »Die Frauen von Salaga« ist von dem Schicksal ihrer Ururgroßmutter inspiriert.
Sprache: Deutsch
Aus dem Englischen von: Christiane Burkhardt
Hardcover mit Schutzumschlag: 320 Seiten
Verlag: Diana Verlag
Erschienen am: 11. März 2019
ISBN: 978-3-453-29219-2