Rezension: Tödlicher Mittsommer

Tödlicher Mittsommer - Viveca Sten

Thomas Andreassons-Serie in der richtigen Reihenfolge:
1. Tödlicher Mittsommer (2008)
2. Tod im Schärengarten (2009)
3.Die Toten von Sandhamn (2010)
4. Mörderische Schärennächte (2011)
5. Beim ersten Schärenlicht (2012)
6. Tod in stiller Nacht (2013)
7. Tödliche Nachbarschaft (2014)
8. Mörderisches Ufer (2015)
9. Flucht in die Schären (2018)
10. Das Grab in den Schären (2021)

Beschreibung des Verlages:
Es ist ein heißer Julimorgen auf Sandhamn im Stockholmer Schärengarten. Eine männliche Leiche liegt angespült am Weststrand der Insel.
Als eine gute Woche später nicht weit davon entfernt eine brutal ermordete Frau aufgefunden wird, muss sich Thomas Andreasson von der Polizeidienststelle Nacka des Falls annehmen.
Anhaltspunkte gibt es kaum. Was verband die Toten mit Sandhamn? Welche Geheimnisse verbergen sich in dem kleinen Ort? Gequält vom Verlust seiner neugeborenen Tochter und von einer zerbrochenen Ehe stürzt Thomas sich in die Ermittlung. Unerwartete Hilfe bekommt er dabei von seiner Jugendfreundin Nora Linde, die mit ihrer Familie die Sommermonate auf der Insel verbringt.
Ein Mörder geht um in der Ferienidylle, und der Druck auf die Polizei wächst. Thomas Andreasson muss den Täter finden, bevor noch ein Mensch stirbt …

Inhalt:
In seinem ersten Fall ermittelt Thomas Andreasson auf Sandhamn und muss sich nicht nur mit mehreren Leichen, sondern auch mit Touristenströmen, Falschaussagen und scheinbar nicht zusammenpassenden Todesursachen auseinandersetzen. Seine Jugendfreundin Nora Linda ist Justiziarin bei einer Bank und beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln und Thomas mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Das ungleiche Duo ergänzt sich dabei überraschend gut.

Meine Meinung:
Diesen Krimi habe ich innerhalb von wenigen Stunden verschlungen, weil mich der Schreibstil, die Figuren und das nicht ganz alltägliche Ermittlungsteam für sich eingenommen haben. Besonders gut gefällt mir, dass Nora und Thomas seit ihrer Kindheit befreundet sind, dass aber keinerlei Romantik in der Luft liegt, sondern einfach nur ehrliche Fürsorge und Verbundenheit. Ausgerechnet diese Verbundenheit und Unterstützung erfährt Nora aber nicht von ihrem Mann Henrik, der sich fast durchgehend rücksichtslos verhält. Ich hoffe sehr, dass er in den kommenden Bänden von der Bildfläche verschwinden wird...
Es gefällt mir aber sehr gut, dass ich Nora und Thomas sowie ihren jeweiligen Alltag schon ziemlich gut kennengelernt habe. Weitere Mitarbeitende der Polizei sind zwar auch schon aufgetaucht, viele davon blieben aber noch ein wenig blass und ich hoffe, in den kommenden Bänden noch mehr über diese Figuren und die Polizeiarbeit an sich zu erfahren.

Schreibstil und Aufbau:
Der Krimi wird eher ruhig erzählt und die ganz einzigartige Atmosphäre auf Stockholms Schäreninseln, das Leben am Wasser, mit den Gezeiten, mit dem Fischfang und den Touristen und Fähren ist wirklich beeindruckend beschrieben. Ich kenne zwar nur Göteborgs Schäreninseln, aber mich hat sofort wieder das Fernweh nach dieser einzigartigen Natur gepackt. Insgesamt empfand ich den Schreibstil als sehr stimmig und gegen Ende kommen sogar noch ziemlich Tempo und Spannung auf und obwohl mein Verdacht einige Male in die richtige Richtung ging, haben mich einige Zusammenhänge dann doch noch überrascht.

Meine Empfehlung:
Dieser Reihenauftakt und vor allem das ungleiche Ermittlungsteam hat es mir angetan, mich wunderbar unterhalten und miträtseln lassen. Ich freue mich schon auf die weiteren Bände, die alle bereits bei meinen Eltern in den Regalen auf mich warten.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Tödlicher Mittsommer
Originaltitel: I da lugnaste vatten
Autorin: Viveca Sten war Chefjuristin bei der dänischen und schwedischen Post, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Sie wohnt mit Mann und drei Kindern vor den Toren von Stockholm. Seit sie ein kleines Kind war, hat sie die Sommer auf Sandhamn verbracht, wo ihre Familie seit mehreren Generationen ein Haus besitzt. Ihre Sandhamn-Krimireihe feiert weltweit Erfolge und wurde für das ZDF verfilmt.
Sprache: Deutsch
Aus dem Schwedischen von: Dagmar Lendt
Taschenbuch: 384 Seiten
Verlag: Kiepenheuer&Witsch
Erscheinungstermin: 18.04.2011
ISBN: 978-3-462-04311-2 

