Rezension: Ein Geist in der Kehle

Ein Geist in der Kehle - Doireann Ní Ghríofa

Beschreibung des Verlages:

ZWEI SCHRIFTSTELLERINNEN, Jahrhunderte voneinander getrennt: In ihrem ungewöhnlichen Prosadebüt verbindet Doireann Ní Ghríofa Essay und Autofiktion, um das Innenleben und die tiefe Verbundenheit zwischen zwei schreibenden Frauen aus zwei verschiedenen Epochen zu erkunden. Es ist eine Feier des Lebens, der Liebe und des rechten Umgangs mit Leiden.
Im 18. Jahrhundert trinkt eine irische Adelige, als sie erfährt, dass ihr Mann ermordet wurde, eine Handvoll seines Blutes und verfasst ein außergewöhnliches Gedicht, das zum nationalen Mythos werden wird. In der Gegenwart entgeht eine junge Mutter nur knapp einer Tragödie und stößt auf ein Gedicht, das sie bereits als Schulkind gelesen hat. Besessen von den Parallelen zu ihrem eigenen Leben macht sie sich auf die Suche nach dem verschwiegenen Rest des Geschehens.
Eine große Geschichte über eine Frau, die ihre Stimme befreit, indem sie in die Vergangenheit vordringt und die einer anderen findet.

„Dies ist ein weiblicher Text geschrieben im einundzwanzigsten Jahrhundert. Wie spät es ist. Wie viel sich verändert hat. Wie wenig.“

Inhalt:
Die irische Schriftstellerin Eibhlín Dubh Ní Chonaill verfasst im 18. Jahrhundert ein Klagelied über ihren gewaltsam getöteten Mann. Im 21. Jahrhundert nimmt sich eine Autorin diesem Text an, den sie seit ihrer Kindheit kennt und beginnt damit, ihn in ihre eigene Sprache, Zeit und in ihr eigenes Leben als Frau und Mutter zu übersetzen. So füllen sich immer weitere Leerstellen und die beiden Leben beginnen sich an den Rändern zu verflechten.

Meine Meinung:
Das Buch hat vor einem Jahr einen kleinen Hype ausgelöst und nun durfte ich auch endlich in diese ganz spezielle, schwer in Worte zu fassende Welt eintauchen. Genau so, wie unsere Protagonistin die Stimme der irischen Dichterin wie einen Geist in ihrer Kehle spürt, so lässt sie auch uns Lesenden an deren Geschichte teilhaben und dies geschieht mit einem Text, in dem die Frauen für einmal nicht unsichtbar gemacht werden. Und während Doireann Ní Ghríofa eine autofiktionale Geschichte um eine irische Adlige und ihr eigenes Leben als Frau und Mutter spinnt, betont sie immer wieder, dass überall, wo Frauen ihre Spuren hinterlassen indem sie etwas herstellen, schreiben, stricken, erzählen oder auch auslöschen, verbrennen und verändern, sprichwörtlich oder im übertragenen Sinne ein weiblicher Text entsteht.

Schreibstil und Aufbau:
Jedem Kapitel ist eine Zeile aus Eibhlín Dubh Ní Chonaills Klagelied vorangestellt und wie die aus der ich-Perspektive erzählende Protagonistin tauchen dadurch auch wir Lesenden mehr und mehr in die Welt von Eibhlín Dubh Ní Chonaill und in ihre Trauer um ihren ermordeten Ehemann ein. Unsere Protagonistin hat selber ganz kleine Kinder, ihr jüngstes schwebt sogar ganz kurz zwischen Leben und Tod, im Buch wird getrauert, gebangt, gestillt und aufgeatmet. Wir begleiten sie durch die Erinnerungen an ihre Studienzeit, durch die Betrachtungen ihres eigenen Körpers, schlaflose Nächte und durch ihre rastlose Recherche auf den Spuren von Eibhlín Dubh Ní Chonaill.

Meine Empfehlung:
Ein beeindruckendes, nicht ganz einfaches Buch über die jahrhundertelange Unsichtbarmachung weiblicher Texte und Lebensgeschichten, das kraftvoll, eindringlich und nahbar von Mutterschaft und vom (Wieder-)Erlangen einer eigenen Sprache erzählt. Wie man allerdings als Verlag auf die Idee kommen kann, ausgerechnet bei einem solchen Text männliche Übersetzer zu wählen, werde ich wohl nie nachvollziehen können...

