Rezension: Die letzten ihrer Art

Die letzten ihrer Art - Maja Lunde

Beschreibung des Verlages:
Drei Familien, drei Jahrhunderte und der alles entscheidende Kampf gegen das Aussterben der Arten.
Über Mensch und Tier und das Tier im Menschen: Vom St. Petersburg der Zarenzeit über das Deutschland des Zweiten Weltkriegs bis in ein Norwegen der nahen Zukunft erzählt Maja Lunde von drei Familien, dem Schicksal einer seltenen Pferderasse und vom Kampf gegen das Aussterben der Arten. Ein bewegender Roman über Freiheit und Verantwortung, die große Gemeinschaft der Lebewesen und die alles entscheidende Frage: Reicht ein Menschenleben, um die Welt für alle zu verändern?

Inhalt:
Wie auch schon in den beiden ersten Bänden des Klima-Quartetts nimmt sich Maja Lunde der drohenden oder bereits geschehenen Klimakatastrophe an und spinnt ihre Geschichte über drei Jahrhunderte, rückt drei Familien ins Zentrum und befasst sich in diesem dritten Band der lose zusammenhängenden Reihe mit den letzten lebenden Przewalski-Pferden und dem Versuch, die Art zu erhalten.

Meine Meinung:
Lundes Bücher werden entweder geliebt oder gehasst, so scheint es zumindest, wenn man sich Rezensionen ansieht. Der selbsternannte (und natürlich komplett misogyne) Literaturguru Denis Scheck geht sogar so weit, dass er Lundes Bücher aufgrund der wiederkehrenden Thematik komplett ablehnt. Lächerlich, wenn man bedenkt, wie viele Menschen sich aufgrund der zugänglichen Sprache und Handlung bereits mit der auch uns drohenden Klimakatastrophe befasst haben und dies ohne Lundes Bücher vielleicht nie so gründlich getan hätten. Nur, weil eine Autorin sich stets ähnlichen Themen und einem für sie funktionierenden Erzählschema bedient, ist das noch lange kein Qualitätsmerkmal. Oder würde jemand dem Buchpreisträger Saša Stanišić vorwerfen, dass Themen wie Herkunft, Migration und die Idee einer besseren Welt in seinen Büchern stets eine Rolle spielen und dass immer irgendwo ein Fuchs und/oder Drache in seinen Geschichten vorkommt?
Was man bei Lunde aber wirklich bemängeln kann, ist ihre kaum vorhanden Kritik Zoos und verschiedenen unter dem Deckmantel des Artenschutzes stattfindenden Expeditionen gegenüber. Ausserdem stellt sie den Wolf ganz eindimensional als "böse" dar und nimmt sich sehr viele Freiheiten in Bezug auf ihre historischen Quellen. Darauf verweist sie im detaillierten Nachwort aber transparent und am Ende bleibt auch "Die letzten einer Art" ein kurzweiliger Roman, der ein schwieriges und uns alle betreffendes Thema eindrücklich nahe bringt. Auch wenn mir insgesamt zu viele Romanzen im Spiel waren ich mich gerne noch mehr mit den Przewalski-Pfernen auseinandergesetzt hätte.

Aufbau und Sprache:
Lundes Sprache ist eher nüchtern beschreibend und wirkt trotzdem zugänglich. In jedem Kapitel und jeder der unterschiedlichen Erzählperspektiven fühlte ich mich mitten im Geschehen und das ist nicht ganz ohne. In "Die letzten ihrer Art" wird geschlachtet und es werden - aus teilweise nachvollziehbaren Gründen - wilde Tiere eingefangen und domestiziert. Wer aber Fleisch konsumiert oder Zoos besucht, sollte mit diesen Themen nicht nur bestens vertraut sein, sondern sich auch bewusst sein, dass er oder sie die geschilderten Szenen auch aktiv unterstützt.

