Zuhause

Zuhause von Kristof Magnusson

Klappentext:
Auf Weihnachten in Reykjavik hat Larus Ludvigsson sich so richtig gefreut. Aber dann kommt alles anders. Kurz vor der Abreise macht sein Freund mit ihm Schluss, das isländische Einwohneramt erklärt ihn für tot, und Dagur, der sich in Larus verliebt hat, begeht Selbstmord. Offenbar war Dagur, der aus der einflussreichsten Familie Islands stammt, einer mysteriösen Enthüllung über seine Vorfahren auf der Spur. Larus gelingt es, hinter das Geheimnis um Dagurs Familie zu kommen. Doch dabei wird er selbst mit seiner isländischen Herkunft auf eine Weise konfrontiert, die er sich nie hätte träumen lassen...

Zuhause ist ein Buch, welches mich immer sofort aus dem Alltag gerissen und in eine andere Welt versetzt hat. Und sogar als ich es nicht in den Händen hatte, beeinflusste es mich von früh bis spät. Als ich zum Beispiel durch die Stadt spazierte und den Vögeln zuhörte, wollte ich Larus, der urbane Vögel filmte und alles über die Vögel in Grossstädten wusste (und den ich immer neben mir wähnte), fragen, um welche Vögel über mir im Baum es sich handelte.
Larus ist eine Figur, die man nicht unbedingt von Anfang an sympathisch findet, aber man interessiert sich für ihn. Will wissen, was er als nächstes erlebt und wie er damit umgeht. Welchen Menschen er begegnet und welche Träume er hat. Seine beste Freundin Matilda bleibt während der ganzen Geschichte eine zwiespältige Figur. Ihre Art, ihn zu verletzen und trotzdem auf ihn angewiesen zu sein verleiht ihrem Verhältnis eine Zerbrechlichkeit, die schmerzt. Generell wird nicht immer klar, auf welcher Seite die Figuren in Magnussons Roman stehen und trotzdem - oder genau deswegen - will man sie fassen und verstehen können.
Was auch geschieht und wie schräg es auch immer kommen mag, Larus gibt nie auf und lebt sein Leben stoisch und mit einer Ergebenheit und Willenskraft, die mich staunen lässt. Nimmt er doch alles irgendwie als Fügung hin und er macht nicht einmal das Beste daraus, nein, er lässt es einfach geschehen und zieht alles irgendwie durch. Dies vielleicht auch als kleine Botschaft an uns. Vor allem aber als den Charakter, der diese Geschichte prägt und ausmacht und den wir irgendwie trotz allem mögen müssen.

Der Roman ist bis zum Schluss spannend und unterhaltsam und von einer feinen Melancholie durchzogen. Auch wenn die Handlung manchmal ins Absurde wandert, nehmen wir den Akteuren ihre Geschichte ab und für mich wirkt dieses dichte Gewebe aus philosophischen Denkansätzen, trunkenen Stunden und freundschaftlichen Diskussionen wie eine gut komponierte Sinfonie aus Bildern. Ich denke, dass jede und jeder von uns sich in genau dieser Geschichte wiederfinden kann. Sei es als Larus, als ein Freund von ihm oder als ein Zuschauer, der gewisse Situationen und Personen aus dem Roman persönlich zu kennen scheint.

Unbedingt lesen!

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