Kurzrezension: Monsieuer Ibrahim und die Blumen des Koran

 
Monsieuer Ibrahim und die Blumen des Koran - Eric-Emmanuel Schmitt

Beschreibung des Verlages:
»Die Erzählung gehört zu den wenigen Büchern, die glücklich machen – auch über die letzte Seite hinaus.« Brigitte
Gar nicht schlecht, einen erwachsenen Freund zu haben, der einem mit Rat und Tat zur Seite steht, wenn die Dinge im Leben mal nicht so laufen, wie man sich das vorstellt. Und noch dazu, wenn er Araber ist und wie Monsieur Ibrahim, der Kolonialwarenhändler in der Rue Bleue, in jeder Lebenslage etwas Passendes in seinem Koran zu finden weiß.
Der zwölfjährige Moses lernt schnell, dass »Araber« zu sein keineswegs allein mit der Herkunft zu tun hat, es bedeutet in der Branche nichts weiter als: nachts und auch am Sonntag geöffnet. Und er weiß, auf Monsieur Ibrahim, der Tag für Tag unverrückbar in seinem Laden sitzt, ist Verlass, denn er kennt die Geheimnisse des Glücks und des Lächelns. Das hilft selbst in den aussichtslosesten Situationen: im Männerhaushalt mit dem schwermütigen Vater wie bei den Mädchen in der Rue de Paradis, beim Konservenklau wie beim Fahren ohne Führerschein. Aber nie sind die Dinge bloß so, wie sie scheinen: Monsieur Ibrahim, der Krämer, ist kein Araber, genauso wenig, wie die Rue Bleue blau ist.

Meine Meinung:
Nach einem langen Tag habe ich diese Buch gestern Abend aus dem Regal genommen und eine Stunde später wieder mit Tränen in den Augen und total aufgewühlt aus der Hand gelegt. Es gibt sie wirklich: diese Bücher, die mit jedem Satz, mit jeder Seite, die man umblättert, nichts anderes sind als Poesie und Schönheit.
Von einer feinsinnigen Melancholie und zugleich intelligentem Witz durchzogen erfahren wir von Moses, der weiss, was es bedeutet, zurückgelassen zu werden, zu stehlen und auf Abweisung zu stossen. Moses, der den Sufismus zuerst für eine Krankheit hält, der ab und an sein Schwein schlachtet um sich die Liebe zu kaufen und der in Monsieur Ibrahim einen Freund findet, der ihn über alle Religionen, Vorurteile und alles Gerede hinweg so nimmt, wie er ist. Der ihm Lebensweisheiten verrät, ihn aufbaut und immer mehr weiss, als er zugibt. Der in den richtigen Momenten schweigt und abwartet und nur dann, wenn es nötig ist, handelt, statt zuzusehen.
Jeder Satz in diesem Buch ist eine Offenbarung, jede Aussage von Monsieur Ibrahim ist es wert, notiert und an die Wand gehängt zu werden und was diese zarte Geschichte noch schöner macht, ist die wunderschöne Aufmachung dieser Ausgabe.

Durch Monsieur Ibrahim begriff ich, dass die Juden, die Muselmanen und sogar die Christen sich einen Haufen bedeutender Männer teilten, bevor sie damit begannen, sich gegenseitig die Schädel einzuschlagen. Was mich zwar nichts anging, aber mir irgendwie gut tat.
S. 59

Meine Empfehlung:
In diesem Buch geht es um die ganz grossen Fragen des Lebens und um Liebe, Familie, den eigenen Glauben und das Bild, das andere davon haben und um eine starke Freundschaft, die Religionen und Generationen verbindet. Lest es!

Zusätzliche Infos:
Titel: Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran
Originaltitel: Monsieur Ibrahim et les fleurs du Coran
Autor: Éric-Emmanuel Schmitt, geboren 1960 in Sainte-Foy-lès-Lyon, studierte Klavier in Lyon und Philosophie in Paris. Mit seinen Erzählungen wie »Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran« wurde er international berühmt und gehört heute zu den erfolgreichsten Gegenwartsautoren in Frankreich. Seine Werke wurden in 40 Sprachen übersetzt und haben sich mehr als zehn Millionen Mal verkauft. Schmitt lebt in Brüssel.
Fester Einband mit Schutzumschlag: 112 Seiten
Sprache: Deutsch
Originalsprache: Französisch
Übersetzt von: Annette und Paul Bäcker
Verlag: Ammann
Erschienen: 2003
ISBN: 9783250600558

2 Kommentare:

  1. Liebe Livia,
    du fragtest, wie mir das Buch gefallen hat. Hier ist meine Rezension von damals:
    https://martinasbuchwelten.blogspot.com/2013/05/monsieur-ibrahim-und-die-blumen-des.html
    Ein kleiner Schatz in der Bücherwelt!
    Liebe Grüße
    Martina

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    1. Liebe Martina

      Ich habe sie mir gerade angesehen und in meinem Instagrampost die Worte "Ein erzählerischer Schatz im Leseuniversum" verwendet, wir sprechen also was dieses Buch anbelangt (und nicht nur dieses Buch, wie wir wissen) wieder genau die gleiche Sprache.

      Alles Liebe
      Livia

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