Neuzugang

Heute hatte ich "Das fremde Mädchen" von Katherine Webb in meinem Briefkasten. "Das verborgene Lied" hat mich neugierig auf mehr gemacht und nun ist endlich der neue Band der Autorin verfügbar. Ich danke dem Diana-Verlag ganz herzlich für dieses Rezensionsexemplar.

Heute Morgen beobachtet und bestaunt



Entschuldigt die Qualität, Handybild bleibt Handybild...

Die Wedernoch

Mein Dank für dieses fantasievolle und fantastische Rezensionsexemplar geht an den Diogenesverlag.

VORSICHT SPOILER, ES HANDELT SICH HIER UM DEN ZWEITEN BAND EINER REIHE

Die Wedernoch - Stefan Bachmann

Beschreibung von Diogenes:
Seit Bartholomews Schwester Hettie aus London weg und ins Land der Feen entführt wurde, sind Jahre vergangen – auch wenn es sich im eisigen Feenforst nur wie Minuten anfühlt. Der Einzige, der dieses Mischlingsmädchen – halb Mensch, halb Feenwesen, mit dürren Zweigen statt Ohren – sehen kann, ist der einäugige Straßenjunge Pikey. Bartholomew würde viel für Pikeys Visionen geben: Zusammen mit seinem Freund Lord Jelliby hat er geschworen, Hettie wiederzufinden, die Hoffnung aber schon fast aufgegeben. Pikey seinerseits ist einem Tauschhandel nicht abgeneigt – er würde alles tun, um seiner Vergangenheit zu entkommen.

Meine Meinung:
"Die Wedernoch" ist noch gewaltiger, brutaler, fesselnder und eindringlicher als "Die Seltsamen". Ein Kinder- und Jugendbuch, das es in sich hat. Während ich mit dem ersten Band zumindest anfangs nicht sofort warm wurde - später konnte ich aber nicht mehr mit dem Lesen aufhören - war ich vom zweiten Band von der ersten Seite an gefesselt und ich habe das Buch in zwei Tagen neben der Arbeit, dem Studium und einigen anderen Verpflichtungen gelesen.

Handlung und Schreibstil:
Auch in diesem Band werden mehrere Handlungsstränge, die manchmal auch zusammen führen, parallel erzählt und raffinierte Cliffhanger sorgen für stetige, atemlose Spannung. Einige der besten Szenen waren für mich die Gefangenschaft von Hettie in einem sich stetig und undurchschaubar verändernden Haus voller ungemütlicher Wesen, die erste grauenvolle Beschreibung der Feengefängnisse, die farbenfrohen Schilderungen der edlen Gewänder und Schmuckstücke der Gäste eines Balls und die Vernichtung einer ganzen Armee, mehr verrate ich jetzt nicht. Aber es gibt noch unzählige wundervolle Details, die es zu erwähnen lohnte. Die Fabelwesen werden mit einer solchen Präzision beschrieben, dass man als Leser sofort sprechende und bewegte Bilder vor Augen hat. Dies spricht für die unglaublich grosse Vorstellungskraft des Autors und dafür, dass er seine Geschichte von Anfang bis Ende genau durchdacht hat und nichts dem Zufall überlässt.
Auch zur Handlung muss ich nicht viele Worte verlieren. Dramatisch, düster und äusserst hoffnungslos sind die Stimmungen, die sich durchs ganze Buch ziehen. Kälte und Furcht erfasst selbst den gelassensten Leser und lässt nicht nur den Protagonisten das Blut in den Adern gefrieren. Diese Grundstimmung, noch aussichtsloser, endgültiger und abgründiger als im ersten Band, hat mich fasziniert. Vor allem, weil sie von Autor mit wenigen ausgewählten Worten erzeugt wird.