Rezension: Die Rettung

Die Rettung - Charlotte McConaghy

Beschreibung des Verlages:

Ein existenzieller Roman über Liebe, Schönheit und Gewalt am äußersten Ende der Welt
Dominic Salt lebt mit seinen drei Kindern auf einer verlassenen Insel, irgendwo zwischen Australien und Antarktis. Weil das kleine Stück Land langsam vom steigenden Wasser verschlungen wird, ist das Forschungsteam, zu dem auch Dominic gehörte, längst abgereist, und bald soll auch die Familie ans Festland zurückkehren. Doch wird in einer folgenreichen Sturmnacht plötzlich eine Frau an die Küste gespült. Sie ist schwer verletzt, fast erfroren. Wer ist die Fremde? Und wie ist sie ausgerechnet nach Shearwater geraten? Während die Kinder sich von ihrer atemberaubend schönen Insel verabschieden müssen, von den Seelöwen und Albatrossen, den sturmumtosten Klippen und versteckten Senken, beginnen die fünf Menschen, einander zu umkreisen, ihre Sehnsüchte und Geheimnisse zu teilen und sich zu fragen: Welche Entscheidungen müssen wir treffen, um die Menschen zu schützen, die wir lieben?

Inhalt:
Es fühlt sich an, als würde sie ertrinken, aber Rowan überlebt das Schiffsunglück und wird von Fen gerettet. Diese lebt mit ihrem Vater Dominic und ihren beiden Brüdern Orly und Raff auf der fiktiven Insel Shearwater Island in der Subantarktis. Dominic und Rowan tragen beide grosse Geheimnisse und alte Wunden mit sich herum und während sie noch abwägen, ob sie einander vertrauen können, beginnt ein Wettrennen gegen die Zeit. Die Insel, auf der sie sich gerade befinden, droht im Meer zu versinken und bevor das Rettungsschiff sie alle ans Festland bringt, gilt es, eine wichtige Mission zu beenden.

Meine Meinung:
Vor ein wenig mehr als einem Jahr hat mich "Zugvögel" begeistert und berührt und auch "Once There Were Wolves" (Deutscher Titel: "Wo die Wölfe sind") hat mich für sich eingenommen. Während "Zugvögel" mich emotional am meisten abgeholt hat, war "Once There Were Wolves" sehr spannend und beinhaltete einige Krimielemente. In "Die Rettung" habe ich mich nun in die raue Wildnis der Subantarktis verliebt und die Nebenfiguren, allen voran den kleinen Orly, so richtig ins Herz geschlossen. Die düstere Grundstimmung und viele Schlüsselszenen werden noch lange nachhallen und auch wenn ich mit dem Schluss der Geschichte nicht ganz warmgeworden bin, so hat sich auch dieses Buch einen Platz in meinem Herz gesichert.

Schreibstil und Aufbau:
Allen bisherigen Romanen von Charlotte McConaghy gemeinsam ist die auf verlorenem Posten für den Erhalt einer Art oder Region kämpfende Protagonistin, die vom Leben gezeichnet ist und trotzdem voller Hoffnung und Glauben an das Gelingen ihrer Mission über sich hinauswächst. Rowan hat mich allerdings in "Die Rettung" nicht so sehr für sich einnehmen können, um so mehr hat McConaghy mich mit ihren Schilderungen der Flora und Fauna dieser ganz speziellen Region überzeugt. Im Nachwort beschreibt sie, dass Shearwater Island auf dem Weltnaturerbe Macquarie Island basiert. Diese Insel hat sie mit ihrer Familie zu Recherchezwecken besucht und die Begeisterung für diesen aussergewöhnlichen Teil der Welt ist aus jedem ihrer Sätze zu lesen. Auch die blutige Geschichte der Insel lässt sie ins Buch einfliessen und die brutale Vergangenheit dieser Region, in der so viele Tiere und Menschen getötet und so viele Arten fast ausgelöscht worden wären, hängt beim Lesen wie eine dunkle Glocke, wie ein unheimlicher Geist über dieser ganzen Geschichte und hat mir einige Male Schauer durch den ganzen Körper fahren lassen.
Einzigartig sind die kurzen Kapitel, die verschiedenen Erzählperspektiven, die zwar chronologisch erzählen, aber stets auch in die Vergangenheit blicken und die Geschichte wie ein aus dem Dunkeln auftauchendes Puzzle zusammensetzen. Und einzigartig sind auch die Dichte und Ernsthaftigkeit mit der McConaghy es schafft, menschliche Bindungen und Beziehungsgeflechte innerhalb von Familien darzustellen, Liebe, Gefühle und Blicke, Fürsorge und Verantwortlichkeiten, die man innerhalb einer Blutsverwandtschaft oder Schicksalsgemeinschaft teilt, in Worte zu fassen.

