Rezension: Wir zwei im Dezember

Rezensionsexemplar aus dem Goldmann Verlag via Bloggerportal von Penguin Rnadomhouse

Wir zwei im Dezember - Catherine Walsh

Beschreibung des Verlages:

Vor vier Jahren hat Megan ihren Verlobten am Altar stehen lassen. Seither macht sie einen großen Bogen um ihr irisches Heimatdorf. Doch dieses Jahr hat sie ihren Eltern versprochen, über Weihnachten nach Hause zu kommen. Von Vorfreude auf das Fest kann allerdings keine Rede sein, als Megan Anfang Dezember in Dublin zufällig ihren Schulfreund Christian trifft. Auch er ist Single, was ihm normalerweise nichts ausmacht. Nur die Feiertage, umgeben von lauter Pärchen, sind ihm unerträglich. Und so schließen die beiden einen Pakt: Sie werden sämtliche Familienfeiern gemeinsam durchstehen und ein glückliches Paar mimen. Danach werden sich ihre Wege wieder trennen …

Inhalt:
Megan will zum ersten Mal, seit sie ihre eigene Hochzeit fluchtartig verlassen hat, über Weihnachten in die Heimat reisen und auch Christian will sich schweren Herzens mal wieder bei seiner Familie blicken lassen, obwohl deren Fragen und mitleidigen Blicke ihm bei seinen Besuchen in der Heimat jeweils keine Ruhe lassen.
Ein paar Wochen vor Weihnachten treffen sich die beiden zufällig in einem Pub im Dublin und weil sie sich noch aus Schultagen kennen und wissen, wie die Menschen in ihrem Dorf ticken, lassen sie sich auf ein Experiment ein und beschliessen, die Weihnachtsfeiern mit ihren Familien gemeinsam durchzustehen und dabei als Paar aufzutreten.

Meine Meinung:
Dieses Buch eignet sich ideal für die Vorweihnachtszeit. Ich bin nur so durch die Seiten geflogen und habe die Stimmung in und um Dublin in mich aufgesogen und mich dabei an unsere irische Hochzeit Mitte November 2019 erinnert. Auch dort schon waren sämtliche Pubs und Strassen dekoriert und wir spürten förmlich, wie sich die Stadt so langsam auf das Weihnachtsfest vorbereitete.
Mir haben die Figuren, die verschneite Landschaft, die kleinen und grösseren Konflikte, die sich zwangsläufig anbahnen und die Gefühle, die gewollt und ungewollt entstehen, sehr gut gefallen und die Geschichte hat mir mit viel Leichtigkeit so manche Zugfahrt verkürzt.

Schreibstil und Handlung:
Dass der Pakt von Megan und Christian keine gute Idee ist, vermutet Megan von Anfang an, trotzdem lässt sie sich darauf ein. Zu gross ist die Angst, ihrem ehemaligen Verlobten und dessen Freundeskreis plötzlich alleine gegenüberzustehen. Christian hat unterschätzt, die gross die Abneigung gegen Megan in ihrem Heimatdorf ist und möchte endlich erfahren, warum sie ihren Verlobten damals vor dem Altar stehengelassen hat, war wir - gemeinsam mit ihm - nur langsam erfahren. Trotzdem wird das Buch nie langweilig, dafür ist es einfach zu unterhaltsam geschrieben. Ausserdem sind die unterschiedlichen Figuren und Familien sowie ihre Geschichte richtig gut und kurzweilig erzählt.

Meine Empfehlung:
Diese leichte vorweihnachtliche Lektüre unterhält wunderbar, wird nie zu dramatisch und besticht mit einem Deal, der von Anfang an zum Scheitern verurteilt ist, aber um so humorvollere Szenen heraufbeschwört.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Wir zwei jm Dezember
Originaltitel: Snowed in
Autorin: Catherine Walsh, geboren und aufgewachsen in Irland, hat Literatur studiert. Nach ein paar Jahren in London lebt sie heute in Dublin. Wenn sie nicht gerade romantische Komödien schreibt, versucht sie vergeblich, ihre Zimmerpflanzen nicht umzubringen.
Sprache: Deutsch
Aus dem Englischen von: Britta Evert
Taschenbuch, Broschur: 480 Seiten
Verlag: Goldmann
Erschienen am: 18.09.2024
ISBN: 978-3-442-49573-3

Rezension: Postscript

Postscript, was ich dir noch sagen möchte - Cecelia Ahern

Beschreibung des Verlages (Taschenbuchausgabe):

Der große aktuelle SPIEGEL-Bestseller von Cecelia Ahern. Ein tief bewegender Roman darüber, wozu wir da sind und was von uns bleibt. Die überraschende Fortsetzung des Weltbestsellers »P.S. Ich liebe Dich«, aber auch ganz unabhängig davon zu lesen.
»Greif nach den Sternen. Einen davon wirst du bestimmt erwischen.«

Vor sieben Jahren ist Holly Kennedys geliebter Mann Gerry viel zu jung an Krebs gestorben. Er hat ihr ein wunderbares Geschenk hinterlassen: eine Reihe von Briefen, die sie durch die Trauer begleitet haben. Holly ist stolz darauf, dass sie sich inzwischen ein neues Leben aufgebaut hat. Da wird sie von einer kleinen Gruppe von Menschen angesprochen, die alle unheilbar krank sind. Inspiriert von Gerrys Geschichte, möchten sie ihren Lieben ebenfalls Botschaften hinterlassen.
Holly will nicht in die Vergangenheit zurückgezogen werden. Doch als sie beginnt, den Mitgliedern des »P.S. Ich liebe Dich«-Clubs zu helfen, wird klar: Jeder von uns kann seinen ganz eigenen Lebenssinn finden. Und die Liebe weitertragen. Wenn wir uns nur auf die Frage einlassen: Was will ich heute noch sagen und tun, falls ich morgen nicht mehr da bin?
»Postscript« ist ein eigenständiger, tief berührender Roman über die essentiellen Lebensfragen: Wie können wir sinnvoll und glücklich leben, obwohl wir einmal sterben müssen? Was können wir unseren Liebsten mitgeben? Und was bleibt von uns?
Ergreifend, humorvoll und inspirierend schreibt Cecelia Ahern über das Leben und den Tod; über Schmerz, Liebe und Glück; über das Hier und Jetzt und die Zukunft.

Inhalt:
Vor sieben Jahren ist Holly Kennedy zur Witwe geworden und hat sich seither mit Hilfe ihres Umfeldes aber auch dank Briefen, die ihr verstorbener Mann ihr hinterlassen hat, ein neues Leben aufgebaut. Ein Gastauftritt im Podcast ihrer Schwester verändert ihr Leben von einem Tag auf den anderen und lässt sie die Briefe ihres Mannes rückblickend noch einmal ganz anders erleben und für sterbende Menschen, die ihren Liebsten auch etwas hinterlassen möchten, einstehen.

Meine Meinung:
Vor mehr als zehn Jahren habe ich ich "P.S. Ich liebe dich" gelesen und geliebt. Ich habe beim Lesen fast durchgehend geweint und mir auch den Film schon oft angesehen (es ist mittlerweile einer meiner Lieblingsfilme) und auch da ist kein Auge trocken geblieben. Vor einigen Monaten bin ich beim Stöbern in einem Bücherschrank über "Postscript" gestolpert. Ich wusste gar nicht, dass Ahern nach so vielen Jahren eine lose zusammenhängende Fortsetzung zu ihrem Weltbestseller geschrieben hatte. Sofort war ich wieder mitten in der Geschichte, habe mitgelitten, mitgefiebert und mitgeliebt und ja, vor allem auf den letzten hundert Seiten habe ich Träne um Träne vergossen. Was bleibt, wenn wir gehen? Was hinterlassen wir unseren Liebsten? Und wie nehmen wir Abschied, wenn wir diejenigen sind, welche zuerst sterben? Diese und weitere Fragen wirft Ahern auf und lässt ihre Protagonistin zweifeln, trauern, lernen und erleben und vielleicht sogar ein wenig Frieden finden.

Schreibstil und Aufbau:
Besonders gut hat mir gefallen, dass es Ahern schafft, nahtlos an "P.S. Ich liebe dich" anzuknüpfen und gleichzeitig in wenigen Worten zusammenzufassen, wo Holly jetzt steht und was sie bisher erlebt hat. So können die beiden Bücher unabhängig voneinander gelesen werden, wenn auch ich euch zuerst den ersten Band empfehle und zwar einfach, weil er so wunderschön erzählt ist.
Wer sich mit dem Sterben auseinandersetzt und dies mit Tiefgang machen will, setzt sich automatisch mit den existenziellsten Fragen und Ängsten der Menschheit auseinander und ich bewundere Aherns Fingerspitzengefühl, Respekt und zugleich Leichtigkeit, mit der sie sich diesen grossen Themen nähert. Hollys steiniger Weg voller Lichtblicke und Rückschläge wirkt äusserst realistisch, macht Mut und versöhnt zumindest ein wenig mit der Tatsache, dass jede Liebesgeschichte, jede Freundschaft, jedes Leben mit einem Abschied endet.

Meine Empfehlung:
Auch dieses mir so unerwartet begegnete Buch habe ich geliebt und zugleich schluchzend und hoffnungsvoll gelesen. Ja, dieses Buch geht euch nahe und ihr müsst sicher in Stimmung dafür sein, aber wenn ihr euch darauf einlassen wollt und könnt, empfehle ich es euch aus vollstem Herzen weiter.