Personen:
Hauptsächlich begleiten wir Bartholomew auf der Suche nach seiner Schwester Hettie und dem Alten Land. Dabei verweilen wir auch immer wieder ein wenig bei Hettie und ihrer Geschichte. Wir erfahren, was im bedrohten London vor sich geht und wie die Angst der Bevölkerung vor den Feenwesen wächst. Auch eine sehr wichtige Person im Buch ist Pikey, der eigentlich nicht so heisst, der aber von allen so genannt wird und der ein sehendes Auge hat, das ihm immer wieder zeigt, was in der Feenwelt gerade geschieht. Er wird Bartholomew im Verlauf der Geschichte aber auch zu einem guten Freund und leider fast zum Verhängnis, rettet Bartholomew aber auch aus seiner Erstarrung und Aussichtslosigkeit, als dieser die Hoffnung aufgegeben hat.
Auch Personen aus dem ersten Band tauchen wieder auf und erhalten eine Rolle in der Geschichte. Viele müssen sich nun klar positionieren und sich entscheiden, zu welcher Seite sie gehören wollen. Einer der gegnerischen Fädenzieher ist der Schlaue König, der mit seiner Durchtriebenkeit und ohne jedes Mitgefühl nur für seine persönliche Mission kämpft.

Meine Empfehlung:
Wer "Die Seltsamenen" gemocht hat, wird diesen Band lieben. Das Buch ist trotz seiner düsteren und brutalen Geschichte für Kinder, Jugendliche und Erwachsene gedacht. Es eignet sich vor allem auch als Vorlesebuch. So können Eltern und Babysitter das Kind surch die schlimmsten Szenen begleiten.

Zusätzliche Infos:
Autor: Stefan Bachmann
Fester Einband: 407 Seiten
Sprache: Deutsch
Originalsprache: Amerikanisch
Übersetzt von: Hannes Riffel
Verlag: Diogenes
ISBN 978-3-257-06906-8

Endlich!!



"Die Wedernoch" von Stefan Bachmann haben gestern den Weg zu mir nach Hause gefunden. Dieses wunderschöne Leseexemplar mit festem Einband wurde mir vom Verlag Diogenes noch vor dem Erscheinungstermin zur Verfügung gestellt. Dafür möchte ich mich von Herzen bedanken.
Da ich heute Nachmittag fast vier Stunden mit dem Zug unterwegs sein werde, kommt mir das Buch sehr gelegen. Wahrscheinlich lest ihr schon morgen eine Rezension davon.

Ich wünsche euch allen einen schönen und sonnigen Tag
Livia

Ich habe es wieder getan...


...ich bin wieder schwach geworden und habe mir ein Buch gekauft. Eigentlich wollte ich es dieses Jahr definitiv bleiben lassen mit dem Buchkauf (obwohl ich mich immer sehr zurück gehalten und mein Maximum nie überschritten habe). Grund dafür sind die vielen "gefundenen" Bücher, die ich vor allem in diesem Monat nach Hause geschleppt habe und die darauf warten, gelesen zu werden. Mein SuB ist endgültig explodiert und ich schummle jetzt ein wenig mit dem Abbau: ich lese nun ganz viele eher dünne Bücher, um irgendwie vielleicht noch in die Nähe der Zahl 100 zu kommen.
Aber sieht dieses Buch nicht schön aus? Und der Klappentext hat mich irgendwie neugierig gemacht.

Kennt jemand das Buch? Kennt jemand die Autorin?

Seide

Seide - Allessandro Baricco

Beschreibung:
Der Seidenhändler Hervé Joncour führt mit seiner schönen Frau Hélène ein beschaulich stilles Leben. Dies ändert sich, als er im Herbst 1861 zu einer langen und beschwerlichen Reise nach Japan aufbricht, um Seidenraupen für die Spinnereien seiner südfranzösischen Heimat zu kaufen. Dort begegnet er einer rätselhaften Schönheit, die ihn für alle Zeit in den Bann zieht. Auf jeder Japan-Reise, die er fortan unternimmt, wächst seine Leidenschaft, wird seine Sehnsucht unstillbarer, nie wird er aber auch nur die Stimme dieses Mädchens hören. In einer schwebenden, eleganten Prosa erzählt Baricco, der mit diesem Buch weltberühmt geworden ist, eine Parabel vom Glück und seiner Unerreichbarkeit.