Meine Empfehlung:
Für die unglaublich eindrücklichen Beschreibungen alleine lege ich auch dieses Buch ans Herz, aber McConaghy spinnt auch noch eine tiefgründige, tragische und spannende Geschichte um ihre liebevoll beschriebenen Figuren und sorgt damit für eine Achterbahn der Gefühle. Ich freue mich schon auf McConaghys nächsten Roman.

Zusätzliche Infos:
Titel:
 Die Rettung
Originaltitel: Wild Dark Shore
Autorin: Charlotte McConaghy, Jahrgang 1988, hat irisch-schottische Wurzeln und wuchs in Australien auf. Ihre Passion für die Natur und Tierwelt und ihre Erschütterung über die Auswirkungen des Klimawandels inspirierten sie zu »Zugvögel«, ihrem literarischen Debütroman, mit dem sie den internationalen Durchbruch erreichte. Sie hat einen Abschluss als Drehbuchautorin der Australian Film Television and Radio School. McConaghy lebt heute in Sydney.
Sprache: Deutsch
Aus dem Englischen von:  Jan Schönherr
Fester Einband: 368 Seiten
Verlag: S. Fischer Verlag
Erscheinungsdatum: 28.05.2025
IBAN: 978-3-10-397683-0

Rezension: Das Jahr der Wunder

Dieses Rezensionsexemplar ist mir vom btb Verlag zur Verfügung gestellt worden. Vielen herzlichen Dank. 
Das Jahr der Wunder - Melanie Raabe

Beschreibung des Verlages:
Wie können wir ein inspirierteres Leben führen? Wie schaffen wir es, die Tage nicht einfach so vorbeirauschen zu lassen, sondern all die interessanten Dinge, Menschen und Geschehnisse um uns herum wahrzunehmen? In diesem Buch geht es darum, wie wir - vor allem auch in chaotischen und sogar furchteinflößenden Zeiten - mit großen und kleinen kreativen Handlungen immer wieder unsere Akkus aufladen, unsere Fähigkeit zur Freude zurückgewinnen und unseren Blick für die Schönheit um uns herum schärfen können.
„Das Jahr der Wunder“ beinhaltet 365 Tipps und ist gegliedert in zwölf Kapitel. Es ist bewusst nicht nach Monaten oder Jahreszeiten ausgerichtet, sondern will mit schönen, merkwürdigen und wundersamen Geschichten Anregungen geben für einen anderen Blick auf die Welt. Kein Ratgeber im üblichen Sinn, eine Einladung zum Kreativsein in schwierigen Zeiten, mit ganz besonderen farbigen Illustrationen von Rumi Benecke.

Inhalt:
In zwölf Kapiteln widmet sich Melanie Raabe den Themen Inspiration, Leichtigkeit, Freude, Einfachheit, Empfindsamkeit, Stille Freundlichkeit, Spiel, Mut, Stil, Bewegung und Humor und macht anschliessend an den Textteil insgesamt 365 Vorschläge, um die Themen zu vertiefen und ins Erleben und Entdecken zu kommen.

Meine Meinung:
Viele von euch kennen Melanie Raabe wohl vor allem für ihre Krimis. Ich habe aber noch keinen einzigen Krimi von ihr gelesen (wenn auch seit etwa zwei Wochen "Der Schatten" auf meinem SuB liegt), sondern verbinde das Buch "Kreativität" mit ihr. Ich habe es 2020 für mich entdeckt und war begeistert davon. Zum Glück habe ich bei Sarah @pinkfisch_royal gesehen, dass Melanie Raabe ein neues Buch geschrieben hat, das sie selber als eine Art Fortsetzung von "Kreativität" bezeichnet und auch von diesem Buch war ich begeistert und konnte mich innerhalb nur einer Zugfahrt so richtig darin vertiefen, habe ein paar Tränen verdrückt, mir fleissig Notizen gemacht und schon ein paar Pläne geschmiedet.

Aufbau und Schreibstil:
Die zwölf Kapitel werden mit oft sehr persönlichen, unterhaltsamen und berührenden Worten eingeleitet und für mich hätten sie aus noch viel mehr Text, mehr mitten aus dem Leben gegriffenen Szenen und mehr sprachlichen Umarmungen bestehen können, so gerne habe ich sie gelesen. Anschliessend folgen ganz unterschiedliche zum Thema des Kapitel passende Ideen und Vorschläge, die man mit mehr oder weniger Aufwand, als Gedankenspiel oder als richtige Aktivität ausüben kann. Viele davon lassen sich auf die eigenen Lebenssituation und die persönlichen Ressourcen anpassen und so ist wirklich für alle Menschen etwas dabei um kreativ und aktiv zu werden und die Welt - im ganz kleinen oder sogar grösseren Rahmen - zu einem besseren Ort zu machen.
Besonders hervorheben möchte ich ausserdem die wunderschön gestalteten Illustrationen von Rumi Benecke, die den Inhalt abrunden und stimmig ergänzen.

