Rezension: Thirteen (Th1rt3en)

Dieses Rezensionsexemplar aus dem Goldmann Verlag hat mich via Bloggerportal erreicht, vielen Dank

Thirteen (Th1rt3en) - Steve Cavanagh

Beschreibung des Verlages:
Es ist Amerikas spektakulärster Mordfall. Doch der Killer steht nicht vor Gericht. Er sitzt in der Jury. 
Der New Yorker Strafverteidiger Eddie Flynn soll Amerikas prominentesten Mordverdächtigen vor Gericht vertreten: Robert »Bobby« Solomon – jung, attraktiv und der Liebling von ganz Hollywood. Eddies Klienten zählen normalerweise nicht zu den Reichen und Schönen. Aber wenn er von der Unschuld eines Angeklagten überzeugt ist, tut Eddie alles, um ihn freizubekommen. Und er glaubt Bobby, dass dieser nichts mit dem Mord an seiner Frau und deren Liebhaber zu tun zu hat, obwohl alle Beweise gegen ihn sprechen. Der Fall scheint aussichtslos, bis Eddie erkennt: Der wahre Killer sitzt in der Jury ...

Inhalt:
Eddie Flynn ist Strafverteidiger und hat ein eisernes Prinzip: er verteidigt nur Angeklagte, wenn er sie für unschuldig hält, wovon er auch bei Bobby Solomon, einem erfolgreichen Schauspieler, überzeugt ist. Bobby wird verdächtigt, seine Frau und deren Geliebten kaltblütig ermordet zu haben. Nach und nach schafft es Eddie, Beweise dafür zusammenzutragen, dass der eigentliche Mörder Bobby das Verbrechen lediglich in die Schuhe schieben will und es sogar in die Jury dieses aufsehenerregenden Prozesses geschafft hat...

Meine Meinung:
Kennt ihr das Gefühl, ein anderes Buch gelesen zu haben, als der Rest der Welt? Eventuell habt ihr bei Instagram gesehen oder hier in einem Kommentar oder Beitrag gelesen, dass ich mich mit "Thirteen" ziemlich schwer getan habe. Und ich war gefühlt die einzige, der es so erging, alle weiteren Rezensionen, die mir begegnet sind, überschlugen sich förmlich vor lobenden Worten. Zum Lesen angefixt haben mich meine Lieblingshühner vom Blog Lesendes Federvieh und ich bin ihnen - obwohl ich ihnen nicht in allen Punkten zustimmen kann - sehr dankbar für den Buchtipp. Die Grundidee dieses Thrillers finde ich nämlich grandios. Der Killer, der in der Jury sitzt? Eine unglaubliche und äusserst ausgefuchste Idee, die zudem alles andere als unrealistisch in die Handlung eingebaut wird.

Gleichzeitig zieht sich der Anfang des Buches wie Kaugummi. Es wird bis ins kleinste Detail beschrieben, wie es dem Killer überhaupt gelingt, in der Jury zu landen. Und dass er in der Jury landet, weiss man ja schon, bevor man den ersten Satz liest, aber trotzdem dauert es gute 300 Seiten, bis dann endlich mal der Prozess beginnt.
Sehr gestört hat mich, dass nach etwas mehr als 100 Seiten ein Hinweis auftaucht, dem hätte nachgegangen werden müssen. Obwohl nach und nach mehr Spuren auftauchen und sogar das FBI eingeschaltet wird, bleibt dieser Hinweis aber unbeachtet und tataaaa, natürlich wäre der super wichtig gewesen... Mehr sage ich nicht dazu, aber hey, im sonntäglichen Tatort ist man sich dies gewohnt, aber doch bitte nicht in einer solchen Geschichte. Es kann in meinen Augen nämlich einfach nicht sein, dass ein Thriller/Krimi nur funktioniert, wenn bereits zu Beginn der Ermittlungen entscheidende Fehler begangen werden...

Als dann aber endlich, endlich, endlich der Prozess beginnt, zeigt Cavanagh sein wahres Können und vor allem auch sein Fachwissen. Als Anwalt weiss er genau, wie der Hase läuft und streut interessante Details, Tricks, Finten und Beschreibungen ein, welche plötzlich sogar so etwas wie Spannung aufkommen lassen und ein wenig an "Die Jury" (vor allem in Bezug auf die Arbeit der Geschworenen) oder "Das Urteil" (weil dort ebenfalls eine Jury manipuliert wird) von John Grisham erinnern.