Zusätzliche Infos:
Titel: Postscript - Was ich dir noch sagen wollte
Originaltitel: Postscript
Autorin: Cecelia Ahern erzählt Geschichten, die unvergleichlich inspirieren und berühren. Sie ist eine der erfolgreichsten Autorinnen der Welt und vielseitig wie wenige andere, schreibt zeitgenössische Romane, Novellen, Storys, Jugendbücher, TV-Konzepte und Theaterstücke. Für ihre Werke wurde sie vielfach ausgezeichnet. Ihre Romane wurden fürs Kino oder fürs Fernsehen verfilmt, zum Beispiel »P.S. Ich liebe Dich« mit Hilary Swank und »Für immer vielleicht« mit Lily Collins. Cecelia Ahern ist Jahrgang 1981, hat Journalistik und Medienkommunikation studiert und lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern im Norden von Dublin.
Sprache: Deutsch
Übersetzt von:Christine Strüh
Fester Einband mit Schutzumschlag: 432 Seiten
Verlag: Krüger
Erschienen: 2019
ISBN: 978-3-8105-3067-7

Mein SuB kommt zu Wort, 20.10.24

"Mein SuB kommt zu Wort"
Eine Gemeinschaftsaktion von Melli und Vanessa

Guten Abend ihr Lieben

Heute ist es endlich wieder soweit und meine SuBrina darf in die Tasten hauen und erzählen, was uns die letzten Monate so beschäftigt und bewegt hat. Wir freuen uns schon riesig auf den Austausch mit euch.
Bis ganz bald und nun viel Spass beim Lesen
Livia

1. Wie groß bist du aktuell (Du darfst entscheiden, ob du nur Print oder eBook & Print zählst)?
Haaaaaaaallloooooooooo, ich darf endlich wieder einmal an die Tastatur (zuletzt hat mich Livia im Februar!!!!!!!!!!!!!!!! erzählen lassen) und es freut mich riesig, dass ich euch von unseren Entwicklungen der letzten Monate erzählen darf und dies, obwohl mein liebes Frauchen unsere Abbauziele ein wenig......sagen wir mal.......vernachlässigt hat und in einer Woche noch so richtig, richtig, richtig viele Bücher hier einziehen lassen wird. Wir werden aber wohl knapp im uHu-Bereich bleiben, immerhin. Hoffentlich....
Wie das kommt? Frauchen hat begonnen, endlich einmal einzelne Bücher von ihrer Wunschliste zu sammeln. Ich sage bewusst nicht "kaufen", weil sie die wenigsten ihrer Bücher gekauft hat. Nein, definitiv nicht. Fast alle sind aus Bücherschränken, aus den Regalen ihrer Elten/Geschwister geliehen, von anderen Booknerds übernommen oder ganz selten secondhand gekauft. Gerade hat sie sich zwar vier neu Bücher bestellt, die sie schon eeeeeeeewig lesen will, aber alle anderen Bücher finden einfach zu ihr. Manchmal macht es uns fast Angst. Sie packt sich Bücher auf die Wunschliste oder sucht ewig nach einem Buch, das sie gerne lesen möchte und plötzlich steht sie vor einem offenen Bücherschrank oder vor einer "zu-verschenken-Kiste" und da liegt das Buch. Und ja, oft in absolut neuwertigem Zustand. Die Bücher finden also oft wie durch Geisterhand zu uns und dürfen meine Regale füllen.
Ausserdem hat Livia begonnen, Bücher nach Farbe zu lesen. So wird nicht nur ihr Insta-Feed einheitlicher (ja, schöner Nebeneffekt), sondern sie greift vor allem auch zu SuB-Leichen, die dann einfach angelesen und evtl. abgebrochen werden. Natürlich besteht die Gefahr, dass sie mehr und mehr Bücher einer Farbe kauft, wenn diese gerade aktuell ist, aber trotzdem wird der SuB jung und jünger und mein Frauchen liest gerade mehr denn je und vor allem immer mit Freude und Neugier. Und so soll es sein. Einzelne SuB-Leichen sind nämlich schon mehr als zehn Jahre in meinen Regalen und werden noch in diesem Jahr oder spätestens Anfang 2025 an- und weggelesen oder halt eben aussortiert. Oft handelt es sich dabei um Bücher, die Frauchen einmal übernommen hat oder unbedingt haben wollte und die sie jetzt ein wenig abschrecken oder von denen sie vermutet, dass sie vielleicht nicht (mehr) ihrem Lesegeschmack entsprechen. Und so muss sie einfach einmal damit beginnen und schauen, ob die Bücher ihr gefallen oder nicht und deshalb ist das Ziel, endlich viel mehr ganz unterschiedliche, aktuelle (und vor allem endlich viel mehr Wunschlisten-) Bücher aus der Bibliothek zu holen oder auch kaufen und vor allem lesen zu können, hoffentlich Mitte 2025 erreicht. Der Abbau.....ist gerade weniger wichtig, weil der sich von selbst ergeben sollte, wenn die SuB-Leichen endlich weg sind und keinen Platz (weder im Regal noch in den Gedanken) mehr einnehmen. Schliesslich stehen hier seit bald/über zehn Jahren eine komplette Krimireihe, einzelne fast komplette Reihen, Klassiker und damalige "must haves", die einfach bald vom SuB verschwinden müssen und daran wird gerade so fleissig gearbeitet, wie noch nie.

Die SuB-Entwicklung in der Übersicht:
20.05.2016: 222 Bücher (allererste Teilnahme bei dieser Aktion)
20.02.2017: 243 Bücher (absoluter SuB-Höchststand war im Januar 2017 mit 247 Büchern)
20.05.2017: 184 Bücher (nach der grossen Entrümpelung)
20.01.2018: 166 Bücher
20.12.2018: 145 Bücher (es geht voran)
20.01.2020: 132 Bücher (laaaaangsam, aber stetig)
20.01.2021: 116 Bücher
20.01.2022: 101 Bücher (uHu-Bereich in greifbarer Nähe...)
20.08.2022: 96 Bücher (definitiv im uHu-Bereich angekommen)
20.12.2022: 77 Bücher
20.12.2023: 61 Bücher
20.02.2024: 58 Bücher und 2 Bibliotheksbücher
20.10.2024: 70 Bücher

2. Wie ist die SuB-Pflege bisher gelaufen – zeig mir deine drei neuesten Schätze auf deinem Stapel!
Im Oktober ist bisher ein Buch hier eingezogen und zwar "Der Donnerstagsmordclub" von Richard Osman (der erste Band der Mordclub-Reihe). Livia hat das Buch im Brocki gefunden und weil es schon sehr, sehr lange auf der Wunschliste stand und nur zwei Franken kostete, hat sie es mitgenommen. Mir blüht allerdings noch etwas, in den nächsten Tagen werden hier um die zehn bis fünfzehn Bücher einziehen :-D

3. Welches Buch hat dich als letztes verlassen, weil es gelesen wurde? War es eine SuB-Leiche, ein Reihen-Teil, ein neues Buch oder ein Rezi-Exemplar und wie hat es deinem Besitzer gefallen (gerne mit Rezensionslink)?
Zuletzt verlassen hat mich "Postscript" von Cecelia Ahern. Das Buch lag ein paar Monate hier, nachdem es Frauchen aus einem Bücherschrank gerettet hatte. Es hat ihr sehr, sehr schöne Lesestunden beschert und eine Rezension erscheint voraussichtlich morgen. Zuletzt rezensiert (und nicht ganz so gerne gelesen) hat Frauchen übrigens "Wachstumsschmerz" von Sarah Kuttner (ZUR REZENSION).

Liebe:r SuB, in der kälteren Jahreszeit lässt es sich prima mit längeren Geschichten einkuscheln. Welche Bücher mit über 400 Seiten hast du auf deinen Stapeln?
Gerade liest Frauchen das Rezensionsexemplar "Wir zwei im Dezember" von Catherine Walsh mit über 400 Seiten. Aber es finden sich immer noch viele weitere ein wenig dickere Bücher hier. Frauchen wir im Oktober sicher noch zwei weitere Bücher mit 400 und mehr Seiten lesen, da ist sie sich sicher (mal sehen...).

Wir freuen uns riesig auf den Austausch mit euch, tippt uns gerne den Link zu euren Beiträgen in die Kommentare und dann kommen wir auf einen Gegenbesuch vorbei.

Auf bald
SuBrina (und Livia)

Rezension: Wachstumsschmerz

Wachstumsschmerz - Sarah Kuttner

Beschreibung des Verlages:
Wann ist denn nur alles so kompliziert geworden?
Luise und Flo sind ein Paar und beschließen, endlich erwachsen zu werden. Sie suchen eine Wohnung, ziehen zusammen, schaffen sich ein gemeinsames Bett an und tanzen zu Manfred Krug durch ihre neuen Zimmer. Doch nach kurzer Zeit stehen sie im Flur nebeneinander wie zwei an der Raststätte vergessene Kinder. Luise hat das Gefühl, nur Erwachsen zu spielen. Irgendwie ist dieses Leben falsch. Als ob jemand plötzlich alles verwandelt hätte, die Regeln geändert für das Leben, ab dreißig oder so. Thirdlife Crisis: Darf man die zahllosen Möglichkeiten des Lebens einfach ignorieren und wie ungebetene Gäste vor der Tür stehen lassen? Wie kann man der Liebe vertrauen, wenn man nicht mal sich selbst vertraut? Wie konnte die Zeit nur so schnell vergehen? Und was fangen wir mit den nächsten zwei Dritteln des Lebens an?

Inhalt:
Luise und Flo sind mittlerweile über dreissig, in ihrem Umfeld wird geheiratet, Familien werden gegründet, Lebensziele erfüllen sich und auch Luise und Flo entscheiden sich, dieses Spiel mitzuspielen und sich eine gemeinsame Wohnung zu suchen.
Obwohl sie sich nicht sicher sind, ob dies die richtige Entscheidung ist, lassen sie sich auf dieses neue Kapitel ein und beginnen, sich auseinanderzuleben, gegenseitig in Rollen zu drängen und einander nicht mehr zu verstehen.

