Foxfire

Foxfire, Bekenntnisse einer Mädchengang - Joyce Carol Oates

Klappentext:
In flammender Schrift sind eines Tages auf Hauswänden Parolen zu lesen wie: »Foxfires Rache« oder »Foxfire brennt immer weiter«. Ein Schülerstreich, so scheint es. Doch dann verschafft sich »Foxfire« Respekt. Und seine Opfer sind immer Männer. Hinter »Foxfire« stecken vierzehn-, fünfzehnjährige Mädchen, die es satthaben, immer auf der Verliererseite zu stehen. Sollen die anderen sie doch für Kriminelle halten, sie verstehen sich als Blutsschwesternschaft, in der sie Freundschaft, Liebe und ein Zuhause finden. Doch in ihrer Rebellion gegen die Welt schraubt sich die Spirale der Gewalt immer höher. Und der Absprung wird immer schwerer.

Meine Meinung:
Ich war von diesem Buch leider ziemlich genervt und auch gelangweilt und war sehr, sehr froh, als ich es endlich beendet hatte. Zeitweise spielte ich sogar mit dem Gedanken, es einfach abzubrechen, was ich dann doch nicht übers Herz gebracht habe.
Mein grösstes Problem war, dass dieses Buch versucht, eine Geschichte zu erzählen, die in der Vergangenheit, also in der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts, spielt. Nur leider gelingt dies überhaupt nicht. Nicht nur, dass das Cover weit entfernt von diesem Eindruck ist, auch die Sprache ähnelt so gar nicht einer Sprache, die in die Nachkriegszeit in Amerika passen könnte. Bei den Beschreibungen hätte ich gerade noch ein Auge zugedrückt, weil das Buch ja aus der heutigen Sicht wie eine Erinnerung einer mittlerweile schon älteren Frau erzählt wird. Aber auch die Dialoge haben so gar nichts mit anderen Dialogen, die in dieser Zeit spielen gemeinsam und das konnte mich einfach nicht überzeugen.
Ansonsten muss ich sagen, dass mir die Erzählerin sehr sympathisch war. Ihre eigene Familiengeschichte und ihre Lebensweisheit hat mich berührt und wirkte für mich sehr ausgearbeitet. Auch die Freundschaft der Mädchen - das wichtigste und auch eher gelungen Element im Buch - könnte sich gut so oder ähnlich ereignet haben.

Schreibstil und Handlung:
Über den Schreibstil habe ich mich schon ausgelassen und muss jetzt nun doch noch erwähnen, dass die Idee zum Buch mir wirklich gefallen hat. Die Handlung wirkte nur wegen dem Stil und wegen den teilweise zu übertrieben dargestellten Ideen der jungen Mädchen ein wenig überspitzt und konnte darum nicht überzeugen. Die Idee an sich hat mir aber eigentlich gut gefallen und man hätte noch viel mehr daraus machen können.
Was mir aber sehr gut gefallen hat war die Darstellung von Legs "Heimaufenthalt". Die Demütigungen, die sie erfahren musste wirkten sehr authentisch und ich fand es eindrücklich dargestellt, wie sie als Mensch gebrochen wurde und trotzdem noch versucht hat, ein "gutes" Leben zu führen.

Personen:
Bei der Aktion "Gemeinsam Lesen" habe ich in meinem Post die Frage beantworten müssen, mit welchen Schauspielern ich die Protagonisten aus diesem Buch besetzen würde.
Ich habe die Frage folgendermassen beantwortet:
"Ich kenne mich zu wenig aus, deshalb versuche ich einmal, zu charakterisieren.
Maddy müsste von einer mutigen, durchschnittlich attraktiven Schauspielerin gespielt werden, Legs könnte nur von einer absolut androgynen Sexbombe verkörpert werden und Goldie müsste grob, rauh, derb und trotzdem attraktiv sein. Rita müsste von einer sehr wandelbaren Schauspielerin gespielt werden. Sie müsste rothaarig sein und innerhalb von kürzester Zeit ziemlich viel Gewicht zu- oder abnehmen können (eine Art Renée Zellweger mit roten Haaren). Lana schliesslich ist irgendwie sehr unscheinbar und müsste von einer absoluten No-Name-Schauspielerin gespielt werden, die nicht zu viele Ambitionen hat, berühmt zu werden..."
Es lässt sich wohl gut erkennen, dass mir die Figuren insgesamt zu flach gestaltet waren, mit Ausnahme von Maddy, welche die Geschichte erzählt.

Fazit:
Vielleicht gefällt das Buch jüngeren Frauen und Mädchen besser. Ich selber konnte leider nicht so viel damit anfangen und werde es wieder in das Regal meiner Schwester zurück stellen, ohne es weiter zu empfehlen.

Zusätzliche Infos:
Autorin: Joyce Carol Oates
Taschenbuch: 448 Seiten
Sprache: Deutsch
Originalsprache: Englisch
Übersetzt von: Birgitt Kollmann
Verlag: dtv
ISBN 978-3-423-62497-8

Paranoia

Dieses Buch wurde mir vom Goldmann Verlag zur Verfügung gestellt. Herzlichen Dank.

