Wolf - Saša Stanišić
Klappentext (zur Beschreibung des Verlages geht es hier, aber die enthält massive Spoiler)
Ein Ferienlager im Wald. Willkommen zu Mücken und Wanderstöcken, zu Stockbetten und Kletterbäumen! Willkommen am Lagerfeuer! Willkommen zur Folienkartoffel, der traurigsten Kartoffel der Welt! Willkommen in der Gruppe! Alle können Teil der Gruppe sein, oder? Obwohl jeder für sich unterschiedlich und anders ist. "Was, wenn es aber einen gibt, der von den anderen noch mal andersiger gemacht wird? Einen, der überall unwillkommen ist? Sorry, mir fallen nur erfundene Wötert ein."
Inhalt:
Der Protagonist dieser Geschichte muss die Ferien in einem Ferienlager verbringen, obwohl er dies überhaupt nicht will. Gemeinsam mit anderen Jugendlichen, die er aus seiner Schule kennt sowie natürlich einigen Betreuungspersonen verbringt er eine gefühlt unendlich lange Zeit mitten in einem Wald. Er teilt sich das Zimmer mit Jörg, dem begeisterten Wanderer, der immer von Moritz gepiesackt wird. Als sich diesem mehr und mehr Jugendliche anschliessen und die Situation droht, ausser Kontrolle zu geraten, begegnet unser Protagonist in seinen Träumen einem Wolf, der all das Ungesagte verkörpert und ihm zur Seite steht.
Meine Meinung:
Mit riesiger Vorfreude habe ich mich in dieses Abenteuer gestürzt und unseren Protagonisten sooo gut verstanden. Die meisten Aktivitäten, welche dieses sehr kunterbunt zusammengewürfelte Leitungsteam des Ferienlagers zusammengestellt hat, hätten mich nämlich auch abgeschreckt. Von den Duschen ganz zu schweigen... Und ja, auch ich hätte mitten im Wald ausgerechnet Salat vermisst und mich mit dem Koch angefreundet. Dieser scheint so oder so der einzige Erwachsene zu sein, der den Durchblick hat. Alle anderen sprechen lediglich davon, dass die Kinder "ihre Konflikte selber lösen sollen" und vergessen dabei, dass nur ein sehr schmaler Grat zwischen anders sein und anders gemacht werden, zwischen harmlosen Neckerein und Mobbing verläuft. Doch unser Protagonist versteht, dass etwas schief läuft und ähnlich wie das Monster in "Sieben Minuten nach Mitternacht" von Patrick Ness und Siobhan Dowd steht auch der Wolf in seinen Träumen für alles, was er nicht in Worte fassen kann. Für Ängste und Wut und auch für den Mut, für sich und andere einzustehen.
Schreibstil und Gestaltung:
Stanišić kann einfach schreiben und er kann sich in alle möglichen Menschen hineinversetzen und in Worte fassen, was diese fühlen. Mit seinem charakteristischen feinsinnigen Humor aber auch der nötigen Intensität erzählt er diese wichtige Geschichte und lässt dabei sogar einen Hirsch zu Wort kommen (und der Hirsch hat übrigens eine eigene Mailadresse). Das Buch ist so aufgebaut und gestaltet, dass es sich ideal als Schullelktüre eignet, zum Diskutieren und Weiterdenken anregt und durch die wunderbaren Illustrationen von Regina Kehn noch eine zusätzliche Tiefe gewinnt.
Meine Empfehlung:
Ich musste mich beim Lesen zum Pausieren zwingen, damit ich länger etwas von der Geschichte hatte und bin nach der Lektüre absolut begeistert. Lest dieses Buch, lest es mit den Kindern in eurem Umfeld oder lest es ihnen gleich vor, damit ihr den Inhalt direkt miteinander besprechen könnt.
Zusätzliche Infos:
Titel: Wolf
Autor: Saša Stanišić wurde 1978 in Jugoslawien geboren und lebt seit 1992 in
Deutschland. Seine Bücher wurden in über dreißig Sprachen übersetzt und
vielfach ausgezeichnet. Jajaja, aber was heißt das schon? Preiselbeeren
sind leckerer als Preise. Außerdem waren das Erwachsenenbücher. Was
zählt, ist für Kinder. Stanišić schläft und arbeitet in Hamburg. Er kann (schlecht) Gitarre spielen.
Illustratorin: Regina Kehn wurde 1962 in Hamburg geboren und studierte an der
Fachhochschule für Gestaltung in Hamburg Illustration. Seit 1988 ist sie
als freiberufliche Illustratorin für verschiedene Verlage und
Zeitschriften tätig und wurde für ihre Arbeit mehrfach ausgezeichnet.
Sie lebt mit ihrer Familie in Hamburg.
Sprache: Deutsch
Taschenbuch: 192 Seiten
Verlag: Carlsen
Erscheinungstermin (Taschenbuchausgabe):
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