Rezension: Der verratene Ganove (Rory Shy, der schüchterne Detektiv, Bd. 7)

Der verratene Ganove - Oliver Schlick

Beschreibung des Verlages:

Ein neuer Fall für den berühmten schüchternen Detektiv und seine 13-jährige Assistentin Matilda: Diesmal braucht Polizeiwachtmeister Schnitzel die Hilfe des Ermittler-Duos. Ein Unbekannter hat unter falschem Namen im Gasthaus des Ortes eingecheckt und ist kurz darauf spurlos verschwunden. Die Indizien führen zu einem Juwelenraub vor fünf Jahren, bei dem ein Dieb geschnappt wurde und zwei Mittätern mitsamt der Beute die Flucht gelang! Stecken die beiden hinter der Entführung? Und unter welcher geheimen Identität haben sich die Komplizen im Auental versteckt? Rory Shy muss alles geben und dafür sogar in einem Lifecoaching-Seminar über seinen Schatten sprinen.

Inhalt:
In der schönen Region Auental verschwindet ein Mann spurlos und Polizeiwachtmeister Schnitzel benötigt definitiv Unterstützung bei den Ermittlungen, die alles andere als ungefährlich sind. Ausserdem werden ihnen einige Steine in den Weg gelegt und vor allem Rory wird bei den Ermittlungen nicht wenige Male so richtig auf die Probe gestellt. Stromschnellen, starker Kaffee mit überraschenden Folgen, ein Seminar und ganz viele Lügen halten ihn so gut beschäftigt, dass er vor lauter Verdächtigen den Wald kaum noch sieht. Zum Glück bringt ihn Matilda ihn aber immer wieder auf Kurs.

Meine Meinung:
Was für ein würdiger Abschluss für diesen schönen Lesemonat: ein weiterer Band der Rory Shy-Reihe, mit einem Ermittlerduo, das zwar eigentlich einen Fall aufklären soll, aber gleich so vielen Geheimnissen und Geheimniskrämereien auf die Schliche kommt (oder zu kommen glaubt...). Es wird geschossen, geraubt und betrogen, dass man sich in einem Actionfilm wähnen könnte, aber Matilda und Rory Shy können noch viel mehr, als tief ins Gaunermilieu abtauchen und sich rechtzeitig aus der Schusslinie zu bringen (in diesem Band wortwörtlich). Sie verfügen nämlich über eine geheime Ermittlungsmethode sowie einen (hasenfüssigen) Spürhund und überzeugen mit ihrem Grips und Humor.

Schreibstil und Aufbau:
Was habe ich mich mit diesem wunderbaren Buch amüsiert und nach zwei Dritteln wusste ich immer noch nicht, worauf alles hinauslaufen würde, so wunderbar verstrickt und spannend aufgebaut war dieser Jugendkrimi. Sind Matildas und Rorys Methoden sowie sehr viele Vorkommnisse in dieser Reihe bei Lichte betrachtet unrealistisch? Auf jeden Fall. Wäre es absolut verantwortungslos, eine Dreizehnjährige in einer so gefährlichen Mission ermitteln zu lassen? Natürlich. Schreibt aber Oliver Schlick so klug, mit (schüchternem) Charme und viel Witz, dass die immer skurrileren Fälle und Entwicklungen einfach nur Spass machen? Ja, ja, ja.

Meine Empfehlung:
Ganz ehrlich, ich bin begeistert und muss einmal mehr die Beschreibungen der Figuren und Orte und den Einfallsreichtum dieser Serie loben. Ich hoffe auf ganz viele weitere Fälle mit Matilda und Rory Shy und empfehle euch auch diesen Band der Reihe unbedingt weiter.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Der verratene Ganove
Autor: Oliver Schlick wurde 1964 in Neuwied/Rhein geboren. Nach Abitur und Zivildienst studierte er Sozialarbeit an der FH Düsseldorf. Seit mehreren Jahren ist er in der stationären Jugendhilfe und der Flüchtlingsarbeit tätig. Oliver Schlick lebt in Düsseldorf, und wenn er nicht schreibt, verbringt er die Zeit mit dem Sammeln von Schneekugeln und Blechspielzeug sowie dem exzessiven Hören von »The Cure«.
Sprache: Deutsch
Hardcover: 308 Seiten (nicht 320 Seiten, wie es auf der Website steht)
Verlag: Ueberreuter Verlag
Ersterscheinung: 12.02.2025
ISBN:
9783764152918

Rezension: Lichtungen

Lichtungen - Iris Wolff

Beschreibung des Verlages:

Als der elfjährige Lev über Wochen ans Bett gefesselt ist, wird ausgerechnet die gescheite, aber von allen gemiedene Kato zu ihm ans Krankenbett geschickt, um ihm die Hausaufgaben zu bringen. Zwischen dem ungleichen Paar entsteht eine unverbrüchliche Verbindung, die Lev aus seiner Versteinerung löst und den beiden Heranwachsenden im kommunistischen Vielvölkerstaat Rumänien einen Halt bietet. Ein halbes Leben später läuft Lev noch immer die Pfade ihrer Kindheit ab, während Kato schon vor Jahren in den Westen aufgebrochen ist. Geblieben sind Lev nur ihre gezeichneten Postkarten aus ganz Europa. Bis ihn eines Tages eine Karte aus Zürich erreicht, darauf nur ein einziger Satz: »Wann kommst du?« Kunstvoll und poetisch verwandelt Iris Wolff jenen Moment in Sprache, wenn ein Leben ans andere rührt, und zeichnet in ihrem großen europäischen Roman das Porträt einer berührenden Freundschaft, die sich als Reise in die Vergangenheit offenbart und deren Leuchten noch lange nachklingt.