Meine Empfehlung:
Ganz nach dem Leitsatz "Vielleicht geschehen Wunder nicht einfach, vielleicht machen wir sie" lädt Raabe dazu ein, in dieser chaotischen und oft auch deprimierenden Welt 365 verschiedene Wunder des Lebens zu entdecken und herauszufordern.

Zusätzliche Infos:
Titel: Das Jahr der Wunder
Autorin: MELANIE RAABE wurde 1981 in Jena geboren. Nach dem Studium arbeitete sie tagsüber als Journalistin – und schrieb nachts heimlich Bücher. 2015 erschien DIE FALLE, 2016 folgte DIE WAHRHEIT, 2018 dann DER SCHATTEN. Ihre Romane werden in über 20 Ländern veröffentlicht, mehrere Verfilmungen sind in Arbeit. Melanie Raabe betreibt zudem gemeinsam mit der Künstlerin Laura Kampf einen erfolgreichen wöchentlichen Podcast rund um das Thema Kreativität, „Raabe & Kampf“. Melanie Raabe lebt und arbeitet in Köln.
Illustrationen von: Rumi Benecke
Hardcover mit Schutzumschlag: 200 Seiten
Sprache: Deutsch
Verlag: btb Verlag
Erschienen am: 10.09.2025
ISBN: 978-3-442-75958-3

Kurzrezension: Lodgers

Lodgers - Nenad Veličković

Beschreibung der deutschen Ausgabe "Nachtgäste":

Maja ist achtzehn Jahre alt, sie sollte Besseres zu tun haben, als in einem Keller zu sitzen und zu schreiben. Aber draussen ist Krieg, ständig kracht es irgendwo, Granaten regnen auf Sarajevo. Und drinnen, im Untergeschoss eines Museums, hat sich eine Notgemeinschaft zusammengefunden, die dem Schrecken trotzt: die vegetarische Mutter mit einem Hang zur Esoterik, die Grossmutter und ihr eifersüchtig gehüteter Koffer, der Halbbruder und seine schwangere Frau, die ihre Hypochondrie pflegt, der Vater als Direktor des Museums, zwei Partisanen und der Hund Sniffy. Den Zumutungen ihrer Lage begegnet Maja mit entwaffnendem Humor und Scharfsinn. Und sie nimmt sich auch kein Blatt vor den Mund, wann immer ihr die Erwachsenen mit Worthülsen, Phrasen und Vorurteilen die Welt erklären wollen. 
Nenad Veličkovićs gefeierter Roman, vor dreißig Jahren erstmals erschienen, nimmt dem Krieg jede Heroik und setzt seiner Heimatstadt Sarajevo zugleich ein Denkmal. Es ist ansteckend komisch und tief berührend zu sehen, wie sich aus der vermeintlich naiven, offenherzigen Perspektive seiner Hauptfigur der Horror des Krieges in etwas verwandelt, das uns Mut machen kann.

Information zur Ausgabe:
Das Buch ist 1995 mit dem Originaltitel "Konačari" in Sarajevo erschienen und 1997 zum ersten Mal in deutscher Sprache unter dem Titel "Logiergäste" herausgegeben worden. 2025 erschien die deutschsprachige Neuausgabe "Nachtgäste" (die von Saša Stanišić mit dem Blurb »Das ist das beste Buch über Krieg, das ich gelesen habe.« versehen worden ist, just saying...). Meine englische Ausgabe habe ich vor vielen Jahren von meinem Schwager erhalten, der das Buch im Original gelesen und für mich vergeblich nach einer - wohl damals vergriffenen - deutschen Ausgabe gesucht hatte, mittlerweile ist meine englische Ausgabe vergriffen... Weil mir die Geschichte aber so gut gefallen hat und weil ich der Meinung bin, dass ihr alle dieses Buch lesen solltet, finde ich es wichtig, euch auf "Nachtgäste" hinzuweisen.

Inhalt:
Mit achtzehn Jahren hat Maja grosse Träume und Ziele. Sie sitzt aber gerade mit ihrer Familie in einem Museum in der belagerten Stadt Sarajevo fest, während draussen der Bosnienkrieg tobt. Ihr Vater, der Museumsdirektor, hat schon lange die Kontrolle über die Situation verloren, ihr Halbbruder sorgt sich um seine schwangere Frau, ihre Mutter flüchtet sich in Halbwelten, ihre Oma beschützt einen rätselhaften Koffer, der Hund Sniffy stiftet Unruhe und zwei ebenfalls im Museum versteckte Partisanen versorgen die Gemeinschaft mal mehr, mal weniger erfolgreich mit Schmuggelware. Maja führt Tagebuch, beschreibt, was ihren Alltag ausmacht, träumt in den Nächten schlecht und zeichnet sich am Tag in Gedanken eine bessere Welt.

