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31 Oktober 2023

Rezension: Beinahe Herbst

Beinahe Herbst - Marianne Kaurin

Beschreibung des Verlages:
Sonja wartet auf ihre jüngere Schwester Ilse. Sie hätte längst zu Hause sein sollen. In Oslo fällt der erste Schnee. Plötzlich klopft es an der Tür. Draußen stehen drei Polizisten. Es ist das Jahr 1942.
Der preisgekrönte Roman »Beinahe Herbst« handelt vom Schicksal der jüdischen Familie Stern im okkupierten Norwegen, von der Kraft der ersten großen Liebe, vom Hoffen und Verlieren, von kleinen Zufällen und großen Träumen.

Inhalt:

1942, es wird Herbst in Oslo. Ilse Stern trifft sich immer öfter mit dem Nachbarsjungen Hermann. Obwohl eine Ausgangssperre herrscht, obwohl immer mehr Soldaten die Strassen bevölkern. In der Schneiderei von Ilses Vater bleibt es leer, die Schaufenster sind mit antisemitischen Parolen beschmiert und eines Tages wird Ilses Vater abgeholt. Ihre Mutter versinkt in Trauer, ihre ältere Schwester Sonja versucht, für die jüngste Schwester zu sorgen, während Ilse wieder einmal unterwegs ist und nicht mehr zurückkommt. In dieser Nacht fällt Schnee und am nächsten Morgen wird die Familie Stern abgeholt.

Meine Meinung:
Anfangs musste ich mich an den kühlen, distanzierten Schreibstil und die sehr ichbezogene Ilse gewöhnen. Ganz selbstverständlich überlässt sie ihrer Mutter und ihrer älteren Schwester den Haushalt und die Arbeit in der Schneiderei des Vaters und kümmert sich nur um ihre eigenen Bedürfnisse. Naiv und unselbstständig lässt sie sich wieder einmal auf ein Treffen mit Hermann ein. So naiv und unselbstständig, wie Teenager eben sind. Und diese Gleichzeitigkeit eines normalen Teenageralltags, in dem es um die hübscheste Kleidung und den modischsten Haarschnitt geht, während die Nazis immer stärker und präsenter werden, ist unendlich schwer auszuhalten und gerade deshalb so authentisch, berührend und leider aktueller denn je.
"Beinahe Herbst" ist ein Jugendbuch, das vor keinem Thema Halt macht und das kindlich anmutende Cover täuscht. Einige der beschriebenen Szenen, wie der Transport der Familie Stern nach Auschwitz oder die Gefangennahme des Vaters, sind an einschneidender Tragik kaum zu überbieten.
Es zeigt sich aber auch in diesen Ausnahmesituationen, dass die Grenzen zwischen Freund und Feind immer mehr verschwimmen und dass man Menschlichkeit manchmal an den überraschendsten Orten und bei den zufälligsten Begegnungen antreffen kann.
Kaurins Schreibstil ist so reduziert, dass er enorm viel Handlung in wenigen Sätzen transportiert und ohne ausschweifende Beschreibungen auch kleinste Andeutungen und Stimmungen fassbar macht. Die melancholische Atmosphäre wird erst gegen Ende ein wenig hoffnungsvoller und die mitten aus dem Leben gegriffene Geschichte wird bei mir noch lange nachhallen.

Meine Empfehlung:
Dieses Buch sollte Schullektüre sein und ich wünsche ihm viele weitere Leserinnen und Leser. Es scheint, als wäre es gerade jetzt wichtiger denn je, genau solche Bücher zu lesen und Marianne Kaurin schafft es mit ihrer einzigartigen und äusserst eindringlichen Sprache, Geschichte lebendig zu machen. Mit diesem Romandebüt ist ihr zu Recht der Durchbruch gelungen.

Zusätzliche Infos:
Titel: Beinahe Herbst
Originalitel: Nærmere høst
Autorin: Marianne Kaurin, geboren 1974, studierte am Norwegischen Kinderbuchinstitut in Oslo. 2012 debütierte sie mit ihrem Jugendroman Beinahe Herbst, für den sie großartige Kritiken und zwei der wichtigsten Jugendliteraturpreise des Landes erhielt. Die Autorin wohnt mit ihrer Familie in Oslo.
Sprache: Deutsch
Aus dem Norwegischen von: Dagmar Mißfeldt ist Skandinavistin und Übersetzerin aus dem Schwedischen, Dänischen, Norwegischen und Finnischen, u. a. Werke von Liza Marklund, Jonas Moström und Torger Holtsmark.Sie übersetzt zudem für Fernseh- und Kinoproduktionen. Sie lebt in Hamburg.
Hardcover: 227 Seiten
Verlag: Arctis
Erscheinungstermin: 20.09.2019
ISBN: 978-3-03880-031-6


29 Oktober 2023

Rezension: Weihnachten kann kommen

Rezensionsexemplar aus der Verlagsgruppe Harper Collins )via Bloggerportal), vielen Dank

Weihnachten kann kommen - Sarah Morgan

Beschreibung des Verlages:

Schneeflockengestöber und jede Menge familiäre Verstrickungen
Das Weihnachtsfest der Familie Miller ist legendär – eine perfekte Feier, von der die Werbefachfrau Lucy bisher nur gelesen hat. Bis jetzt. Denn dieses Jahr muss sie Ross Miller für einen neuen Vertrag gewinnen. Und weil er ihre Anrufe nicht entgegennimmt, will sie die familiären Vorbereitungen unterbrechen, Ross' Unterschrift einholen und dann verschwinden, bevor ihr Neid auf die grandiose Familie zu stark wird. Doch es kommt alles anders, weil die Millers sie für Ross' neue Freundin halten. Ehe sie sich versieht, ist Lucy eingeladen, über die Feiertage bei ihnen in den verschneiten schottischen Highlands zu wohnen. Ihr vermeintlicher Freund ist wütend, aber die Chemie zwischen den beiden ist ebenso heftig wie überraschend. Entweder steht Lucy das schlimmste Weihnachtsfest aller Zeiten bevor, oder die Verwechslung entpuppt sich als der beste Fehler ihres Lebens.

Inhalt:
Werbefachfrau Lucy lebt für ihre Arbeit und platzt dafür sogar mitten in die Weihnachtsfeier der berühmten Familie Miller, um dem bekannten Geschäftsmann Ross Miller eine Idee zu pitchen. Aufgrund einiger chaotischer Verwechslungen und dramatischer Wendungen wird sie für Ross' Freundin gehalten und ist gezwungen, über die Weihnachtstage bei Familie Miller zu bleiben. Bald stellt sich heraus, dass jedes Familienmitglied an einem persönlichen Wendepunkt steckt und inmitten des weihnachtlichen Getümmels kommen einige Emotionen und Geheimnisse ans Tageslicht.

Meine Meinung:
Das Buch habe ich gemeinsam mit Martina vom Blog Martinas Buchwelten gelesen und es hat mir grossen Spass gemacht, gemeinsam mit ihr in die winterlich verschneiten Highlands einzutauchen.
Von Sarah Morgan haben mich schon einige Weihnachtsbücher begeistert. Nur leider sind viele der neueren Cover in meinen Augen gar nicht mehr ansprechend gestaltet. Bei diesem Buch hat mich aber die Aufmachung begeistert und die Beschreibung klang sehr vielversprechend, weshalb ich die Geschichte unbedingt für mich entdecken wollte.
Ich wurde belohnt mit magischer Weihnachtsstimmung in einem warmen, traumhaft geschmückten Haus in den schottischen Highlands, mit zarter Romantik und ein wenig Tragik und mit einer liebevoll beschriebenen Familie (inklusive Familienhund Hunter).
Das Buch hat mich gut unterhalten und auch berührt. Vor allem Lucy und ihre Geschichte mochte ich sehr. Über sie und ihre Arbeit hätte ich aber gerne noch viel mehr erfahren. Auch Nanna Jean, die kein Blatt vor den Mund nimmt, sorgt für ordentlich Trubel, einige Lacher und versöhnliche, tröstende Unterhaltungen.

Schreibstil und Aufbau:
Obwohl der Klappentext so wirkt, als stünde die Geschichte zwischen Lucy und Ross im Mittelpunkt, werden mehr und mehr Figuren und ihre Liebes- und Lebensgeschichten beleuchtet. Der Fokus verschiebt sich und in der Mitte des Buches scheint sich die Autorin ein wenig zu verzetteln. Auch wenn ich es mag, wenn viele verschiedene Figuren und ihre Geschichten thematisiert werden, war mir dies ein wenig zu überladen. Keine einzige Beziehung kommt ohne Drama, Konflikt oder Ungewissheiten aus und Morgan liefert in diesem einen Buch Stoff für eine ganze Serie. Dies alles führt dazu, dass die einzelnen Figuren und Handlungsstränge, die erst am Ende aufgedröselt werden, ein wenig zu kurz kommen und dass es leider an vielen Stellen an Tiefgang fehlt, was der Geschichte aber gutgetan hätte.