Meine Meinung:
Mit Büchern von Sarah Kuttner habe ich bereits sehr unterschiedliche Leseerfahrungen gemacht. "Mängelexemplar" empfand ich als nichtssagend und oberflächlich, "Kurt" hat mich begeistert, positiv überrascht und berührt. Natürlich war ich sehr neugierig auf "Wachsstumsschmerz", bemerkte aber sehr bald, dass ich mich wieder fühlte, wie beim Lesen von "Mängelexemplar". Die Protagonistin benimmt sich wie eine Teenagerin und legt sich und ihrer Beziehung Steine in den Weg. Ihr Partner Flo macht alles nicht besser, er ist an Passivität kaum zu überbieten ist und hat mich damit richtig wütend gemacht.
Dies alles bleibt leider auch noch sehr oberflächlich, nur wenige Szenen lassen ein paar Gefühle aufkommen. Ich habe nämlich einen Unterschied zu Kuttners erstem Roman gemerkt und zwar hat sie es stellenweise wirklich geschafft, mich zu berühren. Vor allem am Anfang des Buches, in den Kapiteln, in denen die Protagonistin zurückblickt.
Je länger Luise sich aber im mitverschuldeten Scherbenhaufen suhlt, der irgendwie immer noch ihre Beziehung ist, desto schwerer ist es mir gefallen, weiterzulesen, Sympathie oder gar Verständnis für sie  und ihre Situation zu empfinden.

Meine Empfehlung:
Dieser Roman ist kurzweilig, ehrlich und direkt. Gleichzeitig bleibt der Inhalt auch eher oberflächlich und die Sprache wirkt kühl, stereotyp und viel zu gewollt jugendlich. Gegen Ende konnte ich immer weniger mit dem Roman anfangen und das Buch wird sicher nicht in meinem Regal bleiben.

Zusätzliche Infos:
Titel: Wachstumsschmerz
Autorin: Sarah Kuttner wurde 1979 in Berlin geboren und arbeitet als Moderatorin. Sie wurde mit ihren Sendungen »Sarah Kuttner – Die Show« (VIVA) und »Kuttner.« (MTV) bekannt und arbeitete mehrfach für die ARD. Bei zdf.neo hat sie das Großstadtmagazin »Bambule« und die Talkshow »Kuttner plus Zwei« moderiert. Seit 2016 produziert und moderiert sie die monatliche Veranstaltungsreihe »Kuttners schöne Nerdnacht« und seit 2017 moderiert sie gemeinsam mit Stefan Niggemeier den Podcast »Das kleine Fernsehballett« auf Deezer. Ihre Kolumnen für die Süddeutsche Zeitung und den Musikexpress wurden im Fischer Taschenbuch Verlag veröffentlicht. Ihr erster Roman »Mängelexemplar« erschien 2009 und stand wochenlang auf der Bestsellerliste. Danach erschienen die Romane »Wachstumsschmerz« (2011),  »180 Grad Meer« (2015) und »Kurt« (2019). Sarah Kuttner lebt in Berlin.
Taschenbuch: 284 Seiten
Sprache: Deutsch
Verlag: FISCHER Taschenbuch
Erscheinungstermin: 25.04.2013
ISBN: 978-3-596-19417-9

Kurzrezension: Sie sagt, er sagt

Sie sagt, er sagt - Ferdinand von Schirach

Beschreibung des Verlages:

Katharina Schlüter, eine erfolgreiche TV-Moderatorin, behauptet, ihr ehemaliger Geliebter habe sie missbraucht: Aus zunächst einvernehmlichem Sex sei eine Vergewaltigung geworden. In dem Strafprozess steht Aussage gegen Aussage – ein Dilemma, das eine ungeheure Sprengkraft entfaltet. Denn über die berufliche und private Zukunft zweier Menschen hinaus, geht es um nichts weniger als um die Werte, aber auch Vorurteile, die uns als Gesellschaft ausmachen.

Inhalt:
Ein Gerichtsprozess, eine Frau, die behauptet, von ihrem damaligen Geliebten vergewaltigt worden zu sein, besagter Mann, der dies abstreitet, aber auch mangelhafte Polizeiarbeit und engagierte Verteidiger machen dieses Theaterstück aus und auf wenigen Seiten wird eine ganze Geschichte gesponnen, die von Liebe, Verrat und Vorurteilen erzählt.

Meine Meinung:
Dieses Buch habe ich von Esther bekommen und in New York gelesen. Dieses kurzweilige Theaterstück, das aufgrund der oft sehr ausführlichen Regieanweisungen ausserdem sehr offenen Ende fast nichts der Fantasie überlässt, liest sich innerhalb von kürzester Zeit. Dabei wird die Erzählkunst des Autors immer wieder spürbar, die grosse Begeisterung, die ich nun schon einige Male auf diversen Blogs und bei Instagram entdeckt habe, kann ich allerdings nicht ganz teilen. Der Prozess verläuft so, wie ein Prozess gefühlt in jedem Buch oder Film verläuft, es bleibt eher unspektakulär und es steht Aussage gegen Aussage und kurz vor dem, was vielleicht eine dramatische Wendung hätte sein können, stoppt die Erzählung und das Ende bleibt offen.
Das Buch hat wohl bewirkt, was es sollte, es hat mich wütend gemacht, weil keine klare Position eingenommen wird, weil immer noch alles möglich ist, weil bei den Ermittlungen Fehler unterlaufen sind... Und doch reicht das noch nicht, um mich von der Qualität des Autors zu überzeugen, zu wenig haben mich die Sprache oder Handlung überzeugen können. Sollte er mir noch einmal in die Hände fallen, gebe ich ihm gerne noch eine Chance, ich denke aber nicht, dass ich etwas verpasse, wenn ich keine weiteren Bücher von ihm lese.

Fazit:
Immer wieder habe ich erkennen können, dass Ferdinand von Schirach erzählen kann. Dieses kurze Theaterstück und das doch sehr offene Ende, das mir persönlich zu viel Interpretionsspielraum gelassen hat, haben mich nicht ganz überzeugt. Ich weiss, dass diese Wut und dieser luftleere Raum Teil des Konzeptes des Stücks sind, mir hat aber dieses Konzept einfach nicht zugesagt.

Zusätzliche Infos:
Titel: Sie sagt, er sagt
Autor: Der Spiegel nannte Ferdinand von Schirach einen »großartigen Erzähler«, die New York Times einen »außergewöhnlichen Stilisten«, der Independent verglich ihn mit Kafka und Kleist, der Daily Telegraph schrieb, er sei »eine der markantesten Stimmen der europäischen Literatur«. Seine Bücher wurden vielfach verfilmt und zu millionenfach verkauften internationalen Bestsellern. Sie erschienen in mehr als vierzig Ländern. Die Theaterstücke Terror und Gott zählen zu den erfolgreichsten Dramen unserer Zeit, und Essaybände wie Die Würde des Menschen ist antastbar sowie die Gespräche mit Alexander Kluge Die Herzlichkeit der Vernunft und Trotzdem standen monatelang auf den deutschen Bestsellerlisten. Ferdinand von Schirach wurde vielfach mit Literaturpreisen ausgezeichnet. Er lebt in Berlin. Zuletzt erschienen von ihm u.a. die Erzählsammlung Nachmittage sowie der Theatermonolog Regen.
Sprache: Deutsch
Taschenbuch: 144 Seiten
Verlag: btb
Erschienen am: 28.02.2024
ISBN: 978-3-442-77466-1

Lese-Statistik September 2024

Hallo ihr Lieben

Der September...was für ein Monat...
Drei Konzerte durfte ich spielen, eines davon mit einem neu gegründeten Trio in einem Gewächshaus vor vollen Rängen. Zum Abschluss gab es dann nicht Schnittblumen, sondern eine Tasche voller neuen Pflanzen, die direkt ein Zuhause bei mir in den Hochbeeten und im Balkongarten gefunden haben.
Ausgerechnet an unserem standesamtlichen Hochzeitstag waren wir zu einer wunder-, wunder-, wunderschönen Hochzeit in den Bergen (im Schnee!) eingeladen und haben eine unvergessliche Zeit mit vielen lieben Menschen verbringen dürfen.
Dann habe ich mich in diesem so schon vollen September noch einmal in ganz viele Vorbereitungen und die Arbeit gestürzt, weil ich vor unserem grossen Urlaub noch so viel wie möglich erledigen wollte und nach sooo langer Planung und nach so langem Wünschen und Hoffen brachen der Liebste und ich auf, um uns einen langgehegten Traum zu erfüllen. Wir flogen nach Toronto und reisten zwei Wochen lang durch einen ganz kleinen Part von Kanada, bevor es dann im Oktober noch für eine knappe Woche nach New York ging.
Die Natur, die Tierwelt, die unendlich liebevollen Menschen, die Dimensionen der Dörfer, Parks und Städte, aber auch die krasse Drogenhölle von Toronto und Montreal, die uns tief in menschliche Abgründe, Verzweiflung und Ohnmacht hat blicken lassen, haben uns tief beeindruckt. Wir hatten eine gute Zeit, durften manchmal gemütlich und manchmal abenteuerlich und immer gesund und munter reisen, eine grosse Kanutour machen und die Niagarafälle sehen (absolutes Highlight). Ein paar Eindrücke habt ihr vielleicht bereits bei Instagram gesehen, ansonsten verlinke ich euch alle unsere Reiseposts aus Kanada untenstehend sehr gerne.
Gelesehen habe ich vier Bücher, "Blinde Tunnel" ist aber nicht auf dem Bild, weil ich es mir von meinem Vater geliehen hatte und es ihm bereits wieder zurückgegeben habe.
Toronto
Huntsville
Belleville
Brockville
Montreal

Skyline von Toronto


Gelesen im September:

Buddyread mit Martina, tolle Einstimmung für die Adventszeit, berührend, unterhaltsam und gemütlich


Rauh und eindringlich erzählter Reihenauftakt mit Suchtpotenzial, Familiengeschichte, Drama


Leider kein Krimi, aber ein spannender, hervorragend recherchierter historischer Roman


