Rezension: Winterzauber im kleinen Café an der Mühle

Dieses Buch hat das Autorenduo via Instagram verlost und ich habe eines der liebevoll signierten Exemplare gewinnen dürfen. Herzlichen Dank dafür :-)

Reiheninfos:
1. Das kleine Café an der Mühle
2. Winterzauber im kleinen Café an der Mühle
3. Frühlingsglück im kleinen Café an der Mühle

Winterzauber im kleinen Café an der Mühle - Barbara Erlenkamp

Beschreibung des Verlages:
Sophies Leben läuft gerade großartig – Peter ist ihr absoluter Traummann, und das Bistro brummt. Auch die stressige Adventszeit wird Sophie gut überstehen, glaubt sie. Aber weit gefehlt! Kurz vor Weihnachten steht Sophies Leben plötzlich Kopf. Es kommt nicht nur zu einem riesen Streit mit Peter. Zu allem Überfluss zetteln die beiden Dörfer Wümmerscheid und Sollensbach im großen Weihnachtswettbewerb einen unerbittlichen Kleinkrieg an – und Sophie steckt mittendrin.

Inhalt:
In diesem zweiten Band der Reihe um das kleine Café an der Mühle ist die Besitzerin Sophie wieder voll in ihrem Element. Das Bistro läuft gut und erstrahlt in weihnachtlichem Glanz. Wie es auf dem Land aber geschehen kann, zetteln die zwei grossen Dorfvereine der zusammengelegten Dörfer Wümmerscheid und Sollensbach eine Fehde an, die im Wettkampf um die "Goldene Weihnachtskerze" (dem Preis des alljährlichen Weihnachtswettbewerbs) gipfelt. Als wäre dies noch nicht genug, zerstreitet sich Sophie auch noch mit ihrem Freund Peter und ein plötzlicher Wintereinbruch sorgt für Chaos auf den Strassen. Wenn das nur alles gut geht...

Meine Meinung:
"Winterzauber im kleinen Café an der Mühle" ist definitiv das letzte Weihnachtsbuch dieser Saison und vor allem auch mein letztes gelesenes Buch im Jahr 2020. Und es hat bei mir noch einmal für beste Unterhaltung, ein wenig Ablenkung und ein paar romantische Lesestunden gesorgt. Ich liebe es ja immer sehr, wenn Geschichten in Cafés und B&Bs spielen (dazu HIER gleich noch eine Reihenempfehlung) und träume dann insgeheim immer selber von einer kleinen Karriere im Gastgewerbe. Im kleinen Café an der Mühle wird es angenehm winterlich und die Besitzerin Sophie sorgt gemeinsam mit ihren guten Freundinnen für gemütliche Weihnachtsstimmung. Einzig am Anfang wurde mir ein wenig zu viel und detailliert geplaudert und vor allem war ich auch irritiert darüber, dass Sophie ein paar eindeutige Anzeichen komplett falsch gedeutet hat (mehr sage ich nicht dazu). Das wirkte leider eher unrealistisch. Ansonsten aber fand ich die einzelnen Figuren äusserst sympathisch dargestellt und mir hat der erste Band gar nicht gefehlt. Ich kann mir aber gut vorstellen, den bald zu lesen (und der dritte Band ist ja auch schon erschienen).

Schreibstil und Aufbau:
Die detaillierten Beschreibungen der ganzen Dekoration, des idyllischen Bistros und der Speisen (auch wenn mir da ein wenig zu viel Fleisch im Spiel war ;-) ) haben wir sehr gut gefallen. Ausserdem ist überraschend viel Spannung aufgekommen und besonders gut gefallen hat mir, wie die Beziehung zwischen Sophie und ihrem Freund Peter dargestellt ist. Oft liest man ja in solchen Romanen nur von eitel Sonnenschein oder dann von an den Haaren herbeispekulierten Dramen, damit es noch einmal interessant wird. Hier ist es eher so, dass der Alltag insgesamt zwar harmonisch wirkt, dass aber die auftretenden Konflikte sehr nachvollziehbar und dadurch total realistisch - wie aus dem Beziehungsnähkästchen geplaudert - daherkommen.

Meine Empfehlung:
2020 hatte es in sich und daher habe ich sehr viele Bücher gelesen, die mich in erster Linie unterhalten und mir ein wenig Ablenkung verschafft haben. Mit "Winterzauber im kleinen Café an der Mühle" ist dem Autorenduo Barbara Erlenkamp dies und noch viel mehr gelungen. Ich habe das Buch wirklich sehr gerne gelesen, mich in das gemütliche Bistrot gesehnt und die Weihnachtsstimmung auch Ende Dezember noch sehr intensiv geniessen können. Von mir gibt es eine herzliche Leseempfehlung für dieses Buch.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Winterzauber im kleinen Café an der Mühle
Autorin: Hinter dem Pseudonym Barbara Erlenkamp steht das Ehepaar Christine und Andreas J. Schulte. Er ist Journalist und Krimiautor. Sie hat bereits in ihrer Schulzeit zusammen mit einer Freundin ihren ersten Roman geschrieben und arbeitet heute als technische Redakteurin. Das Ehepaar Schulte lebt mit seinen beiden Söhnen seit mehr als 25 Jahren auf dem Land, in der Nähe von Andernach am Rhein. Unter dem Pseudonym Barbara Erlenkamp schreiben sie zusammen moderne, humorvolle Frauen- und Unterhaltungsromane.
Taschenbuch: 272 Seiten
Sprache: Deutsch
Verlag: Bastei Lübbe
Ersterscheinung: 30.09.2020
ISBN: 978-3-404-18380-7

Rezension: Tage voller Weihnachtszauber

Dieses Rezensionsexemplar hat mich über die Bloggerjury von Bastei Lübbe erreicht, vielen Dank.

Tage voller Weihnachtszauber

Beschreibung des Verlages:

Lena lebt im Kinderheim. Wie jedes Jahr wünscht sie sich zu Weihnachten nur eines: eine Mama. Doch nicht irgendeine, sondern ihre eigene. Die aber kennen weder Heimleiterin Henriette Jonas noch Erzieher Lukas. Doch in diesem Jahr wird alles anders, als ein schräger Aushilfsweihnachtsmann nicht nur das Waisenhaus durcheinanderbringt, sondern auch Henriette den Kopf verdreht, Lukas ein Date verschafft und Lena ein Versprechen macht. Die Zeit drängt, denn bis zum Fest sind es nur noch wenige Tage...

Inhalt:
Es ist kurz vor Weihnachten und Lukas, der als Erzieher in einem Kinderheim arbeitet, macht sich Sorgen um eine junge Frau, deren Leben er vor Jahren gerettet hat. Lena, die in ebendiesem Kinderheim lebt, wünscht sich nichts sehnlicher zu Weihnachten als ihre leibliche Mama und der alte Rocker Manni wird versehentlich Aushilfsweihnachtsmann im Kinderheim, das von Henriette Jonas, welche an das Gute im Menschen glaubt und nur das Beste für ihre Schützlinge will, geleitet wird. Die Weihnachtszeit ist die Zeit, in der manchmal das Unmögliche möglich wird und in welcher der Glaube der Menschen an das Gute Berge versetzen kann.

Meine Meinung:
Hach, dieses Buch, es hat mich so viele Male überrascht. Wie die Geschichte ausgehen würde und wie alles zusammengehört, war mir zwar nach wenigen Seiten klar, aber ich bin immer noch total begeistert davon, wie der Alltag im Kinderheim geschildert wird. Ausserdem haben mir die Figuren alle sehr, sehr gut gefallen und obwohl sie immer wieder aufeinanderzugegangen sind, ist doch niemand aus der Rolle gefallen. Überrascht aber hat mich, wie wenig die Romantik gewichtet wird und obwohl da das eine oder andere Knistern klar erkennbar wird, endet das Buch weder mit einem Heiratsantrag (wie so viele Weihnachtsromane, come on), noch beinhaltet sie heisse Momente der Verführung. Vielmehr nähern sich Menschen langsam und realistisch einander an und die Kraft der Freundschaft (und natürlich die Magie des Weihnachtsfestes) wird ins Zentrum gerückt, was mir sehr gut gefallen hat. Ausserdem bringt vor allem der alte Rocker Manni sehr viel Humor in das nicht ganz einfache Thema, was ebenfalls für ganz viel Unterhaltung sorgt und die Stimmung an den entscheidenden Stellen ein wenig auflockert.

Schreibstil:
Es ist Anja Marschall gelungen, viel Humor in einer eher tragische Familiengeschichte unterzubringen und dabei ganz viel Weihnachtszauber aufkommen zu lassen. Das Wunder von Weihnachten und ein ganz besonderes Glitzern durchziehen dieses Buch und lassen viel Stimmung aufkommen. Die einfühlsame Sprache schafft es, die einzelnen Figuren sehr vielseitig zu charakterisieren. Ausserdem habe ich beim Lesen förmlich den Schnee unter meinen Schuhen knirschen und die Lichter in den Strassen der Stadt aufleuchten sehen.

Meine Empfehlung:
Viel Humor, eine Prise Kitsch und Romantik, ganz viel Freundschaft, eine tragische Familiengeschichte, ein mutiges kleines Mädchen und eine Heimleiterin, die anpackt und an das Gute im Menschen glaubt, sowie der ganz besondere Zauber, der Weihnachten inenwohnt, sprühen nur so aus jedem Satz dieser Geschichte und machen "Tage voller Weihnachtszauber" zu einem weihnachtlichen Lesevergnügen, das wie ein Film vor dem inneren Auge vorbeizieht und ganz viel Lust auf lange Winterspaziergänge im Schnee und Lichterglanz weckt.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Tage voller Weihnachtszauber
Autorin: Anja Marschall, geb. 1962 in Hamburg, arbeitete als Erzieherin, Pressereferentin, Journalistin, EU-Projektleiterin, Apfelpflückerin in Israel, Zimmermädchen in einem Londoner Luxushotel und Kioskverkäuferin an den Hamburger Landungsbrücken. Sie veröffentlichte mehrere Spannungsromane, von lustig bis historisch, kriminell bis hinterhältig. Tage voller Weihnachtszauber ist ihr erster Roman ohne Leiche. Anja Marschall lebt mit ihrer Familie in Schleswig-Holstein.
Sprache: Deutsch
Taschenbuch: 367 Seiten
Verlag: Bastei Lübbe
Ersterscheinung: 30.09.2020
ISBN: 978-3-404-18378-4

Frohe Weihnachten mit "Schreibtisch mit Aussicht" im Gepäck

Meine Lieben

Dieses Weihnachtsfest ist für einige von uns nicht ganz einfach, aber wir werden das - allen Umständen zum Trotz - gemeinsam durchstehen und uns hoffentlich ganz bald wieder in grösseren Gruppen treffen können. Bis dahin können wir so viel Licht, Liebe, Mut, Durchhaltevermögen und Hoffnung, wie nur möglich gebrauchen. Dazu passt "Schreibtisch mit Aussicht" wunderbar, es portraitiert nämlich 23 Autorinnen und ihren Weg. Es ist feministisch, mutig, kritisch und ehrlich und es regt zum Nachdenken an und spendet Trost und Kraft.

