Tagesgedanken: Veganpflicht
Ich beziehe mich in diesem Post auf einen Artikel aus der Gratiszeitung 20Minuten und die darin enthaltenen Informationen.
Der Artikel kurz zusammengefasst:
In den Städten Basel und Bern werden von Veganern Initiativen im Rahmen des Projekts Sentience lanciert. Die Initiativtexte enthalten die Forderung nach mindestens einem veganen Menu in Kantinen von öffentlichen Schulen, Spitälern, Universitäten, Heimen und
der Verwaltung, wenn dort mehr als ein Menu auf der Speisekarte steht. Weiterführend sollen Köche in der Zubereitung von veganen Speisen und Schulkinder im Umgang mit der veganen Ernährung weiter gebildet und geschult werden.
Argumente der Initianten:
Mit dieser Initiative wird eine politische Diskussion zum Thema vegane Ernährung angeregt. Ökologische und gesundheitliche Werte werden vermittelt z.B. die Reduktion des CO2-Ausstosses und des Wasserverbrauchs. Mit der Verpflichtung der oben genannten Betriebe werden Menschen dazu ermuntert, vermehrt auf tierische Produkte zu verzichten und sich Gedanken zum Thema zu machen.
Argumente der Gegner (zusammengestellt aus dem Artikel und den Leserkommentaren):
In der so oder so schon den Bürger bevormundenden Schweiz soll das stärkste politische Mittel, eine Initiative, nicht dazu genutzt werden, um über Speisekarten von Kantinen usw. abzustimmen. Immer mehr Gesetze schränken die Bevölkerung zu stark ein und wecken damit auch den Unmut jedes einzelnen Bürgers. Ausserdem gibt es bereits in jeder Kantine veganes Essen. Salat und Pommes lassen sich überall bestellen, Gemüseteller mit Reis oder Kartoffeln kann man sich zusammen stellen lassen und zusätzlich gibt es Restaurants, die sich auf eine vegetarische oder vegane Speisekarte konzentrieren oder sogar beschränken und die als Ausweichmöglichkeit dienen können.
Meine Gedanken zum Thema:
Ich finde das Vorhaben der Initianten eine absolute Frechheit und bevor es jetzt zu lauten Entsetzensschreien kommt, werde ich euch meine Gedanken der Reihe nach erläutern. Meiner Meinung nach ist es wirklich nicht nötig, Kantinen vom Gesetz her zu verpflichten, vegane Menus anzubieten. Das gehört für mich in keinen Gesetzestext und das wird wohl auch der Hauptgrund sein, weshalb die Initiative abgelehnt werden wird. Schweizerinnen und Schweizer wollen nicht noch mehr Gesetze, die jeden Atemzug regulieren.
Zudem kann ich, wie viele andere, die absolut intoleranten und militanten Veganerinnen und Veganer und ihre Anliegen nicht mehr hören und sehen. Wer jedem auf den Teller schaut und immer den anderen Vorwürfe macht, kann selber kein verantwortungsvoller Mensch mit reinem Gewissen sein, sonst müsste er nicht ständig seine Mitmenschen kritisieren, um besser darzustehen. Es sollte in der heutigen Zeit wirklich nicht länger nötig sein, dass Menschen, die Fleisch und tierische Produkte essen oder solche, die darauf verzichten, sich rechtfertigen müssen. Es ist wie beim Alkohol; alle Vor- und Nachteile, gesundheitlicher, ökologischer und ökonomischer Natur sind bekannt und trotzdem ist es dem Einzelnen überlassen, ob und wie viel Alkohol er konsumieren will. Man darf nämlich nie vergessen, dass wir es mit mündigen Bürgern zu tun haben und wenn mir ein Mitmensch dreimal täglich sagen muss, dass er auf jegliche tierische Produkte verzichtet, weil er die armen Tiere nicht ausnutzen will und weil es viel ökologischer sei (und weil er einen Grund braucht, sich aufzuspielen, sonst müsste er dies nicht ständig verkünden sondern würde seine Philosopie still leben und nur dann davon erzählen, wenn er danach gefragt oder zum Essen eingeladen würde), ist dies seine Entscheidung, er soll dies aber bitte nicht in der ganzen Welt herumposaunen und ausserdem sollte er darauf achten, dass er im Dezember keine Tomaten oder Erdbeeren kauft, sonst macht er sich vollkommen lächerlich.
Es ist in jedem Fall sinnvoll, Menschen auf die gesundheitlichen, ökologischen und ökonomischen Vor- und Nachteile ihrer jeweiligen Ernährung hinzuweisen und Optimierungen vorzuschlagen, es muss aber freiwillig bleiben, für welche Ernährungsweise man sich entscheidet, genau so wie es für Kantinen freiwillig bleiben muss, welche Nahrungsmittel sie anbieten wollen und können. Und somit wären wir schon beim nächsten Punkt: wer finanziert teure Frischprodukte, wenn doch auch Gentechtofu und Fertigprodukte angeboten werden können? Tun sich Veganerinnen und Veganer mit ihrer Überlegung wirklich einen Gefallen, wenn sie den Kantinenbesitzern alle Karten in die Hände spielen, um aus Gründen des Preises Fertigprodukte undefinierter Herkunft auf die Speisekarte zu setzen? Es glaubt doch niemand im Ernst, dass bei Annahme der Initiative dann auch wirklich nur frisches Biogemüse und selbstgemachte vegane Bratlinge angeboten werden?