Einblick in die persische Literatur und Geschichte sowie ein unkomplizierter Zugang zu grossen Dichtern


Alle Rezensionen und Seitenzahlen:

Das Winterhotel - Sarah Morgan   (400 Seiten)
Das Lügenhaus - Anna B. Ragde   (320 Seiten)
Blinde Tunnel - Tove Alsterdal   (352 Seiten)
Der Zirkel der Literaturliebhaber - Amir Hassan Cheheltan   (252 Seiten)

Niagarafälle

Neuzugänge:

Im Schnee wird nur dem Tod nicht kalt - Jörg Maurer (Bücherschrankfund)
Wir zwei im Dezember - Catherine Walsh (Rezensionsexemplar)
Die Entflammten - Simone Meier (selbstgekauft für eine Lesung im Oktober)

Sandbanks Provincial Park, Belleville

Alle Zahlen in der Übersicht:

Gelesene Bücher: 4
Abgebrochene Bücher: -
Ungelesen aussortierte Bücher: -

Gelesene Seiten: 1'324 Seiten
Durchschnittliche Seitenzahl pro Tag: 44 Seiten
Bücher von Autorinnen: 3
Bücher von Autoren: 1
Autor*innenduos (oder Gruppen): -
Geschenkt bekommene Bücher: -
Ausgeliehen: -
Buchgewinn: -
Buchprämien: -
Rezensionsexemplare: 1
Gekaufte Bücher: 1
Eingesammelte Bücher: 1
Bibliotheksbücher: -
Gesamte Neuzugänge: 3
SuB am Monatsbeginn:
73
Aktueller SuB: 72
Differenz: -1 (es geht wieder in die richtige Richtung, im Oktober blüht dem SuB allerdings was....)

Botanischer Garten von Montreal bei Dämmerung

Kurzrezension: Der Zirkel der Literaturliebhaber

Der Zirkel der Literaturliebhaber - Amir Hassan Cheheltan

Beschreibung des Verlages:

Jeden Donnerstag kamen in das Elternhaus Cheheltans acht Gäste, um mit den Eltern und später auch ihm selbst über Literatur zu sprechen. Sie sprachen vorzugsweise über die klassische persische Literatur, über Rumi, Hafis, Saadi, Ferdowsi und andere. Über Jahre hielten diese Treffen an und eröffneten einen Raum der Sprache, der Poesie, der Interpretation, was die großen Themen des Lebens und des Geistes anbelangt, verbanden die Teilnehmer, verstrickten sie aber auch miteinander, weil die Staatsmacht auch in ihren Zirkel reinregierte.
Denn in diesem Zeitraum seit den sechziger Jahren herrscht erst der Schah mit seinem Repressionsapparat und dem Geheimdienst SAVAK, bis die islamische Revolution von 1979 das Regime durch die Macht der Mullahs ersetzt. In seiner dichten und detaillierten Erzählung kehrt Amir Hassan Cheheltan immer wieder zu dem Zirkel der Literaturliebhaber, den Gesprächen über die Poesie, der Rolle seiner Eltern, den Impulsen für die eigene Lektüre und der Wirkung der Literatur zurück. Denn diese ist älter, weiser, komischer, subversiver und sexuell weitaus freizügiger, als die offizielle Sittenlehre und die gesellschaftlichen Zwänge es dulden wollen.

Inhalt:
In einer Mischung aus autofiktiver Erzählung, Gesellschaftskritik und Details der Geschichte des Irans erzählt Amir Hassan Cheheltan von seiner Kindheit in einer belesenen Familie, dem wöchentlichen Literaturzirkel seiner Eltern sowie seiner eigenen Lesart der Literatur seiner Heimat. Persische Klassiker, Lyrik und Prosa werden so nahbar und kurzweilig vorgestellt und es wird auf die menschlichen, derben und rebellischen Facetten dieser grossen und teilweise sehr bekannten Texte und Autoren eingegangen.

Meine Meinung:
Jeden Donnerstag wird im Hause Cheheltan geputzt und aufwändig gekocht, damit sich am Nachmittag die Gäste einfinden und zu einem Literaturzirkel treffen können. Es wird gelesen, gelacht, getrunken, gegessen und über Politik, Gott und die Welt diskutiert. Die politische Lage im Land spitzt sich zu, bis auch den Mitgliedern des Zirkels nicht mehr vertraut werden kann.
Amir wird älter und reifer und darf immer häufiger an den Treffen teilnehmen und lernt so schnell, dass die klassischen Dichter der persischen Literatur alles andere als harmlose und ausschliesslich intellektuelle Texte geschrieben haben. Sexuelle Ausschweifungen, vor allem unter Männern (respektive auch viele pädophile Handlungen, die fast kritiklos stehengelassen werden), aber auch unterhaltsame und derbe Gedichte und Texte, Gesellschaftsstudien und naive Skizzen finden sich in den Werken dieser Dichter. Und so nähert sich der junge Amir auf eine ganz unschuldige, humorvolle und überhaupt nicht verkopfte Art diesen Texten und macht sie durch unterhaltsame Zusammenfassungen, Hinweise auf ihre Entstehung aber auch Hintergründe zur Geschichte des Irans und seiner Familie nahbar.

Mein Fazit:
Dieses Buch hat sich sehr kurzweilig gelesen und ich habe mich sehr darüber gefreut, wie der junge Amir zum Lesen und zur Literatur gefunden und es dann auch noch gewagt hat, den seiner Familie fast schon heiligen Texte eigene und sehr zugängliche Interpretationen abzuringen.
Ein wenig gestört haben mich die fast kritiklos wiedergegebene Verherrlichung pädophiler Handlungen und Beziehungen in klassischer persischer Literatur und das komplette Fehlen von Texten aus weiblicher Feder in Cheheltans Lebensbibliothek. Das wäre sicher auch noch spaannend gewesen.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Der Zirkel der Literaturliebhaber
Autor: Amir Hassan Cheheltan, wurde 1956 in Teheran geboren. Seine Romane dürfen seit über 20 Jahren nicht mehr im Iran erscheinen.
Sprache: Deutsch
Aus dem Persischen von: Jutta Himmelreich
Fester Einband mit Schutzumschlag: 252 Seiten
Verlag: C.H.Beck
Erschienen am: 17. Februar 2020
ISBN: 978-3-406-75090-8

Rezension: Das Winterhotel

Dieses Buch ist ein Rezensionsexemplar aus dem Hause HarperCollins, vielen Dank!

Das Winterhotel - Sarah Morgan

Beschreibung des Verlages:
Die perfekte Einstimmung auf die Feiertage mit den Buchclub-Urlauberinnen
Im Maple Sugar Inn lässt Besitzerin Hattie Coleman die Träume ihrer Gäste wahr werden. Doch dieses Weihnachten ist sie fast am Ende ihrer Kräfte, denn nach dem zu frühen Tod ihres Ehemannes muss sie sich nun allein um ihr gemeinsames Kind und das Hotel kümmern. Dann checken Erica, Claudia und Anna zu ihrem jährlichen Buchclub-Urlaub ein. Ihre jahrelange Freundschaft und tiefe Liebe zu Büchern verbindet sie, doch Hattie ist klar, dass da einiges unter der Oberfläche brodelt. Trotzdem ist sie nicht darauf vorbereitet, als herauskommt, wie sehr ihre eigene Geschichte mit der der anderen Frauen verwoben ist. Können die vier Frauen sich gegenseitig helfen, ein neues Kapitel im Leben aufzuschlagen?

Inhalt:
Hattie führt ein gut laufendes Hotel in Vermont und auf den ersten Blick sieht ihr gemütliches Inn aus, wie einem Märchen entsprungen. Aber nach dem Tod ihres Mannes ist sie alleine für das Hotel und ihr Kind verantwortlich und muss ausserdem noch gegen rebellierende Angestellte ankämpfen.
Auch der aus Erica, Claudia und Anna bestehende Buchclub, der sich eine Woche lang im Hotel einquartiert, bringt einige private und berufliche Turbulenzen mit sich und als Erica eine Bombe platzen lässt, die nicht nur ihr Leben auf den Kopf stellt, ist der Trubel um das nahende Weihnachtsfest die kleinste Aufregung, mit der sich die vier Frauen herumschlagen müssen.

Meine Meinung:
Sarah Morgans (Weihnachts-)Romane sind mittlerweile Kult und ich habe bereits einige davon sehr gerne gelesen. Vor einem Jahr habe ich mich mit Martina von Martinas Buchwelten zusammengetan und "Weihnachten kann kommen" in einer kleinen Leserunde genossen. In diesem Jahr haben wir uns wieder zusammengeschlossen und sind pünktlich zum ersten Schneefall in den Schweizer Bergen (so früh, wie in diesem Jahr, stand ich definitiv noch nie im Schnee) in den neusten Weihnachtsroman von Morgan eingetaucht.
Beendet habe ich das Buch im überaus warmen Toronto, wo es mir eine gemütliche Abkühlung und einige wunderschöne Lesestunden verschafft hat.

Schreibstil und Aufbau:
Es geht sehr lange, bis das Buch ein wenig Fahrt aufnimmt und sich die Buchclub-Frauen wirklich nach Vermont aufmachen. Auf den ersten hundert Seiten lernen wir sie dafür um so besser kennen. Die Figuren sind wieder äusserst detailliert ausgearbeitet, die vorweihnachtliche Stimmung ist einfach nur gemütlich und Sarah Morgan schafft es, viele leichte aber auch tiefgründige Themen sehr feinfühlig in ihrem Buch zu vereinen. Am liebsten würde ich alle Figuren noch einmal sehen und wäre sehr glücklich, wenn Morgan wieder einmal eine weihnachtliche Trilogie/Reihe schreiben würde, ich würde nämlich zu gerne erfahren, wie es bei allen Figuren weitergeht.