Die 23 Berichte und das Vorwort der Herausgeberin Ilke Piepgras habe ich wie einen Adventskalender verwendet (was hervorragend gepasst hat) und deshalb darf ich heute heute meine Rezension zum Buch präsentieren (Spoiler: ich empfehle es von ganzem Herzen).

Passt gut auf euch auf, geniesst ein wenig Ruhe und wir lesen uns bald wieder
Livia



Schreibtisch mit Aussicht - Ilke Piepgras (Herausgeberin)

Beschreibung des Verlages:

Vom Glück des Schreibens und von dessen Preis, von Routine und Ritualen, von Vorbildern und Verzicht: 24 bedeutende Schriftstellerinnen erzählen davon auf sehr persönliche Weise.
Schreiben ist harte Arbeit, das gilt unabhängig vom Geschlecht, und es ist Synonym für allerhöchste Konzentration. Bislang sind Werkstattberichte von Frauen rar. Dieses Buch versammelt nun erstmals Beiträge über die Schnittstelle von Leben und Kunst. Mal ergreifend und offenherzig, mal pragmatisch und wirklichkeitsnah reflektiert jeder Text auf eigene Art weiblichen Schöpfergeist und räumt mit überholten Schriftstellerinnen- Klischees auf. Was bringt Schriftstellerinnen dazu, zu schreiben? Womit kämpfen sie im Alltag, was beflügelt sie, was lässt sie dranbleiben? Dieses Buch feiert die Vielfalt und Größe schreibender Frauen.

Inhalt:
"Schreibtisch mit Aussicht", das sind ein Vorwort und 23 Berichte von Autorinnen, insgesamt also 24 Texte, die sich perfekt als Adventskalender lesen lassen. Texte von 24 Schriftstellerinnen, die alle ihren einzigartigen Werdegang haben und die sich schreibend eine eigene Welt erschaffen, von ihrem Alltag und ihren Gewohnheiten, ihrer Inspiration und ihren Sorgen erzählen und sich mit Sexismus im Literaturzirkus oder der Vereinbarkeit von Familie und Beruf auseinandersetzen. Und somit ist "Schreibtisch mit Aussicht" ein feministisches Buch, ein kritisches und poetisches Buch, eine Liebeserklärung an das Schreiben (auch wenn es sich dabei manchmal um eine Hass-Liebe handelt) und das geschriebene Wort.

Meine Meinung:
Ich bin so froh, dieses Buch entdeckt zu haben und nachdem es mir bei Instagram einige Male begegnet war, musste ich es mir sofort kaufen. Auch meiner besten Freundin habe ich es gekauft (wir haben uns gemeinsam durch den Advent gelesen) und einigen weiteren lieben Menschen habe ich es ebenfalls schon empfohlen und geschenkt. Nicht nur habe ich zahlreiche weitere Autorinnen entdeckt (im Anhang finden sich übrigens die Kurzbiografien aller Autorinnen), ich habe auch Einblicke in ganz unterschiedliche Leben, Gedankenwelten und Haltungen zur eigenen Arbeit gewinnen dürfen.
Einige Texte sind mir besonders in Erinnerung geblieben. So zum Beispiel das Interview mit Elena Ferrante und die bewegenden Worte von Anne Tyler (die mir vorher zu meiner grossen Schande noch kein Begriff war) Meg Wolitzer, Elif Shafak, Zadie Smith und Mariana Leky. Aber auch Leila Slimanis und Sybille Bergs Texte haben mich für sich eingenommen. Eher nicht so überzeugt hat mich das Kapitel aus der Feder von Olivia Sudjic und je mehr Kapitel ich lesen durfte, desto öfter wiederholten sich auch einige Themen. Wenn nämlich Schriftstellerinnen über ihre Arbeit schreiben, erwähnen sie unverhältnismässig oft die Familienplanung, die Familiensituation (und die daraus folgenden Konflikte, was Aufgabenteilungen, Zuständigkeit und Zeitmanagement anbelangt) und das Gefühl, immer noch im Schatten der Männer in der Literaturwelt zu stehen. Sie schreiben von Ablenkungen während der Arbeit und davon, nicht ernst genommen zu werden. Schreiben gilt in den Augen vieler schliesslich nur als Hobby, vor allem, wenn es Frauen tun, die von ihrem Mann und Ernährer mitfinanziert werden. Aber genau diese Wiederholungen zeigen eben auch auf, wo immer noch strukturelle Benachteiligungen und Sexismus anzutreffen sind und dass noch ein weniger Weg vor uns liegt und genau in diesen Erkenntnissen und klaren Haltungen liegt sehr viel Mut und Stärke.
Aber auch die Texte, welche sich wirklich mit dem Akt des Schreibens selber, dem Suchen und Finden von Inspirationen und dem Kampf um jedes passende Wort erzählen, haben mich fasziniert und mich dazu angeregt, über mein eigenes Arbeiten, meine Inspiration und meine Routinen nachzudenken.

Meine Empfehlung:
Diese Anthologie verschafft zahlreiche Einblicke und regt zum Nachdenken an. Sie versammelt Texte von Autorinnen, die ihre Arbeit, ihr Autorinnensein und ihre Karriereplanung literarisch betrachten und gibt somit Stimmen eine Bühne, die sonst eher ungehört verhallen: Frauen, die schreiben und sich damit ihren Lebensunterhalt verdienen, Frauen, die nicht mehr länger im Schatten ihrer Männer stehen wollen und Frauen, die sich trotz und ohne Kinder dieser anspruchsvollen und fordernden Arbeit stellen, ihrem inneren Drang folgen und Wort um Wort zu Papier bringen.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Schreibtisch mit Aussicht
Herausgeberin: Ilka Piepgras, geboren 1964, studierte in München Politische Wissenschaften und begann, 1991 als Reporterin bei der Berliner Zeitung zu arbeiten. Nach einem Studienjahr in Harvard wechselte sie 1999 zur deutschen Ausgabe der Financial Times Deutschland, wo sie die Buchseiten in der Weekend-Beilage betreute. Sie ist Autorin der Bücher Meine Freundin, die Nonne und Wie ich einmal auszog, den Tod kennenzulernenund dabei eine Menge über das Leben erfuhr und arbeitet heute als Redakteurin im ZEITmagazin.
Sprache: Deutsch
Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen: 288 Seiten
Verlag: Kein & Aber
Erschienen am: 3. November 2020
ISBN: 978-3-0369-5826-2

Rezension: Kreativität

Dieses Rezensionsexemplar ist mir vom btb Verlag zur Verfügung gestellt worden. Vielen herzlichen Dank. 

Kreativität - Melanie Raabe

Beschreibung des Verlages:

Kreativität ist eine Lebenseinstellung

Kreativität macht glücklich – und sie hilft uns dabei, die Herausforderungen des Lebens zu meistern, im Großen wie im Kleinen. Melanie Raabe, SPIEGEL-Bestsellerautorin und selbst lange auf der Suche nach ihrem „ganz persönlichen Ding“, erklärt in diesem Buch, weshalb wir alle kreativ sind und wie wir die Inspiration finden, um auf das zu stoßen, was uns im Innersten ausmacht und weiterbringt. Dabei geht es um Mut und Beharrlichkeit, Leichtigkeit und Durchhaltevermögen, um Originalität und Schnapsideen, um Produktivität und Prokrastination, ums Scheitern und vor allem: ums Weitermachen, auch wenn ein rauer Wind bläst. Denn Kreativität ist mehr als der gelegentliche Geistesblitz. Kreativität ist eine Lebenseinstellung.

Inhalt:
Alle Menschen sind kreativ, einige von uns stehen aber ihrer eigenen Kreativität im Weg. Melanie Raabe erzählt aus ihrer eigenen Perspektive vom Entwickeln von Routinen, vom Beginnen und Beenden. Sie teilt ihre Erfahrungen und ergänzt diese mit hilfreichen Ideen, Vorschlägen und Listen, welche dabei helfen können, eigene Routinen in den Alltag zu integrieren, immer mal wieder kreativ zu werden und so im Beruf und Privatleben neue Wege zu gehen.

Meine Meinung:
Dieses Buch habe ich bei einigen tollen Blogerinnen (unter anderem bei Petzi von Die Liebe zu den Büchern) entdecken dürfen. Zu ihrer grandiosen Rezension kommt ihr HIER. Melanie Raabe war mir als Autorin schon länger ein Begriff, aber bisher habe ich keines ihrer Bücher gelesen, nun aber habe ich sie mir alle auf die Wunschliste gepackt. Sie erzählt nämlich in "Kreativität" unter anderem von ihrer eigenen Inspiration und von Erlebnissen, welche sie in ihre Bücher eingebaut hat. Damit hat sie meine Neugier geweckt. Der Einstieg in "Kreativität" ist mir sehr leicht gefallen und innerhalb von wenigen Seiten war ich komplett überzeugt: dieses Buch ist perfekt für mich.

Weshalb mich dieses Buch bereichert:
Melanie Raabe geht davon aus, dass alle Menschen kreativ sind/kreativ sein können. Kreativität ist in unserem Leben oft eine Problemlösungsstrategie, hilft uns aber auch, bei der Arbeit und im Privatleben neue Wege zu gehen und Projekte zu entwickeln. Mein Beruf ist kreativ und ich benötige eine grosse Menge an Kreativität und Durchhaltevermögen oft nicht nur beim Musizieren selber, sondern vor allem auch beim Planen von neuen Konzertreihen, beim Pflegen von Kontakten und Interagieren mit anderen Künstlerinnen und Künstlern. Nun könnte man meinen, dass ich ein Buch, das sich mit Kreativität befasst, gar nicht mehr lesen müsste. Raabe hat es aber geschafft, mich noch einmal daran zu erinnern, was mich und meine Arbeit ausmacht, sie hat mir mit ihren überschaubaren Listen (und ich liebe Listen) eine Übersicht über ganz unterschiedliche Teilbereiche meiner kreativen Arbeit, aber auch über sinnvolle Herangehensweisen verschafft und immer wieder habe ich mir Zitate herausgeschrieben und Seiten im Buch zum Nachschlagen markiert. Denn auch wenn wir alle immer wieder kreativ sind, so hilft es doch, sich stets klar zu machen, was man genau erreichen will und auf welchem Weg man dies am liebsten versuchen möchte. Sobald etwas nicht klappt, gibt es dann immer noch zahlreiche Alternativen und Anpassungen, die uns trotzdem zum Ziel bringen können. Irgendwann einmal hat man sich aber genug Gedanken gemacht und es geht an den interessantesten (und manchmal auch schwierigsten) Teil des kreativen Arbeitens: das Machen, das Tun, das Beginnen und genau diese Hürde, die wir alle überwinden müssen, um kreativ und aktiv zu werden und vielleicht sogar in einen Flow-Zustand zu kommen, diese kann ich mit Melanie Raabes Tipps nun noch einfacher und konsequenter überwinden.