Meine Meinung:
Dieses Buch hat mich einfach umgehauen. Selten habe ich so sanfte und einhüllende Worte, so verzaubernde Sätze, so traumhafte Bilder in einem Buch gefunden. Und obwohl es nur wenige Seiten umfasst, war ich noch stundenlang davon gefangen. Dieses Buch ist wirklich ein kleiner, zerbrechlicher Schatz und trotz aller Feinheit strahlt es auch eine Stärke aus, einen Sog, der den Leser in seinen Bann zieht.

Handlung und Schreibstil:
Erst ganz am Ende wird ein grosses Rätsel aufgelöst, also befindet sich der Leser zusammen mit dem Protagonisten Joncour während der ganzen Lektüre auf der Suche nach Antworten und Klarheit. Dabei begleitet man Joncour mehrmals nach Japan und mehrmals wieder nach Frankreich zurück. Immer die gleiche Reise, immer die gleichen Strecken, immer die gleiche Kontaktperson in Japan, immer die gleiche rätselhafte Frau. Nur einmal ist alles anders. Ein Krieg tobt, eine Volière öffnet sich endgültig. Und so sanft der Flügelschlag eines einzelnen Vogels klingt, so tosend und rauschend ist der Klang eines ganzen Vogelschwarmes. Genau diese Erfahrung macht auch Joncour und er merkt, wie im nach und nach seine Geschichte entgleitet, seine Realität verschoben wird und sein Leben nicht mehr sicher ist. Das Weltgeschehen holt Joncour ein und er muss sich darauf konzentrieren, sich wieder eine eigene Existenz aufzubauen und seinen Frieden zu finden.
Riesig und klein, magisch und realistisch, undurchsichtig und klar, unwirklich und erlebt. Vielleicht könnte man so den Schreibstil beschreiben. Reine Worte, verwischte Strukturen und dieser schwebende, traumähnliche Zustand, der den Leser und die Handelnden umgibt.
So erfährt man zum Beispiel auch nicht wirklich viel mehr als einzelne Charaktereigenschaften der Protagonisten. Sie bleiben undurchschaubar und unfassbar und so scheint es, als könnte vielleicht jeder von uns in die Rollen von Hervé Joncour und seiner Frau Hélène schlüpfen. Aber vielleicht nur fast.

Meine Empfehlung:
Wer Zeit und Raum vergessen und in eine magische und poetische Liebes- und Lebensgeschichte eintauchen will, soll dieses Buch lesen, geniessen, mit sich herum tragen und weiter empfehlen.

Zusätzliche Infos:
Autor: Alessandro Baricco
Taschenbuch: 132 Seiten
Sprache: Deutsch
Originalsprache: Italienisch
Übersetzt von: Karin Krieger
Verlag: Piper
ISBN 3-492-22822-4

Eva und die Apfelfrauen

Ich danke dem Blanvalet-Verlag für dieses unterhaltsame Rezensionsexemplar.

Eva und die Apfelfrauen - Tanja Krätschmar

Klappentext:
Die Anzeige im Internet ist ein voller Erfolg: Eva und ihre vier besten Freundinnen erben tatsächlich ein Haus! Allerdings nicht in Berlin, sondern im Wilden Osten, und nur unter einer Bedingung: Sie müssen den riesigen Apfelgarten bewirtschaften, der zum Haus gehört. Aber das ist für die fünf munteren Städterinnen nur eine von vielen Herausforderunge...

