Rezension: Das wunderbare Wollparadies

https://www.randomhouse.de/Taschenbuch/Das-wunderbare-Wollparadies/Manuela-Inusa/Blanvalet-Taschenbuch/e534712.rhd
Dieses Rezensionsexemplar wurde mir vom Verlag Blanvalet via Bloggerportal zur Verfügung gestellt. Herzlichen Dank.
Vorsicht Spoiler, dieser Roman ist der vierte Band der Valerie Lane-Reihe.
Reiheninfos, Valerie Lane-Reihe:

Das wunderbare Wollparadies - Manuela Inusa

Beschreibung des Verlages:
Willkommen zurück in der Valerie Lane – wir freuen uns auf Ihren Besuch!
Susan verbringt ihre Zeit am liebsten in ihrem kleinen Wollladen. In Susan’s Wool Paradise strickt und häkelt sie wunderschöne, kuschlige Sachen, die sie nicht nur verkauft, sondern auch an Bedürftige verschenkt. Außerdem kann man bei Susan zu Lauries Tee und Keiras leckeren Pralinen in gemütlicher Runde gemeinsam stricken und häkeln, sich austauschen und helfen. Ihre Freundinnen schätzen Susan für ihr großes Herz und ihre ruhige Art, vor allem in diesem besonders kalten Dezember, der auch nicht vor der Valerie Lane Halt macht. Und während es draußen stürmt und schneit, erlebt Susan einen Winter, der alles verändern wird …

Meine Meinung:
Eigentlich wollte ich mich den Weihnachtsbüchern noch ein wenig warten und zuerst ein paar Herbstromane lesen, aber auf diese Reihenfortsetzung habe ich lange gewartet und deshalb musste ich unbedingt jetzt schon wissen, was Manuela Inusa in vierten Band der Valerie Lane-Reihe für eine Geschichte erzählen würde.
Dieses Buch hat mich komplett in ein gemütliches, warmes, duftendes Weihnachtsuniversum entführt und mich Naschen, Träumen und süsse Tees trinken lassen und zwar nur mit Worten und Beschreibungen. Sanfte Schneeflocken haben nämlich die Valerie Lane in ein wahres Winterwunderland und die Ladenbesitzerinnen in Wünsche erfüllende Feen verwandelt.
Wie bereits gewohnt, thematisiert jeder Band dieser Reihe eine Ladenbesitzerin der Valerie Lane und ihr Leben, sowie ihre Arbeit ein wenig genauer. Geschichten aus der Vergangenheit mischen sich mit aktuellen Lebenssituationen und während Ruby die Geschichte der wunderbaren Valerie weitererzählt, tragen sie die anderen Figuren in ihrem Herzen mit. Durch Worte und Taten werden die wohltätigen Werke Valeries weitergeführt und auch wenn immer eine Figur pro Buch besonders im Zentrum steht, erfahren wir Leserinnen und Leser auch ein wenig mehr aus dem Leben der anderen Figuren.

Schreibstil und Handlung:
Wir kennen sie schon, die immer gleiche Geschichte: eine Figur (in diesem Fall nun Susan) ist irgendwie einsam oder irgendwie unglücklich (im vorliegenden Buch natürlich beides) und findet nach und nach Vertrauen in andere Menschen und vielleicht sogar irgendwann ihr Glück. Dass man mit vielen Wohlfühlmomenten, ein wenig Drama, Romantik und meistens auch einer Art Happy End beglückt wird, erstaunt bei diesen Büchern natürlich niemanden mehr. Was mir aber bisher immer sehr gut gefallen hat waren die kunstvoll platzierten Verstrickungen aus der Vergangenheit und die einzelnen Handlungsstränge oder vielleicht eher Erzählfäden, welche die Schicksale der einzelnen Figuren miteinander verbunden haben. Ausserdem habe ich bis jetzt in jedem der Bücher ein paar spannende und toll recherchierte Einblicke in eine ganz eigene Branche bekommen und zudem passende Rezepte für Tee (bei Laurie) und Süsskram (bei Keira), sowie Tipps und Tricks zur Pflege/Reinigung und Reparatur von Antiquitäten oder auch einfachen Alltagsgegenständen (bei Ruby) bekommen. Was habe ich nun also erwartet? Strickanleitungen. Tipps und Tricks zur Wahl der richtigen Wolle für unterschiedliche Strickereien oder Anleitungen zur Pflege der doch eher sensiblen Materialien, die man für diverse Strickarbeiten benötigt. Leider nein, ich wurde wieder mit Rezepten beglückt, was zwar schön ist, meiner Meinung nach aber nichts mit Susan zu tun hat. Und tatsächlich scheint es mir auch so, als hätte Manuela Inusa in diesem vierten Band der Reihe fast keine oder nur oberflächliche Recherchearbeit geleistet. Da hätte ich mir definitiv mehr handwerkliche Insidertipps von Susan gewünscht, aber leider scheint die Arbeit mit Wolle für die Autorin ein selbsterklärendes Thema zu sein.
Ansonsten aber habe ich mich mit der Handlung und dem gesamten Schreibstil sehr wohl gefühlt und würde am liebsten einmal durch die weihnachtlich geschmückte Valerie Lane schlendern und bin vor allem sehr gespannt auf den nächsten Band und darauf, ob die Reihe weitergeht, oder ob mit der Geschichte um Orchid alles schon vorbei sein wird.