Paranoia, der Hinterhalt - Trevor Shane

Kleppentext:
Seit er 18 Jahre alt ist, ist Joseph ein Killer. Ein Anruf genügt, und Joseph nimmt die Verfolgung auf. Warum er das tut, kann er nicht sagen. Er weiß nur, dass ein unerbittlicher Kampf zwischen zwei verfeindeten Gruppen entbrannt ist und dass er auf der Seite der Guten steht, für die er aus tiefster Überzeugung kämpft. Nur wer zuerst tötet, wird überleben, denn der Gegner lauert überall, und jeder, der seinen Weg kreuzt, kann sein Mörder sein. Lange Zeit geht alles gut, doch dann gerät er an einem einsamen Strand in New Jersey in einen Hinterhalt, der ihn beinahe das Leben kostet. In letzter Sekunde kann er entkommen und flieht nach Kanada, wo ihm allerdings ein verhängnisvoller Fehler unterläuft: Er begegnet Maria und verliebt sich unsterblich in sie. Doch damit verstösst er gegen ein ehernes Gesetz, und die gnadenlose Rache seiner Feinde ist ihm sicher...

Meine Meinung:
In unserer heutigen Welt tobt ein Krieg. Ein grosser Teil der Menschheit weiss nichts davon und wird sich ein Leben lang nur über einige rätselhafte Morde wundern. Ein anderer Teil der Menschheit ist eingeweiht. Jeder von ihnen gehört zu einer der zwei Seiten, zu den Guten oder zu den Bösen.
Wer aber wirklich gut oder böse ist, wird von den Protagonisten schon bald hinterfragt und auch der Leser wird sich diese Frage zwangsläufig stellen müssen.
Der Autor hat im Interview - welches sich vorne im Leseexemplar findet - angetönt, dass er diese Diskussion und die Gedanken um das Gute und Böse im Leben sehr befürwortet. Weil wir uns mit Joseph durch die Welt bewegen, sind wir auch auf seiner Seite. Ganz anders würde es aussehen, wenn wir mit einem anderen Krieger unterwegs wären. Auch diese subjektive Wahrnehmung, dieses Hinterfragen von bisher einfach nur so gelebten Konventionen wird im Buch sehr gut dargestellt.
Doch solche Bücher gibt es schon viele. Und auch wenn der Autor die Geschichte in die heutige Zeit und die reale Welt platziert hat, so bleibt doch ein Hauch des Unwirklichen an ihr hängen. Sind junge und gebildete Menschen wirklich so naiv, dass sie nie hinterfragen, nach Gründen suchen und einfach in einem Krieg kämpfen, dessen Hintergründe sie nicht kennen? Ich glaube nicht. Und natürlich ist an dieser ganzen Sache etwas faul. Da es sich bei "Paranoia, der Hinterhalt" aber um den ersten Teil einer Trilogie handelt, wird der Leser wahrscheinlich erst im letzten Band die ganzen grossen Ausmasse des Krieges und seine wahren Hintergründe erfahren.
Bis dahin wird gekämpft und getötet als gäbe es kein Morgen und als hätte der gesäte Hass und die zwar zweifelhaften aber trotzdem überzeugenden Argumente genug Wirkung, um ganze Familien gegeneinander aufzuhetzen.

Schreibstil und Handlung:
Atemlose Spannung und Paranoia wird beim Lesen dieses Buches versprochen. Als ich in einer Lesepause und bei völliger Dunkelheit rennen ging, schaute ich dann auch tatsächlich jedem Passanten sehr aufmerksam ins Gesicht. Doch ich beruhigte mich damit, offiziell nichts vom "Krieg" zu wissen. Zivilisten und Menschen unter achtzehn Jahren dürfen nämlich im Krieg nicht getötet werden. Aber war ich wirklich ein Zivilist? Durch das Buch hatte ich ja vom Krieg erfahren...
Momente der Spannung hat es also bei mir durchaus gegeben. Leider aber auch Momente des Unverständnisses. Wie oben schon erwähnt glaube ich nicht, dass junge Menschen so naiv sind, wie die beschriebenen Protagonisten. Ausserdem war mir als Leserin die Struktur und Organisation dieses Krieges noch viel zu wenig ausgearbeitet. Man hätte da noch mehr Einblick in organisatorische Abläufe geben und verschiedene technische Details genauer ausleuchten können.

Personen:
Die Protagonisten Maria und Joseph - in bewusster Anlehnung an die biblischen Figuren - erleben innerhalb von kürzester Zeit, wie ihr ganzes Leben komplett auf den Kopf gestellt wird. Maria scheint für ihr Alter schon eher reif, mutig und entschlossen zu sein. Trotzdem war es mir unverständlich, dass sie sich vor ihrer Flucht nicht noch ein letztes Mal bei ihren Eltern gemeldet hat. Joseph hingegen schien mir jünger als fünfundzwanzig Jahre alt zu sein. Trotz eintrainierter Reflexe schafft er es in einigen Situationen nicht, sich besser zu beherrschen oder sich mehr für sich und Maria einzusetzen.
Trotzdem waren mir beide sympathisch.

Meine Empfehlung:
Ich empfehle dieses Buch Lesern weiter, die sich nicht zu viele Gedanken über eine Geschichte machen wollen und sich an kleinen logischen Schwächen eines Buches nicht stören. Spannung und schnelle Unterhaltung ist aber garantiert.

