Buchtipps zum internationalen feministischen Kampftag

Es ist wieder so weit und einzelne Firmen und Geschäfte locken mit Blumen, Rabatten, Schmuck und Unterwäsche für Frauen und schiessen damit so weit übers Ziel hinaus, dass man lachen könnte, wenn es nicht zum Weinen wäre. "Purplewashing" nennt sich diese Marketingstrategie, mit der vermeintlich feministische Ziele verfolgt werden, die aber eigentlich lediglich dazu dient, weiteren Schund an die Frau zu bringen.

Fakt ist: auch in den westlichen Ländern gibt es Bereiche, in denen Frauen weiterhin benachteiligt werden. Seien es durch den Gender Data Gap, Lohnungleichheiten, Ungleichheiten in der Aufteilung der Care-Arbeit, Nachteile durch Schwangerschaft, Geburt und Mutterschaftsurlaub/Karenz am Arbeitsplatz, sowie alltägliche Diskriminierungen und Sexismus bis hin zu Missbrauch und Bedrohung von Leib und Leben im beruflichen und privaten Bereich.

Es ist nicht nur nötig, Frauen eine Stimme zu geben, sondern vor allem, diese Stimme auch zu hören. Zu lernen, zu sehen und zu verstehen. Denn oft kommt Sexismus nicht alleine, sondern wird begleitet von Rassismus, Misogynie, Ableismus, und, und, und. Was also könnte aufschlussreicher und passender sein, als heute Buchtipps zu teilen?

Sehr gerne empfehle ich euch Bücher von grossartigen Frauen. Es sind Bücher, die mich in den letzten Jahren begleitet haben oder aktuell begleiten. Bücher, die mehr Aufmerksamkeit verdienen, mein Herz im Sturm erobert haben oder einen Mehrwert bieten, der sich sehen lassen kann.

Bereit? Los:

Aktuell lese ich das Tagebuch von Anne Frank, das ihr sicher alle kennt. Es ist ein Buch, das nicht nur den Alltag einer jungen jüdischen Frau thematisiert, sondern auch das Leben einer Schriftstellerin. Ich bin froh, mich endlich mit dieser schwierigen Lektüre zu befassen und mich auch in diesem Bereich zu bilden. Um weitere Völkermorde verhindern zu können, muss man verstehen, welche (rassistischen) Mechanismen dazu geführt haben und diese Mechanismen bereits im Kern ersticken und selber vehement antirassistisch sein.


Weiter befasse ich mich gerade mit "Singt, ihr Lebenden und ihr Toten, singt" von Jesmyn Ward, das mir - zusammen mit "Die Frauen von Salaga" von  Ayesha Harruna Attah und "Vor Rehen wird gewarnt" von Vicki Baum - von Jamie vom Blog librovore geschenkt worden ist. In "Sing, ihr Lebenden und ihr Toten, singt" wird der Alltag einer schwarzen Familie thematisiert, die an der Golfküste von Mississippi in einer von Rassismus geprägten Gesellschaft lebt und dabei täglich um das eigene Überleben kämpfen muss.


Periode ist politisch- Franka Frei
In kurzen und flüssig zu lesenden Kapiteln werden nicht nur diverse Periodenprodukte und deren Einsatz, sowie zahlreiche informative Fakten, sondern vor allem auch menstruierende Personen aus verschiedenen Teilen der Welt und ihre Lebensumstände vorgestellt. Die Autorin hat auf ihren Reisen Gespräche mit sehr vielen Menschen geführt und dabei herausfinden und nachvollziehbar aufbereiten können, inwiefern Menstruierenden oft der Zugang zu Bildung, Integration in die Gesellschaft und Selbstbestimmung erschwert oder gar verweigert wird und welche Probleme daraus für ganze Familien, Wirtschaftszweige und Länder entstehen können.

Die Brüder Löwenherz - Astrid Lindgren
Wer kennt sie nicht, die Kinderbuchautorin, welche wohl die Kindheit von uns allen begleitet hat. Mein absolutes Lieblingsbuch von ihr, das mich stets von der ersten Seite an fesselt und konsequent zu Tränen rührt und berührt ist die Geschichte um die mutigen Brüder Krümel und Jonathan Löwe, welche mit ihrer Freundschaft und Liebe dem Tod den Schrecken nehmen.

Dunkelgrün fast schwarz - Mareike Fallwickl
Dieses Buch war definitiv mein absolutes Highlight aus dem Jahr 2018. Mareike Fallwickl ist ein Debütroman gelungen, der aufhorchen lässt. Sie schreibt über toxische Beziehungen und Freundschaften mit einer starken, manchmal derben, manchmal poetischen Sprache und hat mich nicht mehr losgelassen.