Der kleine Wermutstropfen:
Ihr denkt, mein Gejammer über die fehlenden Bezüge zu Susans Arbeit könnten bereits der Wermutstopfen gewesen sein? Leider nein. Nicht nur seit ich nämlich von diversen Buchhändlerinnen und Buchhändlern und anderen Leserinnen und Lesern aus der Instawelt täglich darauf aufmerksam gemacht werde, mache ich mir Gedanken über geschlechterspezifische Rollen in meinen Büchern. Ja, es ist mir sehr bewusst, dass ein "Wohlfühlbuch" oder eine romantische Lektüre mit Geschlechterrollen spielt, ein paar Klischees bedient und dass sämtliche Protagonistinnen und Protagonisten (in der Regel sind es ja aber Frauen) in diesen Büchern komplett verloren sind, wenn sie keinen Partner an ihrer Seite haben. Gerade die Valerie Lane-Reihe hat meiner Meinung nach aber bis jetzt mit wesentlich anderen Schwerpunkten trumpfen können, die Freundschaft der Ladenbesitzerinnen, deren berührende Lebensgeschichten und die spannende Geschichte um die wunderbare Valerie sowie die genannten Einblicke in ganz unterschiedliche Berufe standen in allen bisherigen Bänden stets sehr im Zentrum während die Romantik eher nebenher dahinplätscherte.
Nur nicht in diesem Band, in dem eine nicht mehr ganz junge Frau sich permanent selber erniedrigt und demütigt, weil sie "unbemannt" ist und von einer weiteren Tatsache betroffen ist, die sie als Makel empfindet. Dies wird uns Frauen ja stets eingeredet, weshalb ich die Protagonistin natürlich verstehen kann. Nicht aber verstehe ich die anderen Figuren, die ihr diese Gedanken kein einziges Mal ausreden ihr den "Fehler" sogar verzeihen müssen (sie fleht förmlich danach), obwohl sie gar nichts dafür kann - und auch wenn - und die so alle miteinander, angeführt von Manuela Inusa, die uns als Autorin eigentlich zeigen könnte, dass es halt eben anders gehen könnte und mittlerweile auch sollte, nichts gegen Susans Leid und diese frauenfeindlichen Ansichten tun.
Wer genau wissen will, worum es geht, darf die folgenden Zeilen weisseln:
Es geht um Frauen, die sich selber herabwürdigen und die von der Gesellschaft herabgewürdigt werden, weil sie keine Kinder bekommen können. Die Autorin lässt leider ihre Protagonistin Susan im Glauben, dass diese Frauen nichts wert sind und sich sogar noch für diesen Zustand entschuldigen müssen und dadurch dann auch weniger Chancen haben, einen Partner zu finden. Aber natürlich ist dies totaler Mist. Genau so, wie es Mist ist, Frauen zu verurteilen, die keine Kinder wollen (oder die zehn Kinder wollen). Jeder Mensch ist auch ohne Partnerin oder Partner und ohne Kinder ein ganzer Mensch. Und dies sollte nun definitiv auch bei den Autorinnen und Autoren romantischer Literatur angekommen sein.
Zudem noch: auch wenn Susan natürlich ihr Glück finden und somit auch sich selber heilen kann, so hat der Mann ihrer Träume sie auch noch aufgrund einer Nichtigkeit tagelang abserviert und angeschwiegen, redet sich dann mit einer fadenscheinigen Entschuldigung heraus und alles ist vergeben und vergessen und was er Susan mit seiner idiotischen Art angetan hat wird mit keinem Wort mehr erwähnt. Really? Liebe Manuela, ich weiss, dass du das wirklich besser kannst.
Versteht mich nicht falsch: ein Mensch, der fast schon verzweifelt einen Partner sucht, ist natürlich nicht immer sehr glücklich und ja, mir ist bewusst, dass die meisten Menschen früher oder später in einer Beziehung leben wollen und sich diese auch mehr oder weniger aktiv wünschen und suchen, trotzdem hat aber auch ein Singleleben seine Vorzüge und vor allem steht es anderen Menschen nicht zu, ihren eigenen Lebensstandard als non plus ultra darzustellen und andere dann zu bemitleiden oder gar zu verurteilen.