Inhalt:
In diesem für den Deutschen Buchpreis 2024 nominierten Roman zäumt Iris Wolff ein Leben von hinten auf. Sie beginnt in der Gegenwart mit Kapitel neun und der gemeinsamen Heimreise von Kato und Lev, welche aus dem rumänischen Siebenbürgen stammen und seit ihrer Kindheit befreundet sind. Dann reist sie Kapitel für Kapitel der Geschichte Rumäniens entlang zurück in die Vergangenheit und in verschiedene Episoden aus Levs Leben und seiner Freundschaft mit Kato.

Meine Meinung:
Schon "Die Unschärfe der Welt" hat mich begeistert, was vor allem an Wolffs einzigartigem Schreibstil liegt, auf den man sich aber einlassen muss. Auch bei "Lichtungen" habe ich ein wenig Zeit gebraucht, um im Roman und bei den Figuren anzukommen, habe mich dann aber in einer beeindruckenden und spannenden Geschichte wiedergefunden. Dennoch hat mir "Die Unschärfe der Welt" fast noch ein wenig besser gefallen, weil es mich emotional einfach besser abholen konnte, während "Lichtungen" - vielleicht gewollt, vielleicht auch nicht - diesbezüglich eher ein wenig kühl bleibt.

Schreibstil und Aufbau:
Eine von hinten nach vorne erzählte Geschichte ist definitiv eine aussergewöhnliche Idee und von Wolff sehr geschickt umgesetzt. Sie springt zwar - auch wenn sie grundsätzlich chronologisch erzählt - trotzdem immer wieder umher, flicht Rückblenden ein und hinterlässt kleine Hinweise auf Ereignisse, die noch kommen könnten oder bereits geschehen sind, dies geschieht aber alles mit einer enormen Leichtigkeit und Finesse. Dadurch wirkt die Geschichte, als würde sie an einem grossen Tisch bei einem Familientreffen erzählt. Alle steuern noch ihre Erinnerungen und Anekdoten bei und unterbrechen sich gegenseitig mit ihren Einwürfen.

Meine Empfehlung:
Wolffs Schreibstil, die geschickte und kluge Verknüpfung ihrer Figuren mit der Geschichte Rumäniens und ganz Europa sowie ihre schriftstellerischen Kniffe und Ideen haben es in sich. Ich freue mich auf weitere Bücher dieser beeindruckenden Autorin.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Lichtungen
Autorin: Iris Wolff, geboren in Hermannstadt, Siebenbürgen. Die Autorin wurde für ihr literarisches Schaffen mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, darunter mit dem Marieluise-Fleißer-Preis und dem Marie Luise Kaschnitz-Preis für ihr Gesamtwerk. Zuletzt erschien 2020 der Roman »Die Unschärfe der Welt«, der mit dem Evangelischen Buchpreis, dem Eichendorff-Literaturpreis, dem Preis der LiteraTour Nord und dem Solothurner Literaturpreis ausgezeichnet sowie unter die fünf Lieblingsbücher des Deutschen als auch des Deutschschweizer Buchhandels gewählt wurde. Die Autorin lebt in Freiburg im Breisgau.
Sprache: Deutsch
Gebunden mit Schutzumschlag: 256 Seiten
Verlag: Klett-Cotta
Erscheinungstermin: 13.01.2024
ISBN: 978-3-608-98770-6

Rezension: Wie schwer wiegt ein Schatten

Rezensionsexemplar aus dem Dumont Verlag

Wie schwer wiegt ein Schatten - Christiane Wirtz

Beschreibung des Verlages:

Tel Aviv 2008. Nach dem Tod ihrer Großmutter steht die junge Radiojournalistin Mia vor einem Wendepunkt. Von ihrem Sender wird sie nach Tel Aviv geschickt. Hier lernt sie den Kameramann David kennen, Sohn polnisch-bulgarischer Juden. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Doch David ist verheiratet und er hat eine Tochter, die er kurz zuvor adoptiert hat.
Mit David stellt sich Mia langsam ihrer eigenen Familiengeschichte, vor allem dem Verlust ihrer Mutter, der ihr als Siebenjährige widerfuhr. Fernab der Heimat sucht Mia Antworten auf Fragen, die sie seit ihrer Kindheit begleiten, hofft auf eine Versöhnung mit der Vergangenheit. In dem stets bedrohten Land Israel und in der Liebe zu einem Mann sucht sie nach ihrem Platz, um die Leerstelle, die die Mutter hinterlassen hatte, zu schließen.

Inhalt:
In der geschichtsträchtigen und bedrohten Stadt Tel Aviv entflammt eine verbotene Liebe zwischen der aus Deutschland angereisten Journalistin Mia und dem einheimischen David. Denn David ist verheiratet und Vater einer Adoptivtochter. Als Mia Ruth ausfindig macht, eine damalige Freundin ihrer verstorbenen Mutter, wird sie mit Wahrheiten und Schicksalen aus ihrer Familiengeschichte konfrontiert, denen sie bisher ausgewichen ist.

