Rezension: Der grosse Sommer

Der grosse Sommer - Ewald Arenz

Beschreibung des Verlages:
Die Zeichen auf einen entspannten Sommer stehen schlecht für Frieder: Nachprüfungen in Mathe und Latein. Damit fällt der Familienurlaub für ihn aus. Ausgerechnet beim gestrengen Großvater muss er lernen. Doch zum Glück gibt es Alma, Johann – und Beate, das Mädchen im flaschengrünen Badeanzug. In diesen Wochen erlebt Frieder alles: Freundschaft und Angst, Respekt und Vertrauen, Liebe und Tod. Ein großer Sommer, der sein ganzes Leben prägen wird.
Hellsichtig, klug und stets beglückend erzählt Ewald Arenz von den Momenten, die uns für immer verändern.

Inhalt:
Nachdem Frieder das Schuljahr nicht bestanden hat, stehen für ihn nicht Familienferien am Meer an, sondern Nachprüfungen und davor ein Sommer bei seinen Grosseltern und anspruchsvolle Lerneinheiten und Lebenslektionen. Im Schwimmbad trifft er ausserdem auf Beate und die abendlichen Ausflüge mit seiner Schwester Alma und seinem besten Freund Johann werden immer abenteuerlicher.

Meine Meinung:
Nachdem mich "Alte Sorten" von Ewald Arenz vor bald zwei Jahren begeistert hat, wollte ich unbedingt auch "Der grosse Sommer" lesen und habe dafür das Erscheinen der Taschenbuchausgabe abgewartet (damit die Bücher im Regal gut zusammenpassen). In den letzten Tagen habe ich mich auf den kommenden Herbst gefreut und die kühlen Sommermorgen und die letzten langen Sonnentage - mit durchaus angenehmeren Temperaturen als noch vor zwei Wochen - so richtig ausgekostet. Dabei habe ich mich von "Der grosse Sommer" verzaubern und berühren lassen. Es hat mich überzeugt, wie die Figuren beschrieben sind und die Freundschaft zwischen Frieder, Johann, Alma und Beate hat mich an unbeschwerte Erlebnisse in der Jugend und an mehr und weniger gefährliche und verbotene Abenteuer und Ausflüge erinnert.
Ausserdem werden die unterschiedlichsten Gefühle geweckt und neben der Freundschaft dieser jungen Menschen hat auch der Tod einen Gastauftritt in der Geschichte. Trauer, Vertrauen, Verlassenheit, Selbstständigkeit und immer wieder die Liebe werden zum Thema in diesem Buch. Vor allem die Liebesgeschichte von Frieders Grosseltern - respektive seiner leiblichen Oma und deren Mann, dem auf den ersten Blick mürrischen, strengen und überkorrekten Mann, dem Stiefvater seiner Mutter, den er "Grossvater" nennen muss - hat als schöne Neben- und Rahmenhandlung fungiert und einmal mehr hat Ewald Arenz aufgezeigt, dass Menschen oft viel mehr sind als ein erster Eindruck uns zu suggerieren vermag.

Schreibstil:
Flüssig und leicht mit einer melancholischen Note erzählt Arenz diese Geschichte, die sowohl äusserst humorvoll und sommerlich als auch intelligent und tiefgründig erzählt ist. Vier Freund*innen, die zwischen Jugend und Erwachsensein schweben und die in den Achtzigerjahren aufwachsen und entsprechend fast unendliche Freheiten, aber auch nicht immer sehr viel Unterstützung von ihren erwachsenen Bezugspersonen erleben, sind einander der grösste Halt im Leben. Diese jugendlichen Gefühle, die jugendliche Sprache und die sanft in die Geschichte eingewobenen Lebensweisheiten machen das Buch zu einem ganz besonderen Leseerlebnis.

Meine Empfehlung:
Tatsächlich kommt "Der grosse Sommer" in meinen Augen nicht ganz an "Alte Sorten" heran, Ewald Arenz ist aber eine packende, sehnsuchtsvolle Geschichte über die erste Liebe, einen nie enden wollenden (und sollenden) Sommer, über eine aussergewöhnliche Familie und eine tiefe Freundschaft gelungen. Von mir gibt es eine herzliche Empfehlung für dieses bewegende Buch mit Sorgwirkung.