Meine Meinung:
Nach "Der Sommer der Blaubeeren" ist nun "Eva und die Apfelfrauen" mein zweites fruchtig-beeriges Sommerbuch, das ich lesen durfte. Irgendwie mag ich die Gestaltung des Covers dieser Bücher unglaublich gerne. Sie wirken so erfrischend und zeitlos für mich.
Bei "Eva und die Apfefrauen" gefällt mir vor allem die Idee dieser fünf Frauen sehr gut. Zusammen ein Haus bewohnen, zusammen essen, arbeiten, lachen und weinen. Was gibt es schöneres für fünf Freundinnen im besten Alter?
Und tatsächlich erben die Freundinnen ein Haus auf dem Land. Aber schnell stellt sich heraus, dass das Leben und Arbeiten auf dem Land und das Bewirtschaften des riesigen Apfelgartens mehr Schwierigkeiten birgt, als sich die fünf gedacht haben. Aber schliesslich gibt es für jedes Problem eine Lösung und es gelingt den Frauen immer mehr, sich in der skeptischen Dorfgemeinschaft zu behaupten.
Mir hat das Buch ein grosses Lesevergnügen bereitet und es hat mich bestens unterhalten. Nur am Ende, als die Freundschaft der Frauen auf die Probe gestellt wird, konnte ich mich nicht immer mehr so richtig mit der Handlung identifizieren. Aber auch hier gibt es für alles eine Lösung.

Schreibstil und Handlung:
Von den Büchern, die als Frauenromane eingeordnet werden, erwartet man vielleicht weniger Ernsthaftigkeit, weniger Situationen, in denen eine Freundschaft auf die Probe gestellt wird und mehr Lockerheit als beim vorliegenden Exemplar. Nach der Lektüre dieses Buches muss ich allerdings sagen, dass genau dieser realistische Roman sich aus der Masse heraus hebt. Ich habe während dem Lesen ein wenig gezweifelt, bin aber nun total überzeugt vom Buch. Von dem her: Handlung und Aufbau top. Alles wirkt so schön durchkonstruiert, enthält unerwartete Wendungen und ist sehr schlüssig.
Der Schreibstil wirkt auf mich total beruhigend. Schöne und schmucke Worte reihen sich zu verständlichen und sehr liebevoll beschreibenden Sätzen. Das mag ich ja immer sehr gerne. Vor allem hat es mir gefallen, dass die fünf Frauen alle einen total eigenen Charakter und Ecken und Kanten haben. So zeichnet sich in ihrer Entscheidung, ihrer Arbeitsmoral und ihrem Familiensinn dann auch jede der fünf Frauen aus und jede verhält sich durchs Band ihrem Charakter, ihren Vorlieben und ihren Überzeugungen entsprechend ohne je langweilig zu werden.

Meine Empfehlung:
Dieses Buch liest sich leicht, es unterhält bestens und regt auch zum Nachdenken über die Position in der Familie und den eigenen Freundeskreis an. Ich empfele "Eva und die Apfelfrauen" jeder Frau in jedem Alter, die in den Sommer und Herbst eintauchen will.

Zusätzliche Infos:
Autorin: Tanja Krätschmar
Taschenbuch: 350 Seiten
Sprache: Deutsch
Verlag: Blanvalet
ISBN 978-3-442-38112-8

Neuzugänge


Eine wunderschöne Hardcover- und die klassische Taschenbuchausgabe dieser zauberhaften Geschichte habe ich heute in meinem Briefkasten gefunden. Zu meiner grossen Schande muss ich euch nämlich gestehen, dass ich dieses Kinder- und Jugendbuch, das aber auch für Erwachsene sehr aktuell ist, noch nicht gelesen habe.
Nun befindet es sich in meinem Besitz und zwar gleich doppelt. Die Taschenbuchausgabe hat noch eine weite Reise vor sich. Aber mehr dazu in den kommenden Tagen oder Wochen. Ihr dürft euch aber auf etwas freuen.

Ich wünsche euch einen guten Wochenstart und einige sonnige Stunden
Livia

Das Protokoll

Das Protokoll - Jean-Marie Gustave Le Clézio

Beschreibung:
Niemand weiss, woher Adam Pollo kommt – auch er selbst nicht. Er lebt zurückgezogen und einsam in einem Haus am Meer; seine Versuche, Kontakt mit Mitmenschen aufzubauen, scheitern. Für ihn gibt es nur die rein sinnliche Wahrnehmung. Tiere, Dinge und Menschen sind für ihn gleich wichtige oder unwichtige Daseinsformen. Schliesslich landet er zur Beobachtung in einer Nervenklinik. Mit bewundernswerter Sprachartistik beschreibt Jean-Marie Gustave Le Clézio einen menschlichen Daseinszustand, der in seiner strengen Konsequenz und seinem grossartigen Entwurf vieles Vergleichbares hinter sich lässt. – Nobelpreis für Literatur 2008.