Meine Empfehlung:
Ganz besonders erwähnen möchte ich die zahlreichen und grandiosen Illustrationen von Inka Hagen (die in meinen Augen in diesem Buch viel zu wenig gewürdigt wird). Das Buch ist durchgehend zweifarbig und sehr aufwendig gestaltet. Es bietet wertvolle Tipps, bietet Anleitungen um die Gedanken zu sortieren und mit der kreativen Arbeit zu beginnen und ist so ein liebevoller literarischer A*tritt und hilft dabei, bei Durchhängern den inneren Schweinehund zu besiegen. Mir hat es für meine Arbeit bereits einige Male die Augen geöffnet und ich freue mich darauf, bald wieder darin zu blättern und ausserdem ist das umfangreiche Literaturverzeichnis eine grössere Stöberrunde wert. Von mir gibt es deshalb eine sehr herzliche Leseempfehlung.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Kreativität
Autorin: MELANIE RAABE wurde 1981 in Jena geboren. Nach dem Studium arbeitete sie tagsüber als Journalistin – und schrieb nachts heimlich Bücher. 2015 erschien DIE FALLE, 2016 folgte DIE WAHRHEIT, 2018 dann DER SCHATTEN. Ihre Romane werden in über 20 Ländern veröffentlicht, mehrere Verfilmungen sind in Arbeit. Melanie Raabe betreibt zudem gemeinsam mit der Künstlerin Laura Kampf einen erfolgreichen wöchentlichen Podcast rund um das Thema Kreativität, „Raabe & Kampf“. Melanie Raabe lebt und arbeitet in Köln.
Hardcover mit Schutzumschlag: 352 Seiten
Sprache: Deutsch
Verlag: btb Verlag
Erschienen am: 02. November 2020
ISBN:
978-3-442-75892-0

Rezension: Weihnachtshaus

Dieses Rezensionsexemplar wurde mir vom FISCHER Taschenbuchverlag zur Verfügung gestellt, vielen Dank.

Weihnachtshaus - Zsuzsa Bánk

Beschreibung des Verlages:

Zwei Freundinnen betreiben ein Café in Frankfurt am Main. Es ist Weihnachtszeit, Advent. Die eine ist Mutter von zwei Kindern, ihren Ehemann hat sie vor Jahren verloren. Ihre Freundin Lilli ist früh Mutter geworden und hat ebenfalls eine schwierige Vergangenheit. Mit einer guten Gabe Humor und Lebensklugheit meistern die beiden Frauen ihren Alltag – als Mütter, als Freundinnen, als Geschäftsfrauen und als Hausbesitzerinnen. Denn einige Zeit zuvor haben sie zusammen ein Wochenendhaus im Odenwald gekauft, unbewohnbar noch, das Dach offen, keine Fenster. Doch immer wieder Ziel ihrer Gedanken und Träume: Irgendwann einmal Weihnachten in diesem Haus feiern, alle zusammen, das wäre wunderbar! Doch so eingespannt, wie sie in ihrem Lebensalltag sind, brauchte es wohl einen Engel, der sich um alles kümmert ...
Eine berührende Weihnachtsgeschichte von einer innigen Freundschaft, vom Loslassen und Annehmen, vom Aufbrechen und von Momenten, in denen man das Leben beim Schopf packen muss. In diesem Advent scheint vieles möglich, die Zeit des Haderns ist vorbei, die Nacht leuchtet hell, und das Universum schickt seine Grüße ...

Inhalt:
Zwei Freundinnen, zwei Schicksale und ein gemeinsames Projekt: ein Café, das Menschen mit seiner gemütlichen Atmosphäre empfängt und ein Haus, das seit Monaten renoviert werden sollte. Die Arbeiten gehen aber langsam voran und das Leben kommt immer wieder dazwischen. Das Leben ist es aber auch, das vor Weihnachten Schicksale miteinander verknüpft und Menschen neue Chancen eröffnet. Und dieser vorweihnachtlichen Stimmung wohnt ein besonderer Zauber inne.

Meine Meinung:
Vielleicht erinnert ihr euch an meine begeisterte Rezension zum Buch "Die hellen Tage" von Zsuzsa Bánk und weil ich gerade wirklich sehr, sehr, sehr in Weihnachtsstimmung bin und schon lange endlich wieder einmal ein Buch von Zsuzsa Bánk lesen wollte, habe ich "Weihnachtshaus" beim Verlag angefragt.
Auch "Weihnachtshaus" hat mich begeistert, mich mit warmen, poetischen Worten in den Arm genommen und mir eine tragische Geschichte erzählt und gleichzeitig den Wert einer guten Freundschaft vor Augen geführt. Die Protagonistin hat ihren Mann verloren und versucht, ihren Kindern jedes Jahr ein besonderes Weihnachtsfest zu bescheren. Ihre beste Freundin Lilly packt an, wo sie nur kann und versteht sie, wie keine andere, denn auch Lilly hat ihre nicht ganz einfache Vergangenheit. Es hat sich so wunderbar natürlich und liebevoll angefühlt, wie die beiden Frauen Hand in Hand arbeiten, wie sie sich gegenseitig mit ihrer Präsenz und Aufmerksamkeit, sowie kleinen und grösseren Gesten im Alltag beschenken und wie sie miteinander ihr Café aufgebaut haben und nun von einem Weihnachtsfest in ihrem Wochenendhaus im Odenwald träumen.

Sprache:
Obwohl so wenig gesagt wird, lässt sich doch so viel aus dieser Geschichte herauslesen. Einige Leerstellen werden bewusst nicht gefüllt und die ganz eigene, sehr melancholische und zugleich poetisch und einfühlsam erzählende Sprache passt perfekt zur Handlung. Ihrem Stil treu bleibend, verwendet Bánk Wiederholungen als Stilmittel und ergänzt diese mit Rückblenden und detaillierten Beschreibungen, lässt uns Leserinnen und Leser aber auch die Kälte der Jahreszeit, den Schmerz eines Verlustes und einiges an Verzweiflung spüren. Dennoch ist dieses Buch enorm tröstlich, hoffnungsvoll und positiv.

Meine Empfehlung:
Eigentlich liest sich dieses Buch perfekt nach "Kurt" von Sarah Kuttner und bietet nach der Aufarbeitung des Schmerzes sogar eine Perspektive, Hoffnung und Zukunft und ich lege es euch gerade in stressigen, traurigen und einsamen Zeiten - aber natürlich auch generell - sehr ans Herz. Es hat mich berührt und mit seinen warmen Worten, den Beschreibungen von Gerüchen, Dekoration und einem Gefühl von Weihnachten wunderbar durch einen schönen Adventstag begleitet und ich habe nun richtig Lust bekommen, ganz bald (nicht erst wieder in einigen Jahren) weitere Bücher von Zsuzsa Bánk zu lesen.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Weihnachtshaus
Autorin: Zsuzsa Bánk, geboren 1965, arbeitete als Buchhändlerin und studierte anschließend in Mainz und Washington Publizistik, Politikwissenschaft und Literatur. Heute lebt sie als Autorin mit ihrem Mann und zwei Kindern in Frankfurt am Main. Für ihren ersten Roman »Der Schwimmer« wurde sie mit dem aspekte-Literaturpreis, dem Deutschen Bücherpreis, dem Jürgen-Ponto-Preis, dem Mara-Cassens-Preis sowie dem Adelbert-von-Chamisso-Preis ausgezeichnet. Für »Unter Hunden« aus ihrem Erzählungsband »Heißester Sommer« erhielt sie den Bettina-von-Arnim-Preis. Auch ihre Romane »Die hellen Tage« und »Schlafen werden wir später« wurden große Erfolge. Zuletzt erschien »Sterben im Sommer«.
Sprache: Deutsch
Taschenbuch: 112 Seiten
Verlag: FISCHER Taschenbuch
ISBN: 978-3-596-00056-2

Lese-Statistik November 2020

Hallo ihr Lieben

Bald ist auch das Jahr 2020 schon wieder Geschichte und dieses Jahr (und wohl auch noch ein paar Folgejahre) werden wohl definitiv auch wirklich in die Geschichte eingehen.
Meinen Arbeitsalltag betrifft die aktuelle Situation insofern, als dass im Kanton Bern durch die 15-Personen-Regelung auch das Konzertleben fast wieder komplett stillsteht. Kleinstformationen versuchen trotzdem, sich irgendwie über Wasser zu halten und so habe auch ich mit meiner Duopartnerin und einem Schauspieler zusammen am Sonntag drei Familienkonzerte für je 15 Personen gespielt. Freude bringt das aber längerfristig nicht (auch wenn wir froh sind, überhaupt spielen zu können). Seit ein wenig mehr als einem Monat herrscht ausserdem auch in einigen Regionen im Unterrichtszimmer Maskenpflicht (auch für alle, welche Blasinstrumente unterrichten), was natürlich komplett sinnfrei ist und den Unterrichtsalltag unnötig verkompliziert.
Aber nicht alles ist schlecht in diesem speziellen Jahr. Der Liebste hat seine Masterarbeit bestanden und wird bald sein Diplom bekommen und auch wenn diese Zeit für uns alle zehrend ist, habe ich einen schönen Geburtstag feiern dürfen (diesmal nur mit dem Liebsten alleine) und wir haben den November ruhig ausklingen lassen können.

Nun aber genug gejammert, ich zeige euch meine gelesenen Bücher aus dem November:

Eine wahre und bewegende Familienchronik, die ein wenig langsam erzählt wird, aber berührt

Ein älterer, aber sehr packender Krimi voller Überraschungen, eine Entdeckung für mich

Ein Kriegsroman, der eine spannende Seite des Krieges beleuchtet, aber leider einige Längen aufweist

Ein extrem wichtiges, lehrreiches und bewegendes Buch, das viel mehr Leserinnen und Leser verdient

Ein liebevoll bebildertes und gemütliches Buch voller Anleitungen zum Backen, Basteln und Geniessen

Ein liebevoll erzähltes Buch mit einer starken jungen Protagonistin, das zur Adventszeit passt

Dieses Buch thematisiert einen schmerzhaften Verlust und alles, was nach dem Tod eines lieben Menschen bleibt

Alle Rezensionen und Seitenzahlen im Überblick:

Ihr sollt wissen, dass wir noch da sind - Esther Safran Foer   (288 Seiten)
Tod in Florenz - Magdalen Nabb   (288 Seiten)
Das Alphabethaus - Jussi Adler Olsen   (592 Seiten)
Generation Haram - Melisa Erkurt   (192 Seiten)
Adventszeit in der Valerie Lane - Manuela Inusa   (144 Seiten)
Das Winterkarussell - Anna Liebig   (336 Seiten)
Kurt - Sarah Kuttner   (240 Seiten)
Der Ackermann und der Tod   (70 Seiten, Reclam, wird nicht rezensiert)

Diese Bücher sind bei mir eingezogen:

Kurt - Sarah Kuttner (selbstgekauft)
Generation Haram - Melisa Erkurt (Rezensionsexemplar)
Adventszeit in der Valerie Lane - Manuela Inusa (Rezensionsexemplar)
Das Winterkarussell - Anna Liebig (Rezensionsexemplar)
Diese eine Lüge - Dante Medema (selbstgekauft)
Schreibtisch mit Aussicht - Ilka Piepgras (Herausgeberin) (selbstgekauft)
Nimmroth - Livia Fröhlich (selbstgekauft)
Nalas Welt - Dean Nicholson (Buchprämie der Lesejury)
Kaleidra, Wer das Dunkel ruft - Kira Licht (Buchprämie der Lesejury)


Alle (ungeschönten) Zahlen:

Gelesene Bücher: 8
Abgebrochene Bücher: -
Somit in die Leseeule: 8 Franken
Gelesene Seiten: 2'150
Durchschnittliche Seitenzahl pro Tag: 71.66 Seiten
Geschenkt bekommene Bücher: -
Buchprämien: 2
Rezensionsexemplare: 3
Gekaufte Bücher: 4
Eingesammelte Bücher: -
Gesamte Neuzugänge: 9
SuB am Monatsbeginn: 116
Aktueller SuB: 118
Differenz: +2 (und ich bin froh, dass das nicht mehr sind...)

