Rezension: Ein wenig Leben

 
Ein wenig Leben - Hanya Yanagihara

Beschreibung des Verlages:
Jude, JB, Willem und Malcolm: vier Männer in New York, die sich am College kennengelernt haben. Jude St. Francis, brillant und enigmatisch, ist die charismatische Figur im Zentrum der Gruppe – ein aufopfernd liebender und zugleich innerlich zerbrochener Mensch. Immer tiefer werden die Freunde in Judes dunkle, schmerzhafte Welt hineingesogen, deren Ungeheuer nach und nach hervortreten. “Ein wenig Leben” ist ein rauschhaftes, mit kaum fasslicher Dringlichkeit erzähltes Epos über Trauma, menschliche Güte und Freundschaft als wahre Liebe. Es begibt sich an die dunkelsten Orte, an die Literatur sich wagen kann, und bricht dabei immer wieder zum hellen Licht durch.

Wie tippt man eine Rezension zu diesem Buch?
"Ein wenig Leben" habe ich gemeinsam mit Daniela vom Blog Livricieux in einer Blogleserunde gelesen und diskutiert. Nachem sie das Buch vor einigen Tagen beendet und auch bereits die Rezension getippt hat, habe ich nun auch endlich die letzte Seite umgeblättert, obwohl ich mich wirklich durch dieses Buch gequält habe...
Und ich habe mir sooo viele verschiedene Anfänge für diese Rezension überlegt und immer wieder verworfen. Beispielsweise "Dieses Buch ist eine Verschwendung von schriftstellerischem Potenzial, von sprachlicher Finesse und einer fantastischen Plotidee..." oder "Mit mindestens 400 Seiten zu viel kommt 'Ein wenig Leben' daher und durch die vielen Längen wird fast alles an Inhalt und Spannung verwässert..." oder "Hanya Yanagihara schreibt über Freundschaft, Liebe, Schmerz, Verlust und Sex. Und vor allem Letzteres tut sie mit einer Prüderie und Fantasielosigkeit, die ihresgleichen sucht. Insbesondere der Sex zwischen zwei Männern besteht für Hanya Yanagihara scheinbar ausschliesslich aus der Penetration des einen durch den andern. Findet diese nicht statt, ist es keine gelebte Sexualität..." oder auch einfach "Dieses Buch hat mich fast 940 Seiten lang wütend gemacht und auf den letzten knapp zwanzig Seiten - zumindest teilweise - mit sich versöhnt." 

Aber ganz von vorne:
Vier Freunde, Jude, JB, Willem und Malcolm, Freundschaft, Vertrauen und eine starke Gemeinschaft. Jeder von ihnen hat sein Päckchen zu tragen und immer wieder geben sie sich gegenseitig Halt. Während Willem, JB und Malcolm eine eher künstlerische Laufbahn anstreben, beschäftigt sich Jude mit einer Karriere als Anwalt. Und schnell wird klar, dass Jude von der Autorin ins Zentrum gestellt wird, sich selber sogar - aber eher unbewusst - immer wieder als Mittelpunkt der Gruppe zeigt. Er ist es nämlich, der krampfhaft ein Geheimnis um seine Kindheit und Jugend macht, er ist es, der nach einem rätselhaften "Unfall" hinkt, der manchmal vor Schmerzen nicht mehr gehen kann, der immer wieder auf Hilfe angewiesen ist und diese eigentlich gar nicht in Anspruch nehmen will und durch die Ignoranz gegenüber seiner eigenen gesundheitlichen Situation und den daraus resultierenden Problemen erst recht auffällt.
So weit, so gut. Bis hier macht das Sinn, bis hier ist das stimmig, bis hier ist für eine vielversprechende Ausgangslage gesorgt.