Meine Empfehlung:
"Das Winterhotel" hat mir noch sehr viel besser gefallen als "Weihnachten kann kommen" vor einem Jahr, weil es trotz vielen Handlungssträngen, Figuren und deren Schicksalen nie überladen oder verzettelt wirkt, sondern einfach nur schöne Vorweihnachtsstimmung und beste Unterhaltung bietet.

Zusätzliche Infos:
Titel
: Das Winterhotel
Originaltitel: The Christmas Book Club
Autorin: Sarah Morgan ist eine gefeierte Bestsellerautorin mit mehr als 21 Millionen verkauften Büchern weltweit. Ihre humorvollen, warmherzigen Liebes- und Frauenromane haben Fans auf der ganzen Welt. Sie lebt mit ihrer Familie in der Nähe von London, wo der Regen sie regelmäßig davon abhält, ihren Schreibplatz zu verlassen.
Sprache: Deutsch
Originalsprache: Englisch
Übersetzt von: Sarah Heidelberger
Taschenbuch, Paperback: 400 Seiten
Verlag: Harper Collins
Erscheinungstag: 20.08.2024
ISBN:
9783365007587

Kurzrezension: Blinde Tunnel

Blinde Tunnel - Tove Alsterdal

Beschreibung des Verlages:

Sonja und Daniel wollen ihre Ehe retten und erfüllen sich einen Traum: Das schwedische Paar kauft ein Weingut in Tschechien. Das Anwesen liegt seit dem Zweiten Weltkrieg brach, verströmt jedoch eine betörende Magie. Bei ihren Aufräumarbeiten entdecken sie ein Kellergewölbe mit Flaschen aus den Kriegsjahren. Und die mumifizierte Leiche eines Jungen mit weißer Armbinde. Die Polizei hat kein Interesse, der Sache nachzugehen, aber mithilfe der Anwältin Anna erfährt Sonja mehr über die bewegte Geschichte des Dorfes, die Annexion der Gebiete durch Hitler, das Leid der Bevölkerung. Doch dann wird Anna ermordet und Daniel als Verdächtiger verhaftet. Sonja begreift, dass der Schlüssel in der Vergangenheit liegen muss. Und dass manche Dinge für immer verborgen bleiben sollen.

Inhalt:
Ein heruntergekommenes Weingut mit einer schwierigen Vergangenheit hat es Sonja und Daniel angetan. Doch bald finden sie in den unterirdischen Tunneln, welche das Wohnhaus unterwandern, eine Kinderleiche und als auch noch die rätselhafte Anna, welche sich für die Geschichte des Weinguts interessiert, ermordet und Daniel des Mordes verdächtigt wird, macht Sonja sich auf Spurensuche. Sie taucht tief in die Geschichte des Sudetenlandes und der vertriebenen Sudetendeutschen ein und bekommt die heute noch ambivalente Haltung ihrer Mitmenschen am eigenen Leib zu spüren.

Meine Meinung:
Wer "Blinde Tunnel" als Krimi liest und Spannung wie "Auf dem Niveau von Henning Mankell" (wie das Buch auf der Website angepriesen wird) erwartet, ist leider mit diesem Roman falsch beraten. Sowohl der "Cold Case" als auch der sich in der Neuzeit ereignende Kriminalfall sind nämlich überhaupt nicht spannend und Gänsehaut kommt nur auf, wenn man daran denkt, wozu Menschen im Laufe der Geschichte und auch heute noch immer wieder fähig sind und waren. Spannend wird es aber trotzdem, wenn man in die komplexen und tragischen historischen und gesellschaftlichen Hintergründe der Region Böhmen/Mähren/Schlesien eintaucht und - wie Sonja - erfährt, wie gespalten und traumatisiert auch heute noch viele in diesen Regionen lebende Menschen sind.

Fazit:
Dieses Buch benötigt einen "Cold Case", damit Sonja sich überhaupt mit der Geschichte ihres neu erworbenen Weingutes auseinandersetzt, sie hätte aber auch einfach rätselhafte Tagebücher oder Postkarten finden können und so wäre das Buch nicht als Krimi vermarktet worden, sondern als historischer Roman, der durchaus Spannung aufkommen lässt. Das hätte der Geschichte sicher gutgetan und hätte bei mir nicht komplett falsche Erwartungen geweckt.
Schade, der Roman ist nämlich grandios recherchiert und auch gut erzählt. Als Krimi empfehle ich ihn allerdings überhaupt nicht. Wer sich aber für düstere Verstrickungen und wahre historische Begebenheiten interessiert, ist mit diesem Roman bestens beraten.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Blinde Tunnel
Originaltitel: Blindtunnel
Autorin: Tove Alsterdal, 1960 in Malmö geboren, zählt zu den renommiertesten schwedischen Spannungsautor:innen, ihre Romane erscheinen in 25 Ländern und wurden vielfach ausgezeichnet. Mit der Trilogie um Ermittlerin Eira Sjödin gelang ihr in Schweden ein Sensationserfolg, für «Sturmrot» erhielt sie den Schwedischen Krimipreis 2020 und den Skandinavischen Krimipreis 2021, ebenso wie «Erdschwarz» stand der Roman wochenlang auf Platz 1 der schwedischen Bestsellerliste. Auch in Deutschland stiegen die Romane sofort in die Top 10 der Spiegel-Bestsellerliste ein. Die Filmrechte sicherte sich eine Hollywood-Produktionsfirma.
Sprache: Deutsch
Aus dem Schwedischen von: Hanna Granz
Fester Einband mit Schutzumschlag und Lesebändchen: 352 Seiten
Verlag: Kindler
Erscheinungstermin: 12.09.2023
ISBN: 978-3-463-00050-3

Rezension: Das Lügenhaus

Das Lügenhaus - Anne B. Ragde

Reiheninfos:

1. Das Lügenhaus
2. Einsiedlerkrebse
3. Hitzewelle
4. Sonntags in Trondheim
5. Die Liebhaber
6. Rückkehr

Beschreibung des Verlages (verrät sehr viel vom Inhalt, lesen auf eigene Gefahr):
Trondheim in Norwegen: Als die Bäuerin Anna nach einem Schlaganfall im Sterben liegt, kommt die Familie nach Jahrzehnten erstmals wieder zusammen. Tor, der älteste Sohn, der den Hof übernommen hat und eine Schweinezucht betreibt, verständigt nicht nur seine beiden Brüder – Margido, der vor Jahren den Kontakt zum Elternhaus abgebrochen und sich als Bestattungsunternehmer selbstständig gemacht hat, und Erlend, der mit seinem Lebensgefährten als Schaufensterdekorateur in Kopenhagen lebt –, sondern auch seine Tochter Torunn, die er nur ein einziges Mal gesehen und vor seiner Familie verheimlicht hat. Nun, am Sterbebett der Mutter, hält ausgerechnet der unscheinbare Vater eine riesige Überraschung bereit, die das bisherige Leben in Frage stellt …

Inhalt:

Es ist kurz vor Weihnachten und der Bestatter Margido muss sich mit dem Suizid eines Teenagers auseinandersetzen, der Schweinebauer Tor kratzt am Existenzminimum und der Schaufensterdekorateur Erlend macht sich daran, die alljährlich stattfindende Weihnachtsfeier in seinem Zuhause zu planen. Die drei sind Brüder, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten und leben ihre Leben aneinander vorbei. Als plötzlich ihre Mutter ins Spital muss, versammeln sich aber alle - teilweise widerwillig - an ihrem Krankenbett, wo die eine oder andere Neuigkeit sie aus der Fassung bringt.

Meine Meinung:
Vor einigen Jahren habe ich "Die Liebesangst" von Anne B. Ragde gelesen und war fasziniert von ihrer Erzählsprache. Nun endlich habe ich mir spontan den ersten Band der Lügehaus-Reihe gegönnt und bin immer noch komplett begeistert von diesem Auftaktband. Die grandios eingefangene Atmosphäre kurz vor Weihnachten, die tiefen Einblicke in ganz unterschiedliche Leben und Schicksale sowie die bildhaften Beschreibungen, die mich dieses Buch, seine Figuren und Handlungsorte sehen, fühlen und riechen liessen, haben es mir angetan.

Schreibstil und Aufbau:
Diese in drei Abschnitte eingeteilte Geschichte lässt tief in das ärmliche Leben auf einem Hof in Trondheim, in das schillernde Stadtleben Kopenhagens und in die Abgründe einer von harten Schicksalen geprägten Familie blicken. Die ein wenig skurrilen Figuren, von denen ich vor allem Torunn und ihre pragmatische Art sofort ins Herz geschlossen habe, sind mit viel Respekt und Empathie für ihre Lebenssituation beschrieben. Ausserdem gelingt es Ragde, die alles andere als einfachen Beziehungen innerhalb von Familien, Partnerschaften und der Arbeitswelt sehr realistisch darzustellen und trotzdem nicht ins Dramatische zu kippen, sondern stets eine grosse Prise Humor und Warmherzigkeit in ihre Geschichte einfliessen zu lassen.

Meine Empfehlung:

Ich freue mich schon riesig auf die Fortsetzungen dieser Reihe und möchte ganz bald wieder nach Trondheim zurückkehren. Von mir gibt es eine herzliche Empfehlung für diese spannende, einfühlsam und zugleich humorvoll erzählte Familiengeschichte.