Meine Meinung:
Schon einige Male habe ich ein Buch gelesen, in dem die vierjährige Belagerung der Stadt Sarajevo im Bosnienkrieg eine Rolle spielt. Die Perspektive der achtzehnjährigen Maja hat mich aber besonders berührt, weil die junge Protagonistin zugleich der Kriegsrealität ins Auge blickt, sich aber auch immer wieder in ihre eigene Welt flüchtet. Zudem schafft sie es, die anderen Menschen in ihrem Versteck mit spitzer Feder zu beschreiben und deren Ängste und Sorgen gleichzeitig ernstzunehmen und auch immer wieder humorvoll zu hinterfragen. Die Schicksalsgemeinschaft lacht und trauert zusammen und der unausweichlichen Situation trotzend entstehen Wagemut, Hoffnung und immer wieder kleine und grössere Schlupflöcher.

Meine Empfehlung:
Das Buch ist eindringlich und humorvoll erzählt, schildert das Schicksal einer skurrilen Gemeinschaft mitten im Krieg, zugleich gefangen und geschützt in einem Museum mit mehr und weniger Kontakt zur Aussenwelt. Das Buch ist keine einfache Lektüre, aber ich empfehle euch die Geschichte unbedingt weiter.

Zusätzliche Infos zu meiner Ausgabe, Autorentext via Jung und Jung:
Titel:
Lodgers
Originaltitel: Konačari
Autor: Nenad Veličković Zu seinen Veröffentlichungen zählen mehrere Romane und Erzählbände, einige sind in deutscher, italienischer, ungarischer, mazedonischer, bulgarischer, englischer, polnischer, slowakischer und slowenischer Übersetzung erschienen. Als Initiator, Redakteur und Beiträger hat er an zahlreichen Zeitschriften mitgewirkt, außerdem war er Mitinhaber der Literaturwerkstatt Omnibus. Zuletzt auf Deutsch: »Der Vater meiner Tochter« (2016).
Originalsprache: Bosnisch
Sprache: Englisch
Übersetzt von: Celia Hawkesworth
Taschenbuch: 302 Seiten
Verlag: omnibus
Erschienen: 2015
ISBN: 9958-1934-9-1

Rezension: Grimmbart

Grimmbart - Volker Klüpfel und Michael Kobr

Reiheninfos:

  1. Milchgeld
  2. Erntedank
  3. Seegrund
  4. Laienspiel
  5. Rauhnacht
  6. Schutzpatron
  7. Herzblut
  8. Grimmbart
  9. Himmelhorn
  10. Kluftinger
  11. Funkenmord
  12. Affenhitze
  13. Lückenbüßer

Beschreibung des Verlages:
Kluftingers neuer Fall führt ihn ins Schloss in Bad Grönenbach, wo ihn allerlei Merkwürdiges erwartet: Die Frau des Barons wurde nicht nur ermordet, sondern auch noch wie auf einem uralten Familienporträt hergerichtet. Auf dem Gemälde ist ein Mann mit seltsam gelben Augen zu sehen. Und der Baron verschwindet immer wieder im schlosseigenen Märchenwald. Auch privat geht es bei Kluftinger märchenhaft zu: Sein Sohn heiratet, und zur Feier haben sich die Schwiegereltern aus Japan angesagt. Zum Glück lässt Kluftingers Intimfeind Langhammer nicht lange auf sich warten, um dem Kommissar bei dieser kulturellen Herausforderung zu helfen. 

Inhalt:
In seinem achten Fall hat es Kommissar Kluftinger nicht nur mit einer eigenartig drapierten Leiche, rätselhaften Bildern, Märchenfiguren und einer adeligen Familie zu tun, zur Hochzeit seines Sohnes reisen auch noch dessen zukünftige Schwiegereltern aus Japan an und kommen in Kluftis Gästezimmer unter. Chaos im Hause Kluftinger ist also definitiv vorprogrammiert.

Meine Meinung:
Die unterhaltsamen und spannenden Krimis aus dem Allgäu lese ich zwischendurch sehr gerne und besonders gut gefällt mir, dass Kommissar Kluftinger sehr eigenwillig und mit dem Herz am rechten Fleck ermittelt. Obwohl es ihm oft an Feingefühl mangelt, hat er trotzdem stets zündende Ideen oder den entscheidenden Riecher in scheinbar ausweglosen Situationen.
Leider ist er sehr traditionell, lässt sich von seiner Frau gerne an allen Ecken und Enden bedienen und hat es - beruflich und privat - definitiv auch nicht mit der "Political correctness"... So erstaunt es nicht dass einige Situationen mit den japanischen Gästen haarscharf an deutlichem Rassismus vorbeischrammen und dass Klufti in Bezug auf die Hochzeit seines Sohnes nicht wirklich weiss, wie er sich zu benehmen hat, geschweige der, dass er bei den Vorbereitungen mithilft. Er schafft es aber doch immer wieder, in den wichtigen Momenten das richtige zu tun und hat mich mit seiner Hochzeitsrede sogar ziemlich berührt.

Meine Empfehlung:
Der Fall selber ist vor lauter Familientrubel ein wenig in den Hintergrund gerückt worden und hat mich diesmal generell nicht ganz überzeugt. Der Unterhaltungsfaktor macht dies allerdings wett und so habe ich das Buch dennoch sehr gerne und mit grossem Vergnügen gelesen und empfehle euch auch diesen Band weiter.

