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28 September 2018

Rezension: Die schwedischen Gummistiefel

Die schwedischen Gummistiefel - Henning Mankell

Vorsicht Spoiler: Dieses Buch ist eine lose Fortsetzung des Romans "Die italienischen Schuhe".

Beschreibung des Verlages:
Sein letzter großer Roman
Nach dem Brand seines Hauses auf einer einsamen Schäreninsel sind dem ehemaligen Chirurgen Fredrik Welin nur Wohnwagen, Zelt, Boot und zwei ungleiche Gummistiefel geblieben. Und wenige Menschen, die ihm nahestehen: Jansson, der pensionierte Postbote, die Journalistin Lisa Modin und seine Tochter Louise, die schwanger ist und in Paris lebt. Als Louise wegen eines Diebstahls in Untersuchungshaft gerät, ruft sie Fredrik zu Hilfe. Während er in Paris über ihre Freilassung verhandelt, erfährt er, dass auf den Schären schon wieder ein Haus in Flammen steht.
»Ein Mensch, der alles verloren hat, hat nicht viel Zeit. Oder ist es umgekehrt? Ich wusste es nicht.«

Der Vorgänger:
Die Krimis von Henning Mankell sind in der Bücherwelt sehr berühmt aber auch seine Afrika-Romane (vor allem "Der Chronist der Winde") gehören meiner Meinung nach in jedes Bücherregal. Nun aber habe ich das Buch "Die schwedischen Gummistiefel" gelesen, das zwei Jahre nach Mankells Tod erschienen ist und als eine lose Fortsetzung von "Die italienischen Schuhe" verstanden werden kann. In diesem Vorgänger schreibt Mankell aber nicht von Afrika und es wird auch nicht ermittelt (zumindest nicht im eigentlichen Sinn). Vielmehr wird Fredrik Welin, ein ehemaliger Chirurg, der nach einer Tragödie nur doch die Einsamkeit auf seiner Insel sucht, porträtiert. So lange bleibt er aber gar nicht alleine. Nach kurzer Zeit schon taucht ein Mensch aus seinem früheren Leben auf, der dafür sorgt, dass Fredrik Welin sich seiner Vergangenheit stellen muss. Was dann folgt ist eine Reihe von Abenteuern, die in einer melancholischen Sprache erzählt werden.

Die schwedischen Gummistiefel:
Nie hätte ich damit gerechnet, eine Fortsetzung von "Die italienischen Schuhe" lesen zu dürfen (und dann noch eine, die erst wesentlich später erschienen ist), aber natürlich musste ich mir "Die schwedischen Gummistiefel" unbedingt kaufen. Mit viel Action und einem verheerenden Brand beginnt dieses Buch gewohnt intensiv. Und dann folgt eine Sprache, die mit ihrer Wucht noch einmal alles zeigt, was in Mankell steckt. Eine schwere Düsternis legt sich über unseren Protagonisten und die weiteren Figuren, die wir noch aus "Die italienischen Schuhe" kennen. Der Winter naht und bringt Kälte, Schmerz und Tod mit sich. Frederik Welin ist ein richtig alter Mann geworden und genau wie sein Schöpfer gegen Ende seines Lebens ist er noch wach im Kopf. baut aber körperlich immer weiter ab. Wie viel von Mankell steckt in Welin? Wir werden es nie erfahren. Was man aber sagen kann: egal, ob Mankell einen brutalen Krimi, einen Afrikaroman oder einen Roman, der in Schweden spielt, geschrieben hat, er ist sich immer treu geblieben und hat gesellschaftskritische Positionen bezogen, nachdenkliche und tragische Ereignisse thematisiert und vor allem auch für ordentlich Spannung, Schwermut und eine Wortgewalt gesorgt, die ihresgleichen sucht. 

Es geht dem Ende zu:
Was bleibt, wenn nichts mehr bleibt? Wenn man alles verloren hat, wenn es Winter wird und wenn mysteriöse Ereignisse dafür sorgen, dass eine ganze Schärenlandschaft in Angst und Schrecken versetzt wird? 
Das Alter, das Sterben, Verluste, Schmerz und Trauer nehmen in diesem Buch sehr viel Platz ein. Trotzdem bleibt auch Raum für zarten Humor, eine Prise Liebe und eine Art Versöhnung mit dem Leben. Es scheint, als würden die letzten Dinge geregelt und somit bleibt mir nur noch zu sagen, dass Mankell uns mit diesem Vermächtnis ein grosses Stück Literatur hinterlassen hat, das definitiv mehr Aufmerksamkeit verdient.

