Rezension: Der Feind im Schatten

Der Feind im Schatten - Henning Mankell

Reiheninfos zur Wallander-Reihe:
1. Mörder ohne Gesicht
2. Hunde von Riga
3. Die weisse Löwin
4. Der Mann, der lächelte
5. Die falsche Fährte
6. Die fünfte Frau
7. Mittsommermord
8. Die Brandmauer
9.Wallanders erster Fall und andere Erzählungn (vor dem ersten Wallander spielend aber erst später erschienen)
10. Vor dem Frost
11. Mord im Herbst (erst 2004 erschienen)
12. Der Feind im Schatten

Beschreibung des Verlages:
Kurt Wallander lebt inzwischen auf dem Land, seine Tochter Linda ist Mutter geworden und wird demnächst heiraten. Ihr zukünftiger Schwiegervater ist der ehemalige U-Boot-Kommandant Håkan von Enke, der auf seiner Geburtstagsfeier Wallander Einblicke in eine bislang unaufgeklärte politische Affäre aus den 80er Jahren gewährt: Damals drangen fremde U-Boote in schwedische Hoheitsgewässer ein, wurden aber nie identifiziert. Von Enke hat dazu jahrelang recherchiert und glaubt sich einer Lösung nahe. Doch dann verschwindet er spurlos und kurz darauf auch seine Ehefrau ..

Inhalt:
Kurt Wallanders Gedächtnis lässt nach und das Altern macht ihm zu schaffen. Immerhin konnte er sich einen Traum erfüllen und lebt nun gemeinsam mit seinem Hund Jussi auf dem Land. Eigentlich würde auch bald sein Urlaub beginnen, doch Håkan und Louise von Enke, die fast-Schwiegereltern seiner Tochter Linda, verschwinden plötzlich. Schnell bemerkt Wallander, dass die von Enkes voller Geheimnisse stecken und dass nur ein tiefes Graben in der Vergangenheit Licht ins Dunkel bringen wird.

Meine Meinung:
Die Wallander-Krimis von Henning Mankell haben definitiv einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen. Dieser letzte Band der Wallander-Reihe steht schon länger bei mir im Regal und ich war mir (und bin mir auch jetzt) nicht ganz sicher, ob ich das Buch nicht doch schon einmal vor Jahren gelesen habe. Viele Szenen kamen mir nämlich bekannt vor, das kann aber natürlich auch daran liegen, dass ich mittlerweile fast alle Wallander-Filme (teilweise mehrfach) gesehen habe.
Aber so oder so: dieser letzte Band der Reihe hat es mir angetan. Wallanders zunehmende Vergesslichkeit macht ihm zu schaffen und gleichzeitig beschäftigt er sich mit einem Fall, der ihn und vor allem seine Tochter persönlich betrifft. Sehr viele nachdenkliche und ruhige Szenen haben mich tief berührt. Besonders emotional war ein Wiedersehen mit seiner grossen Liebe Baiba Liepa, die aus Riga angereist ist, um Wallander etwas wichtiges mitzuteilen. Generell ist dieser Krimi sehr poetisch erzählt und die Spannung wird nur langsam aufgebaut. Darauf muss man sich einlassen, denn es zeichnet Henning Mankells Erzählstil aus. Zwischentöne waren im sehr wichtig, genauso wie politische und historische Bezüge, Charakterstudien und Melancholie.

Meine Empfehlung:
Ihr wollt euch auf einen langsam erzählten, gesellschaftskritischen Krimi mit einem oft zynischen, aber vor allem kompetenten und melancholischen Ermittler einlassen? Ihr schreckt nicht vor komplexen Handlungen und tiefgründigen menschlichen und historischen Verstrickungen zurück? Dann ist diese Reihe genau für euch gemacht und ich empfehle euch (nicht nur) die Krimis von Henning Mankell sehr gerne.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Mord im Herbst
Originaltitel: Handen
Autor: Henning Mankell, geboren 1948 in Härjedalen, war einer der großen schwedischen Gegenwartsautoren, von Lesern rund um die Welt geschätzt. Sein Werk wurde in über vierzig Sprachen übersetzt, es umfasst etwa vierzig Romane und zahlreiche Theaterstücke. Nicht nur sein Werk, sondern auch sein persönliches Engagement stand im Zeichen der Solidarität. Henning Mankell lebte abwechselnd in Schweden und Mosambik, wo er künstlerischer Leiter des Teatro Avenida in Maputo war. Er starb am 5. Oktober 2015 in Göteborg. Seine Taschenbücher erscheinen bei dtv. 
Sprache: Deutsch
Aus dem Schwedischen von: Wolfgang Butt
Taschenbuch: 592 Seiten
Verlag: dtv
Erscheinungsdatum: 01.01.2011 (8. Auflage)
ISBN:
978-3-423-21334-9