Und dann....:
... entwickelt sich alles anders. Was mit wundervoll recherchierten Berichten über die verschiedenen Berufsfelder und Kunstrichtungen der vier Freunde, mit eindringlichen Beschreibungen, spannenden Andeutungen und intensiven Emotionen zwischen dem Kleeblatt beginnt, entwickelt sich zu einer Farce.
Wie ihr sicher bereits erfahren habt, geht es in diesem Buch um viele menschliche Abgründe, um Missbrauch, Gewalt, um selbstverletzendes Verhalten und um Menschen, die andere Menschen wissentlich und voller Vergnügen quälen, physisch und psychisch. Und ebenfalls wisst ihr, dass es ausgerechnet Jude ist, der in seiner Vergangenheit unendliche Schmerzen erlitten hat und die Folgen davon immer noch täglich zu tragen hat.
Was er erleben musste, wird nach und nach detailliert geschildert und wo vorher so viele Emotionen waren und ein einfacher Zugang zu den Figuren, wird nun dieser Vergangenheitsstrang plötzlich mit einer kalten Nüchternheit abgehakt, als ginge es einfach nur darum, so viel Grauen wie möglich auf so wenige Seiten wie nötig zu verpacken. Warum? Wenn man sich als Autorin nicht wirklich mit diesen doch potenziell belastenden Inhalten auseinandersetzen will, dann soll man es lassen. Yanagihara hat sich aber eher für eine halbpatzige Verarbeitung der Themen entschieden. Nicht nur haben Judes Peiniger nämlich keine Konsequenzen für ihr Handeln zu erwarten, sondern es werden auch jegliche Instanzen, die eigentlich in einem Rechtsstaat zuständig sein müssten, wie Gerichte, Polizei, Behörden und vor allem auch Jugendpsychologen, ausgeblendet und somit gehen der Realitätsbezug und auch die Logik gänzlich verloren. Die Geschichte muss aber tragischerweise so unlogisch sein, weil die Autorin ihr Fantasiegeflecht sonst gar nicht erst hätte weiterspinnen können.
Ausserdem werden - und das hat mich besonders gestört - andere Menschen, die ebenfalls Leid, Schmerz und Verlust erfahren haben, zusätzlich verhöhnt, indem immer wieder angedeutet wird, dass nur jemand, der ALLES erlebt und die Hölle gesehen hat (wie Jude) auch wirklich leiden darf und soll.

Das Abdriften in eine Scheinwelt:
Und leider ist es damit noch nicht genug. Hanya Yanagihara baut mit jeder weiteren Entwicklung eine unrealistische und immer unrealistischere Scheinwelt auf, die dazu geführt hat, dass ich ihr gar nichts mehr glauben konnte. Alle vier Freunde machen grandiose Karrieren, werden unendlich reich und nur JB erlebt kleinere Rückschläge, die er aber problemlos überwindet und dann noch gestärkt daraus hervorgeht. Keiner von ihnen aber scheitert, keiner hadert, keiner macht - abgesehen vom Anfang - magere Zeiten durch. Wie kann das sein? Wie passt das zusammen?
Ausserdem wird Malcolm während ca. 500 Seiten komplett ignoriert, er kommt nicht einmal in der Nebenhandlung vor, und JB wird zum Idioten gestempelt, der immer wieder ins Fettnäpfchen tritt, Jude verärgert und scheinbar - abgesehen von seiner Karriere - gar nichts auf die Reihe kriegt. Aber auch er darf nicht wirklich mitspielen in diesem Drama.
Lediglich Willem schafft es, neben Jude erwähnt zu werden und obwohl die Protagonisten immer älter werden und Jude auch noch andere liebevolle Menschen, wie seinen Mentor Harold und dessen zauberhafte Frau Julia, kennenlernt, scheint Jude keinerlei persönliche Entwicklung mitzumachen. Wie kann ein Staranwalt, der für seine gnadenlose Konsequenz bekannt ist, seinem eigenen Schicksal gegenüber so blind sein und sich selber die Schuld am erlittenen Leid geben? Wie kann vor allem ein eigentlich herzlicher und einfühlsamer Mensch auf den Gefühlen seiner Mitmenschen herumtrampeln und die Menschen, die ihn am meisten lieben, verletzen, indem er sich permanent selber abwertet und quält? Ausserdem fehlt von Judes Seite her jegliche Selbstreflektion, was zusätzlich wütend macht.

Es wird lang und länger:
Wenn man eine Geschichte nicht glauben, nicht mehr mitfühlen, nicht mehr mitfiebern kann, dann sind 960 Seiten wirklich sehr, sehr viel. Tatsächlich passiert auf vielen Seiten nichts. Also wirklich nichts, keine Handlung, keine Dialoge, nur endlose Beschreibungen und trotzdem fällt auf: nach all diesen Seiten weiss ich immer noch nicht, wie die Figuren aussehen. Ich sehe sie nicht vor mir, kann sie mir nicht vorstellen. Sie bleiben flach und sie bleiben von einigen Lichtblicken abgesehen auch pubertär (vor allem Jude).
Dennoch wollte ich wissen, wie es weitergeht. Ich wollte erkennen, ob da nicht doch eine Botschaft, ein Sinn dahinterstecken. Ob ich fündig geworden bin? Das weiss ich selber noch nicht.