Rezension: Kurt

 Kurt - Sarah Kuttner

Beschreibung des Verlages:
Von der Suche nach Familie, der Sehnsucht nach dem richtigen Ort und darüber, dass nichts davon planbar ist
»Ich bin mit zwei Kurts zusammengezogen. Einem ganzen Kurt und einem Halbtagskurt. Jana und Kurt haben sich entschieden, dass sie ihr Sorgerecht teilen, vor allem wenn Kurt schon extra aufs Land zieht. Und so pendelt das Kind nun wochenweise zwischen seinen beiden Oranienburger Zuhauses hin und her: zwei Häuser, zwei Kinderzimmer, unterschiedliche Regeln und alle Menschen, die er liebt.
Und dann bin da noch ich.«
Lena hat mit ihrem Freund Kurt ein Haus gekauft. Es scheint, als wäre ihre größte Herausforderung, sich an die neuen Familienverhältnisse zu gewöhnen, daran, dass Brandenburg nun Zuhause sein soll. Doch als der kleine Kurt bei einem Sturz stirbt, bleiben drei Erwachsene zurück, die neu lernen müssen, wie man lebt. Sarah Kuttner hat einen Roman über Trauer geschrieben, über die Kraft, die Menschen entwickeln können und darüber, dass es auf manche Fragen keine Antworten gibt. »Kurt« erzählt auf zarte, humorvolle, vor allem aber unaufgeregte Weise davon, wie man sich wiederfindet nach einem schrecklichen Verlust, und wie man für jemanden da sein kann, der untröstlich ist.
Sarah Kuttner erzählt von einer ganz normalen komplizierten Familie, davon, was sie zusammenhält, wenn das Schlimmste passiert. Sie erzählt von dieser Tragödie direkt und leicht und zugleich mit einer tiefen Ernsthaftigkeit, so einfach und kompliziert, wie nur Sarah Kuttner das kann.

Inhalt:
Lena liebt Kurt, Kurt liebt Kurt, seinen Sohn und gemeinsam leben sie jeweils wochenweise als Familie zusammen, bis der kleine Kurt wieder zu seine Mutter Jana zieht. Niemand ist dabei und niemand trägt die Schuld, als der kleine Kurt bei einem Sturz vom Klettergerüst stirbt, aber sie alle bleiben zurück als unfertiges Konstrukt, das eigentlich nur durch den kleinen Menschen zusammengehalten worden ist. Aber Kurt fehlt und kommt definitiv nicht mehr zurück und so ist es nun an den Erwachsenen, ihren Platz im Leben neu zu finden. Immer wieder geht es dabei um Lena, die mitten im Geschehen und doch eine Aussenstehende ist und die vor allem ihre Beziehung zum grossen Kurt retten, für ihn da sein und selber nicht zerbrechen will.

Meine Meinung:
Erst gerade habe ich "Mängelexemplar" von Sarah Kuttner gelesen und leider so gar nicht gerne gemocht. Vor allem die auf mich unfertig und oberflächlich wirkende Sprache hat mich überhaupt nicht überzeugt und deshalb war ich sehr neugierig auf "Kurt" und wollte mich unbedingt eines Besseren belehren lassen. Gleich zu Beginn kann ich sagen, dass ich eine ganz neue Sprache entdeckt habe, die ungeschönt beschreibt und Wert auf die kleinen, feinen Details legt. Details, die mir in "Mängelexemplar" so sehr gefehlt haben. Sprache, die es schafft, unendlichen Schmerz durch kleine Gesten oder Wortwechsel der Protagonisten auszudrücken. Ja, einmal plätschert die Geschichte nach den ersten packenden fünfzig Seiten und einmal in der Mitte des Buches ein wenig gar langsam vor sich hin, aber im Grossen und Ganzen hat mich das Buch für sich einnehmen und vor allem überzeugen können.
Zuerst war ich allerdings überrascht davon, dass mich Kurts Tod nicht komplett erschüttert und berührt hat. Die ganze Tragik der Handlung ist aber - mit Sicherheit absichtlich - nicht rund um den Tod des Kindes aufgebaut worden. Die Tragik zeigt sich nachher, im Leben der Hinterbliebenen. Sie zeigt sich durch einen grossen Kurt, der nächtelang Fliesen von den Badezimmerwänden schlägt und sich mit seinem besten Freund prügelt. Der für Lena wochenlang nicht wirklich ansprechbar ist und der sich ins Bett des kleinen Kurts zurückzieht, wenn er nicht mehr kann. Und die Tragik zeigt sich auch durch die Rolle von Lena, die schon in der Patchworksituation oft die Aussenstehende war und nun erst recht nicht mehr viel zu sagen hat, obwohl auch sie um den kleinen Kurt trauert. Diese vielen einzelnen Fäden der Geschichte, lose Gedanken, überwältigende Gefühle und kleine Gesten (vor allem Lenas Garten und ihre tiefe Liebe zu den einzelnen Pflanzen, welche mich tief berührt hat), verbinden sich stimmig zu einem überzeugenden Ganzen.

Meine Empfehlung:
Ja, ich habe "Kurt" wirklich gerne gelesen und die Figuren und ihre Handlungen (abgesehen von Lenas Fernbleiben der Beerdigung) sehr gut nachvollziehen können. Man ist nicht nur Mensch, wenn man zurückbleibt, man ist auch Partner, Elternteil, Arbeitnehmer und Teil einer Gesellschaft, welche den Tod oft verdrängt. Diesen spannenden und so aus dem Leben gegriffen beschriebenen Spagat und die Geschichte, welche Lena immer mehr ins Zentrum rückt, hat mich wirklich für sich einnehmen und überzeugen können.

Zusätzliche Infos:
Titel: Kurt
Autorin: Sarah Kuttner wurde 1979 in Berlin geboren und arbeitet als Moderatorin. Sie wurde mit ihren Sendungen »Sarah Kuttner – Die Show« (VIVA) und »Kuttner.« (MTV) bekannt und arbeitete mehrfach für die ARD. Bei zdf.neo hat sie das Großstadtmagazin »Bambule« und die Talkshow »Kuttner plus Zwei« moderiert. Seit 2016 produziert und moderiert sie die monatliche Veranstaltungsreihe »Kuttners schöne Nerdnacht« und seit 2017 moderiert sie gemeinsam mit Stefan Niggemeier den Podcast »Das kleine Fernsehballett« auf Deezer. Ihre Kolumnen für die Süddeutsche Zeitung und den Musikexpress wurden im Fischer Taschenbuch Verlag veröffentlicht. Ihr erster Roman »Mängelexemplar« erschien 2009 und stand wochenlang auf der Bestsellerliste. Danach erschienen die Romane »Wachstumsschmerz« (2011),  »180 Grad Meer« (2015) und »Kurt« (2019). Sarah Kuttner lebt in Berlin.
Sprache: Deutsch
Taschenbuch: 240 Seiten
Verlag :FISCHER Taschenbuch
Erscheinungstermin: 28.10.2020
ISBN: 978-3-596-52303-0

Rezension: Das Winterkarussell

Dieses Rezensionsexemplar wurde mir vom Bloggerportal von Randomhouse zur Verfügung gestellt. Vielen herzlichen Dank an den Verlag Blanvalet.

Das Winterkarussell - Anna Liebig

Beschreibung des Verlages:

Ein nostalgisches Karussell im Schnee, verlorene Träume und ein neuer Anfang …

Nachdem die fünfzehnjährige Antonia ihre Mutter bei einem Unfall verloren hat, findet sie sich bei ihrem bislang unbekannten Großvater Otto auf dessen Bauernhof im Taunus wieder. Die Annäherung zwischen dem mürrischen Greis und dem Teenager gestaltet sich schwierig – bis Antonia ein altes Karussell in der Scheune entdeckt. Sie ist ganz verzaubert von dem nostalgischen Fahrgeschäft, und eines Abends beginnt ihr Großvater schließlich zu erzählen: von damals, als er noch ein junger Schausteller war und sich auf dem Weihnachtsmarkt in Frankfurt zum ersten Mal im Leben unsterblich verliebte …
Ein modernes Weihnachtsmärchen – perfekte Unterhaltung für kuschelige Winterabende!

Inhalt:
Antonia hat vor Jahren ihren Vater verloren und als nun auch noch ihre Mutter bei einem Unfall verstirbt, ist sie plötzlich Vollwaise. Sie wird vorübergehend in einem Heim untergebracht und erfährt zufällig, dass sie einen Grossvater hat, der einsam in einem kleinen Dörfchen lebt. Trotzdem versucht sie ihr Glück und überrascht ihn auf seinem Hof. Nach anfänglichen Schwierigkeiten kommen sich die beiden näher und Antonia verliebt sich Hals über Kopf in das alte Karussell, das ihr Grossvater wie einen Schatz hütet. Nach und nach erfährt sie die traurige Geschichte, welche sich hinter dem liebevoll erhaltenen Schmuckstück verbirgt und lernt dabei ihren Grossvater und auch das Karussell noch einmal von einer ganz anderen Seite kennen und erlebt mit ihm und seiner Nachbarin Gerda, sowie Justus, dem Sohn eines nicht ganz angenehmen Nachbars ihres Grossvaters, ein märchenhaftes Abenteuer.