Meine Meinung:
Zum ersten Mal seit vielen Jahren habe ich mich mit einem Buch aus einem meiner liebsten Verlage schwer getan. Die ersten paar Kapitel wirken durch den überladenen Schreibstil, der innerhalb von kürzester Zeit enorm viele Personen, Schicksale, Orte, Beschreibungen und historische Hintergründe kombiniert, sehr, sehr zäh. Ich weiss nicht, ob ich weitergelesen hätte, wenn dieses Buch kein Rezensionsexemplar gewesen wäre.
Doch dann trifft die Protagonistin Mia auf Ruth, welche sie sofort herzlich bei sich aufnimmt und bereit ist, mit ihr gemeinsam in viele schöne aber auch sehr schmerzliche Kapitel ihrer Vergangenheit zu reisen. In Ruth findet sie eine mütterliche Freundin und beginnt, viele Erinnerungen und Geschichten aus ihrer Kindheit zu verstehen.
Gleichzeitig wird die ausweglos wirkende Liebesgeschichte zwischen Mia und David sehr realistisch beschrieben und es hat mir sehr gut gefallen, wie zwiegespalten Mia sich gegenüber dieser komplizierten Affäre verhält.
Auch habe ich nach einigen Kapiteln begonnen, mich vor allem auf Mias Familiengeschichte und ihre Liebe zu konzentrieren und habe dabei eine immer grössere Sogwirkung erlebt. Denn auch wenn dieses Buch vor allem am Anfang so wirkt, als würde es dabei helfen wollen, den Nahost-Konflikt besser zu verstehen, so bietet es vielmehr einen einfühlsamen Einblick in das Leben israelischer Juden. In ihre Ängste und Sorgen, ihr Freud und Leid. Und nicht zuletzt deshalb ist das Buch einfach ein ehrlicher Bericht  über diese gebeutelte Region. Es weiss nämlich, dass es nicht mit Hetze oder Parolen lösen kann, was seit so vielen Jahrzehnten im Argen liegt, es zeigt einfach auf, wie ein Alltag in einem bedrohten Land aussehen kann.

Fazit:
"Wie schwer wiegt ein Schatten" hat es mir vor allem am Anfang nicht einfach gemacht. Wer aber über ein wenig Sitzfleisch und vor allem Offenheit für menschliche Schicksale verfügt, findet in diesem Buch eine berührende Familiengeschichte und eine abenteuerliche Romanze.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Wie schwer wiegt ein Schatten
Autorin: CHRISTIANE WIRTZ, 1970 geboren, studierte Rechtswissenschaften in Berlin. Sie arbeitete als Journalistin für die Süddeutsche Zeitung und den Deutschlandfunk. Als freie Journalistin war sie ein Jahr in Tel Aviv tätig. 2014–2016 war sie stellvertretende Sprecherin der Bundesregierung. Danach wechselte sie als Staatssekretärin ins Bundesjustizministerium. Seit 2020 ist sie wieder freie Journalistin und Autorin. Christiane Wirtz lebt in Berlin. www.christiane-wirtz.de
Sprache: Deutsch
Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen: 288 Seiten
Verlag: Dumont
Erscheinungstag: 11.03.2025
ISBN: 978-3-7558-0021-7

Rezension: Prima Aussicht

Prima Aussicht - Judith Poznan

Beschreibung des Verlages:

Als ihr Freund Judith eröffnet, kein zweites Kind zu wollen, ist das ein Schock. Müssen sie nicht zu viert sein, um eine »richtige« Familie abzugeben? Die Entscheidung ihres Freundes stürzt Judith in eine Lebenskrise. Doch Rettung naht: Eine Freundin erzählt ihr von einem Campingplatz in Brandenburg; ein ehemaliger Kiestagebau, der in der DDR als Feriendomizil von Bauarbeitern genutzt wurde und heute eine Idylle mit viel Grün drum herum und See in der Nähe ist. Was könnte besser sein, um ihren Sohn doch noch vor einer traumatischen Kindheit zu bewahren? Sie müssen spießig werden! Also kauft Judith kurzerhand einen Wohnwagen, und die Campinganlage bekommt drei neue Bewohner …
Mit Sinn für Komik, voller Gefühl und auch Schmerz erzählt Judith Poznan von einem Sommer zwischen Beziehungsproblemen und Farbeimern. Sie reflektiert das Fragile und zugleich Fordernde, das Familie ausmacht. Ihre Sorgen und Ängste als junge Mutter sind dabei ebenso Thema wie ihr Wunsch, Schriftstellerin zu sein, und die Frage, was eigentlich ihre Herkunft aus dem Ostberlin der Vor- und Nachwendezeit mit ihrer oftmals zerrissenen Gegenwart zu tun hat.

Inhalt:
Auf nicht einmal zweihundert Seiten erzählt Judith Poznan vom Wunsch nach einem zweiten Kind, der von ihrem Partner nicht erwidert wird, vom Plan, endlich ein Buch zu veröffentlichen und vom Sommer auf einem Campingplatz in einem verdächtig riechenden, definitiv nicht mehr ganz neuen Wohnwagen. Schonungslos ehrlich erzählt sie aus dem Leben, vom Träumen und Lieben und sich Verlieren.

Meine Meinung:
Seit Jahren folge ich Judith Poznan bei Instagram, lese ihre Texte und Artikel und habe mich riesig auf dieses Buch gefreut. Ich bin begeistert und sinniere immer noch der Geschichte nach, die so tragisch-komisch und traurig-schön daherkommt und auf wenigen Seiten ganz viel Leben erzählt. Poznans Sprache war mir schon ganz vertraut und hat mich sofort an die Hand genommen und durch die unterschiedlichen Facetten ihrer Geschichte geführt. Und ich bin selber auch ein wenig in Erinnerungen geschwelgt, hatten meine Eltern doch früher auch einen Wohnwagen, mit dem wir vor allem (aber nicht nur) Italien bereist haben.

Schreibstil und Aufbau:
Poznan schafft es, den Schmerz, in der Liebe enttäuscht zu werden, das Gefühl, vor lauter unerfüllten Wünschen nicht mehr zu wissen, wohin mit sich und auch die Freude über kleine Errungenschaften, Begegnungen und Menschlichkeiten wunderbar zart und berührend in Worte zu fassen. Ihr erstes Buch ist eine Gefühlsachterbahn, aber dabei sehr unaufgeregt und es hat mir sehr gut gefallen, wie Poznan in ihrer Geschichte auch immer wieder Raum lässt für musikalische Grössen, bekannte Schriftstellerinnen und historische Figuren, die es ihr angetan haben.

