Tagesgedanken "Bewerten Bloggerinnen und Blogger ihre Bücher zu wenig streng?"

Herzlich willkommen zu meiner neuen Rubrik "Tagesgedanken". In dieser Rubrik äussere ich mich in unregelmässigen Abständen zu aktuellen oder für mich interessanten Themen. Ihr dürfte gerne mitmachen und auf eurem eigenen Blog einen Post zum Thema erstellen und wenn ihr wollt, könnt ihr mein Bild gerne übernehmen. Hinterlasst dann einen Kommentar zu eurem Post, damit ich ihn verlinken kann. Natürlich könnt ihr hier auch einfach mit einem Kommentar mitdiskutieren.

Heute geht es um ein Buchbloggerthema, das euch allen sicher auch schon auf die eine oder andere Art begegnet ist und los:



Bewerten Bloggerinnen und Blogger ihre Bücher zu wenig streng?

"Warum kriegt William Boyd (Solo) 3 Sterne, wenn die Rezension doch so gut ausfällt?"

Dies wurde ich vor nicht allzu langer Zeit auf Lovelybooks gefragt.
Ich musste mir zuerst zwei Dinge überlegen. Erstens denke ich, dass meine Rezension nicht ganz so gut ausgefallen ist. Wenn ich wirklich begeistert von einem Buch bin, dann zeige ich das schon deutlicher. Und dann dachte ich mir noch, dass drei Sterne ja gar nicht wenig sind, im Gegenteil.

Ich wundere mich generell ab und zu darüber, warum gewisse Buchbloggerinnen und -blogger so viele Sterne/Punkte an Bücher vergeben, von denen sie - wenn man den Rezensionen glauben darf - gar nicht so begeistert waren. Auf Lovelybooks und anderen Buchplattformen muss man ja Punkte vergeben, aber weil ich mit diesen Punktesystemen nicht immer ganz einverstanden bin, habe ich mich dazu entschlossen, auf meinem Blog vorläufig auf das Punkteverteilen zu verzichten. Das ändert sich vielleicht noch, aber bis jetzt habe ich gute Erfahrungen damit gemacht. Nach welchen Kriterien ich meine Sterne bei Lovelybooks verteile, erkläre ich euch später.

Natürlich leuchtet es ein, dass wir alle, die viel lesen, auch eher Bücher auswählen, die uns gefallen. Genres, die uns interessieren, Autoren und Verlage, die wir bereits kennen oder Bücher, die wir empfohlen bekommen haben. Aber die meisten von uns nehmen auch Rezensionsexemplare an und da kann es schon öfters einmal passieren, dass man Bücher bekommt, die man überhaupt nicht mag und gerade bei Rezensionsexemplaren finde ich es wichtig, ehrlich zu bewerten, auch wenn man gesponsort wird. Dies braucht vielleicht manchmal ein wenig Mut und natürlich ist es für einen Verlag keine gute Werbung, wenn ein Blogger sein Buch kritisiert. Aber trotzdem sollte dies kein Anreiz sein, ein Buch besser zu bewerten, als man es gefunden hat, nur damit man weitere Bücher zur Verfügung gestellt bekommt. Immer grössere und werbewirksamere Aktionen der Verlage machen es uns Bloggern schon nicht immer leicht, sich eine eigene Meinung zu bilden und nichts lässt sich so leicht manipulieren, wie der Literatur- und Kunstgeschmack. Darum ist es sehr wichtig, sich und seiner Meinung treu zu bleiben und diese auch zu verkünden.
Es ist immer schwierig zu entscheiden, nach welchen Kriterien man ein Buch bewertet und manchmal geht es mir auch so, dass ich eigentlich viel netter mit einem Buch sein will, es aber einfach nicht kann. Dann muss man in meinen Augen ehrlich sein und schreiben, was man denkt.