Harold:
Harold, Mentor, ein Sinnbild für Gerechtigkeit und Liebe, Familiensinn und Fürsorge, bekommt in "Ein wenig Leben" ein paar eigene Kapitel. Diese Kapitel sind mit das Schönste, was ich je in einem Buch gefunden habe. Sie brechen die Strukturen auf, sorgen für eine andere Erzählperspektive (direkte Rede), verarbeiten in einem Monolog einzelne Situationen und Gedanken und sind von einer magischen, zerbrechlichen Zärtlichkeit und Liebe geprägt. Diese Kapitel sind es, die mich gerettet haben, die mich mit der Geschichte und vielleicht auch ein wenig mit Jude versöhnt haben und die mich nach wirklich viel Wut und Ungläubigkeit über so viel verschwendetes Potenzial wieder beruhigt haben. 

Warum man dieses Buch NICHT lesen sollte:
Ihr Lieben, dieses Buch hat mich (abgesehen von Harolds Kapiteln) nicht berührt. Dieses Buch hat mich nicht geschockt und keine Bauchschmerzen hervorgerufen. Eine Ausnahme gab es aber: das Auftauchen und vor allem einige Handlungen von Caleb (ich sage nicht mehr dazu), haben mich wirklich traurig gemacht.
Aber weil ich diesem Buch fast nichts geglaubt, der Autorin ihre Geschichte nicht abgenommen habe, bin ich kein Massstab, was Schock und Schmerz anbelangt. Ich bin mir sicher, dass jemand, der selber Missbrauchserfahrungen gemacht hat, psychisch labil ist und sehr schnell den Boden unter den Füssen verliert, dieses Buch wirklich NICHT lesen sollte.

Warum man dieses Buch DOCH lesen sollte:
Bitte lest dieses Buch, wenn ihr euch selber ein Bild machen und mitdiskutieren wollt. Lest dieses Buch, wenn ihr wissen wollt, wie Jude sich entwickelt (oder eben nicht entwickelt hat) und lest dieses Buch, wenn ihr mit vielen Längen im Erzählstrang umgehen könnt (aber ich habe euch gewarnt), ihr werdet mit einigen wundervollen Momenten belohnt, wenn ihr Geduld habt.

Und zum Schluss:
Leider hat Hanya Yanagihara mit "Ein wenig Leben" ein Buch geschrieben, das meiner Meinung nach aus den falschen Gründen bewegt. Viele Leserinnen und Leser empfinden die Schilderungen von Missbrauch und Gewalt, Judes persönliche Abgründe und sein selbstverletzendes Verhalten als bewegend, schockierend und fast unerträglich qualvoll. Dies liegt aber nicht am Erzählstil und dem gelungenen Handlungsaufbau, sondern lediglich am Inhalt. Gewalt und vor allem auch sexuelle Gewalt gehen halt immer, egal wie schlecht, nüchtern, billig und austauschbar diese "Effekte" erzählt werden (und das war leider in diesem Buch genau so der Fall). Ein Mensch, der sich selber die Schuld für sein Schicksal gibt und seine Mitmenschen damit egoistisch quält und verängstigt, das zieht beim Publikum. Es ist dabei wohl für viele ganz egal, dass der Handlungsaufbau komplett unlogisch ist, ganz egal, wie sehr sich die anderen - anfangs so beleuchteten - Figuren zu blossen Statisten entwickeln und ganz egal, dass die grandiose Recherchearbeit der Autorin durch blosse Längen und Wiederholungen überdeckt und zunichte gemacht wird.
Das hat mich unendlich wütend gemacht. Ich habe nämlich sehr viel Potenzial gesehen, die Plotidee hat mich überzeugt, manchmal gab es sprachlich magische Momente, ab und an wollte ich Willem und sogar Jude einfach nur umarmen und mit ihnen ein Glas Wein trinken und Harolds Worte, die haben mich tatsächlich bewegt. Das alles hätte meiner Meinung nach viel eher für Aufschreie, Diskussionen, Lob und auch Kritik sorgen sollen.