Zusätzliche Infos:
Titel:
Ein Geist in der Kehle
Autorin: Doireann Ní Ghríofa ist eine irische Dichterin und Essayistin. Ihre Themen kreisen um Mutterschaft und Begehren, Tod und Familie, in ihrem Schreiben überbrückt sie die Grenzen zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Sie ist vielfach preisgekrönt, ihre Werke sind in zahlreiche Sprachen übersetzt. Für ihre Texte erhielt sie unter anderem das Lannan Literary Fellowship (USA), den Ostana-Preis (Italien), ein Seamus Heaney Fellowship (Queen's University), den Hartnett Poetry Award und den renommierten Rooney Prize for Irish Literature. Mit »Ein Geist in der Kehle« gelang ihr ein international gefeierter Bestseller und der vielfach beachtete Durchbruch auf literarischer Ebene, sie gewann damit u.a. den An Post Irish Book of The Year Prize.
Sprache: Deutsch
Aus dem Englischen von: Cornelius Reiber, Jens Friebe
Hardcover, mit Schutzumschlag: 384 Seiten
Verlag: btb Verlag
Erschienen am: 29.03.2023
ISBN: 978-3-442-76231-6

Rezension: Einsiedlerkrebse

Einsiedlerkrebse - Anne B. Ragde

Reiheninfos:
1. Das Lügenhaus
2. Einsiedlerkrebse
3. Hitzewelle
4. Sonntags in Trondheim
5. Die Liebhaber
6. Rückkehr

Beschreibung des Verlages:
Die Familiensaga geht weiter: Nach dem Tod der Mutter werden die Karten neu gemischt. Für Bauer Tor, der mit dem alten Vater nun alleine auf dem heruntergekommenen Hof Byneset lebt, sind die Konflikte vorprogrammiert. Seine Tochter Torunn schwebt gerade in neuem Liebesglück und kann sich noch nicht wirklich zu einer Zukunft im Schweinestall durchringen. Bestattungsunternehmer Margido kämpft gegen seine Gefühle an, während Erlend und sein Lebensgefährte in Kopenhagen weit weg von der Familie heimlich an ihrem Kinderwunsch arbeiten. Alles scheint seinen Gang zu gehen, bis auf Byneset die Situation plötzlich eskaliert …

Inhalt:
In der Zeit zwischen den Jahren kommt bei Erlend und Krumme nicht nur besinnliche Stimmung auf. Margido lässt sich auf ein spezielles Date ein und Tor kämpft gegen den finanziellen Ruin seines Hofs an. Bei seiner Tochter Torunn laufen alle Fäden zusammen und sie ist es, die in den entscheidenden Momenten versucht, das richtige zu tun.

Meine Meinung:
Schon der Anfang dieses zweiten Bandes hat mir sehr gut gefallen. Ich war schnell wieder mitten in der Handlung, die düstere, ein wenig trostlose Stimmung passt hervorragend zur Landschaft und zur Lebenssituation der Figuren. Ragdes Schreibstil hat es mir angetan. Sie schafft es, mit wenigen Worten ganze Szenen, Menschen und Geschichten zum Leben zu erwecken und obwohl auf den ersten Blick nicht viel geschieht, sorgen immer grössere Entwicklungen für grosse Veränderungen in der Handlung.

Schreibstil und Aufbau:
Ohne Rückblenden und Zusammenfassungen taucht Anne B. Ragde sofort mitten in die Handlung ein und endet den Roman dann auch wieder so abrupt, wie er begonnen hat. Die düstere Winterstimmung hält an, aber immer wieder sorgen humorvolle Momente für Leichtigkeit. Die angespannte Stimmung nach dem Verlust der Mutter, die kalten Tage und die ganz unterschiedlichen Menschen sind hervorragend beschrieben. Die Erzählperspektive wechselt in jedem Kapitel und ganz ohne Kapitelüberschriften lässt sich jeweils schon am ersten Satz erkennen, welche Figur gerade erzählt. Das ist ganz grosse Kunst.

Meine Empfehlung:
Auch der zweite Band der Reihe hat mir sehr gut gefallen. Ich freue mich schon auf die Fortsetzungen, die sicher noch viele spannende Entwicklungen mit sich bringen werden und empfehle euch die Reihe gerne weiter.

Zusätzliche Infos:
Titel: Einsiedlerkrebse
Originaltitel: Eremitkrepsene
Autorin: Anne B. Ragde wurde 1957 im westnorwegischen Hardanger geboren. Sie ist eine der beliebtesten und erfolgreichsten Autorinnen Norwegens und wurde mehrfach ausgezeichnet. Mit ihren Romanen »Das Lügenhaus«, »Einsiedlerkrebse« und »Hitzewelle« gelang ihr einer der größten norwegischen Bucherfolge aller Zeiten. Nachdem Anne B. Ragde zunächst angekündigt hatte, die Lügenhaus-Serie nicht weiterzuschreiben, erscheint nach »Sonntags in Trondheim« und »Die Liebhaber« mit »Rückkehr« das große Finale der auch in Deutschland gefeierten Buchserie.
Taschenbuch, Broschur: 320 Seiten
Sprache: Deutsch
Aus dem Norwegischen von: Gabriele Haefs
Verlag: btb Verlag
Erschienen am: 14.08.2017
ISBN: 978-3-442-71572-5

Mein SuB kommt zu Wort, 20.11.24

"Mein SuB kommt zu Wort"
Eine Gemeinschaftsaktion von Melli und Vanessa

Guten Abend liebe SuBs und SuB-Besitzer*innen

Vor einem Monat habe ich SuBrina nach langer Zeit wieder einmal an die Tastatur gelassen und heute ist es bereits wieder soweit. Wir freuen uns schon sehr auf den Austausch mit euch und werden in den kommenden Tagen eine Runde auf euren Blogs drehen.