Zusätzliche Infos:
Autor: Trevor Shane
Taschenbuch: 479 Seiten
Sprache: Deutsch
Originalsprache: Amerikanisch
Übersetzt von: Thomas Bauer
Verlag: Goldmann
ISBN 978-3-442-31265-8

Die blinde Kommissarin

Dieses Rezensionsexemplar habe ich von Blogg dein Buch bekommen und ihr könnt es direkt beim Verlag bestellen.

Die blinde Kommissarin - Patrizia Rinaldi

Klappentext:
Es ist Herbst in Neapel. Blanca Occhiuzzi, Hauptkommissarin der örtlichen Polizei - schön, charismatisch und blind - wird immer dann gerufen, wenn ein Fall aussichtslos erscheint. Als der bekannte Musiker und Lebemann Jerry Vialdi ermordet wird, gibt es viele, die ein Motiv haben. Zu viele. Ein Fall für Blanca und ihr besonderes Gespür für menschliche Abgründe. Lüge und Täuschung: Niemand macht der Kommissarin etwas vor, denn Stimmen lügen nicht. Diese Gabe bringt oft den Erfolg. In diesem Fall bringt sie Blanca jedoch in höchste Gefahr...

Inhalt:
In Neapel geht es hoch her. Ein Mordfall erregt grosse öffentliche Aufmerksamkeit. Beim Opfer handelt es sich um niemand geringeren als einen bekannten Schlagersänger. So erstaunt es nicht, dass auf dem Polizeipräsidium selber bald die vertraktesten Gerüchte die Runde machen. Hat man es mit einer Serie zu tun? Warum wählte der Mörder ein leeres Fussballstadion, um seine Leiche zu drapieren? Was haben Jerry Vialdis Frauengeschichten mit dem Mord zu tun und geht es am Ende vielleicht doch nur um Geld?
Dieser sehr stille Krimi beschreibt ein Feld der Kriminalarbeit, das sonst eher zu kurz kommt. Blanca Occhiuzzi, die blinde Hauptkommissarin, führt uns nämlich in ihre Welt ein, in der sie die Augen mit ihrem Gehörsinn ersetzt und so noch feinste Nuancen in Stimmen und Geräuschen heraus filtert, erkennt und vergleichen kann. Diese Eigenschaft macht sie zu einer unverzichtbaren und nicht zu täuschenden Ermittlerin.

Meine Meinung:
Ich wollte dieses Buch unbedingt lesen, weil mich die Geschichte über eine blinde Kommissarin interessierte. Ausserdem finde ich das Cover wunderschön und sehr geheimnisvoll und wollte das Buch unbedingt in meinem Regal stehen haben. Nur leider wurde ich dann sofort ein wenig enttäuscht. Ich hatte es mit einem sehr rätselhaften, stillen, unpersönlichen, nicht überaus spannenden und sehr, sehr ungewöhnlichen Krimi zu tun, erfuhr aber fast nichts über Blanca, die laut Klappentext und Titel eigentlich die Protagonistin hätte sein sollen.
Generell werden die Personen sehr wenig ausgeleuchet und ich hatte bis am Ende grosse Mühe, die Namen auseinander zu halten und mich zurecht zu finden. Dass aber Blanca nur ab und zu am Rande erwähnt wird, hat mich dann schon sehr negativ überrascht. Sie ist zwar - neben Kommissar Martusciello und den Zeugen und Verdächtigen - die einzige Figur, die man als Leser nach Hause begleitet und bei der man etwas über ihr Privatleben erfährt. Trotzdem kommt sie nicht einmal in der Hälfte der Kapitel vor und ihre Rolle, die sie im Aufklärungsdrama um den Mord an Vialdi spielt, ist verhältnismässig klein. Sie trägt zwar einiges zur Auklärung bei und liefert immer wieder wichtige Informationen, darf sich aber selber fast gar nicht an den Ermittlungen beteiligen und erhält von der Autorin nicht die ihr gebührende Aufmerksamkeit, was ich sehr, sehr schade finde.
Spannung im eigentlichen Sinne ist aber in diesem Buch nicht wirklich vorhanden. Wer schnelle Unterhaltung und Wortwechsel erwartet, ist mit "Die blinde Kommissarin" nicht gut beraten. Viel mehr wird eine sehr filligrane Stimmung erzeugt, die durch ihre poetische Sprache eine subtile "Spannung" kreiert und ihren grossen Vorteil vor allem in den rätselhaften Hinweisen findet. Auch die vom Mörder erzählten Kapitel tragen sehr viel zur gewollten Verwirrung bei. Nur leider wurde diese nie ganz aufgelöst und der Schluss kam so überraschend und irgendwie erzwungen, dass das Buch bei mir einen komischen Nachgeschmack hinterlassen hat.

Sprache und Handlung:
Eine unglaublich poetische, sehr ausgeklügelte aber leider nicht genug ins Detail beschreibende Sprache ist der grosse Pluspunkt dieses Buches. Patrizia Rinaldi hat definitiv das Zeug zur grossartigen Autorin, sie konnte aber mit diesem Kriminalroman nicht annähern ihr ganzes Potenzial ausschöpfen.
Die an sich wirklich gute Idee dieser Geschichte wird mit zu vielen verwirrenden und sich nicht wirklich ergänzenden Passagen immer wieder aufgebrochen und die Protagonistin wird viel zu wenig thematisiert. Auch macht es für mich keinen Sinn, einen so starken Titel zu wählen und dann die blinde Kommissarin als zerbrechliche und zweifelnde Figur darzustellen.