Zusätzliche Infos:
Titel: Ein wenig Leben
Originaltitel: A Little Life
Autorin: Hanya Yanagihara, 1974 geboren, ist eine US-amerikanische Schriftstellerin und Journalistin. Mit ihrem Roman Ein wenig Leben gewann sie den Kirkus Award und stand auf der Shortlist des Man Booker Prize, des National Book Award und des Baileys Prize. Ein wenig Leben ist eines der bestverkauften und meistdiskutierten literarischen Werke der vergangenen Jahre. Eine TV-Serie, produziert von Scott Rudin (The Social Network, No Country for Old Men, Frances Ha, Grand Budapest Hotel), ist in Vorbereitung.
Fester Einband mit Schutzumschlag und Lesebändchen: 960 Seiten 
Sprache: Deutsch
Originalsprache: Englisch
Übersetzt von: Stephan Kleiner
Verlag: Hanser Berlin
Erschienen: 2017
ISBN: 978-3-446-25471-8

12 Kommentare:

  1. Liebe Livia,
    wow..was für eine Rezension! Ich habe das Buch ja auch schon immer auf dem radar, war mir aber trotzdem unsicher, ob ich es lesen möchte/werde. Nun denke ich eher doch nicht, da wir schon einen ähnlichen Geschmack haben. Kaufen werde ich es mir definitiv mal nicht...
    Vielleicht finde ich es irgendwo mal gebraucht oder sonstwie...;)
    Liebe Grüße
    Martina

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    1. Liebe Martina

      Ja, die hat mich Blut und Schweiss gekostet ;-)

      Weisst du, wenn du mitreden willst, dann musst du das Buch fast lesen. Ich bin mir aber mehr und mehr sicher, dass man nicht immer überall mitreden muss, also kannst du auch die Finger davon lassen und dann stolperst du vielleicht einfach einmal darüber, wie du gesagt hast :-)

      Alles Liebe dir
      Livia

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  2. Ui, das Buch liegt auch schon ewig auf meinem SUB, sogar in der Büchergilde Ausgabe... Bisher habe ich mich durch die gehypten Besprechungen noch vom Lesen abhalten lassen, "Und es schmilzt" hat mich nämlich trotz der tollen Meinungen sehr enttäuscht. Nach deiner ausführlichen Besprechung bin ich nun sowohl abgeneigt, da ich zum einen die vielen Seiten im Blick habe, aber auch neugierig bin... Wenig begeisterte Meinungen überzeugen mich meistens immer, doch das Buch zu lesen 😂 Mal schauen, ob ich mich noch zu einem Klöpper hinreißen kann!

    Ganz liebe Grüße,
    Tina

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    1. Liebe Tina

      "Und es schmilzt" hat mir in vielen Belangen viel besser gefallen, als erwartet. Aber bei "Ein wenig Leben" ist es wohl einfach so, dass man dieses Buch entweder mag oder nicht. Es gibt nichts dazwischen.

      Ich bin gespannt, wofür du dich entscheidest ;-)

      Alles Liebe
      Livia

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  3. Hallo Livia,

    zunächst einmal, total lieb, dass du mich auf deine Rezension aufmerksam gemacht hast, das freut mich wirklich sehr :) So habe ich gleich die Gelegenheit bekommen sie "tippfrisch" entdecken zu können, vielen Dank - genau sowas liebe ich an der Bloggercommunity bzw. im speziellen bei Bloggern wie dir.

    Nun zu deiner ausführlichen Rezension. Ich habe sie zweimal gelesen und dann ein Weilchen darüber nachgedacht. Ich finde es sehr spannend und auch absolut nachvollziehbar wie du die verschiedenen Kritikpunkte auslegst bzw. stichhaltig begründest. Und wenn ich rückblickend darüber nachdenke kann ich ihnen auch wenig entgegen halten. Dass allen 4 Figuren alles auf Anhieb in beruflicher Hinsicht gelingt und sie sehr schnell den großen Sprung nach oben schaffen ist eines der bekanntesten "Mankos" dieses Buches wenn man es so will und in der Hinsicht auch wirklich im negativen Sinne typisch amerikanisch. Das ist mir natürlich auch während des Lesens aufgefallen, allerdings hat es mich nicht weiter gestört, da ich froh war, dass sich zumindest in dieser Hinsicht alles positiv entwickelt. Da hätte ich nicht auch noch mehr Leiden gebraucht :D Aber das ist da halt einfach eine persönliche Einstellung von mir.