Zusätzliche Infos:

Titel: Das Lügenhaus
Originaltitel: Berlinerpoplene
Autorin: Anne B. Ragde wurde 1957 im westnorwegischen Hardanger geboren. Sie ist eine der beliebtesten und erfolgreichsten Autorinnen Norwegens und wurde mehrfach ausgezeichnet. Mit ihren Romanen »Das Lügenhaus«, »Einsiedlerkrebse« und »Hitzewelle« gelang ihr einer der größten norwegischen Bucherfolge aller Zeiten. Nachdem Anne B. Ragde zunächst angekündigt hatte, die Lügenhaus-Serie nicht weiterzuschreiben, erscheint nach »Sonntags in Trondheim« und »Die Liebhaber« mit »Rückkehr« das große Finale der auch in Deutschland gefeierten Buchserie.
Taschenbuch, Broschur: 320 Seiten
Sprache: Deutsch
Aus dem Norwegischen von: Gabriele Haefs
Verlag:btb Verlag
Erschienen am: 14.08.2017
ISBN: 978-3-442-71570-1

Lese-Statistik August 2024

Hallo ihr Lieben

Der August war so ein ereignisreicher Monat, dass ich beim Sichten der Fotos und meiner Notizen richtig ins Staunen gekommen bin. Begonnen hat der Monat sehr ruhig, weil ich mir meine komplett freie Woche in der ersten Augustwoche eingeplant habe. Da bei uns am 1.8. Nationalfeiertag war, wurde direkt eine verlängerte Woche daraus (mit Übernachtung vom 31.7. auf den 1.8. bei schönstem Regenwetter auf der Dachterrasse meiner besten Freundin) und das hat richtig gutgetan. Generell war dieser Sommer - abgesehen von der furchtbaren Hitze, mit der ich jedes Jahr schlechter klarkomme - gut zu mir und hat mich zum ersten Mal seit Jahren so richtig zur Ruhe kommen lassen und dies liegt sicher daran, dass wir nicht wirklich verreist sind und dass ich sehr bewusst Auszeiten eingeplant habe.
Viele Familienbesuche und -feiern standen trotzdem an, ein neues Erdenbürgerlein wurde getauft und wir haben ganz viele liebe Herzensmenschen getroffen und richtig viel Zeit mit ihnen verbrinden dürfen, was ein riesiges Geschenk ist und wovon wir immer noch zehren.
Dann reiste ich für zwei Nächte nach Salzburg und startete anschliessend wieder mit der Schule und einem Stundenplan, der mir sehr entspricht.
Die erste Schulwoche verlief noch ruhig, dann aber ging es so richtig los, ich probte sehr viel und spielte vier Konzerte, bin dabei, zwei Schülerinnen auf einen Wettbewerb und fünf Schülerinnen auf den Auftritt in einem Gottesdienst vorzubereiten und plane mit meiner Praktikantin ihr im Oktober beginnendes Praktikum.
Der Monat endete aber mit einem absoluten Highlight: am 30.8. traf ich Angi und besuchte mit ihr eine Lesung von Saša Stanišić in Basel. HIER könnt ihr ein paar Eindrücke sehen und lesen und ich muss ehrlich sagen...ich schwelge immer noch. Und weil Angi (links im Bild) so mutig war und für uns gefragt hat, konnten wir sogar noch ein Bild mit Saša machen.



Gelesen im August:

Gelesen habe mal viel, mal rastlos, mal kurzatmig, mal hat mich ein Rezensionsexemplar, das mir gar nicht zugesagt hat, sehr gebremst und dann bin ich nur so durch einen Roman geflogen. Bücher durften auch einziehen (offener Bücherschrank und ganz viele volle Schränke bei meinen Eltern, tz, tz...) und einige verliessen mich wieder.

Unterhaltsamer und spannender Krimi und viel Einsicht in Kluftis Privatleben, ein Lesevergnügen


Unterhaltsame, spannende, lehrreiche und einfach absolut lesenswerte feministische Essaysammlung


Berührender, kurzweiliger, überraschender Roman, der zwischen Traum und Wirklichkeit schwankt


Kleine Längen im Mittelteil, aber ansonsten ein packender, moderner Roman über Freundschaft und Gaming


Leider bin ich mit diesem Essay-Band so gar nicht klargekommen, schade, aber das kann passieren


Alle Rezensionen und Seitenzahlen auf einen Blick:

Herzblut, Kluftingers siebter Fall - Volker Klüpfel und Michael Kobr   (400 Seiten)
Die letzten Tage des Patriarchats - Margarete Stokowski   (320 Seiten)
Augustblau - Deborah Levy   (176 Seiten)
Morgen, morgen und wieder morgen - Gabrielle Zevin   (560 Seiten)
Blut, Stolz Fernweh und andere Mysterien - Ellen Kuhn   (200 Seiten)
Death's End - Cixin Liu (abgebrochen nach 178 Seiten, es hat mich leider nur noch gelangweilt...)

Neuzugänge:

Ich habe soooo viele Bücher hier einziehen lassen und bereue nichts (aber so langsam sollte ich mir doch wieder Gedanken um einen kleinen Abbau machen...):

  1. Tode, die wir sterben - Roman Voosen, Kerstin Signe Danielsson (überraschend erhaltenes Reziexemplar)
  2. Das Winterhotel - Sarah Morgan (angefragtes Reziexemplar)
  3. Blut, Stolz, Fernweh und andere Mysterien (angefragtes Reziexemplar, Enttäuschung des Jahres...)
  4. Die Geschichte des Wassers - Maja Lunde (Jahreszeitenquartett 2), im Bücherschrank gefunden und mich sooooo gefreut, es stand eeeeewig auf der Wunschliste)
  5. Die Unschärfe der Welt - Iris Wolff (von meinen Eltern geliehen)
  6. Zur See - Dörte Hansen (von meinen Eltern geliehen)
  7. Wachstumsschmerz - Sarah Kuttner (von meinen Eltern geliehen)
  8.  Hallo du Schöne - Ann Napolitano (Bücherschrankfund)
  9. Zum Glück ein Jahr - Sophia Bergmann (Bücherschrankfund) 

Alle Zahlen in der Übersicht:

Gelesene Bücher: 5
Abgebrochene Bücher: 1
Ungelesen aussortierte Bücher: -

Gelesene Seiten: 1'834 Seiten
Durchschnittliche Seitenzahl pro Tag: 59 Seiten
Bücher von Autorinnen: 4
Bücher von Autoren: -
Autor*innenduos (oder Gruppen): 1
Geschenkt bekommene Bücher: -
Ausgeliehen: 3
Buchgewinn: -
Buchprämien: -
Rezensionsexemplare: 3
Gekaufte Bücher: -
Eingesammelte Bücher: 3
Bibliotheksbücher: -
Gesamte Neuzugänge: 9
SuB am Monatsbeginn:
71
Aktueller SuB: 73
Differenz: +2, geht ja irgendwie noch...

Rezension: Blut, Stolz, Fernweh und andere Mysterien

Blut, Stolz, Fernweh und andere Mysterien - Ellen Kuhn

Beschreibung der Autorin:

Bereits in ihren ersten beiden Büchern hat sich Ellen Kuhn als scharfsinnige Beobachterin mit breit gefächerten Interessen gezeigt. Ihre Fähigkeit zu oft etwas anderen Gedanken mit philosophischem und psychologischem Tiefgang fusioniert in diesem Essayband zu einem bunten Potpourri an Themen, über die wir alle sicher schon einmal nachgedacht haben, aber sicher nicht in dieser Tiefe und unter diesen Blickwinkeln. Falls wir es nicht getan haben, ist es höchste Zeit, es zu tun. Ellen Kuhn kann Wissen vermitteln, Denkanstöße geben und gleichzeitig unterhalten. Von ihren Reflexionen über ihr bald zehnjähriges Leben als digitale Nomadin und der immer aktuellen Selbstwertfrage über die vielfältigen Facetten von Stolz, die besonderen Beweggründe für das Lesen und das Universum der weiblichen Menstruation bis hin zur Problematik, ob wir in diese sich so dramatisch verändernde Welt ein Kind setzten sollten. Klug, analytisch, emotional und inspirierend.

Inhalt:
"Blut, Stolz, Fernweh und andere Mysterien" beinhaltet ein Vorwort und neun sehr persönliche Essays zu ganz unterschiedlichen Themen. Ausserdem ist jedem Essay ein ausführliches Quellenverzeichnis angehängt, was das weitere Stöbern und Nachforschen erleichtert.