Meine Empfehlung:
"Weihnachten kann kommen" beinhaltet eine sehr unterhaltsame, romantische Geschichte, wirkt aber ein wenig überladen, wodurch alles eher oberflächlich bleibt und vor allem Lucy, über die ich gerne mehr erfahren hätte, nicht so viel Platz in der Geschichte einnimmt, wie der Klappentext vermuten lässt. Dafür verbreitet das Buch sehr viel äusserst behagliche Weihnachts- und Winterstimmung und macht damit den ein wenig verzettelten Aufbau locker wett.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Weihnachten kann kommen
Originaltitel: Snowed in at Christmas
Autorin: Sarah Morgan ist eine gefeierte Bestsellerautorin mit mehr als 21 Millionen verkauften Büchern weltweit. Ihre humorvollen, warmherzigen Liebes- und Frauenromane haben Fans auf der ganzen Welt. Sie lebt mit ihrer Familie in der Nähe von London, wo der Regen sie regelmäßig davon abhält, ihren Schreibplatz zu verlassen.
Sprache: Deutsch
Aus dem Englischen von: Sarah Heidelberger
Taschenbuch: 416 Seiten
Verlag: Harper Collins
Erschienen am: 26.09.2023
ISBN:
9783365004067

26 Oktober 2023

Rezension: Große Liebe im kleinen Trödelladen

Rezensionsexemplar aus dem Penguinverlag via Bloggerportal. Vielen Dank!

Große Liebe im kleinen Trödelladen - Holly Hepburn

Beschreibung des Verlages:

Nach einem Schicksalsschlag zieht es Hope zurück in ihr Heimatstädtchen, ins verträumte York mit seinen hübschen kleinen Gassen und den windschiefen Fachwerkhäusern. Am Schaufenster des kleinen Trödelladens hat sie sich schon als Kind die Nase platt gedrückt, um das kunterbunte Sammelsurium an Kostbarkeiten zu bestaunen. Dass sie ausgerechnet dort einen Job ergattert, scheint wie ein Wink des Schicksals. Doch Hopes liebenswerte, aber auch ein bisschen schrullige Familie hat ihre ganz eigenen Vorstellungen davon, was das Beste für sie ist. Vor allem, als Hope zwei ganz unterschiedliche Männer kennen lernt: Den sanftmütigen Will, der sich liebevoll um seine verwaiste kleine Nichte kümmert. Und den gut aussehenden Archäologieprofessor Ciaran, der gemeinsam mit Hope das Geheimnis um ein rätselhaftes Schmuckstück lösen will …

Inhalt:
Nach einem Schicksalsschlag zieht Hope zurück nach York, um einen Neubeginn zu wagen. Es gelingt ihr, eine Stelle im "Ever After Emporium", dem Antiquitätenladen, von dem sie als Kind schon begeistert war, zu bekommen. Als die kleine Brodie in einem alten Geheimnishüter ein kostbares ägyptisches Schmuckstück findet, möchte Hope mithilfe des Juweliers Will und des Archäologen Ciaran das Geheimnis des Schmuckstücks ergründen. Dahinter verbirgt sich nicht nur eine tragische Liebesgeschichte aus vergangenen Zeiten, auch Hopes Herz wird gewaltig auf die Probe gestellt.

Meine Meinung:
Es ist kein Geheimnis, dass ich die Bücher von Holly Hepburn sehr gerne mag, "Süsse Träume im Cottage am Strand" hat uns sogar zum vergangenen Schottland-Urlaub inspiriert. Deshalb wollte ich Holly Hepburns Weihnachtsroman auch unbedingt lesen und war zuerst überrascht vom frühlingshaft/sommerlichen Setting. Ob es das war, was es mir ein wenig schwer gemacht hat, in die Geschichte zu finden? Oder ob es eher die anfänglich sehr langsame Entwicklung war? Ich weiss es nicht. Aber mehr und mehr bin ich mit Hope in die Welt der Antiquitäten und vergessenen Schätze eingetaucht und habe mich über die fortschrittliche Protagonistin, ihre tolle Freundin Iris und die sich langsam anbahnende Romanze gefreut. Mir hat gefallen, mit welcher Ehrfurcht und Liebe zum Detail Hope beginnt, die Geschichte des teuren ägyptischen Schmucksstücks zu ergründen. Auch wenn klar war, wie sich die Handlung entwickeln würde, habe ich die Figuren in mein Herz geschlossen und den Ausflug in die wunderschöne Stadt York geliebt.

Sprache und Aufbau:
Zauberhafte, liebevolle Beschreibungen sind definitiv Holly Hepburns Spezialität. Sie entführen in die magische Welt des "Ever After Emporium" in York und erwecken eine tragische Liebesgeschichte aus alten Zeiten wieder zum Leben.
Leider verbreiten nur die letzten fünfzig Seiten dieses Buches weihnachtliche Stimmung und somit ist dieses Buch definitiv kein Weihnachtsroman. Ich fühle mich sogar vom (wenn auch wunderschön glitzernden) Cover irregeführt. Auch der Klappentext beinhaltet keinen Hinweis darauf, dass dieses Buch in erster Linie mitten in einem Hitzesommer spielt...

Meine Empfehlung:
Ich habe dieses Buch trotz trägem Start sehr gerne gelesen, aber ich habe eine viel weihnachtlichere Geschichte erwartet. Und auch wenn Holly Hepburn auf den letzten fünfzig Seiten wirklich alle Register zieht, so sind meine Erwartungen nicht ganz erfüllt worden, was ich aber nicht der Autorin, sondern vor allem dem Verlag, der dieses Buch offensichtlich als Weihnachtsbuch vermarktet, ankreide.
Die Geschichte hat mir aber gut gefallen, weshalb ich euch dieses Buch gerne empfehle, wenn auch ich die bisher gelesenen anderen Bücher der Autorin lieber gemocht habe.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Große Liebe im kleinen Trödellade
Originaltitel: The Little Shop of Hidden Treasures
Autorin: Holly Hepburn liebt es, Menschen zum Lächeln zu bringen – und sie liebt ihre Katze Portia. Sie hat in der Marktforschung und als Model gearbeitet, ihr großer Traum war aber schon immer das Schreiben. Nach »Um fünf unter den Sternen«, »Herzklopfen in der kleinen Keksbäckerei« und »Heute Abend in der Eisdiele am Meer« entführt sie ihre Leserinnen mit ihrem neuen Buch an die wildromantische schottische Küste.
Sprache: Deutsch
Aus dem Englischen von: Melike Karamustafa
Taschenbuch, Klappenbroschur: 528 Seiten
Verlag: Penguin Verlag
Erschienen am: 27. September 2023
ISBN: 978-3-328-10986-0

22 Oktober 2023

Rezension: Die kleine Pension im Weinberg

Das Buch hat mich via Bloggerjury erreicht. Vielen herzlichen Dank.

Die kleine Pension im Weinberg - Barbara Erlenkamp

Die Moselpension-Reihe:
1. Die kleine Pension im Weinberg
2. Einladung in die kleine Pension im Weinberg

Reiheninfos "Das kleine Café an der Mühle" (lose zusammenhängenger Vorgänger der Moselpension):
1. Das kleine Café an der Mühle
2. Winterzauber im kleinen Café an der Mühle
3. Frühlingsglück im kleinen Café an der Mühle
4. Glückssterne über dem kleinen Café an der Mühle
5. Weihnachten im kleinen Café an der Mühle

Beschreibung des Verlages:
Ein neuer Anfang zwischen Moseltal und Weinbergen
Katie ist eine wahre Weltenbummlerin. Doch vor ein paar Monaten hat sie an der Mosel einen alten Gutshof inmitten von Weinbergen erworben und in dem schönen Gebäude die kleine Pension „Gutshof Moselthal“ eröffnet. Weder die Wünsche der Gäste noch die manchmal recht eigenwilligen und doch liebenswerten Dorfbewohner von Wümmerscheid-Sollensbach können Katie aus der Ruhe bringen. Zu ihrem Glück fehlt eigentlich nur noch ein eigener Garten, in dem sie Schnittblumen fürs Haus ziehen möchte. Die passende Fläche hat sie auch schnell gefunden, lediglich eine alte Hütte mit einem Haufen Schrott muss noch entfernt werden. Doch da hat sie die Rechnung ohne den benachbarten Winzer Oliver gemacht. Denn der legt Katie nicht nur so manche Steine in den Weg, sondern trifft sie auch mitten ins Herz ...

Inhalt:
Katie Sheridan wollte eigentlich nur über die Festtage in Wümmerscheid-Sollensbach bleiben, aber nach Silvester zieht sie nichts mehr nach London zurück. Also beschliesst sie, im beschaulichen Dorf zu bleiben und eine eigene Pension zu eröffnen. Als gelernte Köchin stellt dies für sie zumindest fachlich wenige Schwierigkeit dar. Doch sie hat nicht damit gerechnet, dass ihr ausgerechnet ihr Nachbar zuerst die Pläne vom Blumengarten und dann auch fast noch eine wichtige Kritik zerstört. Ausserdem kommen die Briefe, die sie an eine ganz bestimmte Person in England schreibt, immer wieder ungeöffnet zurück, was ihr zusätzlich Kopfzerbrechen bereitet.