Meine Meinung:
Dieses Buch passt perfekt in die Vorweihnachtszeit und auch wenn der Vergleich mit Heidi und dem Almöhi hinkt (obwohl er leider auch im Buch vorkommt, was irgendwie unpassend ist), haben mich Antonia und ihr Grossvater Otto für sich eingenommen und das "alte Mädchen", wie sein Karussell von Otto liebevoll genannt wird, sowie die wundervolle Umgebung rund um den Römer in Frankfurt und den Frankfurter Weihnachtsmarkt, haben mich verzaubert. Nicht nur, weil ich den Ort auch schon besucht habe (leider allerdings nicht zur Weihnachtszeit, hier kommt ihr zum Post), sondern weil die ganzen architektonischen und historischen Details so überraschend genau recherchiert und beschrieben sind. Im Nachwort erfuhr ich auch, warum: die Autorin schreibt eigentlich historische Romane und sie hat die Geschichte von Frankfurt genauestens studiert und mit Hilfe von Karten und alten Fotografien dafür gesorgt, dass die beschriebenen Orte wirklich der (damaligen) Realität entsprechen. Das Buch ist nämlich in zwei Zeitebenen erzählt: einmal 1938, also kurz vor dem zweiten Weltkrieg, und dann noch 1990, dem "Gegenwartsstrang".

Sprache:
Es erstaunt vielleicht ein wenig, dass die Autorin ihren "Gegenwartsstrang" in das Jahr 1990 verlegt hat, aber mir leuchtet das total ein. Eine Zeit, in der es keine Handys gibt und man sich Musik noch mit einem Walkman anhört, passt einfach besser zu dieser historischen Kulisse und somit wirkt alles noch ein wenig mehr "retro", als es sonst wäre. Ausserdem finde ich es sehr gelungen gemacht, die Sprache, die Beschreibungen und auch die Ruhe, welche der Erzählung innewohnt, passen perfekt in das Jahr 1990. Ich bin wirklich positiv überrascht von der aussergewöhnlichen Geschichte, der sehr detailverliebten Erzählsprache, den schrulligen aber dadurch um so liebeswerteren Figuren und der mutigen, starken Protagonistin Antonia. Einzig das Ende war mir ein wenig zu schnell, schnell erzählt, schliesslich sind es - ohne zu viel verraten zu wollen - in meinen Augen zwei Herzen, die Otto erobert hat und das wird dann plötzlich ein wenig gar abrupt abgehandelt, was total schade ist. Zwanzig Seiten mehr hätten da schon gereicht und der Geschichte sicher gut getan.

Meine Empfehlung:
Dem ein wenig gar plötzlichen Ende zum Trotz ist dieses kitschige Wintermärchen mit der ungewöhnlichen Handlung und der toll recherchierten Erzählung ein kleiner Schatz im Bücherregal und macht inhaltlich und optisch sehr, sehr viel her. Es passt perfekt in die Vorweihnachtszeit und zaubert noch den grössten Weihnachtsmuffeln ein Lächeln ins Gesicht und ein wenig Wärme ins Herz.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Das Winterkarussell
Die Autorin: Anna Liebig ist das Pseudonym von Nicole Steyer, einer erfolgreichen Autorin historischer Romane. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern im Taunus. Bereits mit acht Jahren begann sie, Geschichten zu erfinden und niederzuschreiben. »Das Winterkarussell« ist ihre Liebeserklärung an die schönste Zeit des Jahres: Weihnachten.
Sprache: Deutsch
Taschenbuch: 336 Seiten
Verlag: Blanvalet
Erschienen am:  21. September 2020
ISBN: 978-3-7341-0887-7

Rezension: Adventszeit in der Valerie Lane

Dieses Rezensionsexemplar aus dem Südwest Verlag hat mich via Bloggerportal von Randomhouse erreicht. Vielen herzlichen Dank.
 
Adventszeit in der Valerie Lane - Manuela Inusa

Beschreibung des Verlages:

Das Glück der kleinen Dinge - das Geschenkbuch zur erfolgreichen Valerie-Lane-Romanreihe Die Valerie Lane ist die romantischste Straße Oxfords und Heimat der wunderbaren kleinen Läden von Laurie, Keira, Ruby, Susan und Orchid, den Heldinnen der erfolgreichen Romane von Manuela Inusa. Zu den liebevoll erzählten Geschichten gibt es endlich auch die Lieblingsrezepte, schöne Gedanken und zauberhafte DIY-Projekte der fünf Freundinnen. Passend zur kalten Jahreszeit verraten sie ihre Lieblingsteemischungen und wärmende Rezepte, die Anleitungen für hübsche Wanddekorationen, einfache Strickprojekte, entzückende Adventskalender und wunderbaren Baumschmuck oder bezaubernde Tischdeko. Jeder findet sein Lieblingsprojekt, viele Schritt-für-Schritt-Anleitungen machen die Umsetzung gelingsicher und führen auch Anfänger zum Erfolg. Zahlreiche persönliche Tipps, Eintragseiten, Playlisten und warmherzige Gedanken laden ein zum Kreativwerden, Ausprobieren, Genießen oder einfach nur zum Schmökern.

Das findet ihr im Buch:
Dieses Buch beinhaltet alles, was Weihnachten wundervoll macht. Kleine, einfache Bastelprojekte mit Naturmaterialien, Rezepte (vegetarisch und vegan möglich), Tipps, um zur Ruhe zu kommen und sich ganz achtsam mit sich und dem Umfeld auf die schönste Zeit des Jahres vorzubereiten. Auch alle, welche gerne Dinge upcyceln oder umfunktionieren, Reste aus der Vorratskammer oder dem Kleiderschrank aufbrauchen und selbstgemachte Grüsse aus der Küche und von Herzen kommende Basteleien verschenken wollen, ist hier vieles dabei. Immer wieder kann man durch die Ideen im Buch die Wohnung und sich selber ein wenig auf Weihnachten einstimmen.

Beispielsweise, indem man Listen erstellt für:
- die Geschenke, die man noch besorgen/basteln möchte
- die Karten, die man noch basteln/schreiben möchte
- die optimale Weihnachtsplaylist (meine Weihnachtsplaylist steht seit Ostern fest, wer bietet mehr? ;-) )

Indem man sich in der Küche austobt und:
- eigene Teemischungen erstellt
- die ersten Plätzchen backt
- ein (vegetarisches) Weihnachtsmenü zusammenstellt

Indem man mit Naturmaterialien und Resten aus dem Wollschrank:
- Girlanden bastelt
- Geschenkanhänger verziert
- Vasen in Wolle verpackt
- Christbaumkugeln verschönert

Und für alle diese Punkte (und noch viel mehr), gibt es zahlreiche bunt und liebevoll bebilderte Anleitungen und Empfehlungen und ausserdem ganz viele persönliche Tipps und Tricks der Autorin. Für Fans der Reihe finden sich zudem noch einige (Insider-)Informationen rund um die Valerie Lane im Buch

Meine Meinung:
Mit der Reihe rund um die romantischste Strasse der Welt verbinden mich gemischte Gefühle. Einerseits habe ich dort einige meiner schönsten und kitschigsten Lesestunden verbracht (vor allem in Bezug auf die kulinarischen Köstlichkeiten und die weihnachtliche Stimmung), andererseits haben das rückständige Frauenbild und die zahlreichen Wiederholungen rund um die Berufe der Protagonistinnen auch für einiges an Kopfschütteln meinerseits gesorgt. Lest hier die Rezension zum ersten Band der Reihe. Von dort aus könnt ihr euch weiterklicken. Letztendlich überzeugt, dieses Buch anzufragen, haben mich die tollsten Hühner der Welt vom Blog Lesendes Federvieh. Ihre Begeisterung für das Buch ist förmlich auf mich übergeschwappt und sie haben nicht zu viel versprochen. Dieses Buch animiert wirklich dazu, sofort mit dem Basteln anzufangen und zugleich auch selber ein wenig zur Ruhe zu kommen. Die Seiten sind wunderschön und liebevoll gestaltet und die Ideen enorm vielseitig zusammengestellt. Ein einziger Kritikpunkt für mich ist der ein wenig gar knapp bemessene Platz bei den Listen und. Aber ich weiss so oder so noch nicht, ob ich wirklich ins Buch hineinschreiben möchte, da ich die Listen sonst nur einmal befüllen kann (abgesehen von der optimalen Weihnachtsplaylist, of course :-D ).

Meine Empfehlung:
Ich empfehle euch dieses Buch von Herzen weiter und wer jetzt noch ein paar November- und Dezembergeburtstagskinder beschenken oder einen Adventskalender befüllen möchte, ist ebenfalls bestens damit beraten.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Adventszeit in der Valerie Lane: Vorweihnachtliche Rezepte, Gedanken und DIY
Autorin: Manuela Inusa wurde 1981 in Hamburg geboren und wollte schon als Kind Autorin werden. Kurz vor ihrem dreißigsten Geburtstag sagte die gelernte Fremdsprachenkorrespondentin sich: »Jetzt oder nie!« Nach einigen Erfolgen im Selfpublishing erscheinen ihre aktuellen Romane bei Blanvalet. Ihre Valerie-Lane-Reihe verzauberte die Herzen der Leserinnen und eroberte auf Anhieb die SPIEGEL-Bestsellerliste, genau wie ihre aktuelle Kalifornische-Träume-Reihe. Die Autorin lebt mit ihrem Ehemann und ihren beiden Kindern in einem idyllischen Haus auf dem Land. In ihrer Freizeit liest und reist sie gern, außerdem liebt sie Musik, Serien, Tee und Schokolade.
Sprache: Deutsch
Flexbroschur: 144 Seiten, ca. 130 Farbfotos
Verlag: Südwest Verlag
Erschienen am: 14.09.2020
ISBN: 978-3-517-09965-1

Rezension: Generation Haram

Dieses Buch hat mich aus dem Zsolnay-Verlag (Hanser Literaturverlage) erreicht und ich bedanke mich sehr herzlich für dieses Rezensionsexemplar.

Generation Haram - Melisa Erkurt

Beschreibung des Verlages:
„Das Buch von Melisa Erkurt sollte Lektüre werden in der Ausbildung von Pädagog*innen und Lehrkräften. Es zeigt präzise, pragmatisch, konstruktiv die Verfehlungen und Unwegsamkeiten der Bildungssysteme, in denen viele Kinder aus ‚bildungsfremden‘ Familien auf der Strecke bleiben … Eine Wucht!“ Saša Stanišic
Melisa Erkurt ist als Kind mit ihren Eltern aus Bosnien nach Österreich gekommen. Sie hat studiert. Sie arbeitet als Lehrerin und Journalistin. Sie hat es geschafft. Doch sie ist eine Ausnahme. Denn am Ende eines Schuljahres entlässt sie die Klasse mit dem Wissen, dass die meisten ihrer Schülerinnen und Schüler nie ausreichend gut Deutsch sprechen werden, um ihr vorgezeichnetes Schicksal zu durchbrechen. Hier wächst eine Generation ohne Sprache und Selbstwert heran, der keiner zuhört, weil sie sich nicht artikulieren kann. Über den „Kulturkampf“ im Klassenzimmer befinden einstweilen andere. Melisa Erkurt leiht ihre Stimme den Verlierern des Bildungssystems. Nicht sie müssen sich ändern, sondern das System Schule muss neue Wege gehen.