Zusätzliche Infos:
Titel:
 Grimmbart
Autoren: Volker Klüpfel teilt mit Kluftinger den Heimatort Altusried. Doch den ehemaligen Journalisten hat es beruflich nach Augsburg verschlagen. Dort lebt er nach wie vor mit seiner Familie, auch wenn ihn sein Beruf nun nicht mehr in die Kulturredaktion der Augsburger Allgemeinen, sondern an seinen Autoren-Schreibtisch führt. Studiert hat Klüpfel, Jahrgang 1971, Politik und Geschichte in Bamberg, arbeitete dann bei einer Zeitung in den USA und vertreibt sich seine Zeit mit Sport und Theater – entweder als Zuschauer oder als Mitspieler bei den Freilichtspielen in Altusried. Wie Kommissar Kluftinger. Michael Kobr, geboren 1973 in Kempten im Allgäu, studierte Germanistik und Romanistik in Erlangen. Er arbeitete nach dem Staatsexamen an verschiedenen Realschulen in Bayern, momentan aber ist er beurlaubt – um sich dem Schreiben der Romane, den Shows und der Familie widmen zu können. Kobr wohnt mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern im Allgäu.
Sprache: Deutsch
Taschenbuch: 480 Seiten
Verlag: Droemer Knaur
Erscheinungstermin: 24.09.2015
ISBN: ISBN: 978-3-426-51184-8 

Rezension: Die letzten ihrer Art

Die letzten ihrer Art - Maja Lunde

Beschreibung des Verlages:
Drei Familien, drei Jahrhunderte und der alles entscheidende Kampf gegen das Aussterben der Arten.
Über Mensch und Tier und das Tier im Menschen: Vom St. Petersburg der Zarenzeit über das Deutschland des Zweiten Weltkriegs bis in ein Norwegen der nahen Zukunft erzählt Maja Lunde von drei Familien, dem Schicksal einer seltenen Pferderasse und vom Kampf gegen das Aussterben der Arten. Ein bewegender Roman über Freiheit und Verantwortung, die große Gemeinschaft der Lebewesen und die alles entscheidende Frage: Reicht ein Menschenleben, um die Welt für alle zu verändern?

Inhalt:
Wie auch schon in den beiden ersten Bänden des Klima-Quartetts nimmt sich Maja Lunde der drohenden oder bereits geschehenen Klimakatastrophe an und spinnt ihre Geschichte über drei Jahrhunderte, rückt drei Familien ins Zentrum und befasst sich in diesem dritten Band der lose zusammenhängenden Reihe mit den letzten lebenden Przewalski-Pferden und dem Versuch, die Art zu erhalten.

Meine Meinung:
Lundes Bücher werden entweder geliebt oder gehasst, so scheint es zumindest, wenn man sich Rezensionen ansieht. Der selbsternannte (und natürlich komplett misogyne) Literaturguru Denis Scheck geht sogar so weit, dass er Lundes Bücher aufgrund der wiederkehrenden Thematik komplett ablehnt. Lächerlich, wenn man bedenkt, wie viele Menschen sich aufgrund der zugänglichen Sprache und Handlung bereits mit der auch uns drohenden Klimakatastrophe befasst haben und dies ohne Lundes Bücher vielleicht nie so gründlich getan hätten. Nur, weil eine Autorin sich stets ähnlichen Themen und einem für sie funktionierenden Erzählschema bedient, ist das noch lange kein Qualitätsmerkmal. Oder würde jemand dem Buchpreisträger Saša Stanišić vorwerfen, dass Themen wie Herkunft, Migration und die Idee einer besseren Welt in seinen Büchern stets eine Rolle spielen und dass immer irgendwo ein Fuchs und/oder Drache in seinen Geschichten vorkommt?
Was man bei Lunde aber wirklich bemängeln kann, ist ihre kaum vorhanden Kritik Zoos und verschiedenen unter dem Deckmantel des Artenschutzes stattfindenden Expeditionen gegenüber. Ausserdem stellt sie den Wolf ganz eindimensional als "böse" dar und nimmt sich sehr viele Freiheiten in Bezug auf ihre historischen Quellen. Darauf verweist sie im detaillierten Nachwort aber transparent und am Ende bleibt auch "Die letzten einer Art" ein kurzweiliger Roman, der ein schwieriges und uns alle betreffendes Thema eindrücklich nahe bringt. Auch wenn mir insgesamt zu viele Romanzen im Spiel waren ich mich gerne noch mehr mit den Przewalski-Pfernen auseinandergesetzt hätte.

