Rezension: Helle Nächte am Meer

 
Ich danke dem Inselverlag von Herzen für dieses wunderschöne Rezensionsexemplar.

Helle Nächte am Meer - Sheila O'Flanagan

Beschreibung des Verlages:
Ihre Ehe ist perfekt, ihr attraktiver Ehemann trägt sie auf Händen, sie hat immer betont, wie glücklich sie ist: Als Imogen plötzlich verschwindet sind alle, die sie kennen, schockiert. Hinter der wohlgeordneten Fassade einer glücklichen Beziehung ist offenbar nichts, wie es scheint. Imogen weiß, dass sie einen Neuanfang wagen muss, um wieder die Frau zu sein, die sie einmal war, und sie hofft, im Süden Frankreichs, in dem kleinen Ort am Meer, in dem sie ihre Kindheit verbracht hat, zur Ruhe zu kommen. Aber die Vergangenheit ist ihr auf den Fersen, denn ihr Mann versucht mit aller Macht, sie zurückzuholen.
Sheila O’Flanagan erzählt eine mitreißende Geschichte von Liebe und Verlust, von Träumen und Freundschaft und nimmt uns mit auf eine Reise ins Ungewisse, von Dublin über Paris bis an die französische Atlantikküste.

Meine Meinung:
Einmal mehr bin ich schwach geworden, einmal Mee(h)r, wohl eher. Aber was will man sagen, wenn ein Buch so sommerlich daherkommt und zudem eine tiefgründige, spannende und intelligente Geschichte verspricht? Und genau damit wurde ich dafür belohnt, gegen sämtliche meiner SuB-Regeln verstossen zu haben. Die Protagonistin Imogen hat sich sofort in mein Herz geschlichen und schnell ist klar, dass man es als Leser nicht mit einem typischen Liebesroman noch Schema f zu tun hat, bei dem die Protagonistin mit einem Idioten zusammen ist (ist er zwar, aber das ist wirklich kompliziert) und man sich eigentlich fragen kann, warum die beiden überhaupt zueinandergefunden haben. Natürlich kann man sich das immer fragen, aber hier liegen die Dinge meiner Meinung nach anders und der ganze Aufbau der Geschichte ist somit sehr stimmig und vor allem auch logisch gestaltet. Sehr gut haben mir aber auch die anderen Figuren gefallen, die Imogen nach und nach ans Herz wachsen. Beispielsweise Céline, Max und René. Ausserdem ist es O'Flanagan meisterhaft gelungen, Ereignisse in der Vergangenheit, verschiedene Erzählperspektiven und ganz viel Ferienflair unter einen Hut zu bringen und zu einer überzeugenden, romantischen und spannenden Geschichte zu vereinen. 

Schreibstil und Handlung:
Obwohl meistens aus Imogens Sicht erzählt wird, kommen auch andere Figuren zu Wort und so erfährt der Leser nicht nur, wie sich gewisse Dinge zusammenfügen, sondern auch, was in Imogens Vergangenheit bereits alles stattgefunden und sie zu diesem Menschen gemacht hat, der sie jetzt ist. Nicht nur eine schöne und unbeschwerte Kindheit in der Villa Martine, sondern auch viele Enttäuschungen, Entwurzelungen und Verletzungen haben dazu geführt, dass Imogen nicht mehr gleich unbeschwert und selbstbewusst durchs Leben geht. Aber sie kann auf gute Freunde und die Lebensweisheiten ihrer Mutter zählen, als sie endlich einen Neustart wagt. Dieser gestaltet sich für den Leser abenteuerlich und spannend und dabei kommt auch eine grosse Portion Ferienflair auf. Traumhaft schöne Landschaften, französische Noblesse und kulinarische Genüsse gestalten diese Lektüre sehr angenehm und trotzdem kommen auch tragische Ereignisse, viel Schmerz und Enttäuschung dabei nicht zu kurz. Was muss alles geschehen, dass eine Frau ihren Mann nach fünf Jahren scheinbar perfekter Ehe verlässt, indem sie einfach spurlos verschwindet?
Erzählt wird "Helle Nächte am Meer" in einem leicht dahinfliessenden Stil, der vor allem die Landschaften, Personen und Düfte genau beschreibt und trotzdem viel Raum für eigenes Kopfkino lässt. Zudem sind die Emotionen sehr authentisch dargestellt und gerade auch die stillen und einsamen Momente von Imogen, die Momente, in denen sie sich erinnert oder in denen sie sich und ihre Pläne hinterfragt, haben mich sehr berührt.
Zusätzlich zumindest für mich ein grosses Plus: immer wieder wird auch die Liebe zu Büchern, dem Buchwesen, dem Lektorat und dem Lesen an sich ganz selbsverständlich eingebunden und sorgt so für eine angenehme Atmosphäre in guter Gesellschaft der belesenen Protagonisten.

Meine Empfehlung:
"Helle Nächte am Meer" ist die perfekte Urlaubslektüre, weil darin ganz viel französischer Charme und irische Kühnheit aufeinandertreffen und weil Imogen als Protagonistin äusserst nahbar wirkt und sich ihre Geschichte zugleich so unterhaltsam und trotzdem fragil und spannend liest. Aber natürlich kann dieses Buch nicht nur am Strand (am besten in Frankreich, klar) gelesen werden, sondern lässt sich dank dem angenehmen Erzählstil und den eher kurzen Kapiteln auch wunderbar gemütlich auf der Couch, im Zug oder in die Kuscheldecke eingemümmelt verschlingen. 

Zusätzliche Infos:
Titel: Helle Nächte am Meer
Originaltitel: The Missing Wife 
Autorin: Sheila O’Flanagan arbeitete viele Jahre sehr erfolgreich als Börsenmaklerin in Dublin, bevor sie ihre Lust am Schreiben entdeckte. Mittlerweile hat sie zahlreiche Romane veröffentlicht und ist in England und Irland eine gefeierte Bestsellerautorin. Nebenbei schreibt sie eine wöchentliche Kolumne in der »Irish Times«.
Taschenbuch: 481 Seiten
Sprache: Deutsch
Originalsprache: Englisch
Übersetzt von: Susann Urban
Verlag: Insel Taschenbuch
Erschienen: 07.05.2018
ISBN: 978-3-458-36341-5 

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