Rezension: Hörig

Hörig - Petra Hammesfahr

Beschreibung des Verlages:
Eine Kusshand hatte er ihr zugeworfen. Und ein wehmütig sehnsüchtiges Lächeln.
Im August vor sieben Jahren.
Ehe ein Gerichtsdiener die Tür hinter ihm und den beiden Polizisten schloss.
Und jetzt stand er hier vor der Tür.
Sie fühlte ihr Herz flattern und gleichzeitig den stählernen Ring um die Brust, der es zusammenpresste.
«Hallo», stammelte sie endlich und machte den ersten, winzigen, unsicheren Schritt auf ihn zu.
Für die Presse war er ein Dämon. Für Patrizia die große Liebe. Als Heiko Schramm zu einer langjährigen Gefängnisstrafe verurteilt wurde, brach für sie die Welt zusammen. Erst viel später akzeptierte sie, was alle zu wissen glauben: Dass er sie nie geliebt und nur benutzt hat. Diese Erkenntnis hat sie vor allem Ed zu verdanken, ihrem früheren Psychotherapeuten und jetzigen Ehemann.
Sieben Jahre später steht Heiko vor ihr. Und Patrizia kann nicht anders, als mit ihm zu gehen. Zurück bleibt eine Nachricht von ihr: «Es tut mir leid, Ed.»
Während Ed alle Hebel in Bewegung setzt, um sie zu finden, erkennt Patrizia nach und nach die entsetzliche Wahrheit ...

Inhalt:
Patrizia ist als junge Frau dem Schwindler Heiko Schramm aufgesessen und hat sich in diesen verliebt. Bei seiner Verhaftung hat sie jeglichen Lebensmut verloren und wird anschliessend von ihrem Vater zu Ed, einem erfolgreichen Therapeuten, gebracht. Dieser hilft ihr zu verstehen, was geschehen ist, übt aber ebenfalls viel zu grossen Einfluss auf sie aus und als er sie irgendwann nach der Therapie heiratet, ist sie zu einer gefügigen, hübschen und pflichtbewussten Ehefrau herangezüchtet worden. Deshalb erstaunt es Ed um so mehr, dass Patrizia plötzlich verschwindet und dass dabei alles darauf hindeutet als hätte sie sich mit Heiko Schramm aus dem Staub gemacht. Doch wie hängt das alles zusammen? Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Meine Meinung:
Dieses Buch wollte ich unbedingt lesen, nachdem Julia vom Blog Julias Sammelsurium das Buch Das letzte Opfer von Petra Hammesfahr als eines ihrer Jahreshighlights aus 2020 genannt hat. Und ich wurde nicht enttäuscht. Schon Julia hat nämlich einen ganz eigenen und auch aussergewöhnlichen Schreibstil bemerkt, der mir ebenfalls aufgefallen ist. Ausserdem hat mir der ganze Plot sehr gut gefallen, der eine junge Frau, die eigentlich von zwei Männern gleichzeitig abhängig ist, ins Zentrum rückt. Zuerst verfällt Patrizia nämlich Heiko Schramm und wird dann von ihrem Psychologen und späteren Ehemann Ed abenfalls wie ein Püppchen geformt. Da hätte ich mir noch ein wenig mehr Kritik an diesem zweiten Abhängigkeitsverhältnis, in das Patrizia von ihrem späteren Ehemann gezwängt worden ist, gewünscht. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau.
Ein wenig zu kritisieren habe ich aber den Aufbau. Die Handlung entwickelt sich eigentlich sehr ruhig und langsam und wird erst ganz am Schluss so richtig spannend. Diese Längen erfordern beim Lesen ein wenig Durchhaltevermögen.
Die Figuren hingegen fand ich sehr gelungen gestaltet. Einzig Ed hat mich enttäuscht. Eigentlich hätte er Patrizias Hinweise, die sie ihm nach ihrem Verschwinden mit Heiko unauffällig zu hinterlassen versucht hat, viel besser und schneller verstehen und so der ganzen Sache schneller auf die Schliche kommen müssen. Aber auch ist eine Bemerkung am Rande, schliesslich wäre die Geschichte sonst viel schneller zu Ende gewesen, was definitiv mehr gestört hätte ;-)