Aufbau und Sprache:
Lundes Sprache ist eher nüchtern beschreibend und wirkt trotzdem zugänglich. In jedem Kapitel und jeder der unterschiedlichen Erzählperspektiven fühlte ich mich mitten im Geschehen und das ist nicht ganz ohne. In "Die letzten ihrer Art" wird geschlachtet und es werden - aus teilweise nachvollziehbaren Gründen - wilde Tiere eingefangen und domestiziert. Wer aber Fleisch konsumiert oder Zoos besucht, sollte mit diesen Themen nicht nur bestens vertraut sein, sondern sich auch bewusst sein, dass er oder sie die geschilderten Szenen auch aktiv unterstützt.

Meine Empfehlung:
Lunde schreibt über das, was ihr am Herzen liegt; die drohende Klimakatastrophe, das Artensterben und die Menschen, welche sich gegen Hunger, Durst und Dürre behaupten. Sie versteht es, ihre Figuren zu entwickeln und emotionale Bezüge zu unserer Realität zu ziehen. Auch wenn ihre Recherchen gründlicher sein könnten und auch wenn sie kritischer mit ihren Themen umgehen könnte, empfinde ich ihre Bücher als wichtigen, aufrüttelnden und zugleich niederschwelligen Einstieg ins Thema.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Die letzten ihrer Art
Originaltitel: Przewalskis hest
Autorin:
Maja Lunde wurde 1975 in Oslo geboren, wo sie auch heute noch mit ihrer Familie lebt. Sie ist eine bekannte Drehbuch- sowie Kinder- und Jugendbuchautorin. »Die Geschichte der Bienen« war ihr erster Roman für Erwachsene, der zunächst national und schließlich auch international für Furore sorgte. Das Buch stand monatelang auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste. Es folgten »Die Geschichte des Wassers«, »Die Letzten ihrer Art« und »Der Traum von einem Baum«, mit dem sie 2023 ihr literarisches »Klimaquartett« abschloss. Außerdem veröffentlich sie mit der bekannten Illustratorin Lisa Aisato erfolgreiche All-Age-Bücher wie »Die Schneeschwester« und »Die Sonnenwächterin«.
Sprache: Deutsch
Aus dem Norwegischen von: Ursel Allenstein
Hardcover mit Schutzumschlag: 640 Seiten
Verlag: btb
Erschienen: 21.10.2019
ISBN: 978-3-442-75790-9

Rezension: Pineapple Street

Pineapple Street Jenny Jackson

Beschreibung des Verlages:
Die Pineapple Street in Brooklyn Heights ist eine der begehrtesten Wohngegenden in New York City und Heimat der wohlhabenden Familie Stockton. Obwohl sie alles haben, was sie sich wünschen, suchen die Töchter Darley und Georgiana und Schwiegertochter Sasha nach Erfüllung in ihrem Leben.

Inhalt:
Die Frauen der wohlhabenden Familie Stockton befinden sich mitten in lebensverändernden Umbrüchen. Die älteste Tochter Darley geht in ihrer Mutterrolle auf und lebt in einer glücklichen Ehe. Als aber ihr Mann plötzlich mit schlechten Nachrichten nach Hause kommt, muss die ganze Familie sich neu orientieren. Sasha ist die Frau des Stockton-Sohnes Cord und es fällt ihr schwer, sich in die Familie Stockton einzugliedern und sich ihren Schwägerinnen und ihren Schwiegereltern anzunähern.
Georgiana, das Stockton-Nesthäkchen, lebt in ihre neue Romanze hinein, bis sie plötzlich vor vollendete Tatsachen gestellt wird und sich mit ihrem Vermögen und ihren Werten auseinandersetzen muss.

Meine Meinung:
Das Buch hat mir Irene aus ihrem Fundus weitergegeben und ich war von Anfang an begeistert. Nicht nur sind die herrlich versnobten Figuren allen Ecken und Kanten zum Trotz sehr liebenswert beschrieben, auch habe ich mit grossem Vergnügen und einer gesunden Portion Voyeurismus auf ihren Alltag, ihre - oft lächerlichen - Probleme und Freuden geblickt. Ja, Geld alleine macht halt auch nicht glücklich und bringt Probleme und Herausforderungen mit sich, denen ich mich zum Glück nie stellen werde müssen. Die Lebensrealität der Figuren ist so weit von meinem Alltag entfernt, wie sie nur sein kann und dennoch sorgen einzelne überraschend tiefgründige und bewegende Szenen dafür, dass ich mich den Figuren immer mal wieder so richtig emotional verbunden gefühlt habe.

Schreibstil und Aufbau:
Die Kapitel wechseln zwischen den drei Protagonistinnen hin und her und stets sorgten leichte Cliffhanger und der sehr süffige Schreibstil dafür, dass ich immer weiterlesen wollte und auch nur so durch die Seiten geflogen bin. Vor einem Jahr haben der Liebste und ich New York City und natürlich auch Brooklyn besucht und wenn auch wir nicht der Promenade der Brooklyn Heights entlangflaniert sind, so habe ich mich sofort wieder in das Lebensgefühl unserer grossen Reise zurückversetzt gefühlt und auch ein wenig Fernweh verspürt.

