Mia Couto - Unter dem Frangipanibaum
Klappentext:
In Moçambique stossen verschiedene Welten aufeinander: die politische
Vergangenheit des ehemaligen Koloniallandes und postkommunistischen
Staates, die Konflikte der Gegenwart und zeitlose, mythische und
magische Geschichten. In einem Altersheim in der Provinz, wo ein
Todesfall aufgeklärt werden soll, versucht Inspektor Izidine Naíta
Klarheit in dem Gespinst der geheimnisvollen Aussagen der Bewohner zu
gewinnen. Im Schatten des Frangipanibaums auf der Terrasse über dem Meer
lauscht er allabendlich ihren merkwürdigen Geschichten. Dabei taucht er
immer tiefer in ihre fantastische Welt ein und sieht sich zugleich auch
mit der politischen Vergangenheit des Landes konfrontiert.
Inhalt:
Izidine Naíta hat studiert, ist gebildet und wird von einem Geist bewohnt. Aufgrund seines langen Aufenthaltes im Ausland, wird er von seinen Landsleuten wie ein Ausländer und - schlimmer noch - wie ein Weisser behandelt. Dies macht es ihm nicht gerade leicht, seinen aktuellen Fall, einen Mordfall ohne Leiche, aufzuklären. Die Bewohner eines Altersheimes, die zugleich als Zeugen, wie auch als Täter in Frage kommen, lassen ihn nicht an sich heran. Sie verstricken sich in widersprüchliche Aussagen und Izidine merkt schnell, dass alle Befragten einen Grund hatten, den Vorsteher des Heimes zu töten und dass es in diesem Fall um viel mehr als den Tod eines Menschen, sondern um einige politische und gesellschaftliche Probleme geht.
In seinen Befragungen erfährt er viel über ganz alte afrikanische Traditionen, an die er sich teilweise nicht einmal mehr erinnern kann und muss so nach und nach lernen, die Sprache zu sprechen, die nicht seine Ausbildung im diktiert, sondern die, welche von den alten Menschen gesprochen und gelebt wird.
Meine Meinung:
Mia Couto gilt als einer der wichtigsten Erzähler Afrikas und wie sich aus dem Vorwort von Henning Mankell schliessen lässt, ist seine Art zu erzählen die absolut typische Erzählsprache afrikanischer Schrifststeller. Realität und Fiktion, alte Bräuche und neuste Wissenschaft und Tag- und Nachtträume mischen sich in diesem Büchlein zu einer sagenhaften und poetischen Geschichte, die das Herz mit ihren Worten direkt berührt und die Fragen beantwortet, die nie gestellt wurden und Antworten fordert, die man einfach nicht geben kann.
Ihr seht, ich war begeistert, aber meine Begeisterung und die Faszination für die Geschichte lassen sich nur sehr schwer in Worte fassen.
Alles beginnt mit Ermelindo Mucanga, der als Toter über das Leben und Sterben philosophiert und der es mit Hilfe eines Pangolins schafft, in den lebenden Körper von Izidine Naíta zu gelangen. Ermelindo Mucanga wirkt ab dann als Erzähler, der sowohl die Innensicht des Inspektors, wie auch die afrikanischen Gebräuche und das Wissen um den Tod genau kennt und dem Leser schildert. Er ist es, der auf Missstände in seiner eigenen Vergangenheit hinweist und er schafft es, Gefühle und Regungen des Inspektors zu erfassen. Die Rahmenhandlung um den Tod Ermelindo Mucangas ist insofern wichtig, dass sie Leerstellen in der darauf folgenden Handlung füllt oder zu füllen versucht. Ob und wie genau dies mit der Wirklichkeit übereinstimmen kann, bleibt dahin gestellt, ist aber überhaupt nicht wichtig.
Man könnte sagen, dass die Erzählweise afrikanischer Autoren stetig zwischen Fantasy, Gegenwartsliteratur und hinstorischem Roman schwankt. Aber genau diese Schubladisierung wird der Literatur und auch dem vorliegenden Buch in keinster Weise gerecht. Es geht hier um viel mehr als darum, eine Geschichte zu erzählen. Menschen sollen zum Nach- und Überdenken, zum Lesen, Leben und Lieben gebracht werden. Menschen sollen dazu bewegt werden, auf die Kraft der Natur zu vertrauen und trotzdem ihren Verstand und ihre Fähigkeit zu Zweifeln zu benutzen und Menschen sollen durch dieses Buch wieder lernen, genauer auf Missstände zu achten, nicht wegzuschauen, wenn Unrecht geschieht und die alten Menschen in einer Gesellschaft und ihr enormes Wissen zu respektieren und zu schätzen und ihnen das Recht darauf einzuräumen, auch ab und zu wieder kindlich zu sein, genau so, wie wir es vielleicht auch wieder einmal sein werden.
Fazit:
Dieses Buch über den Kreislauf der Natur und des Lebens, über das Sterben und den Tod wird in einer Sprache erzählt, die Traum und Wirklichkeit Eins werden lässt und die unsere Herzen direkt berühren kann.
Zusätzliche Infos:
Autor: Mia Couto
Taschenbuch: 152 Seiten
Sprache: Deutsch
Originalsprache: Moçambiquanisches Portugiesisch
Übersetzt von: Karin von Schweder-Schreiner
ISBN
978-3-293-20404-1
Hallo liebe Livia!
AntwortenLöschenWow, das Buch kommt direkt auf meine Wunschliste! Das Buch klingt unglaublich interessant. Könnte mir also auch gefallen - vielleicht sogar lieber als „Singt, ihr Lebenden und ihr Toten, singt“ :)
Alles Liebe
Jamie
Hey meine Liebe
LöschenWie schön, dass du vorbeigehüpft bist. Mir hat es damals sehr gut gefallen.
Ich hoffe es doch😅
Alles Liebe
Livia