Inhalt:
Melisa Erkurt schreibt über das Schulsystem in Wien, über ihren eigenen Weg bis hin zum Studium, Beruf als Lehrerin und Journalistin. Doch sie gilt als eine Ausnahme, als eine der wenigen "Vorzeigemigrantinnen", welche es in Österreich geschafft, die Sprache gelernt, Karriere gemacht und sich zum Vorbild für zahlreiche Kinder und Jugendliche hochgearbeitet haben. Aber es sind nicht die Eltern, welche ihre Kinder nicht unterstützen können, und nicht die Kultur, welche bei einigen ausländischen Kindern gelebt wird, welche den Kindern Steine in den Weg legen. Es sind auch nicht die Lehrpersonen, welche alleine die Schuld an dieser Misere tragen.
Es ist die Schulpolitik - respektive von bürgerlichen alten, weissen Männern gefällte Entscheide - welche gar nicht erst Spielraum lässt und vor allem für die Zusammensetzung der heute an vielen Orten anzutreffenden Schulklassen überhaupt nicht mehr zeitgemäss ist. Es sind die fehlenden Vorbilder und der gläserne Deckel, welche Kinder und Jugendliche gezielt in ihrem Werden beschneidet und genau dagegen schreibt Melisa Erkurt an. Sie zeigt Missstände auf, erzählt aber auch, welche Dinge und Menschen ihr geholfen haben, ihren Weg zu gehen.

Meine Meinung:
Zuerst einmal muss ich ehrlich sagen, dass ich schockiert bin von den Erlebnissen, die Melisa Erkurt aus ihrer eigenen Erinnerung als Schülerin und Lehrerin beschreibt, vom Rassismus und Sexismus, den sie am eigenen Leib erlebt hat und miterleben musste und auch vom Schulsystem, das wohl an einigen Orten in Wien anzutreffen ist. Auch haben mich die Schilderungen von Erkurts Familienleben sehr stark berührt. Ihr Vater erinnert mich an meinen Schwiegervater und einige der Kommentare und Vorurteile sind mir und meiner Schwiegerfamilie leider nur allzu vertraut, weshalb mich das Buch einige Male zum Weinen gebracht hat.
Was Erkurt an Rassismus - vor allem, aber nicht nur - gegen muslimische Kinder und Lehrpersonen schildert, ist harte Kost und wie gezielt sie auch auf die Sexismuskomponente eingeht (was fast noch verstörender zu lesen ist) und dafür plädiert, Mädchen und junge Frauen endlich zu stärken, ihnen eine Stimme zu geben und alle Jugendlichen - unabhängig von Geschlecht und Herkunft - besser und feministischer aufzuklären und auszubilden, hat mich so viele Ausrufezeichen in dieses Buch malen lassen.

Was lerne ich für meinen Beruf aus diesem Buch?
Es befällt mich eine Ohnmacht, wenn ich daran denke, dass ich auch Teil eines Schulsystems bin und in meinem so kleinen Bereich noch weniger erreichen kann, als Erkurt. Wer lernt ein Instrument an einer Musikschule? Kinder, deren Eltern es sich leisten können. Also in der Regel keine Flüchtlinge, schlecht Deutsch sprechende und nicht mit unserer Kultur vertrauten Kinder (obwohl der Instrumentalunterricht in der Schweiz für genau diese Kinder eigentlich bezahlt werden würde, aber es ist kaum möglich, deren Familien zu erreichen, weil sie oft so sehr beschäftigt damit sind, zu arbeiten und sich und ihre Kinder über Wasser zu halten). Gleichzeitig bin ich aber auch dankbar dafür, in einem eingiermassen stabilen Bildungssystem arbeiten zu dürfen und im Einzelunterricht noch gezielter und viel auführlicher auf jedes Kind eingehen zu können, als Lehrpersonen, welche komplett durchmischte Klassen mit viel zu vielen Kindern in viel zu engen Räumen unterrichten müssen, wie dies an einigen der Schulen geschieht, die Melisa Erkurt schildert.
Was lerne ich aber für mich und meinen Beruf aus dem Buch?
Es ist wichtig, noch sichtbarer zu sein, Eltern noch gezielter zu erreichen (gerade aktuell fast unmöglich) und sie auch auf die Stellen aufmerksam zu machen, welche ihren Kindern den Unterricht bezahlen, sofern er denn stattfinden kann. Ausserdem brauchen die Kinder und Familien Vorbilder und einmal mehr bin ich so froh, dass mein bosnischer Nachname bei Besuchstagen und Instrumentenparcours die Hemmschwelle bei Kindern und Eltern senkt und sie auf mich zukommen lässt.

Meine Empfehlung und Fazit:
Ich werde das Buch wohl noch vielen Menschen empfehlen, es wirft so wichtige Fragen auf und fasst schonungslos zusammen, was alles schief läuft, zeigt aber auch auf, wie dies verändert werden kann. Was wir alle lernen müssen: zu verstehen, dass multilinguale Menschen, die zudem vielleicht noch in mehreren Kulturen zu Hause sind und sich bereits sehr selbstständig um sich und ihre Ausbildung kümmern müssen, weil dies von ihren Betreuungspersonen nicht immer gewährleistet werden kann, in erster Linie eine Bereicherung sind. Nicht nur für unser Bildungssystem, sondern auch für unser alltägliches soziales Leben, unsere Politik und Kultur. Jungen Menschen eine Chance zu geben und an sie zu glauben kann aufreibend und mit vielen Hindernissen verbunden sein, aber nur weil eine Lehrerin ihr Vertrauen in Melisa Erkurt gehabt und sie permanent bestärkt hat, durfte ich dieses Buch lesen und haben so viele Menschen eine Stimme bekommen, die von dem System, in dem sie leben und ausgebildet werden zum Verstummen gebracht worden sind.

Zusätzliche Infos:
Titel: Generation Haram, warum Schule lernen muss, allen eine Stimme zu geben
Autorin: Melisa Erkurt, geboren 1991 in Sarajevo, war Redakteurin beim Magazin biber und zwei Jahre mit dem biber Schulprojekt „Newcomer“ an Wiener Brennpunktschulen unterwegs. Erkurt unterrichtete an einer Wiener AHS und ist seit September 2019 Redakteurin beim Report (Innenpolitik) im ORF. Sie schreibt eine wöchentliche Kolumne im Falter und ihre Kolumne in der taz heißt „Nachsitzen“.
Fester Einband: 192 Seiten
Sprache: Deutsch
Verlag: Zsolnay
Erscheinungsdatum: 17.08.2020
ISBN: 978-3-552-07210-7

Mein SuB kommt zu Wort, 20.11.20

 "Mein SuB kommt zu Wort"

Hallo ihr Lieben

Es ist wieder so weit und wir sind bei Annas SuB-Aktion dabei. Aktuell ist bei mir sehr viel los und ich muss aufpassen, dass ich auch ab und zu ein wenig zur Ruhe komme, deshalb werde ich dann vielleicht am Sonntagabend oder anfangs nächste Woche einmal in Ruhe zum Stöbern kommen und darauf freue ich mich schon sehr.

Und nun lasse ich SuBrina an die Tastatur und wünsche euch noch einen schönen Abend :-)


Wie groß bist du aktuell (Du darfst entscheiden, ob du nur Print oder eBook & Print zählst)?
Hey ihr Lieben, bei mir gibt es gerade akuten Platzmangel. Mein Frauchen ist beim Shoppen ein wenig eskaliert, hat sich Buchprämien gegönnt und zwei Rezensionsexemplare sind noch hierher unterwegs... In Zahlen ausgedrückt wiege ich gerade 122 Bücher. Bei meiner letzten Teilnahme im Oktober waren das noch 116 Bücher und wir hoffen beide sehr, dass im November und Dezember nicht mehr zu viele Bücher hier einziehen, damit wir doch noch ein wenig auf den zweistelligen Bereich zugehen können...

Wie ist die SuB-Pflege bisher gelaufen – zeig mir deine drei neuesten Schätze auf deinem Stapel!
Livia hat gestern vier Bücher gekauft und heute ist noch eine Buchprämie hier eingezogen, die Fotos sind aktuell noch nicht alle auf dem Computer, deshalb erhaltet ihr heute ausnahmsweise eine Liste der neuen Bücher auf meinem Stapel. Die sollen übrigens alle noch im 2020 gelesen werden:

Kurt - Sarah Kuttner
Nimmroth, TraumLos - Livia Fröhlich
Kaleidra, wer das Dunkel ruft - Kira Licht
Schreibtisch mit Aussicht - Ilka Piepgras (Herausgeberin)
Diese eine Lüge - Dante Medema

 
Welches Buch hat dich als letztes verlassen, weil es gelesen wurde? War es eine SuB-Leiche, ein Reihen-Teil, ein neues Buch oder ein Rezi-Exemplar und wie hat es deinem Besitzer gefallen (gerne mit Rezensionslink)?
Zuletzt gelesen und heute rezensiert wurde die SuB-Leiche "Das Alphabethaus" von Jussi Adler Olsen. Das Buch, das Livia bis heute lesen wollte, um die vierte Aufgabe des letzten Monats zu erfüllen. Knapp geschafft, würde ich einmal sagen.

HIER kommt ihr direkt zur Rezension.
 
Lieber SuB, das Jahr 2020 neigt sich langsam dem Ende zu und jetzt wäre der richtige Zeitpunkt noch schnell ein paar Bücher zu lesen, die unbedingt noch gelesen werden sollten in diesem Jahr. Deswegen zeig uns eben jene Bücher, die deine Besitzerin noch lesen soll!
Diese Bücher hat mein Frauchen für das aktuelle Jahr noch vorgenommen. Es ist uns beiden bewusst, dass dies wohl ein paar Bücher zu viel sind, aber man soll sich ja jeweils hohe Ziele setzen ;-)
Alles diese Bücher sind Neuzugänge aus den letzten Wochen und Monaten. Drückt uns die Daumen.

Und wie sieht das bei euch aus? Habt ihr noch grosse Pläne für das laufende Buchjahr oder geht ihr es eher ruhig an?