Meine Empfehlung:
Ja, ihr lest richtig: "Empfehlung". Einzelne Passagen dieses Buches haben mich wütend gemacht und dazu geführt, dass ich mich und mein Leseverhalten weiter hinterfragt habe (und ausserdem ist mir einmal mehr bewusst geworden, dass es vor allem wir Frauen sind, welche unser Schicksal in der Hand haben und dafür sorgen müssen, dass wir uns eine Zukunft aufbauen, in der wir uns nicht immer für unser Frausein entschuldigen müssen). Aber trotzdem hat mir dieses Buch sehr gut gefallen, die Ideen waren wundervoll, die Sprache flüssig und sehr angenehm zu lesen und ich habe viel Spannendes und Berührendes über die Ladenbesitzerinnen der Valerie Lane erfahren. Davon hätte ich in Zukunft gerne mehr.

Zusätzliche Infos:
Titel: Das wunderbare Wollparadies
Autorin: Manuela Inusa wusste schon als Kind, dass sie einmal Autorin werden wollte. Die gelernte Fremdsprachenkorrespondentin arbeitete sich durch verschiedene Jobs, wollte aber eigentlich immer nur eins: Schreiben. Kurz vor ihrem 30. Geburtstag sagte sie sich: Jetzt oder nie! Inzwischen hat sie im Selfpublishing mehr als dreißig Romane veröffentlicht, die viele Leserinnen erreichten. Die Autorin lebt mit ihrem Ehemann und ihren beiden Kindern in ihrer Heimatstadt Hamburg. In ihrer Freizeit liest und reist sie gern, außerdem liebt sie Musik, Serien, Tee und Schokolade.
Sprache: Deutsch
Taschenbuch, Broschur: 368 Seiten
Verlag: Blanvalet
Erschienen: 17.09.2018
ISBN: 978-3-7341-0627-9 

4 Kommentare:

  1. Liebe Livia,
    über dieses Buch hätte ich mich definitiv aufgeregt! Auch in eher leichteren Romanen sollten doch Themen wie diese nicht stereotyp und entwürdigend sein! Und gerade als Frau als Autorin sollte man solchen Aussagen entgegenwirken!
    Ich habe im August "Azurblau für zwei" gelesen und auch hier genau daselbe Thema angekreidet!! Hier wurde es einfach totaöl verharmlost und als "wird schon wieder...man muss nur einfach loslassen" Irrtum verkauft! Mir haben sich alle Haare aufgestellt! Ich musste mich selbst mit dem Thema jahrelang herumschlagen und kann solche Sätze gar nicht hören!!!!
    Liebe Grüße
    Martina

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Martina

      Genau so ist es und gerade weil die ersten drei Bände der Reihe sich meiner Meinung nach wirklich von der seichten Masse an "leichten" Romanen abheben konnten, hat mich dieser Aspekt des vierten Bandes doch sehr enttäuscht. Trotzdem: sprachlich und von der ganzen Hintergrundgeschichte her hat er mir sehr gut gefallen. Es ist mir also wirklich schwer gefallen, das Buch zu bewerten, wie du sicher erkennen kannst.

      Dass du persönlich von diesem Thema betroffen warst, wusste ich nicht. Aber ich habe mir auch gedacht, dass eine solche "Abfertigung" für jede betroffene Person ein Schlag ins Gesicht sein muss und dass man sich als Autor/in gar nicht erst mit solchen Themen befassen soll, wenn man sie dann doch nur so oberflächlich und entwürdigend darstellt.

      Alles Liebe dir und vielen Dank für deinen Hinweis auf "Azurblau für zwei"
      Livia

      Löschen
  2. Hallo Livia,

    ich habe gestern die ersten Seiten des Wollparadieses gelesen. Ich habe deine geschwärzten Zeilen nicht gelesen, weil ich mich überraschen lassen möchte. Allerdings bin ich nach deiner Rezi direkt unsicher, ob mir die Geschichte um Susan gefällt.

    Viele liebe Grüße
    Zwerghuhn

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo liebes Zwerghuhn

      Das tut mir also leid, verunsichern wollte ich dich auf keinen Fall. Aber am besten liest du einfach schnell weiter und machst dir selber ein Bild :-) Ich bin also schon einmal sehr gespannt auf deine abschliessende Meinung.

      Alles Liebe dir
      Livia

      Löschen

Ich freue mich über jeden lieben Kommentar, über Anregungen und konstruktive Kritik. Ausserdem möchte ich darauf hinweisen, dass ihr mit Absenden eines Kommentars zur Kenntnis nehmt und zustimmt, dass dabei personenbezogene Daten gespeichert werden.