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24 Juni 2023

Rezension: Die nicht sterben

Die nicht sterben - Dana Gricorcea

Beschreibung des Verlages:

Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2021, ausgezeichnet mit dem Schweizer Buchpreis 2022!
»Ihre Prosa ist wie mit dicken Pinselstrichen gemalt, draufgängerisch, genüsslich, üppig und humorvoll.« Anne-Catherine Simon, Die Presse

B. ist eine kleine Stadt in den Bergen, an der Grenze zu Transsilvanien. Eine junge, in Paris ausgebildete Künstlerin verbringt hier ihre Sommerferien in der Villa ihrer Großtante. Sie liebt die Natur, die bukolische Landschaft und das einfache Leben der Einheimischen. Was sie lange Zeit nicht wahrhaben will, sind die sozialen Abgründe, die Perspektivlosigkeit und die Verzweiflung ihrer Freunde. Das Unheil aber kommt mit dem Fund einer Leiche – übel zugerichtet vom Fürsten der Finsternis.
Schaurig, tiefgründig, archaisch: Ein atemberaubend atmosphärischer Roman über Rache und Extremismus und die Sehnsucht nach der starken Hand, nach einem gestrengen, grausamen Richter – wie Dracula.

Inhalt:
Die namenlose Protagonistin, eine junge Künstlerin, kehrt über die Sommermonate nach B. zurück und begegnet in der Villa ihrer Grosstante ihrer Familiengeschichte und der Geschichte ihrer Heimat ganz neu. Kritisch setzt sie sich damit auseinander und kommt dabei immer wieder in Versuchung, einem heimlichen, ungezähmten Verlangen nachzugeben. Dieser Roman steckt voller Metaphern, Gesellschaftskritik und Geschichte. Wenn man sich darauf einlässt und mit detaillierten Schilderungen von Pfählungen umgehen kann, wird man mit einem beeindruckenden Hin und Her zwischen Traum und Wirklichkeit belohnt.

Meine Meinung:
Auf diese Geschichte muss man sich ein wenig einlassen, aber eine gute Freundin von mir kommt aus Rumänien, weshalb ich schnell auf "vertrautes" Terrain gestossen bin. Ihre Geschichten über ihre Heimat decken sich nämlich sehr mit Grigorceas Schilderungen. Korruption, resp. Erfindungsreichtum, wenn es um die Dehnbarkeit von Gesetzen geht, Armut, Ungleichbehandlungen sowie ein tief verankerter Konservativismus und Aberglaube beherrschen und beschäftigen die Menschen des Dorfes B. Als für eine Beerdigung ein Familiengrab geöffnet wird, dabei eine unschön zugerichtete Leiche zum Vorschein kommt und dieser Fund überregionales Aufsehen erregt, zeigt sich, wie tief Vorurteile und Machtmissbrauch in der Gesellschaft verankert wird. Die Protagonistin ist es letztendlich, welche am schonungslosesten mit dieser bitteren Realität konfrontiert wird und die der bis in die Neuzeit reichenden Ausstrahlung von Vlad (Dracula) dem Pfähler am nächsten kommt.
Genau dieser Dracula und die vermutete (und angekündigte) Vampirgeschichte ist leider nicht so spannend und gruselig, wie erwartet. So sehr die gesellschaftlichen Abgründe und Schilderungen der Pfählungen aufwühlen, so wenig hat mich der Fürst der Finsternis beeindrucken können, was leider sehr schade ist.

Meine Empfehlung:
Bildgewaltig, manchmal brutal und immer wieder sehr unterhaltsam? Auf jeden Fall. So richtig gruselig wird es aber nie und die zwar gekonnt zwischen Traum und Wirklichkeit verschwimmende Vampirthematik hat mir leider insgesamt zu wenig Hand und Fuss (respektive Biss ;-) ). Dennoch empfinde ich das Buch als sehr lesenswert und empfehle es gerne weiter.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Die nicht sterben
Autorin: Dana Grigorcea wurde 1979 in Bukarest geboren, sie studierte Germanistik und Nederlandistik und lebt seit vielen Jahren mit ihrer Familie in Zürich. Die Werke der rumänisch-schweizerischen Schriftstellerin, etwa der Roman »Das primäre Gefühl der Schuldlosigkeit« und die Novelle »Die Dame mit dem maghrebinischen Hündchen«, wurden in mehrere Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem 3sat-Preis beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb. Ihr Roman »Die nicht sterben« wurde 2021 für den Deutschen Buchpreis nominiert und 2022 mit dem Schweizer Literaturpreis ausgezeichnet.
Sprache: Deutsch
Taschenbuch: 272 Seiten
Verlag: Penguin Verlag
Erschienen am: 10. August 2022
ISBN: 978-3-328-10853-5