Alles Liebe und wir lesen uns bald
SuBrina und Livia

Rezension: Das Alphabethaus

Das Alphabethaus - Jussi Adler Olsen

Beschreibung des Verlages:

Der internationale Bestseller von Jussi Adler-Olsen

Der Absturz zweier britischer Piloten hinter den feindlichen Linien …
Ein Krankenhaus im Breisgau, in dem psychisch Kranke als Versuchskaninchen für Psychopharmaka dienen …
Die dramatische Suche eines Mannes nach seinem Freund, den er dreißig Jahre zuvor im Stich gelassen hat …
»Eine unfassbare Geschichte: die Schrecken des Krieges und das Schicksal psychisch zutiefst beschädigter Patienten einer Nervenheilanstalt auf der einen Seite, die Freundschaft zweier englischer Piloten und die Suche nach einem Verschwundenen auf der anderen, gehört zum Besten, was Jussi Adler-Olsen je geschrieben hat. Wie er das groteske Elend der Patienten einer Nervenklinik als Folge des Krieges schildert, ist anrührend und beklemmend zugleich. Man liest das Buch mit allen Sinnen.« Ingrid Brekke in ‚Aftenposten‘

Inhalt:
Bryan und James, zwei britische Piloten, stürzen über Deutschland ab und überleben wie durch ein Wunder. Bei ihrer Flucht vor den deutschen Truppen schaffen sie es, auf einen Sanitätszug aufzuspringen. Dort verstecken sie sich in einem Wagen mit lauter ranghohen deutschen Offizieren, welche als geisteskrank eingestuft worden sind. Sie nehmen die Identität zweier dieser Männer an und geben sich fortan ihrem unbestimmten Schicksal hin. In Freiburg im Breisgau landen sie in einem Krankenhaus, das mit den damaligen fragwürden Methoden versucht, psychische Erkrankungen zu behandeln und in dem ausserdem Medikamente getestet werden. Schnell stellt sich heraus, dass Bryan und James nicht die einzigen Simulanten sind und dass dieser Umstand sie in Lebensgefahr bringt.
Dreissig Jahre später schaut ein in England lebender Mann auf sein Leben zurück und erinnert sich mit grossem seelischem Schmerz und nagenden Gewissensbissen an seinen Freund, den er in einer ausweglosen Situation zurückgelassen hat. Ein letztes Mal begibt er sich auf Spurensuche um mit seiner Vergangenheit aufzuräumen und seine Schuld ein für alle mal zu tilgen. Er reist dazu nach Deutschland und begegnet den Geistern seiner Vergangenheit wieder, welche sich als reale Bedrohung für Leib und Leben entpuppen.

Ein erster Eindruck:
Ich habe dieses Buch mit gemischten Gefühlen zur Hand genommen, schliesslich habe ich bisher nicht sehr viele gute Rezensionen dazu gelesen. Die eher negativen Meinungen stammen vor allem von Menschen, welche dir Krimis des Autors sehr gerne gelesen haben und die teilweise auch ganz andere Erwartungen an den Roman hatten. Ich selber habe noch kein anderes Buch von Jussi Adler Olsen gelesen und weiss jetzt schon, dass ich das bald tun möchte, schliesslich besitzt mein Vater einen grossen Teil seiner Kriminalromane und der Schreibstil hat Lust auf mehr in mir geweckt. So kann ich aber in Bezug auf dieses Buch sagen, dass ich keinerlei Erwartungen an den Stil und die Handlung hatte und insgesamt positiv überrascht worden bin.
Das Buch ist in zwei Teile unterteilt, von dem sich vor allem die Szenen im Krankenhaus und davon vor allem die endlosen und sich wiederholenden Schilderungen des Tagesablaufs der Patienten sehr stark in die Länge ziehen. Da hätte man das Buch definitiv ein wenig raffen können, gleichzeitig denke ich mir aber, dass der Autor bewusst mit diesen Längen spielt, weil der Alltag den Patienten ja wohl auch unendlich lange vorgekommen sein muss und dies lässt uns die Schrecken und Quälereien, welche die Männer über sich ergehen lassen mussten, noch besser nachempfehlen.

Der zweite Teil:
Im zweiten Teil, in dem ein Mann auf sein Leben zurückblickt und sich auf eine gefährliche Spurensuche macht, die er nicht selten nur knapp überlebt, kommt dann noch einmal eine ganz andere Qualität des Autors zum Vorschein und man kann das kriminalistische Potenzial, das in Jussi Adler Olsen steckt, definitiv schon sehr gut erkennen.
Ein weiterer eher grosser Kritikpunkt, der mir in einigen Rezensionen begegnet ist und den ich gar nicht nachvollziehen kann, ist die Handlung, welche auf einige Leser:innen sehr unwahrscheinlich gewirkt hat. Da muss ich vehement widersprechen: ich habe schon zahlreiche Tatsachenromane aus der Zeit des zweiten Weltkriegs gelesen und es gibt wirklich die unwahrscheinlichsten Zufälle und Fügungen, die eben genau ausmachen, ob und unter welchen Umständen jemand überlebt oder nicht. Von dem her würde ich das Buch in diesem Bereich nicht zu stark kritisieren.
Eher kamen auch im zweiten Teil einige Längen auf und ich kann mir gut vorstellen, dass die Geschichte - deren Plot grandios ist und die auf äusserst fundierten Recherchen beruht und auch noch über ein Nachwort verfügt, das auf zahlreiche im Buch thematisierten Geisteskrankheiten und deren Klassifizierung eingeht, sowie enorm viele Quellen nennt - auch auf knapp drei- bis vierhundert Seiten genau so gut, respektive ziemlich sicher sehr viel besser hätte erzählt werden können.

Meine Empfehlung:
Einigen Längen und äusserst anstrengend aber auch brutal zu lesenden Szenen zum Trotz hat mir dieses Buch ziemlich gut gefallen. Es lässt das grosse schriftstellerische Potenzial (und dabei vor allem auch das kriminalistische Potenzial, das Olsen letztendlich berühmt gemacht hat) vermuten und erzählt eine Geschichte, die grandios recherchiert ist, einen wichtigen und oft vergessenes Kapitel des 20. Jahrhunderts beleuchtet und die Geschichte einer starken Freundschaft, von Schuld, Vergebung, Eigeninitiative, Flucht und Rettung erzählt.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Das Alphabethaus
Originaltitel: Alphabethuset
Autor: Jussi Adler-Olsen wurde am 2. August 1950 unter dem bürgerlichen Namen Carl Valdemar Jussi Henry Adler-Olsen in Kopenhagen geboren. Er studierte Medizin, Soziologie, Politische Geschichte und Film. Bevor er 1995 mit dem Schreiben begann, arbeitete er in verschiedensten Berufen: als Redakteur für Magazine und Comics, als Koordinator der dänischen Friedensbewegung, war Verlagschef im Bonnier-Wochenblatt TV Guiden und Aufsichtsratsvorsitzender bei verschiedenen Energiekonzernen. Sein Hobby: Das Renovieren alter Häuser. Er ist verheiratet und Vater eines Sohnes.
Sprache: Deutsch
Aus dem Dänischen von: Hannes Thiess und Marieke Heimburger
Klappenbroschur: 592 Seiten
Verlag: dtv premium
Erscheinungstermin: 1. Februar 2012 (Deutsche Erstausgabe)
ISBN: 978-3-423-24894-5

Rezension: Tod in Florenz

Tod in Florenz - Magdalen Nabb

Beschreibung des Verlages:
Welcher Tourist träumt nicht davon, einfach in Florenz zu bleiben? Elisabeth Stauffer und Monika Heer sind geblieben, beide ursprünglich Lehrerinnen und zum Italienischlernen nach Florenz gekommen. Die eine hilft in einem Büro aus, die andere bei einem Töpfer in einer nahen Kleinstadt. Doch seit drei Tagen ist die bildhübsche Monika spurlos verschwunden. Maresciallo Guarnaccia setzt sich mit seinem Kollegen in der Provinz, Niccolini, in Verbindung, einem jovialen Römer, der nach einem Jahr im Norden immer noch Mühe hat, die vielfältigen Beziehungen in dem kleinen Städtchen zu durchschauen. Maresciallo Guarnaccia aber helfen sein Einfühlungsvermögen und seine Beobachtungsgabe, den Fall schließlich zu lösen.

Inhalt:
Eine junge Frau verschwindet in der Umgebung rund um Florenz, ein Schürzenjäger soll seine Finger im Spiel haben und im Dorf erhitzen längst vergangene aber alles andere als vergessene Geschichten aus der Zeit des zweiten Weltkriegs die Gemüter. Der besonnene und einfühlsame Maresciallo Guarnaccia und sein vor Fröhlichkeit strotzender Kollege in der Provinz, Niccolini, nähern sich bei gutem Essen und einem Glas Wein der Lösung des Falles und der Dorfbevölkerung an, was definitiv ein Schritt in die richtige Richtung ist und Staub aufwirbelt, der noch einiges in Bewegung versetzen wird.

Meine Meinung:
Ich war mir lange nicht sicher, ob ich dieses Buch lesen sollte oder nicht. Der SuB ist gross und grösser, das Buch schon älter und die Autorin war mir bis vorhin komplett unbekannt. Kennt denn jemand von euch Magdalen Nabb und ihre scheinbar sehr berühmte und hochgelobte Krimireihe um Maresciallo Guarnaccia?
Ich bin froh, habe ich allen Unsicherheiten zum Trotz zu "Tod in Florenz" gegriffen. Das Buch liest sich nur so weg, ist spannend geschrieben, sehr vielschichtig und gesellschaftskritisch und wirft Themen auf, die auch heute noch aktuell sind. Eine sehr ausführliche Szene im Mittelteil, in der eine Figur ihre halbe Lebensgeschichte und einen Teil der Geschichte der weiteren in den Fall involvierten Figuren erzählt, war mir ein wenig zu langatmig gestaltet, aber die persönlichen kleinen Dramen, die zu den diversen geschilderten Verbrechen geführt haben, sind äusserst tragisch, einfallsreich konstruiert und nachvollziehbar geschildert.
Der Kommissar und vor allem auch seine Familie, die oft nur in Nebensätzen auftaucht, sind mir insgesamt ein wenig zu blass geblieben und ich bin mir sicher, dass die neueren, überarbeiteten Ausgaben noch ein wenig passender und zeitgemässer formuliert sind, aber insgesamt scheint es mir, als hätte ich da eine Autorin entdeckt, deren eher grosses Werk, das in nur ganz wenigen Lebensjahren entstanden ist, sicher noch einige spannende Bücher beinhaltet.

Sprache:
Es ist sicher so, dass ich in den letzten Jahren ein wenig sensibler geworden bin, was die Sprache, in der meine Lektüren geschrieben sind, anbelangt. Somit fällt ganz klar auf, dass dieses Buch schon fast dreissig Jahre alt ist und dies erkennt man nicht nur durch die fühl- und sozusagen "sichtbaren" Zeichen der Zeit, in der es spielt, sondern auch an der Sprache, in der die Geschichte erzählt ist. Dabei sticht vor allem das sehr traditionelle, zu dieser Zeit und wohl auch in Italien übliche, Rollenbild (oder kocht Brunetti jemals selber? Sicher nicht in einem der ersten Bände) ins Auge. Guarnaccias Frau umsorgt und bedient ihn und seine Kinder nach Strich und Faden. Egal, wann er nach Hause kommt, das Essen steht bereit. Nach dem Essen setzt er sich vor den Fernseher und sie räumt auf. Ja, das hatte vielleicht mal Charme, aber mittlerweile irritiert das beim Lesen sogar ein wenig, was mich oft zum Schmunzeln gebracht hat.

Meine Empfehlung:
Dieses Buch hat mich definitiv positiv überrascht und ich werde meine Augen beim Stöbern in offenen Bücherschränken und gebrauchten Büchern offen halten und sicher wieder einmal zu einem Kriminalroman von Magdalen Nabb greifen. Dann aber nach Möglichkeit in der schönen und sicher auch ein wenig überarbeiteten Neuauflage aus den letzten zwei bis drei Jahren.