Meine Meinung:
Erst gerade habe ich den letzten Band der Reihe um das kleine Café an der Mühle beendet und möchte darauf hinweisen, dass die Moselpension-Reihe lose an die Café-Reihe anschliesst. Es kommen also atbekannte Figuren vor und die Geschichte wird auch chronologisch weitererzählt. Man kann in beiden Reihen alle Bände unabhängig voneinander lesen, wer sich aber für längere Zeit so richtig heimisch fühlen will im fiktiven Doppeldörfchen, beginnt am besten mit "Das kleine Café an der Mühle".
Besonders gut gefallen hat mir der frische, moderne Wind, der durch die Moselpension-Reihe weht. In der Café-Reihe habe ich einige Male kritisiert, wie stereotyp und weltfremd die Figuren skizziert waren, in der Moselpension tauchen aber mehr und mehr Figuren auf, die sehr viel offener und vielschichtiger sind. So ist die Protagonistin Katie Sheridan eine unabhängige Frau, die sich ihre Träume erfüllt und sämtlichen Schwierigkeiten klug und überzeugt entgegentritt.

Schreibstil:
Besonders hervorheben möchte ich die beeindruckenden, gelungenen Naturbeschreibungen. Auch das Wissen rund um Blumengärten und Weinanbau (inklusive Gartentipps im Anhang des Buches) zeugen einmal mehr von den gründlichen Recherchen des Ehepaars Schulte (aka Barbara Erlenkamp). Auch die Einblicke in die Küche und die Bewirtschaftung einer Pension zeugen von viel Fachwissen und Liebe zum Detail.

Meine Empfehlung:
In Wümmerscheid-Sollensbach hat die Neuzeit Einzug gehalten und das steht dem sympathischen Dörfchen sehr gut. Denn an der Hilfsbereitschaft und Schrulligkeit der Figuren hat sich nichts geändert, aber sowohl sprachlich als auch vom Erzähltempo her wirkt der erste Band der Moselpension-Reihe sehr viel moderner, als die Café-Bände. Ich habe mich in Wümmerscheid-Sollensbach wohler denn je gefühlt und möchte dieses Buch für gemütliche Lesestunden in Blumengärten und an gut gedeckten Frühlstückstischen herzlich empfehlen.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Die kleine Pension im Weinberg
Autor*in: Hinter dem Pseudonym Barbara Erlenkamp steht das Ehepaar Christine und Andreas J. Schulte. Er ist Journalist und Krimiautor. Sie hat bereits in ihrer Schulzeit zusammen mit einer Freundin ihren ersten Roman geschrieben und arbeitet heute als technische Redakteurin. Das Ehepaar Schulte lebt mit seinen beiden Söhnen seit mehr als 25 Jahren auf dem Land, in der Nähe von Andernach am Rhein.
Unter dem Pseudonym Barbara Erlenkamp schreiben sie zusammen moderne, humorvolle Frauen- und Unterhaltungsromane.
eBook: 300 Seiten (bei der 2024 erscheinenden Taschenbuchausgabe abgeschrieben)
Sprache: Deutsch
Verlag: beHEARTBEAT
Ersterscheinung: 01.08.2023
ISBN: 978-3-7517-2532-3

21 Oktober 2023

Rezension: Menschenwerk

Menschenwerk - Han Kang

Beschreibung des Verlages:
"Ich kämpfe, jeden Tag. Ich kämpfe gegen die Schande, überlebt zu haben und immer noch am Leben zu sein. Ich kämpfe gegen die Tatsache, dass ich ein Mensch bin. Und Sie, ebenso ein Mensch wie ich, welche Antworten können Sie mir geben?"
Ein Junge ist gestorben, und die Hinterbliebenen müssen weiterleben. Doch was ist ihnen ihr Leben noch wert? Han Kang beschreibt in ihrem neuen Roman, wie dehnbar die Grenzen menschlicher Leidensfähigkeit sind. Ein höchst mutiges Buch und ein brennender Aufruf gegen jede Art von Gewalt.
»Han Kang zu lesen ist wie in einen Strudel aus Brutalität und Zärtlichkeit geworfen zu werden, aus dem man durchgeschüttelt, perplex und tief bewegt wieder auftaucht.« Doris Dörrie

TW: Folter, Mord, Suizid, Leichen, Depression

Inhalt:
Gwangju, Mai 1980, Studierende protestieren in den Strassen der Stadt und werden vom Militär brutal niedergeschossen. Der fünfzehnjährige Dong Ho und sein bester Freund geraten in eine Demonstration, wobei Dong Hos Freund getötet wird.
Dong Ho schliesst sich daraufhin den Freiwilligen an, welche die unzähligen Toten bergen, waschen und aufbahren, damit sie von ihren Angehörigen identifiziert werden können. Die Geschichte einiger Menschen, denen Dong Ho in diesen Tagen begegnet, wird in diesem Buch erzählt. Es sind Geschichten von Gewalt, Schmerz, Würde und Menschlichkeit.

Meine Meinung:
Nachdem ich im September so begeistert war von "Die Vegetarierin", wollte ich unbedingt weitere Bücher der Autorin lesen und weil mir "Menschenwerk" von einigen empfohlen worden ist, habe ich mich daran gewagt. Ich bin immer noch fassungslos und sehr mitgenommen von dieser intensiven Erzählung.
Schilderungen von brutalster Gewalt, Tötungen und Folter lassen den Mai 1980 und dessen Auswirkungen auf die folgenden Jahre und Jahrzehnte fassbar werden, bieten aber nicht viele Hintergrundinformationen, sondern laden zum selbstständigen Recherchieren ein. Han Kang beleuchtet stets den Überlebenswillen von Menschen, die nur noch Fleisch an einem Knochen sind, aber sich dennoch ihre Würde bewahren wollen oder von Menschen, die alles verloren haben. Sie zeigt aber auch auf, wie viele Menschen und ganze Familien an den Ereignissen, der darauffolgenden Gefangennahme oder dem Verlust ihrer Nächsten zerbrochen sind.

Schreibstil und Aufbau:
Han Kang schafft es, die sieben Kapitel jeweils einer Person, einem Schicksal zu widmen und sie dabei stets in loser Verbindung zueinander stehenzulassen. Sie entfernt sich zeitlich immer weiter vom Ereignis und kommt im letzten Kapitel in der heutigen Zeit an, in der sie von ihren eigenen Erinnerungen an die Stadt Gwangju erzählt
Dabei bleibt ihr Stil eher nüchtern beschreibend, ist aber den Figuren und ihrem Leid trotzdem so nahe. Besonders berührt hat mich der innere Monolog einer Seele, die sich nicht von ihrem verstorbenen Körper lösen kann und dabei eine unendlich schwere Traurigkeit verspürt.

Meine Empfehlung:
"Menschenwerk" erzählt vom Menschsein und Mensch bleiben. Es ist herzzerreissend, nur schwer ertragbar aber einfach grandios erzählt. Und es ist enorm wichtig, spannend und geschickt aufgebaut, weshalb ich es euch - gerade in Zeiten, in denen wir hinschauen und aushalten müssen, um zu verstehen und zu lernen - sehr dringend empfehle.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Menschenwerk
Originaltitel: 소년이 온다 – Sonyeoni onda
Autorin: Han Kang ist die wichtigste literarische Stimme Koreas. 1993 debütierte sie als Dichterin, seitdem erschienen zahlreiche Romane. Seit sie für »Die Vegetarierin« gemeinsam mit ihrer Übersetzerin 2016 den Man Booker International Prize erhielt, haben ihre Bücher auch international großen Erfolg. Auch der Roman »Weiß« war für den Booker Prize nominiert, »Menschenwerk« erhielt den renommierten italienischen Malaparte-Preis. Im Aufbau Verlag sind »Die Vegetarierin«, »Menschenwerk«, »Deine kalten Hände« und »Weiß« lieferbar. Mehr Informationen zur Autorin unter www.writerhankang.com.
Sprache: Deutsch
Aus dem Koreanischen von: Ki-Hyang Lee
Hardcover: 222 Seiten
Verlag: Aufbau Verlag
Erscheinungsdatum: 15.03.2019
ISBN: 978-3-7466-3518-7

20 Oktober 2023

Mein SuB kommt zu Wort, 20.10.2023

"Mein SuB kommt zu Wort"
Eine Gemeinschaftsaktion von Melli und Vanessa
Hallo zusammen

Heute Abend lesen wir ja gemeinsam zum Thema "Herbstlektüre" (schaut unbedingt HIER vorbei) und ich habe es mir tatsächlich nicht nehmen lassen, meinen SuB ein wenig aufzustocken...Aber: da ich im Oktober auch sehr viele Bücher aussortiert habe, ist ein deutlicher Abbau zu vermerken.
Alles weitere wird euch SuBrina erzählen. Wir freuen uns schon auf den Austausch in den Kommentaren♥️

1. Wie groß bist du aktuell (Du darfst entscheiden, ob du nur Print oder eBook & Print zählst)?
Hallo ihr Lieben
Dass Frauchen ausgerechnet am 20. des Monats freiwillig die Regale aufstockt, hatten wir hier auch noch nie. Aber genau das ist heute geschehen und auch wenn alle drei neuen Bücher (unten stelle ich sie euch noch vor) geliehen sind, so sind es doch drei weitere Bücher, die Frauchen zu lesen hat.
Dafür ist aber die komplette Comissario Montalbano-Reihe von Andrea Camilleri aussortiert worden. Das waren zehn ungelesene und ein angelesenens Buch. Ausserdem hat Frauchen fleissig gelesen und so stören die stets neu hier einziehenden (und bald wieder ausziehenden) Bibliotheksbücher kaum.
Aktuell umfasse ich übrigens 59 Bücher und 2 Bibliotheksbücher.