20 Juni 2023

Mein SuB kommt zu Wort 20.6.23

"Mein SuB kommt zu Wort"
Eine Gemeinschaftsaktion von Melli und Vanessa
 

Guten Abend ihr Lieben

Wir sind heute eher spät (aber lieber spät als nie) mit von der Partie und fassen uns deshalb auch eher kurz. Gerade sammle ich die Bücher ein wenig und der Abbau ist dann eher für Juni und Juli geplant. Mal sehen, ob das dann klappt. Drückt uns die Daumen und Seiten :-D
Wir melden uns dann frühestens im August wieder miteinander hier und wünschen euch ganz eine gute Zeit.

1. Wie groß bist du aktuell (Du darfst entscheiden, ob du nur Print oder eBook & Print zählst)?
Hallo ihr Lieben
Weil Frauchen gerade sehr viele Bücher parallel liest und im Juni erst zwei Bücher beendet hat, ist wieder eine kleine Zunahme zu vermelden. Aktuell "wiege" ich 75 Bücher, werde aber bis Ende Juni wieder einige Bücher abgenommen haben.

Die SuB-Entwicklung in der Übersicht:
20.01.2022: 101 Bücher
21.02.2022: 100 Bücher
20.03.2022: 98 Bücher
20.04.2022: 100 Bücher
20.08.2022: 96 Bücher
20.09.2022: 83 Bücher
20.12.2022: 77 Bücher
20.04.2023: 70 Bücher
20.05.2023: 74 Bücher
20.06.2023: 75 Bücher

2. Wie ist die SuB-Pflege bisher gelaufen – zeig mir deine drei neuesten Schätze auf deinem Stapel!
Livia liest gerade die Rezensionsexemplare "Sterne über Siena" von Claudia Winter (erscheint am 21.6.23), das Buch hat sie vor wenigen Tagen erhalten. Ausserdem hat sie in einem Bücherschrank "Winterzauber in den Dünen" von Felicitas Kind entdeckt und somit bereits für Weihnachten vorgesorgt. "Du hast mir gerade noch gefehlt" von Mhairi McFarlane und "Tod im Anflug, ein Gänsekrimi" von Karin Bergrath hat Livia im Bücherregal im Lehrer:innenzimmer gefunden und wird die Bücher in den Urlaub mitnehmen.

3. Welches Buch hat dich als letztes verlassen, weil es gelesen wurde? War es eine SuB-Leiche, ein Reihen-Teil, ein neues Buch oder ein Rezi-Exemplar und wie hat es deinem Besitzer gefallen (gerne mit Rezensionslink)?

Zuletzt beendet hat Livia "Die nicht sterben" von Dana Grigorcea. Sie muss ihre Eindrücke noch ein wenig ordnen und wird die Rezension in den kommenden Tagen tippen. Zuletzt rezensiert hat Livia den achten Teil der Brunetti-Reihe "In Sachen Signora Brunetti" von Donna Leon. Hier findet ihr die REZENSION.

4. In Juni ist Pride Month. Liebe:r SuB, hast du Bücher mit queeren (Haupt-)Figuren auf deinen Stapeln?
Das wissen wir nicht, ziemlich sicher aber schon... Vielleicht wird sich nämlich die eine oder andere Figur noch als queer herausstellen, aber da Frauchen eigentlich nie Klappentexte liest und auch gerade kein Sachbuch oder so zum Thema hat, können wir diese Frage nicht beantworten, wir wissen es wirklich nicht.
Das Buch der letzten vierten Frage übrigens ("Die Frau, die Töne sehen konnte" von V. S. Ramachandran) haben wir beide ein wenig vergessen. Das nehmen wir uns nun einfach für die nächste Runde erneut vor :-D