Mir haben insgesamt zwei Dinge gefehlt: anhaltende Spannung und aufkommende Emotionen. "Pageturner" wurde das Buch genannt, aber ich habe diesen ganz besonderen Sog, dieses Kribbeln beim Lesen und den angehaltenen Atem gänzlich vermisst. Ja, das lag zum Einen daran, dass ich zwei entscheidende Dinge ziemlich schnell durchschaut hatte und dass das Buch für mich dann leider ein wenig vorhersehbar war, aber zum Anderen auch, dass der Schreibstil insgesamt sehr nüchtern geblieben ist. Erst gerade habe ich "Löwenzahnkind" von Lina Bengtsdotter verschlungen und war von der düsteren Grundstimmung, der packenden und bewegenden Geschichte komplett gefesselt und spüre das Buch immer noch in mir nachhallen. Natürlich hatte es "Thirteen" dadurch wohl auch ein wenig schwerer bei mir, aber Fakt ist: es sind überhaupt keine Emotionen aufgekommen. Ich habe nicht mitgefiebert, war nicht betroffen, angewidert, bewegt, unterhalten, eingeschüchtert...ja ich kann mir sogar trotz detaillierter Beschreibungen, die aber trotzdem allesamt nichtssagend blieben, die Figuren immer noch nicht wirklich vorstellen.

Diese Oberflächlichkeit hat mich richtig gestört und die zeigt sich besonders schlimm im Ende, das - obwohl der Autor aus Irland kommt - sehr "typisch amerikanisch" wirkt, also ziemlich übertrieben und vor allem komplett unrealistisch und leider auch überladen daherkommt.

Zwei Figuten stechen positiv heraus und das sind Eddie Flynn und seine Kollegin Harper. "Thirteen" ist nämlich eigentlich der dritte Teil einer Reihe (aber das erste Buch von Cavanagh, das bei Goldmann erschienen ist, weshalb die ersten beiden Bände auch ganz anders aussehen) und hat schon eine ziemliche Entwicklung hinter sich. Eddies private Familiengeschichte aber auch sein ehrenswertes Prinzip, nur unschuldig Angeklagte zu verteidigen, haben mir gefallen. Auch sind seine Ermittlungsmethoden und Gedankengänge sehr realistisch dargestellt und er sowie Harper, deren Mithilfe für die Aufklärung des Falles unverzichtbar ist, sind die entscheidenden Faktoren, welche das Buch zusammenhalten.

Fazit:
Ihr seht meiner Rezension vielleicht an, wie schwer sie mir gefallen ist, aber es war mir sehr wichtig, alle Aspekte dieses Buches zu beleuchten und euch meine ehrliche Kritik zu begründen. Von mir gibt es keine Empfehlung für dieses Buch, aber ich ich bin anscheinend sehr alleine mit dieser Meinung. Manchmal passt es halt einfach nicht ;-)

Zusätzliche Infos:
Titel: Thirteen (Th1rt3en)
Originaltitel: Thirteen
Autor: Steve Cavanagh wuchs in Belfast auf und zog mit 18 Jahren nach Dublin, wo er Jura studierte. Er arbeitete als Tellerwäscher, Türsteher, für einen Sicherheitsdienst und als Call-Center-Agent, bevor er einen Job bei einer großen Anwaltskanzlei in Belfast ergatterte. In seiner irischen Heimat machte sich Steve Cavanagh als erfolgreicher Bürgerrechtsanwalt einen Namen und war in zahlreiche prominente Fälle involviert. Mittlerweile konzentriert er sich auf seine Arbeit als Autor. Seine Thrillerserie um Eddie Flynn machte ihn zu einem der erfolgreichsten internationalen Spannungsautoren.
Paperback, Klappenbroschur: 544 Seiten
Sprache: Deutsch
Aus dem Englischen von: Jörn Ingwersen
Verlag: Goldmann
Erschienen am: 10. Januar 2022 
ISBN: 978-3-442-49215-2

10 Kommentare:

  1. Hallo Livia,

    schade, dass dich das Buch nicht so überzeugen konnte, aber ich finde es gut, dass du dies auch so offen schreibst! Persönlich reizt mich ein Buch mehr, wenn ich auch mal die eine oder andere nicht so lobende Rezension dazu lese, als wenn es nur positive sind.

    Ich verstehe deinen Punkt mit den Emotionen sehr gut. Wenn ich mich in die Charaktere nicht hineindenken oder fühlen kann, dann lässt mich das Buch häufig auch kälter als es vielleicht sollte. Da passt dann einfach die Chemie nicht, wie im wirklichen Leben auch.

    Dann nun auf zum nächsten Buch!

    Liebe Grüße,
    Sandra

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    1. Liebe Sandra

      Oh, danke für deine Worte. Bei diesem Buch würde ich dir auf jeden Fall eine Leseprobe empfehlen, was mich gestört hat, kann andere reizen.