Ein weiterer sehr wichtiger Punkt, der bei dieser Diskussion bis jetzt total ausser Acht gelassen wurde, sind die Allergiker. Und da erlaube ich es mir nun, aus dem Nähkästchen zu plaudern und Beispiele aus dem engsten Verwandten- und Bekanntenkreis zu machen. Es ist leider immer noch nahezu unmöglich in einer normalen Kantine ein glutenfreies Menu oder ein Menu ohne Spuren von Nüssen, Soja oder Weizen zu bekommen, um nur ein paar häufige und mir bekannte Beispiele zu nennen. Auch für alle Menschen mit Allergien und Unverträglichkeiten gibt es eine Lobby, die sich für ihre Rechte und für ausgewogene Speisekarten einsetzt. Noch immer müssen sich aber die Betroffen mit der Küche absprechen, um ein Menu zu bekommen, das ohne Risiko genossen werden kann. Sie verzichten nicht freiwillig oder aus irgendwelchen religiösen oder ideologischen Gründen auf bestimmte Nahrungsmittel, sondern sie sind gezwungen, diese Nahrungsmittel zu meiden, weil sie sonst mit erheblichen gesundheitlichen Reaktionen wie Bauchschmerzen, Erbrechen, Durchfall, Ausschlag, Atem- oder Herzstillstand rechnen müssen. Wie kann es sich da ein Haufen verrücktgewordener Veganer bitte in der Schweiz, die ernährungstechnisch wahrlich viel Abwechslung bietet, erlauben, ein selbstgewähltes Luxusproblem vors Volk zu bringen, wenn Menschen, die auf bestimmte Nahrungsmittel verzichten müssen immer noch keine Garantie auf ein Menu haben, das ihnen keinen Schaden zufügt?
Und auch wenn Menschen mit einer Unverträglichkeit sich mit dem Küchenchef der Kantine absprechen, haben sie noch immer keine hundertprozentige Sicherheit dafür, dass er ihr Problem wirklich ernst nimmt, alle Regeln im Umgang mit allergenen Nahrungsmittel (Hygiene, separater Arbeitsbereich/Küchengeräte) beachtet und dementsprechend kocht. Also weichen viele von ihnen auf Speisen aus, die sie mitbringen und in der Mikrowelle erwärmen können (die in jeder Kantine steht und die übrigens auch von Veganerinnen und Veganern benutzt werden darf) oder sie verzichten im schlimmsten Fall ganz darauf, sich auswärts zu verpflegen.
Auch vom ökologischen Standpunkt her finde ich die Verpflichtung zu veganen Menus bedenklich. Dürfen dann Tomaten, Auberginen und Zucchini im Winter verkauft und gegessen werden? Was hat da wohl eine bessere Ökobilanz, die Eier der Hühner vom Bauern nebenan oder importierte Tomaten im Winter?
Viel sinnvoller ist es doch auf regionale Frischprodukte zu setzen. Dann muss nämlich, wenn man die Preise klein behalten will, auf vier verschiedene Fleischgerichte täglich verzichtet werden, was ökologisch wie gesundheitlich erheblich mehr Sinn macht.
Das gesundheitliche Argument zieht meiner Meinung nach auch nicht. Erstens einmal glaube ich nicht, dass ein Mensch, der dreimal wöchentlich ein veganes, chemisch produziertes Kantinenfertigprodukt zu sich nimmt, gesünder lebt, als jemand, der einfach das vegetarische Menu bestellt. Und wenn dann jemand wirklich konsequent vegan leben will, reichen die Kantinenprodukte nicht aus, um weiterhin gesund und ausgewogen ernährt zu sein. Wer diesen Schritt nämlich wagen will, muss sich da schon ein paar Gedanken mehr zu seiner Ernährung machen, vor allem, wenn er sich häufig auswärts verpflegen muss.
Wie ihr seht bin ich überhaupt nich angetan von der Idee, vegane Menus verpflichtend auf die Speisekarte von Kantinen usw. zu setzen. Zu viele Argumente sprechen dagegen und dieser Ansatz um Menschen dazu zu bringen, sich mehr Gedanken über ihre Ernährung zu machen, ist meiner Meinung nach definitiv der falsche.
Solche Forderungen und die Menschen dahinter kann ich leider gar nicht mehr ernst nehmen. Der Kern einer guten Idee ist zwar häufig vorhanden, aber wenn man seine Ideen nicht zu Ende denkt und alternative Lösungen zu allen radikalen Ideen anbieten kann, dann landet man wieder in einer Situation, die mittlerweise für die Schweiz typisch geworden ist: man stimmt über unfertige Vorlagen ab und überlässt es dann dem Bundesrat, Lösungen zu finden, während man sich darüber beschwert, dass die Politiker ihre Zeit mit unnötigen Diskussionen verschwenden.
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