Meine Meinung:
Zu diesem Buch gibt es nicht wirklich viel mehr zu sagen, als dass es mir schlicht und einfach den Boden unter den Füssen entzogen hat. Das Gute dabei: ich habe noch ein Buch von Le Clézio zu Hause, das weniger Gute dabei: irgendwann einmal werde ich alle Bücher von Le Clézio gelesen haben.
Wer die Aktion "Gemeinsam Lesen" vom letzten Dienstag mitverfolgt hat, hat sich vielleicht meine Beschreibung zum Roman schon angesehen.
Wenn nicht, kopiere ich sie euch noch einmal hier rein.
 Die Frage Nummer drei der Aktion lautete:
"Was willst du unbedingt aktuell zu deinem Buch loswerden? (Gedanken dazu, Gefühle, ein Zitat, was immer du willst!)"
 Und meine Antwort: 
"Häufig wird ein Buch, das mit seiner Sprache besticht, als "wortgewaltig" beschrieben. Wortgewaltig impliziert im (übertragenen) Wortsinn bereits Gewalt, Macht und Dominanz. Häufig sind solche Bücher dann eher poetisch, sehr amüsant, zynisch, ironisch, kritisch oder einfach nur absolut kitschig geschrieben und somit überhaupt nicht - oder nur sehr selten - "wortgewaltig".
"Das Protokoll" aber ist wortgewaltig und gewalttätig. Es ist hart, ehrlich, duldet keinen Widerspruch und nimmt den Leser ein. Einfach so. Keine Diskussion. Es ist ein "Hier bin ich", es ist ein "Nach mir die Sintflut" und es hat trotzdem Platz für Tragik und Tiefsinn, Poesie, Emotionen und Leerstellen."
Lest dieses Buch, es hat nicht umsonst 2008 den Literaturnobelpreis gewonnen.
Schreibstil und Handlung:
Wen ich bis jetzt noch immer nicht mit meiner Begeisterung anstecken konnte, der wird nun hoffentlich definitiv überzeugt.
In diesem Buch hängt der Schreibstil auf äusserst präzise Art mit der Handlung zusammen und umgekehrt. Während der Protagonist immer wieder Momente der Klarheit, aber auch Momente der Verwirrung und der Ungewissheit erlebt, richtet sich der Schreibstil genau nach diesen Gefühlslagen.  So entsteht eine berührende und bedrückende Intensität. Dem Titel entsprechend wird das Leben von Adam Pollo protokolliert. Warum genau und für wen genau dieses Protokoll ist - dient es der Figur Adam Pollo, um sich selber im Leben wieder zu finden oder dient es nicht zuletzt dem Autor, um sich in seiner Geschichte zu orientieren? - wird nicht wirklich klar, es ist aber für die Handlung nicht relevant. Vor allem gfiel mir bei der Lektüre, dass man mitten in Adams Leben einsteigt und dieses Leben auch genau so plötzlich wieder verlässt. Es scheint, als würde man eine Tür öffnen, Adam ein wenig in seinen Handlungen beobachten und die Türe dann sanft und unauffällig wieder schliessen.
Auch spannend sind die im Buch verarbeiteten Briefe und Briefprotokolle, Tagebuchaufzeichnungen und Gedankengänge des Protagonisten. Was hat sich damals wirklich zwischen ihm und Michèle abgespielt? Was hat ihn dazu veranlasst, sich von seiner Familie zu entfernen? Warum lebt er alleine, ohne Arbeit und Geld in einem unbewohnten Haus, obwohl er offensichtlich gut ausgebildet ist? Viele Fragen werden gekonnt umschifft, weil sie vielleicht für uns relevant scheinen, für Adam in seinr eigenen Wirklichkeit aber keine Wichtigkeit besitzen. Andere Dinge, die dem Leser zuerst banal scheinen, erhalten dafür einen Wert, den wir nur schwer nachvollziehen können und so bleibt uns nichts anderes übrig, als uns auf dieses Protokoll, auf dieses Leben einzulassen und uns so Adam anzunähern, der trotz aller Skurrilität durchaus liebenswert scheint.
Meine Empfehlung:
Brauche ich wirklich noch mehr dazu zu sagen?
Lest dieses Buch, lasst euch darauf ein, tragt es mit euch herum, diskutiert es, kritisiert es, hinterfragt es und hinterfragt auch euch und euer Leben und euer Urteil über das Leben von anderen Menschen.
Zusätzliche Infos:
Autor: Jean-Marie Gustave Le Clézio
Taschenbuch: 294 Seiten
Sprache: Deutsch
Originalsprache: Französisch
Übersetzt von: Rolf und Hedda Soellner
Verlag: Piper
ISBN  9783492254557