Meine Meinung:
Der Zeit, zu der diese Rezension online geht, seht ihr an, wie sehr ich um Worte gerungen habe. Nicht nur, weil dieses Buch mir als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt worden ist und weil die Autorin Ellen Kuhn es mir in einem sehr angenehmen Austausch erst angeboten hatte, wollte ich unbedingt ein paar Worte dazu verlieren. Vielmehr ist es mir wichtig, die Lektüre und die Gründe, weshalb sie mir eben nicht wie erwartet zugesagt hat, einzuordnen, damit ihr euch ein eigenes Bild davon machen könnt.
Gleich im Vorwort lädt Kuhn dazu ein, sich den Texten neugierig und offen zu nähern, diese aber auch nach Lust und Laune selektiv zu lesen. Eine schöne Bitte einerseits, aber auch eine Art Disclaimer für alles, was folgt. Schliesslich muss niemand diese Essays lesen und schon gar nicht, wenn sie nicht gefallen. So einfach ist es aber dann doch nicht. Schliesslich wird gleich im ersten Essay ("Die Frage nach dem „Warum lese ich?“ nochmals neu gestellt") darauf eingegangen, wie durchaus lohnenswert und befriedigend es sein kann, ein Buch auch komplett anspruchslos zu lesen, sich durchzubeissen oder es immer wieder neu mit einem Buch zu probieren, wenn es beim ersten Aufschlagen nicht gleich funkt.
Das habe ich mir sehr zu Herzen genommen, musste aber einige der Texte querlesen und immer mal wieder sowohl den Kopf schütteln, als auch Seiten überspringen.
Dies lag ein wenig am Schreibstil und auch an der Haltung der Autorin selber. Schon in ihrer Beschreibung erwähnt Kuhn, wie sie sich ihren Themen mit philosophischem und psychologischen Tiefgang nähert und verwendet eine vermeintlich sehr akademische und hochstehende Sprache. Nach jedem Essay finden sich die entsprechenden Quellenverzeichnisse, was mir sehr gut gefallen hat, da ich so nicht immer an den Schluss des Buches blättern wollte, wenn ich mir die Liste der weiterführenden Literatur ansehen wollte. Ich bin es mir gewohnt, wissenschaftliche Texte aus den unterschiedlichen Sparten zu erarbeiten, somit war diese Herangehensweise kein Stolpersein für mich. Vielmehr hat mich gestört, dass Kuhn allen Ausführungen zum Trotz nie zum Punkt kommt und kein einziges Thema wirklich tiefsinnig aufschlüsselt. Beispielsweise wird im Essay "Evolution (m)eines Zyklus" in einem Nebensatz Menstruationshütten in Nepal (zu recht) kritisiert, ohne aber darauf einzugehen, dass solche in vielen indigenen Kulturen gang und gäbe sind und waren und dort eine sehr wichtige spirituelle Rolle innehatten, deren Ursprünge man sich durchaus einmal anschauen könnte. Auch wird die Waschtemperatur von Periodenunterwäsche im selben Artikel nicht ganz korrekt angegeben. Gerade weil "Periode ist politisch" von Franka Frei so oft zitiert wird, empfehle ich euch so oder so, Franka Freis Buch zu lesen, wenn ihr euch mit der Menstruation auseinandersetzen wollte. Ihr lernt mehr und werdet dabei auch noch wunderbar unterhalten.
Auch in anderen längeren Essays werden wahllos Themen durcheinandergewürfelt und dies geschieht - womit wir beim zweiten mich störenden Punkt angelangt wären - aus einer massiv privilegierten und nicht wirklich reflektierten Perspektive heraus. Beispiel gefällig? Im Essay "Klima und Kinder – eine hoffnungslose Kombination?", der eigentlich sehr viele gute Gedanken und sogar Entscheidungshilfen beinhaltet und einfühlsam darauf hinweist, dass letztendlich alle Entscheidungen ihre Berechtigung haben, sinniert Kuhn über Frauen, die sich schon immer unter den widrigsten Umständen entschieden haben, Kinder zu bekommen. Es habe also schon immer Frauen gegeben, die sich trotz scheinbar ausweglosen Situationen für Kinder, für die Hoffnung, für die Zukunft entschieden haben und Kuhn schliesst diesen Gedankengang ernsthaft damit ab, dass schon Frauen im Mittelalter oder während und zwischen Kriegen bereit gewesen wären, Kinder zu bekommen, ohne auch nur annähernd zu bedenken, dass das Konzept der Wahlfreiheit in Bezug auf Kinderfragen leider sehr, sehr neu und immer noch nicht überall gegeben ist, was der jahrtausendelangen Unterdrückung der Frau und den schlicht nicht funktionalen Verhütungsmitteln der alten und sogar jüngeren Vergangenheit geschuldet ist und somit ist eine Frau im Mittelalter wohl die letzte Person gewesen, die immer komplett freiwillig und gewünscht schwanger geworden ist und geboren hat. Vielmehr sind wohl die meisten Frauen/Menschen damals gar nicht in der Lage gewesen, zu verhüten oder sicher abzutreiben, geschweige denn persönliche Wünsche und Lebensentwürfe zu verwirklichen. Und wie viele Frauen im Krieg schwanger werden, darüber wollen wir alle uns am liebsten gar nicht zu viele Gedanken machen, weil die Wahrheit zu grausam ist. Dass dann die meisten Schwangerschaften auch noch ausgetragen werden müssen ist nur ein weiterer furchtbarer Aspekt dieses abscheulichen Kriegsverbrechens und gehört definitiv - auch mit den besten Absichten und auch wenn es natürlich trotzdem immer Menschen gibt, die auch unter widrigen Umständen eine Familie gründen wollen - nicht glorifiziert.
Auch irritieren mich binäre Systeme in Büchern, die von vermeintlichen Feministinnen geschrieben worden sind, immer sehr. Wenn von weiblicher und männlicher Energie die Rede ist, stelle ich innerlich auf Durchzug, entsprechend habe ich wohl nicht alles mitbekommen, was Kuhn noch ausgeführt hat...
Sie selbst bezeichnet sich übrigens als digitale Nomadin und reist seit über zehn Jahren um die Welt um mal hier, mal da zu leben. Dabei hat sie schon einiges erlebt, betrachtet ihren Lebensstil in Bezug auf die Zukunft des Planeten nicht wirklich kritisch. Dafür hat sie dank ihren Reiseerfahrungen im Essay "Obdachlosigkeit – eine existentielle Begegnung" etwas geschafft, was ich gegen Ende dieses Buches nicht mehr erwartet hätte: sie hat mich mit ihren einfühlsamen Schilderungen und ihrer aufrechten Anteilnahme am Schicksal obdachloser Menschen tief berührt und sogar ein wenig mit diesem Buch versöhnt.

Fazit:
Leider bin ich mit diesem Buch nicht warm geworden, obwohl mich Inas Rezension so neugierig gemacht hat und obwohl mich jedes einzelne Thema dieser Essays sehr interessiert. Es wird nicht bei mir bleiben und andere Lesende dürfen hoffentlich davon profitieren, sich in den Texten wiederfinden oder zum Weiterdenken angeregt werden.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Blut, Stolz, Fernweh und andere Mysterien
Autorin: Ellen Kuhn
Sprache: Deutsch
Taschenbuch: 200
Verlag: tredition
Erscheinungsdatum: 02.03.2024
ISBN: 978-3-384-16237-3

Rezension: Morgen, morgen und wieder morgen

Morgen, morgen und wieder morgen - Gabrielle Zevin

Beschreibung des Verlages:

Mitte der 90er-Jahre in Massachusetts: An einer U-Bahn-Station trifft Sadie, hochbegabte Informatikstudentin und angehende Designerin von Computerspielen, ihren früheren Super-Mario-Partner Sam wieder. Die beiden beginnen, gemeinsam an einem Spiel zu arbeiten, und schnell zeigt sich, dass sie nicht nur auf freundschaftlicher, sondern auch auf kreativer Ebene ein gutes Team sind. Doch als ihr erstes gemeinsames Computerspiel zum Hit wird, brechen sich Rivalitäten Bahn, die ihre Verbundenheit zu bedrohen scheinen.
Ein Jahrzehnte umspannender Roman über Popkultur und Kreativität, Wagnis und Scheitern, über Verlust und über die Magie der Freundschaft.

Inhalt:
Als junge Menschen lernen sich Sadie und Sam - sie als Angehörige ihrer kranken Schwester, er als Patient - im Spielzimmer eines Krankenhauses kennen und verbringen Stunde um Stunde mit Videospielen und Gesprächen. Als sie sich später im Leben wieder begegnen, beschliessen sie, zusammenzuarbeiten und ein einzigartiges Spiel zu entwickeln. Ihre Zusammenarbeit ist von Kreativität, Höchstleistungen aber auch von Eifersucht geprägt. Wie das Leben so spielt, drängen sich andere Personen, Schicksalsschläge und Missverständnisse in ihre Freundschaft...

Meine Meinung:
Dieses Buch durfte ich mir von einer Cousine leihen und ich wusste zwar, dass es beim Erscheinen kurz in aller Munde war und dass es Spielentwicklung und Freundschaft thematisiert, das war es aber auch schon. Mit einem Bruder, der Game Designer ist, interessierte mich das Thema aber sehr und schnell war ich mitten in dieser spannenden, rasant und unterhaltsam erzählten Geschichte angekommen. Lediglich nach etwa einem Drittel des Buches hatte ich so meine liebe Mühe mit Sam, der nach einem schweren Unfall und mehreren Operationen unter starken Schmerzen leidet, dies aber vor seinen Herzensmenschen verbergen möchte. Sein Leiden zelebriert er trotzdem ausgiebig und an wen erinnert uns das? Natürlich, an Jude aus "Ein wenig Leben", den ich ja so gar nicht gemocht habe. Einige Parallelen sind verdächtig ähnlich, allerdings schafft es Gabrielle Zevin, dass ihre Figuren immer mal wieder zur Einsicht und persönlichen Entwicklung neigen und ist somit - zumindest was ihre Figuren anbelangt - eine um Welten bessere Erzählerin als Hanya Yanagihara,

Schreibstil und Aufbau:
Grundsätzlich entwickelt sich die Geschichte eher schnell und es wundert nicht, dass die Filmrechte bereits verkauft sind. Das Buch schreit förmlich danach, ein Blockbuster zu werden. Allerdings stockt die Handlung in der Mitte des Romans deutlich, dies ist aber auch schon mein letzter Kritikpunkt: einzelne Längen sorgen nämlich dafür, dass die Spannung und der Sog ein wenig abflachen. Gegen Ende nimmt die Handlung aber noch einmal Fahrt auf. Sehr beeindruckt bin ich von der passenden Unterteilung in verschiedene Abschnitte und Zeitstränge und der engen "Begleitung" der Figuren über so viele Jahre und durch verschiedenste Lebensphasen. Besonders schön erzählt sind die Gefühle und Veränderungen innerhalb von Freundschaften. Dies ist Zevin wirklich hervorragend, authentisch und sehr berührend gelungen.

Meine Empfehlung:
"Morgen, morgen und wieder morgen" streift ganz mühelos und realistisch die Themen Gamedesign, Shakespeare, Freundschaft, Beziehungen, Krankheit, Schmerz, Verlust und Vergebung und ist ein ganz grosser und sehr unterhaltsamer Roman, dessen Sogwirkung lediglich von einzelnen Längen in der Mitte ein wenig aufgebrochen wird. Nichtsdestotrotz hat mich dieses Buch sehr, sehr gut unterhalten und ich bin schon gespannt auf die Verfilmung.