Fazit:
Eine Aneinanderreihung fantastischer schriftstellerischer Elemente wie der tollen Idee, der faszinierenden und sehr stimmungsvollen Sprache, der an sich interessanten aber zu wenig ausgearbeiteten Figuren und der so gut gewählten Landschaft, die aber leider überhaupt kein italienisches Flair verbreiten kann, obwohl sich das wirklich angeboten hätte, machen einfach noch kein gutes Buch aus. Es fehlt vor allem an der zu Ende gedachten Umsetzung, was ich wirklich sehr schade fand.

Zusätzliche Infos:
Autorin: Patrizia Rinaldi
Taschenbuch: 224 Seiten
Sprache: Deutsch
Originalsprache: Italienisch
Übersetzt von: Ulrike Schimming
Verlag: ullstein
ISBN 978-3-548-28613-6

Neuzugänge





"Die blinde Kommissarin" habe ich von Blogg dein Buch bekommen und "Der Sommer der Blaubeeren" wurde mir freundlicherweise vom Blanvalet Verlag zur Verfügung gestellt. Es wurde in einer schönen Schachtel mit einem zum Buch passenden Trinkbecher aus Keramik geliefert, worüber ich mich besonders gefreut habe.
Diese beiden Bücher werde ich wohl bis Freitag gelesen haben und ich versuche, meine Rezis am Wochenende oder spätestens nächste Woche zu schreiben. Weiter "schulde" ich euch die Rezensionen von "Foxfire" und von "Paranoia" und die werde ich wahrscheinlich auch noch diese Woche "liefern".
Im Moment dreht sich bei mir alles nur noch um den 12.6. An diesem Tag werde ich um 16.00 Uhr meine praktische Bachelorprüfung haben. Eine Mischung aus Angst, Nervosität und Freude hat sich in mir bereit gemacht. Am Montag wird meine letzte Probe mit der Pianistin und meinem Dozenten sein und ich hoffe sehr, dass die gut gehen wird. Dann kann ich schon sehr zuversichtlich in die Zukunft blicken.
Bis dann wird es hier wohl wieder eher ruhig zugehen. Ich habe zwar eigentlich keinen Unterricht mehr, bin aber so viel mit Organisieren und mich selber sammeln beschäftigt, dass ich kaum zum Lesen komme. Meinen Computer hatte ich seit dem letzten Blogeintrag nicht mehr an, es gibt also gerade wirklich keine freie Minute.
Ab nächster Woche wird es dann vielleicht trotzdem ein wenig entspannter. Ich hoffe es auf jeden Fall sehr und vielleicht kann ich dann auch wieder ausführlicher berichten. Bis dann müsst ihr euch mit Rezensionen "zufrieden geben", was hoffentlich auch nicht weiter schlimm ist :-)

Ich wünsche euch noch eine gute Woche
Livia

Gemeinsam Lesen 20.5.14

Schon so viele Male habe ich mich durch tolle Fragen und spannende Antworten geklickt und immer habe ich entweder den Wochentag verpasst (und wenn es nicht mehr Dienstag ist, finde ich es witzlos), die Aktion wieder vergessen oder die Fragen nicht beantworten können. Heute versuche ich es einfach einmal.
Ihr findet die Fragen jede Woche immer dienstags bei Asaviel.
Und los:

1. Welches Buch liest du gerade und auf welcher Seite bist du?
Gerade lese ich "Foxfire - Bekenntnisse einer Mädchengang" von Joyce Carol Oates.



2. Wie lautet der erste Satz auf deiner aktuellen Seite?
Der erste Satz auf Seite 368 lautet: "Also wirklich, Legs, so blöd bin ich auch nicht", sagte Violet gekränkt.

3. Was willst du unbedingt aktuell zu deinem Buch loswerden? (Gedanken dazu, Gefühle, ein Zitat, was immer du willst!)
Das Buch nervt mich unglaublich und ich bin froh, dass ich es bald beendet habe. Ich gebe es ungern zu, aber meine Schwester hatte Recht... (normalerweise hat sie einen gegenteiligen Büchergeschmack wie ich).

4. Mit welchen Schauspielern würdest du die Hauptcharaktere deines aktuellen Buches besetzen, wenn es verfilmt werden würde?
Ich kenne mich zu wenig aus, deshalb versuche ich einmal, zu charakterisieren.
Maddy müsste von einer mutigen, durchschnittlich attraktiven Schauspielerin gespielt werden, Legs könnte nur von einer absolut androgynen Sexbombe verkörpert werden und Goldie müsste grob, rauh, derb und trotzdem attraktiv sein. Rita müsste von einer sehr wandelbaren Schauspielerin gespielt werden. Sie müsste rothaarig sein und innerhalb von kürzester Zeit ziemlich viel Gewicht zu- oder abnehmen können (eine Art Renée Zellweger mit roten Haaren). Lana schliesslich ist irgendwie sehr unscheinbar und müsste von einer absoluten No-Name-Schauspielerin gespielt werden, die nicht zu viele Ambitionen hat, berühmt zu werden...