1. Wie groß bist du aktuell (Du darfst entscheiden, ob du nur Print oder eBook & Print zählst)?
Es freut mich, dass ich heute wieder mit euch plaudern darf, hallo zusammen. Hoffentlich wird das wieder zur Routine und Frauchen lässt mich oft an die Tastatur.
Bei meiner letzten Wortmeldung umfasste ich 70 Bücher, im Verlauf des Oktobers habe ich aber ziemlich zugelegt und Ende Oktober wog ich 92 Bücher. Livia ist aber gerade ziemlich konsequent und hat - trotz einem Neuzugang im November - dafür gesorgt, dass ich wieder "nur" 89 Bücher wiege. Es geht also wieder in die richtige Richtung und wir vermuten beide, dass wir bis Ende Jahr noch ein paar Bücher "loswerden" können.

Die SuB-Entwicklung in der Übersicht:
20.05.2016: 222 Bücher (allererste Teilnahme bei dieser Aktion)
20.02.2017: 243 Bücher (absoluter SuB-Höchststand war im Januar 2017 mit 247 Büchern)
20.05.2017: 184 Bücher (nach der grossen Entrümpelung)
20.01.2018: 166 Bücher
20.12.2018: 145 Bücher (es geht voran)
20.01.2020: 132 Bücher (laaaaangsam, aber stetig)
20.01.2021: 116 Bücher
20.01.2022: 101 Bücher (uHu-Bereich in greifbarer Nähe...)
20.08.2022: 96 Bücher (definitiv im uHu-Bereich angekommen)
20.12.2022: 77 Bücher
20.12.2023: 61 Bücher
20.02.2024: 58 Bücher und 2 Bibliotheksbücher
20.10.2024: 70 Bücher
20.11.2024: 89 Bücher

2. Wie ist die SuB-Pflege bisher gelaufen – zeig mir deine drei neuesten Schätze auf deinem Stapel!
Im November ist nur ein Buch hier eingezogen und zwar "Mord im Christmas Express" von Alexandra Benedict. Seit meiner letzten Wortmeldung haben sich hier aber einige Änderungen ergeben und Frauchen hat sogar einen Neuzugänge-Post für den Monat Oktober getippt. Schaut gerne HIER vorbei.

3. Welches Buch hat dich als letztes verlassen, weil es gelesen wurde? War es eine SuB-Leiche, ein Reihen-Teil, ein neues Buch oder ein Rezi-Exemplar und wie hat es deiner Besitzerin gefallen (gerne mit Rezensionslink)?
Zuletzt verlassen hat mich "Einsiedlerkrebse" von Anne B. Ragde. Es ist der zweite Band der Lügenhaus-Reihe und hat Frauchen sehr gut gefallen. Vielleicht wird die Rezension schon morgen erscheinen. Zuletzt rezensiert hat Frauchen übrigens "Bloom. Die Apokalypse beginnt in deinem Garten" von Kenneth Oppel (ZUR REZENSION).

4. Liebe:r SuB, welche Reihenbände liegen auf Deinen Stapeln von Buchreihen mit mindestens vier Teilen? 
Neu in meinen Reihen findet sich das Buch "Winterkartoffelknödel", den ersten Band der Franz Eberhofer-Reihe von Rita Falk. Livia möchte das Buch bald lesen, um zu entscheiden, ob sie die Reihe ganz lesen möchte, schliesslich umfasst diese einige Bände.

Wir freuen uns riesig auf den Austausch mit euch, tippt uns gerne den Link zu euren Beiträgen in die Kommentare und dann kommen wir auf einen Gegenbesuch vorbei.

Auf bald
SuBrina (und Livia)

Rezension: Bloom. Die Apokalypse beginnt in deinem Garten

Bloom. Die Apokalypse beginnt in deinem Garten - Kenneth Oppel

Beschreibung des Verlages:

Das Leben auf der Erde ist in Gefahr: Nach einem starken Regenfall taucht überall schwarzes Gras auf, dessen Herkunft unbekannt ist. Schnell überwuchert es Felder und ganze Städte. Die Menschen leiden unter heftigen Allergien, die Nahrungsmittelversorgung ist bedroht und schließlich greift das Gras Menschen direkt an. Zeitgleich entdecken drei Jugendliche, dass gerade sie seit Beginn des Horrors ihre Allergien losgeworden sind und ungeahnte Kräfte entwickeln. Liegt die Rettung in ihren Händen?