4 Kommentare:

  1. Servus!

    Ich weiß, dass ich dieses Buch gelesen habe, weil ich früher die Wallander-Krimis auch mal sehr geliebt habe... Allerdings ist das wirklich sehr, sehr lang her :D. Bei diesem Buch erinnere ich mich nur noch, dass ich es als deprimierend empfunden habe, quasi als unwiderrufliches Ende für Wallander. Und ich weiß auch noch, dass ich mir dachte, das hat die Figur nicht verdient, wie der Autor da mit ihr umgeht. Die Details zur Geschichte sind mir entfallen, aber dieses Gefühl ist mir im Kopf geblieben...

    Liebe Grüße
    Ascari

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    1. Hey Ascari

      In "Mord im Herbst" (erst später erschienen, aber zwischen "Vor dem Frost" und "Der Feind im Schatten" einzuordnen) finden sich im Anhang noch einmal Zusammenfassungen aller Fälle und im Nachwort steht, was eigentlich mit Wallander geplant gewesen wäre. Es wird auch noch einmal intensiv darauf eingegangen, wie aktuell die Krimis zu ihrer Zeit waren und wie sehr sich Mankell mit verschiedensten gesellschaftlichen Themen befasst hat.
      Mankell hatte noch einen weiteren Fall auf dem Schirm, Wallander hätte im Bereich Kinderpornografie ermittelt... Mankell hatte das Buch schon angefangen, die Geschichte wäre heftiger als heftig geworden... Einmal hat er es nicht mehr ausgehalten und das Manuskript verbrannt, es hatte ihm selber Angst gemacht. Er hat dann entschieden, Wallander nach "Der Feind im Schatten" in den Ruhestand zu schicken. Später sah er dann, welche Entwicklungen die Welt so nahm und bereute es ein wenig, sein damaliges Manuskript, das leider aktueller denn je war, verbrannt zu haben. Aber er beliess es dabei.

      In der Serie "Mankells Wallander" mit Krister Henrikson, bei der Mankell ganz aktiv am Drehbuch mitgewirkt oder das Drehbuch sogar teilweise ganz geschrieben hat, wird in der letzten Folge "Abschied" ein wenig versöhnlicher mit diesem Ende umgegangen.

      Aber: nach der Geschichte mit dem verbrannten Manuskript und dem ganz sicher damit einhergehenden Entsetzen und dieser heftigen Ernüchterung, kann ich das Ende um so mehr verstehen und nehme es Mankell nicht übel.

      Sorry für die lange, hoffentlich nicht zu wirre Antwort, aber ich hoffe sehr, dass du dich nun auch ein wenig mehr mit diesem Ende versöhnen kannst :-D

      Alles Liebe an dich
      Livia

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    2. Hi!

      Danke für die Info, das habe ich nicht gewusst. Ich habe damals nur die Bücher gelesen, wie sie halt erschienen sind, und einen Teil der Verfilmungen habe ich gesehen, aber nicht alle. Also zumindest die mit dem skandinavischen Schauspieler als Wallander (Keine Ahnung mehr, wie er hieß, sorry). Ich will nicht sagen, dass mein Interesse erloschen ist, aber der Lesegeschmack entwickelt sich halt weiter und ich merke immer wieder, dass ich in meinen Zwanzigern ganz andere Bücher geliebt habe als heute :D.

      Ganz liebe Grüße
      Ascari

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    3. Liebe Ascari

      Ich finde es spannend, diesen Hintergrund zu kennen, so passt der Schluss auch besser zusammen, finde ich...

      Es gibt zwei Reihen mit einem Schwedischen Schauspieler. Einmal sind es wirklich die Verfilmungen der Romane und einmal ist es eben "Mankells Wallander", bei dem sich nur die erste Folge an einem Roman orientiert und die weiteren Folgen anders ablaufen (aber ähnlich enden) und hier hat Henning Mankell die Drehbücher (mit-)geschrieben und ein noch sehr viel versöhnlicheres Ende für seinen Wallander gefunden.

      Oh ja, auf jeden Fall. Der Lesegeschmack ist natürlich immer im Wandel und ich denke, dass man für jede Lebensphase auch andere Bücher "braucht". Oder wie Wallander sagen würde: "Alles hat seine Zeit. Das Leben hat seine Zeit, das Sterben hat seine Zeit (das Lesen hat seine Zeit)".

      Alles Liebe an dich
      Livia

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