Meine Empfehlung:
"Prima Aussicht" ist ein Buch der leisen Töne und erzählt doch so eine grosse Geschichte. Es ist ein wahres Lesevergnügen, das sich nur ungern wieder aus der Hand legen lässt.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Prima Aussicht
Autorin: JUDITH POZNAN wurde 1986 in Berlin-Lichtenberg geboren. Nach ihrer Ausbildung zur Buchhändlerin studierte sie an der Freien Universität Berlin Literaturwissenschaften und Publizistik. Sie schreibt regelmäßig für ZEIT ONLINE, die BERLINER ZEITUNG und SPIEGEL ONLINE. Mit ihrem Instagram-Account (@judith_poznan) erreicht sie täglich Tausende Follower. Bei DuMont erschien 2021 ihr Debüt ›Prima Aussicht‹.
Sprache: Deutsch
Taschenbuch: 192 Seiten
Verlag: Dumont
Erscheinungstag: 19.07.2022
ISBN: 978-3-8321-6658-8

Rezension: Man kann auch in die Höhe fallen

Man kann auch in die Höhe fallen - Joachim Meyerhoff

Beschreibung des Verlages:
Nachdem er in Wien von einem Schlaganfall aus der Bahn geworfen wurde, hofft Joachim Meyerhoff, durch einen Neuanfang in Berlin wieder Fuß zu fassen. Doch alles kommt anders als gedacht. Die neue Stadt zerrt an den Nerven und die künstlerische Arbeit als Schriftsteller und Schauspieler fällt ihm von Tag zu Tag schwerer.
Auf der Geburtstagsfeier seines kleinen Sohnes ereignet sich ein Zwischenfall, der keinen Zweifel daran lässt, dass es so nicht weitergehen kann. Der Erzähler verlässt Berlin und zieht zu seiner Mutter aufs Land, die auf einem herrlichen Grundstück unweit vom Meer ein sehr selbstbestimmtes Leben führt. Mutter und Sohn sind sich immer schon sehr nah gewesen, aber diese gemeinsamen Wochen werden zu einer besonderen Zeit. Der Sohn klinkt sich ein in den Tagesablauf der Mutter, beginnt seinen Theaterroman und andere Geschichten zu schreiben und findet allmählich heraus aus Zorn und Nervosität, die ihn sein ganzes Leben begleitet haben.

Inhalt:
Der Schock nach seinem Schlaganfall sitzt immer noch tief und gleichzeitig erholt sich Joachim Meyerhoff auch nur schwer von einem anstrengenden Umzug und hadert mit seiner Arbeit als Schauspieler und Autor. Als ausgerechnet bei der Geburtstagsfeier seines Sohnes alle Dämme brechen, muss er Abstand zwischen sich und seinen Alltag bringen und zieht zu seiner Mutter aufs Land.

Meine Meinung:
Dieser Roman war mein erstes Buch von Joachim Meyerhoff, obwohl ich eigentlich schon so lange einmal etwas von ihm lesen wollte und ich habe mich sofort in der mitten aus dem Leben gegriffenen Sprache verloren. Die humorvollen, berührenden und oft überraschenden Texte erweckten dein Eindruck, als würde der Autor neben mir sitzen und mir bei einem guten Glas Wein aus seinem Leben erzählen und seinen Geschichten habe ich von Herzen gerne "gelauscht", auch wenn sich darin immer wieder kleinere Längen finden.
Das Buch ist zwar eine Art loser Abschluss seiner "Alle Toten fliegen hoch"-Reihe, aber dieser persönliche Einblick in sein Leben, der wohl ein wenig auch abschliesst, mit vielem, was er hinter sich lassen will und muss und hoffentlich endlich auch kann, funktioniert ganz sicher auch unabhängig. Dennoch freue ich mich schon auf die ersten fünf Bände, die ich mir bald ausleihen und lesen darf.

Schreibstil und Aufbau:
In kurzen Kapiteln schreibt Meyerhoff vom Ankommen und zur Ruhe kommen auf dem Land. Von der täglichen harten Arbeit in ihrem riesigen Garten am Meer, von langen Gesprächen mit Whisky am Strand, von Erinnerungen, von Lesungen, vom Leben am Theater und immer wieder vom Alltag mit seiner Mutter. Es sind Geschichten aus ihrem gemeinsamen Leben, aus seiner Kindheit und Jugend, die ihn stets liebevoll auf seine selbstständige, unbeirrbare Mutter, auf seine aufbrausende, anpackende Mutter, auf seine verletzliche und eigensinnige Mutter blicken lassen. Mit jeder Geschichte wird eine neue Facette seines Lebens und Werdens beleuchtet.
Die autobiografischen Texte werden zu Hommagen an längst verstorbene Theaterkollegen, humorvolle Abenteuer am Rande des eigenen Wahnsinns, nachdenkliche Rückblicke auf ein nicht immer einfaches Leben, auf tragische Verluste und herausfordernde Familiensituationen und zu sehr berührenden, zärtlichen Blicken auf die älter werdende Mutter, die immer wieder zum sicheren Hafen des Erzählers wird.