Windige Geschäfte

Dieses Buch wurde mir von Lovelybooks zur Verfügung gestellt und ich durfte damit an einer spannenden Leserunde teilnehmen.

Windige Geschäfte - Kerstin Hamann

Klappentext:
Am Morgen nach einer rauschenden Party liegt der Wiesbadener Stadtrat und Umweltdezernent Erwin Stumpf mit eingeschlagenem Schädel in seinem Arbeitszimmer. Von der Tatwaffe, einer wertvollen Statue, fehlt jede Spur. Ein Raubmord? Oder hat der charismatische Politiker und Hochschullehrer es bei der persönlichen Betreuung attraktiver Studentinnen etwas übertrieben? Sollten gar Stumpfs Pläne für einen Windpark und die radikale Ökologisierung der Wiesbadener Stadtwerke die Energieriesen zu sehr provoziert haben?
Eine harte Nuss für Martin Sandor und sein Team vom K11. Die Presse und der Polizeidirektor bauen mächtig Druck auf, schliesslich war das Opfer eine prominente Persönlichkeit. Wirklich schwierig wird es für die Ermittler, als sie feststellen müssen, dass ihr junger Kollege Paul Fischer auf der Party war, mit Eva, einer Gespielin von Stumpf.

Meine Meinung:
Das sympathische Team rund um Martin Sandor ermittelt scharfsinnig, mit kühlem Kopf und schnell. Das ist auch nötig, kaum ist die Leiche von Erwin Stumpf identifiziert, tauchen auch schon Verdächtige ohne Zahl auf, die alle zwar ein Motiv, aber kein Alibi haben. Trotzdem scheint nichts so richtig zusammen zu passen und Martin Sandor bleibt den offensichtlichen Tatsachen gegenüber kritisch.
Ich bin gegenüber Krimis, die nicht von skandinavischen Autoren geschrieben wurden und einen starken Bezug zu einer betimmten Region haben, häufig sehr vorsichtig, fast schon skeptisch. Aber Kerstin Hamann hat mich mit ihrem regionalen Krimi, der hauptsächlich in Wiesbaden spielt und auch einige charmant platzierte Hinweise zu Sehenswürdigkeiten, Restaurants und der Landschaft enthält überzeugt und ich werde mich über ihre weiteren Bücher informieren und mir sicher auch das eine oder andere Buch davon bestellen.
Sich immer wieder überschlagende Ereignisse, ein weiterer Leichenfund, ein Polizist der plötzlich ins Visier seiner Kollegen gerät und skupellose Geschäftsmänner sorgen für viel Spannung, Beklemmung, Witz und eine schnelle Handlung, die aber nicht konstruiert scheint.

Schreibstil und Handlung:
Atemlose Spannung und auch Einblicke ins Privatleben der Ermittler und in die wunderschöne Landschaft um Wiesbaden stehen sich in diesem Thriller fast gleichberechtigt gegenüber und trotzdem kommt die Handlung nie zu kurz. Mit diesen kurzen Abstecher weg vom Tatort schafft Kerstin Hamman Pausen und Momente der Ruhe. Der sehr flüssige aber nicht oberflächliche Schreibstil vermischt sich nahtlos mit Handlung, schafft Bezüge zwischen den Figuren, beschreibt sehr genau die Charaktereigenschften und das Aussehen der Personen und unterhält bestens.

Meine Empfehlung:
Ich kann diesen unterhaltsamen, klugen und spannenden Krimi nur weiterempfehlen. Nichr nur wer Krimis mit Regionalbezug mag wird von "windige Geschäfte" begeistert sein, auch jeder andere Krimifan kann sich von ihm begeistern lassen. Darum empfehle ich diesen wirklich sehr ausgeklügelten Krimi und die Autorin sehr gerne weiter.
 
Zusätzliche Infos:
Autorin: Kerstin Hamann
Taschenbuch: 440 Seiten
Sprache: Deutsch
Verlag: Sutton Verlag GmbH
ISBN 978-3-95400-324-2

Neuzugang!!!!



Ich darf an einer Leserunde von Bastei Lübbe teilnehmen und habe dafür nicht das Buch, sondern ein Manuskript das Buches bekommen. Das Buch erscheint erst in vier Wochen und es freut mich sehr, dass ich mich an dieser Leserunde mit den anderen Leserinnen und Lesern (obwohl es wahrscheinlich hauptsächlich Leserinnen sein werden) und der Autorin austauschen darf.
Ist noch jemand von euch dabei? Hat jemand das Buch auf seiner Wunschliste?

Neuzugang



Schon letzte Woche ist dieses Buch bei mir eingetroffen, das ich am Welttag des Buches bei Sandra von www.die-leserattz.de gewonnen habe. Sandra hat mir eine liebe Nachricht ins Buch hinein geschrieben und eine süsse Karte, sowie einen Selection-Handspiegel ins Päckchen gelegt.
Vielen herzlichen Dank dafür!

Sommer





Für mich ist dann Sommer, wenn ich die ersten Erdbeeren (natürlich aus der Schweiz) gekauft und gekostet habe...

Neuzugang




"Windige Geschäfte" wurde mir von Lovelybooks zur Verfügung gestellt und ich darf damit bei einer Leserunde mitmachen, worauf ich mich schon sehr freue.