Zusätzliche Infos:
Titel: Tod in Florenz
Originaltitel: The Marshal and the Murderer
Autorin: Magdalen Nabb, geboren 1947 in Church, einem Dorf in Lancashire, England, gestorben 2007 in Florenz. Sie studierte an der Kunsthochschule in Manchester und begann dort zu schreiben. Seit 1975 lebte und arbeitete sie als Journalistin und Schriftstellerin in Florenz.
Sprache: Deutsch
Aus dem Englischen von: Monika Elwenspoek
Taschenbuch: 288 Seiten
Verlag:Diogenes
Erschienen: 1992 (Deutsche Erstausgabe)
ISBN: 3-257-22550-4

Rezension: Ihr sollt wissen, dass wir noch da sind

Dieses Rezensionsexemplar wurde mir vom Verlag Kiepenheuer & Witsch zur Verfügung gestellt.
Vielen herzlichen Dank.

Ihr sollt wissen, dass wir noch da sind - Esther Safran Foer

Beschreibung des Verlages:

Esther Safran Foer ist die Mutter des Bestsellerautors Jonathan Safran Foer, der mit seinem weltweit gefeierten Debüt »Alles ist erleuchtet« den Grundstein legte für dieses mutige Memoir. Sie begibt sich auf die Suche nach der Geschichte ihrer Familie, die in der schrecklichen Dunkelheit des Nationalsozialismus begraben wurde. Ein Buch gegen das Vergessen. Als Esthers Mutter beiläufig offenbart, dass ihr Mann eine frühere Frau und Tochter hatte, die beide im Holocaust ermordet wurden, beschließt Esther herauszufinden, wer sie waren und wie ihr Vater überlebt hat. Nur mit einem Schwarzweißfoto und einer handgezeichneten Karte reist sie zusammen mit ihrem Sohn in die heutige Ukraine, um das Shtetl zu finden, in dem sich ihr Vater während des Krieges versteckt hatte. Diese Reise wird ihr Leben für immer verändern und sie wird es Esther ermöglichen, endlich richtig zu trauern. Sie findet in der Ukraine tatsächlich die Nachfahren der Menschen, die ihren Vater versteckt hatten und erfährt sogar den Namen ihrer Halbschwester. Eine bewegende Geschichte von einer Frau auf der Suche nach ihrer Familie, aber auch von vier Generationen von Überlebenden, Geschichtenerzählern und Gedächtniswächtern, die entschlossen sind, nicht nur die Vergangenheit am Leben zu erhalten, sondern auch die Gegenwart mit Leben zu füllen.

Inhalt:
Bei der Lektüre dieses Buches wird bewusst, wie wichtig Erinnerungen, Fotos, Erzählungen und gemeinsame Erlebnisse für eine Familie sind und dass Menschen und ihre Leben tatsächlich nicht nur in Vergessenheit geraten, sondern komplett ausgelöscht werden, wenn man ihre Namen nicht mehr kennt und wenn es niemanden mehr gibt, der ihre Geschichte erzählen kann. Gerade für viele Überlebendes des Holocaust - unter anderem für die Autorin Esther Safran Foer - ist es von zentraler Bedeutung, die Namen ihrer teilweise unbekannten Angehörigen zu erfahren, die Geschichte ihrer Vorfahren kennenzulernen und weiterzuerzählen, egal, welches Grauen ihr innewohnt. Esther Safran Foer unternimmt mit ihrem Sohn Frank eine Reise in die heutige Ukraine und zugleich in das Leben ihres Vaters und dessen ersten Frau. Sie lernt die Menschen kennen, die gemeinsam mit ihren Angehörigen geflüchtet sind oder die geholfen haben, ihre Familie zu verstecken und indem sie Licht in diese sehr persönliche Dunkelheit bringt, gelingt es ihr auch, sich zu verabschieden und die Andenken ihrer verstorbenen Familie in Würde zu wahren.

Meine Meinung:
Ich kann schwer in Worte fassen, was dieses Buch in mir ausgelöst hat und eigentlich wollte ich es auch schon pünktlich zum Erscheinungstermin beenden. Dies war mir allerdings nicht möglich, weil die Geschichten, welche Esther Safran Foer erzählt, definitiv keine leichte Kost sind. Ich stelle es mir unendlich schmerzvoll vor, nicht annähernd alle Mitglieder der engen Familie zu kennen und zu wissen, dass einige von ihnen ein so schreckliches Schicksal erlitten haben. Obwohl die Autorin es schafft, die schlimmsten Gräuel eher nüchtern zu schildern, musste ich beim Lesen doch einige Male pausieren. Auch gelang mir vor allem der Einstieg in "Ihr sollt wissen, dass wir noch da sind", nicht so leicht. Sehr viele Namen und Jahreszahlen, sowie Verwandtschaftsbeziehungen werden oft einige Male wiederholt und wild durcheinandergewirbelt. Der Stammbaum im Anhang hilft nur bedingt, da im Laufe der Erzählung noch zahlreiche weitere Personen, unter anderem Menschen, welche der Familie Foer an irgendeinem Punkt ihres Weges geholfen haben, erwähnt werden.
Erst im letzten Drittel des Buches, der den entscheidenen Durchbruch bei der Suche nach Verwandten und guten Geistern thematisiert, beginnt die Erzählung zu fliessen und dies passt eigentlich hervorragend zur erzählten Geschichte, weil man spürt, dass die Autorin an diesem Punkt der Erzählung zum ersten Mal ein wenig zur Ruhe kommt, aufatmet, die Luft ausströmen lässt und beginnt, die einzelnen losen Enden ihrer Familiengeschichte, die am Anfang des Buches noch für Verwirrung gesorgt haben, in Gedanken zu verknüpfen. Ist dieser Aufbau Zufall oder ein absoluter Geniestreich der Autorin? Letztendlich spielt das gar keine Rolle mehr, denn mit jeder weiteren Seite spürt man beim Lesen förmlich, wie Erleichterung, Dankbarkeit aber auch tiefe Trauer sie durchströmen und wie eine Art Frieden mit dem Schicksal geschlossen wird. Gerade diese letzten paar Seiten haben mich tief berührt und lassen mich voller Achtung für Esther Safran Foer und ihre mutige Reise, ihre positive Lebenshaltung und ihr tiefes Vertrauen in ihre Familie zurück.

Meine Empfehlung:
In "Ihr sollt wissen, dass wir noch da sind", schreibt Esther Safran Foer nicht gegen das Vergessen an, wie ich jetzt schon einige Male gelesen haben, sondern rettet vielmehr das Erinnern, Erzählen und Bewahren. Obwohl sich vor allem der Anfang des Buches nicht ganz einfach liest, weil die zahlreichen Namen und Daten, die losen Ende in der Familiengeschichte, für Verwirrung sorgen und obwohl die Autorin keine leichte, sondern eine äusserst tragische, bewegende Geschichte erzählt, hat dieses Buch etwas enorm Versöhnliches an sich und strahlt eine grosse Ruhe und Kraft aus. Von mir gibt es eine herzliche Leseempfehlung für dieses wichtige Werk. 

Zusätzliche Infos:
Titel:
Ihr sollt wissen, dass wir noch da sind
Originaltitel: I want you to know we're still here
Autorin: Esther Safran Foer war die Geschäftsführerin von Sixth & I, einem Zentrum für Kunst, Ideen und Religion. Sie lebt mit ihrem Mann in Washington, D.C. Sie sind die Eltern von Franklin, Jonathan und Joshua und Großeltern von sechs Enkelkindern.
Sprache: Deutsch
Aus dem Englischen von: Tobias Schnettler
Fester Einband mit Schutzumschlag: 288 Seiten
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Erscheinungstermin: 05.11.2020
ISBN: 978-3-462-05222-0

Lese-Statistik Oktober 2020

Hallo ihr Lieben

Ich weiss, dass es allen so geht und dass gefühlt alle dies jeweils in ihre Einleitungen schreiben, aber kann jemand von euch glauben, dass wirklich schon November ist? In weniger als zwei Monaten ist 2020 Geschichte... Wie konnte das passieren?
Der Oktober hatte es in sich, unsere kirchliche Hochzeit stand an und nachdem wir nun seit Anfang Jahr gebibbert, gezweifelt und an Konzepten, Alternativen und Gästelisten herumstudiert hatten, durften wir unser Fest im kleinen Rahmen allen Umständen zum Trotz durchführen und sind sehr dankbar für diesen wundervollen Tag (ihr seht oben übrigens einen Teil meines Brautkleids ;-) ). Es erstaunt also sicher nicht, dass ich erst Mitte Oktober wieder zum Lesen gekommen bin, vorher hatte ich keinen Kopf dafür. Und um so glücklicher bin ich, dass ich meinen SuB vier Neuzugängen zum Trotz nicht massiv vergrössert habe.


Und nun mache ich es kurz und schmerzlos und zeige euch meine gelesenen Bücher im Oktober:

Ein plakatives Buch über psychische Erkrankungen, leider nicht ganz überzeugend und zu brav erzählt

Eine grandiose, gesellschaftskritische und packende Lektüre aus Japan, unbedingt lesen

Ein ehrliches, bewegendes Buch über den trans Mann Linus, das einfach in jedes Bücherregal gehört

Herzerwärmende, unterhaltsame und feinfühlig erzählte romantische Komödie aus Paris

Spannende und lesenswerte Fortsetzung der Speicherstadt-Saga


Alle Rezensionen und Seitenzahlen im Überblick:

Mängelexemplar - Sarah Kuttner   (320 Seiten)
Die Ladenhüterin - Sayaka Murata   (145 Seiten)
Ich bin Linus - Linus Giese   (224 Seiten)
Monsieur Thomas und das Geschenk der Liebe   (448 Seiten)
Der Glanz der neuen Zeit - Fenja Lüders   (381 Seiten)
Harry Potter und der Gefangene von Askaban - J.R. Rowlings   (448 Seiten, Reread, keine Rezension)


Neu eingezogen im Oktober:

Im Oktober sind fünf Bücher bei mir eingezogen, drei davon habe ich bereits gelesen, ein Rezensionsexemplar zeige ich euch dann im Novembeber und mit "Balzac und die chinesische Schneiderin" befasse ich mich jetzt gerade. Das Buch sollte also in einem Monat vom SuB verschwunden sein, drückt mir die Daumen ;-)


Alle (ungeschönten) Zahlen:

Gelesene Bücher: 6 (davon ein Reread)
Abgebrochene Bücher: -
Somit in die Leseeule: 5 Franken
Gelesene Seiten: 1'966
Durchschnittliche Seitenzahl pro Tag: 63.42 Seiten
Geschenkt bekommene Bücher: -
Buchprämien: -
Rezensionsexemplare: 1
Gekaufte Bücher: 4
Eingesammelte Bücher: 1
Gesamte Neuzugänge: 5
SuB am Monatsbeginn: 115
Aktueller SuB: 116
Differenz: +1