Kurzrezension: Effi Briest


Effi Briest - Theodor Fontane

Beschreibung des Verlages:
Die blutjunge Effi Briest heiratet den um fast zwanzig Jahre älteren Landrat Innstetten. Mit der Ehe verkehrt sich ihre sprühende Lebenslust in bittere Einsamkeit. Alleiniger Begleiter ihres tristen Daseins ist ein Spuk, der Geist eines Chinesen im Hause Innstettens. Isoliert und verängstigt stürzt sich Effi in eine Affäre. Die Tragödie nimmt ihren Lauf.

Meine Meinung:
Gerade noch vor wenigen Minuten habe ich auch endlich diesen Roman geschafft und bin froh, fast alle meine Mai-Leseziele erreicht zu haben. "Emma" von Jane Austen hätte ich auch noch unbedingt beenden wollen, aber das stecke ich nun nicht in den Bücherschrank (wie ich mir selber androhte), sondern beende das Buch einfach am Wochenende :-)
"Effi Briest" habe ich eigentlich nur gekauft, weil ich es in einer Klassiker-Leserunde lesen wollte. Dann stiegen nach und nach alle aus und ich war alleine, weshalb das Buch dann lange vor sich hin schlummerte. Schon anfangs hat es mich nicht sonderlich gefesselt, weshalb ich es nicht sofort beendete, sondern eher mässig motiviert nebenher las. Nun aber wollte ich das Buch endlich beenden und sehen, welch übles Ende es mit Effi nehmen würde.
Zuerst einmal kann ich sagen, dass mir das Buch keine grosse Mühen bereitet hat, was sicher auch am Glossar im Anhang liegt, der durchaus hilfreich ist in dieser Ausgabe. Ausserdem habe ich schon einige Klassiker gelesen, deren Sprache wesentlich behäbiger war. Leider jedoch ist an Tiefgründigkeit nicht allzu viel zu erkennen, die Charakter sind insgesamt eher flach, Effi einfach nur kindlich und die Handlung ein wenig zu plakativ. Fontane versteht es definitiv nicht, sich in eine junge Frau hineinzuversetzen, ihre Gedanken und Gefühle wiederzugeben und sie als Figur fassbar zu machen. Vielmehr blickt er väterlich auf die Szenerie herab und beschreibt, was sonst im gesellschaftlichen Gefüge vor sich geht. Dies allerdings ist ziemlich spannend in einer Zeit, in der man nur mit Briefen und Telegrammen kommuniziert, in der man die Meinung der Nachbarn höher gewichtet als familiäre Banden und in der man einander gegenseitig zum Tee und zu Abendgesellschaften einlädt, um Beziehungen zu pflegen und Kontakte zu knüpfen. Interessanterweise treten dabei vor allem einige besonders pointiert dargestellte Nebenfiguren hervor, die für ein wenig Unterhaltung sorgen und die eigentliche Qualität des Schriftstellers zeigen.
Auf meinem SuB liegt noch "Der Stechlin" von Fontane, so schnell werde ich mir aber einen solchen Roman, der stets zwischen dröge, unterhaltsam und aufmerksam beobachtend schwankt, nicht mehr zumuten, wenn auch ich auf den letzten 70 - 80 Seiten noch einmal positiv überrascht worden bin, vom Tempo, das Fontane gegen Ende aufgenommen und auch gehalten hat.

Fazit:
Ob ihr dieses Buch lest oder nicht, wird eure Welt nicht verändern. Wenn ihr es aber lest, könnt ihr einiges darüber erfahren, wie man sich in der eher vornehmen Gesellschaft des 19. Jahrhunderst bewegt hat und welche Konsequenzen ein Seitensprung für eine verheiratete Frau hatte. Ausserdem werdet ihr vor allem von den Nebenfiguren positiv überrascht sein und immer wieder ein paar unterhalsame Lesemomente erleben.

Zusätzliche Infos:
Titel: Effi Briest
Autor: Theodor Fontane, geboren am 30. Dezember 1819 in Neuruppin (Brandenburg), kam 1833 nach Berlin. 1847 legte er sein Staatsexamen als Apotheker ab, arbeitete anschließend zwei Jahre in diesem Beruf, gab ihn dann aber auf, um als freier Schriftsteller tätig sein zu können. 1852 ging er als Korrespondent für die „Preußische Zeitung“ nach London. Nach seiner Rückkehr arbeitete er als Redakteur für die „Neue Preußische Zeitung“. Als Kriegsberichterstatter nahm er an drei Kriegen teil, danach war Fontane Theaterkritiker für die „Vossische Zeitung“. Er begann seine schriftstellerische Tätigkeit mit Gedichten und Balladen, dann folgten die fünf Bände umfassenden „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“. Theodor Fontane war fast 60 Jahre alt, als er anfing, Romane und Erzählungen zu schreiben. Seine Romane spielen in der Mark Brandenburg und in Berlin. Theodor Fontane starb am 20. September 1898 in Berlin.
Heinrich Mann: „Als erster hier (in Deutschland) hat er wahrgemacht, daß ein Roman das gültige, bleibende Dokument einer Gesellschaft, eines Zeitalters sein kann; daß er soziale Erkenntnis gestalten und vermitteln, Leben und Gegenwart bewahren kann noch in einer sehr veränderten Zukunft.“
Sprache: Deutsch
Taschenbuch: 368 Seiten
Verlag: Ullstein
Erschienen: 01.10.1997
ISBN-13: 9783548234175

2 Kommentare:

  1. Liebe Livia,
    tja, nicht immer sind Klassiker oder hochgelobte Literatur auch etwas fürs eigene Leserherz. Ich erinnere mich dumpf, dass ich es in der Schule gelesen habe...aber nur dumpf ;) Und genau so eine Lektüre brint dann auch nicht wirklich Jugendliche dazu sich für das Lesen zu interessieren. Obwohl ich auf der anderen Seite genau in diesem Alter Hermann Hesse uvm. verschlungen habe...auch nicht wirklich leichte Literatur.
    In meinem Alter lese ich nun nur mehr Bücher, die ich gerne lesen will...oft nur zur Entspannung. Ab und zu sollte auch ein Blick in klasssiche Literatur natürlich dabei sein (nehme ich mir jedenfalls vor ;)....)
    Alles Liebe
    Martina

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    1. Liebe Martina

      Es ist ja nicht so, dass dieses Buch ein kompletter Reinfall gewesen wäre, aber es gibt definitiv Klassiker, die zeitloser, fesselnder und kurzweiliger sind. Ich habe im Gymnasium sehr viel Shakespeare, Nachkriegsliteratur und Sachliteratur gelesen, sicher auch keine leichte Kost, weshalb das Argument der Schullektüre eben genau nicht zählt, wie du schon sagst.

      Wir hatten aber auch einen tollen Deutschlehrer, der mir einige Bücher schmackhaft machen konnte, auf die ich sonst nie gestossen wäre. Aber eventuell ist "Effi Briest" halt auch einfach nicht so gut, dass es sich lohnen würde, weiter daran festzuhalten... ;-)

      Lies unbedingt - wenn du es noch nicht gelesen hast - "Anna Karenina". Dieses Buch ist wirklich grandios.

      Alles Liebe an dich
      Livia

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