Inhalt:
Anaya, Petra und Seth gehen zur selben Schule und während Anaya und Petra unter schweren Allergien leiden und sehr beliebt sind, ist Seth ein klassischer Aussenseiter. Doch nach heftigen Regenfällen verändert sich das Klima der Erde und ein schnell wachsendes Gras greift Ernten, Wiesen und sogar Menschen und Tiere an. Ausgerechnet die drei Jugendlichen scheinen aber nicht nur immun gegen die Wirkung dieser schnell wachsenden Pflanzen zu sein, sondern auch noch eigenartige Superkräfte zu entwickeln, die ihnen helfen, gegen die Invasion vorzugehen.

Meine Meinung:
Das Buch habe ich vor vielen Jahren bei Favola entdeckt und auf meine Wunschliste gepackt. Nun endlich habe ich es gekauft und bin in seine wilde, bunte Welt eingetaucht. Die Idee hat mich von Anfang an überzeugt. Zum Leben erwachende und immer aggressivere Pflanzen und mutige Jugendliche, welche mit Superkräften gegen die drohende Apokalypse vorgehen können? Das klingt doch sehr originell. Die Figuren haben mir auch sehr gut gefallen, nur leider dauerte es viel zu lange lange, bis überhaupt etwas passierte und die angekündigte Spannung hat mir gefehlt. Auch blieb alles eher oberflächlich und löste sich dann doch ein wenig zu schnell auf. Die Geschichte hat aber Luft nach oben und ich bin mir sicher, dass Kenneth Oppel noch viel besser schreiben kann. Ausserdem hat der fiese Cliffhanger am Ende mich neugierig gemacht.

Schreibstil:
Natürlich haben wir es hier mit einem Jugendbuch zu tun und die Sprache ist eher einfach gehalten. Mir persönlich hätten mehr Details, Spannung und Gruseleffekte sehr gut gefallen, aber die Beschreibungen bleiben eher oberflächlich. Anfangs dauert es auch sehr lange, bis die Handlung Fahrt aufnimmt, gegen Ende wird die Geschichte aber wirklich spannend und die verschiedenen teilweise auch überraschenden Entwicklungen haben mir immer besser gefallen.

Fazit:
Dieser erste Band der Reihe hat mich noch nicht komplett überzeugen können, auch wenn ich die Grundidee grandios und sehr originell finde. Ich bin mir aber sicher, dass Oppel diesen ersten Band noch toppen kann und werde bei Gelegenheit weiterlesen.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Bloom. Die Apokalypse beginnt in deinem Garten
Originaltitel: Bloom (The Bloom Trilogy)
Autor: Kenneth Oppel, geboren 1967, gilt als literarisches Phänomen. Von Roald Dahl ermutigt, veröffentlichte er sein erstes Kinderbuch mit 14 Jahren. Inzwischen hat er zahlreiche Romane und Drehbücher verfasst. Heute lebt er mit seiner Familie in Toronto. Bei Beltz & Gelberg ist u. a. seine weltweit erfolgreiche Fledermaus-Trilogie mit den Bänden Silberflügel, Sonnenflügel und Feuerflügel erschienen. Darüber hinaus der Roman Affenbruder sowie die Bloom-Trilogie.
Sprache: Deutsch
Aus dem kanadischen Englisch von: Inge Wehrmann
Taschenbuch: 345 Seiten
Verlag: Gulliver von Beltz & Gelberg
Erschienen: 18.08.2021 (1. Auflage)
ISBN: 978-3-407-81009-0

Rezension: Süßer die Herzen nie klingen

Süßer die Herzen nie klingen - Debbie Macomber

Beschreibung des Verlages:

Lindys Weihnachtsstimmung lässt zu wünschen übrig, als sie über die Festtage zu ihrer Familie nach Hause fährt. Ihr Freund hat sie betrogen, und in ihrem Job als Grafikdesignerin fehlt ihr jegliche Kreativität. Doch dann zeigt Lindys Mutter ihr einen Stapel alter Briefe. Es sind ihre längst vergessenen Kindheitswünsche an den Weihnachtsmann. Kurzentschlossen schreibt Lindy ihm einen neuen Brief, um an die Unbeschwertheit von damals anzuknüpfen und ihre Hoffnungen für die Zukunft auf Papier zu bringen. Als Lindy kurze Zeit später auf ihren attraktiven ehemaligen Klassenkameraden Billy trifft, ahnt sie noch nicht, dass sich ihre Wünsche diesmal vielleicht auf wundersamste Weise erfüllen könnten …

