Rezension: Die Päpstin

 
Die Päpstin - Donna W. Cross

Beschreibung des Verlages:
Im bitterkalten Winter des Jahres 814 bringt die heidnische Frau des Dorfpriesters ein Mädchen zur Welt: Johanna. Sie wächst in einer Welt düsteren Aberglaubens auf, gegen den ihr Vater grausam zu Felde zieht; er läßt sogar die Hebamme des Ortes als Hexe verfolgen. Ein Mensch erkennt bei Johanna besondere Gaben: Aeskulapius, der Pädagoge aus dem fernen Byzanz, weist sie als einziges Mädchen in die Lehren der Philosophie und Logik ein. Doch beinahe wird Johanna ihr Wissensdurst zum Verhängnis. Nur der Ritter Gerold, ihr Freund und späterer Liebhaber, vermag sie vor dem grausamen Magister Odo zu bewahren. Nach einem verheerenden Feldzug der Normannen weiß sie endgültig: Frauen wie sie überleben in dieser Welt nicht. So geht sie als Mönch verkleidet ins Kloster Fulda. Als Medicus betritt sie Jahre später Rom, die Stadt des Papstes - wo die Wechselfälle des Schicksals sie schließlich selbst auf den heiligen Stuhl bringen. 

Meine Meinung:
Ich kann fast nicht glauben, wie viel Zeit ich benötigt habe, um dieses Buch zu lesen. Und obwohl der Einstieg ohne Probleme geklappt hat und ich den Schreibstil sehr gerne mochte, kam ich kaum voran. Dies liegt sicher auch an den sehr dicht bedruckten Seiten, die meiner Meinung nach das Lesevergnügen stark einschränken, aber auch an den leider immer öfter auftretenden Längen und dem dann sehr plötzlich erzählten Schluss. Somit hat sich ergeben, was sich bei mir fast immer ergibt, wenn ich einen historischen Roman lese, nämlich die Frage, ob diese Bücher denn wirklich immer so ausufernd und künstlich in die Länge gezogen erzählt werden müssen. Ist das nötig? Wird da ein Stil nachempfunden? Verlangen die schon sehr lange zurückliegenden historischen Ereignisse nach einer gewissen Langsamkeit? Ich weiss es nicht.
Was mir aber wirklich sehr gut gefallen hat: dieses Buch hat einen Anhang, der sehr genau aufzeigt, an welche historischen Tatsachen und Vermutungen sich dieses Buch anlehnt, welche Figuren tatsächlich gelebt haben und was wohl eher der Fantasie entspringt, respektive auf einer Legende beruht. Und damit wird dem Leser auch schnell klar, dass Donna W. Cross eine hervorragende Recherchearbeit geleistet und sich wirklich komplet in dieses Buch hineingekniet hat. Dies ist mir persönlich immer sehr sympathisch. Ausserdem liest sich der Schreibstil grundsätzlich sehr flüssig, was den sofortigen Einstieg in die Geschichte sehr erleichtert hat.

Schreibstil und Handlung:
Der Sprachfluss in Donna W. Cross Erzählung und vor allem auch die wundervoll eingeflochtenen "heidnischen" Elemente und Sagen, sowie die Zitate aus verschiedensten tatsächlich existierenden Bücher und natürlich nicht zu vergessen die kunstfertig erzählten inneren Monologe der Protagonistin Johanna machen dieses Buch zu einem wahren Lesegenuss. Schade nur, dass im letzten Viertel sich die Beschreibungen und die Aufzählungen ein wenig verselbstständigen und so Längen entstehen, die mich grosse Pausen haben einlegen lassen.
Von der Handlung her kann ich natürlich nicht sehr viel sagen, weil der grösste Teil dieses Romans auf historischen Tatsachen und Legenden beruht. Es wird im Roman davon ausgegangen, dass es Johanna tatsächlich gegeben hat und dass sie schliesslich als Papst Johannes Anglicus den Papstthron bestieg. Im Anhang wird dann genauer darauf eingegangen, was für die Existenz dieser so spannenden Figur spricht und was eher nicht.
Was aber auf jeden Fall stimmt: immer wieder in der Geschichte hat es Frauen gegeben, die als Männer verkleidet Positionen innegehabt haben, welche damals nur Männern vorbehalten waren und somit stellt Johanna nur ein - wenn auch sehr berühmtes - Beispiel für einen solchen Fall dar.

Meine Empfehlung:
Trotz dem durch die gegen Ende des Buches auftretenden Längen möchte ich "Die Päpstin" sehr gerne weiterempfehlen. Und dies vor allem darum, weil der Schreibstil und die herausragende Recherchearbeit alleine schon für dieses Buch sprechen. Dazu kommen noch die Figur Johanna an sich und die detaillierten Nachweise, welche dafür sorgen, dass die Geschichte wirklich fassbar wird.

Zusätzliche Infos:
Titel: Die Päpstin
Originaltitel: Pope Joan
Autorin: Donna Woolfolk Cross wurde in den vierziger Jahren in New York geboren, wo sie auch aufwuchs. Nach ihrem Studium arbeitete sie unter anderem in der Verlagsbranche. Heute lebt sie einige Autostunden nördlich der Großstadt im Bundesstaat New York und lehrt "Writing" am Onondaga College. "Die Päpstin" ist der erste Roman der Autorin, ihre vorausgegangenen Publikationen waren Sachbücher, die sich mit den Themen Gesprächstraining und Kommunikation befassten.
Broschur: 566 Seiten
Sprache: Deutsch
Originalsprache: Amerikanisch
Übersetzt von: Wolfgang Neuhaus
Verlag: Aufbau Taschenbuch
ISBN: 978-3-7466-1400-7

4 Kommentare:

  1. Hey :)

    Dieselbe Ausgabe habe ich auch bei mir im Regal stehen :). Es ist zwar schon eine Weile her, dass ich das Buch gelesen habe, aber ich mag die Geschichte immer noch. Und ich weiß noch, dass es deswegen als Dauergast in meinem doch eher kleinen Regal einziehen durfte, da ich damals das Gefühl hatte, die Autorin weiß, worüber sie schreibt. Die Vergangenheit wird in diesem Buch meiner Meinung nach sehr, sehr lebendig, etwas, das in meinen Augen leider nicht jedem Autor von historischen Romanen überzeugend gelingt ...

    Liebe Grüße
    Ascari

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    1. Liebe Ascari

      Wie du siehst, war ich zwar nicht restlos begeistert, habe mir aber durchaus ein paar schöne Lesestunden mit dem Buch gegönnt. Meins wird das Genre aber wohl leider nie werden und ich verpasse sicher einiges dadurch...

      Kennst du dich besser aus mit historischen Romanen? Würdest du mir einmal ein paar empfehlen?

      Alles Liebe
      Livia

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    2. Hey :)

      Naja, ich lese auch nur sporadisch historische Romane ... Aber die Bücher von Daniel Wolf konnten mich schon begeistern genauso wie auch die historischen Romane von Ken Follett. Wenn du mehr Tipps möchtest, schau doch mal bei Moni von "Monis Zeitreise" (https://moniszeitreise.blogspot.co.at) vorbei, sie stellt recht oft historische Romane vor :).

      Liebe Grüße
      Ascari

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  2. Huhu Livia,
    ich habe die Päpstin vor Jahren gelesen. Leider kann ich mich heute nicht mehr wirklich im Detail an die Geschichte erinnern. Ich weiß aber, dass ich das Buch sehr gemocht habe. Ich freue mich, dass du die Geschichte trotz kleiner Kritikpunkte weiterempfiehlst und sie die scheinbar auch sehr zugesagt hat :o)

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

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