Meiner Meinung nach gibt es bei Büchern, wie auch in allen anderen Kunstbereichen, objektive Kriterien. Ahnt man das Ende von einem Buch, das bis zum Schluss unaufgelöst bleiben sollte, schon nach den ersten zehn Seiten voraus oder ist die Handlung so sehr an den Haaren herbei gezogen oder konstruiert, dass man fast über das Buch lachen muss, sind dies negativ zu wertende Punkte. Auch denke ich, dass gewisse Eigenheiten im Schreibstil, wie eine holperige Sprache, nicht schlüssige Sätze oder eine dem Genre oder der Zeit, in der das Buch spielt, nichtangepasste Wortwahl, durchaus objektiv bewertet werden können. In einem Buch, das im fünfzehnten Jahrhundert spielt, haben Anglizismen zum Beispiel nichts zu suchen. Natürlich muss man keine mittelalterliche Sprache verwenden, aber ein Knecht verliert seinen Job einfach nicht, er wird höchstens aus seinem Dienst entlassen oder gleich gehenkt :-)
Auch wenn ein Buch sich explizit an Kinder und Jugendliche wendet und trotzdem eine sehr gewalttätige oder sexualisierte Sprache hat, ist das Thema eindeutig verfehlt. Dies ist mir leider hier passiert.

Ich denke generell, dass vor allem eine schöne, ausgewogene Sprache ein Buch speziell machen kann. Hier sind die Geschmäcker natürlich wieder sehr verschieden, aber ich finde es doch schade, dass Bücher heute innerhalb von kürzester Zeit gehypt werden und dann wieder in der Versenkung verschwinden. Leider werden dabei vor allem Bücher bevorzugt, die schnell und actionreich geschrieben sind, eine sehr simple, fast schon billige Sprache sprechen und die man einfach nur konsumieren kann. Ich sage nicht, dass das grundsätzlich schlecht ist. Manchmal darf man natürlich auch einfach nur abschalten. Aber wenn man Frauenunterhaltungsliteratur von Sandra Brown, Kathleen Givens oder Nora Roberts (und Nora Roberts lese ich ab und zu wirklich gerne), als Liebesromane bezeichnet, die in die Geschichte eingehen werden, dann hat man wohl eher ein sehr einseitiges Bild von Literatur. Auch würde ich es schön finden, wenn heute schon im Kindes- und Jugendalter mehr (natürlich dem Alter angepasste) Klassiker gelesen würden, damit man immer von einem gemeinsamen Fundament ausgehen und sich dann nach und nach in die verschiedenen Genres einlesen könnte.
Darum sollte der Schwerpunkt in einer Rezension immer bei der Sprache liegen und sich dann auf die Handlung ausdehnen. Wenn nämlich ein Buch rein objektiv gesehen eine solide Sprache und eine logische Handlung aufweist, man sich aber aus subjektiven Gründen nicht mit der Handlung identifizieren kann (ist mir hier passiert), hat man kein schlechtes, sondern ein gutes Buch gelesen, das einem nicht gefiel.

Und nun lege ich euch dar, wie ich meine Sterne verteile, wenn ich Sterne verteilen muss:
1 Stern: Dieses Buch ist absolut schlecht gearbeitet, hat einen holperigen Schreibstil und eine unlogische, unpassende Handlung und ist so langweilig und seicht, dass ich es widerwillig gelesen oder sogar abgebrochen habe.
2 Sterne: Dieses Buch hat mich überhaupt nicht überzeugt. Es ist schlecht geschrieben oder beinhaltet eine total unlogische Handlung. Es hat mich gelangweilt, genervt oder wollte mich belehren.
3 Sterne: Dieses Buch liest sich schnell weg, hat aber keinen hohen Anspruch an den Leser. Man muss bei der Lektüre über kleinere Unstimmigkeiten hinweg sehen und wird das Buch wahrscheinlich nur einmal lesen. Es ist aber überhaupt nicht schlecht gemacht, sondern ein ideales Ferien- und Abschaltebuch.
4 Sterne: Dieses Buch liefert Informationen, beinhaltet einen sehr überzeugenden Schreibstil oder eine sehr überzeugende Handlung, hat einen höheren Anspruch an den Leser und regt vielleicht noch ein wenig zum Nachdenken an. Ein Buch, das ich gerne weiter empfehle.
5 Sterne: Dieses Buch übertrifft alle Erwartunge, enthält, Witz, Spannung und ganz grosse Gefühle und es hat häufig einen hohen Anspruch an den Leser. Dieses Buch empfehle ich immer gerne weiter oder lese es vielleicht ein zweites und drittes Mal, weil Aufbau, Sprache und Handlung mich absolut überzeugen und weil es mich in eine ganz eigene Welt entführt.