Inhalt:
Lindy erinnert sich eigentlich gar nicht mehr an die Briefe, die sie dem Weihnachtsmann vor Jahren geschrieben hat, aber ihre Mutter hat sie alle aufgehoben und präsentiert sie Lindy voller Stolz bei deren Weihnachtsbesuch in der Heimat. Lindy kommt ins Grübeln und bemerkt, dass ihre Lebenssituation gerade nicht so einfach ist und dass sie vielleicht ein wenig Hilfe vom Weihnachtsmann gebrauchen könnte. Nachdem sie ihre Wünsche formuliert hat, ist sie bereit, sich und ihrem Leben ein paar neue Chancen zu geben.

Meine Meinung:
Debbie Macombers Bücher kommen in der Regel mit viel Romantik, Gebäck und ein wenig Kitsch daher und nichts anderes habe ich auch von diesem Roman erwartet. Auf 240 sehr schmalen Seiten entwickelt sich eine gemütliche Geschichte, in der einzig die Religiosität der Protagonistin für mich eher erzwungen wirkte. Obwohl ich es meistens nicht mag, wenn in einem Roman plötzlich übersinnliche Elemente vorkommen, hat mich in diesem Buch allerdings gar nicht gestört, dass gaaaanz wenig Weihnachtsmagie mit im Spiel ist und so habe ich die kurzweilige und eher ein wenig oberflächliche Geschichte sehr gerne gelesen. Sie war perfekt für turbulente Tage und kurze Zugfahrten.

Schreibstil:
Macomber versteht es hervorragend, Plätzchenduft und weihnachtliche Gemütlichkeit in Worte zu fassen. Ausserdem wirken alle Figuren so, als würde ich mich in ihrer Nähe wohl fühlen. Vor allem Lindys Eltern habe ich sehr ins Herz geschlossen. Die Kürze dieses Romans ist übrigens kein Nachteil. Da sehr schnell klar wird, wie sich alles entwickeln wird, hätten viel mehr Seiten der Geschichte wohl eher geschadet.
Macomber kann auch anders, tiefgründiger, anspruchsvoller aber ganz ehrlich: für diese Geschichte ist ihre leichte Erzählsprache einfach nur stimmig gewählt.

Meine Empfehlung:
Du suchst nach einem hübschen kleinen Weihnachtsroman in dieser chaotischen Zeit? Dann bist du mit diesem Buch genau richtig beraten. Viel Weihnachtsstimmung, ein paar Gaumenfreuden und natürlich eine grosse Portion Romantik sorgen für leichte, nicht zu tiefgründige Unterhaltung.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Süßer die Herzen nie klingen
Originaltitel: Dear Santa
Autorin: Debbie Macomber begeistert mit ihren Romanen Millionen Leserinnen weltweit und gehört zu den erfolgreichsten Autorinnen überhaupt. Wenn sie nicht gerade schreibt, strickt sie oder verbringt mit Vorliebe viel Zeit mit ihren Enkelkindern. Sie lebt mit ihrem Mann in Port Orchard, Washington, und im Winter in Florida.
Sprache: Deutsch
Aus dem Amerikanischen von: Nina Bader
Taschenbuch: 240 Seiten
Verlag: blanvalet
Erschienen am: 21.09.2022
ISBN: 978-3-7341-1159-4

Lese-Statistik Oktober 2024

Hallo ihr Lieben

Nun ist auch der Oktober schon wieder Geschichte und so langsam neigt sich das Jahr dem Ende zu. Unser Monat hat grandios gestartet. Wir waren ja immer noch in den Ferien und sind am 2.10. mit dem Zug von Montreal nach New York City gereist und waren dann bis und mit 7.10. noch in dieser enormen Stadt unterwegs (respektive sind wir über Nacht nach Hause geflogen und waren dann am 8.10. zurück).

Central Park

Nachdem ich mich zumindest ein wenig vom Jetlag erholt hatte, startete die Schule wieder und ich hatte gleich in der ersten Schulwoche sehr viele Proben sowie diverse zusätzliche Termine und administrative Aufgaben zu bewältigen, dann wurde es aber ruhiger und der normale "Alltagstrott" startete wieder. Da ich von Dezember bis Februar schon zahlreiche Konzertprojekte geplant habe, darf ich aber gerade viele tolle Programme üben und proben und mich ausserdem mit meinen Schülerinnen so langsam aber sicher auf Weihnachten und weihnachtliche Musizierstunden einstimmen.
Vielleicht habt ihr es schon in meiner Rezension zu "Zur See" gesehen: leider ist Ende Oktober nämlich auch meine Oma verstorben, was zwar absehbar aber nicht weniger traurig war. So hat der Monat am Ende noch einen Dämpfer erhalten, uns aber auch wieder einmal aufgezeigt, dass wir einfach dankbar sein müssen für die Zeit, die wir mit unseren Herzensmenschen haben.