Die SuB-Entwicklung in der Übersicht:
20.01.2022: 101 Bücher
21.02.2022: 100 Bücher
20.03.2022: 98 Bücher
20.04.2022: 100 Bücher
20.08.2022: 96 Bücher
20.09.2022: 83 Bücher
20.12.2022: 77 Bücher
20.04.2023: 70 Bücher
20.05.2023: 74 Bücher
20.06.2023: 75 Bücher
20.08.2023: 67 Bücher
20.09.2023: 71 Bücher und 3 Bibliotheksbücher
20.10.2023: 59 Bücher und 2 Bibliotheksbücher

2. Wie ist die SuB-Pflege bisher gelaufen – zeig mir deine drei neuesten Schätze auf deinem Stapel!
Diese drei Bücher hat sich Frauchen heute (!!!!!) neu geholt:
"Die zehn Lieben des Nishino" von Hiromi Kawakami (aus dem Japanischen von Ursula Gräfe) und "Beinahe Herbst" von Marianne Kaurin (aus dem Norwegischen von Dagmar Mißfeldt) hat Frauchen sichaus der Stadtbibliothek Burgdorf geholt. Tatsächlich war sie auf der Suche nach einem anderen Buch, das gestern noch erhältlich, heute aber leider schon ausgeliehen war. Also har sie sich vom Thema "Herbstlektüre" einfach inspirieren lassen und hat nun Lesestoff für heute Abend :-)
"Oben Erde, unten Himmel" von Milena Michiko Flašar hat Livia sich von einer Bekannten geliehen, weil sie "Ich nannte ihn Krawatte" so gemocht hat.

3. Welches Buch hat dich als letztes verlassen, weil es gelesen wurde? War es eine SuB-Leiche, ein Reihen-Teil, ein neues Buch oder ein Rezi-Exemplar und wie hat es deinem Besitzer gefallen (gerne mit Rezensionslink)?

Zuletzt verlassen hat uns "Menschenwerk" von Han Kang. Ein tragisches, brutales, erschütterndes Buch über das Gwangju-Massaker. Die Rezension wird in den folgenden Tagen erscheinen. Zuletzt rezensiert hat Livia "Radio Sarajevo" von Tijan Sila. Der kurze autofiktionale Roman erzählt von einer Kindheit im Bosnienkrieg und der Flucht nach Deutschland. Livia hat das Buch zusammen mit Jamie gelesen und ihre begeisterte Rezension findet ihr HIER.


4. Liebe:r SuB, der Herbst ist da: kannst du deinem/r Besitzer:in Bücher mit roten, orangen oder braunen Covern passend zum Herbstlaub empfehlen?
Ok, das ist einfach. Livia soll einfach diekt "Beinahe Herbst" lesen, auch wenn nur die Schrift auf dem Cover rot ist. Dafür sind ganz viele goldene Herbstblätter darauf abgebildet :-)

Die weiteren Bücher der vierten Frage:
Januar 2022: "Vor Rehen wird gewarnt" - Vicki Baum (gelesen im März 2022) REZENSION
Februar 2022: "Hierzulandee" - Heinrich Böll (gelesen im März 2022), "Poetenleben" - Robert Walser (aussortiert im März 2022), "Der Räuber" - Robert Walser (noch im Regal), Frauchen sollte zwei aus drei Büchern lesen/aussortieren
März 2022: "Alles, was wir geben mussten" - Kazuo Ishiguro, "Die Stunde der Lerche" - Willi Fährmann (abgebrochen im April 2022), eines davon sollte Frauchen lesen/aussortieren
April 2022: Venezianisches Finale - Donna LeonREZENSION
August 2022:"Wolfsmond" - Stephen King
September 2022: Immer noch "Wolfsmond" - Stephen King, beendet im November, REZENSION
Dezember 2022: Fledermausmann - Jo Nesbø, beendet im Januar, REZENSION
April 2023: "Das Mädchen auf der Himmelsbrücke" - Eeva-Liisa Manner (gelesen im Mai 2023)
Mai 2023: "Die Frau, die Töne sehen konnte" - V. S. Ramachandran
Juni 2023: "Die Frau, die Töne sehen konnte" - V. S. Ramachandran (abgebrochen und aussortiert)
August 2023: "Der Feind im Schatten" von Henning Mankell, "Susannah" von Stephen King, mind. eines der Bücher soll gelesen werden ("Der Feind im Schatten" beendet im August)
September 2023: Zwei
der folgenden Bücher sollen gelesen werden: "Die Vegetarierin" - Han Kang (gelesen im September 2023), "Wo auch immer ihr seid" - Khuê Phạm (gelesen im Oktober 2023), "Die geheimste Erinnerung der Menschen" - Mohamed Mbougar Sarr (abgebrochen und in die Bibliothek gebracht)
Oktober 2023: "Beinahe Herbst" - Marianne Kaurin

Wir schauen in den kommenden Tagen sehr gerne bei euch vorbei. Lasst in den Kommentaren gerne den Link zu eurem Beitrag da.

Bis bald und wir lesen uns
SuBrina (und Livia)

38. gemütliches Lese-Miteinander

Das traumhaft schöne Banner wurde erstellt von Ascari vom Blog Der Leseratz

Liebe Buchmenschen

Heute Abend lesen wir ab 19.00 Uhr zum Thema "Herbstlektüre" und selbstverständlich sind alle Bücher und Teilnehmenden sehr herzlich willkommen. Krimi, Thriller, Liebesroman oder Sachbuch? Wir finden sicher einen Weg, wie dein Buch zum Thema passen könnte :-D

Das Ein- und Aussteigen sowie eine Teilnahme nur in den Kommentaren sind wie immer möglich. Mit einem Kommentar unter diesem Post (gerne natürlich mit Link zu eurem Beitrag) könnt ihr euch unkompliziert anmelden. Teilen/Werbung ist selbstverständlich erlaubt und gerne gesehen.

Ich freue mich sehr auf heute Abend, da ich diese Alltagsflucht gerade wirklich brauchen kann und ich bin mir sicher, dass es einigen von euch auch so geht...

Herzliche Grüsse
Livia



Ablauf:
19.00 Uhr: Beginn, Vorstellungsrunde
20.30 Uhr: 1. Update
21.30 Uhr: 2. Update
22.30 Uhr: 3. Update
23.30 Uhr: 4. Update, Fazit, Ende


Wer ist heute mit dabei?


19.00 Uhr: Beginn, Vorstellungsrunde
Es geht endlich wieder los und wir machen uns einen gemütlichen Leseabend mit vielen herbstlichen Büchern und einem fröhlichen Buchgeplauder. Die Vorstellungsrunde finde ich übrigens immer besonders spannend, weil ich da ein wenig mehr über eure Bücher erfahren kann. Und es geht los :-D

1. Was liest du heute und auf welcher Seite beginnst du?
2. Warum passt dein Buch zum heutigen Motto? Du darfst gerne eine sehr kreative Erklärung finden :-)
3. Wo liest du heute?

1. Ich lese heute "Beinahe Herbst" von Marianne Kaurin und beginne ganz vorne im Buch. Sollte mir die Geschichte zu heftig werden, werde ich zu "Große Liebe im kleinen Trödelladen" von Holly Hepburn wechseln, dort bin ich aktuell auf Seite 116.



2. Nun ja, bei mir ist das heute natürlich sehr eindeutig. Aber ich wollte tatsächlich ein anderes Herbstbuch lesen, das gestern noch in der Bibliothek, heute aber leider schon ausgeliehen war. Also habe ich mich kurzfristig inspirieren lassen und einfach nach "Herbst" im Titel gesucht.