Rein rechnerisch sind drei Sterne also gar nicht wenig, sondern mehr als die Hälfte der zu vergebenden Punkte und dies sollte man immer im Hinterkopf behalten. Wer also ein Buch mit drei Sternen beurteilt, hat dieses Buch nicht abgewertet, sondern vielleicht lediglich einige kleine Mängel oder Unstimmigkeiten festgestellt. Dagegen sind vier oder sogar fünf Sterne ein sehr grosses Kompliment und man sollte sich wirklich sicher sein, dass ein Buch diese Auszeichnung verdient hat, bevor man die Sterne verteilt. Hingegen ist ein Stern eine wirklich schlimme Kritik an einem Buch. Schlechter geht es nicht mehr und auch mit dieser Rüge sollte man vorsichtig umgehen, sie aber trotzdem einsetzen, wenn man sich einer Sache sicher ist.
Bücher mit zwei, drei und vier Sternen werden wohl nach diesen Kriterien am häufigsten vorkommen. Bücher mit einem oder fünf Sterne werden seltener sein. Dies darf aber schon auch der Fall sein.

Ich wähle Buchblogs nach verschiedenen Kriterien aus. Aber ein Buchblog überzeugt mich vor allem dann, Leserin zu werden, wenn ich das Gefühl habe, dass die Bloggerin oder der Blogger sehr streng mit den Büchern ins Gericht geht, aber auch mit Lob nicht spart und - aber das ist Geschmacksache - wenn quer durch alle Genres gelesen und auch ab und zu ein Klassiker oder ein grosses Stück Kunstliteratur rezensiert wird.

Und jetzt seid ihr an der Reihe. Was sagt ihr, was denkt ihr dazu? Findet ihr, dass Bücher generell zu wenig streng bewertet werden, oder seid ihr genau gegenteiliger Meinung? Und nach welchen Kriterien bewertet ihr? Ich freue mich auf eure Kommentare und Beiträge auf euren eigenen Blogs. Link hier lassen nicht vergessen.

Ganz liebe Grüsse und wir lesen uns
Livia

2 Kommentare:

  1. Mir ist aufgefallen, dass ich in letzter Zeit nicht mehr so streng bin mit meiner Punktevergabe, denn früher hatte ich fast nie 5 Sterne Bücher. Jetzt sind es zwar auch sehr wenige, aber es kommt doch öfters vor als z. Bsp vor einem Jahr. Auch bei mir ist ein Buch mit 4 Sternen noch sehr gut, hatte aber einige kleinere Mängel. 3 Sterne ist bei mir Durchschnitt...ein Buch, das man wieder schnell vergisst, aber trotzdem "nett" war. Ich deke auch, dass ich eigentlich oft viel strenger bin, als viele andere Bloggerinnen, aber das Ganze ist doch des öfteren gar nicht so einfach ;)
    Liebe Grüße
    Martina

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    1. Das mit den "Durchschnitsbücher", die man schnell vergisst, kenne ich ganz gut. Und natürlich hast du recht; es ist wirklich nicht immer einfach, Bücher "richtig" zu bewerten. Und das Gefühl, dass ich strenger bewerte, als andere Bloggerinnen, denke ich manchmal auch.
      Ganz liebe Grüsse und ein schönes Wochenende
      Livia
      Livia

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