      Genau so ist es, die Chemie hat nicht gestimmt. Vor allem, weil ich zuvor "Löwenzahnkind" gelesen und geliebt habe.

      Alles Liebe an dich
      Livia

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  2. Hallo Livia, :)
    das Cover kommt mir bekannt vor, allerdings war mir der Inhalt bisher gänzlich unbekannt. Der klingt ja wirklich interessant, aber es ist schade, dass es so lange dauert, bis es endlich wirklich losgeht. So was mag ich ja gar nicht, vor allem nicht, wenn man das, worauf es hinausläuft, schon durch den Klappentext weiß.

    Das Gefühl, ein anderes Buch als alle anderen gelesen zu haben, kenne ich nur zu gut. :D Aber manchmal ist das eben so.

    Liebe Grüße
    Marina

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    1. Liebe Marina

      Dass man weiss, worauf es hinausläuft, ist tatsächlich keine Schwäche. Dass sich aber alles so langsam entwickelt schon, finde ich. Aber: schau dir einmal eine Leseprobe am, um dir ein Bild zu machen.

      Alles Liebe an dich
      Livia

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  3. Hallo Livia, ich mag deine Rezension sehr gerne, weil sie sehr ehrlich und somit authentisch ist und ich es toll finde, wenn man seine Kritik so klar begründen kann. Wie andere ein Buch bewerten ist an der Stelle ja unwichtig, denn hier gehts ja um deine persönliche Sichtweise und die zählt. Ich habe das Cover schon oft gesehen, kenne das Buch inhaltlich aber gar nicht. Danke für die sehr gelungene Rezension!

    Zeilentänzerin

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    1. Liebe Zeilentänzerin

      Ach, danke dir für deine Worte, die freuen mich immer so sehr.

      Du hast natürlich recht. Aber: wenn ein Buch von (geühlt) allen gemocht wird, aber nicht von mir, möchte ich das schon auch erwähnen, weil man dann immer noch davon ausgehen kann, dass man ganz andere Rezensionen findet, die auch einen anderen Schwerpunkt legen.

      Sehr gerne, ich freue mich auf weitere Buchtipps von dir
      Livia

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  4. Hallo liebe Livia,
    mit der Inhaltsangabe hattest du mich sofort. Der Täter sitzt in der Jury?! - Das trägt allerhand Potenzial in sich. Da bin ich ganz deiner Meinung.
    Deine Kritikpunkte kann ich anhand deiner Rezension sehr gut nachvollziehen. Über 300 Seiten, bis endlich der Prozess beginnt? - Das würde mich definitiv auch stören. Wie schade, dass man da nicht mehr aus den gegebenen Mitteln herausgeholt hat.

    Ich danke dir für deine hilfreiche Rezension.

    Ich wünsche dir einen schönen und entspannten Sonntag.

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

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    1. Liebe Tanja

      Oh ja, das hat wirklich viel Potenzial und ist eine aussergewöhnliche Idee.

      Für mich persönlich war das kein Glücksgriff und definitiv nicht sehr rund, andere waren begeistert, aber so kann es halt immer sein.

      Den hatte ich und ich wünsche dir eine hoffentlich sehr gute Woche
      Livia

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  5. Hallo Livia,

    eine sehr schöne Rezension hast du geschrieben!

    Ich muss schon sagen, es klingt definitiv interessant. Aber 300 Seiten Vorgeschichte? Und ein wichtiger Hinweis der übersehen wird? Ich weiß ja nicht. Die Vorgeschichte bis zum Prozess könnte ich wahrscheinlich gut verkraften, aber wenn so ein Detail wie der Hinweis überhaupt erst dazu führt, weil er eben fehlt, gäbe mir das auch zu knabbern.

    Das Buch ist mir an allen Ecken und Enden aufgefallen. Obwohl es mich reizt und ich bisher positive Meinungen dazu gelesen habe, hatte ich gleich befürchtet, dass es weniger meins ist. Ich glaube, ich lasse es vorerst mal. Es gibt andere Geschichten zu entdecken.

    Liebe Grüße
    Nicole

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    1. Liebe Nicole

      Vielen lieben Dank für deinen Kommentar. Ja, leider hat da einiges nicht zusammengepasst und einige haben sich wohl trotzdem gerne von der Geschichte mitreissen lassen, aber für mich war das nicht gelungen. Schade, die Idee wäre toll gewesen.

      Ja, lass es lieber mal. Wenn du dann wirklich gaaaaar nichts mehr zu lesen hast, kannst du ja darauf zurückkommen ;-)

      Alles Liebe an dich
      Livia

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