Das achte Leben (für Brilka) - Nino Haratischwili
Dieses Buch war (gemeinsam mit "Herkunft" von Saša Stanišić) mein absolutes Lesehighlight aus dem Jahr 2019 und ich bin enorm dankbar, dass ich dieses Buch - das mein Leben definitiv in ein "vor Brilka" und "nach Brilka" geteilt hat-  durch Maria Christina Piwowarski entdecken durfte. Wer ihr bei Instagram noch nicht folgt, sollte dies definitiv bald nachholen. Und wer "Das achte Leben (für Brilka)" noch nicht gelesen hat, sollte dies ebenfalls schnellstmöglich tun.


Untenrum frei - Margarete Stokowski
"Untenrum frei" ist eine Art feministisches Manifast. Es ist provokativ und kritisch, aber vor allem auch sehr informativ und fundiert und ein Buch, das wirklich alle - unabhängig von Alter und Geschlecht - gelesen haben sollten. Es räumt mit Vorurteilen auf, liefert Erklärungen, Belege und Diskussionsgrundlagen und ist doch nie belehrend oder gar schwer verständlich, sondern aufgrund der vielen Beispiele (leider) komplett aus dem Leben gegriffen.


Fotzenfenderschweine - Almut Klotz
Die Musikerin und Autorin Almut Klotz beschreibt in diesem Buch ihre Liebesgeschichte mit dem Musiker und Autor Rev. Christian Dabeler und lässt tief in die deutsche Indie-Pop-Szene und die darin konservierten und veralteten Frauenrollen blicken. Ihr Buch "Fotzenfenderschweine" (jep, der Titel erklärt sich beim Lesen) ist eine Autobiografie, an der sie bis zu ihrem Tod gearbeitet hat und in der sie kritisch, liebevoll und leidenschaftlich aus ihrem Leben, ihren Beziehungen und ihrer Arbeitswelt erzählt.


Schreibtisch mit Aussicht - Herausgegeben und mit einem Vorwort versehen von Ilka Piepgras
"Schreibtisch mit Aussicht", das sind ein Vorwort und 23 Berichte von Autorinnen, insgesamt also 24 Texte, die sich perfekt als Adventskalender lesen lassen ;-) Texte von 24 Schriftstellerinnen, die alle ihren einzigartigen Werdegang haben und die sich schreibend eine eigene Welt erschaffen, von ihrem Alltag und ihren Gewohnheiten, ihrer Inspiration und ihren Sorgen erzählen und sich mit Sexismus im Literaturzirkus oder der Vereinbarkeit von Familie und Beruf auseinandersetzen. Und somit ist "Schreibtisch mit Aussicht" ein feministisches Buch, ein kritisches und poetisches Buch, eine Liebeserklärung an das Schreiben (auch wenn es sich dabei manchmal um eine Hass-Liebe handelt) und das geschriebene Wort.


Die Frauen von Salaga - Ayesha Harruna Attah
Im heutigen Ghana treffen zwei Welten aufeinander: die Welt von Wurche, der Königstochter, die aus politischen Gründen verheiratet wird und die Welt von Aminah, einer pflichtbewussten jungen Frau, die beim Überfall auf ihr Dorf versklavt wird. Mitten in einer Zeit des Umbruchs, in der weisse Männer immer mehr Einfluss in zahlreichen Regionen Afrikas gewinnen und sich als Erlöser und Erretter aufspielen, dabei aber ganze Dörfer gegeneinander aufhetzen und damit für noch mehr Leid und Ungleichheit sorgen, kämpfen die beiden Frauen um ihr nacktes Überleben und nähern sich beim Versuch, ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen, einander an.


Und nun seid ihr an der Reihe. Erzählt doch gerne einmal, welche Bücher von (und über) Frauen eure Leben verändert und bereichert haben und welche meiner Lektüren ihr bereits kennt.

Macht euch einen schönen Welttag der Frau, lasst euch nicht unterkriegen und wir lesen uns
Livia

8 Kommentare:

  1. Liebe Livia,

    was für ein wundervoller Beitrag! Ich bin sehr begeistert!
    Von den Büchern habe ich natürlich Anne Frank gelesen. Aber es sind einige davon noch auf meiner Wunschliste, die jetzt weiter nach oben klettern. Singt ihr Lebenden und ihr Toten singt ist eins davon. Auch Dunkelgrün fast schwarz ist schon so lange auf der Wunschliste.
    Ich glaube, die werde ich mir demnächst gönnen!

    liebe Grüße Anett

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    1. Liebe Anett

      "Anne Frank" lese ich aktuell noch. Ich muss das Buch in kleinen Happen nebenher lesen, es ist mir zu intensiv.

      "Dunkelgrün fast schwarz" empfehle ich dir sehr, sehr dringend weiter, es ist wirklich ein grandioses Buch.