Meine Empfehlung:
Das Buch hat mich begeistert und tief berührt und ich bin froh, dass noch viele weitere Texte des Autors darauf warten, von mir entdeckt zu werden.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Man kann auch in die Höhe fallen
Autor: Joachim Meyerhoff, geboren 1967 in Homburg/Saar, aufgewachsen in Schleswig, hat als Schauspieler an verschiedenen Theatern gespielt, unter anderem am Burgtheater in Wien, am Schauspielhaus in Hamburg, an der Berliner Schaubühne und den Münchner Kammerspielen. Dreimal wurde er für seine Arbeit zum Schauspieler des Jahres gewählt. 2011 begann er mit der Veröffentlichung seines mehrteiligen Zyklus »Alle Toten fliegen hoch«. Seine Romane wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, zuletzt 2024 mit dem Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor.
Sprache: Deutsch
Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen: 368 Seiten
Verlag: Kiepenheuer&Witsch
Erscheinungstermin: 07.11.2024
ISBN: 978-3-462-00699-5

Rezension: Die Erpressung des Soßen-Königs (Rory Shy, der schüchterne Detektiv, Bd. 6)

Die Erpressung des Soßen-Königs (Rory Shy 6) - Oliver Schlick

Reiheninfos:
1. Rory Shy, der schüchterne Detektiv (erschienen im August 2020)
2. Der Fall der roten Libelle (erschienen im Juli 2021)
3. Das Rätsel um Schloss Eichhorn (erschienen im Februar 2022)
4. Das Verschwinden der Amanda Kent (erschienen am 20.09.2022)
5. Ein Clown unter Verdacht (erschienen am 14.03.2023)
6. Die
Erpressung des Soßen-Königs (erschienen am 14.03.2024)
7. Der verratene Ganove (erschienen am 12.02.2025)
Band 8. erscheint im Frühjahr 2026 :-D

Beschreibung des Verlages:
Ein neuer Fall für den berühmten schüchternen Detektiv und seine 13-jährige Assistentin Matilda: Während der Musical-Aufführung von „Mörderische Ehefrauen“ wird Matilda Zeugin eines Verbrechens, als eine Darstellerin von der Bühne entführt wird. Die Schauspielerin entpuppt sich als Tochter des Millionärs Gisbert König – auch genannt der „Soßen-König“ –, der mit dem Verkauf von Fertigsoßen reich wurde. Wer steckt hinter der Entführung? Unterstützt werden Rory und Matilda wie immer von dem hasenfüßigen Cockerspaniel Dr. Herkenrath.

Inhalt:
Matilda hat eigentlich genug von "Mörderische Ehefrauen", so oft hat sie die True-Crime-Serie bereits gesehen. Da wird sie ausgerechnet von Danny zu "Mörderische Ehefrauen, das Musical" eingeladen. Noch vor der Pause allerdings ereignet sich auf der Bühne eine echte Entführung und Matilda heftet sich gemeinsam mit Rory Shy an die Fersen des Verbrechers. Sie lesen Erpresserbriefe und kümmern sich um den Vater der Entführten, den legendären Soßen-König. Schnell wird allerdings klar, dass nichts ist, wie es scheint und dass mindestens ein Zeuge lügt...

Meine Meinung:
Bereits zum sechsten Mal durfte ich gemeinsam mit Matilda und Rory Shy an einem Fall herumrätseln und diesmal hatte ich von Anfang an den richtigen Riecher, was die Lösung des Falles anbelangt. Dreimal habe ich meine Meinung zwar noch geändert, weil so viele verschiedene Irrungen und Wirrungen mich stets aufs Neue auf eine falsche Fährte gebracht haben, aber am Ende war mein erster Gedanke der richtige. Dies hat meinem Lesevergnügen keinen Abbruch getan, ganz im Gegenteil. Es war mir einmal mehr ein grosses Fest, die junge Matilda und ihren schüchternen Vorgesetzen bei den spannenden Ermittlungen zu begleiten.

Schreibstil und Aufbau:
Seit einem Jahr schon ermittelt Matilda gemeinsam mit Rory Shy und so langsam beginnen gewisse Jungs ihr Interesse zu wecken. Matildas Entwicklung zur Teenagerin ist äusserst liebevoll und mit viel Humor beschrieben. So ist beispielsweise der Musicalbesuch mit Danny auf KEINEN Fall ein Date...

Generell sind die Figuren das absolute Herzstück dieser Reihe. Immer wieder tauchen liebgewonnene alte Bekannte wie Charlotte Sprudel, Frau Ziegler und natürlich Matildas ängstlicher Hund Dr. Herkenrath auf und bei jedem Band lernen wir diese besser kennen. Aber auch Figuren, die nur einmal auftreten sind detailliert und grandios beschrieben und sorgen für ein grosses, abwechslungsreiches Lesevergnügen.

Meine Empfehlung:
Diese Reihe hat es mir einfach angetan, die schrägen Figuren und witzigen Dialoge, die klug konstruierten Fälle und der sehr warmherzige und liebenswerte Schreibstil. Auch für diesen Band gibt es von mir eine herzliche Empfehlung.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Die Erpressung des Soßen-Königs
Autor: Oliver Schlick wurde 1964 in Neuwied/Rhein geboren. Nach Abitur und Zivildienst studierte er Sozialarbeit an der FH Düsseldorf. Seit mehreren Jahren ist er in der stationären Jugendhilfe und der Flüchtlingsarbeit tätig. Oliver Schlick lebt in Düsseldorf, und wenn er nicht schreibt, verbringt er die Zeit mit dem Sammeln von Schneekugeln und Blechspielzeug sowie dem exzessiven Hören von »The Cure«.
Sprache: Deutsch
Hardcover: 320 Seiten
Verlag: Ueberreuter Verlag
Erschienen am:
14.03.2024
ISBN:
978-3-7641-5258-1

Rezension: Die Frau im lila Rock

Rezensionsexemplar aus dem btb Verlag via Bloggerportal von Randomhouse, vielen Dank!

Die Frau im lila Rock - Natsuko Imamura

Beschreibung des Verlages:

Die Frau im lila Rock scheint in ihrer eigenen Welt zu leben und bewegt sich traumwandlerisch durch überfüllte Straßen, ohne von ihrer Umwelt Notiz zu nehmen. Sie ist eine alleinstehende Frau. Sie lebt in einer kleinen, heruntergekommenen Wohnung und ist knapp bei Kasse. Sie sitzt jeden Nachmittag auf derselben Parkbank. Sie kauft jeden Tag ein Sahnetörtchen, das sie im Park verzehrt. Aber sie wird beobachtet. Die Frau in der gelben Strickjacke ist unbemerkt immer dort, wo die Frau im lila Rock sich aufhält. Doch sie ist keine Stalkerin – es ist viel komplizierter!
Über zwei Leben, die auf unheimliche Weise miteinander verflochten sind.