Meine Empfehlung:
Wie könnte es auch anders sein, selbstverständlich möchte ich euch auch diesen Mankell ans Herz legen und bin davon überzeugt, dass es definitiv Sinn macht, vorher das Buch "Die italienischen Schuhe" zu lesen. Grundsätzlich ist es nicht zwingend notwendig, passt meiner Meinung aber einfach besser zusammen.
Lasst euch mitnehmen in einen kalten Winter, in dem menschliche Nähe das Herz erwärmt, in dem aber auch eine rätselhafte Brandserie die Schärenbewohner in zwei Lager teilt. Wer trägt die Verantwortung? Und wird ein neuer Frühling kommen? Und dann ein neuer Sommer, Herbst und Winter?

Zusätzliche Infos:
Titel: Die schwedischen Gummistiefel
Originaltitel: Svenska gummistövlar
Autor: Henning Mankell, geboren 1948 in Härjedalen, war einer der großen schwedischen Gegenwartsautoren, von Lesern rund um die Welt geschätzt. Sein Werk wurde in über vierzig Sprachen übersetzt, es umfasst etwa vierzig Romane und zahlreiche Theaterstücke. Nicht nur sein Werk, sondern auch sein persönliches Engagement stand im Zeichen der Solidarität. Henning Mankell lebte abwechselnd in Schweden und Mosambik, wo er künstlerischer Leiter des Teatro Avenida in Maputo war. Er starb am 5. Oktober 2015 in Göteborg. Seine Taschenbücher erscheinen bei dtv.
Sprache: Deutsch
Originalsprache: Schwedisch
Übersetzt von: Verena Reichel
Taschenbuch: 480 Seiten
Verlag: dtv 
Erschienen am:

4 Kommentare:

  1. Hallo Livia

    Meine Mutter schwärmt immer von Mankells Krimis, ich habe aber bisher noch kein Buch von ihm gelesen. Deshalb dachte ich, dass es mal die perfekte Gelegenheit dazu ist, rauszufinden, um was es in diesem Buch geht :D Das was du schreibst, klingt sehr vielversprechend. Welches Buch würdest von ihm würdest du denn für Einsteiger am meisten empfehlen?

    LG paperlove

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    1. Nun ja, dieses Buch ist ja eben genau kein Krimi, wie du eigentlich hättest sehen müssen 😉

      Möchtest du denn lieber einen Krimi oder einen Roman von Mankell lesen? "Der Chronist der Winde" ist mein liebster Roman von ihm, "Die fünfte Frau" mein liebster Krimi. Aber aufgepasst: sehr viele seiner Krimis gehören der Reihe um den Kommissar Kurt Wallander an (wie auch "Die fünfte Frau") und wenn du magst, kannst du auch einfach mit dem ersten Band beginnen. Dies ist aber nicht zwingend nötig.

      Du kannst ja einmal bei deiner Mutter im Regal schauen, vielleicht findest du passende Literatur?

      Liebe Grüsse
      Livia

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  2. Ich weiss, dass es sich hierbei nicht um einen Krimi handelt, meine Aussage bezieht sich auf die Vorliebe meiner Mutter und nicht auf deine Rezension ;)

    Was das Genre betrifft, bin ich relativ offen, solange das Buch gut ist. Meine Mutter hat die Bücher leider nur aus der Bibliothek ausgeliehen, deshalb kann ich mir kein Buch aus ihrem Regal schnappen. Aber danke für die Tipps, ich werde mir beide Bücher mal genauer anschauen und gucken, für welches ich mich entscheide.

    LG

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    1. Sooooo, hier bin ich endlich :-)

      Dann ist ja alles gut, ich hatte schon Angst, dass du es irgendwie falsch verstanden hattest oder so.

      Dann denke ich, dass du erst einmal bedient bist mit den Tipps, aber du darfst dich jederzeit wieder melden, dann kann ich dir auch einmal die Bücher schicken, die ich schon gelesen habe :-)

      Alles Liebe dir
      Livia

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