Rezension: Venezianisches Finale

Venezianisches Finale - Donna Leon

Reiheninfos:

  1. Venezianisches Finale (1992)
  2. Endstation Venedig (1993)
  3. Venezianische Scharade (1994)
  4. Vendetta (1995)
  5. Acqua alta (1996)
  6. Sanft entschlafen (1997)
  7. Nobilta (1998)
  8. In Sachen Signora Brunetti (1999)
  9. Feine Freunde (2000)
  10. Das Gesetz der Lagune (2001)
  11. Die dunkle Stunde der Serenissima (2002)
  12. Verschwiegene Kanäle (2003)
  13. Beweise, daß es böse ist (2004)
  14. Blutige Steine (2005)
  15. Wie durch ein dunkles Glas (2006)
  16. Lasset die Kinder zu mir kommen (2007)
  17. Das Mädchen seiner Träume (2008)
  18. Schöner Schein (2009)
  19. Auf Treu und Glauben (2010)
  20. Reiches Erbe (2011)
  21. Tierische Profite (2012)
  22. Das goldene Ei (2013)
  23. Tod zwischen den Zeilen (2014)
  24. Endlich mein (2015)
  25. Ewige Jugend (2016)
  26. Stille Wasser (2017)
  27. Heimliche Versuchung (2018)
  28. Ein Sohn ist uns gegeben (2019)
  29. Geheime Quellen (2020)
  30. Flüchtiges Begehren (2021)
  31. Milde Gaben (2022


Beschreibung des Verlages:

Skandal in Venedigs Opernhaus ›La Fenice‹: In der Pause vor dem letzten Akt der ›Traviata‹ wird der deutsche Stardirigent Helmut Wellauer tot aufgefunden. In seiner Garderobe riecht es unverkennbar nach Bittermandel – Zyankali. Ein großer Verlust für die Musikwelt und ein heikler Fall für Commissario Guido Brunetti. Dessen Ermittlungen bringen Dinge an den Tag, wonach einige Leute allen Grund gehabt hätten, den Maestro unter die Erde zu bringen. Der Commissario entdeckt nach und nach einen wahren Teufelskreis aus Ressentiments, Verworfenheit und Rache. Sein Empfinden für Recht und Unrecht wird auf eine harte Probe gestellt. Mit ihrem ersten Kriminalroman zeichnet Donna Leon ein intimes Portrait Venedigs und stellt mit Guido Brunetti einen absolut unwiderstehlichen Detektiv vor.

Inhalt:
Ausgerechnet im Opernhaus La Fenice in Venedig geschieht ein Mord. Das Opfer ist niemand geringeres als Helmut Wellauer, der als einer der letzten grossen Dirigenten seiner Zeit gilt. Alles weist auf einen Giftmord hin und mehrere Menschen sind zwischen dem ersten und zweiten Akt von "La Traviata" bei ihm in der Garderobe gesehen worden. Commissario Guido Brunetti beginnt, den brisanten Fall - Wellauers Nazivergangenheit und seine Frauengeschichten haben ihm einige Feinde beschert - aufzurollen und die Musikszene Venedigs sowie die nur noch an ihren alten Glanz erinnernde Stadt selber bieten eine vor Verstecken und Geheimnissen strotzende Kulisse.

Meine Beziehung zur Brunetti-Reihe:
Sicher habe ich es hier schon einige Male angetönt, aber ich möchte es noch einmal ausführen und werde von da an einfach immer auf diesen Post verweisen :-)
Die Brunetti-Reihe bedeutet mir persönlich sehr viel, weil ich damit einige sehr schöne Erinnerungen verknüpfe. Im Alter von 15 und 16 Jahren habe ich jeweils zwei Wochen lang in meinen Sommerferien bei einer meiner vielen Tanten in ihrem Café gejobbt. Diese Tante ist gelernte Köchin und es war stets ein Traum von ihr, sich mit einem kleinen Café mit ausgewählten Spezialitäten und originalen italienischen Gelati selbstständig zu machen. Ausserdem liebt sie Krimis über alles.
Und da komme ich ins Spiel. Um mein Taschengeld aufzubessern, jobbte ich also bei ihr im Café, servierte, putzte, räumte auf und dies sechs Tage in der Woche, am Samstag jeweils nur bis zum Mittag. Jeden Abend sassen wir lange zusammen, plauderten, assen ihre selbstgekochten Leckereien, schauten TV-Krimis und am Samstagabend gingen wir ins Kino und liessen es dann am Sonntag immer sehr ruhig angehen.
Weil ich noch so jung war, musste/durfte ich am Mittag jeweils ein bis zwei Stunden Pause machen sowie am Abend meistens früher aufhören. In dieser Zeit las ich und schaffte fast täglich einen Brunetti-Krimi, den ich dann jeweils Abends im Bett oder morgens direkt nach dem Aufstehen noch beendete. Meine Tante hat wohl immer noch nicht die ganze Reihe zusammen, aber die ersten paar Bände, die ich auch alle bereits gelesen habe auf jeden Fall (aber das war vor super langer Zeit). Irgendwann habe ich mich entschlossen, die Reihe komplett zu sammeln und noch einmal chronologisch zu lesen, respektive endlich ganz zu lesen.
Fun Fact: Der erste Band ist in Originalsprache 1992 erschienen (mein Jahrgang) und während ich Ende 2022 dreissig werde, wird Donna Leon im September achtzig Jahre alt :-)