Inhalt:
Die vorerst namenlose Protagonistin geht still und ganz für sich einem unscheinbar wirkenden Alltag nach und fällt nur durch ihren lila Rock und die besondere Fähigkeit auf, wie eine Eiskunstläuferin durch Menschenmengen zu gleiten. Beobachtet wird sie von einer Frau, die es gut mit ihr zu meinen scheint, die stets eine gelbe Strickjacke trägt und die verdächtig viel über den Alltag der Frau im lila Rock weiss.

Meine Meinung:
Das Buch ist mir irgendwo bei Instagram begegnet und hat mich nicht mehr losgelassen, weshalb ich es unbedingt auch lesen wollte. Das schmale Büchlein ist fast zu dünn, um Roman genannt zu werden, aber es steckt voller Handlung. Zwei Frauen begegnen sich, wovon eine die andere genau beobachtet, vielleicht sogar verfolgt, ihr zu einem Job verhilft und sich wie ein Schatten an ihre Fersen heftet. Doch warum fühlt sich die Frau mit der gelben Strickjacke für die Frau im lila Rock verantwortlich? Warum ist es ihr so wichtig, selber aufzufallen und dennoch nicht erkannt zu werden?

Aufbau und Schreibstil:
Erst im Verlauf der Geschichte wird klar, wer die beiden Frauen sind, aber viele Fragen bleiben. Leerstellen wollen gefüllt werden und die Gedanken kreisen auch noch lange nach dem Lesen der letzten Seite um die Geschichte.
Natsuko Imamura hat - wie ihre Protagonistin - als Zimmermädchen in einem Hotel gearbeitet und lässt hinter die Kulissen der Hotelindustrie blicken. Sie zeigt schönen Schein, harte Arbeitsbedingungen, Spannungen zwischen den Mitarbeiterinnen und eine brodelnde Gerüchteküche aber auch Figuren, die ihrer Arbeit gerne und gewissenhaft nachgehen sowie Chefs, welche ihre Machtpositionen ausnutzen.
Dies gelingt mit wenigen Worten, kurzen Sätzen, prägnanten Dialogen und einer Sogwirkung und einer düsteren, fast schon ein wenig bedrohlichen Atmosphäre, die mich das Buch kaum aus den Händen legen liessen.

Meine Empfehlung:
Natsuko Imamura könnt ihr euch merken, diese Frau kann schreiben und Stimmungen erzeugen, Figuren mit wenigen Worten skizzieren und tief in ganz unterschiedliche Lebensrealitäten entführen. "Die Frau im lila Rock" ist ein spannendes Lesevergnügen mit eher offenem Ende, das ganz viel Lust nach mehr geweckt hat.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Die Frau im lila Rock
Autorin: Natsuko Imamura ist eine der aufregendsten jungen Autorinnen Japans. Für »Die Frau im lila Rock« erhielt sie den renommierten Akutagawa-Preis. Natsuko Imamuara wurde in Hiroshima geboren und lebt heute mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Osaka. Wie die Frau im lila Rock hat sie als Zimmermädchen in einem Hotel gearbeitet.
Sprache: Deutsch
Aus dem Japanischen von: Katja Busson
Taschenbuch, Broschur: 128 Seiten
Verlag: btb
Erschienen am: 12.02.2025
ISBN: 978-3-442-77486-9

Rezension: Als wir Schwäne waren

Als wir Schwäne waren - Behzad Karim Khani

Beschreibung des Verlages:
Von Wahrheit und Willkür in den Plattenbausiedlungen der alten BRD – Der neue Roman von Behzad Karim Khani, dem Shootingstar der deutschen Literatur
Ein Junge, der sich eine Gewalt herbeisehnt, die eine Kuhle hinterlässt mit den Umrissen Deutschlands. Er lebt in einer Siedlung, wo die Küchen keine Abzüge haben, und in deren Fluren es nach Armut, Majoran und Etagenbetten riecht. Es sind die 1990er und er ist mit seiner Familie aus dem Iran ins Ruhrgebiet geflohen. Die Mutter ist Soziologin, der Vater ein Schriftsteller, in dessen Sprache es fünfzehn verschiedene Begriffe für Stolz gibt. Deutschland erlebt er als Kränkung und wird zum Beobachter. Erschöpft sich dabei, das Land zu begreifen, während die Mutter an das An- und Weiterkommen glaubt und die Wut des Sohnes immer ungehemmter wird. Denn auf den Straßen seines Viertels herrscht eine Gewalt, von der die Eltern wenig mitbekommen.
Ein Roman über ein tristes Land. Über die Diaspora als Heimat. Über die Freiheit im Fremdsein. Über kaputte Aufzüge und die Wahrheit der Schwäne.

Inhalt:
Ein Junge aus dem Iran kommt in Deutschland an und beginnt, sich inmitten von heruntergekommenen Wohnungen, Armut, Gewalt und Verzweiflung ein neues Leben aufzubauen. Die Abschlüsse der Eltern werden in der neuen Heimat nicht anerkannt, Drogen und Markenklamotten dominieren die Schulhöfe und nur, wer weiss, wie man sich einflussreiche Freunde verschafft, wird in Ruhe gelassen.
Seine Eltern verstehen nicht, in welche Kreise ihr Sohn geraten ist und welche Methoden ihm helfen, seinen Platz in diesem von Gewalt dominierten Viertel zu behaupten. Und er versteht nicht, wie sehr die Erinnerungen an den Iran seine Eltern jeden Tag am Leben halten.