Zusätzlich Infos:
Titel:
Morgen, morgen und wieder morgen
Originaltitel: Tomorrow, and Tomorrow, and Tomorrow
Autorin: Gabrielle Zevin ist Autorin diverser international gefeierter Bestseller, die in viele Sprachen übersetzt wurden. Eine Hollywood-Verfilmung ihres Weltbestsellers MORGEN, MORGEN UND WIEDER MORGEN ist in Planung. Zevin wurde in New York als Tochter einer koreanischen Mutter und eines jüdisch-amerikanischen Vaters geboren. Sie ist Drehbuchautorin, Gelegenheitsfeuilletonistin und hat in Harvard studiert. Sie lebt in Los Angeles.
Sprache: Deutsch
Aus dem Amerikanischen von: Sonia Bonné
Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen: 560 Seiten
Verlag: Eichborn Verlag
Ersterscheinung: 24.02.2023
ISBN: 978-3-8479-0129-7

Rezension: Augustblau

Augustblau - Deborah Levy

Beschreibung des Verlages:

Elsa M. Anderson ist eine berühmte Konzertpianistin. Doch als sie in Wien Rachmaninows »Piano Concerto Nr. 2« spielen soll, vermasselt sie es. Sie verlässt die Bühne, und ihre Identität als Wunderkind wird auf einen Schlag unstet.
Drei Wochen später beobachtet sie auf einem Flohmarkt in Athen eine Frau, die zwei mechanische Tanzpferde kauft. Elsa fühlt sich auf sonderbare Weise mit der Unbekannten verbunden und hält sie für ihre Doppelgängerin. Sie beginnt die Frau zu suchen, mit ihr in Gedanken zu kommunizieren. Doch die Frau, nicht gewillt, sich widerstandslos zum Alter Ego machen zu lassen, läuft Elsa in den Straßen von Paris davon.
Und so versucht Elsa mithilfe und trotz ihres Doubles, ihrer Mütter, ihres Adoptivvater-Klavierlehrers, ihrer Liebsten und Schüler*innen ein neues Ich zu komponieren, ihre eigene Geschichte zu spinnen.

Inhalt:
Dieses Buch wirkt auf den ersten Blick, wie die Geschichte einer Musikerin, die nach einem Konzertabbruch nicht mehr spielen kann oder will. Zuerst dachte ich, dass ich nun tief in Elsas Leben als Künstlerin eintauchen und mit ihr auf die Suche nach den Ursachen ihres vermeintlichen Versagens gehen würde. Dieses Buch ist aber so viel mehr. Es erzählt eine komplizierte Adoptionsgeschichte und vom nicht ganz einfachen Verhältnis zwischen Elsa und ihrem Adoptivvater. Es erzählt von Liebe und Leidenschaft, von Krankheit und Schmerz. Vor allem aber erzählt es von vielen in aller Fülle gelebten Leben, von alles überdauernden Freundschaften, von einem schwülen Sommer und der neugierigen und ungezwungenen Suche nach sich selbst.

Meine Meinung:

Ich habe "Augustblau" mit immer grösserem Vergnügen gelesen. Die Protagonistin und auch die anderen Figuren haben es mir angetan. Sie blicken mit einem nicht ganz ernsten Blick auf sich und ihr Leben, achten aufeinander und sind bereit, sich in immer wieder neue Lebenssituationen zu begeben. Elsa wirkt frei und gefangen zugleich und geniesst die Menschen, das Essen und die Musik in ihrem Leben, sucht aber auch immer nach ihren Wurzeln und ihrer Bestimmung. Sie ist sich ihrer Privilegien bewusst und schöpft dankbar aus dem Vollen. Ausserdem ist sie in meinen Augen eine grandiose Lehrerin und wohl die erste in einem Roman beschriebene Starmusikerin, die ein authentisch beschriebenes Musikerinnenleben führt.

Sprache und Aufbau:

Levy schafft es, die Sommerhitze, den Geruch des Meeres, die Gedanken ihrer Figuren und ganz viele unterschiedliche Szenen, Schauplätze und Jahreszeiten auf diesen wenigen Seiten zum Leben zu erwecken. Ihre Sprache macht süchtig und Lust auf mehr. Die kurzen Kapitel springen schnell von Figur zu Figur, von Szene zu Szene und gehen dennoch in die Tiefe, berühren und unterhalten. Ausserdem spielt dieses Buch in der Zeit von Corona und des Lockdowns, was ich vorher nicht wusste, was mich aber aufgrund der nur kurzen Erwähnung in einigen Kapiteln auch nicht gestört hat.

Meine Empfehlung:
"Augustblau" hat mich mit immer neuen Wendungen und Gedanken überrascht, meine Sehnsucht nach dem Meer geweckt und mich bestens unterhalten. Ich freue mich schon sehr darauf, weitere Bücher der Autorin zu entdecken.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Augustblau
Originaltitel: August Blue
Autorin: Deborah Levy, geboren 1959 in Südafrika, ist Romanautorin, Dramatikerin und Lyrikerin. 1968 emigrierte ihre Familie nach Großbritannien. Levy besuchte bis 1981 das Dartington College of Arts und begann, Theaterstücke zu schreiben. In Cardiff leitete sie die Manact Theatre Company. Sie verfasste neben einer großen Anzahl von Theaterstücken und Beiträgen für Radio und Fernsehen Erzählungen und Romane. Ihre Stücke werden u. a. von der Royal Shakespeare Company aufgeführt. Ihre Romane Heim schwimmen und Heiße Milch standen auf der Shortlist für den Man Booker Prize. Deborah Levy lebt und arbeitet in London.
Sprache: Deutsch
Aus dem Englischen von: Marion Hertle
Taschenbuch: 176 Seiten
Verlag: Kampa Verlag
Erschienen:
11.07.2024  (Taschenbuch)
ISBN: 978 3 311 15108 1

Rezension: Die letzten Tage des Patriarchats

Die letzten Tage des Patriarchats - Margarete Stokowski

Beschreibung des Verlages:

Seit 2011 schreibt die Spiegel-Online-Kolumnistin Margarete Stokowski Essays, Kolumnen und Debattenbeiträge. Die besten und wichtigsten Texte versammelt dieses Buch, leicht überarbeitet und kommentiert. Die Autorin analysiert den Umgang mit Macht, Sex und Körpern, die #metoo-Debatte und Rechtspopulismus, sie schreibt über Feminismus, Frauenkörper und wie sie kommentiert werden, über Pornos, Gender Studies, sogenannte Political Correctness, Unisextoiletten und die Frage, warum sich Feminismus und Rassismus ausschließen.
Stokowskis Texte machen Mut, helfen, wütend zu bleiben, Haltung zu zeigen und doch den Humor nicht zu verlieren und sie zeigen, dass es noch einiges zu tun gibt auf dem Weg zu einer gleichberechtigen Gesellschaft. Wer fragt, ob wir den Feminismus noch brauchen oder ob die Revolution bereits geschafft ist, dem liefert Margarete Stokowski eindeutige Antworten.

Inhalt:
In zehn Kapiteln versammelt Margarete Stokowski zahlreiche ihrer in der taz und im Spiegel Online erschienenen Kolumnen und versieht einige davon mit Anmerkungen, was das Gelesene noch besser einordnen lässt. Grosse gesellschaftliche und politische Themen der heutigen Zeit finden sich genauso in diesem Buch, wie sehr humorvolle Alltagsbeobachtungen.

Meine Meinung:
Vor vier Jahren habe ich "Untenrum frei" gelesen und geliebt und hätte dieses grandiose Buch am liebsten schon als Teenagerin gelesen. "Die letzten Tage des Patriarchats" ist sofort auf meine Wunschliste gewandert, nun hat es aber leider doch ein paar Jahre gedauert, bis es endlich hier eingezogen ist.
Stokowski nimmt auch in ihren Kolumnen kein Blatt vor den Mund und schreibt schonungslos gegen Rassisten, Sexisten und Verschwörungstheoretiker an. Dies geschieht stets sehr scharfsinnig und zeigt auch immer auf, dass die Autorin einer Diskussion auf Augenhöhe nicht abgeneigt ist. Die leicht überarbeiteten und teilweise kommentierten Texte lassen aber darauf schliessen, dass sich in der Kommentarspalte von Stokowskis Kolumne oft vor allem Menschen tummeln, die kein Problem damit haben einer Frau den Tod zu wünschen und sie auch aktiv zu bedrohen. Und doch lässt sie sich nicht beirren und nutzt ihre Kolumne nicht selten dazu, um diesen Menschen die Konsequenzen ihrer Handlungen aufzuzeigen oder auch um Kollegen eine Stellungsnahme entgegenzuschmettern, die sich gewaschen hat.
Es liegt in der Natur der Sache, dass mich nicht alle Texte gleich gut unterhalten und/oder zum Nachdenken gebracht haben, die Sammlung ist aber äusserst kurzweilig, spannend und gesellschaftskritisch und lädt zum weiteren Diskutieren und Sinnieren ein.

Meine Empfehlung:
"Die letzten Tage des Patriarchats" lässt sich nicht nur ideal nebenher lesen, es regt auch zum Nachdenken an und hat mir einige Male ein Schmunzeln entlockt. Die Sammlung zeigt das ganze Können der Philosophin und Sozialwissenschaftlerin Margarete Stokowski auf und ich hoffe sehr, bald wieder Texte aus ihrer Feder lesen zu dürfen.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Die letzten Tage des Patriarchats
Autorin: Margarete Stokowski, geboren 1986 in Polen, lebt seit 1988 in Berlin. Sie studierte Philosophie und Sozialwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin und arbeitet als freie Autorin. Ihre Kolumne «Oben und unten» erscheint seit 2015 bei Spiegel Online. 2019 wurde sie für ihre Texte mit dem Kurt-Tucholsky-Preis ausgezeichnet. «Untenrum frei», ihr Debüt, avancierte zu einem Standardwerk des modernen Feminismus.
Sprache: Deutsch
Taschenbuch: 320 Seiten
Verlag: Rowohlt Taschenbuch
Erscheinungstermin: 17.12.2019
ISBN: 978-3-499-60669-4