3. Ich lese - wie eigentlich immer - auf dem Sofa, werde mich aber später evtl. ins Bett zurückziehen. Mal sehen. Nicht im Bild sind übrigens Gurkensticks (mit den wohl letzten einheimischen Gurken), nachgereifte Tomaten, Tartaridip und belegte Maiswaffeln. Das lässt sich beim Lesen wunderbar snacken und es bleibt sicher auch noch ein wenig Platz für eine süsse Nachspeise :-D


20.30 Uhr, 1. Update
Schon sind 90 Minuten um und ich habe tatsächlich erscht 40 Seiten gelesen, weil ich noch ein wenig gestörbert habe. Ausserdem ist mir gerade eingefallen, dass in der Waschküche noch eine Wäsche darauf wartet, aufgehängt zu werden. Das mache ich gleich und lese dann weiter ;-)

4. Wie gefällt dir dein Buch bisher? Was möchtest du gerne dazu loswerden?

4. Bisher bin ich noch nicht richtig in der Geschichte angekommen und weiss noch nicht, was ich von der Protagonistin Ilse halten soll. Die Geschichte wird aus ihrer Perspektive erzählt und es werden vor allem ihre Schwärmerei für den Nachbarsjungen Hermann sowie die mehr und mehr verbitterten Eltern thematisiert. Ich bin gespannt, wohin die Geschichte noch führen wird und befürchte dramatische Ereignisse. Wir befinden uns schliesslich im okkupierten Norwegen um 1942 und die Familie Stern ist jüdisch...


21.30 Uhr, 2. Update
Wow, die Zeit verfliegt nur so. Und mittlerweile bin ich bei Seite 72 angekommen und das Buch hat mich in seinen Bann gezogen. Ich bin gespannt, wie es weitergehen wird und mag den Schreibstil sehr gerne. Es ist nicht so einfach, aus der Perspektive einer Fünfzehnjährigen zu schreiben, aber Marianne Kaurin ist dies gut gelungen, finde ich. Und auf die nächste Frage freue ich mich schon sehr, weil ich auf viele Buchtipps hoffe :-D

5. Welche Herbstlektüre kannst du uns allen empfehlen? Was hat dir besonders gut daran gefallen?

5. Erst gerade im September habe ich "Herbst" von Ali Smith gelesen und sehr gemocht. Besonders gut gefallen haben mir die poetische Sprache und die Verflechtung verschiedener Lebensgeschichten und Lebensrealitäten miteinander. Ich denke, dass dieses Buch noch viel mehr Aufmerksamkeit verdient hat.
Zu meiner Rezension gelangt ihr übrigens HIER



22.30 Uhr, 3. Update
Die letzte Stunde des heutigen gemütlichen Lese-Miteinanders bricht an und es freut mich sehr, dass ihr heute mitgelesen habt. Ich habe weitere knapp 40 Seiten geschafft und bin bei Seite 108 angekommen. Die Ereignisse spitzen sich zu und das Buch ist mittlerweile richtig spannend geworden. Ausserdem wird es kalt und kälter, es näher sich der Winter und somit auch eine nächste passende Frage:

6. Orientiert ihr euch beim Lesen sehr stark an den Jahreszeiten, oder greift ihr immer nach Lust und Laune zu eurer nächsten Lektüre?

6. Im Frühling habe ich oft Lust, so richtig kitschige Romane zu lesen, im Sommer darf es gerne bunt gemischt und anspruchsvoll sein und im Winter lese ich viele Weihnachtsbücher, gerne auch Weihnachtskrimis, Adventskalenderbücher usw. Aber natürlich lese ich trotzdem immer querbeet, ich spüre manchmal einfach so leichte Tendenzen. Im Herbst aber mische ich immer alle Genres. Es werden bereits Weihnachtsbücher gelesen, aber viel Spannung oder auch Herzschmerz darf ebenfalls nicht fehlen.


23.30 Uhr, 4. Update, Fazit, Ende
Das 38. gemütliche Lese-Miteinander ist auch schon wieder Geschichte und es war sehr schön, gemeinsam mit euch zu lesen und plaudern, auch wenn wir heute eine ganz kleine Runde waren.
Ich habe 145 Seiten geschafft und werde jetzt im Bett noch ein wenig weiterlesen.

Wie immer freue ich mich über Anregungen, Vorschläge und Wünsche und dann hoffe ich, dass ihr alle bald ganz selig schlummert und von euren liebsten Buchfiguren träumt :-D

Bis zum nächsten Mal und alles Liebe
Livia

17 Oktober 2023

Ankündigung: 38. gemütliches Lese-Miteinander

Das traumhaft schöne Banner wurde erstellt von Ascari vom Blog Der Leseratz

Hallo ihr Lieben

Ich werde für alle, die nicht an der Messe dabei sein können und vielleicht - wie ich auch - ein wenig Realitätsflucht betreiben möchten, am Freitag, 20.10.23, ganz spontan ein gemütliches Lese-Miteinander veranstalten. Das Thema liegt nahe: "Herbstlektüre" und ist so weit gefasst, wie immer. Ihr gruselt euch gerne oder seid in eine richtig schön kitschige Geschichte vertieft? Perfekt. Ihr lest lieber ein Sachbuch oder einen spannenden Krimi? Alles passt zum Thema und wird sonst - kreativ wie immer - passend gemacht.

Den Ablauf habe ich bei unserem letzten GLM im Mai ein wenig angepasst und der ist sehr gut angekommen, weshalb ich es noch einmal genau so probieren möchte:

Ablauf:
19.00 Uhr: Beginn, Vorstellungsrunde
20.30 Uhr: 1. Update
21.30 Uhr: 2. Update
22.30 Uhr: 3. Update
23.30 Uhr: 4. Update, Fazit, Ende

Das Ein- und Aussteigen sowie eine Teilnahme nur in den Kommentaren sind wie immer möglich. Mit einem Kommentar unter diesem Post oder unter dem Startpost am Freitag könnt ihr euch unkompliziert anmelden. Teilen/Werbung ist selbstverständlich erlaubt und gerne gesehen.

Ich freue mich auf euch und grüsse euch herzlich
Livia

15 Oktober 2023

Rezension: Radio Sarajevo

Radio Sarajevo - Tijan Sila

Beschreibung des Verlages:

„Dies ist die Geschichte meiner Kindheit und meines Kriegs.“ Als im April 1992 der Krieg beginnt, ist Tijan Sila nur zehn Jahre alt, doch bis heute kann er sich an den Geruch von gezündetem Sprengstoff erinnern. Während Sarajevo in Flammen steht, wird aus dem Jungen, der er damals war, ein junger Mann. Er streift durch die Ruinen der ausgebombten Stadt und sammelt Dinge, die von den Geflohenen und Gestorbenen zurückgeblieben sind, um sie auf dem Schwarzmarkt gegen Essen zu tauschen. Er lernt zu überleben, und er akzeptiert die grausame neue Normalität, doch zu welchem Preis?
Seine Geschichte ist eine Geschichte des Unerwarteten. Sie erzählt davon, wie Dichter zu Mördern werden und Mörder zu Helden. Sie erzählt von Menschen, denen jede Menschlichkeit jäh genommen wurde, und von den Spreißeln, die der Krieg im Hirn jedes Überlebenden hinterlässt.

Inhalt:
Der zehnjährige Tijan Sila lebt in Sarajevo als die ersten Bomben fallen und die Belagerung der Stadt beginnt. Der erwachsene Tijan Sila blickt auf seine Kindheit zurück und erzählt von der unerwarteten kindlichen Freude, wieder in die Schule gehen zu dürfen, von einem Leben in Banden, von Soldaten und vermeintlichen Kriegshelden, von der Ohnmacht der Eltern und der bitteren Kälte in einem Winter ohne Ofen. Er erzählt auch, wie es sich anfühlt, nach der Flucht noch einmal neu ankommen zu müssen und wie sehr gewisse Ereignisse ein Leben für immer verändern.

Meine Meinung:
"Radio Sarajevo" habe ich gemeinsam mit Jamie vom Blog Librovore gelesen. Vielen Dank für den schönen, spannenden Austausch. Der kurze, äusserst intensive Text lässt tief blicken in eine belagerte Stadt und auf einen Krieg, der immer noch so nahe ist. Der junge Erzähler schafft dabei mit seiner Sprache Zugänglichkeit und lässt immer wieder einen zarten Humor durchschimmern, ohne auch nur einmal zu verharmlosen, welche Gräuel sich tagtäglich ereigneten.
Sila schreibt im autofiktionalen Buch von seiner Liebe zur Musik und seiner Freundschaft zu Sead und Rafik, die stellvertretend für alle seine Freunde stehen. Diese Erinnerungen lassen uns Leser*innen am Geschehen teilnehmen und zumindest ein wenig nachvollziehen, wie komplex, brutal und einschneidend der Bosnienkrieg war und wie er sich auf ganz viele Kinder ausgewirkt hat. Wir lesen von der Freude, als die Schule ausfällt und der kurz darauf folgenden Ernüchterung und Langeweile und können nachvollziehen, wie abenteuerlich  wohl genau deshalb das Herumstreunen in Banden, der Schwarzhandel mit Soldaten oder das Kleberschnüffeln auf Kinder wirken konnten.
Besonders berührt haben mich die Schilderungen vom neuen familiären Alltag und der Rolle der Eltern in Tijan Silas Leben. Dadurch schafft er es, liebevoll und zugleich kritisch auf eine tief traumatisierte Generation zu blicken.

Meine Empfehlung:
Ich bin begeistert und immer noch sehr bewegt von dieser intensiven Geschichte, die so wichtig ist und noch viel mehr Aufmerksamkeit verdient hat. Sila schafft es, mit seinem Text für Menschen mit Kriegserfahrungen zu sensibilisieren und denen eine Stimme zu geben, die keine (mehr) haben. Gerade angesichts des aktuellen Weltgeschehens sollte uns dieses Buch zu denken geben und uns immer wieder daran erinnern, dass aus einem Krieg keine Gewinner hervorgehen können. Unbedingte Leseempfehlung!