Meine Meinung:
Das Buch habe ich von Jamie zum Geburtstag/zu Weihnachten bekommen und ich wäre ohne sie nie darauf aufmerksam geworden. Zum Glück hat sie es mir geschenkt, zum Glück habe ich die kraftvolle, drastische Sprache von Behzad Karim Khani kennenlernen dürfen, zum Glück hat mir dieses Buch immer mal wieder einen Spiegel vorgehalten.
Das Ankommen des jungen Protagonisten in Deutschland ist nicht einfach und es dauert ein Weilchen, bis er seine neue Heimat zu verstehen lernt. Er lernt zum Beispiel, dass es unterschiedlich beliebte Gruppen geflüchteter Menschen gibt, dass Roma immer noch ein wenig schlechter dastehen, als Iraner, aber auch, dass es immer und überall möglich ist, an Drogen heranzukommen.

Schreibstil und Aufbau:
Während der Protagonist Reza im ersten Teil vor allem davon erzählt, wie fremd er sich in Deutschland fühlt, ist er im zweiten Teil mitten in einer Spirale aus Angst, Gewalt und Macht angekommen, die schneller und schneller dreht. Im dritten Teil dann sucht er nach Lösungen und Auswegen und kapselt sich dabei immer stärker von seinen Eltern ab. So fremd, wie das neue Land ihm anfangs war, so fremd sind ihm nun auch seine Wurzeln. Sein Vater, der gebildete Menschenfreund, wird immer verschlossener, seine Mutter, die anfängliche Optimistin, immer verzweifelter.
Behzad Karim Khanis Sprache ist oft brutal und derb und berührt dennoch mit einer fast poetisch wirkenden Zartheit, wenn sie die Zerrissenheit der Figuren, die Trauer über den Verlust von Identität und Würde beschreibt. Das mag plakativ wirken, dennoch hat mich dieser Aufbau tief beeindruckt.

Meine Empfehlung:
Auf das Buch muss man sich einlassen und ja, Gewalt dominiert, die geschilderten Brutalitäten haben es in sich. Aber ich bin tief beeindruckt von dieser eindringlichen Geschichte und der immer mal wieder auch sehr poetischen Sprache des Autors, der einer ganzen sich auf ihren Privilegien ausruhenden Gesellschaft den Spiegel vorhält.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Als wir Schwäne waren
Autor: Behzad Karim Khani wurde in Teheran geboren und wuchs in einer Künstlerfamilie auf. Er war noch keine zehn Jahre alt, als er mit seinen Eltern nach Deutschland kam und sie sich im Ruhrgebiet niederließen. Seit 2003 lebt er in Berlin-Kreuzberg. Sein Debütroman Hund, Wolf, Schakal erschien 2022 bei Hanser Berlin.
Sprache: Deutsch
Hardcover mit Schutzumschlag: 192 Seiten
Verlag: Hanser Berlin
Erscheinungsdatum: 19.08.2024
ISBN: 978-3-446-28142-4

Rezension: Am Horizont wartet die Sonne

Am Horizont wartet die Sonne - Meike Werkmeister

Beschreibung des Verlages:
Es gibt keine Zufälle, es gibt nur Zeichen. Davon ist die Hamburger Autorin Katrin überzeugt. Doch während sie Bücher schreibt, die anderen Orientierung geben sollen, steckt sie selbst in einer Lebenskrise. Bis das Schicksal auch ihr ein Zeichen gibt: Als sie einen Liebesbrief findet, adressiert an einen Filipe in Portugal, beschließt sie, dem Empfänger die Botschaft persönlich zu überbringen. Mit ihrer Freundin Julia reist sie auf eine idyllische Halbinsel an der Atlantikküste, die Heimat des geheimnisvollen Filipe. Bei der Suche nach ihm gerät Katrin unversehens in ein Familiendrama. Und findet etwas, wonach sie gar nicht gesucht hat …

Inhalt:
Nach einer Trennung ist die Hamburger Autorin Katrin dabei, sich ein neues Leben aufzubauen. Aber ausgerechnet mit dem Schreiben klappt es gerade nicht so, wie es sollte. Sie beschliesst, sich eine Auszeit zu nehmen. Gemeinsam mit ihrer Cousine Julia reist sie einer ganz einzigartigen Spur nach: einem Liebesbrief mit unvollständiger Adresse, welchen sie am Flughafen gefunden hat. In einem kleinen Küstenstädtchen in Portugal angekommen sind aber plötzlich unvorhergesehene Gefühle und Komplikationen im Spiel.

Meine Meinung:
Zum ersten Mal spielt ein Buch von Meike Werkmeister nicht mehrheitlich in Deutschland und an der Nordsee. Vielmehr verreist die Protagonistin nach Portugal und verbringt dort einen folgenschweren Urlaub im kleinen (fiktiven) Küstenstädtchen Marinal. Besonders gut gefallen hat mir, dass nicht nur Katrins Hund Murmel eine prominente Rolle einnimmt, sondern dass die Hauptfigur und die Menschen in Marinal auch ein Herz für Strassenhunde haben.
Auch Katrins Cousine Julia erlebt ihre eigenen Abenteuer. Ausgerechnet ein junger Surfer hat es ihr besonders angetan. Kann sie ihm vertrauen, oder gehört es zum Sport dazu, dass er sich regelmässig auf deutsche Touristinnen einlässt?