Die Bücher der vierten Frage:
Januar 2022: "Vor Rehen wird gewarnt" - Vicki Baum (gelesen im März 2022) REZENSION
Februar 2022: "Hierzulandee" - Heinrich Böll (gelesen im März 2022), "Poetenleben" - Robert Walser (aussortiert im März 2022), "Der Räuber" - Robert Walser (noch im Regal), Frauchen sollte zwei aus drei Büchern lesen/aussortieren
März 2022: "Alles, was wir geben mussten" - Kazuo Ishiguro, "Die Stunde der Lerche" - Willi Fährmann (abgebrochen im April 2022), eines davon sollte Frauchen lesen/aussortieren
April 2022: Venezianisches Finale - Donna LeonREZENSION
August 2022:"Wolfsmond" - Stephen King
September 2022: Immer noch "Wolfsmond" - Stephen King, beendet im November, REZENSION
Dezember 2022: Fledermausmann - Jo Nesbø, beendet im Januar, REZENSION
April 2023: "Das Mädchen auf der Himmelsbrücke" - Eeva-Liisa Manner (gelesen im Mai 2023)
Mai 2023: "Die Frau, die Töne sehen konnte" - V. S. Ramachandran
Juni 2023: "Die Frau, die Töne sehen konnte" - V. S. Ramachandran

Und nun wünschen wir euch eine gute Nacht und freuen uns schon aufs Stöbern.

Alles Liebe
SuBrina (und Livia)

14 Juni 2023

Rezension: In Sachen Signora Brunetti

In Sachen Signora Brunetti - Donna Leon

Reiheninfos:
  1. Venezianisches Finale (1992)
  2. Endstation Venedig (1993)
  3. Venezianische Scharade (1994)
  4. Vendetta (1995)
  5. Acqua alta (1996)
  6. Sanft entschlafen (1997)
  7. Nobiltà (1998)
  8. In Sachen Signora Brunetti (1999)
  9. Feine Freunde (2000)
  10. Das Gesetz der Lagune (2001)
  11. Die dunkle Stunde der Serenissima (2002)
  12. Verschwiegene Kanäle (2003)
  13. Beweise, daß es böse ist (2004)
  14. Blutige Steine (2005)
  15. Wie durch ein dunkles Glas (2006)
  16. Lasset die Kinder zu mir kommen (2007)
  17. Das Mädchen seiner Träume (2008)
  18. Schöner Schein (2009)
  19. Auf Treu und Glauben (2010)
  20. Reiches Erbe (2011)
  21. Tierische Profite (2012)
  22. Das goldene Ei (2013)
  23. Tod zwischen den Zeilen (2014)
  24. Endlich mein (2015)
  25. Ewige Jugend (2016)
  26. Stille Wasser (2017)
  27. Heimliche Versuchung (2018)
  28. Ein Sohn ist uns gegeben (2019)
  29. Geheime Quellen (2020)
  30. Flüchtiges Begehren (2021)
  31. Milde Gaben (2022)
  32. Wie die Saat, so die Ernte (2023)

Beschreibung des Verlages:
Es beginnt mit einem Telefonanruf am frühen Morgen. Im kühlen venezianischen Frühdunst ist ein Akt von Vandalismus verübt worden. Bald allerdings muss Commissario Brunetti feststellen, dass der Täter kein kleiner Ganove ist. Am Tatort wartet auf die Festnahme keine andere als Paola Brunetti, seine Frau.

Inhalt:
Commissario Brunetti ist entsetzt, als er mitten in der Nacht in einem leeren Bett erwacht und kurz darauf einen Anruf aus der Questura erhält. Seine Frau Paola ist festgenommen worden, nachdem sie die Schaufensterscheibe eines Reisebüros mit einem Stein eingeworfen hat, um gegen die vermittelten Sexreisen zu protestieren. Vom moralischen Standpunkt her kann Brunetti sie verstehen. Dass er aber jetzt um seine Position fürchten muss und dass seine Frau nach einem scheinbar mit dem Vandalismus zusammenhängenden Leichenfund nun auch noch unter Mordverdacht gerät, passt ihm gar nicht, weshalb er alles daran setzt, den Fall schnellstmöglich aufzuklären.

