Kurzrezension: Der Dieb

Der Dieb - Fuminori Nakamura

Beschreibung des Verlages:
Er ist ein Taschendieb mit Prinzipien: nur wohlhabende Opfer, männlich, keine Gewalt. In den überfüllten U-Bahnen oder belebten Straßen Tokios holt Nishimura ihnen das Portemonnaie aus der Tasche. Dabei bedeutet ihm Geld wenig, er lebt zurückgezogen in einem billigen Apartment an der Peripherie, hat keine Familie, keine Freunde. Nur einen kleinen Jungen, der um jeden Preis von ihm lernen will, wie man stiehlt, wird er nicht los. Seine Vergangenheit versucht Nishimura zu vergessen, doch eines Tages holt sie ihn ein. In Gestalt eines Kumpels, mit dem er vor Jahren in einen Raubüberfall verwickelt war. Und auch der Drahtzieher jenes Überfalls, der allmächtige Yakuza-Boss Kizaki, Herr über Leben und Tod, hat erfahren, dass er wieder in Tokio ist. Ein Roman in messerscharfer, schnörkelloser Sprache, ein Leseerlebnis von großer Intensität.

Meine Meinung:
Mit angehaltenem Atem bin ich dem Protagonisten Nishimura, einem Taschendieb, der nach strengen persönlichen Prinzipien auf Beutezug geht, durch die Strassen Japans gefolgt. Zuerst habe ich ihm nur beim einfachen Taschendiebstahl über die Schultern geschaut und bin dabei in seine Gedankengänge eingetaucht. Dann habe ich beobachtet, wie er sich mit einem kleinen Jungen anfreundet, der von seiner Mutter zum Klauen angestiftet wird. So kommt die Familie zu den alltäglichen Lebensmitteln, was in Nishimura einen starken Beschützerinstinkt weckt. Obwohl es gegen seine Ideale ist, beginnt er den Jungen halbherzig in seine Geheimnisse einzuweihen.
Schliesslich bin ich Nishimura in ein lebensgefährliches Abenteuer gefolgt, das die Geister der Vergangenheit in ihm weckt und ihn tief in die Unterwelt Topkios führt.
Innerhalb von wenigen Stunden habe ich dieses Buch inhaliert, Seite um Seite umgeblättert und mich in eine Welt enführen lassen, die mir komplett fremd ist und die mich bisher (zum Glück) nicht beschäftigt hat. In Zukunft werde ich definitiv die Augen offen halten...

Sprache:
Nakamura hat mich mit seinen Worten gefesselt und es ist eine absolute Meisterleistung des Autors und des Übersetzers, diese zwielichtige Welt des Stehlens, Lügens und Betrügens so fassbar zu machen. Die Beschreibungen des Alltags und der gefährlichen Aufgabe des Protagonisten haben mich auf eine ganz eigene zwischen Traum und Wirklichkeit schwankende Weise gefesselt und in dieser Geschichte versinken lassen. Klare, präzise und emotionslos wirkende Worte entwickeln dabei eine einzigartige Sogwirkung, die mich die Figuren trotzdem und um so besser hat verstehen lassen.

Meine Empfehlung:
Ich wusste überhaupt nicht, worauf ich mich da einlasse und bin absolut und restlos begeistert und werde die anderen Bücher von Fuminori Nakamura hoffentlich schon ganz bald lesen.

Zusätzliche Infos:
Titel: Der Dieb
Originaltitel: Suri
Autor: Fuminori Nakamura, geboren 1977 in Tokai, studierte Öffentliche Verwaltung und Staatsverwaltung an der Universität Fukushima. 2002 erschien sein Debüt ›Ju‹ (›Der Revolver‹). Inzwischen hat er in Japan über ein Dutzend Romane veröffentlicht, die in viele Sprachen übersetzt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurden. Fuminori Nakamura lebt in Tokio.
Sprache: Deutsch
Aus dem Japanischen von: Thomas Eggenberg
Taschenbuch: 224 Seiten
Verlag:Diogenes
Erschienen am: 18. Januar 2017
ISBN: 978-3-257-24376-5

2 Kommentare:

  1. Wow, mit deiner Rezension hast du mich total gefesselt und neugierig gemacht. Ich kenne den Autoren, das Buch habe ich bisher aber nicht gelesen. Wandert direkt auf meine Liste meiner letzten Bücher für 2021. Danke dafür!

    Zeilentänzerin

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    1. Liebe Zeilentänzerin

      Das Buch ist wirklich eine Wucht und hat mich wunderbar abgeholt.

      Alles Liebe an dich und ich hoffe, dass du spannende Lesestunden damit verbringen wirst
      Livia

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