Dazu passt:
Wie der Soldat das Grammofon repariert - Saša Stanišić
Herkunft - Saša Stanišić

Zusätzliche Infos:
Titel:
Radio Sarajevo
Autor: Tijan Sila, geboren 1981 in Sarajevo, kam 1994 als Kriegsflüchtling nach Deutschland. Er studierte Germanistik und Anglistik in Heidelberg. 2017 erschien sein erster Roman "Tierchen Unlimited", 2018 folgte "Die Fahne der Wünsche", 2021 "Krach". Zuletzt erschien sein autobiographisches Buch Radio Sarajevo (2023) bei Hanser Berlin. Darüber hinaus veröffentlichte er Essays in der ZEIT, der TAZ und dem FREITAG. Tijan Sila lebt in Kaiserslautern.
Sprache: Deutsch
Fester Einband mit Schutzumschlag: 176 Seiten
Verlag: Hanser Berlin
Erscheinungsdatum: 21.08.2023
ISBN: 978-3-446-27726-7

12 Oktober 2023

Rezension: Im letzten Licht des Herbstes

Im letzten Licht des Herbstes - Mary Lawson

Beschreibung des Verlages:

In der idyllischen Kleinstadt Solace ist ein Teenager spurlos verschwunden. Die siebenjährige Clara ist untröstlich und wartet seit Tagen am Fenster auf die Rückkehr ihrer Schwester. Zu allem Unglück liegt auch noch ihre geliebte Nachbarin, die alte Mrs. Orchard, im Krankenhaus. Eines Abends zieht nebenan ein Fremder ein. Liam Kane wurde das Haus von Mrs. Orchard geschenkt, obwohl er kaum Erinnerungen an sie hat. Ist hier, im Norden Ontarios, ein Neuanfang für ihn möglich? Nach und nach erinnert sich Liam an seine eigene, von Verlust geprägte Kindheit. Und auch Mrs. Orchard stellt sich ihrer Vergangenheit. Denn vor dreißig Jahren gab es einen Vorfall, der für zwei Familien tragische Folgen hatte.

Inhalt:
Claras Schwester Rose ist verschwunden und seither ist nichts mehr, wie es war. Nicht nur verhalten sich Claras Eltern ganz anders als sonst, es zieht auch noch ein fremder Mann ins Nachbarhaus ein. Clara steht täglich am Fenster um auf ihre Schwester zu warten und den neuen Nachbar Liam zu beobachten. Sie weiss nicht, weshalb er hier ist und sie weiss auch nicht, dass ihre Nachbarin Mrs. Orchard und Liam eine gemeinsame Geschichte verbindet, der sie nach und nach auf die Spur kommt.

Meine Meinung:
Dieses Buch habe ich ganz spontan gemeinsam mit Martina gelesen und es war sehr schön, mich mit ihr austauschen zu können. Vom ersten Satz an war ich mitten in dieser tragischen, sehr berührenden Geschichte und finde, dass Mary Lawson sowohl zart und einfühlsam als auch extrem spannend erzählt. Ich kann das Buch wirklich nur loben und möchte bald weitere Bücher der Autorin entdecken. Obwohl Lawson verschiedene Figuren zu Wort kommen lässt, ist die achtjährige Clara - zumindest in meinen Augen - die eigentliche Protagonistin der Geschichte. Die Liebe zu ihrer Schwester, ihre Klugheit und ihr Pflichtbewusstsein sind sehr realistisch erzählt. Ausserdem kümmert sich Clara während Mrs. Orchards Krankenhausaufenthalt liebevoll um deren Kater Moses und damit wird sie zu meiner kleinen Heldin :-D

Schreibstil und Aufbau:
Das Buch wird aus drei Perspektiven erzählt und besonders hervorheben möchte ich, dass es Mary Lawson gelungen ist, allen drei Figuren - die sie übrigens jeweils aus der ich-Perspektive erzählen lässt - eine ganz unterschiedliche Stimme zu geben. So schafft sie es eindringlich und äusserst gekonnt, die kleine Clara zu Wort kommen zu lassen ohne aufgesetzt oder gekünstelt zu wirken. Erfahrungsgemäss tun sich Autor*innen mit Kinderstimmen ja oft ziemlich schwer. Hier gelingt dies mühelos. Elizabeth Orchard, die im Krankenhaus liegt und ihre Gedanken und Erinnerungen vorbeiziehen lässt und dabei Licht ins Dunkel bringt, klingt ganz anders. Sie ist nachdenklicher aber immer versöhnter mit ihrem Leben. Die dritte Perspektive ist Liams Sicht auf die Dinge, die er in der neuen Nachbarschaft antrifft. Ausserdem erfahren wir mehr über seine Vergangenheit und die Gründe, welche ihn nach Solace geführt haben.
Lawsons Erzählsprache sorgt für viel Spannung, die aber ohne Tempo auskommt, sondern sich langsam aufbaut und einen stetigen Sog entwickelt. Ausserdem sind die Beschreibungen wunderschön poetisch und man kann sich in dieser Geschichte so richtig verlieren.

Meine Empfehlung:
Es ist länger her, dass ich mich so sehr in einem Buch festgelesen habe, wie in diesem. "Im letzten Licht des Herbstes" ist ein wahrer buchiger Schatz, der zum Schmökern einlädt und eine bewegende Geschichte mit einer mutigen jungen Protagonistin erzählt. Absolute Leseempfehlung!

Zusätzliche Infos:
Titel:
Im letzten Licht des Herbstes
Originaltitel: A Town Called Solace
Autorin: Mary Lawson, aufgewachsen in Ontario, lebt seit 1968 in Surrey, England. Mindestens einmal im Jahr reist sie in ihre Heimat Kanada. Sie ist verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne. Ihr Debüt »Rückkehr nach Crow Lake« war ein internationaler Erfolg und wurde in 20 Länder verkauft. 2006 wurde sie für den Booker Prize nominiert. Ihr neuester Roman, »Im letzten Licht des Herbstes«, ist in Kanada ein Bestseller.
Sprache: Deutsch
Aus dem Englischen von: Sabine Lohmann
Hardcover mit Schutzumschlag: 352 Seiten
Verlag: Heyne
Erschienen am: 30. August 2021
ISBN: 978-3-453-27357-3

06 Oktober 2023

Rezension: Weihnachten im kleinen Café an der Mühle

Weihnachten im kleinen Café an der Mühle - Barbara Erlenkamp

Reiheninfos:
1. Das kleine Café an der Mühle
2. Winterzauber im kleinen Café an der Mühle
3. Frühlingsglück im kleinen Café an der Mühle
4. Glückssterne über dem kleinen Café an der Mühle
5. Weihnachten im kleinen Café an der Mühle

Beschreibung des Verlages:

Kurz vor dem Fest hängt bei Peter und Sophie der Haussegen gehörig schief. Dabei wollten beide doch nur das Beste. Sophie hat sich in ein neues Café-Projekt gestürzt. Peter möchte Sophie überraschen und nimmt heimlich Tanzstunden – mit ungeahnten Folgen. Währenddessen ist ganz Wümmerscheid-Sollensbach im Weihnachtsfieber. Eine Besuchergruppe aus der englischen Partnerstadt hat sich angekündigt, um die wahre „German Weihnacht“ zu erleben. Natürlich legen sich alle Dorfbewohner bei den Vorbereitungen kräftig ins Zeug, schließlich hat man einen Ruf als Weihnachtsdorf zu verteidigen. Doch in all dem Trubel fängt plötzlich eins der Gestecke im Bistro Feuer ...

Inhalt:
Es weihnachtet in Wümmerscheid-Sollensbach und Sophie von Metten stürzt sich nicht nur in die festlichen Vorbereitungen, sondern auch in einen Umbau ihrer Gasträume. Währenddessen müssen ausserdem noch einige Gäste aus England unterhalten werden. Doch ausgerechnet im ganzen Trubel ist Peter mehr denn je nicht zu Hause und seine Kleidung riecht nach einem fremden Parfüm. Wird es dafür eine harmlose Erklärung geben?