Meine Empfehlung:
Das Buch ist leicht, aber dennoch ein wenig emotional, sehr humorvoll und ein grosses Lesevergnügen. Lange nachhallen wird die Geschichte nicht, aber beim Lesen hat sie mich grossartig unterhalten.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Pineapple Street
Originaltitel: Pineapple Street
Autorin: Jenny Jackson arbeitet als Lektorin bei einem großen amerikanischen Verlag und hat in der Vergangenheit exzellentes Gespür für Autor*innen und erfolgreiche Buchstoffe bewiesen. »Pineapple Street« ist ihr erster Roman, er stand wochenlang auf der New-York-Times-Bestsellerliste. Jenny Jackson lebt mit ihrer Familie in Brooklyn Heights.
Sprache: Deutsch
Aus dem Amerikanischen von: Barbara Schaden
Paperback, Klappenbroschur: 384 Seiten
Verlag: btb Verlag
Erschienen am: 11.09.2024
ISBN: 978-3-442-77240-7

Rezension: Kalt ist der Abendhauch

Kalt ist der Abendhauch - Ingrid Noll

Beschreibung des Verlages:
Die dreiundachtzigjährige Charlotte erwartet Besuch: Hugo, ihren Schwager, für den sie zeit ihres Lebens eine Schwäche hatte. Sollten sie doch noch einen romantischen Lebensabend miteinander verbringen können? Wird, was lange währt, endlich gut? Ingrid Nolls Heldin erzählt anrührend und tragikomisch zugleich von einer weitverzweigten Familie, die es in sich hat.

Inhalt:
Hugos baldiger Besuch lässt Charlotte aufblühen. Um in gebührend zu empfangen, bittet sie ihren Enkel Felix und dessen Freunde, ihr Haus in Schuss zu bringen und kommt beim Zusammensein mit den jungen Menschen ins Schwelgen, Erinnern und Erzählen. Sie hatte kein einfaches Leben, hat sich aber immer irgendwie durchgeschlagen. Ausgerechnet ihr Schwager Hugo, für den sie seit ihrer Kindheit eine grosse Liebe empfindet, ist Teil eines grossen Geheimnisses geworden, das sie nun auf ihre alten Tage mehr und mehr zu beschäftigen beginnt.

Meine Meinung:
Das Buch habe ich von Marija bekommen und ich hätte es mir nie selber gekauft, weil mir das Cover nicht wirklich gefällt. Ich wollte aber schon lange einmal ein Buch von Ingrid Noll lesen. Deshalb habe ich zugegriffen, als Marija es mir angeboten hat und ich habe es nicht bereut.
Anfänglich wusste ich zwar nicht, worauf ich mich einliess, aber schnell wurde klar, dass nichts war, wie es schien. Charlotte ist eine durchtriebene und sympathische Protagonistin, die ich sehr gerne kennengelernt habe und auch wenn ich am Anfang sehr stark im Dunkeln tappte, bin ich nur so durch die Seiten geflogen.

Schreibstil und Aufbau:
Ich war beeindruckt von den Schilderungen aus dem Alltag von Charlotte. Tägliche Hürden und Herausforderungen ihres Alters aber auch die immer noch präsenten Sehnsüchte, Ängste und ihr Charme sind so mitten aus dem Leben gegriffen, dass Charlotte immer noch sehr eigenständig, entschlussfreudig und alles andere als senil wirkt. Etwas, das ich sonst kaum bei älteren Protagonistinnen erlebe. Auch ist die Geschichte sehr humorvoll erzählt und lässt trotzdem immer wieder mit der nötigen Ernsthaftigkeit auf ein turbulentes und nicht gerade leichtes Leben zurückblicken. Vor allem der zweite Weltkrieg hat Charlotte und ihre Familie stark geprägt und gebeutelt und dennoch hat sie ihren Lebensmut, ihren Humor und vor allem ihre Liebe zu Hugo nie verloren.

Meine Empfehlung:
Das Buch ist ein wahres Lesevergnügen und hat mich immer wieder aufs Neue für sich einnehmen, überraschen und begeistern können. Es ist grandios, wie viel Inhalt auf diesen wenigen Seiten steckt. Das Eintauchen in diese ziemlich schräge Familiengeschichte macht einfach Spass und ich hoffe sehr, bald weitere Bücher der Autorin für mich zu entdecken.

Zusätzliche Infos:
Titel: Kalt ist der Abendhauch
Autorin: Ingrid Noll, geboren 1935 in Shanghai, studierte in Bonn Germanistik und Kunstgeschichte. Sie ist Mutter dreier erwachsener Kinder und vierfache Großmutter. Nachdem die Kinder das Haus verlassen hatten, begann sie Kriminalgeschichten zu schreiben, die allesamt zu Bestsellern wurden. 2005 erhielt sie den Friedrich-Glauser-Ehrenpreis für ihr Gesamtwerk. Im Februar 2025 wurde ihr das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.
Sprache: Deutsch
Taschenbuch: 256 Seiten
Verlag: Diogenes
Erschienen am: 30. April 1998 
ISBN: 978-3-257-23023-9