Vegetarisches Gulasch

Ich liebe den Herbst und den Winter. Aber kulinarisch sind diese Jahreszeiten und die kalten Monate für mich gar nicht so rosig. Ich mag zwar das sogenannte Wintergemüse, verzichte aber nur ungern auf Tomaten, Zucchetti (Zucchini), Auberginen und Peperoni (Paprika). Selbstverständlich mache ich es trotzdem, weil ich es mit meinem ökologischen Gewissen nicht vereinbaren kann Gemüse, welches im Sommer in der Schweiz gedeiht, im Winter importiert zu kaufen. So friere ich am Ende des Sommers jeweils genügend Ratatouille und Tomatensauce ein und hoffe dann immer, dass ich mein Lieblingsgemüse bald wieder aus schweizerischer Produktion kaufen kann und dass das Warten ein Ende hat.
Die Tomaten im Gemüseregal und an den Marktständen möchte ich heute mit diesem Rezept begrüssen:

Für zwei Personen:
- zwei grosse vegetarische Bratlinge (meine sind nach diesem Rezept gekocht, Paniermehl habe ich weggelassen, weil ich keines hatte und Sambal Oelek habe ich durch ein wenig Sojasauce und ordentlich Paprikapulver ersetzt)
- drei einheimische Tomaten
- eine mittelgrosse Zwiebel
- fünf grosse oder mehr kleinere Champignons
- frische Basilikumblätter
- Olivenöl zum Anbraten
- Kräutersalz, Pfeffer, Sojasauce, Paprikapulver nach Belieben zum Würzen

Und das ist es auch schon. Zwiebel im Olivenöl anbraten, Bratlinge (in 4-6 Teile gebrochen, je nach Grösse), Tomaten und Pilze dazu geben, mit Sojasauce, Salz, Pfeffer und Paprika pikant würzen und ganz am Ende noch einige Basilikumblätter dazu geben.
Je nach Jahreszeit kann man nach Belieben andere Gemüsesorten beigeben. Nur das Mengenverhältnis zwischen dem Gemüse und den Bratlingen sollte in etwa stimmen.

Guten Appetit!

Carmina Burana morgen in Bern

Wer hat Lust auf das vulgärste, satirischste und perverseste Werk der Musikgeschichte? Mit Orff kann kein MInnesänger mithalten. Seine grandiose und spitzfindige Vertonung von Texten aus Klöstern aus dem 13. und 14 Jahrhundert wurde teilweise schon eher wie Popularmusik verwendet und fast niemand weiss um den Hintergrund und den Inhalt. In den Texten werden Saufgelage, Kinderschändung und Frauen besungen und hochgelobt und dies alles in lateinischer oder altdeutscher Sprache, damit das Volk auf keinen Fall mitbekommt, was da hinter den dicken, dicken Klostermauern von sich geht. Orff hat einige diese Texte in einen Zyklus eingearbeitet, in dem es um das Rad des Glücks geht, das sich immer weiter dreht und immer kann man im Leben halt nicht ganz oben sein, sondern manchmal fällt man so richtig tief. Und genau um diese Traurigkeit und Derbheit, die auf der Schattenseite des Glücks vorherrscht, geht es hauptsächlich. Dabei werden auch Rückblicke in ein früheres und besseres (?) Leben voller Liebe und Unschuld gemacht und auch wenn man den Text nicht versteht, so ist es ein Leichtes, sich morgen Donnerstag um 18.30 Uhr in der französischen Kirche in Bern einzufinden. Dort gibt es eine Einführung in das Werk.

19.00 Uhr in der französischen Kirche Bern steht dann neben einigen kürzeren Stücken das Hauptwerk Carmina Burana auf dem Programm.
Gesungen von Bachelorstudenten aus dem zweiten und dritten Jahr Musik (Klassik, Jazz und Musik und Medienkunst) in der Fassung für Chor, zwei Flügel und Schlagzeugensemble.

Vielleicht sieht man sich ja.
Alles liebe
Livia

Seeherzen

Dieses Buch habe ich von Lovelybooks erhalten und ich durfte damit an einer Leserunde teilnehmen.

Beschreibung von Lovelybooks:
Rollrock Island ist eine raue Insel irgendwo im Norden, betäubt vom Geschrei der Möwen, dem Brüllen der Robben und dem Rauschen der Wellen, bevölkert von armen Fischern und ihren streitsüchtigen Frauen.
Doch Rollrock Island ist auch ein Ort voller Magie: Unten auf dem windigen Strand, wo die Robbenherden lagern, wirft das ungeliebte Mädchen Miskaella ihre Zauber aus und lockt wunderschöne Frauen aus den Robbenkörpern. Die schönsten Frauen, die die armen Fischer je gesehen haben. Und mit ihnen nimmt Miskaellas Rache ihren Lauf.