Meine Meinung:
Es ist kein Geheimnis mehr, dass ich sehr gerne in den Brunetti-Krimis schmökere und die Ausflüge nach Venedig sehr geniesse. Beim Lesen dieses Krimis ist mir einmal mehr bewusst geworden, dass es mir wirklich gefällt, mit wie viel Respekt, Ehrlichkeit und Zuneigung die Ehe der Brunettis geführt wird. Auch hat mir Paola als immer lauter werdende Frau, deren Ansichten zur Religion und Gesellschaft sehr viel fortschrittlicher sind, als die ihres Mannes, in ihrer Rolle als wütende Rächerin sehr gut gefallen.
Weniger gut weggekommen ist Venedig. Die vielen schönen Beschreibungen der Orte und vor allem auch des Essens sind in diesem Buch definitiv zu kurz gekommen und auch plätschert die Geschichte für meinen Geschmack ein wenig gar sehr dahin. Die Auflösung hat es dann aber definitiv wieder in sich und ich finde es sehr beeindruckend, wie oft Donna Leon in ihren Krimis "Recht haben" gegen "Recht bekommen" ausspielt und dabei aufzeigt, wie fragil ein Justizsystem und damit auch eine Gesellschaft sein kann.

Meine Empfehlung:
Obwohl mir dieser Krimi ein wenig zu langsam war und ich den Venedig-Charme vermisst habe, hat mir vor allem Paola Brunetti als Figur sehr gut gefallen. Ausserdem steckt wieder sehr viel schriftstellerisches Können im Aufbau und der Auflösung und ich freue mich schon auf den nächsten Brunetti-Krimi.

Zusätzliche Infos:
Titel: In Sachen Signora Brunetti
Originaltitel: Fatal Remedies
Autorin: Donna Leon, geboren 1942 in New Jersey, arbeitete als Reiseleiterin in Rom und als Werbetexterin in London sowie als Lehrerin und Dozentin im Iran, in China und Saudi-Arabien. Die ›Brunetti‹-Romane machten sie weltberühmt. Donna Leon lebte viele Jahre in Italien und wohnt heute in der Schweiz. In Venedig ist sie nach wie vor häufig zu Gast.
Sprache: Deutsch
Aus dem Amerikanischen von: Monika Elwenspoek
Taschenbuch: 320 Seiten
Verlag:Diogenes
Erschienen am: 30. November 2001
ISBN: 978-3-257-23311-7

02 Juni 2023

Lese-Statistik Mai 2023

Hallo ihr Lieben

Auch mein Mai war wieder ziemlich turbulent und nach wie vor hinke ich bei Besuchen auf euren Blogs und beim Kommentieren hinterher, aber immerhin habe ich wirklich viele tolle Projekte aufgleisen können, habe ein grosses Projekt mit zwei Konzerten beendet, alle meine teilnehmenden Schülerinnen erfolgreich durch einen Stufentest gebracht (entspricht einer Art Schwimmabzeichen für das jeweilige Instrument) und vor allem Konzerte besucht, intensiv mit motivierten Jugendlichen gearbeitet und ganz viele liebe Menschen getroffen.
Nun wird es konzerttechnisch ruhiger und es geht in die Planungsphase für neue Projekte aber auch für das neue Schuljahr. Vor allem auf das Aufräumen meines Arbeitszimmers sowie die Grobplanung des ganzen Schuljahres 2023/24 Ende Juli freue ich mich schon sehr. Dabei kann ich so richtig schön zur Ruhe kommen und gedanklich mit allem abschliessen, was mich in den vergangenen Monaten beschäftigt hat.

Auch lesetechnisch hatte es der Mai in sich und meine Lektüren wurden ganz klar - und komplett unbeabsichtigt - vom Thema "Kindheit" dominiert. Das Aufwachsen und Erwachsenwerden war fast in jeder Lektüre präsent, was irgendwie eine sehr schöne Sache war. Vor allem anfangs Monat hatte ich nur ganz wenig Lesezeit, gegen Ende des Monats wurde es wieder mehr und ich habe vor allem auch das schon laaaaange begonnene Buch "Secondhand-Zeit" beenden können.
Der Juni wird zwei Rezensionsexemplare bringen, ansonsten sind nur Buchkäufe von gebrauchten Büchern erlaubt. Ganz besonders freue ich mich auf die Leserunde zu "Atlas, die Geschichte von Pa Salt" bei Andrea vom Blog LeseBlick mit der ganzen alten Truppe. Das Buch ist vor etwa einer Woche hier angekommen und ich habe mich bisher vornehm zurückgehalten und lediglich das Vorwort gelesen. Mal sehen, ob ich noch bis Mitte Juni warten kann, aber ich gebe mein Bestes.