Meine Meinung:
Dieser fünfte Band der Reihe hat mich bestens unterhalten und eine schöne weihnachtliche Atmosphäre verbreitet. Darin ist alles enthalten, was ich an der Reihe vom ersten Band an gemocht habe und lässt vor allem tief in Sophie von Mettens Alltag, ihre Planung, den Umbau ihres Bistros und auch in die Küche blicken. Das hat mir sehr gut gefallen. Schade nur, dass sie stets alleine für das gemeinsame Haus, den Gasthof und auch noch ihre Tochter verantwortlich ist.
Ziemlich schräg aber sehr witzig wird dann aber der Besuch aus der englischen Partnerstadt beschrieben, sprechen doch die Vorsitzenden des Dorfvereins, welche mit der Partnerstadt korrespondiert haben, eigentlich gar kein Englisch, in der heutigen Zeit natürlich maximal unrealistisch, aber darüber habe ich hinweggelesen. Nach zahlreichen Missverständnissen kommt dieser Besuch überhaupt zustande und entsprechend chaotisch aber gerade noch rechtzeitig wird ein Programm für die ausländischen Gäste zusammengestellt. Dabei wird den Wümmerscheid-Sollensbacher durch die ganzen Vorbereitungen klar, wie schön und aussergewöhnlich die heimatlichen Weihnachtsbräuche sind und es kommt so richtig schöne Weihnachtsstimmung auf. Die Beschreibungen der Dekorationen und des Weihnachtsmarkt sind sehr detailliert und herzerwärmend.
Einziger (sich leider durch die Reihe durchziehender) Kritikpunkt sind die absolut verstaubten Geschlechterrollen, die leider sehr aus der Zeit gefallen wirken und so extrem wohl in keiner anderen heutzutage geschriebenen Reihe anzutreffen sind.

Fazit zur Reihe:
Dieses Buch hat es mir von der Atmosphäre her wieder so richtig angetan und dafür gesorgt, dass ich mich im kleinen Café an der Mühle genau so wohl gefühlt habe, wie bei meinem ersten Besuch bei Sophie von Metten. Sofern man also in Bezug auf einen einigermassen zeitgemässen Alltag keine Ansprüche hegt oder gut über weltfremde Stereotype hinweglesen kann, hat diese Reihe einen grossen Unterhaltungswert zumal die Erzählsprache wirklich eine einzigartig schöne Stimmung zaubern kann. Ausserdem kann man beim Lesen tief in die Gastrowelt blicken, was ich immer sehr spannend finde.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Weihnachten im kleinen Café an der Mühle
Autorin: Hinter dem Pseudonym Barbara Erlenkamp steht das Ehepaar Christine und Andreas J. Schulte. Er ist Journalist und Krimiautor. Sie hat bereits in ihrer Schulzeit zusammen mit einer Freundin ihren ersten Roman geschrieben und arbeitet heute als technische Redakteurin. Das Ehepaar Schulte lebt mit seinen beiden Söhnen seit mehr als 25 Jahren auf dem Land, in der Nähe von Andernach am Rhein. Unter dem Pseudonym Barbara Erlenkamp schreiben sie zusammen moderne, humorvolle Unterhaltungsromane.
Taschenbuch: 272 Seiten
Sprache: Deutsch
Verlag:Bastei Lübbe
Ersterscheinung: 30.09.2022
ISBN: 978-3-404-18863-5

05 Oktober 2023

Rezension: Wo auch immer ihr seid

Wo auch immer ihr seid - Khuê Phạm

Beschreibung des Verlages:

Sie ist dreißig Jahre alt und heißt Kiều, so wie das Mädchen im berühmtesten Werk der vietnamesischen Literatur. Doch sie nennt sich lieber Kim, weil das einfacher ist für ihre Freunde in Berlin. 1968 waren ihre Eltern aus Vietnam nach Deutschland gekommen. Für das, was sie zurückgelassen haben, hat sich die Journalistin nie interessiert. Im Gegenteil: Oft hat sie sich eine Familie gewünscht, die nicht erst deutsch werden muss, sondern es einfach schon ist. Bis zu jener Facebook-Nachricht. Sie stammt von ihrem Onkel, der seit seiner Flucht in Kalifornien lebt. Die ganze Familie soll sich zur Testamentseröffnung von Kiềus Großmutter treffen. Es wird eine Reise voller Offenbarungen – über ihre Familie und über sie selbst.

Inhalt:
Kiều verliert an Weihnachten ihre Oma, an die sie sich kaum erinnern kann, schliesslich hat ihr Vater seit fünfzehn Jahren keinen Kontakt mehr zu seiner Familie. Dann aber reist Kiều mit ihren Eltern zu ihrem Onkel Sơn nach Kalifornien, wo sich die ganze Familie zur Testamentseröffnung treffen soll. Während sie noch mit ihrer eigenen Beziehung hadert, wird sie mit einer seltsam fremden und zugleich vertrauten Welt konfrontiert, in der sie sich zuerst zurechtfinden muss, bevor sie ihre Familie erneut kennenlernen kann.

Meine Meinung:
Ich bin sehr froh, dieses Buch in der Bibliothek gefunden zu haben, so hat nämlich mein Lesemonat gleich mit einem Highlight gestartet. Khuê Phạms (autofiktional verzerrte) Familiengeschichte, ihre liebevolle und genau beobachtende Erzählweise und die differenzierte und sehr berührende Auseinandersetzung mit sich selber haben mich begeistert. Das Buch habe ich in wenigen Tagen verschlungen und dabei hatte ich stets das Gefühl, mit am Esstisch, im Flieger oder im Zimmer zu sitzen und hautnah miterleben zu dürfen, wie eine Familie nach so vielen Jahren zusammenfindet, sich neu organisieren muss, und dabei zugleich von gefühlt unüberwindbaren Grenzen voneinander getrennt und trotzdem auch irgendwie vereint ist.

Schreibstil und Aufbau:
In einem ersten Erzählstrang erleben wir die in Berlin lebende Kiều, welche kaum Vietnamesisch spricht und vor fünfzehn Jahren zuletzt in Vietnam war und schliesslich mit ihren Eltern nach Kalifornien reist, wo sie sich zuerst im ganzen Chaos der Kulturen zurechtfinden muss. Anhand des zweiten Erzählstrangs, der Geschichte der Jugendjahre von Kiềus Vater Minh, der während des Vietnamkriegs von seiner Familie nach Deutschland geschickt wird, um Medizin zu studieren, lernen wir etwas über eine in Deutschland mit der kommunistischen Partei sympathisierende Studierendenorganisation. Während Minh realisiert, welche unterschiedliche Kriegspropaganda kursiert, wird es für ihn immer schwieriger, die Erzählungen seiner in Vietnam verbliebenen Familie einzuordnen. In einem dritten Erzählstrang begleiten wir Minhs Bruder Sơn während seiner Flucht von Saigon nach Kalifornien.
Es hat mich beeindruckt, wie Phạm diese durchaus komplexen historischen Hintergründe absolut gekonnt in ihren Roman einbaut. So oft lesen wir Berichte aus einer amerikanischen Perspektive auf diesen furchtbaren, so lange andauernden Krieg. Aber Khuê Phạm gibt ihrer vietnamesischen Familie eine Stimme und lässt tief in eine nachhaltig traumatisierte Gesellschaft blicken.

Meine Empfehlung:
Ich bin voller Lob für diesen Roman, der äusserst komplexe historische Hintergründe aber auch Themen wie Herkunft, Rassismus und Zugehörigkeit so vielschichtig und packend erzählt. Dieses Buch ist wirklich eine Entdeckung für mich und ich empfehle es euch allen weiter.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Wo auch immer ihr seid
Autorin: Khuê Phạm gehört zu den wichtigsten Stimmen einer neuen Generation von deutschen Autoren. Sie wurde 1982 in Berlin geboren und studierte in London am Goldsmiths College und der London School of Economics. Nach ihrer Ausbildung an der Henri-Nannen-Journalistenschule fing sie 2009 als Redakteurin bei der ZEIT an. Für ihre journalistische Arbeit wurde sie mehrfach ausgezeichnet. 2012 veröffentlichte sie mit Alice Bota und Özlem Topçu »Wie neuen Deutschen« (Rowohlt), das von Einwandererkindern und ihrem Platz in Deutschland handelt. »Wo auch immer ihr seid« ist ihr Debütroman - eine literarische Annäherung an ihre eigene Familie, deren Lebensweg sie über fünf Jahrzehnte nachzeichnet. Khuê Pham lebt in Berlin.
Sprache: Deutsch
Hardcover mit Schutzumschlag: 304 Seiten
Verlag: btb Verlag
Erschienen am: 13. September 2021
ISBN: 978-3-442-75802-9

03 Oktober 2023

Lese-Statistik September 2023

Hallo ihr Lieben

Ein ereignisreicher September ist bereits wieder Geschichte und wir nähern uns der gemütlichen Zeit des Jahres, auch wenn leider immer noch so gar kein herbstliches Wetter ist und es im September genau einmal geregnet hat. Aber ich will nicht jammern, sondern froh sein, dass ich den intensiven September so gut überstanden habe und jetzt ein paar ruhigere Tage geniessen darf.
Im September habe ich (wie im August) fünf Tage pro Woche unterrichtet und das war definitiv zu viel. Nicht nur, weil ich auch noch neun Konzerte innerhalb von zwei Wochen gespielt und für weitere Konzerte im November/Dezember geprobt und geplant habe, sondern weil dieses enorme Unterrichtspensum sich längerfristig nicht mit mit meiner freischaffenden Tätigkeit vereinbaren lässt. Das Pensum kam aber nur aufgrund einer zeitlich begrenzten Stellvertretung zusammen und für ein Quartal lässt sich das schon einmal organisieren.
Ausserdem standen auch noch eine Hochzeit und einige Konzertbesuche an, weshalb ich viele Abende/Nächte unterwegs war, was ich aber in vollen Zügen geniessen konnte.
Nun bin ich froh, zwei ruhigere Wochen vor mir zu haben. Eine davon habe ich mir fast komplett frei nehmen können und in der zweiten Woche gehen dann die Organisation, das Üben und Proben wieder los, der Unterricht startet aber erst nachher wieder.