Inhalt:
Miskaella ist anders. Ihr Aussehen unterscheidet sich vom den anderer Mädchen auf der Insel und sie kann Dinge wahrnehmen, die anderen verborgen bleiben. Ausserdem scheint sie eine magische Anziehung auf Robben auszuüben. Ihr Anderssein sorgt aber dafür, dass sie von ihren Schwestern und Mitschülerinnen ausgelacht wird. Als irgendwann rätselhafte Geschenke vor ihrer Haustür auftauchen und als die Robben der Insel ihr zu folgen scheinen, wird sie definitiv zum Gespött der Menschen. Doch Miskaella will die Schmach, die sie jahrelang von ihrer ganzen Familie und den Bewohnern der Insel erfahren hat, nicht länger auf sich sitzen lassen und sie beschliesst eines Tages, Rache zu üben an den eingebildeten Frauen und ihren leicht zu beeinflussenden Männern. Als sie einen alten Zauber ausübt und Frauen aus Robbenkörpern schlüpfen lässt, bringt sie einen lange unterbrochenen Kreislauf in Gang, der schwerwiegende Folgen für alle Bewohner der Insel haben wird.

Handlung und Sprache:
Dieses aussergewöhnliche Buch, das sich noch am ehesten in die Gattung "Märchen in Romanform" einteilen lässt, beinhaltet eine Geschichte, auf die ich so niemals gekommen wäre und bei der ich mich auch frage, wie man so viel Fantasie haben kann. Nicht, dass ihr mich falsch versteht, die Geschichte hat mir sehr, sehr gut gefallen, ich lann mir nur nicht erklären, wie man auf so eine berührende, traurige und fesselnde Idee kommen kann.
Natürlich ist der Schreibstil auch sehr stark für die vorherrschenden Gefühle im Buch verantwortlich. Mit einer sehr poetischen Sprache, märchenhaften Details und klaren Worten wird eine bedrückende Stimmung erzeugt, die sich von der ersten bis zur letzten Seite erstreckt. Ich habe von Anfang bis Ende mit den Inselbewohnern mitgelitten und mir ein besseres Leben und bessere Lösungen für die Protagonisten gewünscht. Doch durch Miskaellas Entscheidung hat sich das Leben auf der Insel verändert, das Glück hat gedreht und eine schwere Traurigkeit und eine unedliche Sehnsucht hat von den Menschen und den Robbenfrauen Besitz ergriffen. Ich finde nur gute Worte für dieses wunderschöne Buch, das eine grosse Stille hinterlässt und das zum Nachdenken anregt.

Meine Empfehlung:
"Seeherzen" ist für Menschen geschrieben worden, die intelligente, poetische und märchenhafte Bücher lieben. Aber nicht alle Märchen sind gut und nicht alle Märchen erzählen die Geschichte des Glücks. Also seid gefasst auf ein schweres Buch, das euch bedrückt und in Atem hält.

Zusätzliche Infos:
Autorin: Margo Lanagan
Fester Einband: 336 Seiten
Sprache: Deutsch
Originalsprache: Englisch
Übersetzt von: Mayela Gerhardt
Verlag: Rowohlt Taschenbuch Verlag
ISBN 978-3-499-21160-7

Lese-Statistik April 2014

Margo Lanagan - Seeherzen

Rollrock Island ist eine raue Insel irgendwo im Norden, betäubt vom Geschrei der Möwen, dem Brüllen der Robben und dem Rauschen der Wellen, bevölkert von armen Fischern und ihren streitsüchtigen Frauen.
Doch Rollrock Island ist auch ein Ort voller Magie: Unten auf dem windigen Strand, wo die Robbenherden lagern, wirft das ungeliebte Mädchen Miskaella ihre Zauber aus und lockt wunderschöne Frauen aus den Robbenkörpern. Die schönsten Frauen, die die armen Fischer je gesehen haben. Und mit ihnen nimmt Miskaellas Rache ihren Lauf.

Meine Rezension



Mattuschkes Versuchung - Rolf Ersfeld

Die hübsche Studentin Louise lernt den schweigsamen Rick kennen und bezieht mit ihm eine Wohnung im Hause seines Chefs, des charmant-raffinierten Autohändlers Mattuschke.
Mattuschke, aufgewachsen im Zirkus, hat durch diese Erfahrung gelernt, Reaktionen von Mensch und Tier vorauszuahnen. So konnte er sich zu einem überlegenen Gegner mit genialer Überredungskunst entwickeln, was ihm nicht nur bei seinen Geschäften entgegen kommt.
Nach Louises Trennung von Rick unternimmt Mattuschke alles, um sie als Mieterin zu behalten.

Meine Rezension


Der alte König in seinem Exil - Arno Geiger

Wenn einer nicht mehr denken kann wie früher, was ist das für ein Leben? Arno Geigers Vater hat Alzheimer. Die Krankheit löst langsam seine Erinnerung und seine Orientierung in der Gegenwart auf, lässt sein Leben abhandenkommen. Arno Geiger erzählt, wie er nochmals Freundschaft mit seinem Vater schliesst und ihn viele Jahre begleitet. In nur scheinbar sinnlosen und oft so wunderbar poetischen Sätzen entdeckt er, dass es auch im Alter in der Person des Vaters noch alles gibt: Charme, Witz, Selbstbewusstsein und Würde.

Meine Rezension


Ich beschütze dich - Penny Hancock

Sonia liebt das alte Haus an der Themse, in dem sie schon ihre Kindheit verbracht hat und in dem sie jetzt mit ihrem Mann Greg lebt. Doch eines Tages geschieht etwas, das ihren geordneten Alltag in den Grundfesten erschüttert - denn es steht ein junger Mann vor ihrer Tür, der sich eine seltene Schallplatte von Greg ausleihen möchte. Vom ersten Moment an übt Jez eine verstörende Wirkung auf Sonia aus, und sie spürt, dass sie von einem dunklen Sog erfasst wird, der stärker ist als sie selbst.