Alle Mai-Lektüren:

Sehr poetisches, stimmungsvolles Buch über die Kindheit einer Träumerin im Finnland der 1920er


Der Auftakt der Kopenhagen-Trilogie: eine beschwerliche Kindheit im Kopenhagen der 1920er, lesenswert


Der 4. Fall für Matilda und Rory Shy, unterhaltsam und spannend, nicht ganz so ausgeklügelt wie die Bände 1-3


Leider eher distanziert/oberflächlich bleibender Coming of Age-Roman, gelesen und gerne diskutiert mit Ina


Bewegender, lange nachhallender Reportageroman über die Zeit nach dem Zerfall der Sowjetunion

Faszinierender, düsterer Kurzgeschichtenband mit Kindern als Protagonist*innen, sehr fesselnd


Spannend aufgebauter und stilistisch grandios geschriebener Roman, antirassistisch, feministisch, inklusiv

Die Rezensionen und Seitenzahlen im Überblick:

Das Mädchen auf der Himmelsbrücke - Eeva-Liisa Manner   (154 Seiten)
Kindheit - Tove Ditlevsen   (118 Seiten)
Das Verschwinden der Amanda Kent - Oliver Schlick   (320 Seiten)
Wir werden fliegen - Susanne Gregor   (256 Seiten)
Secondhand-Zeit - Swetlana Alexijewitsch   (578 Seiten)
Mann im Mond - Lana Bastašić   (208 Seiten)
Mädchen, Frau, etc. - Bernardine Evaristo   (560 Seiten)

Meine Neuzugänge:

Das Rosencottage - Constanze Wilke (im Zug gefunden)
Die Passion des stillen Rächers - Andrea Camilleri (secondhand)
Der Dieb der süssen Dinge - Andrea Camilleri (secondhand)
Das Labyrinth der Spiegel - Andrea Camilleri (secondhand)
Das Schweigen des Lemming - Stefan Slupetzky (secondhand)
Atlas, die Geschichte von Pa Salt - Lucinda Riley, Harry Whittaker (Rezensionsexemplar)

Alle Zahlen in der Übersicht:

Gelesene Bücher: 7
Abgebrochene Bücher: -
Aussortierte Bücher: -
Gelesene Seiten: 2'194 Seiten
Durchschnittliche Seitenzahl pro Tag: 70.77 Seiten
Bücher von Autorinnen: 6
Bücher von Autoren: 1
Autor*innenduos (oder mehr): -
Geschenkt bekommene Bücher: 1
Ausgeliehen: -
Buchgewinn: -
Buchprämien: -
Rezensionsexemplare: 1
Gekaufte Bücher: 4
Eingesammelte Bücher: 1
Gesamte Neuzugänge: 6
SuB am Monatsbeginn: 74
Aktueller SuB: 72
Differenz: -2

01 Juni 2023

Rezension: Mädchen, Frau, etc.

Mädchen, Frau, etc.- Bernardine Evaristo

Beschreibung des Verlages:

In »Mädchen, Frau etc.« verwebt Bernardine Evaristo die Geschichten schwarzer Frauen über ein Jahrhundert zu einem einzigartigen und vielstimmigen Panorama unserer Zeit. Ein beeindruckender Roman über Herkunft und Identität, der daran erinnert, was uns zusammenhält.
Die Dramatikerin Amma steht kurz vor dem Durchbruch. In ihrer ersten Inszenierung am Londoner National Theatre setzt sie sich mit ihrer Identität als schwarze, lesbische Frau auseinander. Ihre gute Freundin Shirley hingegen ist nach jahrzehntelanger Arbeit an unterfinanzierten Londoner Schulen ausgebrannt. Carole hat Shirley, ihrer ehemaligen Lehrerin, viel zu verdanken, sie arbeitet inzwischen als erfolgreiche Investmentbankerin. Caroles Mutter Bummi will ebenfalls auf eigenen Füßen stehen und gründet eine Reinigungsfirma. Sie ist in Nigeria in armen Verhältnissen aufgewachsen und hat ihrer Tochter Carole aus guten Gründen einen englischen Vornamen gegeben. Auch wenn die Frauen, ihre Rollen und Lebensgeschichten in Bernardine Evaristos Mädchen, Frau etc. sehr unterschiedlich sind, ihre Entscheidungen, ihre Kämpfe, ihre Fragen stehen niemals nur für sich, sie alle erzählen von dem Wunsch, einen Platz in dieser Welt zu finden.