Meine Empfehlung:
Lunde schreibt über das, was ihr am Herzen liegt; die drohende Klimakatastrophe, das Artensterben und die Menschen, welche sich gegen Hunger, Durst und Dürre behaupten. Sie versteht es, ihre Figuren zu entwickeln und emotionale Bezüge zu unserer Realität zu ziehen. Auch wenn ihre Recherchen gründlicher sein könnten und auch wenn sie kritischer mit ihren Themen umgehen könnte, empfinde ich ihre Bücher als wichtigen, aufrüttelnden und zugleich niederschwelligen Einstieg ins Thema.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Die letzten ihrer Art
Originaltitel: Przewalskis hest
Autorin:
Maja Lunde wurde 1975 in Oslo geboren, wo sie auch heute noch mit ihrer Familie lebt. Sie ist eine bekannte Drehbuch- sowie Kinder- und Jugendbuchautorin. »Die Geschichte der Bienen« war ihr erster Roman für Erwachsene, der zunächst national und schließlich auch international für Furore sorgte. Das Buch stand monatelang auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste. Es folgten »Die Geschichte des Wassers«, »Die Letzten ihrer Art« und »Der Traum von einem Baum«, mit dem sie 2023 ihr literarisches »Klimaquartett« abschloss. Außerdem veröffentlich sie mit der bekannten Illustratorin Lisa Aisato erfolgreiche All-Age-Bücher wie »Die Schneeschwester« und »Die Sonnenwächterin«.
Sprache: Deutsch
Aus dem Norwegischen von: Ursel Allenstein
Hardcover mit Schutzumschlag: 640 Seiten
Verlag: btb
Erschienen: 21.10.2019
ISBN: 978-3-442-75790-9

5 Kommentare:

  1. Liebe Livia,
    mir hat dieser Roman ihres Klimaquartetts leider nicht so wirklich gefallen. Außerdem hasse ich Tierquälerei und auch hier gab es einige Punkte, die mir nicht gefielen.
    Lunde hat natürlich recht, was den Klimawandel angeht, aber dieses Buch konnte mich nicht wirklich überzeugen.
    Liebe Grüße
    Martina
    https://martinasbuchwelten.blogspot.com/2020/02/die-letzten-ihrer-art-maja-lunde.html

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    1. Liebe Martina

      Bei mir war das Buch auch kein Highlight, aber ich fand es sehr wichtig, zu begründen, was mich gestört hat und was ich trotzdem empfehle. Die Romane sind sehr "süffig" und schnell gelesen, sie sind zugänglich und insgesamt finde ich das Thema einfach wichtig.

      Deine Rezension habe ich gelesen und ich finde, dass im Buch keine Tierquälerei im Sinne von "absichtlich ein Tier quälen und vielleicht sogar unter grausigen Bedingungen töten" vorkommt. Wie auch schon in meiner Rezension geschildert wird geschlachtet (und dies wird einfach detailliert beschrieben) und es wird beschrieben, wie wilde Tiere domestiziert worden sind und leider immer noch werden. Natürlich ist das tragisch, aber wer Fleisch isst und/oder Zoos oder Zirkusse besucht sollte sich diesen - in meinen Augen gar nicht grausam sondern einfach nur realistisch geschilderten - Szenen sowie der Tatsache, dass man dies mit seinem Konsumverhalten unterstützt, sehr bewusst sein. Zumal die Schlachtungen im Buch wohl weniger eine Quälerei waren, als heutige Schlachtungen im Schlachthof nach stundenlangem Transport.

      Ich wünsche dir ganz einen guten Wochenstart und grüsse dich herzlich
      Livia

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    2. Liebe Livia,
      ich bin ja ein Landkind und kenne noch von meiner Oma und meinen Eltern das Verwerten von den 2-3 Hausschweinen, die meine Oma hielt. Daher weiß ich natürlich, dass dies so passiert.
      Ich weiß auch nicht mehr, was mich damals genau gestört hat oder welche Szene, aber ich lese nicht gerne darüber, auch wenn es leider täglich passiert und "dazu gehört".
      Mir gefiel die Geschichte bei weitem nicht so gut, wie die anderen ihrer Bücher und habe das letzte Buch der vier vom Klimaquartett gar nicht mehr gelesen.
      Natürlich ist das Thema wichtig und ich finde es toll, dass Maja Lunde es aufgenommen hat. Eigentlich gehört es noch viel mehr präsentiert und in Büchern aufgenommen. Trotzdem konnte mich die Geschichte nicht wirklich abholen.

      Liebe Grüße
      Martina

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    3. Liebe Martina

      Ja, das glaube ich dir. Ich konnte mir nur nicht ganz erklären, wo genau dir Tierquälerei aufgefallen ist, aber natürlich lese ich auch nicht gerne, wenn Tiere leiden.

      Ich denke übrigens auch nicht, dass ich den vierten Band lesen werde, es sei denn, er fällt mir einfach wieder in die Hände ;-) Gerade habe ich "Die Rettung" rezensiert und die beiden Bücher kurz nacheinander zu lesen, zeigt einfach noch deutlicher auf, dass Charlotte McConaghy in einer sehr anderen Liga spielt.

      Alles Liebe für dich
      Livia

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    4. Das finde ich auch! McConaghy lese ich sehr gerne und wie du sagst, spielt sie wirklich in einer anderen Liga!

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