Lesetechnisch war der Oktober ein erstaunlich guter Monat (vor allem, wenn man bedenkt, dass ich im Urlaub fast gar keine Seite gelesen habe), dafür ist der SuB explodiert, was aber zu erwarten war. Ein Treffen mit Marija und Irene sowie einige gekaufte Bücher haben meinen Stapel ziemlich anwachsen lassen. Da machen die zwei Bücher, die mir meine Schwester überraschend geliehen hat, auch keinen Unterschied mehr ;-) Die Neuzugänge haben gestern sogar einen eigenen Neuzugänge-Post erhalten, weil es einfach zu viele sind, um sie in diesem Post auch noch aufzuführen. Schaut also unbedingt noch HIER vorbei.

Gelesen im Oktober:

Sprachschönes Monatshighlight, das definitiv auch eines meiner Jahreshighlights werden wird


Unterhaltsamer Sommerroman mit Nordseefeeling, der mitten aus dem Leben gegriffen wirkt


Bewegende und beeindruckende Geschichte über Familie, Freundschaft und Liebe aus Siebenbürgen


Schöner Weihnachtsroman, kurzweilig erzählt, romantisch und sehr unterhaltsam (weitergegeben an Irene)


Überraschend erschienene Fortsetzung, die ich sehr, sehr gerne gelesen habe und die mich tief berührt hat


Äusserst enttäuschender Beziehungsroman, der mich leider so gar nicht überzeugen konnte


Mein erster Schirach, den ich schnell gelesen hatte, der mich aber nicht komplett überzeugen konnte




Blick von der Manhattan Bridge

Alle Rezensionen und Seitenzahlen:

Zur See - Dörte Hansen   (256 Seiten)
Sterne sieht man nur im Dunkeln - Meike Wermeister   (320 Seiten)
Die Unschärfe der Welt - Iris Wolff   (216 Seiten)
Wir zwei im Dezember - Catherine Walsh   (480 Seiten)
Postscript. Was ich dir noch sagen wollte - Cecelia Ahern   (432 Seiten)
Wachstumsschmerz - Sarah Kuttner   (284 Seiten)
Sie sagt. Er sagt. - Ferdinand von Schirach   (144 Seiten)


Blick von Brooklyn nach Manhattan

Alle Zahlen in der Übersicht:

Gelesene Bücher: 7
Abgebrochene Bücher: -
Ungelesen aussortierte Bücher: -

Gelesene Seiten: 2'132 Seiten
Durchschnittliche Seitenzahl pro Tag: 68.77 Seiten
Bücher von Autorinnen: 6
Bücher von Autoren: 1
Autor*innenduos (oder Gruppen): -
Geschenkt bekommene Bücher: 16
Ausgeliehen: 2
Buchgewinn: -
Buchprämien: -
Rezensionsexemplare: -
Gekaufte Bücher: 9
Eingesammelte Bücher: -
Bibliotheksbücher: -
Gesamte Neuzugänge: 27 (zum ausführlichen Neuzugänge-Post geht es HIER)
SuB am Monatsbeginn:
72
Aktueller SuB: 92
Differenz: +20 (nicht schlecht bei 27 Neuzugängen ;-) )

Neuzugänge Oktober 2024

Hallo ihr Lieben

Lang, lang ist's her, dass ich hier einen Neuzugängepost veröffentlicht habe. Aber der Oktober war so übervoll mit 27 (!!!!!!!) Neuzugängen, Zufallsentdeckungen und Schnäppchen, dass ich diesen Post jetzt einfach schreiben muss und ihr seht schon: es sind so viele Bücher auf dem Bild, dass es mir unmöglich war, alle Titel scharf hinzukriegen und deshalb liste ich euch natürlich auch noch einmal alle Bücher und die Geschichte, wie sie zu mir gefunden haben, hier auf.

Vor Monaten schon habe ich mich mit Marija von alle_meine_buecher über ihre aussortierten Bücher ausgetauscht und ich durfte mir ganz viele ihrer gelesenen Bücher auswählen. Da waren Wunschlistenbücher dabei und auch Bücher, auf die sie mich durch ihre packenden Rezensionen neugierig gemacht hatte und am 26. Oktober durfte ich bei ihr brunchen, ihre Katze Yoko kennenlernen und mir diesen grossen Stapel Bücher (links im Bild) abholen:

  1. Krokodilwächter - Katrine Engberg
  2. Blutmond - Katrine Engberg
  3. Das Nest - Katrine Engberg
  4. Wintersonne - Katrine Engberg
  5. Lichtungen - Iris Wolff
  6. Tauben fliegen auf - Melinda Nadj Abonji
  7. Die letzten ihrer Art - Maja Lunde
  8. Die Reinheit des Mörders - Amélie Nothomb
  9. Kalt ist der Abendhauch - Ingrid Noll
  10. Wenn es nur Licht gäbe, bevor es dunkel wird - Iunona Guruli
  11. Haha Heartbreak - Olivia Kuderewski
  12. The Mothers - Brit Bennett
  13. The Hate u Give - Angie Thomas


Weitere zwei Neuzugänge sind Bücher, die mir meine Schwester überraschend geliehen hat. Wir bringen uns oft Bücher mit, die der jeweils anderen gefallen könnten oder deponieren sie bei unseren Eltern im Haus, wenn wir uns länger nicht sehen. Weil ich wusste, dass der Oktober so oder so viele Neuzugänge mit sich bringen wird, kam es auf zwei Bücher mehr oder weniger nicht mehr an und ich nahm also diese beiden Bücher mit:

  1. Die Schwestern - Daisy Johnson
  2. Seebeben - Djaimilia Pereira de Almeida


Vier Bücher habe ich mir dann auch noch neu gekauft. Erstens wollte ich unbedingt ein Buch kaufen, das mich als Adventskalender durch den Dezember begleiten würde und dann habe ich noch drei Wunschlistenbücher bestellt, wovon aber erst zwei angekommen sind, da das dritte Wunschlistenbuch ein englisches Buch ist und die Lieferung länger dauert (entsprechend taucht das Buch dann in der November-Statistik auf, Glück gehabt ;-) ).

  1. Wunder einer Winternacht - Marko Leino (Adventskalendertipp von Ronja)
  2. Einsiedlerkrebse - Anne B. Ragde
  3. Bloom. Die Apokalypse beginnt in deinem Garten - Kenneth Oppel 


Dann habe ich auch noch Irene von Igelabooks getroffen und mit ihr einen Kaffee getrunken und diese drei Bücher getauscht:

  1. All I Want for Christmas - Amy Silver
  2. Pineapple Street - Jenny Jackson
  3. Unser Buch der seltsamen Dinge - Jennie Godfrey


Und Irene und ich haben nicht nur zusammen einen Kaffee getrunken, wir haben auch im Bärner Brocki gestöbert. Dort habe ich im Oktober gleich zweimal eingekauft und zwar folgende sechs Bücher für je 2.-:

  1. Der Donnerstags Mordclub - Richard Osman (mit einer lieben Freundin entdeckt)
  2. Der Trost des Nachthimmels - Dževad Karahasan (mit Irene gekauft)
  3. Winterkartoffelknödel - Rita Falk (mit Irene gekauft)
  4. The Christmas Escape - Sarah Morgan (mit Irene gekauft)
  5. all I ever wanted - Lucy Dillon (mit Irene gekauft)
  6. A Wedding in December - Sarah Morgan (mit Irene gekauft)

Was sagt ihr zu meiner Ausbeute? Und was denkt ihr, wie hoch mein SuB mittlerweile ist? Ich kann euch auf jeden Fall verraten, dass er sich immer noch im (höheren) zweistelligen Bereich befindet, Glück gehabt. Und kennt ihr schon eines meiner Bücher? Schliesslich muss ich schon noch herausfinden, womit ich bald beginnen sollte :-D

Ich wünsche euch einen wunderschönen restlichen Sonntag und komme vielleicht schon morgen dazu, meine Lese-Statistik zu tippen. Dort seht ihr dann, was sich im Oktober sonst noch so ereignet hat.

Alles Liebe
Livia

Rezension: Zur See

Zur See - Dörte Hansen

Beschreibung des Verlages:

Die Fähre braucht vom Festland eine Stunde auf die kleine Nordseeinsel, manchmal länger, je nach Wellengang. Hier lebt in einem der zwei Dörfer seit fast 300 Jahren die Familie Sander. Drei Kinder hat Hanne großgezogen, ihr Mann hat die Familie und die Seefahrt aufgegeben. Nun hat ihr Ältester sein Kapitänspatent verloren, ist gequält von Ahnungen und Flutstatistiken und wartet auf den schwersten aller Stürme. Tochter Eske, die im Seniorenheim Seeleute und Witwen pflegt, fürchtet die Touristenströme mehr als das Wasser, weil mit ihnen die Inselkultur längst zur Folklore verkommt. Nur Henrik, der Jüngste, ist mit sich im Reinen. Er ist der erste Mann in der Familie, den es nie auf ein Schiff gezogen hat, nur immer an den Strand, wo er Treibgut sammelt. Im Laufe eines Jahres verändert sich das Leben der Familie Sander von Grund auf, erst kaum spürbar, dann mit voller Wucht.