Weil ich sehr viel unterwegs war und auch noch einige begonnene Bücher aus dem August mitnehmen konnte, sind trotz wenig Lesezeit einige Seiten zusammengekommen und auch wenn der Lesemonat eher durchschnittlich und frei von absoluten Highlights war, so habe ich doch ein paar neue Bücher für mich entdecken können.

Der SuB ist ein wenig explodiert, aber ich habe ihn mit Büchern gefüllt, die ich einfach unbedingt lesen mag (und teilweise schon sehr lange lesen möchte) und ausserdem ist mir auch noch ein Buch geschenkt worden. Von meinen Neuzugängen sind übrigens gleich fünf Bücher gebraucht gekaufte Wunschlistenbücher und da in den letzten Monaten des Jahres noch maximal fünf bis zehn Bücher hier einziehen sollen (mal sehen, ob das klappt) und ich mir vor allem in den ersten beiden Oktoberwochen viel Lesezeit nehmen möchte, sollte das vielleicht am Ende des Jahres sogar auf einen wieder geschrumpften SuB hinauslaufen. Und wenn nicht, ist das nicht schlimm :-D

Meine gelesenen Bücher im September:

Zart erzählte Geschichte über die Liebe, das Leben und eine grosse Freundschaft

Ein sehr berührender Brunetti-Fall mit viel Gesellschaftskritik, sehr empfehlenswert

Literarisch eher hochstehendes Buch mit Längen in der Mitte, ein wenig Derbheit und auch viel Poesie


Beeindruckendes, ein wenig mystisches und betörendes Buch mit packenden Beschreibungen


Imposanter aber leider sehr in die Länge gezogener sechster Teil der Reihe


Schöner Provinzroman mit wichtiger Botschaft in Bezug auf Nachhaltigkeit und Zusammenhalt


Alle Rezensionen und Seitenzahlen auf einem Blick:

Herbst - Ali Smith   (272 Seiten)
Verschwiegene Kanäle - Donna Leon   (336 Seiten)
Blutbuch - Kim de l'Horizon   (336 Seiten)
Die Vegetarierin - Han Kang   (190 Seiten)
Susannah - Stephen King   (496 Seiten)
Kräuter der Provinz - Petra Durst-Benning   (512 Seiten)

Meine (immer noch zahlreichen) Neuzugänge:

Rezensionsexemplar:


Bibliotheksbücher:

  1. Wo auch immer ihr seid - Khuê Phạm
  2. Die geheimste Erinnerung der Menschen - Mohamed Mbougar Sarr 
  3. Blutbuch - Kim de l'Horizon
  4. Die Vegetarierin - Han Kang
Neu gekauft:
  1. Kräuter der Provinz - Petra Durst-Benning
  2. Radja Sarajevo - Tijan Sila
  3. Weihnachten im kleinen Café an der Mühle - Barbara Erlenkamp

Gebraucht gekauft:
  1. Die Form des Wassers - Andrea Camilleri (Montalbano Band 1)
  2. Sterne glitzern auch im Schnee - Meike Werkmeister
  3. Leuchtturmnächte - Debbie Macomber
  4. Süßer die Herzen nie klingen - Debbie Macomber
  5. Happy New Year - Malin Stehn

Geschenkt bekommen:
  1. modern women - Kira Cochrane

Alle Zahlen in der Übersicht:

Gelesene Bücher: 6
Abgebrochene Bücher: -
Aussortierte Bücher: -
Gelesene Seiten:  2'142 Seiten
Durchschnittliche Seitenzahl pro Tag: 71.4 Seiten
Bücher von Autorinnen: 2
Bücher von Autoren: 1
Autor*innenduos (oder mehr): 1
Geschenkt bekommene Bücher: 1
Ausgeliehen: -
Buchgewinn: -
Buchprämien: -
Rezensionsexemplare: 1
Gekaufte Bücher: 8
Eingesammelte Bücher: -
Bibliotheksbücher: 4
Gesamte Neuzugänge: 14
SuB am Monatsbeginn: 67
Aktueller SuB: 72 Bücher + 2 Bibliotheksbücher
Differenz: + 7

02 Oktober 2023

Rezension: Kräuter der Provinz

Kräuter der Provinz - Petra Durst-Benning

Die Maierhofen-Reihe

1. Kräuter der Provinz
2. Das Weihnachtsdorf
3. Die Blütensammlerin
4. Spätsommerliebe

Beschreibung des Verlages:
Bürgermeisterin Therese liebt ihre schwäbische Heimat – Wiesen mit sattgelbem Löwenzahn, ein paar sanft geschwungene Hügel und mittendrin Maierhofen. Doch die jungen Leute ziehen weg, und der Dorfplatz wird immer leerer. Als Therese krank wird und das Dorf kurz vor dem Aus steht, raufen sich alle Bewohner zusammen – seien es die drei Greisen, die immer auf der Bank sitzen, der linkische Metzgermeister Edi oder die schüchterne Christine. Und sie haben nur noch ein Ziel: ihre schöne kleine Stadt zu retten und das erste Genießerdorf entstehen zu lassen – einen Ort, an dem der echte Geschmack König ist!

Inhalt:
Das kleine Dorf Maierhofen droht auszusterben... Es wird immer ruhiger, Geschäfte müssen schliessen und auch die Menschen im Dorf sind nicht mehr glücklich. Die Bürgermeisterin Therese hat aber eine sehr mutige Idee, um ihrer Heimat eine letzte Chance zu geben und gemeinsam mit ihrer besten Freundin Christine und einer kleinen Notlüge schafft sie es, ihre Cousine Greta, eine berühmte Werbetexterin, nach Maierhofen zu locken und um Unterstützung zu bitten. Nun aber müssen alle an einem Strang ziehen, um das Unmögliche möglich zu machen.

Meine Meinung:
Vor einigen Jahren habe ich "Das Weihnachtsdorf", den zweiten Band der Maierhofen-Reihe gelesen und habe mich sofort in diesen kleinen fiktiven Ort verliebt. Nun möchte ich die komplette Reihe (inklusive ReRead des Weihnachtsbands im November/Dezember) lesen. In "Kräuter der Provinz" wird zuerst einmal gezeigt, wie es Maierhofen gelungen ist, über die Ortsgrenzen hinweg als Geniesserdorf bekannt zu werden. Das kleine Dorf ist anfänglich noch ziemlich ausgestorben und die Bürgermeisterin Theresa, die sich neben ihrer Krebserkranung vor allem auch Sorgen um ihre Heimat macht, ist verzweifelt. Es muss etwas geschehen und zum Glück kann sie ihre Cousine Greta, eine bekannte Werbetexterin, dazu bringen, nach Maierhofen zu kommen und ein grosses Projekt für das Dorf zu planen.
Was mir besonders gut gefallen hat: es wird Wert darauf gelegt, dass alle Menschen im Dorf sich mit dem, was sie haben und können beteiligen dürfen und sollen und dass wirklich nachhaltige, regionale Produkte und Dienstleistungen angeboten werden. Die Autorin wendet sich im Anhang auch noch in einem Brief an uns Leser*innen und betont dabei, wie wichtig es ihr ist, nachhaltige Beispiele aufzuzeigen und so zum Nachdenken anzuregen. Ausserdem sind alle Rezepte im Anhang problemlos vegetarisch und vegan umzusetzen.
Insgesamt waren für mich vor allem am Anfang der Geschichte ein wenig zu viele Klischees und Geschlechterstereotype anzutreffen, diese werden aber im Verlauf des Buches ein wenig aufgeweicht und ich habe die Bewohner*innen von Maierhofen, die sich so sehr für ihre Heimat engagieren und dabei auch immer mal wieder etwas wagen, sehr ins Herz geschlossen und freue mich bereits auf den nächsten Band.

Meine Empfehlung:
Der erste Band der Reihe hat es mir wirklich angetan und ich habe mich neu in die idyllische Region Maierhofen verlieben können und freue mich nun sehr auf die weiteren Bände und vor allem auf meinen ReRead des Weihnachtsbandes.

Zusätzliche Infos:
Titel: Kräuter der Provinz
Autorin: Petra Durst-Benning wurde 1965 in Baden-Württemberg geboren. Seit über zwanzig Jahren schreibt sie historische und zeitgenössische Romane. Fast all ihre Bücher sind SPIEGEL-Bestseller und wurden in verschiedene Sprachen übersetzt. In Amerika ist Petra Durst-Benning ebenfalls eine gefeierte Bestsellerautorin. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Hunden südlich von Stuttgart auf dem Land.
Taschenbuch, Broschur: 512 Seiten
Sprache: Deutsch
Verlag: Blanvalet
Erschienen: 14.09.2015
ISBN: 978-3-7341-1248-5