Zusätzliche Infos:
Titel: Der grosse Sommer
Autor: EWALD ARENZ, 1965 in Nürnberg geboren, hat englische und amerikanische Literatur und Geschichte studiert. Er arbeitet als Lehrer an einem Gymnasium in Nürnberg. Seine Romane und Theaterstücke sind mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden. ›Alte Sorten‹ (DuMont 2019) stand auf der Shortlist »Lieblingsbuch der Unabhängigen« 2019 und platzierte sich als Hardcover wie als Taschenbuch auf den Spiegel-Bestsellerlisten. Sein Roman ›Der große Sommer‹ (DuMont 2021) erhielt 2021 die Auszeichnung »Lieblingsbuch der Unabhängigen«. Der Autor lebt mit seiner Familie in der Nähe von Fürth.
Sprache: Deutsch
Taschenbuch: 320 Seiten
Verlag:Dumont
Erscheinungstag: 14.06.2022
ISBN: 978-3-8321-6643-4

10 Kommentare:

  1. Liebe Livia,
    eine sehr schöne Rezension, die ich genau so unterschreiben würde! Ich habe "Der große Sommer" letztes Jahr als Hörbuch gehört und auch ich fand es eine nette Geschichte, aber "Alte Sorten" konnte mich irgendwie mehr abholen.
    Liebe Grüße, Steffi

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Steffi

      Vielen Dank für deine Worte, die freuen mich sehr.

      Ja, "Alte Sorten" hat mich einfach mit den ganzen Naturschilderungen und der Arbeit auf dem Hof noch viel mehr abgeholt, aber trotzdem war "Der grosse Sommer" ein Highlight.

      Alles Liebe an dich
      Livia

      Löschen
  2. Liebe Livia,
    so schön, dass du das Buch auch so mochtest! Mir hat es sogar besser als "Alte Sorten" gefallen, aber wirklich nur minimal. Da fällt mir ein, dass ich "Alte Sorten" noch immer nicht rezensiert habe. Das passt jetzt dann in die Jahreszeit...
    Ich fand wahrscheinlich "Ein großer Sommer" deswegen besser, weil es genau in der Zeit meiner eigenen Jugend spielt und man an vieles erinnert wird. Da schwelgt man dann mehr in der alten Zeit ;)
    Liebe Grüße
    Martina

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Martina

      Das ist lustig, mir ging es umgekehrt, weil ich mich bei "Alte Sorten" irgendwie in den Frauen und in der Natur so wiedergefunden habe und weil mich das Buch einfach komplett zum richtigen Zeitpunt erwischt hat, der Herbst ist ja auch generell meine Lieblingsjahreszeit und ich war direkt in Stimmung...

      Das stimmt natürlich, wenn man sich in die eigene Jugend zurückversetzt fühlt, macht das sicher noch mehr aus. So oder so sind beide Bücher für mich absolut empfehlenswerte Lektüren.

      Alles Liebe an dich
      Livia

      Löschen
    2. Den letzten Satz kann ich nur unterstreichen =)

      Löschen
    3. Ich wollte gerade deinen Kommentar liken und habe dann gemerkt, dass wir ja nicht bei Insta, sondern bei Blogger sind ;-)

      Fühl dich geliked ;-)

      Löschen
  3. Hallo Livia, "Alte Sorten" habe ich seit einiger Zeit im Regal stehen und bin mal wieder noch neugieriger auf das Buch, sodass ich das wirklich langsam mal angehen muss. "Der grosse Sommer" kenne ich vom Cover her, aber leider nicht näher, Bücher des Autoren scheinen sich aber offensichtlich zu lohnen =)

    Zeilentänzerin

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Zeilentänzerin

      Oh ja, die Bücher lohnen sich sehr, finde ich. Wenn irgendwie möglich, solltest du morgen mit "Alte Sorten" beginnen.

      Alles Liebe an dich
      Livia

      Löschen
  4. Hallo Livia,

    mir hat "Der große Sommer" auch gefallen, aber mir hat das Tüpfelchen gefehlt. "Hard Land" von Benedict Wells ist ähnlich und hat mir besser gefallen. Obwohl ich nicht so ganz benennen kann, woran es liegt. Vielleicht hatte er einfach nur mehr Schreibmagie in petto. ;)

    Jedenfalls hast du treffende Worte für dieses Buch gefunden. Und ich wurde nun auf "Alte Sorten" neugierig. Vielleicht lege ich es mir auch zu.

    Liebe Grüße
    Nicole

    AntwortenLöschen

Ich freue mich über jeden lieben Kommentar, über Anregungen und konstruktive Kritik. Ausserdem möchte ich darauf hinweisen, dass ihr mit Absenden eines Kommentars zur Kenntnis nehmt und zustimmt, dass dabei personenbezogene Daten gespeichert werden.