    Dass Jude sich mehr oder weniger selbst zu Kreuze trägt ist mir natürlich auch sehr stark aufgefallen und ich hätte ihn am liebsten auch an den Schultern gepackt und geschüttelt. Genau solche Leidensmenschen nämlich regen mich auch in Wirklichkeit am meisten auf, aber genau das hat für mich auch einen Reiz am Buch ausgemacht. Die ganze Leidensgeschichte hat mich so aufgefühlt - vor allem das mit Caleb, das hat mich unendlich empört, ich hatte tatsächlich Rachegelüste hinsichtlich eines fiktiven Charakters- dass ich nicht mehr aufhören konnte zu lesen. Und wenn so etwas passiert bin ich sehr froh, nach all meinen Lesejahren und den tausend Geschichten die ich erleben konnte kommt es nämlich sehr häufig vor, dass ich ein Buch als gut bewerte (stilistisch, plot, aussage usw usw.) es mich aber einfach nicht mehr so richtig mitreißen kann emotional. Und genau das habe ich hier so genossen. Dieses "Nicht-mehr-aufhören-können". Daher ist es mir auch rückblickend sozusagen gleich, ob dieses Dahinsiechen und Stur-Sein von Jude überzogen war.

    Zu den anderen Themen kann ich wenig sagen, außer dass mich das Buch zum Glück sehr gut abgeholt hat und das vor allem auf genannter emotionalen Ebene. Es war zu dem Zeitpunkt seit langer Zeit wieder einmal ein Buch, das mich so sehr mitgerissen hat, dass ich Nachts nicht einschlafen wollte, weil es mich so bewegt hat - und ich stattdessen lieber weiterlesen wollte. Also fast alles was ich zu diesem Buch empfinde sind weniger solide Überzeugungen als vielmehr Gefühle bzw. emotionale Eindrücke während des Lesens. Auch wenn ich es in der Buchhandlung den Kunden schmackhaft mache sage ich wenig über die Auslegung bzw. den Aufbau, sondern bringe zum Ausdruck, dass es mich schlichtweg mitgerissen hat. Wenn ich jetzt so über deine Punkte nachdenke kann ich sie total nachvollziehen und ich finde es auch toll, dass du sie so gut aufgeschlüsselt hast. Echt spannend wie ein Buch so unterschiedlich aufschlägt. Obwohl ich jetzt nicht mal sagen würde, dass ich per se weniger kritisch mit Büchern bin, die es verstehen starke Gefühle hervor zu rufen, oder doch? :D Vielleicht ja doch, was wiederum eigentlich auch eine spannende Überlegung ist. Sind wir als Leser toleranter mit dem Handlungsverlauf und logischen Mängeln einer Geschichte wenn uns die Figuren persönlich nahe gehen? Vermutlich bis zu einem gewissen Grad doch.

    Also vielleicht hat mich Ein wenig Leben so gut erwischt, dass ich stets wohlwollend alles gelesen habe was passiert :D :)

    Freut mich jedenfalls sehr eine gegenteilige Meinung gelesen zu haben.

    Liebe Grüße und ein schönes Wochenende einweilen.

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    1. Liebe Misty

      Ja, das ist wirklich so, sehr, sehr gerne geschehen :-D

      Weisst du, du musst gar nicht dagegen halten. Ich habe nun wirklich schon oft über das Buch diskutiert und zumindest mit etwas hat der Verlag wirklich recht: man will/muss über dieses Buch sprechen.
      Aber es gibt wohl einfach zwei Sorten Menschen: die, welche von Judes Geschichte so berührt und aufgerüttelt waren, dass sie sich emotional komplett darauf einlassen und die Schwächen ausblenden oder zumindest weniger stark gewichten konnten und die, denen dieser offensichtliche Überfluss an allem und vielleicht auch das lange Jammern und die Längen der einzelnen Abschnitte einfach zu viel war und die dem Buch/der Autorin nicht glauben konnten.

      Wenn du magst, kannst du auch gerne noch ein wenig in unsere Leserundenbeiträge hineinschnuppern, dort habe ich mich nämlich noch detaillierter und mit vielen Spoilern über die einzelnen Abschnitte ausgetauscht und du findest noch mehr Infos und Meinungen.