Meine Meinung:
Es hat sich wunderbar angefühlt, nach so langer Zeit wieder einmal nach Venedig zu reisen und die Anfänge des Commissario Brunetti mitzuerleben. Aus heutiger Sicht wirken die Figuren zwar teilweise schon ein wenig angestaubt, weil traditionelle Rollenklischees und sehr katholische Werte in gefühlt jeder Familie anzutreffen sind (wobei Brunetti sich zumindest bezüglich Wertvorstellungen sehr offen gibt und ausserdem arbeitet seine Frau als Dozentin).
Und auch die Handlung selber wirkt ein wenig gar um Skandale bemüht, was manchmal an einen sonntäglichen Tatort zur besten Sendezeit erinnert (wobei Brunetti natürlich wesentlich besser und menschenfreundlicher ermittelt als so manches Tatort-Duo).
Sehr viel Venedig-Liebe (insbesondere auch während nebliger Tage) und auch einzelne kulinarische Leckerbissen sorgen aber für viel Charme, Brunetti war und bleibt trotz oder gerade auch wegen seiner manchmal im ersten Moment ein wenig schroff wirkenden Art sympathisch und ich habe es geliebt, wie er seinem faulen, korrupten und ich-bezogenen Chef auf der Nase herumgetanzt ist. Donna Leon beweist diesbezüglich und auch in Hinblick auf die fast schon zum guten Ton gehörenden Bestechungsgelder einiges an Humor und ich freue mich schon sehr auf die Entwicklung des Commissario und seiner Familie in den nächsten dreissig Bänden. Mareike Fallwickl hat mit DIESER REZENSION nämlich ganz viel Vorfreude in mir geweckt.

Meine Empfehlung:
Diese Reihe ist mittlerweile Kult und ich mag Donna Leons Humor und ihre unterschwellig gesellschaftskritische Erzählweise sowie ihren leicht kauzigen Commissario Brunetti einfach gerne. Deshalb gibt es natürlich - ein wenig angestaubter Handlung zum Trotz - eine Empfehlung von mir.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Venezianisches Finale
Originaltitel: Death at La Fenice
Autorin: Donna Leon, geboren 1942 in New Jersey, arbeitete als Reiseleiterin in Rom und als Werbetexterin in London sowie als Lehrerin und Dozentin im Iran, in China und Saudi-Arabien. Die ›Brunetti‹-Romane machten sie weltberühmt. Donna Leon lebte viele Jahre in Italien und wohnt heute in der Schweiz. In Venedig ist sie nach wie vor häufig zu Gast.
Sprache: Deutsch
Aus dem Amerikanischen von: Monika Elwenspoek
Taschenbuch: 352 Seiten
Verlag: Diogenes
Erschienen am: 28. April 1995
ISBN: 978-3-257-22780-2

6 Kommentare:

  1. Liebe Livia,

    von deiner Beziehung zu den Büchern wusste ich noch gar nichts, nur dass du sie sammelst und gerne dann chronologisch lesen möchtest. Als ich auf Insta sah, dass du nun mit dem ersten band begonnen hast, hat mich das sehr für dich gefreut!

    Dein Bezug zu den Büchern ist aber auch wirklich schön und ich kann sehr gut nachvollziehen, dass du das Bedürfnis hast, sie noch einmal zu lesen bzw. endlich mal alle zu lesen! Schön, dass dir der erste Band auch wieder gefallen hat. Dass die Charaktere etwas aus der Zeit gefallen wirken, ist bei dem Alter der Bücher ja auch normal. Außerdem war die Autorin damals selbst schon etwas älter.

    Viel Spaß mit den weiteren Bänden!

    Liebe Grüße,
    Sandra

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    1. Liebe Sandra

      Ja, irgendwie verspüre ich jedes Mal, wenn ich die Bücher nur schon sehe, so ein gemütliches, warmes Sommergefühl. Die Arbeit bei meiner Tante war sehr, sehr anstrengend, aber diese Zeit wird mir trotzdem immer in wundervoller Erinnerung bleiben.

      Alles Liebe an dich
      Livia

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  2. Hey Livia, ich kenne natürlich die Reihe, aber wusste gar nicht, dass es bereits so viele Fälle gibt. Klingt in jedem Fall sehr gut, was du beschreibst. Vielleicht schaue ich mir das auch mal näher an.

    Zeilentänzerin

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    1. Liebe Zeilentänzerin

      Auf die Reihe muss man sich wohl schon ein wenig einlassen, aber ich persönlich freue mich auf weitere 30 Bände (und mehr) und die Entwicklung der Figuren, die mich sicher bestens unterhalten wird.

      Alles Liebe
      Livia

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  3. Hallo liebe Livia,
    ich bin ja nicht so die Krimileserin, aber deine Begeisterung wirkt schon sehr ansteckend :o) Du verbindest mit dieser Reihe auch noch ein paar schöne Kindheitserinnerungen. Das macht dieses Buch natürlich für dich persönlich auch nochmal zu etwas ganz Besonderem.

    Aber auch so klingt das Setting dieses Buches richtig gut und ein schrulliger Hauptcharakter, mit Ecken und Kanten, macht einen Krimi eben auch erst richtig rund.

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

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    1. Liebe Tanja

      Genau so ist es und es freut mich, dass ich zumindest die ersten paar Bände lückenlos hier habe, dann kann ich gleich ein Buch nach dem anderen lesen.

      Ja, sehr und auch wenn der Anfang - verständlicherweise, die ersten Bücher sind bald dreissig Jahre alt - ein wenig aus der Zeit gefallen wird, freue ich mich auch sehr auf die Entwicklung der Figuren.

      Alles Liebe an dich
      Livia

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