Inhalt:
Zwölf Schicksale, zwölf Lebensgeschichten voller Rassismus, Ausgrenzung, Feminismus, der Suche nach sich selbst, der Rolle als Frau oder nichtbinären Person und auch voller Erfolg, Kampfgeist und Mut. Ausserdem beinhaltet das Buch ganz viel sprachliche Finesse, Zusammenhalt, Kunst und Kultur, Freundschaft und Liebe.

Meine Meinung:
"Mädchen, Frau, etc." ist das letzte Buch, das ich im Mai 2023 beendet habe und es hat mich fast den ganzen Monat hindurch begleitet. Vor allem anfangs war ich begeistert von der Sprache, vom Aufbau und den bunten, wilden, freien Figuren. Ich war berührt von den tragischen, brutalen Schicksalen und Lebensgeschichten, von den Beschreibungen, die kein Blatt vor den Mund nehmen und queere Lebensrealitäten so selbstverständlich inkludieren. Ausserdem habe ich mich durch viele unterhaltsame und romantische Szenen auch immer wieder bestens unterhalten gefühlt. Dann aber wurde mir das Ganze ein wenig zu ausschweifend, die Biografien der einzelnen Figuren ähnelten sich gegen Ende gar sehr und hielten - allen Widrigkeiten zum Trotz - doch immer einige zu konstruiert wirkende positive Auflösungen und Wendungen bereit.

Schreibstil und Aufbau:
Ganz besonders fällt - zumindest anfangs - auf, dass der Text nahezu ohne Satzzeichen auskommt. Frage- und Ausrufezeichen finden sich zwar, Punkte jedoch kaum. Stattdessen sorgen strategisch gesetzte Absätze für Lesepausen oder auch einen um so schnelleren Lesefluss. Ich kann mir vorstellen, dass der Text auch Mühe bereiten kann, sofern man sehr stark auf ein einheitliches Schriftbild und Satzzeichen angewiesen ist, ansonsten liest er sich aber enorm flüssig.
Das Buch ist so gegliedert, dass jeweils die Lebensgeschichte dreier zusammengehörender Figuren nacheinander erzählt wird. So gliedert sich das Buch in insgesamt vier grosse Abschnitte (à drei Figuren), dem grossen Finale und einem kurzen Epilog, in dem alle Fäden zusammenlaufen. Mir persönlich hat dieser Aufbau sehr gut gefallen und ich hatte zum Glück auch keine Probleme damit, den Überblick zu behalten, obwohl wirklich sehr viele Figuren auftauchen.

Fazit:
Alles in allem hat mir das Buch, das handwerklich geschickt geschrieben ist und wirklich sehr bewegend und inklusiv mitten aus den unterschiedlichsten Leben und gesellschaftlichen Kreisen erzählt, einiger Kritikpunkte zum Trotz sehr gut gefallen.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Mädchen, Frau, etc.
Originaltitel: Girl, Woman, Other
Autorin: Bernardine Evaristo wurde 1959 als viertes von acht Kindern in London geboren. Sie ist Professorin für Kreatives Schreiben an der Brunel University London und stellvertretende Vorsitzende der Royal Society of Literature. Für ihren Roman »Mädchen, Frau etc.« wurde sie als erste schwarze Schriftstellerin 2019 mit dem Booker-Preis ausgezeichnet. 2022 erschien ihr Memoir »Manifesto. Warum ich niemals aufgebe«. Auch mit ihrem jüngsten Roman »Mr. Loverman« (2023) zeigt Bernardine Evaristo einmal mehr, warum sie zu den wichtigsten Stimmen der britischen Gegenwartsliteratur zählt.
Sprache: Deutsch
Aus dem Englischen von: Tanja Handels
Taschenbuch, Klappenbroschur: 560 Seiten
Verlag: btb Verlag
Erschienen am: 10. August 2022
ISBN: 978-3-442-77187-5