Schreibstil und Aufbau:
Die Beschreibungen haben mich begeistert, ich habe die Meerluft gerochen und den Sand zwischen meinen Zehen gespürt. Auch liess Werkmeister mir mit ihren kulinarischen Experimenten immer wieder das Wasser im Munde zusammenlaufen.
Weniger passend und somit auch weniger glaubwürdig sind allerdings die vielen konstruiert wirkenden Zufälle sowie das doch sehr verdächtig glückliche Ende gestaltet. Ausgerechnet die realistischen Schilderungen von Freundschaften, Beziehungen und dem Leben selbst sind es, welche mir in den anderen Romanen der Autorin so gut gefallen haben. Aber in diesem Buch wurde die Handlung leider immer unrealistischer. Trotzdem habe ich die Geschichte sehr gerne gelesen und mich mit grosser Freude an den schönen portugiesischen Strand entführen lassen.

Meine Empfehlung:
Dieser Roman der Autorin hat mich zwar nicht ganz überzeugen können, der Schreibstil und die schönen Beschreibungen haben mich aber trotzdem sehr gut unterhalten und mich ein wenig in den portugiesischen Sommer entführt.

Zusätzliche Infos:
Titel: Am Horizont wartet die Sonne
Autorin: Meike Werkmeister ist Buchautorin und Journalistin. Ihre Romane stehen regelmäßig auf der SPIEGEL-Bestsellerliste. Sie lebt mit ihrer Familie in Hamburg. Wann immer sie Zeit hat, fährt sie an die Nordsee, wo sie oft auch die Ideen für ihre Geschichten findet www.meikewerkmeister.de
Sprache: Deutsch
Taschenbuch, Klappenbroschur: 432 Seiten
Verlag: Goldmann
Erschienen am: 03.05.2023
ISBN: 978-3-442-49416-3

Lese-Statistik März 2025


Hallo ihr Lieben

Der März war ein sehr intensiver Monat - bestehend aus drei sechs- und einer siebentagewoche - und ich bin nicht böse, dass er nun vorbei ist und dass der April mit zwei Wochen Frühlingsferien an meinen Musikschulen ein wenig ruhiger wird. Trotzdem habe ich alle März-Erlebnisse in vollen Zügen genossen. Das waren unter anderem drei Tage der offenen Tür an drei Musikschulen, drei Konzerte, ganz viele Proben, Planungssitzungen und Fotoshootings, Frühlingsgefühle, ein wunderschönes Bücherwurmtreffen in Luzern, Berge, Blütenmeer, erste geglückte Balkongartenexperimente und schöne Abendessen, ein Kinobesuch und Begegnungen mit Herzensmenschen.
 
Gelesen habe ich zuerst viel, dann wenig und es sind mehr Bücher hier eingezogen, als erwartet, weshalb der SuB nur langsam schrumpft, dem soll es aber im April an den Kragen gehen. Einige im März begonnene Bücher habe ich nämlich in den April mitgenommen und obwohl in den zwei unterrichtsfreien Wochen viele Projekte anstehen, werde ich mir einzelne freie Tage gönnen können. Schon bald sollte es also Rezensionen regnen. Oder so :-D

Gelesen im März

Poetisch erzähltes, fast gedichtähnliches Büchlein, unterhaltsam, aussergewöhnlicher Schreibstil

Schöner Sommerroman mit vielen Gartenfreuden, Hamburgliebe und einer überzeugenden Protagonistin


Beeindruckendes und berührendes Jugendbuch rund um die Themen Mobbing und Freundschaft, lesen!


Nicht ganz überzeugender Abschluss der Maierhofen-Reihe, insgesamt trotzdem schön zu lesen


Gesellschaftskritischer Krimi mit spannenden Beschreibungen und guter Unterhaltung


Roadtrip nach Osteuropa, Reise in die Vergangenheit, anfangs spannend, dann immer langatmiger


Eine Künstlerin/Ehefrau/Träumerin als Protagonistin, grandioser Schreibstil, verdienter Buchpreis 2024


Überragender Krimi mit heftigem Inhalt (TW beachten), spannend, einzigartig, Leseempfehlung



Alle Rezensionen und Seitenzahlen

Paare - Maggie Millner   (128 Seiten)
Das Glück riecht nach Sommer - Meike Werkmeister   (464 Seiten)
Wolf - Saša Stanišić   (192 Seiten)
Spätsommerliebe - Petra Durst-Benning   (320 Seiten)
Das Skalpell des Engels - Claudio Coletta   (238 Seiten)
Lazarus - Aleksandar Hemon   (352 Seiten)
Hey guten Morgen, wie geht es dir? - Martina Hefter   (224 Seiten)
Seltsame Sally Diamond - Liz Nugent   (392 Seiten)


Neuzugänge

Wie schwer wiegt ein Schatten - Chsistiane Wirtz (Rezensionsexemplar)
Die Frau im lila Rock - Natsuko Imamura (Rezensionsexemplar)
Wolf - Saša Stanišić (neu gekauft)
Überwintern - Katherine May (neu gekauft)
Kleine Probleme - Nele Pollatschek (neu gekauft)
Schwarzer Mittwoch - Nicci French (am Strassenrand gefunden :-) )
Hey guten Morgen, wie geht es dir? - Martina Hefter (von meinem Vater geliehen)


Alle Zahlen in der Übersicht:

Gelesene Bücher: 8
Abgebrochene Bücher: -
Ungelesen aussortierte Bücher: -

Gelesene Seiten: 2'310 Seiten
Durchschnittliche Seitenzahl pro Tag: 74.5 Seiten
Bücher von Autorinnen: 5
Bücher von Autoren: 3
Autor*innenduos (oder Gruppen): -
Geschenkt bekommene Bücher: -
Ausgeliehen: 1
Buchgewinn: -
Buchprämien: -
Rezensionsexemplare: 2
Neu gekaufte Bücher: 3
Secondhand gekaufte Bücher: -
Eingesammelte Bücher: 1
Bibliotheksbücher: -
Gesamte Neuzugänge: 7
SuB am Monatsbeginn:
81
Aktueller SuB: 80
Differenz: - 1