Inhalt:
Die Menschen auf der kleinen Nordseeinsel sind rauh und zäh wie die See, von der sie leben. Hanne Sander beherbergte früher Touristen und wartete auf ihren Mann, der auf See war, aber die Familie mittlerweile verlassen hat. Ihre Kinder haben ganz unterschiedliche Lebenswege eingeschlagen: Eske macht sich nichts aus dem Touristenzirkus, arbeitet im Seniorenheim und lässt sich von einer stets auf sie wartenden Frau mit blauen Haaren auf dem Festland neue Tattoos stechen, Henrik ist Künstler geworden und arbeitet mit allem, was das Meer anspült und Ryckmer fuhr zur See, trinkt jetzt aber nur noch und wartet voller Angst auf eine Katastrophe, vor der einen auch die beste Ausrüstung und Vorbereitung nicht bewahren können.

Meine Meinung:

"Alle Inseln ziehen Menschen an, die Wunden haben, Ausschläge auf Haut und Seele. Die nicht mehr richtig atmen können oder nicht mehr glauben, die verlassen wurden oder jemanden verlassen haben. Und die See soll es dann richten, und der Wind soll pusten, bis es nicht mehr wehtut."
Zur See - Dörte Hansen, S. 21

Es gibt Bücher, denen man genau zur richtigen Zeit im Leben begegnet. Bücher die tragen, trösten, unterstützen, beflügeln, inspirieren, begleiten. 2021 während unseres Umzugs mitten in der coronabedingten Lebensverzweiflung war dies "Ein Baum wächst in Brooklyn" von Betty Smith und "Zur See" von Dörte Hansen war dies Ende Oktober, als meine Oma im Sterben lag.
Mit berührenden und einfühlsamen Beschreibungen und Sprachbildern, die nur so vor Kreativität und Können strotzen, baut Hansen diese Geschichte auf, erzählt vom Inselleben und -sterben, den Inselmenschen, Touristen, Seebestattungen, verirrten Walen und Stürmen die immer und immer wieder im Inneren und Äusseren toben und ihren Tribut fordern.

Schreibstil und Aufbau:

"Die ältesten Patienten sterben oft am schwersten. In ihren letzten Tagen werden sie zu Vogelwesen, schon nicht mehr Mann und nicht mehr Frau, so dünnhäutig, dass man sie kaum noch zu berühren wagt. Man glaubt, sie hätten es geschafft, nimmt ihre Hände, wartet auf die letzten Atemzüge, und dann müssen sie noch einmal in die Schlacht."
Zur See - Dörte Hansen, S. 45

Vor etwa einem Jahr habe ich "Altes Land" der Autorin gelesen und auch wenn ich vom Erzählstil beeindruckt war, hat mich die Geschichte damals emotional nicht erreicht. "Zur See" aber zeigt ein sprachliches Können, das mitten ins Herz trifft, eine Familie, in der sich nach und nach Veränderungen einstellen, welche ganze Geschichten neu schreiben. Die heraufbeschworenen Bilder der rauhen See, der Winde, welche über die Insel hinwegfegen und dem Leben der Inselmenschen, die genau so hart und unbarmherzig sind - sein müssen - wie die sie umgebende Natur, haben mich nicht mehr losgelassen.
Und manchmal ist da doch ein weicher Kern, ein wenig Frieden und Liebe und wenn im Auge des Sturms alle ein wenig näher zusammenrücken, kann es doch noch Hoffnung geben.

Meine Empfehlung:
Ich bin so froh, dass ich der Autorin noch einmal eine Chance gegeben und mich auf diese Geschichte eingelassen habe. "Zur See" ist jetzt schon ein Jahreshighlight für mich und ich empfehle euch diese eindringlich erzählte und vor Sprachzauber nur so sprühende Geschichte von ganzem Herzen weiter.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Zur See
Autorin: Dörte Hansen, geboren 1964 in Husum, arbeitete nach ihrem Studium der Linguistik als NDR-Redakteurin und Autorin für Hörfunk und Print. Ihr Debüt „Altes Land” wurde 2015 zum „Lieblingsbuch des unabhängigen Buchhandels” und zum Jahresbestseller 2015 der SPIEGEL-Bestsellerliste. Ihr zweiter Roman „Mittagsstunde” erschien 2018, wurde wieder zum SPIEGEL-Jahresbestseller und mit dem Rheingau Literatur Preis sowie dem Grimmelshausen Literaturpreis ausgezeichnet. 2022 erschien ihr dritter Roman „Zur See”. Dörte Hansen, die mit ihrer Familie in Nordfriesland lebt, ist Mainzer Stadtschreiberin 2022.
Sprache: Deutsch
Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen: 256 Seiten
Verlag: Penguin
Erschienen: 28.09.2022
ISBN: 978-3-328-60222-4