Sprache:
Julia hat das schon wundervoll geschafft und nun möchte auch ich den Versuch wagen, meine Faszination für Petra Hammesfahrs Schreibstil in Worte zu fassen:
Hammesfahr zeigt gleichzeitig die Innenwelt der Protagonistin und die sich stetig entwickelnde Handlung auf. Das fühlt sich an, als wäre man mitten im Geschehen, zugleich hat man aber auch eine Aussensicht auf die Handlung. Das fesselt ungemein und lässt sowohl Rückblenden, als auch innere Monologe zu und so wird erzählt, wie Heiko Schramm sich Patrizia annähern konnte und wie die Therapiesitzungen bei Ed abgelaufen sind aber auch, welche Gedanken sich Patrizia zu machen beginnt und welche Schlüsse sie daraus zieht, was ungemein faszinierend ist.

Meine Empfehlung:
Die Spannung in diesem unblutigen Thriller baut sich langsam auf und wird erst gegen Ende verstärkt. Das ganze Setting, die Grundidee, die ambivalente Protagonistin und die flüssige Erzählsprache haben mich aber überzeugt und ich empfehle euch dieses Buch trotz Längen im Mittelteil sehr gerne weiter.

Zusätzliche Infos:
Titel: Hörig
Autorin: Petra Hammesfahr schrieb mit 17 ihren ersten Roman. Mit ihrem Buch "Der stille Herr Genardy" kam der große Erfolg. Seitdem schreibt sie einen Bestseller nach dem anderen, u.a. "Die Sünderin", "Die Mutter" und "Erinnerungen an einen Mörder". Die Autorin lebt in der Nähe von Köln.
Sprache: Deutsch
Taschenbuch: 320 Seiten
Verlag:Rowohlt
Erscheinungstermin: 01.10.2013
ISBN: 978-3-644-49001-7

4 Kommentare:

  1. Hallo liebe Livia,
    hui, das klingt nach keiner leichten Geschichte. Alleine beim Lesen deiner Rezension hatte ich schon Mitleid mit Patrizia. Dass sie letztlich zu Heiko zurückkehrt, konnte man sich ja, wenn man den Titel betrachtet, fast denken. Allerdings macht es das natürlich nicht besser.
    Ich weiß gar nicht, ob mich bei dieser Thematik die etwas ruhigeren Stellen gestört hätten. Eigentlich empfinde ich solche Passagen auch immer als schwierig.
    Eine sehr interessante Buchvorstellung von dir.
    Vielen Dank dafür

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

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    1. Liebe Tanja

      Ach, das habe ich noch gar nicht so gesehen, mich hat das Buch aber nicht so stark mitgenommen diesbezüglich. Aber ja, du hast recht, ich kann mir gut vorstellen, dass das Buch nicht ganz einfach sein kann.

      Gegen Ende wird es auf jeden Fall noch einmal richtig spannend und wenn du dich nicht daran störst, dass die Geschichte nur langsam aufgebaut wird, könnte das für dich passen. Ich empfehle dir, einmal eine Leseprobe zu lesen. Wenn dir der Schreibstil gefällt, ist das Buch - unabhängig der Handlung - auf jeden Fall etwas für dich, der Schreibstil ist nämlich ganz einzigartig.

      Ganz liebe Grüsse und starte morgen gut in die Woche
      Livia

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  2. Hallo Livia,

    es freut mich, dass du zu einem Buch der Autorin gegriffen und es dir dann auch noch gut gefallen hat :)

    Die Längen gibt es in "Das letzte Opfer" tatsächlich auch, aber mich hat das gar nicht so richtig gestört, weil es sich für mich wie eine einzige True-Crime-Doku gelesen hat. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass diese Längen vor allem dann schwierig werden, wenn man auch mit dem Schreibstil nicht so ganz warm wird.

    Ich hoffe, ich kann bald wieder was von der Autorin lesen. Auswahl habe ich genug, aber ich möchte gerade so viel gleichzeitig lesen.

    Liebe Grüße
    Julia

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    1. Liebe Julia

      Ich habe mittlerweile einige Rezensionen gelesen und anscheinend schneidet "Hörig" mit Abstand am schlechtesten ab im Vergleich zu den restlichen Bücher der Autorin. Ich kann mich also auf ganz viele weitere und sicher überzeugendere und spannendere Krimis von ihr freuen :-)

      Alles Liebe und ich bin schon ganz gespannt auf weitere Meinungen von dir
      Livia

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