Gemeinsam Lesen 9.9.14

Endlich schaffe ich es wieder einmal, bei dieser tollen Aktion teilzunehmen, die leider zum letzten Mal von Asaviel durchgeführt wird. Sie wird mit dem Bloggen aufhören. Zum Glück hat sie aber würdige Nachfolgerinnen gefunden.
Unter dem neuen Logo, das ihr hier seht, wird die Aktion von Schlunzen-Bücher und Weltenwanderer weitergeführt.


Und nun zu den heutigen Fragen, die ihr auf dem Schlunzen-Bücher-Blog findet:


1. Welches Buch liest du gerade und auf welcher Seite bist du?
Ich lese momentan "Das Protokoll" von Le Clézio und habe gerade eben ein Kapitel abgeschlossen. Weiter geht es auf Seite 153. Heute Abend/Nacht werde ich das Buch aber noch beenden.


2. Wie lautet der erste Satz auf deiner aktuellen Seite?
"Man würde sie vergessen".

3. Was willst du unbedingt aktuell zu deinem Buch loswerden? (Gedanken dazu, Gefühle, ein Zitat, was immer du willst!)
Häufig wird ein Buch, das mit seiner Sprache besticht, als "wortgewaltig" beschrieben. Wortgewaltig impliziert im (übertragenen) Wortsinn bereits Gewalt, Macht und Dominanz. Häufig sind solche Bücher dann eher poetisch, sehr amüsant, zynisch, ironisch, kritisch oder einfach nur absolut kitschig geschrieben und somit überhaupt nicht - oder nur sehr selten - "wortgewaltig".
"Das Protokoll" aber ist wortgewaltig und gewalttätig. Es ist hart, ehrlich, duldet keinen Widerspruch und nimmt den Leser ein. Einfach so. Keine Diskussion. Es ist ein "Hier bin ich", es ist ein "Nach mir die Sintflut" und es hat trotzdem Platz für Tragik und Tiefsinn, Poesie, Emotionen und Leerstellen.
Lest dieses Buch, es hat nicht umsonst 2008 den Literaturnobelpreis gewonnen.
4. Welches Buch hätte ein anderes Ende, wenn du es geschrieben hättest? Und wie würde das Ende aussehen? 
Da muss ich ehrlich sein: ich würde kein Buch ändern wollen. Auch wenn es mir manchmal das Herz zerreisst, wenn ein Buch traurig oder enttäuschend endet oder wenn ich manchmal denke, dass ein Buch ohne dieses oder jenes Ende vielleicht perfekt gewesen wäre und auch wenn man so einige wirklich auch objektiv betrachtet "schlechte Bücher" verbessern könnte, ich würde sie alle nicht ändern wollen. Ein jedes Buch in seiner Vollkommenheit und Unvollkommenheit hat seinen Zweck. Zu unterhalten, zu belehren, zu lehren und verrissen zu werden oder als Türstopper zu dienen.

Neuzugänge




















 Ihr Lieben, diese Bücher habe ich alle bei meiner nächtlichen Aktion "gerettet" (hier) und sie werden nun in mein Regal einziehen. Ich freue mich ja schon darauf, die Titel und Autoren in meine SuB-Liste einzutippen...

Wer kennt die Bücher? Welche davon soll ich unbedingt und so schnell wie möglich lesen?