      Vielen Dank für deine lieben Worte
      Livia

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  2. Hallo liebe Livia,
    mit Die Frauen von Salaga hast du mich ja schon vor Kurzem neugierig gemacht. Das Tagebuch von Anne Frank haben wir damals in der Schule gelesen. Ich kann mich nicht mehr im Detail daran erinnern.Ich verstehe aber, warum du es hier anführst. Es ist ein Buch, das man gelesen haben sollte. Dunkelgrün fast schwarz steht mittlerweile auch auf meiner Wunschliste. Neben deiner begeisterten Meinung habe ich nun noch eine weitere wundervolle Rezension dazu gelesen. Ich glaube das ist genau meine Geschichte.

    Ein ganz toller Beitrag von dir. Vielen Dank dafür! <3

    Ich wünsche dir eine wundervolle Woche.

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

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    1. Liebe Tanja

      Ach, danke, das freut mich so sehr.

      Genau, das Tagebuch der Anne Frank sollte man wirklich gelesen haben, aber eben nicht nur, weil es ein intensiver Zeitzeuginnenbericht ist, sondern auch vielversprechende Literatur einer jungen Schrifstellerin. Anne Frank hätte noch eine Karriere haben können, wenn sie überlebt hätte. Diesen Aspekt vergisst man oft in der Diskussion, aber ich finde den sehr wichtig.

      "Dunkelgrün fast schwarz" ist wirklich ein tolles Buch, es lohnt sich sehr.

      Alles Liebe
      Livia

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  3. Liebe Livia,

    schon mit deinem grandiosen Vorwort zu diesem wichtigen Thema hast du mich voll gepackt. Ich ärgere mich immer wieder aufs Neue, dass es überhaupt eines solchen Tages bedarf. Und dann dient er nur dem Kommerz. Deshalb finde ich, kann es nicht genug Literatur über das immer noch viel zu aktuelle und gleichzeitig viel zu sehr unter den Teppich gekehrte Thema
    Gleichberechtigung und Entscheidungsfreiheit geben.
    Deine Buchauswahl gefällt mir sehr gut. Ich habe davon `Die Frauen von Salaga`, `Dunkelgrün fast schwarz`und Ànne Frank Tagebuch`gelesen.
    Gerade habe ich die beiden Bücher `Mädchen, Frau, etc.`von Bernardine Evaristo und Àdas Raum`von Sharon Dodua Otoo gelesen. Wie ich finde sind das sehr lesenswerte Romane von Frauen für Frauen. Die Rezis dazu stelle ich demnächst ein.
    Zum Schluss noch ein großes Danke für deinen super Adventskalendertipp. `Schreibtisch mit Aussicht`wird ab 1. Dezember meine tägliche Vorweihnachtslektüre.:)

    Viele liebe Grüße
    Zwerghuhn

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    1. Hey meine Liebe

      Deine Worte haben mich wirklich sehr, sehr gefreut. Vielen Dank dafür.

      "Mädchen, Frau, etc." habe ich mir auch schon einmal näher angesehen und ich denke, ich werde erst einmal eine Leseprobe lesen, die Meinungen bezüglich Schreibstil gehen doch sehr auseinander...

      "Adas Raum" kenne ich gar nicht, also bin ich schon sehr gespannt afu deine Rezension. Und toll, dass du bereits eine Lektüre für den Advent eingeplant hast, das freut mich natürlich besonders.

      Alles Liebe an dich
      Livia

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  4. Ahoi liebe Livia,

    DANKE für deinen Beitrag! Ich bin dieses Jahr leider nicht dazu gekommen, einen Artikel zu schreiben - und für mich auch beschlossen, dass ich es leid bin, nur am 8. März Gehör zu bekommen. In Zukunft Feminismus auf meinem Blog wann immer es mir passt, nicht "nur" in Rezensionen und einmal im Jahr. Letztes Jahr habe ich eine Hausarbeit über die Situation von Frauen in Deutschland geschrieben und das in einem Post zusammengefasst - das Traurigste: Es hat sich einfach nichts geändert :/

    [Wenn du magst, hier der Post]

    Und ich sehe´s schon: Natürlich kennst du Periode ist politisch!

    Liebe Grüße
    Ronja von oceanloveR

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    1. Liebe Ronja

      Manchmal ist es halt so und man hat weniger Zeit, dann soll man sich auch ein wenig Ruhe gönnen ich mache es auch so. Wenn ich aber etwas ansprechen oder teilen will, dann mache ich das einfach. Manchmal teile ich Instagram enorm viele buchige Beiträge, manchmal geht es dann halt auch eher um Feminismus... Gerade so, wie es am Schluss am besten passt.

      Genau, das Buch habe ich in der Zwischenzeit sooo oft empfohlen, es ist wirklich sehr lesenswert.

      Alles Liebe
      Livia

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