Meine Rezension


Das unerhörte Leben des Alex Woods - Gavin Extence

Alex Woods ist zehn Jahre alt, und er weiss, dass er nicht den konventionellsten Start ins Leben hatte. Er weiss auch, dass man sich mit einer hellseherisch begabten Mutter bei den Mitschülern nicht beliebt macht. Und Alex weiss, dass die unwahrscheinlichsten Ereignisse eintreten können er trägt Narben, die das beweisen.
Was Alex noch nicht weiss, ist, dass er in dem übellaunigen und zurückgezogen lebenden Mr. Peterson einen ungleichen Freund finden wird. Einen Freund, der ihm sagt, dass man nur ein einziges Leben hat und dass man immer die bestmöglichen Entscheidungen treffen sollte.

Meine Rezension


Was aus uns wird - David Gilbert

Es gibt sie immer mal wieder, diese Romane, die jede Generation aufs Neue elektrisieren, die für viele Leser zu Lebensbüchern werden. "Der Fänger im Roggen" zum Beispiel. In Gilberts neuen Roman gibt es neben Salingers Meisterwerk ein weiteres solches Buch, das Weltruhm erlangt hat: "Ampersand". Sein Autor, A.N. Dyer, hat diesen Ruhm aber längst überlebt, er ist alt geworden, leidet unter allerlei Gebrechen, er weiss, dass er seine Kreativität verloren hat. Als sein bester Freund stirbt, lädt er seine drei Söhne zu sich ein, um ihnen ein Geheimnis anzuvertrauen – eine Enthüllung, die nicht alle überleben werden.

Meine Rezension 


Gelesene Bücher: 6
Gelesene Seiten: 2307
Durchschnittliche Seitenzahl pro Tag: 76.9 Seiten
Neuzugänge: 9
Aktueller SuB-Stand: 121

Der alte König in seinem Exil

Arno Geiger - Der alte König in seinem Exil

Beschreibung:
Wenn einer nicht mehr denken kann wie früher, was ist das für ein Leben? Arno Geigers Vater hat Alzheimer. Die Krankheit löst langsam seine Erinnerung und seine Orientierung in der Gegenwart auf, lässt sein Leben abhandenkommen. Arno Geiger erzählt, wie er nochmals Freundschaft mit seinem Vater schliesst und ihn viele Jahre begleitet. In nur scheinbar sinnlosen und oft so wunderbar poetischen Sätzen entdeckt er, dass es auch im Alter in der Person des Vaters noch alles gibt: Charme, Witz, Selbstbewusstsein und Würde. Arno Geigers Buch ist lebendig, oft komisch. In seiner tief berührenden Geschichte erzählt er von einem Leben, das es immer noch zutiefst wert ist, gelebt zu werden.

Meine Meinung:
Sehr einfühlsam, offen und voller Liebe erzählt Arno Geiger die Geschichte von seinem Vater und dessen Krankheit. Es ist zugleich die Geschichte von Arno Geiger, seiner Jugend und seiner Kindheit.
Während zuerst Wut darüber vorherrschte, dass man die Krankheit so lange nicht erkannt hatte und stattdessen der Sturheit und des Charakters des Vaters die Schuld für seine Veränderungen in die Schuhe geschoben hatte, löst später eine Ohnmacht gegenüber der Krankheit diese starken Gefühle ab. Arno Geiger und seine Familie müssen lernen, mit dieser veränderten Situation umzugehen, sich jeden Tag aufs Neue auf das Leben einzulassen und mit ihrem Vater und seinem veränderten Wesen zu leben. Schnell zeigt sich, dass der Charakter des Vaters trotz allen Veränderungen immer noch sehr ähnlich geblieben ist. Immer wieder tauchen verloren geglaubte Erinnerungen auf, kurze Momente des Erkennens, der "Normalität" und des unbeschwerten Glücks wechseln sich ab mit grosser Verunsicherung, dem Gefühl von Heimatlosigkeit und Unruhe. Aber auch für diese Schwierigkeiten gibt es Lösungen und Arno Geiger staunt ab und zu über die Weisheit und den Witz, den sein Vater an den Tag legt.
Die Gespräche werden immer versöhlicher, die Dankbarkeit grösser und der Autor lässt uns ausserdem an vielen frohen, amüsanten, traurigen, nachdenklich stimmenden und lehrreichen Gesprächen teilhaben, die er mit seinem Vater geführt hat.

Meine Empfehlung:
Dieses Buch dient nicht nur als Leitfaden oder vielleicht eher Denkanstoss zum Umgang mit dementen Menschen und mit dem Alter, dem Tod, der Liebe und der Zukunft, es kann auch von allen gelesen werden, die (noch) nicht betroffen sind, (noch) keine Betroffenen kennen und sich einfach einmal mit den existenziellen Dingen des Lebens beschäftigen, sich von grosser Weisheit beeindrucken und von einem mutigen und ehrlichen Sohn in eine gut erzählte Geschichte führen lassen wollen.

Zusätzliche Infos:
Autor: Arno Geiger
Fester Einband: 188 Seiten
Sprache: Deutsch
Verlag: Hanser C.
ISBN 978-3-446-23634-9