Das Geheimnis der Eulerschen Formel - Yoko Ogawa
Beschreibung des Verlages:
Ein alter Mathematikprofessor, dessen brillante Karriere nach einem
geheimnisvollen Unfall ein abruptes Ende fand, lebt zurückgezogen auf
dem prächtigen Anwesen seiner Schwägerin. Seit seinem Unfall währt sein
Kurzzeitgedächtnis nur mehr achtzig Minuten, danach kann er sich an
nichts mehr erinnern. Acht Haushälterinnen hat seine Schwägerin bislang
eingestellt und jede schon nach kurzer Zeit wieder entlassen. Aber mit
Nummer neun wird alles anders. Rasch gewinnt sie das Vertrauen des
Professors, der auch ihren zehnjährigen Sohn sofort ins Herz schliesst.
Einfühlsam führt der Professor die beiden in die faszinierende Welt der
Mathematik ein. Und mit jeder neuen Gleichung, mit jeder neuen Formel
entstehen zwischen ihnen Bande, die stärker sind als der Verlust der
Erinnerung – bis die Schwägerin des Professors dem ein plötzliches Ende
setzt.
Meine Meinung:
Ich hatte vor der Lektüre dieses Buches ziemlich gemischte Gefühle, da sich mein Mathematikverständnis in Grezen hält. Ich bin irgendwo nach dem zweiten, vielleicht aber auch erst nach der ersten Hälfte des dritten Jahres im Gymnasium stehen geblieben. Und irgendwann konnte ich mir auch Sprüche wie: "aber Musik ist doch einfach nur höhere Mathematik, da solltest du doch Mathe gut verstehen" nicht mehr hören und ich konterte nicht selten eher mässig mit: "ja eben, es ist höhere Mathematik, weshalb ich eure niedrigen Berechnungen gar nicht verstehen muss". Totaler Schwachsinn, klar, aber irgendwann hat man alle Sprüche gehört und irgendwann hatte man die Nase voll. Und trotzdem fiel mir dieses Buch in einer Buchhandlung vor mehr als einem Jahr auf. Ich wollte aber nicht schon wieder ein Buch kaufen und da ich nie nur ein Buch alleine kaufen kann, liess ich es dann doch ganz bleiben. Als ich dann aber mit einer sehr, sehr guten Freundin zusammen das Bücherbrocki in Bern ausräumte, musste das Buch einfach in meine Tasche wandern.
Das Cover lächelte mich seit dem Einzug bei mir an, während es auf einem Stapel in meiner Wohnung lag. Und genau so magisch, wie das Cover, war dann tatsächlich auch das Buch. Ich habe ein paar wundervolle, lehrreiche und amüsante Stunden mit "Das Geheimnis der Eulerschen Formel" verbracht und dabei einige Male gestaunt, gelacht und mich gefreut. Ich habe nämlich jede einzelne in diesem Buch enthaltene mathematische Gleichung und Ausführung verstanden.
Handlung und Schreibstil:
Eine alleinerziehende Mutter arbeitet als Haushälterin bei einem ehemaligen Mathematikprofessor, dessen Gedächtnis seit einem Autounfall vor einigen Jahren nur noch gerade achtzig Minuten dauert. Jeden Tag muss sich die Haushälterin erneut vorstellen und jeden Tag muss sie das Vertrauen des Professors gewinnen. Dies gelingt deutlich besser, als sie ihm von ihrem Sohn erzählt und diesen dann eines Tages auch zur Arbeit mitbringt. Der Professor verändert sich von diesem Tag an zu einem offenen und höflichen Menschen und in einer zauberhauft erzählten Geschichte, bringt er seiner neuen kleinen Familie, die er nach achtzig Minuten Abwesenheit wieder vergisst, die Geheimnisse der Mathematik näher. Das klingt kitschig, ist es aber nicht. Denn Yoko Ogawa gelingt es, diese eigentlich so traurige Geschichte von einem einsamen und unverstandenen Mann, von einer sitzen gelassenen Mutter und von einem klugen und interessierten Sohn so zu erzählen, dass wir uns und unsere Liebsten immer wieder in der Handlung entdecken. Die Sprache konzentriert sich dabei auf kleine und feine Details, die das Leben erst spannend und die Geschichte wirklich lebendig machen und es ist eine Freude, in diese Sprache einzutauchen und sich am Leben der drei Protagonisten zu beteiligen. Ausserdem schafft es Ogawa mit einer bemerkenswerten Sachlichkeit und trotzdem sehr geduldig und schrittweise schwierigste mathematische Probleme für den Leser verständlich darzulegen und sie wird so ein wenig zum Professor selber, der nie belehrend, sondern einfach nur voller Freude an der Sache sein unglaubliches Wissen teilt und geduldig jede noch so dämliche Frage beantwortet.
Meine Empfehlung:
Dieses Buch lege ich euch allen wirklich ans Herz. Wenn ich es verstanden habe, versteht es jeder. Und es geht eigentlich auch gar nicht nur um das Verständnis von Mathematik. Es geht vielmehr um eine magische Geschichte mit drei liebenswürdigen Protagonisten und um eine Faszination für Zahlen, die einfach immer wieder geteilt werden will und muss.
Zusätzliche Infos:
Autorin: Yoko Ogawa
Gebunden mit Schutzumschlag: 256 Seiten
Sprache: Deutsch
Originalsprache: Japanisch
Übersetzt von: Sabine Mangold
Verlag: Liebeskind
ISBN 978-3-935890-88-5
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