      Das kann schon sein, bei mir ist es aber wohl leider nicht so. Wenn die Logik nicht stimmt (und ich suche auch gerne das Haar in der Suppe, da kenne ich keine Gnade), dann passt das Buch nicht für mich. Andere sind da vielleicht gnädiger ;-)

      Vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar und alles Liebe
      Livia

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  4. Hallo Livia, :)
    eine sehr intensive Rezension. Ich habe das Buch so oft gesehen und immer nur mit positiven Meinungen. Alle waren begeistert. Daher finde ich es auch mal gut, eine kritische Rezension zu lesen. Ich muss aber sagen, dass mich das Buch überhaupt nicht anspricht. Weder vor den positiven Meinungen noch danach noch jetzt. Ich weiß auch nicht, warum das so ist. Aber auch als ich einige sagen gehört habe, dass es das beste Buch ist, das sie jemals gelesen haben und danach keines mehr gut fanden... Vielleicht liegt es auch gerade an diesen begeisterten Rezensionen.
    Deine Meinung dazu hat mich aber sehr interessiert. Spätestens, dass das Buch Längen hat, hätte mich sowieso abgeschreckt, weil ich es gar nicht leiden kann, wenn ein Buch so lange braucht, um voranzukommen.

    Liebe Grüße
    Marina

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    1. Liebe Marina

      Nun, das Buch war auch intensiv. Wenn auch leider nicht im positiven Sinne und nicht auf der emotionalen Ebene, die anderen besonders gut gefallen hat.

      Aber so sind die Geschmäcker total verschieden. Was ich aber leider sagen muss: wenn jemand dies als das beste je gelesene Buch bezeichnet, kann ich das nicht ganz glauben, zu viele wirklich gute Gründe sprechen dagegen. Und vor allem: was heisst das für uns Büchermenschen schon. Können wir uns festlegen? Oft ja so oder so nicht ;-)

      Dann lass die Finger davon, die Längen fallen sogar denen auf, die das Buch gemocht haben, also wird es nicht unbedingt etwas für dich sein.

      Alles Liebe dir
      Livia

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  5. Hey Livia,

    da ich mich vom Inhalt her bei diesem Buch gerne überraschen lassen möchte, habe ich Deine Rezension in diesen Teilen nur überflogen, Deine Meinung aber sehr deutlich herausgelesen xD

    Ich mag Deine Rezension. Sie zeigt auf, dass Du Dich mit dem Buch gelesen und wie Du Dich gequält hast. Ich kann Deine Argumente durchaus nachvollziehen, ohne das Buch bisher gelesen zu haben.

    Ich möchte es aber noch unbedingt lesen und es steht seit Erscheinen und den ersten Meinungen (positiv wie negativ) auf meiner Wunschliste.

    Ich werde es irgendwann lesen und mir eine eigene Meinung bilden.

    Danke für diese Rezension, denn sie macht mich neugierig und ich bin gespannt, ob es mir gefallen wird - oder ob mir die Längen zu viel werden :D

    Da ich Wälzer mag, dürfte die Länge an sich kein Problem sein, aber die Frage ist natürlich, wie die Seiten gefüllt sind und ob ich es mögen werde oder eben nicht.

    Liebe Grüße Melli

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    1. Liebe Melli

      Das freut mich jetzt, dass du hier auch noch einen Kommentar geschrieben hast. Auf die Rezension bin ich wirklich stolz, ich habe so viel Zeit investiert und versucht, meine Kritik so nachvollziehbar wie nur möglich zu formulieren.

      Wenn du immer noch nicht abgeschreckt bist, dann ist das ein Zeichen: du solltest das Buch unbedingt lesen und dann bin ich seeeeehr gespannt auf deine Meinung.

      Alles Liebe und schlaf gut
      Livia

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    2. Hey Livia,

      das ist Dir auf jeden Fall gelungen. :-)

      Abgeschreckt bin ich nicht, denn Bücher sind ja immer Geschmackssache und vielleicht wird es für mich zu einem Highlight ;-)

      Liebe Grüße Melli

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    3. Hey Livia,

      das ist jetzt witzig, dass ich hier schon mal vor so langer Zeit kommentiert habe :D Ich habe mich jetzt bis zum Ende durchgequält und kann Deine Worte dazu noch mehr nachvollziehen. Es war langatmig für mich, verwirrend und am Ende nicht mal wirklich versöhnlich. Ja, es gibt auch gute Momente, aber leider zu wenige. Meine Rezension geht nächste Woche online.

      Liebe Grüße Melli

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